Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    Ich richtete meinen Blick auf Straton und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. In fünf Tagen .. ein Ausflug zum Strand, mit einer schönen jungen Frau und ihren schätzungsweise zwanzig Anstandssklaven ... man konnte seine Zeit auch schlechter verbringen als das, soviel war sicher. "Ach Straton," sagte ich nach einiger Zeit, und die Frage wollte mir nicht gefallen, hatte ich sie mir doch in den letzten Tagen immer wieder gestellt und keine wirkliche Antwort darauf gefunden.
    "Ich schreibe ihr doch nicht, weil ich sie anlügen will. Oder ihr etwas vormachen, was nicht ist. Sie hat etwas lebendiges, etwas warmes an sich, und ich würde sie einfach gerne näher kennenlernen. Frage mich nicht, warum, ich kann es Dir ohnehin nicht erklären."


    Wieder entstand ein Moment der Stille, in der ich mich an den Abend der Meditrinalia erinnerte. An eine leuchtende, strahlende junge Frau, die mit ihrem Lächeln zu bezaubern wusste. Was wäre es wohl für ein Gefühl zu wissen, dass sie abends auf mich warten würde? Dass wir unser Leben miteinander teilten, die Sorgen, die schönen wie die unangenehmen Dinge? Würde sie stark genug sein, das dunkle flavische Blut auszugleichen? Wenn sie lächelte, war ich mir fast sicher, sie könnte es. Etwas Wärme in mein Leben bringen.
    "Sie hat etwas Besonderes an sich, das mich einfach interessiert. Ganz abseits dessen, was ist. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen." Damit war das Thema für mich vorerst beendet und ich wies auf einen verschlossenen Kübel mitsamt einem Pinsel darauf, der in der Ecke des Raums seinen Platz gefunden hatte. "Das hier ist übrigens für Dich. Es muss noch ein bisschen Wahlwerbung an die Mauern dieser Stadt angebracht werden, und ich denke, Dir fällt sicher eine Menge ein, was man über mich positives sagen könnte." Mit einem unschuldigen Lächeln blickte ich meinem Sklaven ins Gesicht und erwartete insgeheim schon den Aufstand.

    Zitat

    Original von Cnaeus Flavius Lucanus
    ......Ich geh' gleich Bridhe suchen und dann mit ihr in die Stadt, um micht auszustaffieren und auch nach einem Steinmetz suchen. Damit werde ich vollauf beschäftigt sein - und meine Latein-Übungen muß ich auch noch machen. -.^ Nachdem Du so viel für mich getan hast, will ich Dich nicht länger von Deiner Arbeit abhalten - ich bin morgen früh für Dich sofort verfügbar. :)


    Todmüde, weil ich vor Aufregung nicht schlafen kann, ich muß mir irgendwo her etwas Baldriankraut besorgen, damit ich morgen nicht so zerknittert dreinschau' wie meine Tunika heute.- Ich schiele vorsichtig zum Geldbeutel und warte darauf, daß ich entlassen werde.


    "Natürlich schützt Mars den Kaiser und unsere Soldaten in Parthia, die Verluste sind gering und der Feldzug schreitet anscheinend gut voran. Die Frömmigkeit der Bürger trägt ihre Früchte - und ich bin mir sicher, die Parther werden die Wunde dieses Feldzuges sehr deutlich spüren." Ich war davon überzeugt, dass sie siegreich zurückkehren würden. Solange nur Mars nicht verstimmt würde, so lange würden die Legionen siegreich sein, und der Kaiser als triumphator zurückkehren.


    "Dann wünsche ich Dir gutes Gelingen für Deine Übungen, und ich erwarte Dich morgen nach der salutatio im atrium ..." sagte ich verabschiedend und schmunzelte etwas. Er wollte etwas tun? Er bekam etwas zu tun - damit hatte ich nicht wirklich Probleme. Wenn ich Priesterschüler herumscheuchen konnte, dann sicherlich auch Neffen. Respektive Großneffen.

    Da bleibt allerdings die Frage, wie praktikabel das alles ist. In der Legio hat man eine naturgemäß größere Gruppe an Leuten, die man exerzieren, kämpfen, leiden, puls essen und so weiter machen lassen kann. Beim CD geht es um Opfer, um Wissensvermittlung, nicht um Abenteuer ;) dass sich das nicht unbedingt jeder als discipulus antun will, kann ich nachempfinden, ich wollte das mit einer ID, die ein erwachsener Mann ist, auch nicht wirklich.
    Letztlich hängt jeder Unterricht von der Beteiligung der Schüler ab - und ich bin gern bereit, da kreative Sachen zu machen - aber es muss auch etwas zurückkommen. Wenn man um jedes Posting, um jede Antwort ringen muss und mitbekommt, dass die Schüler dann anderswo ellenlange Sachen produzieren, gleichzeitig aber keine Rückmeldung geben, wo ihre Probleme liegen, ist das auch als Lehrer ein bisschen demotivierend.


    Edit: Stimmt, die praktische Prüfung simon hatte ich jetzt ganz vergessen ^^ wobei ich das eigentlich deutlich herausfordernder und spaßiger fand als das Faktenwiedergeben bei der Probatio selbst.

    *Straton-Gewand auszieh, Patrizier-Gewand anzieh*


    Die 'Ausbildung' oder besser, die 'Hürde', die vor der Priestertätigkeit steht, ist die Beschäftigung mit der Religion durch das Ablegen der Probatio rerum sacrorum I - was bei den Legionen letztendlich im Spiel geschieht, wird hier auf Faktenwissen abgeprüft, das man sich zusammensuchen muss.
    Eine Ausbildung im Spiel selbst ist im Grunde nur eine Hilfestellung für die Spieler, die sagen, dass sie mehr tun wollen als Infos aus dem Wiki zu sammeln und wiederzugeben. Also 'unausgebildete' oder 'vollkommen unwissende' Priester gibt es nicht, die Spieler müssen ihr Wissen respektive ihre Fähigkeit, sich die nötigen Fakten für einen korrekten Beitrag zusammensuchen zu können, auf jeden Fall prüfen lassen. Der allgemeinverbindliche Bildungsstandard existiert also - durch die Probatio - und muss nicht erst neu festgelegt werden ;)

    Letztendlich bleibt es auch nicht allein beim Beten und Opfern. Ich versuche, meiner Rolle auch die Komponente eines Ratgebers zuzuschieben, jemand, der einem Hilfesuchenden auch fähig ist einen Ratschlag zu erteilen, wenn dieser die Hilfe des Gottes sucht. Wenn man bedenkt, dass die Orakelpriester meistens aus den sehr unverständlichen Sprüchen der jeweils benebelten Orakelverkünderin eine sehr praktische Lebenshilfe für die Opfernden zusammengebastelt haben, ist dies ein Tätigkeitsfeld, das auch für einen sacerdos im hiesigen CD nicht unbedingt ungewöhnlich sein dürfte.
    Auf die Hilfe eines Gottes hoffen kann man immer - aber das alltägliche Leben, die alltäglichen Sorgen sind oft genug auch einfacher zu lösen und zu bearbeiten, wenn einem jemand zuhört.


    Nicht in Form des oft als weichgespült und damit falsch verstandenen modernen Priesters, der schon bei der Seelsorgearbeit ein halber Psychologe sein muss, sondern eher handfestere Hilfen. Man kann aus einer solchen Rolle eine Menge machen, wenn man mal über die Grundlage 'opfern und Feiertage beschreiben' hinausgeht, ich denke, dass immer wieder Leute von sich aus den Marstempel besuchen und auf das angebotene Spiel reagieren, gibt mir darin durchaus recht. So könnte es in anderen Tempeln auch sein. Eine Iunopriesterin, die werdenden Müttern mit Ratschlägen hilft, eine Venuspriesterin mit Tips für's Liebesleben und so weiter, wieso denn auch nicht? Zumindest glaube ich nicht, dass dies so sehr gegen das Gebot der Historizität geht, Priester waren immer Mittler zwischen Menschen und Göttern, und damit auch Ratgeber und Helfer.

    Eigentlich musste ich innerlich bei dem Gedanken an das, was mir gleich bevorstand, grinsen. Der Auftrag, der zu vergeben war, gefiel mir nicht nur wegen der Praktikabilität besonders. Er würde ihn fordern, und gleichzeitig auch bis an den Rand der Selbstbeherrschung treiben, schätzte ich, wer machte so etwas schon gern? Aber es musste sein, und ich konnte mir keinen besseren Kandidaten dafür vorstellen als ausgerechnet meinen Straton, mit dem ich schon so viel Blödsinn gemeinsam gemacht hatte.
    "Komm herein," sagte ich, während ich der Tür den Rücken zuwandte und darauf wartete, dass der Grieche eintreten würde. Er schaffte es oft, so leise zu sein, dass ich seine Präsenz nicht bemerkte, aber glücklicherweise nicht immer. Es hätte mich wohl auch ziemlich frustriert, wäre es immer der Fall gewesen.

    Die Szenerie war geradezu grotesk, zwei pontifices, ein sacerdos, eine tote virgo vestalis maxima, und ungleich mehr, das an diesem Tag gestorben war. Befanden wir uns etwa in einer der Tragödien, die ein sinniger Geist verfasst hatte, verkörperten wir jene glücklosen Gestalten, die letztendlich niemals den Weg erlösender Freude kennenlernen würden? Zerstört war diese Welt, zerrissen, verkauft, verlassen. Die Kälte, die ich in mir fühlte, wollte nicht mehr weichen, und jede Geste, jedes gesprochene Wort war noch imstande, sie ungleich größer werden zu lasssen. Dass Gracchus mir entgegen blickte, sich mir gar zuwandte, ließ mich einen flüchtigen, schmerzvollen Augenblick lang hoffen, ich hätte mich getäuscht, jede Faser meines Seins hoffte inständig, es wäre so - doch seine Hand, die sich mir entgegen gehoben hatte, fiel wieder herab, als hätte er sich anders entschlossen. Es war eine so endgültige Geste, eine so verlorene Geste, dass ich nur dastehen konnte, während die Worte und das Geschrei der Menge an mir vorbei rauschten, wie der stetige Fluss des Meeres, ohne Bedeutung, ohne Belang noch für meine weitere Existenz. Hätte ich mich jetzt erneut auf dem unseligen Felsen befunden, wäre meine Entscheidung wohl eine andere gewesen.


    Gracchus und Corvinus. Gracchus und Corvinus. Das Blut pulsierte durch meinen kalten Leib, trieb die Worte gleich einem stetigen Schmerz voran, den man nicht ausschalten konnte, und ich stand nur da, ließ Corvinus' Worte und den Schulterdruck über mich ergehen, ohne mich groß zu regen, ein Nicken nur konnte ich mir abringen, und dann starrte ich auf den dunkelroten Fleck auf dem weißen, einst reinen und unschuldigen Boden.
    Dann verließ mich auch noch der zweite pontifex und wandte sich seinen Pflichten zu, die Menge jammerte und schrie, der Lärm dieser Menschen schwappte über mich und hüllte mich ein, erfüllte das leere Innere meines Selbst mit Geschrei, das in tausendfachem Echo an den verbliebenen Kanten meiner Seele wiederhallte.


    Erst als ich dieses andere Geräusch, nahendes Marschieren in schneller Geschwindigkeit, nicht mehr ignorieren konnte, als ein Offizier der Prätorianer am Ort des Geschehens auftrat, musste ich mich zwingen, wieder hinter meine Maske zurückzukehren, den corpus mit Leben zu erfüllen, und blickte den mir fremden Mann an.
    "Im Augenblick bin ich das wohl," erwiederte ich ihm auf seine Frage nach der Verantwortlichkeit - die Menge hatte sich für Gracchus geteilt und sich hinter ihm wieder geschlossen, ihn verschluckt wie einen Fisch im Meer. "Die virgo vestalis maxima wurde brutal ermordet, und man hat sie gerade in den Tempel der Vesta gebracht, um ihren Körper vor den Blicken der Masse zu schützen, ihren letzten Rest Würde bewahrend." Damit deutete ich auf den dicken, roten Blutfleck auf dem weißen Boden, befleckte Jungfräulichkeit und Reinheit gleichermaßen, und die nach innen strömenden, schockiert wirkenden vestalischen Jungfrauen.

    An diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht, und nickte unwillkürlich anerkennend. So ließ sich die aktuelle Politik mit der nicht ganz so aktuellen Politik verbinden - schlecht war das auf jeden Fall nicht. "Das wäre doch schon einmal ein gewaltiger Schritt voran. Der Tempel ist ein Prestigeobjekt, und jeder Bauunternehmer könnte sich mit einem erfolgreich absolvierten Renovierungsauftrag schmücken, vielleicht ist das ein Argument, dass noch am ehesten jemanden anziehen könnte. Gerade im Hinblick auf die anstehenden Feiern im nächsten Jahr wäre es doch schön, den Tempel wieder im alten Glanz erstrahlt zu wissen."
    In einem kurzen Augenblick der Überlegung stellte ich fest, dass mir mein Patron auf jeden Fall sympathisch war. Ich achtete ihn wegen seines Erfolges und seiner überlegten Art in der Politik, aber er hatte auch etwas persönlich und menschlich Anziehendes an sich. Dass ein solcher Mann noch nicht verheiratet war, erstaunte mich im Grunde dann doch etwas.
    "Noch nicht, ich muss gestehen, ich konnte mich bisher auch noch nicht für eine Factio entscheiden. Mir gefällt am Wagenrennen der Kampf zwischen den einzelnen Fahrern sehr, aber bisher habe ich mir noch keinen Favoriten erwählt. Du bist Anhänger der Russata, wenn ich nicht irre?" Wollte er mich für seine Factio rekrutieren?

    Nach unserem Gespräch im Marstempel waren der junge Aurelius Ursus und meine Wenigkeit in Richtung des Marsfelds ausgeschritten, um die im Norden desselben liegenden thermae Agrippae zu besuchen, eine der Anlaufadressen, wenn man nach einem harten Arbeitstag Entspannung und beruhigende Gesellschaft suchte. Dass wir uns unterwegs nicht viel unterhalten hatten, lag daran, dass um diese Zeit Rom voller Menschen war - Bürger kamen von ihrer Arbeit nach Hause, andere brachen gerade auf, um abendliches Vergnügen zu suchen - und wir alle Hände voll zu tun gehabt hatten, uns durch die Menge zu wühlen. Aber schließlich hatten wir es dann doch geschafft, und waren sogar heil und an einem Stück angekommen, ein Umstand, den ich zwischenzeitlich fast nicht mehr erwartet hatte.
    "Was meinst Du, zuerst eine Runde Ertüchtigung und dann ein Durchgang durch die Becken, um wieder zur Ruhe zu kommen?" fragte ich meinen Begleiter, der nicht mehr ganz so übellaunig aussah wie zuvor - anscheinend hatte es ihm wirklich gutgetan, überhaupt einmal einen Teil seines Ärgers formulieren zu können. Wir betraten gerade die Thermen, und ich bewunderte wieder einmal die prächtige Innenausstattung, an der man sich im Grunde gar nicht satt sehen konnte. Mochte noch jemand zweifeln, dass Rom die Vormachtstellung gebührte, er würde angesichts dieses besonderen Prunkbaus sicherlich eines Besseren belehrt.

    "Ich glaube nicht, dass Du so bald in die Verlegenheit kommen wirst, Dir neue togen machen lassen zu müssen wegen gewachsenem Körperumfang," meinte ich recht trocken und schmunzelte dann. Wirklich, der junge Aurelier schien mir alles andere als in Gefahr, demnächst wie ein Teig auseinander zu gehen, aber das wusste er schätzungsweise schon selbst. Ich winkte mir einen camillus heran und sagte ihm, er möge meinen collegi Bescheid geben, dass ich gegangen sei - es wäre ungehörig gewesen, sie nun während ihrer Arbeit zu stören - um mich dann dem Aurelier wieder zuzuwenden.
    "Dann lass uns aufbrechen, bevor noch irgendwer auf die Idee kommt, irgendein eiliges, wichtiges und dringendes Anliegen an mich zu haben, das am besten schon gestern erledigt worden wäre," sagte ich grinsend und schritt ihm voran auf den Tempelausgang zu, den Worten gleich Taten folgen lassend. Ich freute mich auf einen kleinen Ausflug in die Thermen, da ich nicht allzu oft dazu kam, öffentlich und ausführlich zu baden - meistens war ich dazu abends zu müde und begnügte mich mit einem kurzen Bad in der villa, um dann ins Bett zu fallen.

    So viel Eifer. Was gäbe ich doch darum, die Zeit ein paar Jahre zurückzudrehen und mit diesem jungen Mann mit den eifrigen Augen durch Rom zu streifen, ohne Bitterkeit, ohne Sorgen, einfach nur erkunden und kennenlernen, wie ich es damals in Athen gemeinsam mit Gracchus getan hatte. Aber es war nun einmal nicht mehr möglich, und so blieb mir nur, ihn anzulächeln und ihm zu zeigen, dass mir sein Eifer gefiel.
    "Ich würde sagen, morgen beginnst Du - heute solltest Du den Tag noch nutzen, Dich ein bisschen in der villa umzusehen und Dich mit dem Haushalt vertraut zu machen. Morgen werde ich nach der salutatio zum Tempel aufbrechen, und da wäre es gut, wenn Du mich gleich begleiten könntest - zum einen wegen der Opfergaben, zum anderen siehst Du dann gleich, was tagsüber so alles los sein kann in einem Tempel, derzeit ist Mars ein sehr beliebter Gott."


    Wahrscheinlich würde er genauso Augen machen, wie ich es getan hatte, als ich dem ersten Ansturm gegenüber gestanden hatte. Die Nachricht eines neuen Krieges war nicht allzu alt gewesen, als der Tempel bereits übervoll gewesen war.
    "Ansonsten ... gibt es noch etwas, was Du wissen willst? Oder was Du vielleicht dringend bräuchtest?" Ich hatte ihm jetzt lange genug meine Vorstellungen um die Ohren geschlagen, es wurde Zeit, dass er seine eigenen Wünsche auch noch formulierte.


    Sim-Off:

    Es wäre zum Zweck der Auszahlung Deines Gehalts dann ganz gut, wenn Du ein Wisim-Konto hättest ;) und bitte bestätige in Deinem Tabularium die Ernennung als Scriba Personalis.

    "Du hast mein Wort, Aurelius Ursus, dass diese Sache bei mir bleibt - denn letztendlich stehe ich hier als ein Priester des Mars, nicht als der Freund des Aurelius Corvinus. Was immer euch entzweit hat, ist eure Sache und letztendlich müsst ihr beiden das auch unter euch bereinigen, in aller Ruhe, wenn sich die Gemüter beruhigt haben. Wenn Du Dir nicht sicher bist, was Du von ihm zu halten hast, ist es denke ich der beste Weg, Du versuchst es herauszufinden. Einen Zorn mit Dir herumzuschleppen, den Du nicht mehr loswirst, ist jedenfalls keine Lösung, das wird nur immer mehr, und mehr. In solchen Fällen gehe ich meistens trainieren, körperliche Anstrengung hilft auch, einen klaren Kopf zu bekommen."
    Ruhig blickte ihn ihn an, und die Worte, die ich gesprochen hatte, waren ernst gemeint, als hätte ich einem völlig Fremden einen ebensolchen Rat erteilen müssen - letztendlich war er mir fremd, aber ein gewisser Teil von mir entdeckte an diesem jungen Mann auch etwas Vertrautes. Noch immer war der Altarraum mit der mächtigen Statue des Mars gut gefüllt, und meine collegi waren ebenso gut beschäftigt, ihren Aufgaben nachzukommen - ich warf einen Blick zum Tempeleingang und betrachtete den Stand der Sonne.
    "Was hältst Du von einem Ausflug zu den Thermen? Die Zeit meiner Pflicht endet für diesen Tag recht bald, und ich habe dringend mal wieder etwas Ertüchtigung nötig, wenn man den ganzen Tag nur herumsteht, braucht man einen ausgleich."

    Es war doch immer wieder faszinierend, was Frauen mit sich herumschleppten - zumindest für mich, der Frauen doch immer wieder gern beobachtete. Das kleine Täschchen, in dem sie ihren Schreibbedarf verstaut hatte, war mir jedenfalls als modistisches Detail neu, normalerweise gab es für sowas Sklaven, die einem dann eben alles hinterherschleppten. Aber, das musste man auch zugeben, waren Sklaven ein bisschen unhandlich und wesentlich schwerer abzulegen als dieses kleine Täschchen.
    "Du hast die wichtigsten Dinge genannt - der Altar und die Götterstatue sind vor allem wichtig, aber auch Weihrauchschalen sind vonnöten, um die Luft vom Wohlgeruch zu erfüllen und damit die Gunst der Götter auf uns herabzurufen. Letztendlich ist alles andere, was einen großen Tempel noch auszeichnet - Verwaltungsräume, extra Opferschalen und dergleichen mehr, vernachlässigbar, wenn es um die reine Opferhandlung geht. Geht es hingegen auch um die Repräsentation eines wichtigen Gottes, sind solche Details natürlich umso wichtiger."


    Sie schien sich nicht mit zuviel Firlefanz aufzuhalten, das gefiel durchaus - also würde sie auch gleich die Frage beantworten dürfen, an der sich meine discipulae gestern die Zähne ausgebissen hatten. "Was meinst Du, welche verschiedenen Arten an Priestern gibt es hier in Rom?"

    Ich nehme mal stark an, es kommt auch sehr darauf an, wie eine Kritik an einem Posting dann auch formuliert wird. Letztendlich macht man sich als Priester die Mühe, ein stimmungsvolles Opfer auszuspielen (oder was auch immer das nun für ein Feiertag sein mag), und dann letztendlich einen Seitenhieb einstecken zu müssen, der einen mehr oder minder unverblümt als Vollidioten hinstellt, weil man ein Detail nicht beachtet hat, stelle ich mir nicht gerade motivierend vor. Der Ton macht die Musik, und hier wird der Ton bei so mancher Diskussion sehr schnell ziemlich heftig - wie sieht es dann wohl in PNs aus? Wegen so etwas motivierte Spieler zu verlieren finde ich nicht gerade prickelnd.

    Ich lauschte dem Sermon des Zorns aufmerksam und behielt ihn dabei im Blick. Er schien von seinen Worten und der Richtigkeit seiner Wahrnehmung so überzeugt, dass man seiner Mimik sehr genau ablesen konnte, wie es ihm erging - dieses offene Buch würde er wohl im Amt erst einmal zu schließen lernen müssen, aber für mich war das nicht ganz so sehr von Belang wie die Worte selbst.
    "Hast Du Dir schon einmal überlegt, dass diese Dinge vielleicht nicht aus böser Absicht geschehen sind, sondern schlichtweg aus dem fehlenden Wissen heraus, was Deine Bedürfnisse sind? Du sagst selbst, ihr kennt euch kaum, und konntet euch bisher nicht unbedingt kennenlernen. Mir würde es schwerfallen zu erraten, was sich einer meiner Neffen wünscht, wenn er es mir nicht irgendwann selbst sagt. Das mag für Dich in Deiner Situation, in der Du ja auf jeden Fall etwas tun möchtest, sicherlich auch einmal aussehen, als würde man Dir keine Aufmerksamkeit zugedenken, aber ich denke nicht, dass Corvinus in schlechter Absicht handelte, es würde mich jedenfalls sehr erstaunen."


    Einige Momente ließ ich vergehen, bevor ich meinen Gedanken weiterführte: "Letztendlich kann es Dir im Augenblick nur nützen, dass Deine familiären Verpflichtungen noch gering sind - denn es wird Dir erlauben, Dich ganz auf Dein Amt zu konzentrieren, und das wiederum wird zu vermeiden helfen, dass Du Fehler begehst. Was könnte Dir Corvinus derzeit ermöglichen? Allenfalls die Arbeit als scriba personalis, und ich stelle mir das bei einem decemvir litibus iucandis als ausgesprochen langweilig und enervierend vor. Dass er Deine Kandidatur stützt und Dich darin ermutigt, spricht für mich eine ganz andere Sprache als für Dich, wie mir scheint: Ich denke, er ist davon überzeugt, dass Du es schaffen kannst. Denn alles, was Du verbockst, um es einmal ganz klar zu sagen, wird auf Deine gens zurückfallen, und das wünscht sich kein Haushaltsvorstand. Wo Du also zu sehen glaubst, dass Dich jemand in die Irre schicken will, sehe ich jemanden, der an Dich glaubt und bereit ist, dies auch zu vertreten. Hast Du es schon einmal aus diesem Blickwinkel bedacht?"

    Ich runzelte die Stirn, nicht wegen seinen Worten zum Tribunat, aber doch sehr viel mehr wegen dem folgenden - konnte es sein, dass hier der Groll wirklich begraben lag? Wie eifersüchtig und zornig der junge Aurelier geklungen hatte, nicht gerade etwas, was man hören wollte oder überhaupt anhöre konnte, ohne dass es einen dabei kalt überlief. Aus solchen Gefühlen entstand selten etwas Gutes.
    "Das ist es also. Du zürnst ihm, ob mit oder ohne Grund, das kann ich nicht beurteilen ... aber damit hast Du wohl recht, auf dieser Grundlage kann sich kein Gespräch entwickeln. Letztendlich will ich deise Details auch nicht wissen, denn gesagt hat mir Deine Haltung, der Klang Deiner Stimme genug. Kann es sein, dass Du Dich aus dem ausgeschlossen fühlst, was Dein Onkel tut? Wenn es wirklich der Fall ist, würde ich mir an Deiner Stelle überlegen, warum Du dieses Gefühl hast - und vor allem auch, ob es wirklich begründet ist. Zorn ist nicht rational, und wenn du als Amtsträger Erfolg haben willst, darf Dir Dein Zorn nicht im Weg stehen. Zu leicht wird man dadurch angreifbar und offenbart sich den falschen Personen."


    Dass er sich entschuldigte, nahm ich mit einem Nicken zur Kenntnis, und damit war es für mich auch erledigt, wirklich beleidigt hatte er mich damit ja nicht. "Was würdest Du denn gerne für Deine Familie tun, hast Du eine konkrete Idee? Denn einen Vorschlag in der Hinterhand zu haben verschafft Dir bei allen Diskussionen eine bessere Ausgangsposition."

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    Amüsiert lächelte der Aelier über die durchaus entspannte Art des Flaviers, trotz der exponierten Lage, in der jener sich gerade befand.
    > Caius Flavius Aquilius, ich kann dir versprechen, dass dir bald schon alle Möglichkeiten offenstehen, die dich fernhalten von den lästigen Schilderungen appetitzügelnder Krankheitbilder. Der princeps selbst nämlich ließ dir eine besondere Ehrung zukommen. Lucius Ulpius Iulianus, Imperator Caesar Augustus und in dieser Stunde mehr denn je pater patriae, erhebt dich in den ordo senatorius.
    Mit Freude überreiche ich dir diese Urkunde, die es dir ab nun erlaubt, den cursus honorum zu beschreiten. <


    Es war tatsächlich passiert. Der Einfluss des Senators Purgitius Macer hatte mir diese Tür geöffnet, vor der ich so lange gestanden hatte, um mit einem gewissen Neid in das Innere des Raums zu blicken, in dem sich so viele tummelten, die allein durch die Verdienste ihrer Väter schon eintreten hatten dürfen. Und heute, an einem eigentlich vollkommen normalen und gewöhnlichen Tag, durfte ich eintreten, durch den Willen des Imperators.
    "Das ... das ist ... wunderbar!" brachte ich dann doch nach einigen Momenten des stillen Strahlens hervor und betastete die Urkunde so vorsichtig, als würde sie beim nächsten scharfen Blick eventuell zerfallen. "Ich danke Dir für diese gute Nachricht, wirklich, ich danke Dir!" Alles rückte mit einem Mal in greifbare Nähe. Die Kandidatur. Der erstrebte Weg nach oben. Und, vielleicht irgendwann, die ersehnte Rehabilitierung meiner Familie. All das mochte man mir in diesem Moment ansehen, wenn nicht gar allzu leicht von meinem Gesicht ablesen, wie erleichtert und erfreut ich gleichermaßen war.

    Braune, offene Augen. In diesem Detail ähnelte er meinem Freund Marcus sehr, der sich auch nie scheute, seinem Gegenüber in die Augen zu blicken. Es hatte auch eine Zeit gegeben, in der ich mich in Marcus' Augen verloren hatte - aber diesen Gedanken vertiefte ich hier nicht unbedingt.
    "Eigentlich ist es mir gleich. Ich reise gern, und da die meisten Tribunate dann doch etwas weiter entfernt stattfinden, wird es in jedem Fall eine Herausforderung, ob nun Germania, Aegyptus oder wo auch immer man es sich sonst noch vorstellen mag. Allein Hispania muss nicht unbedingt sein, ich kenne meine Heimat schon recht gut, da wäre mir etwas Neues dann doch lieber. Hast du einen Favoriten?" Seltsam, wie es mit diesen Aureliern war, ich fand bisher fast alle sympathisch. Sie hatten etwas sonniges an sich, etwas lebendiges, das den Flaviern oft genug fehlte, wir waren viel mehr ein argwöhnischer Schlag Menschen, gesegnet und verfliucht mit dem Kaiserblut zugleich.


    "Ihr hattet also einen recht unangenehmen Streit - das kommt in den besten Familien einmal vor und ich denke auch nicht, dass das ein Dauerzustand werden wird. Dafür ist Marcus ein zu aufrichtiger Mann, der Streit meines Wissens nach nicht besonders mag. Verwechsle das nicht mit Sanftheit oder allzu großer Nachgiebigkeit, er wird seine Meinung vertreten und Dir sicherlich auch immer sagen, warum er eine bestimmte Meinung gefasst hat. Warum lädst Du ihn nicht einfach einmal auf ein Essen ein, fernab der villa und auch fern seiner Pflichten? Wenn ich abends vom Tempel nach Hause komme, habe ich nicht mehr unbedingt den Kopf frei für die Sorgen meiner Umgebung, und das ist auch selten eine gute Gelegenheit, sich entspannt kennenzulernen. Dein Onkel hat viele Pflichten übernommen, und nicht zuletzt auch die, für die Familie in Rom zu sorgen. Das ist eine große Verantwortung, allen gerecht zu werden, und leisten kann so etwas im Grunde kein Mensch. Vielleicht kann ich Dir einen Hinweis geben, was Du tun kannst, wenn Du mir ein bisschen mehr verrätst, warum ihr euch überhaupt gestritten habt?" versuchte ich es nochmal - es schien ein ernstes Problem zu sein, wenn er schon von alleine wieder darauf kam, obwohl er es eigentlich zuvor abgelehnt hatte, genaueres zu sagen.