Beiträge von Celeste

    Das Wiedersehen mit der Stadt, die ihr so viel gegeben und auch genommen hatte, war anders als sie es sich vorgestellt hatte. Freude auf der einen Seite und Wehmut auf der anderen. Es war so anders hier. Roma und sie waren älter geworden. Sie erlaubte sich einen Moment der Erinnerung. Damals waren ihre Schwester und sie hierher gekommen weil sie ihrer Pflegefamilie nicht mehr auf der Tasche liegen und sie hatte die flinkesten Finger von denen sie wussten. Ihre Schwester überragende Verführungskünste. Sie kamen nach Roma und hatten Erfolg. Aber man konnte nicht unbegrenzt Glück haben. Es war einfach unmöglich. Luciana verschwand und sie war allein. Das Leben nahm einige eigenartige Wendungen und es hatte sie wieder und wieder hierher verschlagen. Das kleine Mädchen, das damals ihre ersten Schritte in dieser Stadt tat, mit leuchtenden Augen durch die Gassen ging und immer tat was ihre Schwester sagte, war verschwunden. Aus ihr war eine erwachsene Frau geworden, die ihren eigenen Weg ging. Er war nicht immer gerade, eigentlich eher sehr verschlungen, aber sie ging ihn. Celeste war wieder hier. Auch wenn es nicht wirklich ihre Heimat war, so fühlte sie sich hier mehr zu Hause als wo anders. Ihre Eltern hätten sie sicher eine andere Aufgabe für sie gewünscht und sehr stolz sind sie vermutlich auch nicht auf sie, dass sie hier des Nachts in dunkle Kleider gehüllt durch die Gassen der Stadt schleicht und ihre Käufer und Auftraggeber für gestohlene Dinge suchte. Sie hatte nie etwas anderes gelernt und sie war recht gut in dem was sie tat. Auch Rückschläge waren wichtig. Sonst wurde man nur zu überheblich und unachtsam. anders war der Ausflug in die Wüste auch nicht zu erklären. Sie hatte sich zu sicher gefühlt und es kam der Wink, der ihr das deutlich zeigte.


    Nach dieser kleinen Pause ging es weiter. Sie hatte noch jemanden zu finden...

    "Das wäre natürlich auch eine Maßnahme," erwiderte Celeste etwas kichernd auf den Vorschlag das Monstrum einfach hinzustellen und die Beamten würden sich wundern wo diese Statue denn auf einmal herkam. Sie sah die verwirrten Gesichter schon fast vor sich.


    Als der nächste Tag anbrach, hatte sich Celeste der allgemeinen Veränderung folgend in ihre andere Rolle der Römerin begeben. Glicia Flacca. Da sie aus Alexandria kam, war es auch nicht so ungewöhnlich mit einem Griechen zu reisen und vielleicht würde ihnen dies auch schneller Zugang gewähren. Als Römerin machte sie sich mit den dunklen Haaren gar nicht schlecht.

    Man durfte mit Fug und recht behaupten, dass Celeste doch sehr überrascht war als sie hörte was passiert war. Von der Beförderung hatte sie noch etwas mitbekommen, aber dem Rest dann nicht mehr. Da war sie selbst verhindert gewesen.
    "Es tut mir leid, dass das alles passiert ist. Ich wäre gern bald nachgekommen..."als hätte sie dann etwas tun können. Nichts wäre anders gekommen oder hätte von ihr verhindert werden können. Von daher war ihre Aussage zum Teil Blödsinn, aber zurücknehmen konnte sie das auch nicht mehr. Aber es tat ihr wirklich leid, dass ihnen die Götter nicht zugewandter waren als ihr. "...aber ich blieb noch etwas . Faustus hatte mich gebeten Informationen an ihn zu senden, die die Stadt und die Provinz betrafen. Bei dem Versuch an diese zu gelangen, driftete ich etwas in die Wüste ab und es gelang mir erst nach langer Zeit aus dieser zu entfliehen. Als ich zurück in Alexandria war, bin ich so schnell wie möglich hierher zurückgekommen."
    Celeste war über ihre Formulierung und Ausführung richtig stolz. Den Alptraum, den sie über Monate erleben musste, hatte sie in weit schweifende Beschreibung gepackt. Noch immer verfolgten sie Alpträume, aber die Verletzungen waren verheilt. Zu mindestens die körperlichen. Die seelischen würden hoffentlich nachfolgen können. Aber in dieser Vergangenheit wollte sie jetzt nicht verharren.
    "Ich bin mir sicher, dass Ravdushara das zu euer aller Zufriedenheit erledigt. Da wird er meiner Hilfe wohl nicht bedürfen."
    Das Angebot der Decima jedoch machte sie neugierig. Bisher hatte es ihr nicht geschadet für diese Gens zu arbeiten und sie war sich sicher, dass sich das nicht ändern würde.
    "Was wäre das für Arbeit, die du für mich hättest bis Faustus wieder zurück ist?"
    Sie kannte diesen Mann nun schon viele Jahre. Angefangen zu der Zeit als er ganz unten war und sie sich in diesem speziellen Etablissement getroffen hatten. Dann sein Weg hinauf zu den Großen des Reiches. Er würde sicher wieder auf die Füße fallen.

    Die aufgebrachten Aegypter beunruhigten die Keltin etwas. Scheinbar war sie was das Reisen anbetraf abgehärteter als diese Südländer, aber diese Reaktion...Es würde schwierig werden sie in Roma so unterzubringen wenn sie unauffällig bleiben wollten. Celeste seufzte hörbar und sah den Griechen zweifelnd und verzweifelt an.
    "Das wird ein hartes Stück Arbeit. Ein sehr hartes Stück Arbeit."
    Mit einem letzten Blick auf die noch immer eingeschüchterten Menschen, richtete sie ihre Aufmerksamkeit dann gänzlich auf Cleonymus.
    "In Ordnung. Dann werden wir am Besten gleich zum Morgen dorthin gehen und darauf hoffen, dass wir keinen Termin benötigen."
    Das konnte ihnen ja auch noch blühen. Wahrscheinlich würde sie sich wohler fühlen wenn sie diese Hafenstadt endlich hinter sich gelassen hatten. Sie war von einer Unruhe beseelt, die sie sich nicht erklären konnte. Ob es damit zu tun hatte, dass ihr im Moment Küstenstädte generell unangenehm waren nach dem was in Aegyptus passiert war oder einfach der Drang dorthin zurückzukommen wo sie ihre ersten großen und durchaus erfolgreichen Gehversuche als Diebin gemacht hatte? Vielleicht würde sie das irgendwann herausfinden können. Aber jetzt bedurften diese Menschen hier ihrer Aufmerksamkeit und das schien auch herausfordernd zu werden.

    Da war sie nun. Nachdem was sie in den Straßen gehört hatte, konnte man wohl froh sein, dass das Gebäude überhaupt noch stand. Sie hatte natürlich auch gehört, dass Serapio im Carcer saß. Es war deutlich mehr passiert als sie in Alexandria mitbekommen hatte. Gut für ihren Hauptberuf, aber schlecht für ihre Vorzeigebeschäftigung. Außerdem war er doch ihr Alibifreund. Irgendwie schienen die Götter ihr immer wieder Retourkutschen für ihr zweifelhaftes Zweitleben zu erteilen. Jetzt gerieten sogar schon die in Schwierigkeiten, die nicht wirklich etwas mit ihr zu tun hatten. Sie sollte wohl mal einen dieser Tempel aufsuchen und versuchen mit den hier ansässigen Göttern zu sprechen. So langsam meinte sie dort ein Omen zu erkennen. Während sie also durch die Casa geführt wurde, dachte sie über diese Möglichkeit nach. Dann betrat sie den Raum und erkannte die Schwester ihres Arbeitgebers.
    "Salve Seiana."
    Dann sah sie sich um und hörte der Frau zu, was diese zu ihr sagte. Zum Glück schien sie nicht vergessen worden zu sein oder ganz unten durch weil sie sich so lange nicht gemeldet hatte. Den wirklichen Grund, hätte sie doch nie verraten können. In Aegyptus wurde sie nicht nur von von diesem komischen germanischen Römer gesucht sondern sogar von diesen vermaledeiten Wüstenvölkern. Sie hatte sich ganz schön in Probleme geritten. Aber zum Glück war sie von Beiden großen Problemen weit weg. Das dachte sie jedenfalls.
    "Es freut mich auch dich zu sehen. Ich habe das ein oder andere auf den Straßen der Stadt aufgeschnappt. Allerdings bin ich erst vor einigen Tagen hier angekommen. Steht es wirklich so schlimm wie man hört? Er ist im Carcer, habe ich gehört? Weißt du wie es dazu kam? Hat er etwas angestellt?"
    Dann fiel ihr auf, dass sie ja noch gar nicht auf die Frage geantwortet hatte, die ihr gestellt wurde.
    "Ich wollte gern wieder versuchen meine Arbeit aufzunehmen. Ich habe doch seine Betriebe überprüft und verwaltet. Durch die Unruhen habe ich keine Berichte mehr erhalten und konnte meine Aufgaben nicht erledigen. Falls das noch gewünscht wird, würde ich wieder weiter machen. Allerdings stellt sich wohl die Frage wer sich während seiner Haft darum kümmert. Hast du das übernommen?"
    Vorsichtig lächelte sie die Decima an. Diese Tarnung war gut und es war auch nicht viel Arbeit. Der Verlust dieser Deckung wäre wirklich bedauerlich.

    "Natürlich. Ich kenne eine Insula, in der wir für den Anfang unterkommen können bis du dich mit dem Duumvir unterhalten hast und diese Statue überreichen konntest."
    'Oder sie endlich losgeworden bist', dachte sie sich. Manchmal kam ihr dieses Ding wie eine Last vor, aber sie waren dennoch alle heil hier angekommen. Also mehr oder minder...na ja...aus dem Dunstkreis des Cleonymus.
    "Folgt mir doch bitte."
    Dann ging sie vor zu der Insula wo sie hoffte etwas für sie finden zu können.

    Der Hafen lag nun hinter ihnen. Die Keltin hatte die aegyptische Reisegesellschaft etwas vom Hafen weggeführt und einen Weg in Richtung der Wohnhäuser der Bewohner eingeschlagen. Nach einer Weile standen sie vor einem Haus in dem sich in der unteren Etage eine Bäckerei befand. Mit eben jenem Bäcker sprach sie und dieser sagte ihr wo sie den Vermieter der Unterkünfte finden konnte und verriet ihr, dass sogar noch ein paar Zimmer frei waren. Einige Bewohner waren noch nicht zurückgekehrt. Das konnte ihnen ja nur recht sein. Diese Räume brauchten sie im Moment. Kurz berichtete sie was sie herausgefunden hatte und begab sich dann zum Vermieter. Nach einigem Handeln und verhandeln hatte sie dann die übrigen Räume bekommen und eine Unterkunft für ihre Zeit hier in Ostia.

    Nachdem sie also den Schieber abgearbeitet hatte, wollte sie ihre Verstecke kontrollieren. Auch wenn sie davon ausging, dass ihre großen räuberischen Zeiten zu Ende waren, war es doch gut wenn man wusste wo man sich zurückziehen konnte wenn es sein musste. Zwei ihrer drei Verstecke lagen in den Gassen der Subura. Vielleicht gab es sie ja noch und vielleicht waren sie unbewohnt. Wenn sie mit ihren fertig war, würde sie noch den verstecken von Amneris schauen. Aber erst ihre eigenen. Es war ein Stückchen Weg von Scymnus zu ihrem ersten Unterschlupf. Wieder in ihren dunklen Mantel gehüllt, schlich sie wie ein Schatten durch die Gassen. Auf ihre Umgebung zu achten, sich fast geräuschlos durch die Stadt zu bewegen und immer vorsichtig zu sein waren ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Es funktionierte nicht immer, sie war ja auch nur eine einfache Diebin, aber es funktionierte zu mindestens so gut, dass sie am Leben blieb. Konnte man wirklich so viel mehr verlangen? Das Leben allein machte nicht glücklich und sie hatte einige Weggefährten gefunden und auch wieder verloren. Das Schicksal fand stellenweise grauenhafte Wege zuzuschlagen. Sie konnte von sich behaupten eine erfolgreiche Diebin zu sein, dafür erfolglos in ihrem privaten Bereich. Die Zeit in der die Keltin all zu sehr mit ihrem Schicksal haderte, waren vorbei. Irgendwie ging es immer wieder weiter. Ihr wurde ihre Umgebung wieder bewusst und sie bemerkte, dass sie vor dem Eingang zu einem ihrer Verstecke stand. Eine dunkle Luke, die in einen Vorratskeller führte. Sie musste sich etwas anstrengen die schwere Holzabdeckung anzuheben. Nach nur wenigen Stufen war es stockfinster. Bei der letzten Stufe griff sie nach rechts und stieß mit den Fingern gegen eine kleine Lampe. Daneben lag der Anzünder. Sie machte sich Licht und sah sich um. Hier war alles in Ordnung. Gut, das Versteck war noch intakt. Sie löschte die Lampe, stieg wieder hinauf, legte den schweren Verschluß auf den Eingang und wandte sich ab um das nächste Ziel aufzusuchen.

    Nach ihrer Ankunft in Roma hatte sie neben ihren eigentlichen Aufgaben auch noch andere Dinge zu tun. Ein Punkt auf ihrer Liste war der Besuch bei der Familie ihres legalen Arbeitgebers und eigentlich ihres Alibi-Freundes. Sie hoffte sehr, dass alle die letzte Zeit gut überstanden hatten. In ein gutes Kleid gewandet, klopfte sie an die große Tür und hoffte darauf eingelassen zu werden.

    Sie war zurückgekommen. Trotz der ganzen Irrungen und Wirrungen der letzten Zeit hier, hatte sich eine ganze Menge nicht verändert. So auch die Subura nicht. Aber sie hatte sich verändert. Die Keltin war nicht mehr das junge unbedarfte Ding, dass vor einigen Jahren hier angekommen war und sie war nicht mehr blond. Sie trug es jetzt in verschiedensten Rottönen. Es war damals nicht nur eine Laune gewesen Roma zu verlassen, sie war auch zu bekannt geworden. In Alexandria hatte sie von dem Farbstoff Henna gehört und sich zeigen lassen wie sie damit ihre Haare färben konnte. Ehe sie auch nur einen Fuß in diese Stadt setzte, hatte sie die Farbe geändert. Was sie aber nicht geändert hatte, die Angewohnheit mit dunklem Umhang durch die Schatten zu schleichen. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. Ihren nächtlichen Ausflug nutzte sie um sich mit neuen Gegebenheiten vertraut zu machen und ihren alten Schieber zu finden. Wobei alt stimmt nicht mehr. Ein Sohn von ihm, Scymnus, hat das Geschäft mit Lieferanten übernommen. Er war in der Nähe geblieben, hatte aber nicht das Haus des Vaters übernommen. Also musste sie ihn suchen oder sich finden lassen. Die schmale Gasse führte an vielen kleinen Häusern vorbei. Gefäße standen vor den Eingängen und würden laut polternd umfallen wenn man dagegen stieß. Geschicklichkeit war gefragt, Ortskenntnis und Vorsicht. Weiter schlich sie durch diese Gasse, bog dann links ab um einige Meter später wieder links abzubiegen. Als sie plötzlich eine breite Brust vor sich sah, wusste sie dass sie ihn gefunden hatte.
    "Ich bin eine alte Freundin und wollte gern mal wieder vorbeischauen."
    "Das behaupten viele von sich. Kannst du das auch bestätigen?"
    "Nicht alles was glänzt ist wirklich golden und überdauert alle Zeiten."
    Es war ein altes Erkennungszeichen und sie hoffte, dass es noch gültig war oder diese breite Brust den alten Spruch kann. Er schien es zu tun, denn er trat zu Seite und führte sie schließlich durch eine schmale Tür in eine Wäscherei. Es stank erbärmlich. Es dauerte nicht lang bis Scymnus auf sie zu kam.
    "Es ist lange her, dass ich diesen Code gehört habe. Du warst lange nicht mehr hier?"
    "Das stimmt. Ich war einige Jahre in Alexandria und bin nun wieder zurück. Gibt es etwas, dass ich wissen sollte?"
    Der Schieber überlegte lange ehe er seufzend die Informationen weitergab, die Celeste gern haben wollte.
    "Es liegt noch Einiges brach, aber die Gruppen finden wieder zusammen. Es wird sicher einige Machtverschiebungen geben, aber die Schatten dieser Stadt regenerieren sich immer schneller als die Stadt selbst. Aber wir sind zusammen geschrumpft. Es wird eine goldene Zeit für alle, die jetzt hier sind und sich die größeren Stücken vom Kuchen abschneiden können. Du scheinst in der richtigen Zeit zurückgekehrt zu sein. Wer bist du?"
    "Dir ist vielleicht von der Keltin oder Celeste berichtet worden. Das bin ich. Einst war ich blond, aber bestimmte Umstände zwangen mich dazu daran etwas zu ändern. Ansonsten bin ich noch immer die von früher."
    Wen sie im Schlepptau hatte, verschwieg sie lieber. Es war also wirklich so wie sie gehofft hatte. Sie konnte sich noch etablieren und waren nicht zu spät. Nach einigen freundlichen Floskeln und dem Versprechen, dass ihr Vertrag zu den alten Bedingungen übernommen wurde, verabschiedete sich die Keltin und erkundete weiter die Umgebung.

    Da waren sie also nun. Nach der recht abenteuerlichen Fahrt, wenn nicht sogar leicht tödlich, waren sie doch noch im Hafen Ostias angekommen. Wie froh sie war endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und vor Allem diesen Kerlen zu entkommen. Nach dem plötzlichen Tod zweier Männer machten die verbliebenen Männer tatsächlich den größtmöglichen Bogen um die beiden Passagiere.
    "Für heute finden wir hier sicher etwas. Aber auf Dauer ist Ostia für uns zu klein. Ich kenne eine gute Insula Transtiberim oder eine in der Suburba. In beiden Fällen wären wir da zu mindestens für eine ganze Weile unbemerkt."
    Celeste war wieder dort wo ihr Leben allein begonnen hatte und Roma sollte sich in Acht vor ihr nehmen.

    "Ich hoffe Roma ist noch so wie ich es verlassen habe. Der Krieg könnte noch mehr verändert haben als wir bisher denken."
    Sie blickte in die Ferne und dachte über das nach was wohl kommen würde. Ihre Freude nach Roma zu kommen war groß. Aber sie hatte auch Angst davor und Bedenken. Roma war in vielen Dingen gefährlicher als Alexandria und sie hatte nicht die besten Erinnerungen an diese Stadt. Aber vielleicht würde auch alles anders kommen. Doch zu erst mussten sie die Fahrt über das Meer überstehen.
    "Dann mögen die Götter uns gnädig sein und heil ans italische Land bringen."

    Es war noch dunkel gewesen als sie aufgebrochen waren. An Bord des Schiffes stehend, konnten sie den Sonnenaufgang beobachten. Es wurde nun also ernst. Celeste würde zurück nach Italia kommen. Wie lange es schon her war, dass sie einen Fuß auf italischen Boden gesetzt hatte? Sie konnte es ohne langes Überlegen nicht sagen.
    "Warst du schon mal in Italia?"
    Sie kannte Cleonymus schon eine Weile, aber so viel wusste sie nicht von ihm. Vielleicht konnte sie die Zeit an Bord nutzen um etwas mehr über den Mann zu erfahren. Es würde ihr auch helfen die lange Überfahrt zu überstehen. Das Wasser war nicht ihr Lieblinsort.

    Manchmal war Celeste wirklich von Cleonymus überrascht. Immer wieder wusste er, was sie gerade dringend benötigte. Gerade war es wirklich das Essen und das Bett. Es war schon so lange her, dass sie das in diesem ausmaß hatte, dass es an großen Luxus grenzte und den wollte sie nur zu gern genießen ehe es wieder weiter ging und es auf dem Schiff wieder weniger gemütlich war.
    "Morgen ist vollkommen ausreichend. Auf den einen Tag kommt es ganz sicher nicht an."
    Beherzt griff sie nun bei den Speisen und den Getränken zu. Luxus musste an nutzen so lange man ihn hatte.


    Nachdem sie dann gegessen hatte, ging sie schlafen und am Morgen ging es um Schiff.

    Celestes Gesicht hellte sie auch und sie lächelte sogar. Gut gelaunt griff sie bei den Vorspeisen zu. Sie hatte die Möglichkeit von hier wegzukommen und konnte sich damit sogar noch etwas Geld verdienen.
    "Dann machen wir also einen gemeinsamen Ausflug in die Hauptstadt des Reiches."
    Wie lange sie schon nicht mehr dort war.
    "Dann müssen wir uns aber beeilen wenn wir etwas vom Kuchen abbekommen wollen. Die Sachen verteilen sich grad in einigen Bereichen schneller als man es glauben mag."
    Da musste man aufpassen und immer auf Zack sein.

    Noch immer beschäftigte sie ihre Zustandsbeschreibung. Abgekämpft traf ja nicht mal annähernd zu. Die Sklaven wussten wie sie Dinge zu ihrem Vorteil umschreiben konnten. Sie hätte sich wohl eher als runtergekommen bezeichnet. Aber sie hatte sich ja inzwischen hergerichtet. Sie bekam etwas vom Honigwein gereicht von dem sie gern trank.
    "Das kann man sich wohl. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig sein kann jemandem zu entkommen. Ich stieß ziemlich an meine Grenzen. Nein, ich möchte keine Rache üben. Zum einen halte ich das für viel zu gefährlich und zum anderen wird man sie wohl nicht finden. Sie können sich gut verstecken."
    Was sie viel lieber tun würde. wäre zu gehen. Aber ob das ihrem Gegenüber so passen würde?
    "Ich würde viel lieber ein wenig Abstand zwischen mich und diese Wüstenmenschen bringen. Ich denke, dass Alexandria im Moment kein sicheres Pflaster für mich ist. So leid es mir tut, werde ich die Stadt wohl bald verlassen müssen. Zu viel Aufmerksamkeit bekommt mir meistens nicht wirklich gut."

    Wie sollte sie jetzt am besten erklären, dass sie auf dem Weg vom Castellum abgefangen wurde? Er hatte sie ja nicht dorthin geschickt. Am Besten war es wohl die Wahrheit zu sagen soweit es irgendwie möglich war.
    "Du weißt ja, dass ich vor Alexandria in Roma war. Dort habe ich bereits für eine Person gearbeitet. Die hatte mir den Auftrag gegeben mich ein wenig im Castellum umzuhören und ihr Bericht zu erstatten. Da ich im Castellum ein wenig bekannt bin, habe ich versucht diesen Auftrag auszuführen. Leider ist der Tross überfallen worden und ich wurde durch die Wüste verschleppt."
    Ihr lief es eiskalt den Rücken runter als sie an diesen Moment dachte. Es war sehr schlimm gewesen zu sehen wie alles zerstört wurde und die Menschen verschleppt oder einfach sie selbst überlassen wurden.
    "Da ich eben ein wenig auffälliger war, wurde ich an irgendjemanden in der Wüste verkauft und dort festgehalten. Irgendwann gelang mir die Flucht. Es dauerte aber sehr lang bis ich wieder nach Alexandria gelangt bin. Immer wieder hatte ich Männer im Rücken, die mich einfangen sollten. Aber es gelang mir ihnen knapp zu entgehen. Nun bin ich hier und hoffe darauf nicht wieder gefunden zu werden."
    Das waren viele Monate in ein paar wenige Worte zusammen gefasst. Aber sie konnte und wollte ihm nicht alles erzählen.

    Ein Sklave hatte sie gefunden und ihr den Weg gewiesen. Im kleinen Saal hatte ihr mehr oder weniger ungefragte Gastgeber sich versteckt. Zum ersten Mal seit Monaten war ihr ihr Aussehen wieder wichtig und so strich sie den Stoff so glatt ehe sie endlich eintrat. Ihr Blick glitt über die aufgetischten Speisen und überrascht zog sie die Augenbrauen hoch.
    "Cleonymus. Vielen Dank für deine Einladung zum Essen. Es freut mich sehr, dass du mich nicht gleich in den Keller sperren lassen hast. Ich wollte nicht so lang fort sein. Es ist Einiges geschehen."
    Auf der Suche nach einem weiteren Gast sah sie sich um und fand niemanden.
    "Wen hast du denn noch alles eingeladen? Auf wen warten wir?"
    Das viele Essen konnte unmöglich nur für sie beide sein. Das war viel zu viel. Die Keltin nahm auf der Cline Cleonymus gegenüber Platz. Es würde wieder richtiges Essen geben. Sie freute sich darauf. Endlich konnte sie wieder die Annehmlichkeiten ihres Lebens genießen. Zumindestens für den Moment.

    Sie musste wohl eingeschlafen sein. Als es klopfte, schreckte sie auf. Erstaunlicherweise hatte sie auch eine lange Zeit geschlafen. Die Sonne neigte sich dem Horizont zu. Ein sicheres Zeichen, dass der Mittag vorüber war. Cleonymus wollte mit ihr gemeinsam essen? Das verwirrte sie. Sehr sogar. Vielleicht nahm er ihr Verschwinden doch nicht übel oder er hatte mitbekommen, dass sie nicht freiwillig gegangen war.
    "Wenn der Hausherr es wünscht, werde ich gern seine Gesellschaft sein. Du kannst ihm ausrichten, dass ich zum Abendessen da sein werde."
    Ob es Sethon noch gab? Die Stimme war ihr unbekannt vorgekommen. Sie war aber auch zu lange weg gewesen und konnte sich nicht darüber beschweren, dass ihr kaum jemand bekannt vor kam.
    Langsam erhob sie sich und sah in ihre Kiste. Sie hatten damals einige Kleidungsstücke hier gelassen. Davon mussten noch ein oder zwei da sein. Sie fand ein grasgrünes Kleid und zog es sich an. Die Haare steckte sie etwas hoch. Wie lange hatte sie sich nicht mehr zurecht gemacht. Sie genoß es sichtlich. Nachdem sie dann fertig war, begab sie sich auf die Suche nach dem richtigen Raum.