Als ihre Hand die seine berührte, war der Moment der Unbefangenheit zunächst wieder vorbei. Er wirkte einen Moment unsicher ob der für ihn plötzlichen Berührung und folgte mit der ihm eigenen Verlegenheit ihrer Bitte. Ihr sanftes Lächeln erfreute und verunsicherte ihn zugleich. Immerhin hatte er sich heute wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert und sie auch nicht vor schmerzhaften Erfahrungen bewahren können. Für ihn war es fast ein Rätsel, dass sie nicht inzwischen schreien fortgerannt und ihr Heil in der Flucht gesucht hätte. Aber alleine dafür, dass sie anstatt zu schreien und zu rennen, sanft lächelte, ließ einen dankbaren Glanz in seinen Augen schimmern.
Als er sich gerade wieder setzen wollte, offenbarte sich das Problem, das an normalen Tagen kein großes Problem war, doch am heutigen Tag schon für so manch geräuschvolle Beleitmusik gesorgt hatte. Deshalb stellte er seinen Schild sehr vorsichtig gegen die kleine Mauer. Wenn eine große Wand schon nicht dafür sorgen konnte, dass der Schild nicht umfiel, was würde dann erst hier passieren können. Vorsichtshalber beließ er das Pilum deshalb in seiner linken Hand, als er schließlich ebenfalls auf der Bank platz genommen hatte. Bevor er sich Sabina wieder zuwandte, musterte er den Schild, der friedlich in seiner Position verharrte. Es wirkte fast, als würde Constantius jederzeit damit rechnen, dass das Scutum aufspringen und einen Passanten anfallen würde. Aber nach einem Augenblick ohne Zwischenfall, blickte der junge Mann, der vielleicht 21 Sommer gezählt haben mochte, zu Sabina.
„Wenn mein kleines Missgeschick dich zum Lächeln gebracht hat, dann hatte es wenigstens etwas gutes. Und ich bin jederzeit bereit weitere Kratzer zu riskieren, wenn es dich ebenfalls wieder zu lächeln bringen würde. Gewiss wird mein Vorgesetzter das nicht annähernd so erheiternd finden.“
Hatte Verlegenheit vorhin wieder Besitz von ihm ergriffen, sprach er wieder erstaunlich unbefangen.
„Und es wird mir jedes Mal eine Ehre und ein Vergnügen sein, wenn du mir nicht nur zuwinkst, sondern auch eine Minute Zeit erübrigen kannst. Und..ich danke dir, dass du mir meine Unhöflichkeit so leicht übersiehst und mir nicht zum Nachteil auslegst. Ich denke dafür hast du bei mir etwas gut.“
Immer wieder schaute er verstohlen aus den Augenwinkeln zu dem so widerspenstigen Schild, der allerdings immer noch friedvoll seine Position inne hielt. Und jedes Mal, wenn er seine Aufmerksamkeit ganz Sabina zuwandte, sah er ihr wieder ihr Lächeln. Ein Lächeln, das ihn die Ereignisse des Tages in einem anderen Licht sehen ließ. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn manchmal auch Dinge falsch liefen, wenn man dadurch die richtigen Personen kennen lernte. Und über die Begegnung mit Sabina würde er später den Göttern noch danken.
„Ich soll dir etwas über mich erzählen? Ich fürchte es gibt nicht viel über mich zu berichten. Ich kam mit meiner Schwester vor einigen Wochen aus Tarraco nach Rom. Früher…in besseren Tage, lebten die Iulier in Rom, doch wuchs ich in Hispanien auf, während sich Helena. Das ist meine Schwester musst du wissen. Jedenfalls erinnert sie sich noch an ihre Zeit in Rom, bevor meine Familie abgereist ist.“
Er musste leicht schmunzeln, als er über die Dinge nachdachte, die sich bereits in der kurzen Zeit, in der er in Rom weilte, schon ereignet hatten.
„Ich trat den Cohortes Urbanae bei, weil..naja weil die Götter mich mit Kraft und Ausdauer gesegnet haben und weniger mit der iulischen Tugend der Redekunst. Aber wie du heute gesehen hast, unterlaufen mir auch immer noch kleinere Fehler bei meinem Dienst.“
Ein vergnügtes Schmunzeln umspielte seine Lippen als erneut die Erinnerung an den Beginn ihrer Begegnung aufkam. Was allerdings auch wieder ersterben sollte, als sich erneut Sorge in seinen Blick mischte.
„Möchtest du vielleicht noch etwas zu trinken haben?“