Seltsam, wie sich die Zeit doch zu gleichen schien. Wieder stand ich hier, vor den aufmerksamen, interessierten oder auch nicht so sehr interessierten Gesichtern junger und alter Römer, und sprach den Eid, der mich für ein volles Jahr in den Dienst dieses Volkes stellen würde. Dieses Mal nicht mehr als ein Beamter mit Blasen an den Füßen, wohl aber doch jemand mit Blasen an den Ohren, wenn man bedachte, was ich über den Posten des quaestor urbanus bereits gehört hatte. Erstaunlich genug fand ich es, dass es der Annaeer war, den man in die Provinz geschickt hatte, und nicht mich, aber anscheinend hatte ich Glück gehabt oder mächtige Fürsprecher - oder aber beides. Letztendlich durfte man einem geschenkten Gaul jedenfalls nicht ins Maul schauen, und so räusperte ich mich, als ich an der Reihe war, und sprach die Eidesformel wie es sich geziehmte - laut, ohne Stocken, und mit einem gewissen Stolz im Klang der Stimme.
"EGO, CAIUS FLAVIUS AQUILIUS HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI
ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE
IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE
SOLLEMNITER IURO.
EGO, CAIUS FLAVIUS AQUILIUS OFFICIO QUAESTOR URBANUS IMPERII ROMANI ACCEPTO,
DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE
PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS
PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.
EGO, CAIUS FLAVIUS AQUILIUS RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM
DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME
ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.
EGO, CAIUS FLAVIUS AQUILIUS OFFICIIS MUNERIS QUAESTOR URBANUS
ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.
MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE
POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO
MUNUS QUAESTOR URBANUS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS
ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO."
Und nachdem diese Pflicht absolviert war, trat ich wieder zurück, lauschte den mehr oder minder gleichlautenden Eidesformeln der vereidigten vigintiviri, bevor es mir dann gelang, mich aus der Traube etwas desorientiert herumstehender Leute zu lösen, um mich jenen zuzuwenden, die ich kannte - meinem patronus und seinem anderen Klienten, meinem Amtskollegen im weiteren Sinne.
"Salvete!" grüßte ich beide, als ich in ihre Nähe gekommen war. "Wenn ich bedenke, wie übel das Wetter bei meinem letzten Eid war, haben wir dieses Jahr wirklich Glück - ein gutes Omen für die kommende Amtszeit." Eigentlich tat mir der Annaeer leid, der hinter meinem Neffen herräumen würde müssen - Furianus war sicherlich geschickt genug gewesen, sich nach oben zu schlängeln, aber als Menschen empfand ich ihn als unangenehm und sicherlich war es kein angenehmer Posten, ihm auf die Finger klopfen zu müssen.