Stöhnend saß er über den Plänen des Tempels. Seit Stunden schon war er immer wieder durchgegangen, was wo hin gebaut werden musste und es war eigentlich unsinnig, da der Bau des Tempels mittlerweile bereits fast abgeschlossen war. In den letzten Monaten hatte er sich immer mehr als exzentrischer Architekt erwiesen, nur seine Frau, seine frisch geborene Tochter Artoria Cara und seine Leibsklaven duldete er längere Zeit um sich. Aber es hatte Früchte gezeigt, er war ein sehr wohlhabender Mann geworden und vermutlich der größte Baulöwe und Architekt Kampaniens. Zumindest ließen das die Kassen vermuten und die Bauten, die er errichtete und renovierte. Nebenbei hatte er ein paar ausgebildete Mosaikleger angestellt, die wirklich wundervolle Arbeit leisteten und auch schon namhafte Männer hatten sich Mosaike von seinen Männern legen lassen.
Doch was auch immer er anstellte, die Mühlen des Staates mahlten ihm zu langsam. Das war es, was ihn am meisten fuchste. Diese wundervollen Villen, die in den Hügeln standen, warteten, bezogen zu werden - und seitens des Staates kamen keine Genehmigungen, nichts.
Er musste lächeln, als er daran dachte, dass er anfangs, als er nach Italia kam, ein Advocatus werden wollte, ein Rechtsverdreher. Doch das ehrliche Bauhandwerk hatte ihn schließlich gefesselt und er errichtete zuerst nur Gebäude in seiner Stadt. Doch mit der Zeit wurde er wagemutiger und plante immer schönere und aufwendigere Gebäude, so dass er nun sogar selbst schon mit der Planung und dem Bau von Tempeln beauftragt wurde. Eine Vielzahl von Arbeitern unterstanden ihm und einige wirklich gute Poliere, mit denen er sich gut verstand und die wussten, wie man seine exzentrischen Neigungen am besten nicht reizen konnte. Doch es hatte auch seinen Preis, denn die langwierige Arbeit für die Stadt reizte das letzte bisschen Elan aus ihm, was ihm deutlich missfiel. Doch er kam brav seinen Pflichten nach, war Aedil und Praetor zugleich für die beschauliche kleine Stadt. Er lehnte sich zurück und seufzte. Seine Frau hatte sich auf zarten Füßen an ihn herangeschlichen und massierte ihm den Nacken. "Du arbeitest zuviel, mein Bär Decimus.", sagte sie und küsste ihn auf den Kopf. Er brummte leise, aber seine Mundwinkel hoben sich, Zeugen seines Wohlgefallens.
Ein Sklave, einer der vielen Bauarbeiter, die er beschäftigte, klopfte an die Tür und trat ungefragt ein, was ihn seufzen ließ.
"Dominus..", begann er und erntete einen Blick des Architekten, der hätte töten können. "Dominus, bitte verzeih, dass ich dich störe. Aber du hast vergessen, die Neuwahlen anzukündigen."
Artorius Corvinus runzelte die Stirn. War tatsächlich wieder soviel Zeit vergangen? Er nickte ihm zu und deutete mit der Hand an, dass er verschwinden solle.
"Danke. Ich kümmere mich darum."