Constantius verschränkte die Arme vor der Brust und späte durch ein nahes Fenster in die Gasse.
Rom. Stadt des Aufstiegs und Stadt des Untergangs. Stadt der Sieger und Besiegten. Stadt des Lichts und des Schattens. Wie lange hatte er sich gewünscht in das Herz des Reiches heimzukehren. Was hatte er sich ausgemalt, was er alles machen würde, wenn er erst einmal hier sein würde. Als Kind hatte er geträumt eine stolze Legion Roms anzuführen. Ruhm und Ehre für das Reich zu erringen, um eines Tages den Einfluss und das Recht seiner Familie wiederherzustellen.
Constantius musste schmunzeln als Bilder einer guten, längst vergangen Zeit an seinem inneren Auge vorbeihuschten. Sie zeigten ihm, wie er mit seinem Gladius aus Holz spielerisch gegen seinen Vater ankämpfte. Und stets war sie dort gewesen. Seine große Schwester. Helena. Wie ein Engel, so kam sie ihm immer vor. So wunderbar und kostbar.
Und jetzt, jetzt waren sie gemeinsam in Rom. Nach ihrem tragischen Verlust, hatte Constantius sich geschworen, sie nie wieder Weinen sehen zu müssen. Doch dies verlangte, dass er seinen Traum, den Traum vom großen Legionär, aufgab. Er musste in ihrer Nähe bleiben. Sie war das was alleine wichtig war. Ihr Glück und ihr Wohlbefinden waren seine Ziele von nun an.
Auch wenn er sich so viel Löbliches einredete, so musste er zugeben, dass Rom nicht der schlechteste Ort für diese Entscheidung ist. Die Frauen dieser Stadt waren bei weitem hübscher als die Frauen in Germanien, wie gerade in diesem Moment feststellen musste, als er die enge Gasse hinab blickte.
Constantius vergaß einen Moment, dass er seine schwerste Entscheidung noch nicht getroffen hatte. Ohne Arbeit würde er kein Geld verdienen. Ohne die richtige Arbeit konnte er den Einfluss seiner Familie in der wichtigsten Stadt nicht mehren. Ohne Arbeit konnte er Helena nicht das bieten was sie verdiente. Doch die Arbeit die er sich auserkoren hatte, forderte ebenfalls einen Tribut.
Constantius seufzte schwer. Und leise flüsterte er vor sich hin.
„Mars hasst jene die zaudern“
„Eine Entscheidung muss gefällt werden“
Er erhob seine Stimme zu einem lauten Ruf
„Helena! Ich möchte mit dir sprechen!“