Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    So, Verwandtschaft ist nun auch geklärt.
    Der gute Lupus soll in diesem Stammbaum seinen Platz finden.


    Seine Eltern sind als NSCs einzutragen und heißen Antonia Iuvenalia und Numerius Aurelius Fulvus. Fulvus ist seinerseits der Sohn von Claudius Aurelius Crassus und Apollonia Aurelia. Damit sind alle anderen aktiven IDs in diesen Familienzweig seine Cousinen und Cousins. Soweit alles verständlich? :)

    Zunächst fiel mir nicht auf, dass Celerina ob meiner Frage anders wurde. Ich konzentrierte mich zu sehr darauf, zärtlich zu sein, hatte den Blick auf meine Hand geheftet, die beharrlich tiefer wanderte. Erst als sie nichts erwiderte und ich sie ansah, bemerkte ich die Versteinerung ihrer Miene, und augenblicklich hielt ich in meinem Tun inne und ließ die flache Hand an Ort und Stelle liegen. Celerina streifte ein verwirrter Blick, ich runzelte die Stirn. Konnte es sein, dass sie den lockenden Sinn hinter meiner Frage verkannt hatte? Automatisch dachte ich daran zurück, wie Siv und ich in solchen Situationen verbal miteinander gespielt hatten. Wer mit dem Feuer spielt, muss auch mit den Konsequenzen rechnen... Solche Wortgefechte fand ich anregend, Celerina indes offenbar nicht. Dabei hatte ich nur darauf spekuliert, dass sie sich unter meiner Hand winden und mir sagen würde, was sie wollte. Nach all den Monaten des Bestehens unserer Ehe hatte ich das noch nicht herausgefunden. War das ein Beweis dafür, dass nicht einmal das und gelang, was uns hätte am ehesten verbinden können?


    Leise seufzte ich und zog erneut einen Mundwinkel hinauf, diesmal in Kombination mit den sich zusammenziehenden Brauen. Ich sollte also ganz ich selbst sein. Ihre Anweisung mochte ohne das versteinerte, gefrorene Lächeln einen gewissen Reiz ausgeübt haben, so aber tat sich nichts. Ich wandte meinen Blick ab von ihr, betrachtete nachdenklich ihr Schlüsselbein und senkte meine Lippen darauf. Kuss für Kuss setzte ich daran entlang, wortlos, und ließ meine Hand ihr Kosen wieder aufnehmen. Ich stand in Celerinas Schuld, und ich würde sie begleichen, jetzt und hier auf der Stelle. Eine Hand legte sich in ihren Nacken. Ich zog sie ein wenig unsanft näher zu mir heran. Das half schon etwas. Gleichzeitig hatte meine Linke das angestrebte Ziel erreicht und befasste sich nun eingehender damit.

    Da magst du recht haben, allerdings ist dort auch nicht vermerkt, dass man das Geld irgendwohin überweisen soll. Es ist davon die Rede, dass man einfach warten muss. :)


    Melde dich einfach hier, wenn dein Kontostand entsprechend der Höhe der Anschaffungskosten ist, dann schalte ich deinen Betrieb frei. Denk dran, du musst für die erste Runde zur Produktion gleich noch die Erhaltungskosten für die Stufe I parat haben, sonst bekommst du keine Produktionspunkte und kannst nichts produzieren. Den Sklaven stellst du dann in deinem Betrieb an, wenn er freigeschaltet ist. Nimmst du ihn da wieder raus, werden dir keine Erhaltungskosten in der Runde zugeteilt, in der er nicht im Betrieb angestellt ist.

    Celerina ergriff nicht meine Hand, sondern krabbelte katzenhaft zu mir aufs Bett. Ich rutschte herum - auf Dauer war die Liegeposition doch etwas unbequem - bis ich normal auf dem Bett lag, Celerina an meiner Seite. Ihr Körper war warm und sie schmiegte sich an mich. Es wurde deutlich, dass damit die Angelegenheit für sie nicht erledigt war. Das war mir bewusst. Ich hatte einen Arm um sie gelegt, ihn unter ihrem Nacken hindurch geschoben und sie an mich gezogen. Ich selbst lag auf dem Rücken, ihren Kopf an meiner Schulter. Zugegebenermaßen fühlte ich mich ein wenig ratlos, was ich nun mit ihr anfangen sollte. Sie gleichermaßen zu entschädigen, verspürte ich nur wenig Lust, und am liebsten wäre ich gerade einfach nur eingedöst, um noch ein wenig den Nachklang zu genießen. Trotzdem drehte ich mich zur Seite, ihr zu, und legte meine Linke auf ihren Bauch, um sie dort zu streicheln. Ich warf ihr einen Blick zu, während meine Hand zunächst höher glitt. Ganz bei der Sache war ich nicht, was daran lag, dass ich bereits wieder nachgrübelte, über dies und das.


    Ich betrachtete Celerinas braune Augen, das vom Haar umrahmte Gesicht, und zog einseitig den Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln hoch. "Was soll ich denn nun mit dir anstellen..." bemerkte ich mehr als dass ich sie direkt fragte - und meine Hand glitt quälend langsam tiefer. Ich wusste nicht, ob Celerina bemerkte, dass ich ein Programm abspulte. In unserer Ehe hatte ich das bisher sehr oft getan. Wahrscheinlich bemerkte sie den Unterschied nicht einmal, kannte sie mich doch kaum befreit von allen Fesseln.

    Ich hatte nicht auf meine Umgebung geachtet, deswegen war mir auch nicht bewusst, was Celerina gerade tat und wo sie war. Der Moment war es, der gezählt hatte, und er war nun verstrichen. Celerina saß noch am Boden und hatte eben am Laken gezupft. Sie sah mich an und erkannte wohl etwas wie Verwirrung, Skepsis und den Ansatz der Zufriedenheit in meinem Gesicht, denn zufrieden war ich - das brachten die Begebenheiten nun einmal mit sich - und verwirrt ebenso, denn nach dem, was Celerina nicht nur meinetwegen sondern auch bedingt durch die schändlichen Taten der Piraten hatte erleben müssen, hätte ich eine solche Aktion am allerwenigsten vermutet. Und so lag ich nur da, halb auf die Ellbogen gestützt, und sah sie verwundert an, mit einer unausgesprochenen Frage im Blick: Jener, was das alles zu bedeuten hatte.


    Ich gab mir durchaus Mühe, über all das hinwegzusehen, auch darüber, was zwischen uns vorgefallen war und dass sie ihr Heil bei einem anderen gesucht - und wohl gefunden - hatte, doch gelang es mir nicht, diese Frage aus meinem Hinterkopf zu bannen. Langsam streckte ich eine Hand nach ihr aus, um sie dazu zu bewegen, zu mir aufs Bett zu kommen. Sie hatte mir ein Geschenk gemacht. Und Geschenke erwiderte man, so einfach war das. Das Feuer war nun zwar weitgehend verebbt, konnte mit etwas Geduld jedoch neu entfacht werden. Das wussten wir beide. Mit dem Verschwinden der Leidenschaft war allerdings mein Verstand wieder an die Oberfläche meines Geistes gekommen, und so hing ich besagter Frage nach, was es nicht eben leichter machte, mich auf eine Entschädigung zu konzentrieren.

    Ich dachte nicht einmal daran, dass wir mit einer anders gearteten Betätigung vielleicht erfolgreich einen Erben gezeugt hätten. Es war mir in diesem Moment aber auch herzlich egal. Ich spürte Celerina, ohne dass ich mich gerade groß darum geschert hätte, dass sie es war. Keinen Gedanken verschwendete ich daran, was gewesen war oder was sein konnte. Ich lebte für einen Augenblick im Jetzt, und diese Gegenwart war berauschend. Mein Griff hatte sich nicht gelockert, im Gegenteil, er nahm zu, wurde regelrecht eisern und hielt Celerina an Ort und Stelle. Ich konnte nicht vermeiden, mich zu bewegen. Ich wollte es auch gar nicht. Die Erlösung kam in großen Schritten auf mich zu. Ich eilte ihr entgegen. Ich wollte es, und ich wollte es auf diese Weise. Wenn Celerina jetzt noch fliehen wollte, würde sie sich losreißen müssen. Vermutlich würde sie dabei einige Haare einbüßen.


    Das Ziel war greifbar. Ich legte den Kopf in den Nacken, als ich spürte, wie es mich erfasste. Leise war ich nicht, das war auch gar nicht möglich. Ich krampfte meine Hände um Falten des Bettlakens und schnaufte, mein ganzer Körper war angespannt und zugleich entspannt, mit einem Schlag. Träge hob ich dann eine Hand zum Gesicht und fuhr mir darüber, ließ sie dann ermattet fallen. Erst danach sah ich mich um, wo Celerina inzwischen steckte, und ob ich sie womöglich verschreckt hatte.

    Scheinbar hatte sie Gefallen daran, bestimmen zu dürfen. Allerdings wurde es für mich zunehmend schwerer, mich zurückzuhalten und sie machen zu lassen. Es ging quälend langsam voran. Ich lag auf dem Rücken und hielt meine Hände mit mentalen Fesseln neben dem Körper, um Celerina weiterhin die Freiheit zu lassen, zu tun was auch immer sie wollte. Doch je tiefer ihre Küsse wanderten, desto haltloser wurde ich. Der Herzschlag hatte sich schon beschleunigt, meine Atmung ebenso. Ich wünschte mir, sie mochte endlich am angestrebten Ziel ankommen, und als sie aufsah, ihr Haar mich kitzelnd streifte, und sie mir einen fragenden Blick zuwarf, blieb die Rechte nicht länger an Ort und Stelle. Ich griff in ihr Haar und drückte sie weiter hinunter, leise knurrend. An sah ich sie dabei nicht, nur vorher warf ich ihr einen Blick zu, und ich war mir sicher, dass sie darin eine drängende Aufforderung lesen konnte.


    Meine Fersen lagen locker auf dem kühlen Boden auf, hatten das Schaffell knapp verfehlt, und die Linke hatte sich zur rechten Hand gesellt, glitt gerade an Celerinas Kieferknochen entlang und in ihr Haar hinein. Ich hielt sie fest, und ich hatte nicht vor, sie so schnell wieder gehen zu lassen, weg von dort, wo sie mich küsste.

    Celerina mochte denken, was sie wollte - ich jedenfalls hatte noch gut in Erinnerung, wie verschreckt und ängstlich sie dreingesehen hatte, als ich beim letzten Mal bei ihr gelegen hatte. Ich war nicht besonders zärtlich gewesen, nicht einfühlsam oder gar rücksichtsvoll. Und eben weil ich mich an diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht sehr gut erinnerte und sie ihn jedes Mal gehabt hatte, wenn ich auf diese Weise mit ihr zusammen gewesen war, gab ich mir nun Mühe, nicht rabiat und besitzergreifend zu sein.


    Der Gedanke schien auch nicht der schlechteste zu sein. Zumindest schreckte sie nicht zurück oder floh, ganz im Gegenteil. Es schien mir die Flucht nach vorn zu sein, ein Angriff um Zwecke der Verteidigung. Celerina wirkte so stürmisch, dass ich ihr nicht glaubte. Dennoch ging ich darauf ein, und ganz langsam verblassten auch die Erinnerungen in jener Situation, die Erinnerungen an und Vergleiche mit Siv, die ich anstellte, wenn mein Verstand scharf und mein Geist wach war. Ich ließ es zu, es war willkommen. Celerina sollte an meiner Seite stehen, sie und niemand anderer, wie es sich gehörte, wie es richtig war. Celerina drängte mich förmlich. Ihre Hände schienen überall, sie presste sich an mich und schürte damit eine gewisse Skepsis. Am Abend zuvor hatte sie noch fliehen wollen vor mir, und nun schien sie nichts anderes zu wollen als mich. Was hatte sie dazu getrieben? War es Verzweiflung? Oder simples Verlangen? Kurz dachte ich grollend an diesen Parther. Vielleicht mochte es sein, dass sie eine Art Entzug durchmachte. Ich versteifte mich kurz. Ihre Hände waren jedoch überall, streichelten fahrig, beinahe hastig. Und sie erreichte schnell die Stelle, an der ich nicht verbergen konnte, dass auch ich sie wollte. Meine Skepsis schmolz gemeinsam mit dem letzten Widerstand zu einem kümmerlichen, nicht weiter beachtenswerten Nichts zusammen. Mühelos überwand ein wohliger Laut meine Kehle. Bereitwillig ließ ich mich von ihr zurückschieben. Mit einer schnellen Bewegung zog ich mir die tunica über den Kopf. Schon stieß ich rückseitig mit den Beinen ans Bett. Ich ließ sie gewähren. Ich würde Celerina tun lassen, was sie wollte.

    Hm. das war der Fehler, die Knete muss auf deinem Konto liegen, sonst kann ich dir den Betrieb nicht freischalten. Du hättest gar nichts überweisen müssen, Erhaltungskosten werden auch direkt eingezogen. Bitte jemanden von der SL, das Geld rückzuüberweisen, ich habe da leider keinen Zugriff.

    Der König von Tylus hat auch immer noch Balsam zum Verkauf stehen. Wird mir jedes Mal rot markiert angezeigt, weil die ID ja nicht mehr im Spiel ist. Angesichts der offensichtlichen Marktsättigung kann man den dann wohl auch rausnehmen. :)

    Sieben.


    Am Morgen war Celerina neben mir erwacht. Es war ein seltsamer Vormittag gewesen. Schuldgefühle waren über mich hinweg geschwappt, hatten Schmerz und Unvermögen einen Moment betäuben können und eine gähnende Leere zurück gelassen. Nun, da die Dunkelheit bald hereinbrechen würde, saß ich in meinem Zimmer und hatte eben den Zeitplan für die Wagenrennen geprüft. Die Tafel lag zusammengeklappt vor mir, und ich rieb mir müde die Augen und versuchte nicht daran zu denken, was zwischen Celerina und mir vorgefallen war. Das fiel mir auch nicht weiter schwer, denn als ich die Hand wegnahm, fiel mein Blick geradewegs auf die Verbindungstür, hinter der sonst Siv geschlafen hatte. Ich verzog das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse und lehnte mich nach vorn, um einen der umgestülpten Becher herumzudrehen. Doch nicht etwa, um mir Wein einzuschenken, sondern um das darunter befindliche Objekt zu offenbaren. Ich nahm das schmale Lederband mit dem silbernen Anhänger und drehte es zwischen den Fingern hin und her. Was sie wohl gerade tat?


    Ich wusste, dass ich solche Gedanken nicht zulassen durfte. Und doch konnte ich nicht verhindern, dass ich mir vorstellte, wie sie weinte, traurig und wütend gleichermaßen. Wie damals, am Tage ihrer Freilassung. Nur jetzt war auch mein Sohn in ihrer Nähe, und das machte den Gedanken daran noch unerträglicher. Ich hielt das kleine Silberpferd fest umklammert. Zwang meine eigenen Tränen erfolgreich zurück. Ich musste mich auf Celerina stützen. Ich durfte keinen Erinnerungen nachhängen. Hastig stopfte ich den Anhänger samt Schnur zurück unter den Becher, schob ihn noch hinter den gefüllten Weinkrug, damit ich ihn nicht mehr sah. Und doch wusste, ich dass er da war. Denn wenn man etwas von sich stieß, hieß das noch lange nicht, dass man es vergaß.


    Wer bin ich schon – das konntest du mir niemals zeigen.
    Bin ich ein Blatt, das noch beschrieben werden muss,
    bin ich der Schmerz in dir nach einem Abschiedskuss?
    Sag, bin ich dein, auch wenn sich unsre Tage neigen?


    Bin ich ein Meer, das blauer ist als jedes Sehnen,
    Bin ich das schönste Muster im Kaleidoskop?
    Bin ich ein Wunsch, der sich dank dir zum Stern erhob,
    sag, bin ich das versteckte Lächeln unter Tränen?


    Du kennst mich nicht, so wie ich selber mich nicht kenne
    und niemals könnte ich je deine Muse sein.
    Warum kann ich dir keine Fantasien bringen?


    Ich bin wohl nur ein Licht am Nachttisch und ich brenne
    für deinen Schöpfergeist, bin nachts dein Kerzenschein.
    Ach, könnt’ ich deine Träume wie Sirenen singen.


    Ach, könnt’ ich deine Träume wie Sirenen singen
    und dir die Seltsamkeiten dieser Welt erklären.
    Ich will dir keinen Zauber im Moment verwehren,
    doch liegt der wahre Zauber in so vielen Dingen.


    So fürchte nicht die Mitternacht und tiefe Seen,
    denn jeder Stern am Himmel bettet sie in Licht,
    und fürchte auch die Stille und mein Schweigen nicht,
    denn irgendwann bin ich bei dir - du wirst verstehen.


    Ich bleibe, denn das Licht lebt in der Dunkelheit,
    bei dir und zeige dir die Schönheit, selbst im Schmerz.
    Ich werde, wenn du willst, vom Himmel zu dir fliegen


    und zeige dir die Unbedeutsamkeit der Zeit.
    Bis dahin träume weiter – träum dich himmelwärts-
    die Träume, die dich leis’ in Illusionen wiegen.


    Die Träume, die dich leis’ in Illusionen wiegen,
    erhalten mich am Leben, deinen Traumgehalt.
    Ich habe nur für dich in deinem Schlaf Gestalt,
    wie seltsam, welch Gefühle für mich in dir liegen.


    In jedem Traum malst du von mir ein schön’res Bild
    und legst die Ideale fest in einen Rahmen.
    Wie seltsam, denn du gabst mir weder einen Namen,
    noch Wahrheit – wird denn deine Liebe je gestillt?


    Ich kann dich nicht nach deinen Wünschen glücklich machen.
    Was bringt es dir, wenn du mich in den Träumen siehst?
    Du solltest für dein Wohl in and’ren Sphären fliegen,


    weil Traum und Fantasie nur kurzes Glück entfachen.
    Wie seltsam, ihre Blüte ist die einzige, die sprießt:
    Wie konntest du so schnell dem einen, mir, erliegen?


    Wie konntest du so schnell dem einen, mir, erliegen,
    der keinen Funken Zeit für dich verschwenden will.
    Ich habe keinen Platz mehr für dich hier – sei still –
    du kannst nicht mehr mein Kleinod sein, mein Herz besiegen.


    Die Spiele, die wir spielten, sind bedeutungslos,
    es war ein Zeitvertreib im Dunkeln meiner Mauern.
    Und nun denkst du, ich würde dich auch noch bedauern,
    das kann ich nicht, denn meine Kammer ist nicht groß


    genug, auch dir den Schutz des Rückzugs zu gewähren.
    Du warst so lange fort, ich habe dich vermisst,
    du hast die Zeit verspielt, die wir gemeinsam gingen.


    Wie kannst du mich nach dieser Zeit denn noch begehren?
    Es ist nicht schwer, dass du mich, wie ich dich, vergisst:
    Du sahst doch schon, wie Sonn’ und Sterne untergingen.


    Du sahst doch schon, wie Sonn’ und Sterne untergingen
    und doch zieht es dich immer wieder an das Fenster.
    Dein Kämmerchen ist voller Schatten und Gespenster.
    Von der Ewigkeit wolltest du mir singen,


    und Obhut drohte meine Seele zu verbrennen.
    Ich brauche dich, wie eine Rosenknospe Regen.
    Kann ich dich jemals wieder in die Arme legen,
    und ruhig dich wiegen, kann ich deinen Namen nennen,


    und nicht von bitteren Erinnerungen kosten?
    Du bist wie Mond und Sterne, sichtbar und doch fern,
    Doch scheinst du nicht für mich, so folge ich den Pfaden


    nur rückwärts und seh’ dich am Horizont verrosten.
    Doch weiterhin quält mich mit dir ein kleiner Stern:
    „Die Hoffnung ist für dich der letzte Seidenfaden“.


    „Die Hoffnung ist für dich der letzte Seidenfaden“,
    sagt mir mein hoffnungsloser Geist nun jeden Morgen.
    Wo nehme ich sie her, darf ich mir diese borgen?
    Verworfen und aus zweiter Hand – wird schon nicht schaden.


    Ich brauche nichts als ein geliehenes Vertrauen,
    um mich aus meiner kleinen Kammer zu befreien.
    Wirst du mir deines geben, darf ich’s von dir leihen?
    Ich werd’ die Schuld bei dir versuchen abzubauen.


    Sag mir, dass es nicht allzu spät ist, zu bezahlen,
    sag, kann geliehenes Vertrauen auch gut sein?
    Verworfen und aus zweiter Hand – wird schon nicht schaden.


    Bestimme nun mein Schicksal, lass mich wieder blicken:
    Der Vorhang ist für dich geöffnet, Licht bricht ein –
    Doch es ist wohl besser so, ich werde mich verstecken.


    Es ist wohl besser so, ich werde mich verstecken,
    wenn ich so gefühllos wirklich bin, wie du es sagst.
    Es wär’ in Ordnung, wenn du dich bei mir beklagst,
    dass ich ein Fehlgriff war, in dir etwas zu wecken.


    Es tut mir leid, dass ich dich habe leiden lassen,
    es tut mir leid, dass ich die Zeit so bitter süßte.
    So nenn’ mich schuldig, wenn ich dafür noch nicht büßte,
    wenn du dich dann auch besser fühlst, darfst du mich hassen.


    Wie kann ein Mensch so blind sein, dass er nichts erkennt,
    wie passe ich denn je in deine Wirklichkeit?
    Sag, weißt du nicht, dass die Gefühle in mir ruhten,


    dass du nicht und auch niemand anderes sie kennt?
    Gefühllos? Ja, denn ich benötigte noch Zeit.
    Wie konntest du auch je dein Glück in mir vermuten.

    Imbrex und ich waren dem Knaben gefolgt, der uns von der Pforte bis hierher begleitet hatte und nun auch ankündigte. Der Kleine war erstaunlich pfiffig für sein Alter, immerhin hatten wir nicht erwähnt, in welcher Funktion Imbrex mich bei diesem Termin begleitete. Der Flavius lag auf einer cline, stand aber auf, sobald er uns sah. Er begrüßte uns recht enthusiastisch und stellte sich sogleich auch meinem Begleiter vor. "Flavius Piso", grüßte ich zurück. "Es freut mich, dass du es trotz deiner sicher zahlreichen Termine einrichten konntest." Ich setzte mich auf die angebotene Liege und verzichtete vorerst darauf, auch die Beine hochzulegen. "Ganz recht. Ich hätte mich auch direkt an Opimius Naso wenden können, aber sein Terminplan und der meine erschienen leider derart inkongruent, dass wir erst Zeit für ein Gespräch nach besagten Feiertagen gefunden hätten." Das entbehrte einer gewissen Wahrheit, immerhin hatte ich gleich mit dem Flavier reden wollen. "Ihr werdet doch gewiss wieder ein Bankett ausrichten? Wir wollten mit dir abstimmen, wie man dies am besten in die geplanten Feierlichkeiten integrieren kann, und dir, respektive euch einen kleinen Obulus zur Verfügung stellen."

    Ich lächelte, bis ich bemerkte, dass Celerina nicht mehr da war. Sie war also doch gegangen, geflohen vor mir und der Erinnerung daran, was ich ihr angetan hatte. Zu diesem Zeitpunkt lächelte ich nicht mehr. Ich schloss die Tür hinter mir und ging langsam zum Waschtisch, das heißt, ich wollte gehen. Denn als ich mich mit dem schwarzen Abgrund in meinen Gedanken doch für den Tag zurecht machen wollte, sprang mich jemand von hinten an. Reflexartig griff ich zu und bekam beidseitig die Unterseite ihrer Oberschenkel zu fassen. Mein Herz hatte einen Satz gemacht, die Augen hatte ich aufgerissen und der Schreck hatte alle meine Gedanken verscheucht. Ich wusste, dass es Celerina war, wer hätte es auch sonst sein können, und doch fühlte ich mich zurückerinnert.


    Ich drehte mich mit Celerina auf dem Rücken, ihre dunklen Strähnen flogen mir mit ihrem hellen Lachen ins Gesicht, während wir gemeinsam schwankten, bis ich das Gleichgewicht wiederfand, das sich verlagert hatte, da ich mit ihr auf dem Rücken deutlich mehr wog als allein. Ein Laut entwich meiner Kehle, es klang die Mischung aus einem Ansatz eines Lachens und einem kehligen Bellen, vermengt mit Überraschung. Überrascht war ich in zweierlei Hinsicht, aus offensichtlicher Tatsache und darüber, dass mir tatsächlich ein klein wenig nach lachen war, ich aber nicht feststellen konnte, warum das so war. Vermutlich, um die Situation zu überspielen, denn lustig fand ich dieses Déjà-vu nicht sonderlich. "Na?" sagte ich und drehte den Kopf so weit in ihre Richtung wie ich konnte. Was ich sah, war unbedeckt. Ich ließ Celerina von meinem Rücken hinunter gleiten und drehte mich zu ihr, den Blick auf ihre Augen fixiert, die Hände auf ihrer Hüfte - und einen Kloß im Hals. Das hier sollte sich richtig anfühlen. Ich nahm eine Hand fort und legte sie ihr an die Wange, ließ sie dann langsam am Kiefer entlang zum Ohr gleiten, bis meine Fingerspitzen daranstießen. So küsste ich sie und versuchte, unvoreingenommen und zärtlich zu sein. Sv hatte ich damals in wilder Gier an die Wand gedrängt.

    Die zarten Hände einer Patrizierin stahlen sich unter meine tunica, streichelten und liebkosten. Ich hatte die Augen immer noch geschlossen und versuchte, ein anderes Bild vor meinem geistigen Auge heraufzubeschwören. Der verwegene Ausdruck auf dem Gesicht, wenn das Verlangen sie überkam und sie sich spielerisch auf die Unterlippe biss, was mich nur umso stärker reizte. Selbst bei dieser Erinnerung daran bliebe die übliche Situation darauf nicht aus, auch wenn sich das Streicheln anders anfühlte, als wenn sie es tat. Siv. Es schien so, als wäre sie überall, selbst jetzt, in diesem Moment. Und so sehr ich mich auch anstrengte, Celerina auf ihren Platz zu schieben, so falsch fühlte es sich an, und so unzureichend gelang es. Ich hielt dennoch krampfhaft daran fest, auch wenn ich - mein Körper - gerade einen äußerst entspannten Eindruck machte. Meine linke Hand fand Eingang durch Celerinas Ärmel, bahnte sich einen Weg zu ihrem nun für mich unbedeckten Rücken und strich ihr langsam dort entlang, wo ich noch hin kam, ohne ihr Gewand zu zerreißen. Jedoch nicht lange. Ich zog mich zurück und stemmte mich auf die Ellbogen auf, sah sie dabei an. "Ich bin gleich wieder da", sagte ich und strich ihr über die Wange. Und dann fügte ich hinzu, wie ich es bei Siv getan hätte: "Lauf nicht weg." Dann schälte ich mich aus den Federn und verließ das Zimmer.


    Auf dem Weg zum Abort musste ich an die paar Male denken, bei denen sie mich überrumpelt hatte. Einmal war ich wiedergekommen und Siv war vermeintlich fort gewesen. Doch als ich ratlos im Zimmer gestanden hatte, war sie von hinten an mich herangeschlichen. Ohne die tunica, die sie zuvor noch getragen hatte. Das Ende der Geschichte trieb mir kurz ein wehmütiges Schmunzeln auf die Züge. Als ich einen Moment später wieder auf dem Rückweg in mein Schlafgemach war, war der Großteil meiner Bereitschaft, mit Celerina zu schlafen, schon wieder verschwunden, auch im Geiste. Ich würde es trotzdem tun, und wenn es nur wäre, um unser Verhältnis nicht wieder schlechter werden zu lassen. Celerina und ich mussten zueinander finden, koste es, was es wollte - und nicht nur im physischen Sinne. Ich musste die Lücke stopfen, das klaffende Loch, das Siv hinterlassen hatte. Celerina war die beste Option hierfür, immerhin war sie meine Frau. Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer und setzte ein vages Lächeln auf.

    Ich hatte das Gefühl, dass sich diese Zeremonie zäher dahinzog als Harz, das an einer Tanne hinunter lief. Das mochte vielleicht auch daran liegen, dass ich nicht mehr so schnittig und wendig war wie beim Eintritt in die Sodalität, und mir darob das Tanzen - vor allem das lange Tanzen - doch ein wenig die Puste raubte. Nach außen hin den Schein wahrend, wünschte ich mir gen Ende hin im Verborgenen nur noch einen Krug Wasser und sehnte das Ende des Opfers entgegen. Immerhin waren die Tänze nun vorüber, das Opfer geweiht und der rex sacrorum dabei, den victimarii Das Feld zu überlassen, wenn auch nur kurzzeitig. Ich warf dem neben mir stehenden Flavius einen kurzen Blick zu, dann wandte ich mich wieder nach vorn.