Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    "Tatsächlich!" antwortete ich bekräftigend, und die Freude über diese Vaterschaft war an mir wohl kaum zu übersehen. Welchen besseren Beweis für die Gnade der Götter konnte es schon für einen Mann geben, als das Wissen darum, fruchtbar zu sein und Söhne zeugen zu können? Mit niemandem sonst wolte ich diese erste Freude teilen denn mit meinem Seelengefährten Manius, egoistisch hatte ich die Neuigkeit bewahrt, bis ich die Zeit dazu fand, ihm alles zu erzählen. Die kräftige Umarmung, die auf die Neuigkeit folgte, schien mir viel zu kurz zu sein, aber sie waren es immer, wir berührten uns so wenig, dass mein Körper viel zu leicht darin verlockt wurde, ihn über Gebühr in meiner Nähe zu halten. Dennoch, gänzlich riss der Kontakt nicht ab, und ich bekräftigte die Geste dadurch, dass ich meine Hand auf seinen Oberarm legte, eine so freundschaftlich-männliche Haltung, dass uns kein neugieriger Zuschauer irgend etwas hätte andichten können.


    "Der Tyrann kann warten, heute haben wir etwas zu feiern, Manius. Alle Schriftrollen der Welt können heute ruhen und meinetwegen verschimmeln - na gut, nicht alle - heute will ich einfach nur den Tropfen der Freude kosten, von dem wir beide viel zu selten trinken können. Ausserdem gibt es da etwas mit Aristides, worüber ich mit Dir sprechen muss, und ... auch etwas anderes über die Zukunft. Wir sprechen zu selten miteinander, mein Freund, viel zu selten ... und ich gedenke das zu ändern, wo es möglich ist, ohne Deinen und meinen Tagesablauf zu sehr durcheinander zu werfen," erwiederte ich, aber die Neugierde auf seine Neuigkeiten stahl sich ebenso in meinen Blick, wie mich sein schalkhaftes Lächeln erfreute. Wann hatten wir schon die Gelegenheit, so frei miteinander umzugehen, so locker und so unbeschwert?

    Ihr Götter, was hatte ich getan? Ich hatte doch noch nicht einmal Wein getrunken gehabt, oder sonstigen Rauschmitteln gefrönt. War ich vollkommen durchgedreht? Es war normalerweise nicht meine Art, mich freiwillig für irgend etwas zu melden, ausser es gab Wein umsonst, und jetzt war ich unvermittelt auch noch magister geworden. Darüber unterhalten wir uns noch, Mars, dachte ich, denn solche Impulse kamen gewöhnlich nicht einfach von selbst. Hatte der Kriegsgott bei dieser Sache die Finger im Spiel gehabt oder war es einfach ein unbedachter Moment meinerseits gewesen? Die Hoffnung, es könnte sich ein anderer melden, war jedenfalls vergebens, und ich schickte mich in mein Schicksal, mit dem üblichen, lockerleichten Lächeln auf den Lippen, das so vieles zu verdecken wusste.


    "Ich danke Dir, Flavius Gracchus," erwiederte ich meinem Vetter und zwinkerte ihm in einem Augenblick zu, in dem ich mir sicher war, dass es niemand sonst sehen würde. Ruhig schritt ich zu dem exponierten Platz des magisters und ließ mich dort nieder, um dann meinen Blick über die nun doch wacher wirkende Runde zu werfen. Ein Marspriester, der diesen Vorsitz einnahm, war nicht allzu häufig, und vielleicht lauerten die anderen sodales gerade auf irgendwelche Besonderheiten, darauf allerdings konnten sie lange warten.
    "Brüder, ich denke, wir sollten, bevor wir dem Protokoll weiter folgen, zuerst dem scheidenden magister Flavius Gracchus unseren Dank für seine bisherige Tätigkeit aussprechen, die er wahrlich in guter und der Bruderschaft nützlicher Weise ausgefüllt hat. Trinken wir zu Ehren des Manius Flavius Gracchus!" Ich ließ mir einen Becher Wein geben, jetzt endgültig, und hob ihn zu Ehren meines Vetters, dem wahrlich Ehzre gebührte. Offensichtlich sahen das auch die anderen sodales so, denn mein Trinkspruch wurde von so einigen wiederholt und die Becher hoben sich eilfertig.

    Es hatte ein bisschen gedauert, bis wir aufgebrochen waren, aber besser ein bisschen später denn nie - ausserdem sollte alles stimmen, wenn ich mich zum ersten Mal der aurelischen Familie präsentierte. Bisher hatte ich nur zwei ihrer Mitglieder wirklich kennengelernt, und das letzte Gespräch mit Corvinus gemahnte mich darob an eine etwas gewichtigere Form, mich als der zu präsentieren, der ich war - so wurde unsere beste Einpersonensänfte von starken nubischen Trägern voranbewegt und ich lag darin, meine Gestalt durch die blickdichten Vorhänge abgeschirmt. Auch meine beiden persönlichen Sklaven begleiteten mich zu diesem anlass, je mehr Sklaven, desto besser - zudem sollte Severus heute zum ersten Mal beweisen, dass es ihm mit seinen Worten ernst war, dass er an meiner Seite seinen Platz mit Umsicht und Klugheit füllen würde. Bridhe hatte ich mitgenommen, damit sie auch einmal einen anderen Ort als die heimische Villa kennenlernen konnte und vielleicht auch andere Sklaven - letztendlich lag mir wenig daran, meine Sklaven vollständig zu isolieren, wie es gern in anderen Haushalten geschah.


    Als mir der vordere Träger signalisierte, dass wir angekommen waren, öffnete ich den Vorhang und winkte Severus zu mir. "Kündige mich an, Du kennst das alles ja." Welcher Patrizier klopfte schon selbst an eine Türe, es hätte viel seltsamer ausgesehen, hätte ich es getan. Gemächlich legte ich dann die Schriftrolle beiseite, in der ich auf dem Weg noch gelesen hatte, rückte mit einer Hand den Kranz aus Weinlaub zurecht, den ich mir für dieses Fest hatte anpassen lassen und harrte der Dinge, die da kommen mochten.

    Die villa war still geworden über Nacht, die arbeitenden Sklaven, die noch immer besorgt waren, uns ihren Dienst zu erweisen, um nicht bestraft zu werden, hasteten auf leisen Sohlen durch die Korridore, hoffend, niemanden zu stören, nicht bemerkt zu werden - allerdings, wer diese Elegie der Stille störte, war kein Sklave, sondern ich. Ich rannte ausgesprochen unpatrizisch von der porta durch das atrium, gönnte den Ahnenmasken im Nebenraum nicht einmal den sonst üblichen Blick, hätte fast eine nubische Putzsklavin zu Fall gebracht, die ansetzte, sich eilig zu entschuldigen, und die ich doch in meiner Hast fast gänzlich übersah - sie hätte wohlgeformt sein können wie Venus selbst und ich hätte sie höchstwahrscheinlich immernoch nicht bemerkt.
    Ein einziger Raum war es, nach dem es mich verlangte, nur dorthin wollte, musste ich: Schon donnerte meine Faust gegen das edle Holz, reichverziert, sorgsam gearbeitet, ein Meister seines Fachs hatte sich um diese wichtigen Bestandteile der flavischen Villa gekümmert, und auch dies bemerkte ich nicht.


    "Manius! Manius! Wach auf!" Schon hatte ich die Tür geöffnet, damit rechnend, entweder gleich rückwärts wieder hinaus zu fliegen oder meinen Vetter mit Sciurus im Arm in seinem Bett liegend anzutreffen, doch das Bett erwies sich als leer, war er vielleicht ausgegangen? Oder noch in seinem Arbeitszimmer? Ich blickte mich rasch um, und was mich sonst hätte innehalten lassen - sein Gemach, sein Duft, das Bewusstsein seiner häufigen Gegenwart, alles so geformt und eingerichtet, wie es ihm gefiel und ihm allein - berührte mich heute keinen Augenblick lang, konnte mich nicht so bewegen, wie es sonst geschehen war.
    An einem einzigen Tag in meinem Leben war ich mir der überbordenden emotionalen Bindung zu ihm nicht so bewusst wie sonst, ein seltener Glücksfall, ein Geschenk der Götter? Oder nur geboren aus der Notwendigkeit, meine Gedanken auf etwas anderes zu konzentrieren?
    Da endlich, ich vernahm die Schritte, nicht zu leicht, nicht zu gewichtig, überlegend, wie so oft, wenn er in Gedanken versunken war - er kam den Korridor entlang, wohl auf dem Weg in sein cubiculum - und ich eilte ihm entgegen, mit fliegenden Fahnen, nein, eher fliegender tunica. "Manius! Es ist geschehen! Es ist passiert! Ich bin Vater, Vater eines gesunden Sohnes!"

    Nie hätte ich geglaubt, sie würde derart panisch reagieren - aber gut, es würde ihr die Lektion umso deutlicher lehren, die sie zu lernen hatte. Im Bett eines Herrn nahm man nicht den Namen eines Sklaven in den Mund, auch nicht im Scherz ... meine Augen öffneten sich, während sie flüsterte, ihre eigene Sprache gegen das vertrautere Latein tauschte, und sie mochte an meinem wachen Blick schnell erkennen, dass ich keineswegs geschlafen hatte.
    "Bridhe. Beruhige Dich," sagte ich zu ihr, als ich sie losgelassen hatte, blieb aber vor ihr liegen, ohne abzurücken - es mochte bei ihr liegen, sich Platz zu verschaffen, oder eben auch nicht.


    "Was glaubst Du, was Dir hier geschieht? Merke Dir nur eines: Der Name eines Sklaven hat im Bett eines Herrn nichts zu suchen - oder Du liegst am falschen Platz." Wahrscheinlich würde sie kein Wort von dem verstehen, was ich sagte, aber es war mir einerlei, denn dieser Punkt musste klargestellt sein, und wenn ich ihn ihr wieder und wieder einprügeln lassen musste. Wunderte es mich, dass sie sich an die Brust des Erstbesten geworfen hatte, dem sie begegnete? Eigentlich nicht, würde wohl jeder Mensch Schutz suchen, wenn er diesen anderswo nicht finden konnte und in einem fremden Land war. Dennoch, einige Regeln galt es zu beachten. Mein Körper beruhigte sich, nicht zuletzt wegen ihres Verhaltens - eine wimmernde und winselnde Frau war nun wirklich nichts, was mich in irgendeiner Form verlocken konnte und würde. Sicher, es wäre leicht gewesen, mir zu nehmen, wonach es mir gelüstete, hätte ich ernsthaft gewollt, aber danach hatte mir nie der Sinn gestanden.

    Schön war sie, wie stets, und ich konnte nicht verhehlen, dass ich in jenem Augenblick, als sie näher trat, in meine Nähe kam, lächeln musste. Verzückt hatte mich diese Claudierin nicht nur einmal, viele Male, und wieder kam es mir in den Sinn, wie es wäre, hätte ich sie zu meiner Gemahlin gemacht, wäre sie nicht an Manius gebunden. Wir könnten viele Male auf diese Weise Zeit verbringen, ohne Entschuldigungen finden zu müssen ... aber es war zu spät, ich hatte sie nie als jemand anderen kennengelernt, immer war sie an Gracchus gebunden gewesen und er an sie. Wie seltsam das Leben doch zu spielen wusste, wenn man nicht darauf acht gab, überlegte ich still und lächelte einfach, es schien so viel simpler zu sein, als Gedanken in Worte pressen zu müssen.
    "Nun, von wollen kann keine Rede sein, letztendlich ist dieser Tand hier nur ein besserer Zeitvertreib, die Steine nicht allzu viel wert," antwortete ich mit der Gelassenheit des Patriziers, der zu oft im Leben schon Schmuck hatte sehen müssen und darob nichts Besonderes mehr daran fand.


    Ihr Lächeln bezauberte mich wie schon zuvor im Garten, und ich machte eine leichte Geste zu den vielen Ständen hin, an denen sich die Bürger Roms geradezu geldverschwenderisch austobten. "Mars wird sicherlich ein Einsehen mit seinem Priester haben, der langsam nicht mehr in alten Tuniken und Togen herumlaufen will," gab ich in scherzhaftem Ton zurück und zwinkerte ihr zu.
    "Zudem, ich glaube mich zu entsinnen, dass ich vor hatte, meiner Verwandten einen schönen Armreif oder ein sonstiges Geschmeide zu verehren, falls sie denn etwas entdecken sollte, das ihr gefällt." Mein Blick musste mich allzu leicht verraten, dass sie diese Verwandte war, mochte offensichtlich sein ... ich wollte sie schmücken, ihre exquisite Schönheit durch ein winziges Detail noch verstärken, und vielleicht würde es sie wieder lächeln lassen.

    "Natürlich idealisierst Du, aber wo kämen wir in dieser Welt schon ohne eine gute Portion Idealismus hin?" versetzte ich schmunzelnd und blickte Octavia Severa etwas genauer an. "Aber die Berufung selbst, ob nun aus Pragmatismus, innerer Überzeugung oder ähnlichen Grunden gewonnen, ist nicht für die Beantwortung meiner Frage vonnöten. Es ist sicher wünschenswert, wenn ein sacerdos sich am richtigen Ort fühlt, wenn er im Tempel seinen Dienst verrichtet, aber es geht auch ohne dies."
    Ich schritt ein paarmal auf und ab, um die beißenden, ironischen Worte, die ich über den Pflichteifer so einiger meiner Kollegen hätte verlieren können, zu unterdrücken. Besser war es ...


    "Im Zweifelsfall jedoch ist jeder Mensch, jeder römische Bürger, und insbesondere der Kaiser als der wichtigste von uns dafür verantwortlich, dass sich Götter und res publica in einer Einheit bewegen. Wir sacerdotes sind nur Mittler, das Werkzeug, Riten korrekt auszuführen, den Glauben können wir weder erzwingen noch ersetzen. Ob jemand mit Falschheit im Herzen opfert, können wir nicht sehen, das liegt bei den Göttern allein. Überlege Dir, wieviele verschiedene Arten an Priestern es in Rom gibt - welche fallen Dir ein?"
    Diese Frage war wieder eine der einfacheren - wer halbwegs oft an kultischen Handlungen innerhalb der eigenen Familie teilnahm, würde sie gut beantworten können, und ich war mir eigentlich sicher, dass Severa damit nicht viele Schwierigkeiten haben würde, hatte sie sich bisher doch durchaus mit ihrer schnellen Auffassungsgabe hervorgetan.

    Wenigstens hatte sich die Versammlung einigermaßen vollzählig dann doch eingefunden - letztendlich war es wohl nie wirklich möglich, ein plenum zu erreichen, wenn gerade Krieg herrschte und andere Verpflichtungen die Männer fernhielten. Als Gracchus die einleitenden Worte gesprochen hatte, lehnte ich mich etwas zurück, ohne auf die Frage zu Claudius Myrtilus zu antworten, denn ich kannte ihn nicht gut genug, um hier Vermutungen anstellen zu können.
    Der erste Tagesordnungspunkt indes kam mir bekannt vor, es schien fast so, als sei es erst gestern gewesen, als ich versucht hatte, mich im letzten Jahr so klein wie möglich zu machen, damit mich bloß niemand ausrufen lassen konnte.


    Kurz ließ der Gedanke meine Mundwinkel empor zucken, und ich überlegte kurz, mir einen Becher Wein reichen zu lassen, die Sklaven hier waren immer sehr aufmerksam und bemüht, den Salierbrüdern bestmögliche Versorgung zukommen zu lassen. Aber ... ich blickte in das Gesicht meines Vetters und ich konnte auch später nicht recht erklären, wieso genau ich dies in jenem Augenblick getan hatte - ich reckte meine Hand in die Höhe und sagte:
    "Ich stelle mich zur Wahl." Gleichzeitig überlief es mich eiskalt und ich musste mit Überraschung feststellen, dass ich das gerade wirklich gesagt hatte ...

    Sim-Off:

    Sorry, dass es so lange gedauert hat - derzeit stecke ich voll im Arbeitsstress -.- Da fehlt mir leider etwas der Kopf für längere Postings.


    Eine außergewöhnliche Frau, zweifelsohne, aber doch auch eine Frau. Welches Herz hatte sich mir nicht durch Worte geöffnet, wenn ich es gewollt hatte? Schmeicheleien, warme Worte, erhellend und befeuernd zugleich, es war das ewig gleiche Spiel mit jeweils neuem Einsatz, ohne das Risiko sehen zu wollen. Bisweilen verbrannte man sich selbst am Feuer, das man entzündet hatte, ohne es zu bedenken. "Wahre Schönheit liegt doch stets im Auge des Betrachters, meinst Du nicht auch? Wir könnten ewig über das streiten, was uns persönlich als schön erscheint, als erstrebens- und begehrenswert, und doch wird jeder Mensch einen anderen Blickwinkel auf Schönheit haben, gemessen an den Erfahrungen und Vorlieben."
    Tatsächlich, sie kletterte, und so ging es für die wagemutige Claudierin weiter hinauf - bis hin zu einem breiten Ast.
    "Was macht Dich so sicher, in mir einen Ehrenmann zu erblicken?" gab ich spielerisch zurück, angesteckt von ihrer Leichtigkeit. Sie amüsierte mich, interessierte mich gleichermaßen, und doch blieb der letzte Rest Distanz, den niemand so recht zu überbrücken wusste, ausser dem einen, der es sich selbst verbat.


    Als ich den Stoff reißen hörte, konnte ich die Gedanken nicht bezähmen, die sich sogleich mit der Frage beschäftigten, wo er gerissen sein mochte. Mochte man es der männlichen Natur oder einer überreizten Phantasie zuschlagen, ich konnte für einige Momente lang an nichts anderes denken, als welcher Teil ihres Körpers wohl enthüllt sein mochte, und erst, als sie mir geradezu in die Arme fiel, riß der gleichsam unwillkommene wie willkommene Gedankenfaden ab. Süß duftete ihr Leib, verlockend warm war ihr Körper in meinen Armen, und dieses Mal brauchte ich deutlich länger, bis ich ihr helfen konnte, wieder auf ihren eigenen Beinen zu stehen. Die Berührung ihrer Finger auf meiner Schulter kribbelte trotz Kleidung intensiv nach, ließ mich unwillkürlich schneller atmen. "Als Nachtgeschöpf wäre Dein Reiz verschwendet, glaube mir, ich vermute gar, dass der helle Tag Dich ungleich mehr glänzen lassen würde." Im strahlenden Sonnenschein, unbekleidet im hohen Gras liegend, in der Welt und doch der Welt entrückt, ja, so konnte ich sie mir gut ausmalen.


    Ihre Schuhe flogen zur Seite, und ich mühte mich, ihr zu folgen, aus dem Konstrukt meiner Gedanken auftauchend wie aus einem tiefen See. "Ich rieche sie, wir müssen nur dem süßen Duft folgen," erwiederte ich sinnierend und blickte ihr nach, wie sie leichtfüßig über den Boden huschte, als wäre ihr Leben ein einziger Tanz. Dass sie dabei eine ganz besondere Entdeckung machte, wunderte mich nicht, sie schien mir für derlei geradezu prädestiniert. "Sie ist schön, diese Venus ... man möchte Mars sein bei einem solchen Anblick," ließ ich mich vernehmen und trat gemächlich an ihre Seite. Selten beneidete ich meinen Gott wirklich, aber wer hätte nicht einen Gott beneidet, der die schönste aller Göttinen zur Liebsten hatte? Ich blickte mich kurz nach anderen Statuen um, aber diese schien die einzige zu sein, und von Meisterhand geformt, vielleicht tatsächlich Apollodor, wer wusste das schon? "In Momenten wie diesen weiss man, warum man stolz sein kann, ein Römer zu sein ... welches Volk verfügt schon über solch vollkommene Dinge?" Unvermittelt stellten sich meine Nackenhaare auf, als der Kampfhund näher kam, und ein gewisser Unmut mischte sich in meine Empfindungen.


    Musste sich denn halb Rom diese missgestalteten, sabbernden Viecher halten? Schlimm genug, dass Serenus sein kleines Haustier benutzte, um die Sklaven zu scheuchen und sich größer zu machen, als er war, nein, jetzt wurde unser kleines Abenteuer auch noch durch ein Exemplar dieser ganz besonders unangenehmen Spezies verdorben. Wenigstens hatte ich eine gewisse Übung, was diese Hunde anging. Ich stellte mich sogleich vor Callista, um ein Missgeschick unangenehmer Art zu verhindern, und hoffte, sie durch meinen Körper zu verdecken. "Hinfort mit Dir!" donnerte ich dem Tier entgegen, ganz als hätte ich das Recht, mich hier aufzuhalten, und sei jemand, dem es gestattet war, Befehle zu erteilen. Vielleicht würde der Instinkt des Tiers durch die Gewohnheit, Befehlen folgen zu müssen und ihnen zu gehorchen, genarrt werden, zumindest hoffte ich das. Das Monstrum mit den riesigen Zähnen grollte und knurrte, und für einige Momente lang sah es ganz so aus, als wollte es mich anspringen ...

    "Mir musst Du keine Einladung schicken, wenn Du mir sagst, wann es stattfindet ... wobei sich Manius und seine Gemahlin sicher über ein nettes Schreiben freuen werden, sie sind beide Freunde von solchen Sachen, je förmlicher und hübscher verpackt, desto besser," meinte ich mit einem leichten Schmunzeln, blieb mir doch Gracchus' Gesicht hartnäckig in Erinnerung, wenn er sich gerade an irgend etwas delektierte, das ihm gefiel. Etwas allerdings machte mich aufmerksam - Corvinus war zumeist jemand, der seinen Wein zu genießen wusste, vor allem, wenn es guter Wein war. Dass er ihn heute eher beiläufig herunterkippte, war ein deutliches Zeichen dafür, dass ihn all die Aufregung um seine Liebste weit mehr beschäftigen musste, als er sich eingestehen wollte. Aber es wäre ungehörig gewesen, das Thema nochmals aufzugreifen, und so beließ ich es dabei, wandte mich lieber dem zu, was er von sich aus als Gesprächsthema vorschlug.



    "Nunja, ich denke, es war ihnen ganz recht, dass ich noch lebte - sehr viel mehr habe ich nicht gehört. Letztendlich ist das Kommen und Gehen der Priester für die meisten ohnehin nicht so wichtig, Hauptsache, man leistet seinen Dienst ab. Und da man im Tempel dachte, ich müsste für die Familie reisen, und die Familie dachte, ich müsste für den cultus deorum reisen, hat mich niemand wirklich vermisst,"
    sagte ich und verhehlte das leise Seufzen, das sich bei diesem Gedanken in meine Worte stahl, sorgsam. Nach einem anderen Familienmitglied hätten die Flavier sicherlich intensiver gesucht, aber so war es eben, wenn man dem ungeliebten hispanischen Zweig entstammte. "Tätig bin ich dort immernoch, mit den immer gleichen Aufgaben. Wenngleich ich inzwischen auch neue discipulae ausbilde - es ist durchaus amüsant zu sehen, dass sie ausgerechnet zu mir junge und gutaussehende Frauen schicken." Wenn einer verstand, was das für eine dumme Idee war, dann war es Marcus, immerhin ... nein, dieser Gedanke musste eindeutig schnell wieder verschwinden. "Und Du hast das Ziel erreicht, das Du erreichen wolltest? Oder wohin wird Dich Dein Weg in der nächsten Zeit führen?"

    Zumindest war sie keine gewöhnliche Frau - welche Sklavin hätte es schon gewagt, im Bett ihres Herrn den Namen eines anderen zu flüstern! Dennoch, der Grundgedanke, sie könnte sich in Severus' Arme geflüchtet haben, trieb mir jegliche Überlegung, sie zu mehr als nur zum Bettwärmen gebrauchen zu können, gleich vorsätzlich aus. Er hatte schon Arrecina ins Unglück gestürzt, und Nefertiri, die sich ihm aus freiem Willen eine Nacht lang hingegeben hatte, war verschollen - wahrscheinlich würde ich mir bald eine neue Bettsklavin kaufen müssen, bei all dem Glück, das mein widerspenstiger Barbar zu verbreiten imstande war. Aber so leicht sollte mir Bridhe nicht davon kommen, das schwor ich mir, Frechheit und Amüsement darüber hin oder her. Manche Dinge machte man einfach nicht. Gemächlich legte ich einen Arm fester um ihren Körper und verhinderte somit vorerst, dass sie mir entfliehen konnte - perfekt. Die notwendige Wärme und Nähe waren auch vorhanden, und so bereitete ich meine kleine Rache mit innerlichem Genuss vor.


    Sachte begann ich, mich an ihr zu bewegen - ganz, als hätte sie den Namen meines Sklaven nie genannt oder es wäre der ihre gewesen. Die Art der Bewegungen war eindeutig, hätte sie ihre Schenkel gespreizt, wäre es ein leichtes gewesen, mich nun über sie zu schieben und ein kleines Morgenvergnügen zu genießen. Auch ein kleines, leises, eigentlich vollkommen harmloses Seufzen ließ ich von meinen Lippen gleiten, und so verharrte ich eine Weile, bewegte mich an ihrem Körper, als hätte ich einen ausgesprochen angenehmen Traum - nur beging ich nicht den Fehler, irgendwelche Namen zu nennen. Sollte sie ruhig noch ein wenig schmoren und glauben, ich wollte auf ihr liegen ...

    "Humor?" antwortete ich, der Klang meiner Stimme war nun eisig geworden. "Du rennst mir davon, entführst meine Nichte, beschläfst sie und dann glaubst Du auch noch, ich dürfte mir angesichts Deiner eigenen Dummheit nicht ein gewisses Maß an Humor erlauben? Jeder andere Sklave wäre ans Kreuz geschlagen worden und die meisten Herren hätten mit Wonne und Vergnügen Deinem Leiden zugesehen, bis Du elend ausgeblutet und gargekocht unter der Sonne gehangen hättest, Severus! Wann geht endlich in Deinen dicken Germanenschädel die wichtigste Erkenntnis hinein - nämlich dass Dein Leben bei weitem nicht so schlecht ist, wie Du es redest! Willst Du lieber in Eisen laufen, wie es Dir eigentlich zukommen müsste? Es ist genug, und ich will Deine Meinung zu diesem Thema in der nächsten Zeit nicht hören müssen, sonst beginne ich wahrlich, meine Geduld mit jemandem, der sie nicht zu würdigen weiss, zu bereuen!"
    Ich erhob mich abrupt, den restlichen Worten meines Sklaven mehr als halbherzig lauschend, denn das Gespräch war mir nun ein für alle mal verdorben. Schätzungsweise hatte ich wirklich einen Fehler damit gemacht, ihn leben zu lassen, und dieser würde mein letzter sein und bleiben, was Severus anging.


    Ich erhob mich, streckte die Gestalt einen Moment lang, und wieder zwang ich die Maske der Ausdruckslosigkeit auf mein Gesicht, die mich in letzter Zeit so gut gekleidet hatte. "Lass Dir, was unseren Glauben angeht, einige Schriften in der Hausbibliothek aushändigen und arbeite Dich in die Thematik ein - wenn es notwendig wird, werden wir Deine Kenntnisse gemeinsam erweitern." Zu guter Letzt stellte ich den Weinbecher beiseite und schickte mich an, das atrium zu verlassen - meine Laune hatte sich nicht wesentlich gebessert, und eingedenk der Tatsache, wieviele Mitglieder meiner Familie zur Grausamkeit neigten, wenn es um Sklaven ging, sah ich es für angebracht, eine gewisse Distanz zwischen mich und Severus zu bringen. Was auch immer er noch sagen wollte, jetzt fehlten mir sowohl Lust als auch Geduld, es mir noch anzuhören - die Einsamkeit meines Arbeitszimmers würde hoffentlich den Tag zu etwas erträglicherem machen.

    Wenig verband mich mit dem Verstorbenen, und wäre es nicht der ausdrückliche Wunsch meines Vetters gewesen, hätte ich mich nicht hierher begeben und mir diesen Trauerzug angetan. Meine Ansicht über den Zwilling meines Vetters hatte sich nicht verändert, ein Mann, der in letzter Konsequenz nur die angenehme Seite des patrizischen Lebens genießen wollte, ohne sich der unangenehmen zu stellen, konnte meinen Respekt nicht finden. Dennoch, ich war hier, um ihm eine Stütze zu sein, denn Manius schien aufrichtig um diesen verlorenen Teil seiner Selbst zu trauern. Vielleicht würde er immer um diesen wertlosen Kerl trauern, weil sie in Banden aneinander geknüpft waren, die von den Göttern so bestimmt worden waren, nicht von Menschen, und darob unlösbar bis in die Ewigkeit existierten. Wer konnte schon ahnen, was im Kopf eines Menschen vor sich ging, der genauso aussah wie man selbst, mit denselben Gaben geboren, und doch wie ein einfacher Mann aufgezogen, ohne Pflicht und Glanz gleichermaßen?


    Schweigend hatte ich den Marsch mit verfolgt, war an Manius' Seite gegangen, und meine Gedanken verloren sich in die Zeit, in der ich meinen Eltern auf diese Weise gefolgt war. Wenig war mir von meiner Familie geblieben, und zumindest darin konnte ich Manius' Gefühle nachempfinden, dem das Schicksal den Bruder genommen hatte, den er nicht einmal wirklich kennenlernen konnte. Und letztendlich ... dieser Schatten meines Manius war ein Flavier gewesen, keiner, der mir sympathisch geworden wäre, dessen war ich mir sicher, aber doch ein Flavier. Es war die Pflicht unserer Familie, diesen letzten Gang würdevoll zu gestalten und das zu tun, was er im Leben nicht bekommen hatte - ihm einen Platz in unserer Mitte zu geben, wie es ihm zustand. So sagte ich auch nichts, als Gracchus seinen Siegelring löste und ihm dem vorgetäuschten Leichnahm mitgab.


    Ich gab ihm nichts mit ausser einem stummen Wunsch - dass er dort, wo er jetzt war, einen besseren Ort finden würde, als er ihn wohl im Leben gehabt hatte, dann wartete ich ab, bis die Flammen begannen, sich zu nähren, emporschlugen und der beißende Qualm in den Himmel hinaufstieg, von der Verbrennung kündend. Schweigend legte ich meine Hand auf Gracchus' Schulter, und so verharrten wir eine ganze Weile ohne ein weiteres Wort, jeder für sich in seinen Gedanken versunken.

    Diese ewigen Schwätzer im Tempel würden noch einmal meinen allerletzten Nerv rauben - und schon wieder war ich mehr als spät dran für die Versammlung der Salier. Keuchend hetzte ich über den Platz und rannte in unprätentiöser Art fast einen feisten Senator um, der mir wütend hinterherfluchte, da ihn ein Zipfel meiner toga noch erwischte. Aber in diesem Augenblick war es mir wichtiger, nicht noch später zu kommen als gewöhnlich, und so ließ ich ihn schnell stehen, um dann die Pforte zur Versammlungshalle zu passieren. Wenigstens war ich nicht der Letzte, auch wenn es mich wirklich erstaunte, dass noch so wenige überhaupt anwesend waren. Eilig nickte ich in Richtung des magisters - Gracchus - und sprach meine Entschuldigung klar und deutlich aus: "Verzeihe die Verspätung - ich wurde im Tempel aufgehalten und bin so schnell gekommen, wie es mir möglich war." Aus eigener Erfahrung mit seinen früheren Kollegen würde Gracchus wissen - oder zumindest erahnen - was ich meinte, und so setzte ich mich ungehindert auf meinen Platz neben der Säule, der mir eine recht gute Übersicht ermöglichte. Endlich angekommen, dachte ich bei mir und streckte mich ein wenig aus. Den ganzen Tag war es im Tempel rundgegangen, gerade jetzt, da die Nachrichten aus der Kriegsregion so spärlich flossen, war es wieder einmal Mars, der den Frauen, Brüdern, Vätern und Kindern Trost spenden musste und eine Hoffnung vermitteln, die in den meisten Fällen ohnehin vergebens war ... seufzend verlor ich mich etwas in Gedanken und wartete darauf, dass es losgehen würde.

    Die Rufe der Kinder ließen mich aus meinen Gedanken auffahren - war dies die Antwort, die ich mir ersehnte? Oder war es nur ein Zufall? Doch im Leben eines Priesters gab es keine Zufälle, zumindest nicht dieser Art. Ich blickte an dem Mann vorbei zum Tempelausgang, ob ich die Kinder erkennen könnte, und blinzelte unwillkürlich. Einer der Jungen hatte ein Holzgladius zum Spielen, ein anderer trug eine aus Lumpen gefertigte Mütze im parthischen Stil - es musste ein Omen gewesen sein, auch wenn es für jeden anderen nur das harmlose und vor allem unschuldige Spiel einiger Jungen gewesen war. Wir sehen uns morgen ... die nächste Runde im Kampf, der Krieg ging weiter. Und Aristides ... lebte er noch, um diesen Kampf mitzumachen? Lebte er noch, allen Meldungen zum Trotz? Ich konnte nur das Beste hoffen, still bangen, wie es eben immer war, wenn man um jemanden fürchten musste, der einem vieles wert war.


    Überrascht musste ich feststellen, dass der Mann, der mir eben nur ein Sichthindernis gewesen war, jemand war, den ich kannte - Aurelius Cotta, der Verwandte meines besten Freundes, dem ich hier schon einmal bei einem Opfer geholfen hatte. Manche Menschen vergaß man eben nicht so leicht. "Salve, Aurelius Cotta," sagte ich freundlich, als ich vom Altar getreten war und mein Opfer mit einigen kurzen Dankesworten beendet hatte. Ein anderer Priester kam schon herbei, um den Altar abzuräumen und sich zweifelsohne die am besten aussehenden Kekse unter den Nagel zu reißen, aber diesmal war es mir gleich. Wenn Mars mir zugehört hatte, dann sollten sich meinetwegen meine Amtskollegen die ohnehin schon feisten Wänste weiter vollschlagen. "Führt Dich auch die Sorge um einen Verwandten hierher?"

    Nachdem Dolabella anscheinend noch eine ganze Weile überlegen musste, um auf die richtige Antwort zu kommen - allem bisher gezeigtem Eifer zum Trotz konnte man auch kaum auf jede Frage eine perfekte Antwort kennen - nickte ich Octavia Severa leicht zu. "Sage Du mir doch, was Du meinst, dass die Aufgaben und Pflichten eines sacerdos seien ... sprich ruhig über bisherige eigene Erfahrungen und über das, was Du Dir vorstellst."
    Immerhin wollte ich mit dieser Einstiegsfrage keine halbe Ewigkeit vertrödeln, wir hatten noch mehr Inhalte des Unterrichts, um die wir uns kümmern mussten. Irgendwann würden diese beiden Frauen im Dienst der Götter und des römischen Volkes stehen, und dann sollte sich niemand über eventuell geringes Wissen beklagen können.

    "Nur keine unnötige Eile ... ich denke, wir wickeln das Geschäft dann endgültig ab, sobald der Vertrag von Dir unterschrieben ist - habe ich meine Abschrift mit Deiner Unterschrift, überschreibe ich Dir den Betrieb, und Du überweist mir dann die Kaufsumme, was hältst Du davon?" meinte ich und nahm gemächlich einen Schluck meines Getränks.

    Könnte ich in diesem Augenblick doch nur ihre Gedanken ahnen - ihr Erwachen entging mir nicht, änderte sich der Rhytmus ihres Atmens doch grundlegend - doch leider versagten mir die Götter diese Gunst und ließen mich unwissend und spekulierend zurück. Zumindest stieß sie mich nicht von sich und rannte schreiend aus meinem cubiculum - für dumm hatte ich sie von Anfang an nicht gehalten, und sie bestätigte mir diesen Eindruck durch ihre vorsichtige Reaktion. Wenigstens in diesem Punkt schien meine Menschenkenntnis mich nicht ganz verlassen zu haben, wenngleich ich an anderen Dingen schätzungsweise zu gutmütig war. Als sie begann, sich zu bewegen, ließ ich meine Augen geschlossen, versuchte entspannt zu atmen, um die Illusion meines Schlafs aufrecht zu erhalten - sie kannte mich nicht, Nefertiri hätte ich nicht täuschen können, im geheimen hatte ich sie immer im Verdacht gehabt, mich in sehr vielem sehr gut vorhersehen zu können, um ihren Willen zu erreichen.


    Dass sie dann tatsächlich mir zugewandt in meinem Arm liegen blieb, überraschte mich durchaus - immerhin war nicht zwingend davon auszugehen gewesen, dass sie überhaupt eine Form von Ruhe hier finden würde - nun, mir sollte es recht sein, was ich wollte, hatte ich anscheinend erreicht: Eine Frau in meinem Bett zu haben, die es wärmen würde, wann es mir danach war. Jede Nacht alleine zu schlafen war mir nie angenehm gewesen, und Nefertiris Fehlen machte sich unangenehm bemerkbar. Sie würde wie eine Furie toben, würde sie davon erfahren, überlegte ich und schmunzelte unwillkürlich. Hoffentlich hatte Bridhe es nicht gemerkt, dachte ich und blieb einfach liegen, hielt sie weiter und ließ meine Gedanken schweifen, während ich es genoss, ihre Wärme zu fühlen. Es ging nicht einmal so sehr um sie direkt selbst, sondern um die Nähe an sich - auf die mein Körper reagierte, wie er es immer getan hätte, wenn ich nicht gerade vollkommen betrunken war. Eine vage Hitze mischte sich in unsere Liegehaltung, und ich fühlte das Pulsieren meines Bluts durch die Adern, ohne es weiter zu verfolgen - spüren musste sie es indes doch, war das leichte Zucken meines Speers doch kaum zu ignorieren.

    "Das fällt Dir aber früh ein zu sagen," meinte ich durchaus amüsiert. Was scherte es mich, welches Mitglied seiner Familie am Ende die Sklaven peitschen lassen würde? "Oder hast Du gar befürchtet, ich würde nicht verkaufen, wüsste ich, an wen der Betrieb gehen soll?"
    Der Hunger seines prätorianischen Verwandten nach Reichtümern war legendär, passend zum Namen - in sofern war ich nicht einmal allzu erstaunt über die Wendung unseres Gesprächs. Ich drückte seine Hand und lehnte mich nach einem angemessenen Augenblick des Geschäftebesiegelns wieder zurücksinken, eine angenehmere Haltung einnehmend.