Ich richtete meinen Blick auf Straton und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. In fünf Tagen .. ein Ausflug zum Strand, mit einer schönen jungen Frau und ihren schätzungsweise zwanzig Anstandssklaven ... man konnte seine Zeit auch schlechter verbringen als das, soviel war sicher. "Ach Straton," sagte ich nach einiger Zeit, und die Frage wollte mir nicht gefallen, hatte ich sie mir doch in den letzten Tagen immer wieder gestellt und keine wirkliche Antwort darauf gefunden.
"Ich schreibe ihr doch nicht, weil ich sie anlügen will. Oder ihr etwas vormachen, was nicht ist. Sie hat etwas lebendiges, etwas warmes an sich, und ich würde sie einfach gerne näher kennenlernen. Frage mich nicht, warum, ich kann es Dir ohnehin nicht erklären."
Wieder entstand ein Moment der Stille, in der ich mich an den Abend der Meditrinalia erinnerte. An eine leuchtende, strahlende junge Frau, die mit ihrem Lächeln zu bezaubern wusste. Was wäre es wohl für ein Gefühl zu wissen, dass sie abends auf mich warten würde? Dass wir unser Leben miteinander teilten, die Sorgen, die schönen wie die unangenehmen Dinge? Würde sie stark genug sein, das dunkle flavische Blut auszugleichen? Wenn sie lächelte, war ich mir fast sicher, sie könnte es. Etwas Wärme in mein Leben bringen.
"Sie hat etwas Besonderes an sich, das mich einfach interessiert. Ganz abseits dessen, was ist. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen." Damit war das Thema für mich vorerst beendet und ich wies auf einen verschlossenen Kübel mitsamt einem Pinsel darauf, der in der Ecke des Raums seinen Platz gefunden hatte. "Das hier ist übrigens für Dich. Es muss noch ein bisschen Wahlwerbung an die Mauern dieser Stadt angebracht werden, und ich denke, Dir fällt sicher eine Menge ein, was man über mich positives sagen könnte." Mit einem unschuldigen Lächeln blickte ich meinem Sklaven ins Gesicht und erwartete insgeheim schon den Aufstand.