Beiträge von Caius Flavius Aquilius

    Während ich den betörenden und starken Duft des Weihrauchs einatmete, verloren sich meine Gedanken etwas, denn nichts auf der Welt hätte mich dazu gebracht, bewusst dem Gebet eines anderen zu lauschen. Wie alle Priester hatte ich früh gelernt, ab der Einführung die Gedanken in eine Ferne zu richten, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatten - selbst zu Mars zu sprechen, wenngleich nur in Gedanken, war die beste Alternative, und so hielt ich es auch in diesem Fall, bat ihn stumm darum, sich Aristides' anzunehmen, der von allen Familienmitgliedern am ehesten einer tödlichen Gefahr gegenüber stehen mochte. Aber auch zu Gracchus verirrten sich meine unsteten Gedanken, wenngleich dies eher ungewollt geschah, hatte ich die letzten Tage über doch festgestellt, dass es mir besser erging, wenn ich jede Erinnerung an ihn und das Geschehene so gut es ging vermied.


    Nach einer angemessenen Zeit der Stille, und als ich die Kohle unter dem Weihrauch langsam ausglühen sah - es war kein allzu dickes Stück, immerhin mussten am Tag doch etwas mehr Leute nacheinander diesen Altar benutzen - räusperte ich mich bedächtig und blickte zu Aurelius Cotta hinüber, leicht lächelnd, bevor ich wieder die Stimme erhob:
    "O Mamarce, großer Feldherr, Beschützer Roms und der Schwachen, wir danken Dir, dass Du unserem Bitten gegenüber aufmerksam warst. Möge Dir auch weiterhin unser Dank gewiss sein, wir werden Deiner gedenken, wie es Dir zukommt. Mamarce, lass Deinen Blick auf diesem Mann ruhen, der zu Dir gekommen ist, um für seine Familie zu bitten, lass auch ihn nicht ohne Deinen Schutz sein, so bitte ich Dich als Dein Priester."
    Wieder ließ ich ein wenig Zeit vergehen, bevor ich zurücktrat und Cotta bedeutete, es mir gleich zu tun - das Opfer war beendet, die wichtigen Worte gesprochen, nun mochten wir uns wieder dem täglichen Leben zuwenden, nachdem wir einen kleinen gedanklichen Ausflug in die Götterwelt unternommen hatten.


    "Ich hoffe, Du wirst die Antworten erhalten, nach denen es Dich verlangt, Aurelius Cotta, niemand sollte zu lange auf Klarheit harren müssen. Deine Worte klangen aufrichtig, und es spricht nichts dagegen, dass Mars Dich gehört hat," sagte ich aufmunternd und schob langsam den Togazipfel von meinem Haar, um auch anderen anzuzeigen, dass unser Gebet beendet war.

    Ihr Lachen ließ mich ebenso schmunzeln, verlieh ihr die Fröhlichkeit doch einen Glanz, der ihre Augen schimmern ließ, ein Anblick, den ich wohl immer und überall genießen würde, wenn er sich mir bot. Es war schön, sie so zu sehen, und im Grunde hatte ich nichts dagegen, es immer wieder zu sehen - es gab genug Menschen in dieser Stadt, die ich nicht leiden konnte und niemals schätzen würde, der Bruchteil jener, deren Gesellschaft mir auf Dauer angenehm war, schien dagegen wie ein winziger Fingerzeig auf meinen wählerischen Geschmack.
    "Mars wird gedacht, weil die Menschen Angst haben, ansonsten wird auch im Tempel des Kriegsherrn nicht gerade viel geopfert - es könnte besser sein, wie wohl überall," bemerkte ich beschwichtigend, denn ich wusste nur zu gut selbst, wie deprimierend es sein konnte, wenn man als Priester nicht ausgelastet und somit in der Hand ältlicher Kollegen war. "Ob die Angst die richtige Motivation ist, die Menschen dauerhaft zum Glauben zu bringen, wage ich zu bezweifeln. Mir sind jene lieber, die wirklich aus ganzem Herzen ihr Opfer darbringen, auch wenn es nur ein paar Kekse sind."


    Ein dicklicher Lastenträger kam beiden entgegen, und mit einer sanften Handbewegung dirigierte ich meine hübsche Begleiterin an ihm vorbei, sodass er sie nicht berühren konnte. Auf dieser via war eindeutig mehr los als in der Nebenstraße von eben, und nicht wenige Männer warfen einen verstohlenen Blick auf die Iunopriesterin, ließen die Lichtreflexionen in ihrem blonden Haar auf sich wirken. Trotz aller kosmetischen Raffinessen der Römerinnen war blondes Haar eine Besonderheit, und wenn ich mich schon diesem Reiz des exotischen nicht entziehen konnte, wie sollte es da anderen Männern gehen? Wir mussten wirklich interessant wirken, zwei Blondschöpfe nebeneinander. "Letztendlich können wir nur versuchen, den Glauben in unseren Familien wach zu halten und im Gespräch mit anderen zu versuchen, Interesse zu wecken, anderes scheint mir derzeit nicht möglich - und wirklich große Maßnahmen sind ohnehin in den Händen des Kaisers besser aufgehoben als in den unseren," versuchte ich diesem wirklich unangenehmen Thema eine abschließende Wende zu geben. Dieses grundlegende Problem mangelnder pietas der Jugend würde sich wohl auch in Zukunft nicht unbedingt ändern.


    "Wir sind schon da," sagte ich gutgelaunt und deutete mit der Hand in die Richtung eines kleinen Lokals, das von vorn recht unscheinbar aussah und nur durch eine fast verschwenderisch anmutende Verzierung in Form von dunkellila Weintrauben, die um den Türstock auf das schmutzigweiße Kalk der Wand gemalt waren, überhaupt darauf hindeuteten, dass hier eine taverna zu finden war. "Es sieht nach nichts aus, aber wie die meisten interessanten Überraschungen steckt etwas Besonderes im Inneren." Schmunzelnd geleitete ich sie durch den ausgeblichenen Türvorhang hindurch, und im Inneren des Gebäudes eröffnete sich der freie Blick in einen mit Pflanzenkübeln vollgestellten Innenhof, in dessen Mitte sich ein kleiner Brunnen erhob und mit fröhlichem Plätschern eine friedliche Atmosphäre hervorrief. Dünne Vorhänge mit glitzernden eingewobenen Fäden ließen die ganze Szenerie etwas unwirklich wirken, die kleinen dunkelhölzernen Tische und Bänke mochten nicht recht in eine römische Umgebung passen. Es war auch ein dunkelhäutiger Ägypter, der auf uns zutrat und höflich fragte, ob wir vor dem Essen noch einen kühlen Saft haben wollten - erwartungsvoll blickte ich zu Valeria, bereit, mich nach ihren Wünschen zu richten.

    Man hätte nicht viel Phantasie gebraucht, um die schwarze Gewitterwolke mit den daraus hervorzuckenden Blitzen um meinen Kopf herum zu bemerken - ich hatte selten wirklich schwarze Laune, aber heute war die Ausnahme die Bestätigung der Regel. Dass diese Laune anscheinend zumindest bei Pallas ihre Wirkung gezeigt hatte, war wenigstens für einen kurzen Augenblick befriedigend, wenngleich es sonst nicht meine Art war, allzu tyrannisch vorzugehen. Dass Severus allerdings den Sklaven der Antonia aus seiner Not befreite, war fast noch ein wenig besser, denn mit Severus betrat ein Mitspieler die Bühne, auf den ich zu Recht Wut hegen konnte. "Geh schon zu Deiner Herrin," beschied ich Pallas knapp und brüsk, wedelte mit der Hand in seine Richtung, als müsste ich ihn wie eine lästige Fliege vertreiben, dann glitt mein dunkler Blick zu Severus.


    "Bring mir etwas zu essen und einen Krug Falerner dazu," wiederholte ich meine Anordnungen, die wenige Augenblicke zuvor schon Pallas hatte vernehmen müssen. "Danach wirst Du Dich zu mir setzen und wir werden uns über Deine Zukunft Gedanken machen." Es klang unheilsschwanger, und so sollte es auch klingen - er sollte nicht glauben, dass er es, nachdem ich Gnade vor Recht hatte ergehen lassen, leichter haben würde als bisher, nochmals würde ich nicht zulassen, dass er den Weg verließ, der ihm bestimmt war.

    "Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Ausdünstungen Roms, Vetter," meinte ich aufmunternd und schmunzelte. "Denkst Du, mir ging es die erste Zeit hier besser? Ich empfand die Luft in dieser Stadt als sehr unangenehm und drückend, wenngleich es mir nicht auf die physis schlug, sondern auf die psyche. Lass uns einfach regelmäßig ausreiten gehen, wenn Du wieder gesundet bist, ein paar Stunden vor der Stadt wirken für gewöhnlich Wunder." Ich lehnte mich in meinem Schemel etwas zurück und hielt ihm den Teller mit dem Obst einladend hin. "Nimm Dir ruhig etwas, ein süßer Geschmack im Mund macht auch dem Körper wieder Lust auf die Freuden des Lebens - ich ahne schon fast, dass sie Dir die letzten Wochen nur irgendwelchen Schleim oder Brei vorgesetzt haben."
    Die Schriftrollen mochten allerdings auf den ersten Blick noch nicht enthüllen, welchen Inhalt sie hatten, waren sie doch noch zusammengebunden und bewahrten vorerst ihr Geheimnis noch ein wenig. "Nun, was lohnt es, zu besprechen ... wusstest Du, dass der praefectus praetorio anscheinend seinen begehrlichen Blick auf Minervina gerichtet hat? Neulich war er hier in der Villa, zur cena ..angeblich .."

    Mit einem Achselzucken tat ich das unangenehme und wenig erfolgversprechende Thema 'cursus publicus' gänzlich ab - der Brief hatte letztendlich wohl doch sein Ziel erreicht, und mein Freund war bei mir, was wollte man schon mehr? Ob ich wieder einen Brief mit diesem unzuverlässigen Dienst schicken würde, war allerdings eine ganz andere Entscheidung, die ich jetzt noch nicht treffen wollte. Als wir nebeneinander saßen, atmete ich ruhiger - war mir das Herz doch schneller gegangen, immerhin war die Freude darüber, ihn wiederzusehen, größer, als ich es im voraus gesehen hatte. Nicht zuletzt, weil ich mich sehr gut jener Augenblicke entsann, die uns einst einander sehr nahe gebracht hatten, bevor wir den Weg der körperlichen Nähe verlassen und den der Freunde eingeschlagen hatten. War es die zu lange absenz eines geliebten Menschen, die mich unwillkürlich reagieren ließ oder lag es daran, dass wir uns einfach lange nicht mehr gesehen hatten und ich eins ums andere Mal entdecken musste, dass der Junge zum Mann geworden war? Alles an seiner Körpersprache verriet es, die Haltung nicht minder. Für einen flüchtigen, ganz unwesentlichen Augenblick lang fühlte ich mich alt.


    "Zwei Jahre?" murmelte ich und runzelte die Stirn. War die Zeit wirklich so schnell verflogen? Kaum zu glauben, aber es musste wohl so sein, wenn er es sagte - die immernoch auftretenden Lücken in meinem Gedächtnis machten mir den Alltag noch immer schwerer, als ich es wahrhaben wollte. "Zwei Jahre ... mir kam es kürzer vor, aber ... erstaunlich, wirklich. Nun .. mein Verschwinden war wohl eine Verkettung ungünstiger Zufälle, wie es so oft ist. Tatsächlich war eine meiner Nichten von einem Sklaven entführt worden, und ihr Vater und ich jagten den beiden nach, um sie zu retten." Ich verschwieg wohlweislich, dass Rutger der Übeltäter gewesen war, denn Rutger war tot - zumindest hatte ich es so entschieden. "Auf dem Weg gerieten wir in ein heftiges Unwetter, und ich wurde von meinem Vetter getrennt - es muss mich wohl ein Fieber befallen haben, denn ich erinnere mich erst wieder an das Gesicht der Fischerin, die mich gesundpflegte, an nichts dazwischen. Und sie erzählte mir, ich sei ihr Mann, der auf See krank geworden sei ... da mir das Gedächtnis leer war, glaubte ich diese Lüge und lebte als Fischer, damit die Familie überleben konnte. Nunja ... sie sagte, sie sei meine Frau, und so geschah es eben. Als die Erinnerung zurückkehrte, war es zu spät und sie war schwanger ... nun werde ich Vater. Es muss verrückt klingen, nicht wahr?"


    Ich hob den Blick etwas zu ihm an und schmunzelte ein wenig. "Wenigstens muss ich mir keine Sorgen um Erben machen, mir scheinen sie geradezu zuzufliegen, während sich andere abmühen müssen. Letztendlich hat es mich zu der Erkenntnis gebracht, dass es wohl irgendwann mal an der Zeit ist zu heiraten, nicht zuletzt, um in diesen Dingen Klarheit zu schaffen." Ich ließ eine kleine Pause und atmete langsam aus, als könnte die Verwirrung meiner jüngsten Vergangenheit so ebenso schwinden. "Aber erzähle mir von Dir: Wie kamst Du denn mit Deiner Adoptivschwester zusammen? Das muss ja auch nicht gerade ein alltägliches Erlebnis gewesen sein."

    ... laut Gesetz ja bestimmte Betriebe nicht mehr führen. Allerdings muss ich sagen, dass die Bezeichnung 'landwirtschaftlicher Ertrag' dehnbar ist, bevor ich also irregeleitet die falschen Sachen verkaufe, würde ich gern wissen, welche meiner momentanen Betriebe auf jeden Fall verkauft werden müssen - das wären folgende:


    Maler (<- dass der weg muss, ist klar, jetzt habe ich hoffentlich auch die Zeit dazu, das simon auszuspielen ..)
    Schäfer
    Tongrube (<- soll ohnehin verkauft werden, dennoch, gilt das auch hierfür? Schlamm aus dem Boden zu ziehen ist direkter Ertrag aus dem Boden)
    Weingut
    Fischerei (<- als Direktnahrungsmittel ohne Randertrag wäre auch eine Fischerei unter 'Land'wirtschaft einzuordnen, zumindest sinngemäß - nur eben nicht aus dem Boden, sondern aus dem Meer, wobei befischte Küstengebiete auch immer zu einem Anspruchsbereich gehören - oder der Ertrag aber auch aus Fischzucht an eigens angelegten Seen stammen könnte)

    Ich ließ den philosophus ein klein wenig warten - zwar hatte mir der Sklave schnell Bescheid gesagt, dass ich Besuch hatte, aber es schadete nie, jemanden, der schätzungsweise zum ersten Mal die Villa Flavia besuchte, mit unserem doch recht eindrucksvollem atrium allein zu lassen, da es zumeist für den richtigen Einstieg in ein Gespräch sorgte. Zwar glaubte ich nicht, dass dieser spezielle Gast sich würde von teurem Interieur und Wandvergoldungen würde blenden lassen, wäre dies jedoch der Fall, hätte ich etwas weiteres über diesen Mann erfahren, das mir seine Worte vielleicht nicht unbedingt verraten würden.


    Angetan mit einer tiefblauen Tunika, die am Saum eine schlichte weiße Borte aufwies, begab ich mich schließlich zu meinem Besucher und begrüßte ihn so herzlich, wie man als Patrizier eben einen fast unbekannten Fremden grüßen konnte:
    "Salve, philosophus, es freut mich, dass Du meine Einladung so bald angenommen hast, und ich hoffe auf interessante Gespräche mit Deiner Person. Kann ich Dir den Aufenthalt hier angenehmer machen lassen, vielleicht mit einem Kelch Wein?"

    Es war die Rückkehr, auf die ich lange gewartet hatte, und selbst wenn ich in jenem Augenblick, in dem der Sklave mich von dem Besuch meines guten Freundes in Kenntnis setzte, bei einer Frau gelegen hätte, sie hätte warten müssen. Da es allerdings nur ungeliebte Schreibarbeit war, bei der mich der Sklave antraf, fiel es mir umso leichter, alles stehen- und liegen zu lassen, in das atrium zu eilen und meinen so lange nicht gesehenen Freund zu begrüßen.
    "Marcus! Bei den Göttern, es ist viel zu lange her!" Schon umarmten wir uns, klopften uns gegenseitig auf den Rücken, und ich kam nicht umhin zu bemerken, dass aus dem einstig agil wirkenden Jungen doch ein erwachsener Mann geworden war, dessen Gesichtszüge dies auch wiederzuspiegeln wussten. Er schien gereift, aber zu seinem Vorteil, das Kindliche hatte sich verloren und blieb nur in seiner deutlich gezeigten Freude zurück.


    "Na, ich hätte es wissen müssen, dass es der cursus publicus verschlampt hat, ich war sehr erstaunt, so lange nicht von dir zu hören, nachdem ich Dir geschrieben hatte - aber nun wissen wir ja, woran es lag. Das nächste Mal werde ich diesem faulen Haufen Beine machen, soviel ist sicher," sagte ich kopfschüttelnd und blickte meinen Freund offen und doch auch forschend an, als gelte es, alle Unterschiede zu dem Bild in meinem Kopf, das ich meiner widerwilligen Erinnerung entrissen hatte, herauszufinden. Bei seinen Fragen hob ich allerdings schnell abwehrend beide Hände und lachte.
    "Nicht so schnell, Marcus, nicht so schnell. Noch bin ich nicht Vater, aber ich denke, es wird bald der Fall sein, die Frau, die mich fand und pflegte, wird bald die Mutter unseres Kindes sein. Vorausberechnet wird es wohl in wenigen Wochen zur Welt kommen, wenn die Götter gnädig sind und alles ohne Komplikationen verläuft. Und ja, ich habe als Fischer gelebt," fügte ich an und wies ihm eine der Sitzbänke, um mich selbst neben ihm niederzulassen. "Aber Du warst auch nicht untätig, wie es mir scheint. Verlobt, tribunus laticlavius ... nicht schlecht für die kurze Zeit."

    Langsam schob ich die Tür vor mir her und trat ein, mit einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen. An meine letzte Krankheit konnte ich mich zwar nicht mehr erinnern, aber ich war mir sehr wohl bewusst, wie ich mich fühlen würde, wäre meine Bewegungsfreiheit auf einen Raum beschränkt, und so vrmochte ich vielleicht ansatzweise nachzuempfinden, wie es Lucullus ergehen mochte.
    "Salve, Lucullus, ich dachte mir, ich schaue einfach mal bei Dir vorbei und vertreibe Dir ein bisschen die Zeit. Zudem ist ein Priester, der den neuesten Tempelklatsch nicht kennt, nichts wert," dabei zwinkerte ich ihm belustigt zu, schien er mir doch nicht gerade derjenige zu sein, der so viel Wert auf Klatsch legte, ".. und damit Du schneller gesund wirst, habe ich Dir auch etwas zur Rekonvaleszenz mitgebracht, nichts kuriert eine Krankheit besser als ein guter Wein, frisches Obst und was zu lesen."
    Während meiner Worte war ich flugs eingetreten, hatte einen Schemel neben sein Lager gerückt, die Weinflasche auf dem Beistelltisch deponiert, den Teller daneben und hielt ihm die Schriftrollen auffordernd hin.

    Soderle.. nach dem Drachenfest und einer hammerharten ersten Woche im neuen Job melde ich mich mal wieder als 'lebendig' und 'anwesend' zurück. Wann ich dann tatsächlich mein erstes Posting reinhaue, kann ich nicht sicher sagen, aber es kommt in den nächsten Tagen, versprochen ... ;)


    Müüüde ....! Der Job ist supergeil, aber er fordert mich weit mehr als gedacht, wenn man sowas mit einem Drachenfest-Vorschuss-Schlafdefizit angehen muss, ohne irgendeinen Tag zur Regeneration zwischendrin, weiss man, was man kann :D

    Hiermit melde ich mich mal teilweise bis ganz abwesend bis zum 12.08. ... da das Drachenfest bevorsteht, ich dieses WE zudem noch auf einem anderen Con bin, ersticke ich gerade in Vorbereitungen und Kleinkram, der zuhauf zu erledigen ist. Aber nach dem 12.08. hab ich dann endlich wieder Zeit für alle IDs und gemütliches Spiel ... :) in sofern, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich weiss nicht, ob ich am Montag nochmal zum posten komme, wenn nicht, lesen wir uns in etwas mehr als einer Woche wieder!


    Wieder war es der flavische ianitor Acanthus, der die porta öffnete und den Besuchern so ungnädig wie immer entgegenblickte - er musste nicht einmal kräftigster Gestalt sein, sein Blick allein genügte meinst, um Hausierer und Bettler abzuweisen. Doch dieser Besucher war augenscheinlich kein Bettler, sondern ein Standesgenosse, und so hellte sich die Miene des ianitors zumindest ein bisschen auf, von Sturmwetterfrond zu Regenguss, sozusagen.
    Deutlich freundlicher als sonst erwiederte er: "Beide domines sind im Haus, ich werde gleich nach Flavius Aquilius schicken lassen, damit Dein Herr mit ihm sprechen kann. Kommt herein ...!" und damit winkte er einen der Haussklaven herbei, der sich darum kümmern sollte, den Aurelier samt Begleitung in die richtige Richtung zu führen.

    Der Sklave führte den Aurelier gemächlichen Schritts in Richtung des atriums der Villa Flavia - und sicherlich mochte der Besucher das ein oder andere Insignium zur Schau gestellter Größe und Reichtums aus seinem eigenen Domizil erkennen. Die Villa selbst schien sehr gut gepflegt zu sein, die Farbe der Wände war frisch, so manche Verzierung war mit Goldfarbe unterlegt, um den Ausdruck der Gemälde noch strahlender zu machen - alles in allem bot die Pracht des Besucherbereiches der Villa durchaus etwas für's Auge, vor allem, wenn man auf ein Familienmitglied warten musste. Höflich bedeutete der Sklave dem Besucher eine der gepolsterten Sitzbänke, während ein anderer Sklave herbeitrat und dezent sowohl zwei Becher als auch zwei Krüge mit Wein und Wasser arrangierte. Bei manchen Besuchern war dies einfach schon vorgesehen, da klar war, dass es ein längeres Gespräch werden würde - oder besser, bei manchen Besuchern gab es eindeutige Anweisungen, gegen die ein kluger Sklave wohl besser nicht verstieß.
    "Ich hole den dominus Aquilius. Fühle Dich frei, etwas zu Essen zu bestellen, solltest Du Hunger haben," sagte der Sklave, neigte den Kopf und drehte sich in Richtung der Korridore um, auf dass der Flavier von seinem Besuch erfahren sollte.

    Nach dem Gespräch mit seinem Freund Aquilius hatte der Aurelier den Wunsch geäußert, auch noch mit senator Flavius Furianus zu sprechen - und so hatte einer der Sklaven sich auf den Weg begeben, um eben jenen aufzusuchen und ihm von seinem Besucher zu berichten, während Aurelius Corvinus im atrium verblieb, um auf seinen Gesprächspartner zu warten ... welcher sich alsbald auch durch sich nähernde Schritte ankündigte.

    Gemächlich führte ein Haussklave mit einem recht nichtssagenden Gesicht den philosophischen Besucher in das Innere der flavischen Villa, welches eindeutig daraus aufgelegt war, einem Besucher klar zu machen, welche wichtige Stellung die gens Flavia noch immer in der römischen Öffentlichkeit einnahm. Reichgeschmückte Vasen, edle Hölzer und strahlend intensive Farben bestimmten das Innere der Einrichtung, und das geräumige Atrium hätte sicherlich auch gereicht, ungefähr hundert clientes der gens Flavia Platz zu bieten - wenn sie sich ein bisschen quetschen würden. So wies der Sklave Theodorus von Corinth schließlich im atrium selbst eine gepolsterte Sitzbank neben dem impluvium und meinte: "Ich werde dem dominus Aquilius sagen, dass Du angekommen bist - bis dahin musst Du Dich noch gedulden."
    Vorerst wurde dem Besucher noch nichts zu trinken angeboten, wohl auch wegen seiner Erscheinung, der Sklave rechnete anscheinend nicht damit, dass der Philosoph längere Zeit verweilen würde - so konnte man noch seine Schritte sich entfernen hören und urplötzlich war Theodorus von Stille umgeben, inmitten der lärmenden und lauten Stadt Rom.

    Lucullus lag nun schon eine ganze Weile darnieder, und auch wenn wir einander nicht besonders gut kannten, war dies kein Grund, ihm nicht mindestens einen Besuch abzustatten. Ich wusste nur zu gut von mir selbst, wie lästig es war, krank zu sein und sich dauernd zu langweilen, weil man nur wenig tun konnte ausser herumzuliegen und abzuwarten, sodass ich mir für den heutigen Tag die Zeit genommen hatte, bei Gracchus' Bruder vorbeizusehen. Nicht zuletzt, weil ich versuchen wollte, die Stelle meines Vetters hier im Haushalt zumindest teilweise auszufüllen, solange er absent war, denn die Sorge um seine nahesten Verwandten war ihm stets wichtig gewesen.
    Eine Sklavin hatte auf meinen Befehl hin eine Schale Obst kleingeschnitten und ästhetisch in Kreisen und einem kleinen Stapel auf einem Teller angeordnet, einige Schriftrollen und eine Flasche Wein unter den Arm geklemmt schritt ich zum cubiculum des Lucullus und klopfte an die geschlossene Türe an.

    Dass wir uns von diesem Brunnen und all seinen höchst ablenkenden Möglichkeiten entfernten, war mir nur recht, immerhin sollte es doch wenigstens einmal möglich sein, dass ich mich mit einer Frau einfach nur unterhielt. Sollte dies mein persönlicher Fluch sein, wie alle anderen Flavier auch eine Art an Fluch mit sich herumtrugen? Gracchus' und die ewigen Selbstzweifel, Serenus und die ewigen Anmaßungen, Arrecinas viel zu große Flamme der Leidenschaft, Furianus' ewige Sucht nach neuen Titeln und Anerkennungen ... die Liste würde sich bis ins Unendliche fortführen lassen, kein Flavier war frei von Fehlern und Nöten, wir waren nur meist klug genug, sie uns nicht anmerken zu lassen. So ließ ich mich umso lieber auf das Tempelthema ein und schüttelte lächelnd den Kopf.
    "Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau wie Du jemals anderen mit endlosen Schilderungen ihrer Zipperlein auf die Nerven fallen wird - denn ich bin mir sicher, dass Du auch dann noch ein gutes Gesprächsthema finden wirst. Eine kluge Frau findet immer ein Thema, das beiden Seiten gerecht wird, sagte meine Mutter, und ich habe bisher oft feststellen können, dass sie Recht hatte."


    Wir gingen weiter, und ich kam nicht umhin, ihre fließenden Bewegungen aus den Augenwinkeln zu beobachten - heute schienen mir die Götter eine weitere Prüfung meiner ohnehin nicht besonders ausgeprägten Selbstbeherrschung zugedacht zu haben, und es war eine reizvolle Prüfung noch dazu. "Es ist nur enttäuschend, wie wenig junge Leute heutzutage den Weg der Götter beschreiten wollen, die schnelle, ruhmvolle Variante in der legio scheint die meisten dann doch mehr anzuziehen, und junge Frauen entscheiden sich eher für die Familie denn für den Tempeldienst." Ob sie wohl vermählt war? Ich musste gestehen, ich wusste es nicht einmal, obwohl ich doch einige Momente darüber angestrengt nachdachte. "Nun, der Krieg bringt wie stets mehr Opfernde in das Haus des Mars, und wir können uns über mangelnde Arbeit wirklich nicht beklagen. Es scheint, ganz Rom würde sich wieder an Mars erinnern, wenn es Gefahr läuft, Söhne, Brüder und Ehemänner zu verlieren."


    Wieder schüttelte ich leicht den Kopf, doch diesmal eher ein wenig mißbilligend. Die pietas zu pflegen war in den Friedenszeiten fast noch wichtiger als im Krieg, wünschten sich doch alle Menschen ein friedliches Leben - und doch, geopfert wurde zumindest Mars im Kriegszustand bedeutend mehr. "Hm, dennoch stelle ich mir Germanien sehr abenteuerlich vor, auch wenn die Menschen dort vielleicht nie die geistige Größe besitzen werden, die Macht und den Glanz der wahren Götter zu erkennen. Nicht zuletzt gibt es so viele Geschichten um die tiefen Wälder und die grimmigen Krieger der Germanen. Sind dir denn solche begegnet oder waren die Menschen, mit denen Du zu tun hattest, alle romanisiert?"
    Für den kurzen Augenblick eines Lidschlages tauchte ein weiterer Gedankenblitz in meinem Hinterkopf auf - die biegsame Gestalt der Decima Valeria in den starken Armen eines germanischen Kriegers, lustvoll seufzend, nachdem er sie geraubt hatte, aber das Flügelflattern einer vorbeihuschenden Taube unterbrach glücklicherweise jede weitere Idee im Ansatz.