Während ich den betörenden und starken Duft des Weihrauchs einatmete, verloren sich meine Gedanken etwas, denn nichts auf der Welt hätte mich dazu gebracht, bewusst dem Gebet eines anderen zu lauschen. Wie alle Priester hatte ich früh gelernt, ab der Einführung die Gedanken in eine Ferne zu richten, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun hatten - selbst zu Mars zu sprechen, wenngleich nur in Gedanken, war die beste Alternative, und so hielt ich es auch in diesem Fall, bat ihn stumm darum, sich Aristides' anzunehmen, der von allen Familienmitgliedern am ehesten einer tödlichen Gefahr gegenüber stehen mochte. Aber auch zu Gracchus verirrten sich meine unsteten Gedanken, wenngleich dies eher ungewollt geschah, hatte ich die letzten Tage über doch festgestellt, dass es mir besser erging, wenn ich jede Erinnerung an ihn und das Geschehene so gut es ging vermied.
Nach einer angemessenen Zeit der Stille, und als ich die Kohle unter dem Weihrauch langsam ausglühen sah - es war kein allzu dickes Stück, immerhin mussten am Tag doch etwas mehr Leute nacheinander diesen Altar benutzen - räusperte ich mich bedächtig und blickte zu Aurelius Cotta hinüber, leicht lächelnd, bevor ich wieder die Stimme erhob:
"O Mamarce, großer Feldherr, Beschützer Roms und der Schwachen, wir danken Dir, dass Du unserem Bitten gegenüber aufmerksam warst. Möge Dir auch weiterhin unser Dank gewiss sein, wir werden Deiner gedenken, wie es Dir zukommt. Mamarce, lass Deinen Blick auf diesem Mann ruhen, der zu Dir gekommen ist, um für seine Familie zu bitten, lass auch ihn nicht ohne Deinen Schutz sein, so bitte ich Dich als Dein Priester."
Wieder ließ ich ein wenig Zeit vergehen, bevor ich zurücktrat und Cotta bedeutete, es mir gleich zu tun - das Opfer war beendet, die wichtigen Worte gesprochen, nun mochten wir uns wieder dem täglichen Leben zuwenden, nachdem wir einen kleinen gedanklichen Ausflug in die Götterwelt unternommen hatten.
"Ich hoffe, Du wirst die Antworten erhalten, nach denen es Dich verlangt, Aurelius Cotta, niemand sollte zu lange auf Klarheit harren müssen. Deine Worte klangen aufrichtig, und es spricht nichts dagegen, dass Mars Dich gehört hat," sagte ich aufmunternd und schob langsam den Togazipfel von meinem Haar, um auch anderen anzuzeigen, dass unser Gebet beendet war.