Beiträge von Caius Iulius Constantius

    Es war mehr als ein höfliches Lächeln, das Constantius offenbarte, als er Minervina zu der gepolsterten Sitzbank geleitete. Obwohl es nur wenige Schritte waren, traf die Dienerin, mit einem Kelch frischen Wasser, fast zeitgleich mit ihnen an der Bank ein. In einer höflichen Geste überreichte diese Minervina den Kelch und zog sich dann aus der Sichtweite der beiden zurück, verblieb allerdings in Hörweite.


    In einer langsamen Bewegung ließ sich Constantius auf die gegenüberliegende Sitzbank nieder, die unweit der Bank stand, die er Minervina angeboten hatte.


    „Wenn du allerdings etwas anderes zu trinken wünscht. Wir haben sicherlich auch noch köstlichere Getränke als reines Wasser. Und gerne werde ich dir die Casa der Iulier zeigen. Vielleicht begegnen wir dann auch den Damen des Hauses. Sowohl Helena als auch Livilla sollten heute zugegen sein. Sicherlich willst du den Abend nicht nur mit einem müden Miles verbringen“, sprach er mit erheiterter Stimme. Und ihre gespielte Höflichkeit, ließ ihn noch ein Stückchen breiter lächeln.


    „Dann musst du mich aufklären, wenn du sagst, dass du keine Rüstung tragen musstest. Mein Erfahrungsschatz geht leider davon aus, dass alle Bürger diese sperrige Last tragen müssen. Also woraus hat dein Tagwerk bestanden? Was sind deine Aufgaben, die du erfüllen musst? In meiner Grundausbildung musste ich viele Dinge tun, die mehr als unangenehm einzustufen sind. Widerfährt dir ähnliches?“

    Ihr Lachen war eine Wohltat. Es tat gut sie so unbeschwert lachen zu hören. Ebenso war es eine Wohltat, sie so unbekümmert, scheinbar frei von Schmerzen zu sehen. Es war jenes Lachen, dass einen Stein von Constantius Herz fallen ließ. Und auch er konnte nicht anders, als kurz in dieses Lachen einzustimmen.
    Nachdem dieser Moment der Erheiterung verklungen war, verblieb dennoch ein gelöstes Lächeln im seinem Gesicht, dass makellose weiße Zähne entblößte und hier und dort kleine Grübchen offenbarte. Sein Blick blieb einen Moment lang sinnierend gen Himmel gerichtet. Es schien ihm, als würde Bilder der Vergangenheit daran entlang ziehen. Bilder von ihm und seiner Schwester, wie sie zusammen Meeresfrüchte aus der Küche entwendet hatten, wie ein kleiner Constantius in die dunkelsten Ecken kroch, nur um später völlig überraschend und mit lauten Gebrüll wieder aufzutauchen. Meistens genau dann, wenn eine der Dienerinnen einen sehr kostbaren Stapel Keramik auf den Armen trug. Meist resultierte das Manöver im lauten Kinderlachen, schreienden Dienerinnen und klirrenden Geschirr.


    „Wenn dem so ist, wie du es mir erzählst, dann ist es wohl gut, dass wir uns in Tarraco nicht begegnet sind. Ich kann mir kaum vorstellen, welche Leiden die Bevölkerung und vor allem unsere Eltern hätten erdulden müssen. Getrennt vermochte man wohl uns mehr schlecht als Recht zu bändigen..aber hätten wir unsere Kräfte vereint…“
    Wieder musste er leise auflachen. Vergaß völlig, dass er nur ein einfacher Miles war und gerade mit der Tochter eines Senators sprach.
    „Aber wenn du in Rom einmal zufällig an der Casa der Iulier vorbeikommst, dann wäre es mir eine Freude, wenn du auch an die Porta klopfen…“
    Der Moment des Vergessens war vorbei und er schaute sie, von sich selbst überrascht, sehr verdutzt an.
    „Verzeih. Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Gerne bist du natürlich als Gast gesehen. Doch es steht mir nicht zu, diese Einladung dir gegenüber auszusprechen“
    Und Verlegenheit ließ ihn den Blick, der vorhin noch gen Himmel gerichtet, auf den Boden zu richten.

    Constantius führte die Gäste in das Triclinium des Hauses. Es war ein merkwürdiges Gefühl für Constantius, die nicht gerade kleine Anzahl von hochrangigen und hoch angesehenen Gäste anzuführen. Er, der nur ein kleiner Miles war, der jeden Tag durch den Schmutz und Staub der Stadt patrouillierte. Ein Gefühl, dass sich noch intensivieren sollte, als er die zentrale Position der Kline erspähte, die ihm zugedacht war.


    Es blieb ihm wohl nun nichts mehr anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen…und


    ..ein schelmischer Glanz eroberte seine Augen. Vielleicht würde man ja als verwundbar wirkender, nicht Aufsehen erregender Gastgeber, die eine oder andere Beobachtung machen können. Hieß es nicht, dass man verwundbar wirken sollte, wenn man zum Angriff bereit war? War nicht Täuschung die wahre Kunst des Krieges. Nun, , ein Teil von Constantius freute sich irgendwie auf das kommende Spielchen.


    „Setzt euch doch bitte“
    Höflich lächelnd deutete er auf die Klinen, die für die Gäste hergerichtet worden waren.
    „Nun gehen wir zum angenehmen Teil des Abends über. Mögen euch Speisen und Wein munden.

    Ihre Worte ließen Constantius noch etwas erfreuter lächeln.
    „Du ehrst mich mit deinen Worten. Ich hoffe du musstest nicht zu lange warten. Und ein wenig Wasser haben wir sicherlich noch für dich.“


    Schmunzelnd blickte er sich zu einer Dienerin um, die am Eingang des Atriums verharrte. Ein kurzes Nicken des Iuliers genügte, um sie zu beauftragen. Immerhin hatte sie den Wunsch des Gastes ja mit eigenen Ohren vernehmen können.


    Als er sich wieder umdrehte, blickte er sie weiterhin lächelnd an. Seine Hand deutete auf eine der gepolsterten Sitzbänke.
    „Möchtest du dich vielleicht setzen, oder möchtest du einen Rundgang durch das Haus machen? Allerdings wird es sich nicht mit der Villa Tiberia messen können.“


    Noch bevor sie sich allerdings hätte entscheiden können, antwortete er auf ihre Frage. Eine gewisse Nervosität schien ihn die Reihenfolge der Fragen und Antworten durcheinander gebracht zu haben.

    „Mir geht es sehr gut Minervina. Der Dienst hielt heute keine sonderlich aufregenden Überraschungen parat. So musste ich heute keinen Eierdieb quer durch die Stadt verfolgen. Und lediglich die Hitze, die schon die ganze Woche über der Stadt liegt, machte das Rumstehen etwas unangenehm. Vor allem weil es unter dem Helm doch sehr heiß werden kann.“


    „Doch wie geht es dir? Ich hoffe die Anreise war nicht zu unangenehm.“

    Es mochte beeindruckend ausgesehen und auch geklungen haben, als sich die Centurie zunächst in einer einheitlichen Bewegung nach rechts auf der Stelle in die Laufrichtung umwandte und sich schließlich in Bewegung setzte. Schnell war ein einheitlicher Rhythmus gefunden, der durch den Tritt von 80 Soldaten weit in der Castra zu vernehmen war. Constantius war ebenfalls diesem Rhythmus anheim gefallen und lief die ersten Schritten in geübter Gleichgültigkeit. Der Centurio mochte Recht haben, das Laufen war notwendig, dennoch würde es nie zu seiner Lieblingsübung werden.
    Als die ersten Unregelmäßigkeiten im Rhythmus der Männer offenbart wurden, hob Miles Sextus Silus seine mächtige Stimme.


    „UNOS.....DUOS“


    Und wie die meisten Männer stimmte auch Constantius in den Ruf ein.


    „...TRES..QUATUOR!“


    Immer und immer wieder erschallte zum Rhythmus des Laufens der einfache Zählvers, der doch die Männer im regelmäßigen Tritt behielt. Hier und dort veränderte Sextus Miles den einprägsamen Vers, in dem er kleine Leidstrophen einstreute, die die Miles laut wiederholen sollten.


    „Equites sind ein fauler Haufen!“


    Und der Chor der Männer wiederholte


    „Equites sind ein fauler Haufen.“


    „Was die reiten, das können wir laufen!“


    Und die Antwort des Chors auf den Ausruf ihres Vorsängers sollte nicht auf sich warten lassen....

    Eigentlich wollte er ihr widersprechen. Wollte ihr klar machen, dass er es hätte einfach ahnen müssen, dass ihr Unheil in der Menschenmenge droht. Doch noch bevor die Gedanken zu ende gedacht waren, noch weit bevor sein Mund sie hätte verkünden können, wurde ihm die Unsinnigkeit derer bewusst. Ja er konnte wahrlich nicht überall seine Augen haben, auch wenn dies sehr wünschenswert gewesen wäre. So seufzte er innerlich, denn den erlittenen Schmerz hätte er ihr zu gern abgenommen oder zumindest erspart. Ein weiteres sanftes Lächeln und ein schwaches Nicken des Kopfes gaben seine Zustimmung zu ihrem Vorschlag bekannt.


    „Einverstanden. Tun wir so, als hätten wir uns eben gerade kennen gelernt.“


    „Mein Name ist Caius Iulus Constantius. Miles der Cohortes Urbane und ich freue mich dich in Rom begrüßen zu dürfen“, fügte er munter und mit scherzhafter Stimme an.


    In böser Vorahnung, dass sich die Ereignisse ihrer Begegnung wiederholen könnte, blickte er sorgenvoll auf den Schild, der immer noch friedlich an die kleine Mauer gelehnt war. Und dieses Mal schien er wirklich stehen zu bleiben.


    „Ich fürchte es ist fast ein Ding der Unmöglichkeit die ganze Familie zu vereinen und an einen Tisch zu bekommen. Zu weit sind sie über das Reich verstreut. Zu viele unterschiedliche Aufgaben haben sie. Aber vielleicht ist das auch der Grund, warum die wenige Zeit mit unseren Angehörigen uns so kostbar erscheint. Weil es eben einem Geschenk gleich kommt, wenn man wenigstens einen Teil von ihnen zu Gesicht bekommt.“


    Sein Blick, der sich bei seinen letzten Worten wieder auf Sabina gerichtet hatte, sollte abermals abschweifen, als das Gespräch sich wieder Tarraco zuwandte.
    „Wenn ich mich recht erinnere, soll mein Vater häufig gesagt haben. Man weiß nie was zu erst kommt, Constantius oder der Ärger.“
    Mit einem freudigen Glanz in den Augen suchte er wieder ihren Blick.
    „Ich kann mir kaum vorstellen, dass du keine brave Tochter gewesen bist. Kaum glaube ich, dass du das Pferd deines Vaters geritten hast, obwohl es dir verboten war. Und was viel schlimmer ist es auch noch in den weiten Feldern verloren hast, weil es einfach zu wild war und dich abwarf. Oder das du mit einem Holzschwertbewaffnet durch die Casa gezogen bist und wilde Ungeheuer in Form von Vasen und Tonkrügen erschlagen und umgestoßen hast.“ Er musste kurz auflachen, als Bilder der Vergangenheit an seinem inneren Auge vorbeizogen.

    Als die IV. Centurie auf dem Exerzieplatz Aufstellung bezog und sich zum Antreten bereit machte, befand sich auch Miles Caius Iulus Constantius unter ihnen. Auch wenn er selbst noch nicht all zu lange in der Einheit diente, befanden sich bereits wieder viele ihm noch fremde, neue Gesichter unter den Männern.
    In einer mühselig eingeübten Routine, nahm der Iulier seine Position in der 1. Reihe der Aufstellungsformation ein. Aufgrund seiner Körpergröße befand er sich dabei nicht weit von dem hünenhaften Miles Sextus Silius entfernt, welcher Constantius immer noch mit Verwunderung erfüllte, wenn der Iulier zu diesem Riesen noch aufblicken musste.
    Schnell war der Blick zum Richten der Formation nach links gewandt und die Fußspitzen an eine imaginäre Linie herangeführt, so dass sich eine gerade Frontlinie ergeben konnte.
    Sollte dieser Blick lediglich der Ausrichtung der Reihen dienen, um die Bildung von Schlangenlinien zu verhindern, musste er doch zu seiner Verwunderung bemerken, wie einzelne Miles beim Eintreffen vor dem frisch gebackenem Centurio salutierten. Ja manche schienen sogar Meldung machen zu wollen. Constantius musste unweigerlich schmunzeln. War es in seiner Grundausbldung doch noch so gewesen, dass immer diejenigen vor den Centurio traten, die zu spät zum Appell erschienen waren und noch um Erlaubnis zum Eintreten in die Formation baten. Natürlich wurde diese Erlaubnis sehr lautstark und einer zusätzlichen Strafaufgabe gewährt. Waren diese Miles während ihrer Grundausbildung so oft zu spät zum Appell erschienen, dass sie nun einen Automatismus entwickelt hatten? In einer ruhigen Minute würde er sicherlich diesem Geheimnis nachgehen. Doch im Moment beließ er es bei einem sachten Schmunzeln.


    Still und mit gestraffter Körperhaltung folgte er der Ansprach des Centurios. Es waren erbauliche, freundliche Worte und wen einer es verdient hatte befördert zu werden, dann sicherlich sein ehemaliger Princeps Prior. So blickte Constantius stolz nach vorne, als Sura vor seinen Männern salutierte. Und doch sollten sich wieder nachdenkliche Falten auf der Stirn des Iuliers einfinden, als einige Miles die Ordnung der Formation wieder durchbrachen und erneut zum individuellen Salutieren ansetzen. Als auch der Miles zu seiner Linken diesem Trend folgen wurde, zischte Constantius leise aber bestimmt diesen entgegen.
    „Da ist Ruhe drin!“


    Als der Angesprochene abrupt in seiner Bewegung inne hielt und mehr oder weniger verdutzt und in einer halbfertigen Geste des Salutierens und des Strammstehend sowohl nach vorne und zu seiner Seite blicken wollte. Musste Constantius erneut schmunzeln.
    „Oh je, ja Training haben wir wirklich nötig“, dachte er sich lediglich, richtete den Blick nach vorne und musste trotz der Hitze zugeben, dass er sich auf die kommenden Übungen freute,

    Die Anspannung des jungen Iulier schien sich langsam aber sicher wieder zu legen. Während er ihren Worten lauschte, ihre Gesichtsmimik beobachtete und ihr Lächeln genoss, erschien es ihm, dass sie wenigstens im Moment nicht mehr so von Schmerzen geplagt wurde, wie noch kurz nach ihrem Sturz. Lediglich, als sie ihn als ihre persönliche Leibwache in Erwägung zog, musste er sowohl vergnügt schmunzeln als auch etwas verlegen kurz den Blick von ihr lösen.


    „Ich werde mich auf den Tag freuen, wenn du mir meinen Patrouillendienst durch ein paar erfreuliche Worte und deine Anwesenheit erleichterst. Aber eine Leibwache soll Schaden von dir abhalten, nicht dafür sorgen, dass du mit Schmerzen Zuflucht auf einer kleinen Mauer suchen musst. Ich werde also noch etwas üben müssen, um dir jemals ein guter Leibwächter sein zu können.“


    Seine Worte klangen vergnügt und sichtlich erheitert. Diesmal war seine Stimme frei von unausgesprochenen Schuldgefühlen über das was ihr widerfahren war.


    „Ja ich habe den Großteil meines Lebens in Tarraco verbracht. Ich war sogar einer der Letzten meiner Familie, die Hispanien verließen. Meine älteren Brüder traten der Legion bei und... fielen für das Imperium. Meine Schwester reiste bald mit ihrem Mann ab und mein Vater ist inzwischen in Germanien als Magistrat tätig. Mein Onkel dient ebenfalls in der Legion, wie die meisten meiner Verwandten. Scheinbar fühlen sich die Iulier nun zum Dienst an der Waffe verpflichtet und weniger den sauberen Hallen der Curie oder dem Senat.
    Es sieht fast so aus, als würden sich die meisten Iulier im Moment in Germanien befinden. Ich wollte eigentlich vor ein paar Wochen, als meine Cousine heiratete, nach Germanien reisen. War es doch einer der wenigen Augenblicke, wo die Familie zum Großteil zusammen gekommen wäre. Doch mein Dienst hat mich hier in Rom gebunden. Es ist erstaunlich wie schwer es ist, diejenigen zu sehen, die einem am Herzen liegen. Aber wie es scheint teilen wir das gleiche Schicksal.“


    Erneut lächelte er sie an und bedachte sie mit einem gutmütigen Blick


    „Wären wir uns in Tarraco begegnet, anstatt hier in Rom, wären dir vielleicht ein paar Schmerzen entgangen. Aber sicherlich hätte ich gewiss mehr Ärger bekommen, hätte ich zugelassen, dass die Tochter des Proconsuls umgerannt wird.“


    Als ob das einen Unterschied gemacht hätte. Den Ärger für seine oft unüberlegten und lausbübischen Taten hatte er ja ohnehin genug in Tarraco gehabt. Und wahrscheinlich wäre er es wohl gewesen, der sie dann in Tarraco umgerannt hätte.

    Normalerweise wäre Constantius aufgeschreckt, hätte sich aus seiner nachdenklichen Pose erhoben und den Gast in seinem Cubiculum mit einem sanften Lächeln empfangen. Daran hatte auch bisher der Umstand nichts geändert, dass es meist Helena war, die an seine Tür klopfte. Eigentlich gab er sich bei ihr besonders viel Mühe, um jeden ihrer Gedanken, der sich sorgenvoll mit seinem Wohlbefinden beschäftigte, schon im Ansatz zu zerstreuen.
    Heute, an diesem Abend, blieb er jedoch einfach sitzen. Er hob nicht einmal den Kopf, als sie sich neben ihn auf das Bett setze. Erst ihre sanfte Berührung, als sie ihren Arm um den jüngeren Bruder legte, ließ ihn aufblicken.
    Obwohl seine Augen müde, erschöpft wirkten, lag noch immer ein aufmerksamer Glanz in ihnen. In stiller Vertrautheit blickten seine braunen Augen ihr entgegen. Verharrten einen Moment mit dem Blick auf ihren Antlitz, bis sich ein besonderes Lächeln in den Gesichtsausdruck Constantius’ mischte. Ein Lächeln, so stark, so kraftvoll und dennoch nicht völlig ehrlich. Es war jenes Lächeln, das er ihr im Kindesalter bereits geschenkt hatte, wenn er mit blutigen Knien vor ihr saß und zu ihr aufblickte. Ein Lächeln, das ihr mitteilen sollte, dass alles in bester Ordnung sei und es eigentlich gar nicht weh tat.


    Auch wenn er inzwischen um die Nutzlosigkeit dieses Lächeln wusste, versuchte er es doch immer noch wieder. Es half zumindest einen Moment Zeit zu schinden, um die Stimme zu beruhigen und zu besänftigen.
    Mit seiner rechten Hand strich er behutsam über ihre Wange. Wandte den Blick nicht von ihr ab und sprach dann mit vorsichtiger Stimme.


    „Du benötigst Schlaf Helena. Du wirkst erschöpft. Dir steht ein weiterer anstrengender Tag bevor. Ich kümmere mich um alles Notwendige. Ich weiß noch nicht welche Strafe angemessen ist, aber ich werde darüber gründlich nachdenken. Sie wird jedenfalls nicht mehr ohne Begleitung das Haus verlassen..und ich werde Onkel Numerianus unterrichten.“


    Von der Nutzlosigkeit seiner Worte ebenso überzeugt, legte er daraufhin seine rechte Hand auf die Ihre, die noch immer auf seinem Unterarm ruhte und drückte diese behutsam.

    Als ihre Hand die seine berührte, war der Moment der Unbefangenheit zunächst wieder vorbei. Er wirkte einen Moment unsicher ob der für ihn plötzlichen Berührung und folgte mit der ihm eigenen Verlegenheit ihrer Bitte. Ihr sanftes Lächeln erfreute und verunsicherte ihn zugleich. Immerhin hatte er sich heute wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert und sie auch nicht vor schmerzhaften Erfahrungen bewahren können. Für ihn war es fast ein Rätsel, dass sie nicht inzwischen schreien fortgerannt und ihr Heil in der Flucht gesucht hätte. Aber alleine dafür, dass sie anstatt zu schreien und zu rennen, sanft lächelte, ließ einen dankbaren Glanz in seinen Augen schimmern.


    Als er sich gerade wieder setzen wollte, offenbarte sich das Problem, das an normalen Tagen kein großes Problem war, doch am heutigen Tag schon für so manch geräuschvolle Beleitmusik gesorgt hatte. Deshalb stellte er seinen Schild sehr vorsichtig gegen die kleine Mauer. Wenn eine große Wand schon nicht dafür sorgen konnte, dass der Schild nicht umfiel, was würde dann erst hier passieren können. Vorsichtshalber beließ er das Pilum deshalb in seiner linken Hand, als er schließlich ebenfalls auf der Bank platz genommen hatte. Bevor er sich Sabina wieder zuwandte, musterte er den Schild, der friedlich in seiner Position verharrte. Es wirkte fast, als würde Constantius jederzeit damit rechnen, dass das Scutum aufspringen und einen Passanten anfallen würde. Aber nach einem Augenblick ohne Zwischenfall, blickte der junge Mann, der vielleicht 21 Sommer gezählt haben mochte, zu Sabina.


    „Wenn mein kleines Missgeschick dich zum Lächeln gebracht hat, dann hatte es wenigstens etwas gutes. Und ich bin jederzeit bereit weitere Kratzer zu riskieren, wenn es dich ebenfalls wieder zu lächeln bringen würde. Gewiss wird mein Vorgesetzter das nicht annähernd so erheiternd finden.“
    Hatte Verlegenheit vorhin wieder Besitz von ihm ergriffen, sprach er wieder erstaunlich unbefangen.


    „Und es wird mir jedes Mal eine Ehre und ein Vergnügen sein, wenn du mir nicht nur zuwinkst, sondern auch eine Minute Zeit erübrigen kannst. Und..ich danke dir, dass du mir meine Unhöflichkeit so leicht übersiehst und mir nicht zum Nachteil auslegst. Ich denke dafür hast du bei mir etwas gut.“


    Immer wieder schaute er verstohlen aus den Augenwinkeln zu dem so widerspenstigen Schild, der allerdings immer noch friedvoll seine Position inne hielt. Und jedes Mal, wenn er seine Aufmerksamkeit ganz Sabina zuwandte, sah er ihr wieder ihr Lächeln. Ein Lächeln, das ihn die Ereignisse des Tages in einem anderen Licht sehen ließ. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn manchmal auch Dinge falsch liefen, wenn man dadurch die richtigen Personen kennen lernte. Und über die Begegnung mit Sabina würde er später den Göttern noch danken.


    „Ich soll dir etwas über mich erzählen? Ich fürchte es gibt nicht viel über mich zu berichten. Ich kam mit meiner Schwester vor einigen Wochen aus Tarraco nach Rom. Früher…in besseren Tage, lebten die Iulier in Rom, doch wuchs ich in Hispanien auf, während sich Helena. Das ist meine Schwester musst du wissen. Jedenfalls erinnert sie sich noch an ihre Zeit in Rom, bevor meine Familie abgereist ist.“
    Er musste leicht schmunzeln, als er über die Dinge nachdachte, die sich bereits in der kurzen Zeit, in der er in Rom weilte, schon ereignet hatten.


    „Ich trat den Cohortes Urbanae bei, weil..naja weil die Götter mich mit Kraft und Ausdauer gesegnet haben und weniger mit der iulischen Tugend der Redekunst. Aber wie du heute gesehen hast, unterlaufen mir auch immer noch kleinere Fehler bei meinem Dienst.“


    Ein vergnügtes Schmunzeln umspielte seine Lippen als erneut die Erinnerung an den Beginn ihrer Begegnung aufkam. Was allerdings auch wieder ersterben sollte, als sich erneut Sorge in seinen Blick mischte.


    „Möchtest du vielleicht noch etwas zu trinken haben?“

    Es war mehr eine erworbene Gewohnheit, dass Constantius tief seufzte, als er die Tür seines Zimmers hinter sich geschlossen hatte. Doch auch jetzt, wo die Müdigkeit seine Schultern herab hängen ließ, wollte sich sein Gemüt nicht völlig beruhigen. Ihm war danach etwas durch den Raum zu werfen, seine Hilflosigkeit laut hinauszubrüllen und danach Schutz und Zuflucht in den Armen einer geliebten Frau zu suchen. Allerdings hatte es heute bereits genug Aufregung im Hause der Iulier gegeben und Samira….
    Constantius gewährte dem Gedanken nicht die Gunst zu Ende gedacht zu werden. Stattdessen machte er sich daran zunächst sehr sorgsam sein Gladius abzulegen. Behutsam als wäre die Waffe nicht aus kaltem, harten Stahl sondern aus Ton, legte er sie auf dem Tisch seines Zimmers ab. Machte sich unter einem weiteren Seufzer daran, die Rüstung abzulegen und seufzte einmal mehr, diesmal erleichtert, als die Last der Ausrüstung von ihm genommen war. Müden Schrittes durchquerte er den Raum und ließ sich auf seinem Bett nieder. Stützte seine Ellbogen auf den Oberschenkeln ab und bettete daraufhin den Kopf in einer sinnierenden Pose auf seine Hände. Ließ seine Gedanken um das Geschehene kreisen.

    Tief atmete Constantius ein, als er schließlich in das Innere des Officiums trat. Die militärische Routine, gewährte ihm zumindest einen kleinen Halt, an dem er sich mit einer spur Unsicherheit klammerte. Trotzdem oder gerade deswegen salutierte Constantius rasch und zackig. Straffte seine Körperhaltung und hob den Blick auf einen imaginären Punkt weiter hinter der gekalkten Wand des Büros.


    „Salve. Praefectus Urbi!
    Ich habe deinen Auftrag ausgeführt und das Schreiben an den Praefectus Vigilum überbracht. Er beauftragte mich dir auszurichten, dass er an dem angegeben Tag dich aufsuchen werde.“


    Nachdem er mit seinen Worten geendet hatte, verharrte er weiterhin in seiner angespannten, gestrafften Körperhaltung.

    Constantius überlegte, ob er seinen Schild an die Mauer lehnen sollte, da das Gewicht desselbigen an seinem Arm zu zerren begann. Doch diesen Gedanken verdrängte er rasch wieder, als er still Sabina beobachtete. So wie dieser Tag bisher verlaufen war, würde sie nur eine weitere Beule durch einen umfallenden Schild erhalten. So verharrte er still lächelnd neben ihr, während sie das eben gebrachte Wasser trank. Auch wenn er von großer und kräftiger Statur war, so vermochte auch seine Gestalt keinen wohltuenden Schatten zu spenden. Es reichte gerade so aus, dass sie nicht in die Sonne blicken musste, wenn sie zu ihm aufsah.


    „Du schuldest mir gar nichts. Ich muß mich hingegen bei dir für diesen Vorfall entschuldigen. Ebenso bitte ich um Verzeihung, dass ich eben zu dicht an deine Seite getreten bin. Ich wollte…nur sicher gehen, dass niemand mehr dir weiteren Schmerz zufügt..“
    Jenes leicht verlegene Lächeln sollte nun wieder auf seine Lippen treten, welches einige Momente zuvor schon von einem umfallenden Scutum ausgelöst worden war.


    „Auch wenn ich dich nur ermuntern kann, in Rom eine Weile zu bleiben, da diese Vorfälle eigentlich nicht an der Tagesordnung sind, brauchst du nichts wieder gut zu machen. Es würde mich freuen, wenn du in deiner Zeit in Rom auch etwas erfreuliches erleben solltest, außer einen tollpatschigen Miles, ungehobelte, blindne Bürger und das harte Pflaster der römischen Straßen. Und vielleicht wagst du ja einem Miles zu winken, der auf dem Forum gerade wieder seine Ausrüstung verlieren sollte.“


    Das verlegene Lächeln wich wieder dem unbefangen Ausdruck, den er zu Beginn ihrer Begegnung offenbart hatte.

    Die Ankunft Helenas riß Constantius für einen entscheidenden Moment aus seiner Konzentration. Mit ernster Miene betrachtete er den Trunk, den Helena herein brachte.
    Ja vielleicht war diese für heute die richtige und einzige Lösung. Livilla brauchte Ruhe. Sie sollte etwas Schlaf finden, und innerlich bereute Constantius, dass er nicht nur tröstende Worte für Livilla gefunden hatte.


    Während Livilla den Trank entgegen nahm und mehr oder weniger genüsslich trank, antwortete er auf die Worte seiner Schwester.
    „Ich stehe dir gleich zur Verfügung Helena. Du kannst mich in meinem Cubiculum sprechen. Ich denke Livilla sollte nun versuchen etwas Ruhe zu finden. Wir werden morgen unser Gespräch fortsetzen.“
    Hatte er zu Beginn noch zu Helena geblickt, ruhte sein Blick, als er seine Worte abschloss, wieder bei seiner Cousine. Irgendetwas hatte sich geändert. Wirkte sie nervöser als zuvor? Die Augen des Iuliers verengten sich, als ob sein wachsamer Instinkt die Witterung eines verborgenen Geheimnisses aufgenommen hätte. Viel war an diesem Abend bereits gesagt worden, doch noch immer schien die volle Wahrheit nicht ausgesprochen worden zu sein.
    Doch dieses Geheimnis würde noch einen Tag überdauern können.


    „Du hast Recht Livilla. Du solltest nun schlafen gehen. Ich hoffe du findest trotz allem noch ein paar Stunden Schlaf. Sollte dich etwas beunruhigen, ich bin in meinem cubiculum. Du kannst jederzeit zu mir oder Helena kommen. Wonga bewacht die Porta, so dass niemand das Haus betreten oder verlassen wird.“


    Er trat einen Schritt näher an sie heran. Diesmal war sein Blick frei von zornigen Ausdrücken. Er war sogar sehr sanft und sorgsam. Behutsam umschloss er ihre Hand mit der seinen und drückte sie leicht.
    „Schlaf gut Livilla. Morgen sehen wir weiter. Ich bin froh, dass dir nichts geschehen ist.“


    Einen kurzen Moment verharrte er still vor ihr, ihre Hand haltend, bevor er sich umwandte und auf die Tür zuging. Jeder seiner Schritte wurde erneut von einem leisen metallischen Scheppern begleitet. Welches auch noch gedämpft zu hören war, als er den Raum bereits verlassen hatte

    Zitat

    Original von Sebastianus Germanicus Reverus
    Mitten im Gespräch kam ein Miles der CU in das Officium und überbrachte Sebastianus eine Nachricht.
    Als Sebastianus die Nachricht gelesen hatte wandte er sich an den Miles,


    Sag dem Praefectus, dass ich am genannten Datum bei ihm eintreffen werde und richte ihm meinen Dank aus!


    sprach Sebastianus.


    "Jawohl. Ich werde deine Nachrricht überbringen!"
    Nochmals salutierte Constantius bevor er das Officium wieder verließ.

    Schnell blickte sich Constnatius auf ihre Worte hin in der kleinen Gasse um. Eine Taverne war weit und breit nicht in sicht Wie sollte es an diesem Tag auch anders sein. Zwar plätscherte nicht unweit ein kleiner Brunnen vor sich hin, doch hätte er ihr das Wasser in seinem Helm darreichen sollen?
    „Es macht keine Umstände, wirklich nicht. Ich hole schnell einen Kelch mit Wasser. Ruhe dich noch etwas aus und ich kehre sofort zurück...und keine Angst ich werde nicht weit weg sein, dir wird kein weiteres Leid widerfahren.“
    Die letzten Worte waren vielleicht sogar eher zur Beruhigung seines eigenen Geistes gedacht gewesen. Denn noch einmal wollte er ganz gewiss nicht, dass ihr etwas zustößt. Zu sehr verdammte er sich bereits dafür, dass er sie vor dem unsanften Sturz hatte nicht bewahren können.


    So ging er ein paar Schritte in die Gasse hinein, blickte von einer Haustür zu der nächsten. Es waren wahrlich keine prachtvollen Bauten, doch waren es auch nicht die heruntergekommenen Mietskasernen, in denen die Habenichtse und weniger glücklichen Menschen Roms lebten. Ja selbst die Gasse entbehrte des Unrats, der für viele Straßen Roms so selbstverständlich war. Und so wie er es Sabina versprochen hatte, blieb er stets in Sichtweite, auch als er an die Porta eines Hauses klopfte. Zwar vermochte sie ihn noch zu sehen, doch ließ der Lärm Roms es nicht zu, dass sie auch noch die Worte hätte verstehen können, die Constantius mit einem Sklaven wechselte, der die Tür öffnete. Lediglich das etwas gesprochen wurde und der Sklave daraufhin wieder im Haus verschwand war unübersehbar. Während der kurzen Wartezeit blickte Constantius versichernd wieder zu Sabina. Lächelte leicht in ihre Richtung und sollte rasch wieder nach vorne blicken, als der Sklave ihm einen Kelch überreichte.
    Eben mit diesem Kelch ging er zu Sabina zurück. Es war wohl eines der einfachsten Gefäße, die man sich vorstellen konnte. Doch enthielt es kühles, sauberes Wasser. Vorsichtig überreichte er ihr schließlich dieses Gefäß.
    „Hier, es ist zwar kein Wein aber frisches Wasser.“
    Er lächelte vorsichtig, auch wenn sein sorgenvoller Blick immer noch nicht gewichen war.
    „Manchmal öffnet die Uniform der Cohortes Urbanae doch Türen.“

    Leicht beugte er sich zu seiner Schwester hinab, als sie an ihn heran trat. Obwohl ihre leise gesprochenen Worte nicht das höfliche Lächeln aus seinem Gesicht zu vertreiben mochten, ergriff ihn eine erneute innere Anspannung. Eine Anspannung, die seinen Mund mit Trockenheit strafte.


    Nochmals blickte er zu Helena, bevor er seine Stimme erhob. Ihr zuversichtliches Lächeln, ihre aufmunternden Worte ließen es ihn dann schließlich doch wagen laut zu sprechen.


    „Verehrte Gäste. Ich bin hoch erfreut, euch alle in der Casa der Iulier begrüßen zu dürfen. Und ich bin dankbar, dass ihr der Einladung zu diesem bescheidenen Gastmahl gefolgt seid. Deswegen möchte ich euch auch nicht länger warten lassen, denn das wichtigste an diesem Abend, das Essen ist angerichtet. So lasst uns gemeinsam in das Triclinium gehen und gemeinsam speisen. Denn es ist schon zu lange her, dass in der Casa der Iulier in Rom ein solch großes Mahl abgehalten wurde.“


    Mit einer einladenden Geste deutete er in die Richtung des Tricliniums.

    Mit ernsten Gesichtern wandelten Constantius und Novatus in dem Raum umher, der vor wenigen Tagen noch die einfache Unterkunft eines Mannes gewesen sein mochte, doch nun zu einem Ort des Schreckens geworden war. Die wachsamen Blicke des Iuliers bemühten sich die Szenerie so gut er es vermochte aufzunehmen und zu analysieren, auch wenn ein Teil von ihm lieber die Augen geschlossen hätte.


    So notierte er akribisch seine Beobachtungen auf dem Wachstäfelchen, dass ihm der Princeps gereicht hatte.


    Beobachtungen
    Sowohl Tische als auch Stühle sind umgekippt worden.
    Das Opfer weist mehre Messerstiche in der Brust auf. Vermutlich eine dolchartige Waffe. Sicherlich kein Gladius.
    Ebenfalls wurde die Wohnung äußerst „gründlich“ durchsucht


    Bisherige Schlussfolgerungen.
    Es war kein heimtückischer Mord. Opfer und Täter müssen miteinander gerungen haben, da die umgestürzten Stühle und der umgestürzte Tisch auf einen Kampf hindeuten. Ebenfalls weist das Opfer die Verletzungen im Brustbereich auf. Somit muß das Opfer seinen Mörder von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden haben.
    Es könnte sich um einen gewöhnlichen Raub handeln, da die Wohnung ebenfalls durchsucht worden ist. Vielleicht wurden Gegenstände von Wert entwendet.


    Constantius stutzte einen Moment und schaute sich nochmals im Raum um.
    „He..Novatus. Schau mal nach, ob du noch wertvolle Gegenstände hier im Raum finden kannst.“
    Es konnte ja nicht schaden dieser These nachzugehen, bevor er seine Beobachtungen dem Princeps Prior mitteilte.
    So soltle sich Constantius nochmals das Opfer näher beschauen, vielleicht trug de arme Mann immer noch einen kleinen Geldbeutel mit sich, was einen einfachen Raub sehr unwahrscheinlich erscheinen lassen würde.

    Die Schmerzen, die jeder Schritt ihr bereitete, waren nicht zu übersehen. Trotz ihrer Bemühungen den Schmerz tapfer verbergen zu wollen, vermochte Constantius die charakteristische Anspannung zu erkennen, die er nur zu gut von sich selbst kannte, wenn er mit geschundenen Knochen von der Grundausbildung heimgekehrt war. Wie schwer war es ihm doch manchmal gefallen seine Schwester anzulächeln. Und wie dankbar war doch so oft gewesen, wenn er seine Maske fallen lassen konnte, sobald sich dir Tür seines Zimmers hinter ihm schloss.


    Langsam schritt er neben Sabina her. Bereit jederzeit sie zu stützen, sollte sie ins Wanken geraten. Doch seine stützende Hilfe sollte nicht erforderlich werden, denn sie erreichten die Ruhe verheißende Mauer ohne weitere Zwischenfälle. Still nahm er die wachsame Position in ihrer Nähe ein. Betrachtete sie aus einer Mischung aus Sorge und Hilflosigkeit. Hilflosigkeit, weil er nicht wusste, wie er ihr den Schmerz hätte nehmen können.
    „Möchtest du vielleicht etwas zu trinken haben? Vielleicht geht es dir dann etwas besser. Ich könnte sehen, ob ich nicht zumindest frisches Wasser auftreiben kann.“
    „Und sollte es dir nicht besser gehen, könnte ich versuchen einen Boten zur Castra zu schicken....“, er stockte und schüttelte den Kopf. Was könnte ein Bote in der Castra schon erreichen? Er könnte höchstens einen der alten Karren holen. Und die Reise auf einem dreckigen Karren, der eigentlich zum Transport von Mehlsäcken gedacht war, war ganz und gar nicht angemessen für eine Senatorentochter.
    „Ich könnte allerdings auch einen Boten zu Casa der Iulier schicken und eine Sänfte herbeordern.“
    Ja diese Idee hatte wenigstens eine gewisse Aussicht auf Realisierung. Auch wenn Constantius das Problem einen Boten zu finden noch nicht gelöst hatte, geschweige denn überhaupt darüber nachgedacht hatte.