Beiträge von Iulia Livilla

    Eine Einladung zur Hochzeit, etwas schöneres konnte mir jetzt gar nicht passiern.


    "Ich wäre überaus enttäuscht wenn ich dich nicht begleiten dürfte. So kann ich den Großteil unserer Familie kennenlernen. Doch wer ist Iulia Severa?"


    Mir war so als würde ich vor Glück schweben.

    Ich drehte mich wieder zu meinen Onkel und meinen Vater um und betrachtete neugierig den Brief in der Hand meines Onkels. Er las ihn vor und bevor beide dazu kamen eine Reaktion zu zeigen, wendte ich mich schon überaus neugierig zu meinen Vater.


    "Den Worten meines Onkels zu folgen, ist dieser Mann ein weiterer Onkel von mir. Wie schön das er nun auch in Germania ist. Ich das ich ihn recht bald kennen lernen darf, ich möchte das mir viele in unserer Familie bekannt werden."


    Durch diesen Brief stieg meine Aufregung aufs neue an, nie hätte ich gedacht so schnell mehrere Mitglieder meiner Familie kennenzulernen. Und so strahlte ich über das ganze Gesicht.

    Und sie sprach nicht mehr davon, ich war erleichtert. Dieses Thema sollte unser Vorhaben in keinsterweise beeinflussen.


    "Es ist eine schwierige Entscheidung, immerhin richtet sich dein Leben, nach der Wahl des Tätigkeitsfeldes. Und manchmal ist es gar nicht richtig, einen der Wege zu wählen, nur weil man jene Tätigkeiten besonders gut beherrscht. Um ehrlich zu sein habe ich mir darüber noch nicht allzusehr den Kopf zerbrochen, nach all den Geschehnissen, aber seid dem Abendessen, denke ich immer öfter daran."


    Ich wollte keinen Fehler begehen, den ich einst vielleicht bereuen würde und daraufhin wurde auch mein Blick immer nachdenklicher und ernster.

    Ihre Erzählung machten mir Angst. Es störte mich nicht so sehr das sie iheren Wohnsitz in Hispania aufgeben musste oder das Iatreion nicht eröffen konnte, die Festellung einen Leichnam zur Welt zu bekommen, lies Trauer und Furcht ihn mir aufsteigen. Nahm sie es leicht hin oder hatte sie es schon überwunden. Wäre ich in der Lage es zu verkraften, würde mir so etwas zustoßen? Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren musste und so versuchte ich das Thema zu wechseln.


    "Du hast also den religiösen Weg gewählt, ich bin mir noch nicht sicher welche Fähigkeiten mir liegen, denn ich brauche dringend eine Beschäftigung."

    So viel auf einmal zu hören schocktierte mich leicht, vielleicht war ich auch noch zu jung und noch nicht fähig mit solchen Situationen umzugehen, da ich sie selbst nicht kannte.


    "Ich fand hier mein Glück, du hattest andere Gründe hierher zukommen. Aber so wie es nach deinen Worten klingt, habt ihr kein Iatreion eröffnet, wegen dem Kind? Kam es denn nicht zur Welt?"


    Diese Frage waren sicherlich nicht nach Valerias Geschmack, ich stellte es aber erst fest, als ich sie schon ausgesprochen hatte, immerwieder derselbe Fehler, den ich schon so oft begangen habe, das auszusprechen, wie es mir gerade in den Sinn kam. Oder war dies die Ehrlichkeit?


    Dennoch, sie musste Qualen erlitten haben und ich wollte wissen warum die Götter eine so wundervolle jungen Frau Leid zufügen konnten.

    Nach dem Fehler des Sklaven war auch ich erschrocken aber fiel dann in Valerias Kichern ein.


    "So lange wir heil ankommen, sehe ich über diese Fehltritte hinweg."


    Vor uns erstrecke sich die Stadt und ich stich einen der Vorhänge ein kleinwenig zurück um sie besser betrachten zu können. So war ich einfach nur fasziniert von ihr, Valeria bemerkte dies sicherlich und deswegen wendte ich mich gleich wieder zu ihr.


    "Valeria, du musst mir nicht antworten wenn du nicht möchtest, aber darf ich den Grund deines Umzuges erfahren?"


    Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten, mehr darüber zu erfahren.

    Auch mir entging das ruckeln nicht, nahm dies aber scherzhaft auf. Die Sklaven waren noch nicht in Übung. Doch sie wussten wer in der Sänfte war und dieses ruckeln enstand sicherlich nicht aus Absicht. Sie schafften es einfach nicht sich zu synchronisieren.


    Ich war überaus interessiert warum sie jetzt in Colonia war, welchen Grund gab es. Aber es war jetzt an mir zuerst ihre Fragen zu beantworten.


    "Du hast recht, ich kenne ihn erst seid wenigen Tagen. Ein kleiner Besuch in Germania veränderte mein ganzes Leben. Ich wurde in der Nähe Tarracos geboren, aber ich wuchs ohne meinen Vater auf. Gewiss, meine Mutter nannte mir seinen Namen, doch ich war mir sicher das ich ihn niemals kennenlernen würde. Dann kam aber alles anderes und spüre ich erst wie sehr ich ihn brauche."


    Ich lächelte überglücklich.

    Die höfliche Geste Melas, mir den Umhang doch wieder zu überlassen, nahm ich war schweigend aber dennoch leicht erstaunt an. Er hatte eine sehr gute Erziehung hinter sich, Gesten die anderen gar nicht in den Sinn kommen.


    Ich stand nun vor der Casa meines Vaters und obwohl ich mich jetzt von Secundus verabschieden sollte, war ich dennoch nicht entäuscht. Die Vorfreude auf morgen war der Grund. Seine Gesellschaft, mit ihm etwas zu unternehmen, wurde mir mehr und mehr sympathischer.


    "Secundus, ich schätze deine Höflichkeit sehr und außerdem wünschte ich mir das es schon morgen wäre, ich kann es gar nicht mehr erwarten den germanischen Sonnenuntergang an einen, deiner wohl liebste Orte zu betrachten. Nun, wünsche ich dir eine erholsame Nacht, in der du deine Kräfte für den morgigen Dienst sammelst.

    "Heißt das du bist auch noch nicht lange in Germania? Woher kommst du denn?"


    Fragte ich neugierig während ich aus der Tür ging und sie hinter mir schloss. Mir wurde bewusst wie wenig ich über sie wusste. So ging ich neben Valeria in Richtung Sänfte und nahmen darin Platz.

    Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf.


    "Du kennst mich kaum und dennoch stellst du so hohe Vergleiche an. Du wirst erkennen wie lästig ich sein kann, wenn ich mir etwas in den Kopf setze."


    Nach diesen Worte lachte ich herzhaft. Kaum zu glauben das ich dies heute noch tat, es war ein Versuch, die restlichen bestehen Sorgen zu begraben. Ich betrachte Secundus einen Moment lang schweigend und sprach sanft zu ihm.


    "Jetzt stehe ich da, halte dich auf und sehe zu wie du frierst. Hier, er gehört wieder dir."


    Ich hielt ihm seinen Mantel entgehen und nahm daher auch in Kauf die letzten Schritte in der Kälte ertragen zu müssen.

    Erst jetzt viel mir auf wie wunderschön Valeria aussah. So perfekt wie sie beim Abendessen des Tribuns gekleidet war, war sie es jetzt auch wieder.


    "Ich danke dir, Valeria. Aber du wirst sicherlich alle Blicke auf dich ziehen."


    Entgegnete ich ihr.


    "Ich muss dich bitten mir den Weg zu zeigen, da ich mich hier noch nicht so gut zurecht finde."

    Ich lief zur Tür, Vater war nicht da, doch am frühen Morgen erzählte ich ihm von Decima Valerias und meinen Vorhaben. Schnell öffnete ich sie.


    "Valeria, du bist schon da? Verzeih mir, ich hätte mich fast verspätet."


    Kontrollierend betrachtete ich meine dunkelgrüne Tunika.

    "Nun wird sich mein Vater sorgen machen, wenn ich so spät noch fort sein werde. Aber du musst mir diesen Ort zeigen, ich bitte dich."


    Jede Unehrlichkeiten Secundus, die gerade noch in meinen Kopf herumspukten, waren verschwunden. Der Wunsch an diesen Ort zugelangen, lies mich alles anderes vergessen. Vorallem nach diesem Abend. Den Sonnenuntergang anzusehen würde mir sicherlich die schönsten Erinnerungen an Hispania wieder entdecken, dennoch wollte ich Secundus nicht belästigen wie einst meinen Onkel als ich klein war.


    "Deine freie Zeit möchte ich dir dennoch nicht rauben."


    Fügte ich hinzu.

    Auch ich lächelte dem Tribun zu, überrascht konnte ich nicht wirken, dazu kannte ich ihn zu wenig. Respekt strahlte mein Lächeln auch nicht aus, wohl staute sich in mir die Kenntnis das er immer weiter aufsteigen möchte und nie genug bekommen kann.


    Wie Decima Valeria fand ich es angepasster zu schweigen und als mein Vater seinen persönlichen Dank aussprach war ich erleichert, das Vater mir keinen Blick zuwarf es ihm nach zu tun. Wie er trank ich einen Schluck und erkannte jetzt erst wie wenig ich bis jetzt gegessen hatte.
    Ich senkte meinen Blick und betrachtete meine zarten Hände, was hab ich schon in meinen Leben geleistet, sehr wenig für andere, das durfte ich nicht leugnen.

    Er hatte Recht, doch ich wollte ihm nicht zustimmen, diese Freude wollte ich ihm nicht bereiten. Aber es gab nur zwei Möglichkeiten an die sich das Volk erinnert, an einen Sieg oder an eine Niederlage die Legionen auslöscht. Der Kummer und der Trauer wird nie angesprochen, vielleicht nur in einem Satz erwähnt.
    Jetzt hatte ich einen Fehler begangen, er hörte es anscheinend nicht gerne das Frauen sich für Kriege interessieren, immerhin sollte sie davon ablenken.


    "Ich hätte dieses Thema nicht aufgreifen sollen, es tut mir Leid. Ich wollte deine Laune nicht verderben."


    Mehr ging ich darauf nicht ein, obwohl ich gedacht hätte es wäre ein triumphierendes Gefühl den Gastgeber nachdenklich zu machen und ihn gar zu beleidigen. Aber nichts war von diesem Triumph zu spüren, war er mir immer überlegen?



    Der Anlass des Abends stand jetzt im Vordergrund.

    Vollkommen überrascht durch Secundus Handlung zuckte ich leicht zusammen. Aber kurz danach als der Umhang mich schon zu wärmen begann, bemerkte ich wie kalt es mir eigentlich war.


    "Vielen Dank, ich wäre erfroren und hätte es gar nicht bemerkt so glücklich wie ich mich fühle. In Hispania ging ich oft abends spazieren. Ich liebte die Sonnenuntergänge und wenn die Nacht erwachte. Ich habe meiner Mutter viel Kummer bereitet."


    Es war ruhig geworden, sehr ruhig und innerlich hoffte ich bald am Quartier meines Vater anzukommen. Ich wusste nicht ob Secundus so eine milde schützend war wie mein Vater. Sein Blick war er ehrlich? Oder konnte er sich so verstellen? Ich war mir sicher das es die Ehrlichkeit sein musste, ich hoffte es einfach.

    "Ich wurde in Hispania geboren und musste ohne meinen Vater aufwachsen. Ich kannte nur seinen Namen mehr nicht und als ich noch Germania ging, ich hätte nicht gedacht ihn dort anzutreffen. Es war wie ein Wunder."


    Bei diesen Worten pochte mein Herz immer lauter. Es kam mir vor als waren das die glücklichsten Tage meines Leben. Nie wagte ich nur daran zu denken meinen Vater zu finden. Und nur durch einen Zufall kam es dazu. Secundus erkannte sicherlich diese Freude an mir und obwohl es drausen kalt war, kam es mir vor als würde ich diese Kälte vergessen.


    "Was verschlug dich in die Legion? Der Wille deines Vater oder dein eigener?"

    In mir kam das gleiche Gefühl wie damals bei unserer ersten Begegnung auf, die Anstrengung ein Gespräch mit ihm zu führen. In jedem Blick fehlte die Ehrlichkeit. Und die Konzentration stieg, in keinster Weise beleidigend zu antworten.


    "Nun, dieser Titus wird es sicherlich nicht mit Absicht anbrennen lassen. Du sollest ihm verziehen, die Kunst zu Kochen ist ein schwieriges Gebiet. "


    Dieser andauernte Lächeln es quälte mich ein bisschen, doch dem Blick des Tribuns konnte ich nicht ausweichen oder wollte ich es einfach nicht?


    "Du möchtest nicht über Krieg sprechen, schade, oft hörte ich meinen Onkel Iulius Seneca zu wenn er mir von seinen Reisen berichtete, aber damals war ich noch sehr jung und verstand es nicht so recht."


    Diesem Satz folgte ein kurzes Lächeln in Richtung meines Onkels, dann wandte ich mich wieder dem Tribun Tiberius zu. Über was sprach ich nur mit ihm. Ich konnte mich immer noch nicht so richtig entspannen.

    Ich war nicht gerade sehr überrascht das Vater mich mit Melas gehen lies, ihm waren auch seine Blicke fast gleichgültig, vielmehr erfüllte sie ihn mit Stolz. Und so ging ich neben Mela her. Dennoch war ich vorsichtig, ich kannte Mela erst seid heute Abend und ich war alleine mit ihm. So studierte ich jede Bewegung von ihm.


    "Ich war noch nie in einem Castellum und vorallem noch nie in der Casa eines Tribunen zum Abendessen eingeladen worden. Natürlich gefiel es mir. Und die Gesellschaft war auch sehr gut gewählt, so lernte ich viele wichtige Menschen kennen, die mit meinen Vater zu tun haben. Oder bist du nicht derselben Meinung?"


    Ich lächelte ihn an, aber als ich die Frage stelle wurde sie schon nachdenklicher. Vielleicht war er ganz anderer Meinung.

    Innerlich lachte ich noch Melas Aussichten verdorben zu haben, doch ich wunderte mich das mein Vater das kaum störte. Weil Melas in seiner Turma war oder weil er die Gefahr noch nicht kannte, die Aufgabe seine Tochter zu schützen. Vater beobachtete ihn sicherlich aber dennoch vermied ich es nicht Melas anzulächeln.


    So war ich ganz zufrieden mit mir, bis ich diese Stimme hörte. Gleich wendete ich mich zuTribun Tiberius, in mir entstand die Angst das er diese Blicke gesehen hatte, vielleicht beobachtete er mich schon länger. Leicht nervös antwortete ich ihm.


    "Tribun Tiberius, ich denke nicht das du schlecht lebst. So konnte ich auch nichts anderes erwarten. Aber ich muss mich vielmals für deine Einladung bedanken. Ich hätte nicht gedacht das du an mich denkst, sondern nur an meinen Vater."


    Leicht gestresst antwortete ich ihm und ich hatte das Gefühl ihn damit zu beleidigen.