Beiträge von Caius Sergius Curio

    Sie brachte mich wirklich zur Weißglut. Solche Respektlosigkeit kam mir bei einem Sklaven noch nicht unter. Oder war sie schon vorher so? Merkte ich dies alles nicht, solange sie mich mit ihren Liebeskünsten verwöhnte? Nein, so 'geblendet' war ich von ihr nicht. Aber ich bemerkte immerwieder leichte Unsicherheit in ihrem Blick und mit jedem Versuch, sich aus meinem griff zu befreien, verstärkte ich eben diesen. Längst schon verfärbte sich ihr Arm erst weiß und dann langsam rot, immernoch vor Zorn funkelnd sah ich sie ich in die Augen. Versuchte sie mich zu verunsichern? Nein ... DAS würde sie nicht schaffen, eine Frau würde nicht meine Gefühle steuern und Skrupel vor dem, was ich mit ihr tun würde, hatte ich keine, Reue nachdem ich es tat, würde ich auch nicht bekommen. Nein, genießen würde ich es. An ihrem Leid würde ich mich laben, an ihrem jammer mir Genugtuung verschaffen. Ich zerrte sie hintermir her, Richtung Keller...

    ich schaute mich kurz um und deutete dann mit einem Handzeichen auf die rechte Gasse, womit ich dann auch wieder anfing, loszugehen. Ich grübelte ein wenig über ihre Frage, über den Witz dahinter oder nach einer versteckten Frage nach. Vielleicht war ich einfach ein wenig übervorsichtig, wenn es darum ging, Frauen irgendwelche Informationen von mir anzuvertrauen. Mit einem innerlichen Schulterzucken antwortete ich auf ihre Frage:
    Ich bin Stationarius beim Cursus Publicus .... Ein leichter Anflug von Stolz kehrte wieder zurück und doch interessierte ich mich auch brennend, was sie so tat.
    Und du? Was tust du so neben ... soitze Antworten verteilen und gleichzeitig armen umkippenden Menschen zu helfen,
    Ich wusste nicht, ob dieser Scherz meinerseits so gut ankam, wie bei ihr, dachte aber, dass sie es verstand.

    Ihre Frage warf mich ein klein wenig aus der Bahn, ihr mangelnder Respekt nagte an mir. Hatte Sulla sie vielleicht etwas zu sehr verwöhnt? Oder waren es gar die Stunden mit mir zusammen? Glaubte sie, mit mir könnte sie umherspringen, wie mit einem Tier, was man sich mal zum Kuscheln holte? Schneller als ich es gewohnt war, zu sein, war ich bei ihr und packte feste ihren Arm.
    Anscheinend haben dich die Stunden bei mir etwas ungehorsam werden lassen ... ich denke, DAS wirs sich ändern. Sowohl die Zeit bei mir, als auch dein Ungehorsam! Ich bemühte mich nichteinmal, die Wut aus meiner Stimme zu verstecken. Sie würde meinen Zorn spüren, wenn sie ihn heraufbeschwörte. Ich erwiederte ihre funkelenden Augen nur mit den meinen und so sehr meine blauen Augen in der Sonne verführerisch glänzten, konnten sie doch ebenso brutal und unerreichbar aussehen, so wie jetzt.
    Gab es nicht im Keller einen schönen Fleck, wo so manch qualvoller Schrei hervortrat? Schmerzensschrei. Eine Peitsche lag dort, dessen war ich mir sicher. Sie wollte gezüchtigt werden? Dann würde ich ihre 'Bitte' sicher nicht abschlagen...

    Ich spürte ihre Sorge und irgendwie schmeichelte sie mir. Eigentlich ließ mich sowas kalt, waren doch Schmeicheleien und Komplimente nichts weiter, als sich andere leute gefügig zu machen. Oder vielleicht auch nicht? Ach, schon wieder kamen diese grässlichen gedanken der Reue, irgendjemand wollte, dass ich mich änderte, aber ich wollte nicht. Nein, ich entscheide über das, was ich mache. Allein, als sie das Wort 'Medicus' erwähnte, zuckte ich merklich zusammen. Sie bekam es sicherlich mit, verstecken konnte ich es nicht. Ich hasste den Medicus, nein, eher Angst hatte ich vor ihnen. Diese Angst saß so tief, dass ich mich nichteinmal ihrer Wurzeln erinnern konnte ... oder ich verdrängte es einfach. Nur an einen Schrei konnte ich mich erinnern, aber das war schon mehr, als ich wissen wollte. Es war dieser qualvolle Schrei, der mich doch sooft die Nächte heimsuchte, mich senkrecht im Bett aufspringen ließ. Wieder zuckte ich bei den Gedanken zusammen und mir wurde eiskalt. Schnell verdrängte ich diese Gedanken, wärmte mich an ihr und genoß ihre Hilfe und Sorge...

    Weiter irritiert sah ich ihre Wut und musste mich beherrschen, selbige nicht zum Ausdruck zu bringen. Wie konnte sie es wagen? War ich nicht gütig zu ihr? Verwöhnte ich sie nicht genauso, wie sie es mit mir tat? Was trieb sie nur für ein Spiel? Aber irgendwie konnte ich es nicht verhindern, dass mir leichte Zornesröte in die Wangen schoss. Als dann das Weinglass auf meiner Tunika landete und der schöne rote Saft sich langsam auf der Tunika ausbreitet, sprang ich wutenbrannt auf.
    Nunr konnte selbst die größe Selbstbehrrschung nichts ausrichten. Mit vor Zorn funkelten Augen sah ich, wie sich Cine langsam aus den Staub machen wollte.
    DU BLEIBST HIER! brüllte ich mit herrschericher Stimme. Was mich normalerweiße selbst geschockt hätte, kam mir nun beinahe selbstverständlich vor. So würde sie mir nicht davonkommen. Meine neue Tunika schon versaut, wegen dieser ... Sklavin. Sie müsste ich anscheinend auch noch 'schleifen' müssen.

    Ich begrüßte ihren Scherz, auch wenn ich ihn nur mit einem müden Lächeln erwidern konnte, so sher ich mir doch ein schöneres gewünscht hätte. Wie ein Narr führte ich mich auf, aber es ging nicht anders. Wie sie wünschte, lotste ich sie durch diverse Gassen,. Irgendwie schienen sie alle gleich auszusehen, aber ich war mir sicher, den richtigen Weg zu nehmen.
    Bei ihrer Frage musste ich kurz schlucken ... zu peinlich war dies gewesen und immer in der Anwesenheit hübscher Damen passierte das. Vielleicht tat mir die Hitze meiner eigenen Lust nicht gut. Ich nickte kurz.
    Ja, vor ein paar Tagen passierte mir das Gleiche, wenn auch nicht so schlimm, wie heute. Dort wachte ich von alleine auf, hatte keine grausigen Träume und konnte Aurora sogar noch angrinsen, heute war dies nicht so.Dort war es in einem Park ... ich weiß nicht, ob es zu wenig Flüssigkeit ist ... vielleicht bin ich dafür einfach nur anfälliger, als andere ...

    Als Cine in den Raum trat, bemerkte ich, wie entzürnt sie war. Völlig verblüfft wich ich einen Schritt nach hinten aus, nachdem sie mir diesen, fast schon befehl, mit diesem spitzen Ton, an den Kopf war. Im nachihinein sah ich, dass eigentlich genug Platz war. Suchte sie Streit? Was war wohl passiert?
    Aber eigentlich interessierte mich das grade gar nicht, ich würde nicht darauf eingehen und sie würde sich auch wieder beruhigen. Ich durfte ihr gar keinen Grund dafür geben, ihrer Wut Sauserstoff zum brennen zu geben, ich würde sie einfach ersticken. Hoffentlich klappte das ...
    Angestrengt entzog ich einen Blick dem ihren, der mich so böse anfunkelte, dass ich mir ernstaht anfing, Sorgen zu machen. Aber ich war mir keiner Schuld bewusst, ich hatte nichts getan...

    Ihre Stützte kam mir doch sehr entgegen. Die Schwärze vor meinen Augen verschwand langsam wieder und ich fühlte mich doch nun einigermaßen in der Lage, zu gehen, auch wenn die Casa Sergia am anderen Ende Roms liegt.
    Mir bleibt wohl nichts Anderes übrig... antwortete ich mit einem verschmitzten Lächeln. Die Suche nach einer Sänfte schätzte ich als sehr hoffnunsglos ein, und das machte ich mit meinem Blicke, die so langsam wieder ihren alten Glanz zurück erhielten, klar. Wer bei allen Göttern stieg schon von seiner Sänfte ab. Bei einem schwerverwundeten, halb toten vielleicht ja noch, aber bei mir? Ich war am schwächeln, hatte einen Hitzschlag und mir ging es soweit eigentlich wieder relativ gut. Ein wenig gute Pflege und ich war wieder auf den Beinen. Da folgte auch schon das nächste Problem ... wer würde denn für mich sorgen? Den Sklaven wollte ich das nicht anvertrauen, wer weiß, was die noch machen würden, außerdem war die Möglichkeit, das sie nicht da waren, doch relativ groß. Probleme gaben sich die Türklinke in die Hand, einfach grausig, warum musste dies alles nun passieren?

    Mit einem zufiiedenem Lächeln auf den Lippen betrat ich die Casa. Diese Frau ... so kräftig sie war, war sie auf ihre Art doch irgendwie etwas Besonderes, aber das kostete auch seine Energie. Mit tiefstem Stolz genoß er ihre Gier nach dem Wein. Eine merkwürdige Angewohnheit, doch es war nun fast schon ... Tradition, mochte man sagen. Jedes seiner willigen oder auch unwilligen, wobei sie hinterher doch alle willig waren, trank den Wein, ein Symbol der Macht. Ich konnte mir zwar nich erklären, was mich daran erregte, dass sie ihn tranken, warum mir dies solche Genugtuung verschaffte, aber ich genoß es.
    In der Casa angekommen war ich schon gierig auf das Essen. Das Leben bestand nur aus Gier, Gier nach irgendetwas und sie reichte sich die Hand, wann immer eine gestillt wurde, folgte die nächste. War für diesen Moment die Gier nach weiblichen Fleisch gestillt, überfiel mich doch jetzt der Hunger und der Durst ... und wer weiß, vielleicht kam danach wieder die Gier nach einer Frau, Cine vielleicht ... wer weiß.
    Von weitem schnupperte ich schon Essen und immer der Nase nach folgte ich dem Duft, bis ich vor der gedeckten Tafel stand. Nunja, fast gedeckt, das Essem. das Wichtigste war noch nicht da ... mit einer Spur von Zorn blickte ich mich um, wer war daran nun wieder Schuld? Dieser Strabon, Mara oder vielleicht gar Cine?

    Fing doch dieser Tag so vielversprechend an, waren diese Momente etwas ganz Anderes, als Freude und die Lust, die ich mir beim Ausgang aus der Casa erhoffte. Jetzt lag ich hier, schwächelnd und es gab nur Möglichkeiten, die nicht in Frage kamen. War doch der einzige Trost, der, dass sie bei mir war, das sie mich pflegte, als würde sie mich kennen und lieben, seit mehr, als einem Tag, aber irgendwie warf dies auch nur Probleme auf, die nicht einfach zu lösen waren. Ganz abgesehen davon, dass die meisten Anderen, vorallem die Gaffer, die nichts Besseres zutun hatten, als einen bewusstlosen Menschen zu beklotzen und sich an seinem Leid zu laben, mir nichteinmal geholfen hätten, hätten sie wahrscheinlich nicht das Problem, das ich in ihrem Heim unerwünscht wäre. Ich war es ja eigentlich gewohnt, das man, oder besser Frau, wegen mir Ärger bekam ... gingen doch die meisten Treffen, zwischen hübschen Damen und mir meiste eher unglücklich für ihre Ehemänner oder für rachegelüstige Brüder aus. Aber irgendwie wollte ich nicht, dass sie eben diesen Ärger bekam, den Ärger, der mich sonst nicht interessierte, der mich nicht davon abhielt, eine zweite Begegnung zu haben.
    Ich folgte ihrem Blick, sie schien etwas zu suchen, die Sänfte vielleicht, die sie erwähnte, aber hier auf diesem Platz schien es hoffnungsloser, als es sowieso schon war. Selbst wenn irgendjemand eine Sänfte hatte, glaubte ich nicht, dass irgendein 'hohes Ross' es für jemanden wie mich opfern würde. Ein arrogantes und widerwertiges Lachen wäre die Antwort, am liebsten noch einmal nach mir getreten, damit ich wirklich einen Grund hatte, zu jammern.
    So sehr ich doch verhindern wollte, dass es meinetwegen Ärger gibt, denke ich, dass die Suche nach einer Sänfte eher erfolglos sein wird...
    Wie edel meine Worte doch klangen, fast schon erschreckend für mich. Setzte mein Gehirn wegen der Sonne aus? Vergaß ich all die selbsterarbeiteten Lehren und Disziplinen? Fehlten meinen schmeichelnden Worten der unsichtbare Klang eines Hintergedankens, der nur dazu diente, mir die Mädchen und Damen gefügig zu machen, um meine Lust an ihnen zu stillen? Warum nur?

    Wieder schaute ich mir den vorgeschlagenen Stoff an. Ja, der war wirklich nicht schlecht. Ich nickte kurz zu Mara, sie hatte etwas passendes gefunden. Fragend wandte ich mich an den Händler, der mir auch gleich einen vielversprechenden Preis machte und es zur Casa liefern lassen würde.


    Da ließ sich doch etwas mit anstellen. Ich wandte mich wieder zu meiner Sklavin.
    Sehr gute Wahl ... möchtest du vielleicht noch irgendetwas besichtigen, soll ich dir vielleicht noch ein, zwei Dinge zeigen, oder wollen wir wieder zurück gehen?
    Den letzten Teil betonte ich besondern und setzte mein verführerisches Lächeln auf, welches doch bisher bei jeder Dame wirkte. Gespannt wartete ich auf ihre Reaktion...

    Ein Lächeln zierte meinen Mund, als ich ihres wahrnahm. Vergeben und vergessen? Trotzdem wunderte ich mich, dass dies alles von ihr auskam, sie war doch die Letzte, die sich entschuldigen müsste. Die Letzte, die das Angebot des 'drüber-hinweg-sehens' machte. Aber mehr als ein Nicken wagte ich nicht. Keine Widerworte, keine Widerrede, ein einfaches Nicken, obwohl ich mich in meinem Stolz hätte verletzt fühlen müssen ... sie machte den ersten Schrit, ich aber war unfähig, ihn selbst zu machen. Ich schaute ihr zu und musste mir von ihr helfen lassen ... und nun hielt sie mir helfend die Hand hin, aber ich nickte einfach und nahm ihre Hilfe gerne an. Langsam stand ich auf, mir wurde wieder kurz schummerig und ich lehnte mich kurz an die Hauswand neben mir. Mir war schwarz vor Augen ... der Kreislauf spielte verrückt. Warum wunderte ich mich darüber ... war es doch eigentlich von vorneherein klar.
    Die Casa Sergia ist am anderen Ende von Rom ... sagte ich leicht an ihrem Vorschlag zweifelnd. Ich glaubte nicht, dass ich auch mit ihrer Hilfe, mich zu begleiten, was ebenso überraschend kam, wie eigentlich ihr ganzes Verhalten, es zur Casa schaffen würde. Und wenn doch, was dann? Niemand war dort, außer Cine und Mara. Wer weiß, was Cine dann wieder machte ... schmuggelte sich wieder in mein Bett und trieb Spielchen und Mara? Naja, sie war ganz frisch, ich hatte noch nicht wirklich das Vertrauen zu ihr, dass ich meine Gesundheit ihr anvertrauen konnte.
    Selbst wenn wir dorthin kommen, würde das nicht viel bringen, da dort so gut wie keiner ist...
    Ach was war dieser Tag verflucht...

    Immer, wenn ich dachte, ich bin schon irritiert, es könnte nicht 'schlimmer' werden, kam der nächste Schlag. Sie entschuldigte sich für ihr Verhalten. Sie kannte wohl meinen Ruf noch nicht, und ich hoffte, dass würde so bleiben. Aber war ich es nicht, der sich entschuldigen müsste? War ich nicht derjenige, der sich falsch verhalten haate und war es von ihrer Seite her nur eine Verteidigung? In mir keimte die Reue immer weiter und so angestrengt ich auch nach ihr grub, war das Feld doch einfach zu groß.
    Entschuldigen? fragte ich ungläubig. Es war nicht gespielt, es war die Wahrheit, warum entschuldigte sie sich. Nur eine Geste, weil ich bewusstlos war, weil es mir schlecht ging? Nein, dafür klang es ihrerseits zu ehrlich, aber kannte ich diese Spielchen nicht selbst? War dies vielleicht gar nicht ernst gemeint?


    Warum solltest du dich entschuldigen .... du hattest allen Grund dazu, so zu reagieren.
    Meine Stimme festigte sich, doch war sie noch immer schwach und teilweise unverständlich. Wenigstens konnte ich nun wieder relativ normal sehen und hören., aber ihr Gesicht schien immernoch so engelsgleich. Allerdings spürte ich die schwachen, kaum wahrnehmbaren Schatten in ihrem Gesicht, die doch nur flüchtig zu existieren schienen. Welche Gedanken sie wohl hegte? Zu gerne würde ich es erfahren...


    Nein, ich glaube es geht schon langsam wieder... Mir war es unangenehm, so hilflos vor ihr zu liegen. Ich bräuchte einfach ein wenig Zeit, Zeit, mich auszuruhen, Zeit für mich. Ich beugte mich leicht hoch, ich wollte hier weg, es war mir wirklich unangenehm, gar peinlich. Obwohl es leicht schmerzte, ich doch wenig Kraft hatte saß ich fast.
    Ich glaube, ich sollte wirklich nach Hause ... dort kann man mich pflegen ... Mit meinem Blick verriet ich ihr, dass ich Ärzte hasste, nein, sie eher fürchtete. Andererseits war die Casa Sergia am anderen Ende der Stadt, hier liegen bleiben konnte ich allerdings auch nicht. Was spielte mir das Schicksal nuir für einen Streich...

    Ich merkte, wie die bezaubernde Unbekannte diese schaulustigen Narren verjagte. Das tat sie doch nicht nur wegen mir, vorhin wäre ich wahrscheinlich tausend Tode gestorben, wenn ihre Blicke töten könnte und nun ´konnte sie nicht an sich halten, mir zu helfen, während die Anderen mich umringten, als wäre ich der erste, der bewusstlos am Boden lag. Sie aber war sofort da, half sofort. Zu gern wüsste ich, was in ihren Gedanken vorging, was sie dachte, wie es zu diesem Sinneswandel kam. Innerlich war ich erleichtert, dass all diese Menschen nun nicht mehr um mich herum standen. Sie erinnerten mich an diesen Traum, diese Illusion, die ich im Angesicht des Todes, wenn er es denn war, sah. Dieses Lachen hing mir noch immer im Kopf und ich bezweifelte, dass ich es je in meiner hoffentlich noch lang andauernden Zukunft gänzlich vergessen würde und mir grauste es bei der Vorstellung, in zwanzig Jahren immernoch dieses Gelächter im Traum zu hören.
    Ihre Worte rissen mich wieder aus meinen Gedanken. Dieser fürsorgliche Ton, der ihre Worte passend zu ihrem Antlitz untermalte. Es kam mir gleichzeitig so vertraut, wie auch ungeheuer fremd vor. Als würde ich soetwas jeden Tag hören, aber nicht realisieren ... sehen, aber nicht wahrnehmen. Und dort war es wieder ... dieses Wort. Als würde mich Fortuna mit ihrem göttlichen Wort quälen wollen. Immer Glück, immer Pech. Wie sollte sie es denn steuern? Wie sollte man immer Glück haben, wenn andere es auch hatten ... des anderen Glück ist des eigen Pech, wie mein Vater mir einmal sagte. Mein Vater ... ein Teufelskreis der Gedankengänge. Je mehr ich dachte, desto tiefer wanderte ich in den Schlund des Wahnsinns, des Unglücks und der Trauer. Nun musste ich an meinen verstorbenen Vater denken ... vielleicht schenkte er mir diese Gedanken, nun quälte er mich, weil ich so nah bei ihm war und nun doch wieder zurückkehrte.
    Aber wenigstens gab es eine gute Nachicht ... ich kannte ihren Namen. Matinia Sabina... sie kam anscheinend nicht aus Rom, war die Gens Matinia doch nicht in Rom wohnhaft. Ich versuchte all meine Kraft aufzuwenden, ihr ein freundliches Lächeln zu schenken, auch, wenn dies wahrscheinlich nicht sehr glaubhaft wirkte, obwohl es wirklich ehrlich gemeint war.
    "Ich bin Caius ... Caius Sergius Curio..." kam es langsam von meinen Lippen. Wer weiß, vielleicht kannte sie meinen Namen schon ... mit schlechtem Nebengeschmack. Sicherlich würde sie dann endgültig abhauen...

    Sachte löste ich wieder die Umarmung, die sie doch so erwiederte, dass ich wusste, dass sie ebenso empfand. Das gab mir ein wenig Trost, es half zu wissen, dass ich nicht der einzige schien, der um Vater trauerte.
    Ich dachte schon, niemand trauert hier, sie sehen alle so aus, als wäre nichts passiert...

    Perfekt, ihr gefiel es, als ob ich das nicht auch so bemerkt hätte. Ihr Seufzen sprach doch mehr als die Worte, die ihre Lippen verließen, aber dann noch einmal von ihr zu hören war ein Gefühl der Bestätigung, es stärkte meinen Stolz, es gab mir Befriedigung.
    weiter verwöhnte ich sie, brach wieder kurzzeitig ab, aber nur, um sie danach noch mehr zu liebkosen, sie langsam in Ekstase zu bringen. Aber ich ging langsam vor, so schnell sollte es nicht vorbei sein, sie sollte lernen, warten zu müssen, wie es doch qualvoll sein kann, zu warten. Denn das war es, eine Qual, wenn man in den schönsten Momenten aufhörte, nur, um ihr Verlangen zu steigern.


    Sachte zog ich sie auf mich drauf, lag sie doch vorher nur neben mir. Auch wenn es so nahe war, dass es von weiter weg wie ein Körper aussehen musste. Aber nun lag sie auf mir und ich wartete auf ihre Aktionen...

    Mit leicht zweifelnden Blick folgte ich ihrem Finger in Richtung des weinroten Stoffes. Ich beäugte ihn ein wenig. Er war wirklich schön und auch gut verarbeitet. Im Sonnenlicht gab er einen seltsame Glanz von sich und das Rot änderte sich in ein leicht anderes Rot. Alles in allem ein schöner Stoff, aber es war bereits so heiß, da brauchte ich nicht noch warme Farben. Sachte schüttelte ich den Kopf.


    Etwas kühler sollte es vielleicht sein...


    Und ich suchte nach einem möglichst hellblauen Stoff, der etwas kälter wirkte, gleichzeitig aber auch hell genug war, die Sonnenstrahlen leicht zu reflektieren, sodass mir unter der Tunika nicht allzu warm werden würde.

    Ich konnte nun wieder richtig sehen, auch wenn das grelle Sonnenlicht nochimmer in meinen Augen schmerzte. So wie es schien, war dies nun doch die Realität, zumindest gab ich mich ihr hin. Langsam versuchte ich, mir einen kleinen Überblick zu verschaffen, rings um mich herum standen Leute, die mich mit großen Augen anstarrten und miteinander leise tuschelten, konnte allerdings keines nichts vom Gesagten verstehen und es war wahrscheinlich auch besser so. Direkt über mich beugte sich die vorher abweisende Fremde, deren engelsgleiches Gesicht mir fast ein Lächeln auf mein Gesicht zauberte, doch brach ich noch den beim Willen zu Lächeln ab. Das feuchte Tuch auf meiner Stirn welöste mich von dieser uneträglichen Hitze, die anfangs nicht zu enden schien und sogar immer schlimmer wurde. War dies nun Glück? Oder war dies Pech? Konnte man überhaupt sagen, was es sein konnte, oder war einfach das Leben an sich? Sogar in diesem Zustand stellte ich mir diese Fragen, es sollte aufhören, ich wollte nicht so denken...
    Gerade, als ich auf ihre Frage antworten wollte, vernahm ich, wie ein Anderer sich zu Worte meldete.


    Er sollte sich schonen, auch wenn er in der Lage wäre, sich zu bewegen, es würde ihn nur schaden.
    Ohne, dass irgendeiner reagieren konnte, kam er näher und hob mich vorsichtig hoch, um mich in den Schatten, keine zehn Schritt weiter weg wieder abzulegen. DIe Meute folgte ihm schon fast im Gänsemarsch, nochimmer aufgeregt tuschelnd.
    Aber anscheinend gab es in Rom sogar mehr als eine hilfsbereite Person. Die dann auch noch an diesem einen Ort versammelt grenzte schon fast an ein Wunder ... oder vielleicht auch Glück, dieses elende Glück, es ging mir nicht aus dem Kopf heraus.

    Mir war, als würde jemand langsam den Schleier von meinen Augen nehmen. Eine säuselnde Stimme erreichte meine Ohren und dachte schon, es wären die Cherubim, die mich zum Fährmann trugen, weil ich selbst dazu keine Kraft aufbringen konnte. Aber die Gestalt wurde immer lichter und nach einigen endlos erscheinenden Momenten erkannte ich sie. Innerlich war ich irritiert, fast schon wäre mein Stolz verletzt, hätte ich ihn mir selbst vorhin nicht umgebracht. Erst war sie so abweisend und nun pflegte sie mich mit solcher Fürsorge, als wäre dieses Missgeschick niemals passiert?
    Ich brauchte einige Zeit, um das völlig zu realisieren und selbst dann war ich noch verblüfft. Vom Klang ihrer Stimme faziniert vergass ich fast dessen Inhalt und konnte mich nur schwerlich an diesen zurückerinnern. Meine Gedanken waren ein einziger unförmiger Klotz aus sinnlosen Erinnerungen, Verwirrtheit und anderen undefinierbaren Bildern. Ich hoffte, dass das alles nur an diesem Hitzeschlag lag und es sich irgendwann wieder legen wird.


    ja ... flüsterte ich ziemlich leise und ich konnte mir nicht sicher sein, dass sie es hörte. Zumindest sah sie meine langsamen Lippenbewegung.


    Dieses Gelächter hatte sich nun völlig gelegt, ich musste wieder in der Realität sein, oder mein Kopf trieb weiter Spielchen mit mir und wenn er das tat ... dann hätte ich ihn so oft gegen den Boden geknallt, wie ich in der Lage war, solange, bis der Wind das Lebenslicht ausbließ. Ich hasste diese Traumwelt ich wollte nicht in ihr gefangen sein, das wichtigste, was ich nun wissen wollte, war, ob dies Realität ist oder nicht.


    ... passiert das wirklich ... kam es ebenso leise wie zuvor aus meiner Kehle. Ha ... als würde mir diese Antwort nützen, natürlich würde ein 'ja' kommen, ob es stimmte oder nicht. Trotz all den Schmerzen und der fehlenden Kraft versuchte ich, entgegen jeder Vernunft, aufzustehen.

    Mit jedem Moment, wo ich mir den Tod wünschte, erstarb das Gelächter, aber verschwand nie komplett. Mal war fast komplett verstummt, dann kam es plötzlich in seiner ganzen Stärke wieder. In dieser Traumwelt gefangen zu sein, war das schrecklichste, was mir je wiederfahren ist. Aber diesmal ... diesmal wurde das Lachen schwächer, stetig schwacher immer leiser, ganz langsam vernahm ich wieder vereinzelt Stellen meines Körpers, spürte, wie etwas kühles flüssiges meine Kehle hintunterrann. Das Wasser erstreckte sich überall im Körpers, unbändig ronn es bis zum Magen hinunter. Dieser Fluss sollte nicht enden, es war ein Geschenk des Himmels.
    Schließlich machte sich in mir das Lebensgefühl wieder breit, und elden langsam versuchte ich meine Aigen zu öffnen. Immer wieder, doch vielen sie direkt wieder zu, als hätte ich nicht die benötigte Kraft, die Augenlieder oben zu halten. Fast schon quälend hielt ich nach mehrmaligem Versuchen die Augen offen, num um ernüchternd festzstellen, dass ich rein gar nichts sah. Als hätte man mir einen Schleier vor das Gesicht gelegt, konnte ich nur zwischen und Licht und Schatten unterscheiden ... welch Ironie, das ich nichtmal das bemerkte, schließlich gab es hier nur Sonne. Meine Augen wirkten immer noch ausdrucklos und glasig.
    Sprechen wollte, meine hand Heben, aufspringen und losrennen aber ich konnte es nichteinmal versuchen. Dazu fehlte dem Körper die Kraft und der Geist war zu vernünftig. Mein Gehör trügte mich, ich hörte Vögel singen, Kinder in ihrem fröhlichen Gekreiche vertieft. Oder war es wahr? Interessierte es vielleicht niemanden, dass ich hier lag? Würden sie mir meinen Besitz rauben und mich dann irgendwo verscharren? Mir den Schädel zerschlagen?
    Aber woher kam dann das Wasser ... nein, mindestens eine Person hier musste mir helfen ... jemand von der CU oder einmal ein hilfsbereiter Bürger Roms.