Ich nickte dem Sklaven zu, der den Caecilier zu mir geführt hatte, und ohne Worte neigte er den Kopf, wohl wissend, was ich wünschte - lautlos wandte sich der junge Mann ab und entschwand Richtung culina, um das Gewünschte zu holen.
"Die Tongrube ... ein Betrieb, der mir als Erbe zufiel, einige Jahre befand er sich im Besitz meiner inzwischen verstorbenen Nichte Calpurnia. Ich habe die Geschäfte bisher ruhen lassen, aber bei meiner letzten Inspektion erwies sich das Gelände als sehr brauchbar, die Gebäude sind gut instand gehalten worden, und der Verwalter versteht sein Geschäft, Du siehst, Du wirst nicht vieles ändern müssen, solltest Du das Geschäft übernehmen."
Beiträge von Caius Flavius Aquilius
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Zumindest schien noch ein Teil des alten Rutger meinem Sklaven innezuwohnen, er zeigte mir dieselbe saure Miene, die ich noch nur zu gut in Erinnerung hatte - ein vages Erheben meiner Augenbrauen ließ ihn wissen, dass ich seinen Gesichtsausdruck sehr wohl registriert hatte und keineswegs guthieß. Dieses Gesicht wollte ich nicht mehr sehen, es hatte ihm schon einmal kein Glück gebracht, und es würde auch weiterhin nicht für Glück sorgen.
"Auf dem Schlachtfeld opfern wir den Göttern, Severus, dort fließt genug Blut. Es ist nicht notwendig, in der Umgebung von Familien, von Friede und Zufriedenheit, auch noch Blut zu vergießen," spann ich den Gedanken weiter und betrachtete ihn eine Weile sinnierend. "Ger, so nennt man den Speer bei euch, nicht wahr? Ger-manen ... ger und manus, die den Speer in der Hand führen? Oder ger-Mannen, die Speermänner? Woher auch immer diese Bezeichnung rühren mag, der Mann, der den Speer führte, ist tot, und Severus ist ein tugendreicher, traditionsreicher römischer Name. Ob Du ihn mit Leben füllst, ob Du die Wärme, die er in sich tragen kann, erstehen lässt, liegt bei Dir, und Dir allein - nichts muss kalt sein, nichts muss schlecht sein, wenn man es nicht unbedingt will."Wieder griff ich nach einer Traube und ließ einen Augenblick verstreichen, in dem ich mich dem flüchtigen Genuss dieses Geschmacks hingab, ich erkannte sie schon allein an der Zartheit des sich langsam entfaltenden Aromas - es war eine der Trauben von meinem Landgut, und sie würden spätestens im nächsten Jahr einen hervorragenden Wein geben.
"Severus spiegelt eine römische Tugend, die wir von jedem Mann erwarten, der einst als Familienvater und Versorger Frau und Kinder bei sich hat, dessen Wort den Weg der Familie bestimmt und dessen Arm die Seinen beschützt - Strenge, die ein rechtes Maß nicht überschreitet, ist wichtig. Aber sie hat auch andere Seiten, denn nur wer Strenge erfahren hat, kann wirklich schätzen, Freigiebigkeit zu erfahren, niemand kann immer nur streng sein. Kennst Du Ianus, den Zweiköpfigen? Er blickt nach hinten und nach vorn, und ähnlich geht es Dir. Du hast lange genug nach hinten geblickt, jetzt blicke auch nach vorn. Ich bin kein Unmensch, Severus, es liegt mir nicht, einen Menschen ewig in Ketten zu halten, der sich mir als wertvoll erwiesen hat. Du hast ein ganzes Leben vor Dir, und es liegt bei Dir, was daraus wird." -
Es klang seltsam fremdartig, was sie sprach, aber ich hatte schon Hibernier gehört, und so konnte ich zumindest einordnen, woher sie stammen musste, auch wenn mir das grundlegende Verständnis dieser Sprache fehlte. Sicherlich würde es interessant sein, sich auf dieser Ebene auszutauschen, ich hatte mich lange nicht mehr mit dergleichen beschäftigt, fiel mir auf, und so ließ ich ihren Wortschwall einfach über mich hinwegstürzen, ohne mich zu wehren. Sachte wedelte ich mit einer Hand in ihre Richtung, andeutend, dass dieses Missverständnis nicht so schlimm sei, wie sie es vielleicht denken mochte - zumindest schien sie nicht mehr so aufgeregt zu sein wie noch auf dem Sklavenmarkt, aber dort wäre wohl jeder Mensch unangenehm bewegt gewesen.
"A-qui-li-us," sprach ich ihr meinen Namen nochmals langsam und deutlich vor, wohl wissend, dass er für ihre Zunge sehr kompliziert sein musste. Was sprach man mit einer Sklavin, die einen nicht verstand? Wenngleich, ich musste es versuchen, nicht zuletzt, dass sie schnell lernte, sich hier zurecht zu finden."Du wirst mir helfen, Bridhe. Du wirst mich ankleiden," ich schauspielerte gekonnt, wie ich mir in eine unsichtbare Tunika helfen ließ. ".. mein Essen holen, wenn ich vom Tempel zurückkehre," vorsichtig schnitt ich auf einem unsichtbaren Teller unsichtbares Essen in essbare Stücke und tat so, als würde ich jemandem diesen Teller reichen, "... da sein, wenn ich hier im Haus bin ..." damit machte ich eine allumfassende Geste, die unsere Villa durchaus einzuschließen vermochte, ".. und des Nachts bei mir liegen." Ich tat so, als wolle ich schlafen, um dann auf sie und mich gleichermaßen zu deuten, hoffend, dass es einigermaßen verständlich geworden war, was ich von ihr erwartete. Stehgreifkomödien waren eigentlich nicht so wirklich mein Fall, und Talent dafür besaß ich auch nicht unbedingt - der direkte Kontakt zur konfrontierten Person war schon eher meine Sache.
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"Gut siehste aus, Schätzchen," erwärmte sich Cungah sichtlich für das Ergebnis ihrer harten Arbeit und nickte zufrieden. "So kannste Dich auch im Haus sehen lassen, die Herren sind da immer ein bisschen kritisch, aber damit lernste sicher auch noch umzugeh'n." Schon hatte die Nubierin das Badezeug beiseite geräumt - überhaupt schienen ihr diese Dinge erstaunlich schnell von der Hand zu gehen - und sobald Bridhe wieder in der neuen, sauberen und vor allem deutlich schöneren Tunika vor ihr stand, griff sie die junge Frau kurzerhand an der Rechten und zog sie mit.
"Ich zeig Dir jetzt mal das Haus, damit Du Dich nicht verirrst, Kleines, am Ende kommst Du noch im Zimmer vom dominus Gracchus heraus, wenn Du zur culina willst, und das wär' nicht so gut, der mag sowas gar nicht." Da ging sie schon los, die Führung durch die verschlungenen Gänge des Hauses, und bei jedem wichtigen Raum hielt Cungah inne, erklärte Bridhe, welches Zimmer sie vor sich hatte, wie es hieß - sie sprach die lateinischen Begriffe sehr deutlich aus und vergewisserte sich auch, dass Bridhe zumindest das Wort verinnerlicht hatte, bevor sie weiterging - und wofür es diente.Sicherlich, der neuen Sklavin mochte das meiste verwirrend vorkommen, aber an diesem Gedanken schien sich Cungah nicht zu stören, sie plapperte einfach fröhlich weiter und überschüttete Bridhe mit einem solchen Schwall an lateinischen Worten, als müsse diese einem Schwamm gleich alle wissenswerten Einzelheiten gleich am ersten Abend aufsaugen. "Und das hier is' das balneum der Herrschaften, da darfst Du nur rein, wenn es Dein dominus will, und wenn Du putzen sollst," führte die Nubierin aus, als sie den großzügigen und vor allem reichhaltig verzierten Baderaum erreicht hatten, dessen Wandmosaiken die Phantasie eines Besuchers in eine ferne Unterwasserwelt zu entführen wusste.
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Wie stets war ich in die lästige Schreibarbeit versunken gewesen, die mir wahrlich so gar kein Vergnügen bereitete - und da war die Unterbrechung durch einen geschäftlichen Besuch eine angenehme Abwechslung. Als er eintrat, erkannte ich ihn wieder - hatte er nicht neben dem praefectus praetorio gestanden, als ich meine neueste Sklavin auf dem Markt erstanden hatte? Er musste wohl ein Bruder oder Vetter sein, zumindest glaubte ich auch eine gewisse Familienähnlichkeit zu erkennen. Gemessen legte ich den stilus beiseite und erhob mich, nicht ohne ihm einen der beiden Besucherstühle zu weisen.
"Salve, Caecilius Metellus - es freut mich, Dich wiederzusehen," erwiederte ich freundlich und schmunzelte etwas. "Möchtest Du etwas trinken? Ansonsten lass uns gleich in medias res gehen und sage mir, welcher der Betriebe Dich besonders interessiert, es waren drei Angebote, und nicht die Schlechtesten." -
Herrjeh ... was herrscht hier auch für ein Andrang die letzte Zeit! Jetzt sollte wieder Platz sein, wenn du nicht gerade Elefanten versuchst in meinen Posteingang zu quetschen, werter Vetter.
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Alles Gute auch von mir ...
[SIZE=7](böser Gruppenzwang ^^)[/SIZE]
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Was auch immer normale Menschen des Nachts aus dem Haus trieb, es war nicht mit dem vergleichbar, was mich heute nacht nicht hatte verweilen lassen. Es war eine Erinnerung gewesen, keine gute, eine haarsträubende sogar, und sie hatte meine Träume so beunruhigend direkt erfüllt, dass ich keine Ruhe mehr gefunden hatte. Es war mir eng in meinem cubiculum geworden, so eng, dass ich geglaubt hatte, inmitten der luxuriösen Villa Flavia Felix an ihrer Enge ersticken zu müssen, die Enge der Gedanken, Werte und Vorstellungen hatte mich schließlich in die Flucht getrieben.
Severus hatte ich indes in dieser Nacht schlafen lassen, seit er sein Training in der Gladiatorenschule aufgenommen hatte, brauchte er seinen Schlaf umso notwendiger, einer der baumlangen Nubier, die ihre normalen Wächterdienste für die gens Flavia verrichteten, mochten für mich heute als Begleitschutz genug sein. Weit und weiter waren wir geschritten, ich lief ziellos, einfach voran, getrieben von meinen Erinnerungen, den so klaren Bildern des Traums, den ich besser vergessen würde, um ihn niemals aussprechen zu müssen, und so hatte ich die Gelegenheit, die dreckige Hure Rom bei Nacht zu besichtigen, mit gespreizten Schenkeln für jeden bereitliegend, der bare Münze springen lassen konnte.
Liebte ich diese Stadt? Sicherlich nicht, und ich würde sie niemals schätzen, war sie doch nichts als ein Zerrbild menschlichen Seins, verkommen und verlottert bis ins tiefste Innerste, jenes hervorkehrend, das die Menschen sonst zu verbergen suchten. Im Antlitz jeder schlecht und grell geschminkten lupa begegnete mir der Schmutz menschlicher Seelen, in jedem besoffenen Verlierer offenbarte sich, zu was Menschen werden konnten, wenn sie sich selbst verloren. Hasste ich diese Stadt? Nein, denn um sie zu hassen hätte ich irgend ein tieferes Gefühl für sie hegen müssen, mich mit ihr beschäftigen - so verband mich nur ein dumpfes Gefühl des Abscheus mit Rom, gleichgültig abstumpfendes Interesse, solange mich diese Stadt in Frieden ließ.
Mit einigem Erstaunen bemerkte ich, als ich mir der Umgebung wieder bewusst wurde, wo ich mich befand - das mausoleum Augusti auf dem Marsfeld. Der dumme Narr von einem Sklaven hatte mich nicht gehindert, so weit zu gehen, und gerade des Nachts mochte sich hier einiges an Gesindel herumtreiben. Mit noch mehr Erstaunen hörte ich das erstaunlich klare Rezitativ einer weiblichen Stimme, und sah die Gestalt, wie sie sich auf dem Löwenkopf emporreckte, als wolle sie die Welt beherrschen - nur um dann, wie alle Herrscher vor ihr, zu fallen. Dieses Mal aber - und ich begann langsam, solche Entwicklungen als interessante Anreihung von Zufällen zu betrachten - wurde ihr Fall gebremst, die zum Herrschen bestimmte fiel weich in kräftige Arme, meine Arme, und ich gab einen überraschten Keuchlaut von mir, denn wann fielen einem schon mitten in der Nacht vom Himmel herab Frauen in die Arme?
"Ich glaube, Rom weiss sehr gut, wer hier liegt - und die Götter scheinen Dir gnädig zu sein, dass Du nicht ebenso geschlagen neben ihm liegen musst," bemerkte ich trocken und versuchte im milchigen Mondlicht zu erkennen, was ich mir da eingefangen hatte. -
"Ein jeder Flavier hat sich bislang die Werte, denen er folgen will und die er für richtig erachtet, selbst gesucht, und es liegt nicht an unseren Eltern, dies für uns dauerhaft und unverrückbar zu entscheiden, Manius," erwiederte ich ernst und hielt seinen Blick, als hinge unser beider Zukunft davon ab. "Ich sage nicht, dass wir nicht danach streben sollten, das Beste aus dem zu machen, was wir sind, doch denke ich, jene Hast, die sich andere Familien oftmals anmerken lassen, ist bei uns nicht richtig. Wen kümmert es, ob Du heute oder morgen Senator bist, Manius, denn ich weiss, eines Tages wirst Du es sein, schon allein ob Deiner Geistesgaben und Deiner lauteren Art wegen. Der Kaiser wäre ein Idiot, würde er nicht all Deine Vorzüge erkennen - und ich sage Dir, wenn ein Narr wie Furianus Senator wird, weil sein Vater an allen und jeden Ecken Druck dafür machen musste, schaffst Du es zur rechten Zeit mit Leichtigkeit allein durch Dein Können. Zu streben ist kein Fehler, doch zuviel auf einmal zu wollen hat noch niemals zum Ziel geführt, nur zum Wahnsinn, an dem wir Flavier näher stehen als es uns lieb sein kann. Denke an Domitians gute Vorsätze, und was daraus wurde. War nicht auch er ein Flavier, der getrieben vor Angst, man könnte ihn an jeder Ecke belauern, sein Leben zuletzt fristen musste? Willst Du so leben? Ich sage Dir, Manius, strebe ruhig nach etwas Höherem, aber doch nicht mit aller Gewalt. Sonst zerbrichst Du früher oder später unter dem Druck, den Du Dir ganz alleine bereitest."
Seine Finger fühlten sich warm an, vertraut, angenehm, und ich war froh darum, dass ich es ohne diesen stets auflodernden Hunger genießen durfte, wenigstens an diesem Tag schien unsere Begegnung frei davon zu sein. "Du bist, wie Du bist, Manius, und so bist Du mir mein Manius, ob Du nun klagst oder nicht," sagte ich schlicht, um dann hinzuzufügen: "Wenn es Dein Wunsch ist, dann werde ich Dir bei der Bestattung Quintus' als Dein Verwandter und Freund zur Seite stehen, wie es sich gehört. Immerhin war er zum Teil ein Mitglied unserer verlotterten und kaputten Familie, wenigstens im Tod soll er einen angemessenen Platz finden." Kurz überlegte ich das procedere durch, das im Fall einer anstehenden pompa funebris durchexerziert werden musste, und kam zu dem Schluss, dass es wohl am besten ohne einen allzu auffälligen Trauerzug vonstatten gehen sollte, um nicht zuvielen Aufklärung über Quintus' wahre Natur geben zu müssen. Als er jedoch Minervina ansprach, schnaubte ich nur leise und recht verächtlich.
"Sie ist doch hier?" Den Kopf schüttelnd, fuhr ich fort: "Neulich kam der praefectus mit Uniform und Gefolge hier an, um mit ihr ein Abendessen zu begehen, und kaum dass sich Antonia und ich zu ihnen gesellt hatten, wie es sich gehörte, flohen sie uns in den Garten - wenn du mich fragst, steht uns entweder bald Ärger ins Haus, weil dieser Springbock sich auf alles wirft, was Brüste und ein angenehmes Lächeln hat, oder aber, noch schlimmer, eine unstatthafte Heirat. Da er Arrecina nicht bekam, muss es wohl eine Flavierin ohne wachsamen Vater sein, wie mir scheint." -
Ich hatte zugegebenermaßen viel erwartet, aber nicht, dass sie mich mit 'Hallo, Haus!' begrüßen würde. Für einen kurzen Moment zuckten meine Mundwinkel verräterisch, während ich das Lachen unterdrückte, das hier nicht hergehörte. Dann schüttelte ich sachte und vor allem milde tadelnd den Kopf, um ihr ihren Irrtum offenkundig zu machen.
"Domus ist das Haus .." beim Wort 'domus' deutete ich zur Villa zurück, die wirklich ein Prachtstück an Behausung darstellte, "ich hingegen bin Dein dominus," beim klar und vernehmlich ausgesprochenen Wort 'dominus' deutete ich auf mich selbst und nahm eine herrschaftliche Pose ein - hoffentlich konnte diese Mischung aus Schauspiel und Deutung die gewünschte Erkenntnis vermitteln. Irgendwo in diesem Haushalt musste es doch auch jemanden geben, der ihr Kauderwelsch sprach, damit sie nicht gleich an ihrem zweiten oder dritten Tag unwissentlich ein anderes Familienmitglied beleidigte.
"Mein Name ist Caius Flavius Aquilius," wieder deutete ich auf mich und sprach meine Namen sehr deutlich und klar aus, dann deutete ich auf sie und versuchte, ihren Namen einigermaßen korrekt wiederzugeben. "Bridhe. Du bist meine Sklavin - serva mea es." Ein bisschen kam ich mir vor, als müsste ich einem Kind das Sprechen beibringen, aber ich war mir fast sicher, dass sie spätestens nach zwei, drei Wochen die wichtigsten Worte gelernt haben würde, allein schon durch die anderen Sklaven, die sich mit ihr auch verständigen würden müssten.
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Die vergangenen Jahre - es waren wirklich Jahre gewesen, auch wenn dieser Gedanke noch immer sehr fremdartig für mich war, vor die schiere Last dieser Erkenntnis gestellt, wollte sich alles in mir vor dem Vergehen der Zeit sträuben - schienen aus meinem einstmals so leicht zu begeisternden Freund einen nachdenklichen Mann gemacht zu haben, was sicher kein Nachteil war. Die wenigsten Männer überstanden ein politisches Amt ohne Skandale, wenn sie sich nicht ein Mindestmaß an rationaler Überlegung behielten, und gerade als Patrizier durfte man nicht zuviele Fehler machen, fiel es doch stets auf den bekannten und altehrwürdigen Namen einer berühmten Familie zurück.
"Wie gesagt, ich kann nur nach dem ersten Eindruck urteilen, den Deine Worte hinterlassen haben, Marcus, es liegt mir nichts ferner, als zu versuchen, ihren Charakter abschließend zu beurteilen, denn das könnte ich nicht. Ich fände nichts schrecklicher, als Dich in einer unglücklichen Ehegemeinschaft gefangen zu sehen, denn auch die Liebe ist hier nicht der beste Ratgeber. Wie es die Ahnen sagten, solle ein Mann stets das rechte Maß zu wahren wissen, lieben, solange er wolle, und Ehen zum Wohl seiner gens eingehen." Ob vor dieser Entscheidung sein Entschluss, die ehemalige Schwester zu ehelichen, der richtige Weg war, lag allein in seinem Ermessen, und man würde sehen müssen, was sich daraus ergab."Es ist seltsam, doch an manchen Tagen sehne ich mich in diese anstrengende Einfachheit zurück. Der Fischer Aquilius musste sich nicht um den Namen seiner Familie sorgen, nicht darüber nachdenken, ob er nicht doch lieber den Weg eines Politikers gehen soll anstatt den eines Priesters, und so weiter und so fort. Das Leben ist zwar hart, aber man kann sich über einfache Dinge mehr freuen, als wir es in all dem Luxus und Überfluss noch können, der uns hier zur Verfügung steht ... aber jede Seite hat wohl ihre Vorzüge. Ich habe meine Schriftrollen hier wiedergefunden wie gute Freunde, die nur auf mich warteten," überlegte ich laut, wenngleich nicht zu laut, sodass seine Gedankengänge nicht gestört würden. "Was Furianus angeht: Ich weiss nicht, ob Hispania mit ihm einen guten Fang gemacht hat. Er bemüht sich stets um neue, hohe Ämter, doch was wäre er ohne die Fürsprache seines Vaters? Was wäre er, würde er sich alles selbst erarbeiten müssen? Ich denke nicht, dass sich viel mehr tun wird als unter Matinius."
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"Natürlich ist es möglich," sagte ich gelassen. "Denkst Du denn, wir wären Unmenschen? Aber was frage ich, Du hast es mir oft genug deutlich gemacht, dass Du genau das denkst. Und wärest Du nicht so vermessen gewesen, als Du eingekerkert warst, hätte ich Dich in das Gladiatorentraining geschickt, damit Du Dir durch Siege eben diesen Weg erkaufen hättest können - die Freiheit, selbst durch Deine Handlungen verdient. Dieser Weg ist Dir nun verschlossen, denn was immer Rutger getan hat, Severus werde ich bei mir behalten, solange ich denke, dass es Sinn für mich macht. Nur wenn ein Sklave in die Arena direkt verkauft oder von seinem Herrn dorthin geschickt wird, um vor Publikum zu kämpfen, besteht diese Option. Es gab immer wieder Sklaven, die es geschafft haben, frei zu werden, und die nach ihrer Befreiung reiche und einflussreiche Männer wurden - aber es gibt noch mehr, die scheiterten, denn die Arena ist ein Blutbecken, und jeder, der dorthin kommt, um zuzusehen, will Blut sehen, und noch mehr geschlagene Opfer auf dem Boden." Wieder mischte sich ein gewisser Abscheu in den Klang meiner Stimme, und ich entspannte meine Gesichtszüge bewusst, um nicht zu zornig zu werden, wie ich es zu oft wurde, wenn das Thema auf die Arena kam.
"Früher war es noch so, dass alle Kämpfe in der Arena zu Ehren des Mars ausgetragen wurden, unseres Kriegsgottes, dem Gott, dem ich diene, Severus, doch heute sterben die Menschen nur noch, um die Massen zu belustigen, die gierig darauf lauern, ihren Blutdurst an sterbenden Menschen zu stillen," fuhr ich fort. "Menschenopfer ... über diese barbarische Zeit sind wir hinweg. Wir halten es vielmehr für sinnvoller, Tiere zu opfern, wenn Blut vergossen werden muss, und des Menschen Handeln muss es sein, das den wahrhaften Dienst leistet, nicht sein genommenes Leben allein." Er schien stiller geworden, unsicher? Ich runzelte die Stirn, nahm ihn genauer in meinen Blick, um zu erkunden, was er wohl denken mochte, doch taten mir die Götter wie stets keinen Gefallen, sodass mir nur blieb, gut zu raten.
"Ich habe Dir diesen neuen Namen nicht ohne Grund gegeben, Severus, mein Volk legt viel Wert auf den richtigen Namen für einen Menschen - und jeder Name hat eine Bedeutung. Severus bedeutet 'ernst', 'streng' und 'gewissenhaft', Dinge, die auf Deine Seele übergehen sollen, auf dass Du nicht noch einmal dieselben Fehler begehst. Ernst sollst Du erwägen, ob die Dinge richtig sind, die Du tust, streng sollst Du zu Dir selbst sein, denn nur mit Strenge wird ein Mann zu einem wahren Krieger - und gewissenhaft sollst Du tun, was Dir geboten ist und was Du Dir selbst gebietest." -
Wehe, wenn sie losgelassen - dieses Sprichwort schien mir im besonderen Maße auf die lebenslustige Octavierin zuzutreffen, zumindest, wenn es nichts gab, was ihrem Redeschwall eine Schranke auferlegt hätte. Einen kurzen Augenblick verirrten sich meine Gedanken in eine Richtung, in der ich ihr nicht nur im Unterricht gern gelauscht hätte, um ein vages Echo dieser übersprudelnden inneren Lebendigkeit zu fühlen, doch die Tatsache, hier als Lehrer stehen zu müssen, ließ mich diesen Gedanken schnell begraben.
"Erzählst Du uns, wieso Du die Saturnalia besonders gern magst, Octavia Severa? Das sind bisher jedenfalls gute Beispiele, doch wollen wir nun auch noch einige Festivitäten nennen, die jeder Römer einmal im Leben erlebt oder erleben sollte - was fällt euch da ein, welche Feiern sind für römische Familien jeder Herkunft besonders wichtig?"
Besonders Frauentypisch erwartete ich da ein Zweigestirn, auf das sich die Frauen meist besonders freuten, wenngleich Männer diese Art Fest eher über sich ergehen ließen und sie mehr mit viel Alkohol ertrugen - ich mochte es selbst nicht, zu solchen Feiern genötigt zu werden und ein kleiner Teil von mir hoffte wider besseres Wissen, dass mir solches noch eine Weile erspart bliebe. -
... man gebe ihm nach einem langen, langen Jahr bitterster Abstinenz endlich wieder DSL!
*party feier* *konfettiwerf* *trööööt* *kucheness* *sich einen ansauf*
Sorry, Mods. Aber ich freu mich so, endlich wieder aus der Steinzeit im 21. Jahrhundert angekommen zu sein
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Audite!
Die Gens Flavia hat folgende Betriebe zu verkaufen:
"Calpurnias Schlammgrube" - eine bereits langjährig im Geschäft arrivierte Tongrube, Preis Verhandlungssache. (Tongrube Stufe I)
"O&C Wolle, Käse, schwarze Schafe" - Weichste Wolle dieses erfahrenen Schäfers für anspruchsvollste Kunden, ebenso langjährig im Geschäft, Preis ist Verhandlungssache. (Schäfer Stufe I)
"Kleines Malmaleins" - höchst erfolgreicher Malereibetrieb, bei dem selbst der kaiserliche Hof Stammkunde ist! Preis ist Verhandlungssache (Maler Stufe II)
Ansprechpartner für diese Geschäfte ist
C' Flavius Aquilius,
Villa Flavia Felix,
Roma -
Ups. Hab gleich Platz freigeschaufelt, amicus meus
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"Eine seltsame Vorstellung, nicht wahr?" Ich musste selbst über das Bild schmunzeln, das seine Worte heraufbeschworen, und schüttelte dann leicht den Kopf. "Es ist nicht so einfach und simpel, wie man es sich vielleicht vorstellen möchte, denn die Familie, die mich aufnahm, war sehr arm, der Vater meiner ... nunja, damaligen .. "Frau" ... war siech und sie musste die Familie ernähren. Dass sie mich als Ehemann verkauften, als sie merkten, dass ich mich an nichts erinnerte, kann ich trotz aller Lügen durchaus nachvollziehen, in großer Not tun Menschen oft seltsame Dinge, um zu überleben, und sie hing sehr an ihrem Vater, wollte einen guten Lebensabend für ihn. Ich war nicht einmal unglücklich über dieses Leben, wundert Dich das? Wenn alle Schwierigkeiten des Lebens darauf beschränkt sind, die Familie zu ernähren, ab und an mit anderen Fischern zusammen zu sitzen und die Feste zu feiern, die für einen Fischer wichtig sind, nachts einen warmen Leib an der Seite zu spüren, dessen Nähe viele Sorgen hinwegschmelzen lässt ... es wird wohl niemand nachvollziehen können, dass man über einen guten Fang durchaus glücklich sein kann, und über einen guten Preis dafür noch mehr." Wieder schmunzelte ich, durchaus mit einem gewissen Maß an Unverständnis oder mildem Spott rechnend, denn mit dem zwar luxuriösen, doch ausgesprochen komplizierten Leben eines Patriziers ließ sich die Existenz eines Fischers kaum vergleichen.
"Auf euer Fest bin ich gespannt - denn nichts würde mich mehr freuen, als mich mit der Familie meines Freundes auf diese Weise verbinden zu können, und in welchem Rahmen kann man sich schon besser ungezwungen kennenlernen als bei einem Fest unter Patriziern? Ich werde gern den ein oder anderen Blick auf Deine Verwandten werfen, letztendlich kennst Du mich, und Du weisst, dass ich nicht den Rang eines Senators, dennoch aber das ein oder andere zu bieten habe." Als er das Thema 'Deandra' anschnitt, nickte ich sachte zu den Worten, denn auch ich hatte mich gewundert, ob hier nicht doch ein inzestuöses Verhältnis vorliegen mochte - seine Worte wussten mich allerdings vorerst zu beruhigen.
"Bei all den Adoptionen solltest Du Dich allerdings fragen, wie beständig ihre Wünsche und Werte sind, Marcus, denn aus Liebe eine Familie zu verlassen, die einem über viele Jahre ein verlässliches Heim und Stütze geboten hat, erscheint mir unreflektiert und vor allem voreilig, man weiss doch, wie wetterwendisch Frauen sein können. Ich möchte nicht, dass Du Deinen Entschluss, dem Gefühl gefolgt zu sein, irgendwann bereuen musst, weil sie wieder einmal in irgendeine andere Richtung blickt und dann glaubt, dort etwas passendes gefunden zu haben. Ich vermag ihren Charakter nicht zu beurteilen, doch selbst ohne diesen Inzest-Kontext haftet der ganzen Sache ein Geschmack an, gegen den ihr beide werdet lange aktiv und geschlossen angehen müssen. Zweifel darf es zwischen euch dann nicht geben." -
Mama Cungah schien zufrieden mit ihrem Werk, die Hochsteckfrisur, wie sie hier üblich war, um das lästige Hineinfallen von Haaren in Speisen oder störende Haarsträhnen bei der Arbeit zu vermeiden, stand der jungen Frau sehr gut und auch die weißen Tuniken taten ihr Übrigens, um Bridhe von der verwildert aussehenden Fremden in eine doch deutlich angenehmer anzusehende Haussklavin zu verwandeln, zumindest optisch gesehen.
"Das is gut, das lassen wir so. Und jetzt musst du erstma baden, Kleines, sonst schimpfen die Herren wieda nur rum, das musste ja nicht unbedingt am ersten Amd hab'n," verkündete der Wortschwall der Nubierin gutgelaunt, und schon schob sie die junge Sklavin aus dem Raum hinaus, in Richtung Korridor, und dann durch so manchen fremdartig wirkenden Gang in den rückwärtigen Gebäudekomplex, in dem die Sklaven schalteten und walteten - dort gab es auch ein kleineres Zimmer, welches der Grundreinigung der Sklaven anheimgestellt war, schließlich waren patrizische Nasen sehr fein und erwarteten auch von ihren Sklaven einen angemessenen Geruch. Schon wuchtete die Nubierin einen Kübel klares Wasser neben einen Badebottich, und legte eine Bürste daneben, um Bridhe auffordernd anzusehen: "Zieh' dich ruhig aus, ich schrubb' Dich schon ab, wirste sehen!" Die Sprachbarriere, welche zweifelsohne vorhanden war, schien Cungah wenig zu stören, schließlich war jeder Sklave mehr oder minder fremd in Rom, und würde die wichtigsten Dinge schon noch lernen. -
Wie konnte ein einziger Mensch nur immer so verzweifelt sein wie er? Ich hatte niemanden in meinem Leben jemals kennengelernt, der so sehr voller Verzweiflung über sein Dasein von Tag zu Tag straucheln musste, der so vieles besaß, ohne es zu wollen, so vieles hätte haben können, ohne danach zu streben, und doch zutiefst unglücklich war. Wenn auch immer ein Beweis für das ironische Gespür der Götter strittig sein mochte, Gracchus war in meinen Augen der absolute Beweis dafür.
"Vielleicht ist es das Leben selbst, das sich nicht in die Bahnen zwingen lässt, die wir für dieses wünschen, und umso weniger so gerät, wie wir es geplant haben, je mehr wir versuchen, es zu bezähmen?" gab ich zu bedenken, als er von seinen Planungen sprach. "Die Werte unserer Väter, was sind sie denn wirklich wert? Würde ich mich an jedes Wort halten, das mein Vater einst zu mir sprach, wäre ich jetzt ein miserabler Politiker und unglücklich wie der einsamste Mensch auf dieser Welt, Manius, und genauso ist es Dir ergangen, als Du versucht hast, einen Weg zu beschreiten, den Dein Vater für Dich bestimmt hat. Unsere Väter mögen sich vieles wünschen, doch spätestens wenn sie uns verlassen, müssen wir unseren eigenen Weg finden, der vielleicht schwerer zu entdecken ist als alles andere, aber doch mehr mit dem zu tun hat und haben wird, was wir uns wünschen, nicht, was andere für uns für das Beste halten."Langsam hob ich eine Hand, berührte seinen Oberarm, hielt ihn fest und stützte ihn zugleich, denn es war nicht offenkundig, wessen er mehr bedurfte, eines Haltes, einer Stütze, oder einfach nur eines Menschen, der keine Ansprüche mehr an ihn stellte.
"Glaubst Du ernsthaft, Du könntest diese Familie blamieren? Felix verschanzt sich hinter seinen Rosen und gelegentlichen Gesprächen mit den Familienmitgliedern, wenn er nicht gerade seine Langeweile im Senat pflegt, Furianus nimmt eine jede langweilige Stellung an, sobald sie ihm nur einen wohlklingenden Titel und mehr Geld verspricht, Lucullus liegt seit Wochen darnieder und scheint gar nicht mehr aufstehen zu wollen, ich habe es bisher zu einem wenig ambitionierten Priester geschafft, Minervina wirft sich dem praefectus praetorio an den Hals - soll ich diese Aufzählung noch fortführen? Glaubst Du wahrhaftig, die Tatsache, dass Du noch nicht Senator bist oder noch nicht flamen, würde irgend etwas verschlimmern? Oder das Erreichen dieser Ämter etwas verbessern? Finde Dich damit ab, diese Familie ist, was sie ist, mit allen dunklen und verrückten Punkten, die unsere Ahnen uns vererbt haben. Ein jeder hier hat seine Fehler, und auch wenn Du sie nicht gesehen haben magst, ich bin mir sicher, selbst Leontia war nicht so perfekt, wie man es sich wünschen könnte, ebensowenig ein Quintus, der lieber Dich kopierte, denn ein eigener Mann zu sein."Ich drückte seinen Arm behutsam, wenngleich ich den Kopf schütteln musste über die schiere Wucht der von mir vorgetragenen Beispiele. "Behalte sie Dir, wie sie war, im Herzen, Manius, und lass die Erinnerung an sie dort lebendig bleiben, doch trauere nicht wie ein Wahnsinniger um etwas, das Du nicht haben kannst. Die Götter, die sie zu sich riefen, kann ich nur zu gut verstehen, denn wenn es ihr gelang, Dich so zu verzaubern, wie liebreizend muss sie gewesen sein! Wer sind wir, dass wir gegen die Beschlüsse der Götter opponieren, selbst wenn sie uns noch so ungerecht erscheinen mögen?" Ein wenig Zeit verstrich, und ich atmete tief ein, als er die Bestattung ansprach. "Wenn Du es willst, stehe ich Dir bei den Vorbereitungen zur Seite, Manius, wie es sich gehört. Ich glaube kaum, dass Felix als der Hausherr hier mehr tun will als nur anwesend zu sein."
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