Wie immer war es der Wunsch der Götter sich zu fügen. Ihrem Willen zu gehorchen und nicht zu viel zu verlangen. Zu groß war die Angst sie zu provozieren und solch eine Herausforderung wäre tödlich für Livilla. Die Furcht vor den Gottheiten und deren Macht, ließ ihr nicht zu, mit Hass jenen zu begegnen, welchen ihn verdient hatten. Aus ihrer Sicht natürlich. Denn nichts konnte bis jetzt an den Stolz der Iulierin rütteln, gar nichts. Auch wenn sie manchmal dachte sie würde an Schmerz und Kummer zerbrechen. Die Kraft aufrichtig zu sein verlor sie niemals. Niemals würde sie sich aufgeben wollen, denn die Vergangenheit war vergessen. Und es war an der Zeit neuen Lebensmut zu schöpfen.
So sah es Tertia auch an diesen Morgen für sehr merkwürdig an, das ihre „Kleine“ einen Tiberier namens Spurius Dolabella besuchen wollte. Einen Patrizierer und noch dazu ein Tiberier? Auf die Frage, woher sie ihn wohl kenne würde, bekam Tertia die Antwort, dass Livilla ihn nicht sehr gut kannte, eher flüchtig. Und um ehrlich zu sein etwas anderes hätte die Amme auch gewundert. Nie hatte Livilla ihr gegenüber eine Bekanntschaft mit einem Tiberier, der Dolabella hieß erwähnt.
„Weiß Centho von deinem Treffen mit ihm?“ fragte die Amme schnippisch, während Livilla nach der lila Palla griff.
„Nein er weiß nichts davon. Du kannst diesem Mann vertrauen Tertia, glaub mir!“ , genervt über Tertias Denkweiße, schüttelte Livilla darauf unglaubwürdig den Kopf. „Du darfst mich natürlich bis zur Villa begleiten, wenn dich das beruhigt!“
„Livilla, du weißt das ich das Fragen musste. Und nicht nur weil es meinen Pflicht ist, sondern weil ich mich um dich sorge. Ich hätte dich vor so manchen Treffen abhalten sollen und das habe ich nicht getan. Und du weißt….!“ Die Dienerin überfiel wieder das schlechte Gewissen.
„Bitte, du hast keine Schuld und das weißt du. Ich bin vorsichtiger geworden. Und außerdem bestand nie…sagen mir fast nie ein Grund zur Sorge. Und nun lass uns gehen!“
So verließen sie zusammen, das Landhaus und machten sich auf zur Villa des Tiberius Dolabella. Dort angekommen klopfte Tertia an die Pforte.
Beiträge von Iulia Livilla
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Während Iulia Musa Saturninus begrüßte, wendete sich Livilla der Furia zu.
„Salve Furia Calliphana! Schön auch dich endlich kennen zulernen. Obwohl man mich auf deiner Vorlobungsfeier auf dich aufmerksam gemacht hat, kam ich nicht dazu mich vorzustellen. Ich sehnte mich so sehr nach ein wenig Schlaf, nach der lange Reise.“
Livilla hoffte das die Entschuldigung für Furia Calliphana ausreichte. Sie sollte kein falsches Bild von ihr haben. Nun wandte sich auch Musa wieder ihr zu.
„Ich befand mich in Mogontiacum, im wilden und kalten Germania. Ich lebte dort bei guten Bekannten von Iulius Drusus, welcher leider verstorben ist.“
Nachdenklich blickte sie zur Seite. ‚Auch er war fort.’ Doch dann fuhr sie fort.
„Es zog mich aber zurück nach Italia, obwohl ich die Spaziergänge dem Rhenus entlang so liebte.“ Nicht nur Heimweh ließ sie nach Roma zurückkehren. Es war nicht einmal ihre Heimat. Nein, sie durfte ebenfalls nicht mehr davonlaufen. -
Zwei weitere Männer und eine Frau erreichten sie ebenfalls. Livilla ahnte noch nicht, das es sich hierbei um ein kleines Zusammentreffen ihrer Verwandten handelte. Einen der beiden Männer glaubte sie auf Centhos Verlobungsfeier gesehen zu haben, den anderen kannte sie nicht. Bei der die junge Frau handelte es sich um Furia Calliphana, Centhos Verlobte, welcher sie sich auch noch nicht vorgestellt hatte. Überhaupt war Proximus der einzige von ihnen, welchen sie vor ihrer Abreise nach Germanien bereits kannte. Wie weit verstreut ihre Familie doch war.
„Salve Iulia Musa. Schön dich kennen zu lernen. Du bist Proximus Mündel, nicht wahr? Ich bin durch Tertia, meine Amme, sehr gut informiert.“
Es gefiel Livilla, nun eine fast gleichaltrige in der Casa zu wissen, immerhin war sie nur wenige Jahre älter als Musa.
Der eine Mann, welchen sie in der Casa Iulia bereits gesehen hatte, stellte sich nun ebenfalls vor. Leider konnte sie seinen Namen nirgends zuordnen. Aber vielleicht half es ihm weiter, wenn sie ihm offenbarte wer sie selbst war.
„Salve Saturninus! Ich bin Iulia Livilla und ebenfalls erst seit kurzem wieder in Roma.“
Wie unglaublich viele neue Gesichter sich nun in ihr Bild der Gens Iulia einordneten. Sie kam sich jetzt vor, als wäre sie diejenige, welche gerade das erste Mal in Roma erschienen wäre. -
Nicht lange hielt sich Livilla auf der Verlobungsfeier auf. Immer müder war sie geworden und das hatte auch seinen Grund. Vor wenigen Stunden war sie erst in Roma angekommen und hatte noch keine Möglichkeit gehabt, sich auch nur ein wenig auszuruhen. Sie verabschiedete sich kurz von den ihr bekannten Personen, welche wirklich nicht viele waren und entschuldigte sich, dass sie sich nun lieber zurückziehen wollte. Ihr war bewusst, dass es sicherlich noch viele Feste und Gelegenheiten geben würde, Kontakte zu knüpfen. Und aus körperlicher Sicht, durch ihre lange Reise, war heute sicherlich nicht der passende Moment, für solche.
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Eigentlich hätte Livilla schon Lust gehabt, am Tag von Centhos Vereidigung, ebenfalls am Forum zu erscheinen. Seit ihrer Ankunft, ergab sich noch keine Möglichkeit der Stadt selbst, mehr Beachtung zu schenken. Proximus hatten die Casa bereits verlassen, als sich Livilla noch im Cubiculum befand und Tertia, ihre Amme, sie dort entdeckte. Sie verdeutlichte der Iulierin, das sie noch zu spät kommen würde. Livilla betrachte sich in einem kleinen Spiegel und behauptete, sie würde noch so müde aussehen und habe letzte Nacht kaum geschlafen. Irgendwie schaffte es Tertia, dann doch noch, die Iulierin aus der Casa zu zerren. Sie trug einen weiße Tunika und eine blaue Palla, denn sie hatte sich schnell entscheiden müssen, da sie es sonst nicht mehr geschafft hätte.
Eilig drängte sie sich durch die Menschenmasse zu Proximus und Musa, dich gefolgt von Tertia. Sie hatte es noch rechtzeitig geschafft und gesellte sich zu ihren Verwandten. Einige Zuhörer wirkten zornig, da sie sich an manchen störend vorbei schob. Nun war endlich Centho an der Reihe. Keine Sekunde wendete sie ihren Blick von ihm ab, bis er zu Ende gesprochen hatte. Erst dann konnte sie sich bei ihrer Familie entschuldigen.
„Es tut mir Leid, das ich zu spät gekommen war, Proximus! Ich wollte dich nicht enttäuschen.“ , flüsterte sie Proximus zu. -
Aufmerksam lauschte Livilla den Worten ihres Bruders. Sie hatte von all dem nichts gewusst, weder von seinen Gründen weshalb er die Familie verließ, noch von den Ungerechtigkeit welche er in Pessinus erfahren musste. Er sprach von Feigheit, nach allem was geschehen war. Sie antwortete ihm nicht sofort, sondern betrachtete ihn eine Weile nachdenkend.
„Ich sehe in deinen Augen keine Feigheit. Rede dir keine Schuld ein, bitte. Du warst mit Vater nicht einer Meinung und …..“, Livilla suchte nach Worten. Nur etwas was ihren Bruder aufmuntern konnte. „….auch ich hätte es nicht ertragen nur der Tradition wegen, den Wunsch meines Vaters zu folgen. Es war nicht feige zu gehen, das war mutig. Du hast dich entschieden, deinen eigenen Weg gewählt. Wie sehr hättest du dich wahrscheinlich mit ihm zerstritten, wenn du in Roma geblieben wärst?“
Livilla wusste auch nicht, ob sie die richtigen Worte sprach. Sie hatte Sorge ihn anstatt aufzubauen, nur noch mehr in den Abgrund fallen zu lassen. Er war nach Asia aufgebrochen, Livilla reiste hin und her, nur um irgendwelchen Verpflichtungen entfliehen zu können. Wahrscheinlich begann Tiberius jetzt einzusehen, das sein Platz in Roma bei den Iuliern war. Livilla war noch nicht soweit. Er hatte seinen Weg gefunden, trotz so vieler Niederlagen.
Auch stutzte sie, als die Iulierin erfuhr, dass er auch der Liebe wegen Italia verließ.
‚Du hättest es auch getan’, glaubte sie in ihren Kopf zu hören. Und Livilla wusste genau weshalb. Warum sie sich nicht binden ließ.
„Tiberius, nun gehörst du nach Roma. Nicht nach Asia oder sonst wo hin. Sondern dort, wo sich deine Familie und ich befindet. Hier wird alles anders sein und bald wirst du den Schmerz vergessen haben, welcher dich so sehr plagt.“
Livillas Stimme klang dabei so weich und sanft. Sie wollte ihren Bruder nicht noch einmal verlieren. -
Es musste doch eine Fügung der Götter gewesen sein, das Tiberius ausgerechnet jetzt wieder versucht hatte Kontakt mit seiner Familie aufzunehmen. Selbst wenn Livilla sich nicht in Roma aufgehalten hätte, wollte er ihr einen Brief schreiben. Er wollte nicht auch nicht mehr weglaufen, wie sie. Auch wenn er es auf Grund von Problemen tat, die Livilla darauf schließen ließen, dass er mit ihren Vater gestritten haben musste. Ihr Weg führte sie wieder nach Roma der Einsamkeit wegen. Sie hatten beide an einer Bank platz genommen.
„Wo genau warst du in Asia? Und was hast du dort gearbeitet?“
Sie wollte alles über ihren Bruder erfahren. Was suchte er in Asia? Etwas das er in Italia nicht finden konnte? Und was hielt ihn davon ab, erst nach Jahren wieder zurück zukehren?
„Nein, eigentlich waren wir zu viert. Tertia, war dabei, meine Amme. Sie begleitet mich schon fast schon mein ganzes Leben. Ich glaube aber nicht dass du sie kennst. Und zwei Männer begleiteten uns. Mein Verwandter Drusus hatte das noch arrangiert. Ein älterer Mann namens Galeo Lyso und sein Sohn Marcus. Sie waren sehr freundlich. Nun ich kannte sie schon aus Mogontiacum…..Hm, vielleicht sind die beiden auch schon abgereist. Ich weiß es nicht, obwohl sie einige Tage in Roma bleiben wollten. Sie haben dort auch Verwandtschaft.“ -
Alles Gute nachträglich zum Geburtstag.
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Der erdrückende Schmerz über den Tod ihres Vaters wurde noch stärker, als Tiberius begann von ihm zu sprechen. Derartige Gefühle waren ihr bis jetzt noch nie so deutlich geworden. Und erst jetzt verstand sie, wie schwer es doch auch war mit ihnen umzugehen. Sie hatte ihren Vater über alles geliebt und das war nie zu übersehen. Es gab niemanden der seinen Platz einnehmen konnte. Doch meinte es die Götter gut mit ihr. Immerhin hatte sie jetzt kurz nach dem Todesfall ihren Bruder Tiberius kennen gelernt. Vielleicht konnte er ihr über diese Trauer hinweg helfen.
„Ich weiß, dass er dich auch geliebt hat. Auch wenn er mir nie sagte, weshalb du gegangen bist. Er wurde immer nachdenklich, wenn ich dich erwähnte. Aber du hast Recht. Ja, so sieht sie aus, das kleine verweinte Mädchen.“
Wie sensibel musste sie jetzt ihrem Bruder erscheinen? Für einen Gefühlsausbruch war ihre Bekanntschaft doch wirklich noch etwas zu kurz gewesen.
„Was für ein Zufall nicht war! Das wir zur selben Zeit in Roma ankommen. Mich veranlasste wohl mehr die Sehnsucht nach Roma, zu dieser Reise. Aber weshalb bist du hier? Wohl kaum in der Hoffnung mich hier anzutreffen? Oder doch?“
Es konnte nicht nur ein Zufall gewesen sein. -
Abwartend musterte Livilla ihren Bruder, welchem erst so allmählich bewusst wurde, wer da tatsächlich vor ihm stand. Doch dann zog er sie sanft zu sich und die Iulierin ließ ihren Kopf sanft auf den Oberkörper ihres Bruders fallen. „Ja, ich bin es! Aber woher wußtest du, dass ich mich in Germania befand? Hattest du noch Kontakt mit unserem Vater?“ Ihre Stimme klang verweint und der Schmerz über den Verlust ihres geliebten Vaters war nun wieder deutlich daraus zu hören. „Weshalb kann er nicht wieder bei mir sein? Weshalb ist er fort?“ Sie hob bei diesen Worten ihren Kopf nicht, er ruhte immer noch auf Tiberius. Obwohl sie diesen Mann erst gestern kennen gelernt hatte, fand sie ihn nicht befremdend. Erst jetzt merkte Livilla, das es eine Ähnlichkeit mit ihren Vater war.
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„Schon in Ordnung!“ ,wies Livilla noch mal daraufhin, das sie ihm den Zusammenstoß nicht übel nahm, war sie selbst doch auch daran Schuld gewesen. Sie war auch erleichtert, dass der Mann seinen Aufenthalt auf der Feier nun wirklich bestätigte. „Stimmt! Ich war tatsächlich nicht lange dort. Ich spürte immer noch die Nachwehen meiner Reise aus Mogontiacum.“ Sie war ihm auch nicht böse, dass er ihren Namen nicht behalten hatte. Doch als der den seinen veriet, hätte sie es ihm eigentlich sein müssen. Verwirrt trat sie sogleich einen Schritt zurück. „Das kann nicht sein! Wie konnte dir nur mein Name entgangen sein! Ich bin niemand anderes als Livilla, deine Schwester!“ Ihr Bruder hatte schon früh Livilla und ihre Mutter verlassen, weshalb wusste sie nicht. Sie selbst war auch nie mit ihm in Kontakt getreten. Und nachdem sie Hispania verlassen hatte, glaubte sie kaum daran, sobald etwas von ihrem älteren Bruder zu erfahren. Es war eine gute Entscheidungen gewesen, nach Roma zurückzukehren. Dem war sie sich nun bewusst. Zaghaft berührte sie Tiberius Hand, immerhin wusste sie nicht, wie er darauf reagieren würde.
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Was um sie herum geschah bemerkte Livilla gar nicht. Ihre Gedanken hatten sie weit fort getragen. Nicht einmal die Arbeiten in der Casa bemerkte sie. Dort waren wie gestern schon unzählige Sklaven unterwegs, um den Aufräumarbeiten der Verlobungsfeier nachzugehen. Sie sah nun nicht mehr auf den Boden, sondern in das Gesicht einer Statue am anderen Ende des Hortus, als jemand mit ihr zusammenstieß. Es rutschte ihr die Palla herunter und nachdem sie sich gebückt hatte um sie aufzuheben, blickte sie in das entschuldigende Gesicht des Mannes, welchen sie am Vorabend auf der Feier mehr oder weniger kennen gelernt hatte. Eigentlich wusste sie gar nichts von ihm, lag doch der Grund darin, das Livilla nicht lange der Verlobungsfeier beiwohnte. Die Reise hatte zu sehr an ihren Kräften gezerrt.
„Es ist nichts passiert.“ Die dunkelblaue Palla war leicht vom Laub beschmutzt worden, doch Livilla konnte es herabschütteln. „Warst du nicht gestern auf der Feier?“ Jene Frage rutschte ihr sofort heraus. Ohne daran zu denken, das sie sich vielleicht getäuscht hatte und es einfach ein Besucher im Hause der Iulier war, welchen sie nun sehr unpassend befragte. Aber nein, es war der Mann von gestern, es war das gleiche sympathische Gesicht. -
Einem Tag nach der Verlobungsfeier von Centho und Calliphana war Livilla auf den Weg hinaus in den Hortus. Obwohl es frisch war und das bemerkte sie bei dem ersten Schritt nach draußen. Sie zog ihre Palla fester an ihren Körper. Das kalte Lüftchen erinnerte sie sogleich an Mogontiacum. Nach dorthin sehnte sie sich nicht gerade. Überhaupt, Livilla war ein Mensch, welcher es wirklich nicht lange an einem Ort aushielt. Oder weil es keinen wichtigen Grund gab sesshaft zu werden? Sie wollte dabei auch nicht gerade von Reiselust sprechen. Es war wohl mehr Einsamkeit, welche sie dazu trieb. Eine fürchterliche Tatsache, die sie einsehen musste. Doch wollte sie eine Bindung eingehen? Zweimal hätte sie schon die Gelegenheit gehabt. Keiner von beiden wollte passen und der erste war überhaupt unrealistisch gewesen. Ein einfacher Soldat in Germanien. Was wohl aus Mela geworden war? Er wollte ihr nahe sein, doch Livilla wollte damals niemanden so nahe sein. Sie konnte einfach seine Gefühle nicht erwidern. Und dann der Überfall in Roma. Er beschützte sie vor einem Verbrecher. Doch gelang es ihr jemals sich bei ihm richtig zu bedanken? Tausende von Gedanken, eigentlich Erinnerung kamen ihr in den Sinn. Verloren wanderte sie durch den Hortus, den Kopf in Gedanken versunken, immer auf den Boden blickend.
Sim-Off: Bitte sei mir nicht Böse. Aber die Einrichtung gefällt mir nun mal
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Die junge Frau, welche Livilla auch nicht kannte, stellte die Herren untereinander vor. Dann schritt sie auf die Iulierin zu, wendete sich aber auch an einen weiteren Mann. Sie war also eine Sergia, mit dieser Familie auch Livilla bereits zu tun hatte. Und der Herr des Hauses war der Vetter dieses Mannes. Das brachte Livilla auch nicht weiter. Es war die Verlobung eines Iuliers mit einer Furia. Ihr Herz blühte auf, sie freute sich auf das Fest, obwohl sie so wenig davon wusste. Noch während Sergia Chaerea sprach, blickte sich Livilla noch einmal um, und erkannte wie detailverliebt die Dekoration doch war.
„Ich bin Iulia Livilla. Erst heute habe ich Roma erreicht, nach einer langen Reise von Germanien. Könntest du mir nicht den Namen seines Vetters verraten?“ Ebenfalls lächelnd blickte sie daraufhin kurz zu Antoninus. Er war größer als sie und Livilla fand, das er ein hübsch anzusehendes Gesicht hatte. -
Da Wonga ihr nicht verraten hat, wo das Fest stattfindet machte sich Livilla auf die Suche und blieb dann vor dem Eingang zum Tricilium stehen. Auffallend viele Sklaven begegneten sie auf den Weg dorthin. Sie hörte mehrere Stimmen aus dem Saal kommen. Einige Leute waren dort versammelt und der Speisesaal selbst war feierlich geschmückt worden. Zu welchem Anlass hatte man ihr nicht gesagt. Langsam trat sie ein und betrachtete neugierig die Dekoration. Einige Sklaven, welche an ihr vorbei liefen, ließen ihren Blick auf sie fallen. Sie wurde wohl als ein Gast betrachtet. Drei Männer standen dort bei einer Frau, keinen von ihnen kannte die Iulierin. Sie kam ihnen näher und richtet das Wort an die Gruppe. „Salvete! Ich würde gerne den Herr des Hauses sprechen!“ Sicherlich hätte sie auch einen Sklaven nach seinen Domine fragen können, doch eigentlich war sie hier das Mitglied dieser Familie und keine Fremde.
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Sie wollte eigentlich schon ihr Cubiculum aufsuchen, doch Wongas Worte hielten sie davon ab. Sie hörte nicht auf zu lächeln, als der Sklave sich bei ihr entschuldigte, fragte sich dabei aber, wer wohl diese vielen neuen Gesichter seien, welche die Casa Iulia aufsuchten oder gar in ihr wohnten. Und ihr Bruder Tiberius war ebenfalls hier? Sie war ihm noch nie begegnet. Sicherlich als sie Kinder waren, aber daran konnte Livilla sich nicht mehr erinnern. Hatte ihr Vater ihn jemals erwähnt? Sie konnte sich nicht entsinnen. Stumm und nachdenklich ließ sie Wonga und Tertia mit dem Gepäck alleine und ging eilig durch die Casa.
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Endlich wurde ihr geöffnet und wie sie erwartet hatte, war es immer noch Wonga, welcher vor ihr stand. Aus seinem Mund kam der gewohnte Spruch, doch er schien Livilla nicht wieder zu erkennen. Sie strahlte ihm entgegen. „Salve Wonga! Ich bin es Iulia Livilla! Kennst du mich denn nicht mehr?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, schritt sie an dem Nubier vorbei, gefolgt von Tertia mit dem Gepäck. „Ich ziehe mich nun in meinen Cubiculum zurück und du unterrichtest deinem Herrn!“ Wer immer das im Moment auch war!
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Es war eine überraschte Abreise aus Germanien, welche die junge Iulierin nun hinter sich hatte. Vor allem auch zu einer schlechten Jahreszeit, aber vielleicht gerade darum hatte sie diese jetzt angesetzt. Es wurde Zeit in ihre neue Heimat zurückzukehren. Denn es hielt sie nichts mehr in Germanien. Und obwohl für sie immer Hispania ihr Zuhause war und auch immer sein wird, reiste sie jedoch nach Roma zurück, dort war nun ihre Familie ansässig und nicht dort wo sie aufwuchs. Tertia, ihre Amme, bezahlte noch eben die Männer, die sie mit einer Sänfte zur Casa Iulia gebracht hatten. Währendessen schritt Livilla zügig an die Porta und klopfte.
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Postfach ist endlich mal wieder geleert!
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Es hat Livilla wirklich sehr gefreut als ihre Freundin plötzlich vor der Porta der Casa Terentia stand. Und die Iulierin hatte das Gefühl, das es nicht nur für Gemina, sondern auch für sie selbst, ein sehr angenehmer Zufall war. Obwohl sich Livilla immer einredete, das sie sich einsam fühlte, war es dennoch so. Und nun hatte sie jemanden der sie ablenken konnte. Noch lächelnd lauschte sie ihr und als Livilla bemerkte wie Geminas Blick bekümmert wirkte, seufzte sie leise.
„Aber Gemina, ich dachte du bist hier um mich aufzumuntern und jetzt muss ich hören, wie schlecht es dir in Roma ergangen ist. Glaub mir Rom zu verlassen und sich dann erstmal für Germanien zu entscheiden, das ist gar nicht so leicht. Vor allem wenn man wie ich aus Hispania kommt. Ist es dein erster Aufenthalt hier?“
Livilla war eigentlich selbst froh, sich gerade jetzt nicht mehr in Roma aufzuhalten. Doch bei wen hatte sie schon halt, sie hatte niemanden. Und obwohl Livilla das noch immer nicht einsehen wollte, war es genau das, was sie brauchte. Eine Weisheit, von der sogar ihre Verwandte Helena gesprochen hatte.