Beiträge von Iulia Livilla

    "Die Sehnsucht nach Einsamkeit ist mir jetzt vergangen, nach dieser kleinen Auseinandersetzung. Es wäre nicht sehr höflich danach zu verlagen und außerdem interessiert mich, wie ein Politikter von sich behaupten kann, das er kein gefühloser Eisklotz ist. Oder folgt hier schon eine zweite listige Falle?", antwortete ich ihm mit einer leicht ironischen Stimme, nachdem ich wieder Blickkontakt mit ihm aufnahm.


    "Deine Neugierde ist auch nicht gerade gering. Doch auch eine junge Iulierin wurde damit gesegnet. Weshalb hast du also die Stadt verlassen?"


    Jedes weitere Wort klang nun viel erleichterter, entspannter und fröhlicher.

    Überaus langsam wandte sich mein Gesicht zur Seite, als Constantius seine Hand auf meiner ruhen lies. Eine Zeit lang bebachtete ich seine Geste und es er war nicht zu übersehen, wie unruhig ich dabei war. Mir war bekannt, was er wollte, das ich ihm alles erzählen musste, jede Einzelheit und vorallem den Grund weshalb ich alleine die Casa verlies. Und das alles nicht nur einmal sondern mehrmals, Helena hatte sicherlich auch Interesse daran. Hörte sie es nicht selbst von mir, dann wohl von Constantius.


    Ich schloss meine Augen, als er mein Gesicht abtupfte und nach seinen herzlichen Worten, sah ich ihn an. Zwar waren meine Tränen getrocknet, konnte man doch keine Spur von Vertrauen erkennen. Kein Ausdruck von Hilflosigkeit war darauf zu erkenne, viel mehr der von Schuld.


    "Ich ertrage es nicht, wenn du dies behauptest, immerhin bin doch ich an allem Schuld.", gab ich mit einer auffallender Stimme von mir, aus der Kummer zu hören war.

    Obwohl Constantius abgelenkt wurde seinen Blickkontakt von mir wendete wurden wir schließlich doch wieder auf den gleichen Gesprächspartner aufmerksam. So hatte er es wohl auch gelernt Frauen diese Komplimente zu machen, damit sie sich geschmeichelt fühlten und sich auf so manches Gespräch einlassen würde. Ich empfand es dieses mal nur als das Ergebnis der römischen Erziehung und nicht als eine übertriebe Aussage, die es ja eigentlich war. ich fand es nicht gerade angenehml, das viele mein Auftreten beobachten würden, doch lag dies auf der Hand, keiner konnte mit meinem Namen so recht etwas anfangen und nun wollte man eben heraus finden, wer hinter der Cousine von Helena und Constantius steckte. Leicht überrascht über die begrüßende Geste von Lucius Catilius blickte ich in sein hübsches Gesicht, das einen milderen Ausdruck zeigte und dessen Lächeln nicht diese strenge mit sich brachte, wie bei manch anderen.

    "Du bist Lucius Caecilius Catilius, wie ich gerade eben hörte, der Scriba meiner Cousine. Ich glaube du dienst Helena sicherlich nicht nur wegen ihrer Schönheit. Jetzt glaube ich das du sie viel besser kennst als ich." Meine Worte waren jetzt wieder mit einer Höfllichkeit geprägt, die eine Iulierin besitzten musste, stellte mich dies auch wieder unter Druck nicht so voreilig zu sein. So wich ich lieber nicht von Constantius Seite, dem wie mir schien dieses Abendessen nicht so sehr freudig zu stimmen.

    Seit dem verlassen des Tatortes und dem erreichen der Casa Iulia schwieg ich, als hätte ich das sprechen verlernt und hätte eine Dienerin nicht sofort einen Korbstuhl bebracht, wäre mir sogar in den Sinn gekommen mich auf den Boden zu setzten . Ich konnte nicht mehr stehen und mein Körper war eiskalt, obwohl der Heimweg für man anderen gar nicht so kühl sien würde, denn in der Luft war immernoch ein wenig Wärme zu spüren. Mein Blick suchte nicht den von Constantius, nein, mein Gesicht wandte sich vollkommen von ihm ab und zitternd umfasste ich einen meiner Oberarme, an denen mich auch dieses Scheusal packte. Sofort starrte ich auf die Türe, die Angst er könnte die Miles überwunden haben und uns gefolgt sein, war zu groß, auch wenn es unrealistisch war. Auf meinen Gesicht waren immernoch die vergossenen Tränen zu erkennen, doch mein atmen wurde ruhiger nicht mehr so hektisch wie vor wenigen Minuten.


    Mit einen mal fiel mir die blutbefleckte Stelle der Tunika wieder auf und diese Schuld in mir stieg und stieg. "Ich hätte darauf hören sollen.", flüsterte ich mit diesem zaghaften verstörten Ton. Für mich existierte Constantius gar nicht, vollkommen alleine war ich mit meinen Gefühlen und ich konnte auch nicht darüber sprechen, was eben vorgefallen war. Wie diese widerlichen Hände meinen Körper berührten und diese verstohlene Stimme die scheußlichsten Worte von sich gab, nur um sich zu rächen, es muss das Schicksal gewesen sein.

    Ich fror am ganzen Leib. Es war mein Cousin, er war hier, ich musste ihm vertrauen. Langsam erkannte ich das er mir nur helfen wollte, doch von vertrauen war nichts mehr zu spüren. Seine Annäherung, war mir merkwürdig fremd geworden, aber trotzdem löste sich ein winziger Teil der Angst in mir.

    "Caius!", glitt zaghaft über meine Lippen. Er nahm seinen Umhang ab und sogleich fügte ich verängstigt hinzu "Was machst du da?" Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, schon berührte dieser meinen Körper, doch bei dessen Berührung, zuckte ich abermals zusammen. Ein Stein fiel mir vom Herzen, als ich den wahren Grund seines Vorhabens bemerkte.


    Ich wagte es nicht ein einziges Mal, meinen Blick dem Täter zuzuwenden, sollte er doch in vollkommener Einsamkeit sterben, diese Einsamkeit, die ich jetzt ertragen musste. Trotz der Wärme des Umhanges, war mir so kalt wie in manchen dieser düsteren Nächte in Roma.

    "Bitte bring mich nach Hause, bitte. Ich kann hier nicht bleiben!" wimmernd bat ich Constantius mir diesen Wunsch zu erfüllen. Zitternd suchte meine Hand den Weg zu seiner eigenen. Mit größter Vorsicht berührte ich sie und umschloss sie dann, wollte ich ihn damit den Anlass geben, dass er mir half, mich zu erheben. Während ich wieder zum stehen kam, vernah ich die Worte des anderen Miles, doch so recht konnte ich ihnen nicht glauben, denn eine nicht gerade kleine Blutpfütze war am Boden zu erkennen. "Ist er tot, Caius?", mit einem von Schmerz erfüllten Blick sah ich zu Constantius und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Doch konnte er sie mir gar nicht geben.


    Ich fühlte mich verloren, so einsam und das viele mit Dreck befleckte Blut, erinnerte mich an jene Träume in den letzten Nächten, war es vielleicht auch noch meine eigene Schuld, weshalb dies geschehen musste? Hatte ich überhaupt kein Glück, erst langsam und dann viel heftiger zerrte ich an Constantius Hand. "Ich bin schuld das er sterben muss." Gedankenversunken klang meine verstörte Stimme, die immer mehr in Panik überging.

    Immernoch verbargen Hände mein Gesicht. Schon vollkommen aufgebracht über die Berührung der Beines des anderen Milies, hörte ich nun erneut eine Stimme, die sich an mich wendete. So nahm ich eine Hand von meinem Gesicht und streckte sie gegen Constantius, damit er mir nicht zu nahe kommen konnte.


    "Nein, nein!" So klangen meine wenigen, aber wehleidigen Worte und weitere Tränen liefen mir über das Gesicht, vor allem als Constantius nach meinen Handgelenkt griff, wehrte ich mich wie eine Löwin dagegen, er sollte Abstand halten. Eine weiteres Mal vernahm ich meinen Namen, doch dabei erkannte ich diese Stimme, sie war mir nicht fremd, sie sollte nichts schreckliches verheißen, die Stimme meines Cousins. Sofort wehrte ich mich nicht mehr und mein Gegendruck wurde schwächer, übermüdet wurde mein Arm wieder von Constantius Handgriff befreit und zitternt suchte ich seinen Augenkontakt. Er war es wirklich, aber kein Wort brachte ich über meine Lippen, nur meine verängstigen Augen betrachteten ihn und die mit blutbespritzte Stelle meiner Tunika war überaus kühl geworden..


    So bemerkte ich nicht was mit Melas geschah, weder wie sich die Milies auch um Schuldigen kümmerten, der schwere Wunden davon getragen hatte. Waren sie tot? Gab es einen Toten? Der eine Gedanke kreiste ihn meinen Kopf und ich konnte nicht verstehen warum?

    Nachdem er seine Frage stellte blickte ich mich und sah jetzt erst wie weit ich mich von den Sklaven entfernt hatte. Doch was sollte ich ihm antworten? Sollte ich einmal ehrlich sein wenn es um mich ging. So antwortete ich nicht sofort nach seiner Frage und starrte dann auf den Boden, während wir weiter gingen.


    "Ich glaube es war die Einsamkeit, weshalb ich hierher kam. Hier muss ich mich nicht beobachtet fühlen, wenn ich Sorgen habe. Ich schätze, ich bin wohl sehr leicht durchschaubar."

    Ich sah keinen Grund mehr ihm meinen Namen zu verschweigen, auch wenn diese Tat, sich als ein Fehler heraustellen würde, musste es wohl daran liegen, das mich seine Behauptungen, so gar mit mir ein bisschen zufrieden stellten.


    "Iulia Livilla! Verzeih mir es, war sehr unhöflich von mir, dir meinen Namen zu verschweigen, als du den deinigen bekannt gegeben hast. Jetzt wissen wir endlich, wer sich gegenüber steht."


    Viel höflicher konnte Strabo diese Worte aufnehmen, als die restlichen übermäßigen Beschimpfungen von mir.

    Etwas unheimlich beruhigendes fühlte ich tief in mir. Und wenn auch nur sehr langsam, erschien jetzt ein strahlendes Lächeln auf meinen Gesicht, es lies meinen ganzen Geist wieder beleben. Lag es an seinen Worten, das die Hoffnung jetzt endlich doch noch den letzten Lichtblick fand, denn ich dachte, ihn schon für immer verloren zu haben. Lange sah ich ihn an, ich fühlte mich so frei nach seinen Worten, befreit von jeder Last, die mich gefangen hielt.


    "Stärke! Entwickelt man diese nicht in der größten Not? Dann muss ich es wohl zurücknehmen, da ich zu voreilige war. Aber entschuldige, das ich deinen Worten nicht ganz glauben kann, so selbstsicher wie du es bist, bin ich nicht", anwortete ich Strabo und wendete meinen Kopf leicht verlegen von ihm ab, aber schenkte ihm immer noch dieses zufriedene Lächeln.

    Mein Blick war immer noch skeptisch. Denn ich sah ihn nicht als einen Privatmann, diese Kenntnis das er Politiker war, ging mir nicht mehr aus den Kopf. Und so stellte ich mir die Frage, woher er wissen konnte was Stärke ist, wenn er die Schwachen gar nicht kannte?


    "Ich hoffe du empfindest das nicht als eine Beleidigung, denn immerhin warst du es, der nach meiner Meinung fragte. "


    Mit einer ruhigeren Stimme setzte ich meine Worte fort.


    "Aber spricht nicht so laut von der Stärke, denn ich bin jung und sehe mich in den Tätigkeiten, die das Imperium ansprechen, noch sehr unerfahren."

    Augenblicklich sah ich auf seine Arme herab und sofort fand ich mich in seinem Gesicht wieder. Er hinderte mich sogar am gehen. Tief atmete ich durch um meine Wut ein bisschen einzudämmen. Vernahm ich aber aus seinen Worten, das ich "Stärke" besaß und mein Interesse an ihn wuchs aufs neue.


    "Woher möchtest du wissen das ich stark bin? Für einen Politiker musst du aber wenig Menschenerfahrungen haben, denn du scheinst dich zu irren."


    Ich fühlte mich schwach und auch wenn man mir das Gegenteil erzählte, konnte ich dem nicht zustimmen, obwohl ich nicht immer bescheiden war.

    Langsam betrat ich das Atrium und begab mich an Constantius Seite. Ich hätte mir gewünscht, nicht alleine in dieses Geschehen treten zu müssen, aber es lag daran, das ich mich verspätet hatte. Und den Grund dieser Verzögerung wollte ich lieber nicht zu Wort bringen. Ohne auch nur diesese Gespräche zu stören, blieb ich neben meinen Cousin stehen. War er doch so sehr in eines dieser Gespräch versunken, so das er meine Anwesenheit wohl kaum wahr nahm, nur das Streifen meiner himmelblauen Tunika an seiner Haut spürte, schien ihn meine Gegenwart zu offenbaren. Leise wendete ich meine Worte an ihn.


    "Verzeih mir, aber so manches Pergament, lies mich nicht los, obwohl mich die Dienerin so oft ermahnte."


    Ein Lächeln glit über mein Gesicht, so das Constantius Aufmerksamkeit nun mir galt. Langsam wendete ich meinen Blick zu den Gästen und musste mir eingestehen, keinen von ihnen jemals gesehen zu haben.

    Ich vernahm überhaupt nicht das uns die Soldaten erreicht hatten. Als sehe, hörte und spürte ich nicht mehr, was gerade geschah. Meine Händen verbagen immer noch mein Gesicht und mein Herz raste. Mir war gar nicht bewusst, ob es überhaupt schon vorbei war, oder ob es überhaupt ein Ende nahm. Da spürte ich die Gegenwart eines anderen Menschens, so dich neben mir, das ich reflexartig von ihm wich. Diese Furcht es könnte dieser Widerling sein oder war es ein anderer, der das selbe Ziel hatte.


    "Nein, lass mich!", schrie ich ihn flehend an, während ich immer mehr von ihm wich. Mein ganzer Körper zitterte und ich spürte wie blutig meine Tunika war, Secundus Blut! War er tot? Waren sie beide tot? Ich versuchte nicht einmal Constantius Gesicht zu erkennen, ich erkannte ihn ja nicht einmal an seiner Stimme. Doch als ich mich noch ein Stück weiter von ihm entfernte spürte ich Beine es weiteren Mannes. Eines Miles. Ein kurzer Aufschrei, als ich ihn berührte und mich in die Enge getrieben fühlte.

    Dem ganzen Geschehen konnte ich nur zusehen, alles ging so schnell, Lucullus Angriff auf Secundus. Doch als der Dolch Secundus Körper traf und Blut daraus quoll, war nur noch von mir schreiend sein Name zu hören. Aber was war der Grund dieser Tat, der Fremde wurde aus der Legio geworfen? Ich kannte meinen Vater, doch gar nicht so lange, woher konnte sich dieser Fremde über mich informieren. Diese Gedanken sollten doch nun keine Rolle spielen, denn als Lucullus von Secundus ablies und langsam auf mich zu trat, konnten sich meine verängstigen Augen nicht mehr von seinen Blicken entziehen. Diese Angst stieß in mir empor, eine Angst die weit aus schlimmer war, als in meinen Träumen. Ich wollte weglaufen mich wehren, doch kam ich nicht mehr von der Stelle, irgendetwas lies mich nicht fort. Und dann als ich dachte, den rettenden Schritt zu tätigen um mich Secundus zu wenden, hatte er mich schon in der Gewalt. Meinen Kopf von ihm weggewand, als er diese schrecklichen Worte in den Mund nahm, die so abartig, so widerlich klangen und mein Schreien auf einmal erstarb. Meine Augen füllten sich mit Tränen als er den Weg unter meiner Tunika suchte und so sehr ich mich anfangs bewerte hatte, wusste ich das es kein entkommen mehr gab, er war der Stärkere. Ich sah ihn nur an, seine grässlichen Augen und den Geruch des Weines den ich wahrnahm, wie erfroren, hätte ich es zugelassen, sich an so manchen Stellen meines Körpers zu betätigen, dessen Anwendungen mir doch so fremd waren. Gefangen in diesen Schockzustand.


    Auf einmal lies er mich los, durch Secundus Tat. So kam es zu einer zweiten Auseinandersetzung der beiden. Doch dieses Gefühl der Angst, weilte immer noch in mir. Am ganzen Leibe zitternd sank ich zu Boden, aber rührte mich nicht von der Stelle, den Kopf gesunken, so das mein Gesicht nicht zu erkennen war. Nahm ich es fast gar nicht war wie ihn Secundus niederschlug. Dann diese Stille, es war so ruhig, nur von weiten war das Scheppern von Rüstungen zu hören, als ich auf einmal Blut an meiner Tunika wahrnahm. Es war so frisch und so dachte ich erst es wäre das meinige. Dann hörte ich wie jemand meinen Namen flüsterte. Verstört blickte ich auf und sah zwei Männer am Boden liegen. Es war der Täter und Secundus, er blutete so stark und so zog ich mich langsam am Boden zu ihm, hoffte ich bei den Göttern, das dieses Scheusal neben ihm tot war und nicht aufwachte. Laut atmend erreichte ich ihm und sanft berührte ich mit einer Hand sein Gesicht, zog sie aber gleich wieder zurück, ich konnte ihn nicht berühren, ich ertrug es einfach nicht, obwohl er mir nichts getan hatte, sondern mich rettete. War es mir einfach noch nicht bewusst, die Angst lies mich nicht los. Tränen liefen mir über das Gesicht und ich legte meine Hände ins Gesicht, kniend neben Secundus.

    Als ich die Stimme das Mannes hörte, drehte ich mich zum ihm um sein Gesicht zu erkennen. Doch war es jetzt schon zu dunkel, erkannte man nur die Gesalt eines kräftigern Mannes, doch als ich bemerkte das sein Messer auf mich gerichtet war, zog mich Secundus schon rettend hinter sich. Mein Herz raste vor Angst und so betrachtete ich schweigend wie Secundus mit diesen ungehobelten Kerl umging. Mit den schlimmsten Worten beschimpfte er mich, aber so sehr ich mich auch anstrengte, ich hatte diese Mann noch nie gesehen. Wieso kannte er mich? Ich konnte ihn auch nicht mehr fragen, denn schon sprang er blitzschnell mit den Messer auf Secundus los und ich eilte zu der nächst gelegenen Wand. Zitternd versuchte ich mich in Sicherheit zu begeben, doch ich musste Secundus helfen, ich konnte jetzt nicht einfach so tatenlos zu sehen. So schrie ich mit all meiner Kraft.


    "WACHE! WACHE! HILFE!"


    Zitternd drückte ich mich an die kalte Wand und suchte auf dem Boden nach einen Gegenstand, irgendetwas hartes oder spitziges, mit dem ich Secundus nur helfen konnte.

    Schweigend erreichten wir also wieder Roma, das schweigen das einerseits schmerzte, andererseits uns aber nicht verletzten konnte, so wusste ich nicht so recht, was wohl besser war. In der Stadt kehrte Stille ein, doch das gefährliche Nachtleben schien gerade eben zu erwachen. Ich hatte schon jetzt ein schlechtes Gewissen, da es schon düster war und ich mich noch nicht in der Nähe der Casa Iulia befand. Doch war es noch nicht so finster, sich gar einzubilden, hinter jeder Mauer auf einen Verbrecher zu stoßen und daher, entstand zwischen mir und Secundus ein normaler Abstand.


    Ich wollte nicht mehr an das Geschehene denken, verlangte ich doch nur, so schnell wie möglich die Casa zu erreichen um mir noch weiteren Ärger zu ersparen. Doch mit der Zeit, erkannte ich das Secundus meine Blicke suchte, aber ich wagte es nicht ihn zu berühren. Wie er wohl darauf reagieren würde? Dachte er dann noch von mir ich spielte mit seinen Gefühlen? So lies ich es bleiben und mein Blick war nur auf den Weg gerichtet.


    Lucullus kam immer näher, keiner von uns beiden schienen dies zu bemerken und ihm war bewusst, das nur jetzt die geeignete Situation gekommen war, hier noch nicht so tief in der Stadt, noch in der Nähe des Esquilin, genau dort wollte er die tat begehen und so wurden seine Schritte immer schneller und schneller...

    Es dauerte nicht lange ich alles in den Korb verstaut hatte mich wieder hob und erwartungsvoll seinen Blickkontakt suchte. Jetzt gab er sich auch noch die Schuld, die eigentlich nur in mir lag. Wollte mich Secundus diesen Abend nur glücklich sehen und nicht mal das vergönnte ich ihm. Langsam trockenten wieder meine Tränen, doch wusste ich bei einen weiteren treffenden Gedanken, würde auch schon wieder die nächste mein Gesicht beflecken. Ich kam mir so schwach dabei vor, so wie ich niemals sein wollte, doch fühlte ich mich wie eine Angeklagte.


    "Es muss dir nicht Leid tun, es war ja ein schöner Ausflug, vom Markt bis hierher und wir hatten viel Spaß miteinander, doch konnte wir diesem Thema nicht entringen, so sehr wir es auch versuchten, vielleicht war dies der Fehler."


    Ich versuchte ihm mit diesen Worten wieder aufzumuntern, so oft ich dies auch tat, es gelang mir nie richtig. Vielleicht lag es an diesen schlechten Zeitpunkt und wohl auch an meinen Gesichtsausdruck, der immer noch mit Trauer erfüllt war.


    So entfernten wir uns der Stelle und stiegen langsam den Esquilin ab und ich wartete darauf das Secundus das Wort ergriff, denn ich wagte es nicht mehr. Doch wir wurden beobachtet...

    Es war die reinste Qual für mich was Secundus mir eben antat, seine Worte vergifteten mein Gewissen und seine Berührung, so das ich seinen Herzschlag spürte, verletzte meine Seele, doch im Gegensatz zu seinen Qualen, waren meine Schmerzen sicherlich nichts. Und etwas naives drang in meinen Kopf, denn ich redete mir ein, weshalb nicht aus seinen Munde diese Worte kommen konnte, dir mich bei Secundus vernichteten. Immermehr Tränen liefen mir über das Gesicht und erst jetzt wurde mir klar wie sehr ich diese Träume bei nacht doch hasste. Würden diese Gefühle nicht existieren, wäre ich überglücklich. Wieso konnte ich jetzt nicht weglaufen, obwohl ich den Weg nicht kannte, denn ich ertrug es nicht mehr sein Leiden zu sehen.


    "Lass uns gehen, Secundus, bitte!"


    Leise kamen diese Worte aus meinen Mund und in ihnen steckte tiefer Trauer, doch mehr Worte fand ich nicht. Und im innersten wusste ich das er seinen Weg finden wird, auch ohne mich, würde ich ihm doch nur schaden. So beugte ich mich um den Rest der Speisen in den Korb zu verstauen und eillte mich dabei so sehr als würde es mich drängen nach Hause zu kommen.

    Entsetzt sah ich ihn an.


    "Ich soll dich verstehen? Wie naiv muss ich eigenlich sein, einen fremden meinen Meinung zur Politik zu geben. Wir sollten nun getrennte Wege gehen, Decimus Pompeius Strabo."


    Immer noch am Höhepunkt des Zornes eilte ich in die entgegengesetzte Richtung. Verspürte ich so viel Scham in mir, doch einen Fehler hatte ich nicht begangen, ihm meinen Namen zu nennen.

    "Jetzt haben sich zwei Menschen getroffen, die die selben Gefühle haben, diesen Kummer in ihren Herzen spüren, jeder von ihnen leidet. Und ich möchte auch keinen Sonnenuntergang sehen, die Nacht ist mir viel lieber."


    So stand ich nun hinter Secundus und obwohl ich ruhig die Worte zu sprechen bekann, wurden sie am Ende doch lauter und verständlicher, weil sie mich quälten.


    Mir war bewusst, das die Wahrheit für Secundus schmerzte, doch mir tat es nicht weniger weh, so hasste ich mich dafür, warum ich ihn nicht lieben konnte, wieso nicht, verlangte ich doch immer noch das umögliche, wäre er doch die Erfüllung meines Lebens. Er hasste mich, ich war mir sicher, weil ich so eingebildet war, so hochnässig, so grausam. Aber es war doch nur die Wahrheit in meinen Worten und die Ehrlichkeit ist doch eine der bedeutesten Tugenden und wenn man sich daran hielt, entstand dies auf so brutale Art. Wäre es dann doch besser gewesen zu lügen. Tausende Gedanken schwirten durch meinen Kopf, doch keine konnte Secundus Demütigung nur am geringsten wiedergutmachen. Ich musste einfach mit ihm sprechen, ihn wieder zur Vernuft bringen, doch hätte ich nie daran gedacht ihn so den Kopf zu verdrehen, so empfand ich es, was für ein schrecklicher Zug von mir.


    Jetzt verlangte ich wieder seinen Blickkontakt, zwar wirkte mein Gesichtsausdruck immer noch aufgelöst und das Glitzern einzelner Tränen war noch zu erkennen, doch meine Stimme klang jetzt viel ruhiger, wenn auch nicht entspannt. Suchte ich wieder nach der Stille und vorallem nach keinen ernsten Worten mehr, sondern einfach die treffenden.


    "Wenn du mich nicht mehr sehen möchtest, dann verstehe ich das und du wirst mich vergessen. Auch verlange ich nicht, das du auf mich wartest, denn wenn ich unglücklich werde ist dies meine Schuld und das werde ich auch ganz sicherlich ohne dich. Doch manchmal ist das Leben nicht einfach, denn man macht es sich schwerer als es ist, deshalb hat ein Mensch Gefühle und auch wenn sie falsch sind, man lernt dazu und ich bin mir sicher viele verlangen jetzt schon nach deiner Liebe, der Liebe von Secundus Petronius Melas."