Für einen sehr, sehr kurzen Augenblick fragte ich mich, ob ich wirklich heiraten wollte. Potentiell eine leidenschaftliche Frau zu erwischen war ein Glücksfall, und irgendwie schienen alle Frauen in so einigen Momenten sehr kompliziert zu sein, selbst Claudia Antonia, die ich bisher für recht verträglich gehalten hatte. Vielleicht wäre es doch besser, würde ich mein Leben als den Künsten hingegebener, einsamer Liebhaber von Männern fristen, es schien doch so einige Probleme zu vermeiden. Allerdings, wenn ich bedachte, wie katastrophal die letzten Begegnungen mit Gracchus verlaufen waren ... innerlich seufzte ich und riss mich zusammen. "Ich bin gleich wieder zurück!" Eindeutig, diesen zwischen Mord in den Augen und Zucker auf den Lippen schwebenden Gesichtsausdruck brachten nur Patrizierinnen fertig, meine Mutter hatte genau diesen Ausdruck bis zur Perfektion beherrscht und meinen Vater damit nicht nur einmal in den Wahnsinn getrieben.
Ich eilte in Richtung der Villa, als ob mein Leben davon abhinge, und gelangte schließlich in den Korridor, der zu meinem cubiculum führte, ohne auch nur einen Sklaven gesehen zu haben, so weit, so gut. Doch kurz bevor ich in meinen Raum einbiegen konnte, tappte mir die größte Schwatzbase der Villa entgegen, eine dicke Nubierin, deren Ausmaße auch für drei Sklavinnen locker gereicht hätten, mit einem Korb Wäsche unter dem Arm, die mich mit großen Agen anblickte. Da half nur eins - die Flucht nach vorn. Ich herrschte sie im besten 'gleich gibt's die Peitsche!'-Ton an: "Wer von euch nachlässigen Schwätzern hat schon wieder vergessen, nach dem Gießen der Pflanzen die Pfützen von den Wegen zu trocknen? Wegen euch bin ich in den Brunnen gefallen! Geh zum vilicus und sag ihm, wenn das bis heute abend nicht bereinigt ist, werdet ihr merken, was Zorn bedeutet!" Die Lippen zu einer antwort geöffnet, starrte sie mich ungläubig an, aber ich winkte nur herrisch, sodass sie sich gleich wieder umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung davon eilte - einem wütenden Patrizier trat nun einmal niemand gern entgegen.
Schnell eilte ich in mein cubiculum und nahm einen der bodenlangen, weinroten Mäntel aus meiner Kleidungstruhe für den Sommer, die für kühlere Abende gedacht waren, um dann den Rückweg anzutreten - anscheinend hatte mein gespielter Zorn gewirkt, ich hörte in der Entfernung einen zornigen Ruf männlicher Natur und konnte ungehindert zurück in den Garten gehen, hinter die Hecke, wo ich Claudia Antonia zurückgelassen hatte, um ihr dann den Mantel in die Hand zu drücken - vielleicht würde das ihre Laune wieder ein wenig heben.