Beiträge von Felicia Scintilla

    Am Rande des Forum Romanum, am Vorabend der Wahlen... Lebhaft klangen Schellen, Zimbeln und und Tamburin über den Platz, lockten die Menschen zu einer großen, nur provisorisch zusammengezimmerten Bühne. Dort tanzte Scintilla im Fackelschein, umwirbelt von ihrem rotschimmernden Haar, schwebend und geschmeidig als wäre sie selbst eine lodernde Flamme. Nahtlos folgte der Auftritt eines sehnigen junger Mann, der, das Gesicht vor Konzentration maskenhaft starr, mit nicht weniger als sieben brennenden Fackeln in hohem Bogen jonglierte. Sie zogen glühendrote Bögen vor dem dämmrigen Himmel.
    Der Applaus der Menge, die sich bei diesem Schauspiel zusammengefunden hatte, war noch nicht verklungen, da begann sich vor ihren Augen schon ein kleines Theaterstück zu entfalten. Die Schauspieler hatten es an jenem Tag schon an verschiedenen belebten Orten in der Stadt aufgeführt, dies hier war nun der krönende Abschluß.


    "Hochverehrtes Publikum!" luden die Mimen, die Stimmen im Chor vereint, ein: "Seht die Geschichte des Adlers von Septimanca!"


    Der Schatten des gerade erst zuende gegangenen Bürgerkrieges lag über dem Beginn des Stückes. Zwei arme Römerinnen wärmten sich an einem Feuer.


    [Blockierte Grafik: http://img708.imageshack.us/img708/2818/rkqe.jpg | Scintilla als "erste Römerin"


    "Große Not haben wir alle ausgestanden. Nun hat es ein Ende mit den Unruhen. Doch das Reich ist zerissen. Zuviel Böses ist geschehen, zu viel Blut ist geflossen. Nachbarn, die einst gutes Einvernehmen hielten sind sich fremd geworden. Die einst Freunde waren, stehen sich in unversöhnlicher Feindschaft gegenüber."


    [Blockierte Grafik: http://img707.imageshack.us/img707/8789/rsdp.jpg| Fortunata als "zweite Römerin"


    "Meinen Sohn habe ich verloren. Er zog mit den Adlern und kehrt nie wieder heim. - Hunger haben wir gelitten. Ein Riss geht durch das Reich. Entzweit stehen wir. Vergangen ist der Glanz, verloren die Einigkeit. Was bleibt für uns einfache Leute vom Kampf der Mächtigen? Nur der Tod und die Tränen."


    Die dunkellockige Trauernde griff zur Kithara, und stimmte mit rauchigem Alt ein Lied von Schmerz und Verlust an. Sie traf einen Nerv im Publikum, und auch hier wurde das ein oder andrere Auge feucht. Klagend fiel Scintilla in den Refrain ein:
    "Concordia weint. Zu tief sind unsere Wunden. Die Eintracht ist verloren. Wie soll er jemals auferstehen, der Glanz unseres geliebten Roms?"


    Da trat aus dem Schatten ein bärtiger Mann zu den beiden.
    [Blockierte Grafik: http://img707.imageshack.us/img707/374/3f4j.jpg%20] | Ursinius als "der Veteran"


    "Ihr guten Frauen, wie jammert mich eure Verzweiflung. An einen Tag gemahnt sie mich, der weit zurückliegt, und an dem die Welt mir ähnlich bitter dünkte, das Schicksal unverrückbar schwarz, und alle Hoffnung schien verloren..."


    "Wer bist du?" fragten die Frauen den Fremden, ihr Haupt züchtig mit der Palla bedeckend, und:
    "Was für ein Tag mag das gewesen sein?"


    "Ein alter Soldat bin ich. Und lange ist es her. In der neunten Legion diente ich damals, der hispanischen... Das war, als sich die wilden Stämme der Iberer erhoben. Nach Römerblut und Gold gierend, strömten sie wie eine Sturmflut herab von ihren Bergen... standhaft stemmten wir Krieger der Legionen und der Ala uns gegen die barbarische Bedrohung, doch allzugroß war ihre Überzahl und unmäßig ihre Wildheit... bei Septimanca war es, da kam es zur alles entscheidenden Schlacht... "


    Dumpfe Kriegstrommeln. Während der Veteran erzählte, wandelte sich das Bühnenbild, er und seine Zuhörerinnen wanderten an den Rand, während in der Mitte der Bühne eine Handvoll schneidige Legionäre mit einem goldenen Legionsadler aufmarschierte und seine Geschichte lebendig wurde: Die Schlacht um Septimanca.


    Mit gutturalem Kriegsgeheul stürzten sich wilde Iberer auf die tapferen Soldaten. Es waren durch Kothurne sehr große, und durch Felle sehr breitschultrige Gestalten, die mit ihrer primitiven Kriegsbemalung und ihren überdimensionierten Bühnen-Falcatas wohl eher dem Bild entsprachen, welches sich Gaius Normalrömer von einem Barbaren machte als der realen Erscheinung iberischer Stammeskrieger.
    Auf der Bühne folgten nun gut choreographierte rasante Kämpfe, bei denen die tapferen Römer einen Iberer nach dem anderen besiegten... doch diese wurden (weil die erschlagenen Wilden dezent von der Bühne robten und gleich darauf wiederkamen) einfach nicht weniger.


    "Schon blutete ich, wie auch meine Kameraden aus vielen Wunden." berichtete zugleich der Veteran vom Rande des Geschehens. "Der Tag schritt voran. Die Sonne brannte unbarmherzig auf uns herab. Hoch wirbelte der Staub. Unser Gaumen war ausgedörrt, unser Schwertarm war müde geworden. Und obgleich wir schon so viele erschlagen hatten - die Flut der Barbaren brauste weiter heran wie eine Naturgewalt."


    Der erste Legionär starb dramatisch, niedergestochen von einem riesigen Ibererhäuptling mit zottigem schwarzem Fellumhang. Darauf reckte der Barbar die (durch Wollfäden "blutige") Falcata und brüllte:
    "Holt euch den Adler!!"
    Die Barbaren gewannen nun die Überhand, bedrängten den Aquilifer.


    "Schon glaubte ich uns alle verloren," fuhr der Veteran fort, "schon schien die Vernichtung zum Greifen nah..."


    Weitere Legionäre starben. Der Barbarenhäuptling streckte die Hand schon nach dem Adler aus... - der senkte sich, verschwand im Schatten.


    "...da trat unser Praefectus Castrorum selbst dem schlimmsten Wüten des Feindes in den Weg! Der Name dieses Tapferen war: Marcus Decimus Livianus!"


    [Blockierte Grafik: http://img33.imageshack.us/img33/1266/h7ol.jpg%20] | Lariscolus als "Marcus Decimus Livianus."


    Auftritt des Decimers. Furchtlos verwehrte er den Barbaren den Weg. Der charismatische Krieger trug Harnisch und Helm eines Feldherren, sein roter Mantel wogte malerisch und seine Stimme erhob sich volltönenend und feurig über das Kampfgetümmel, und gab den Soldaten neuen Mut.


    "Kämpft Männer, kämpft! Geschlossen die Reihen!
    Einig und stark! Unverdrossen vorwärts! In den Staub mit der frechen Barbarenbrut!
    Wir kämpfen für Rom, und für Rom werden wir siegen!"


    Was dann folgte, war ein packender Zweikampf zwischen dem Decimer und dem grimmen Ibererhäuptling. Metall klirrte, die Schilde "zerbarsten", zuletzt rang der Römer den Wilden zu Boden und erschlug ihn. Nun wendete sich das Blatt, die Legionäre standen wieder Seite an Seite, machten den verbliebenen Iberern den Garaus. In den Händen des Decimus Livianus stieg der Legionsadler wieder auf, und erstrahlte, von einer Laterne aus dem Hintergrund hell angeleuchtet, in schier überirdischem goldenem Glanz.


    "Da sah ich den Adler sich erneut erheben!" berichtete der Veteran andächtig, und die Schlachtszene mit den siegreichen Legionären, dem heroischen Decimer und dem geretteten Adler "fror ein", blieb ein unbewegliches lebenden Bild, während er weiter erzählte.
    "Und so besiegten wir an jenem Tag das Heer aufständischen Iberer. Der Praefectus Castrorum Marcus Decimus Livianus erhielt die Corona obsidionalis für seine Taten in dieser Schlacht. Und hat sich dann später, wie ihr wisst, noch mannigfaltig um das Reich verdient gemacht.
    Doch mir kleinem Soldaten, mir wird der Tag von Septimanca auf ewig im Gedächtnis bleiben. Denn ich weiß seit jenem Tag: auch in der dunkelsten Stunde kann ein entschlossener Römer - einer der das Herz auf dem rechten Fleck hat und den Mut hat vorzutreten und entschlossen für Rom zu kämpfen – alles zum Guten wenden! Denn dies hat mir damals Marcus Decimus Livianus gezeigt."


    Die beiden Römerinnen hatten ihm gebannt gelauscht. Nun atmeten sie auf, schienen wie erwacht aus einem bangen Traum.


    "Der Praefectus Castrorum von damals – ist das nicht der Mann, der sich morgen der Wahl zum Konsul stellt?" fragte die eine hoffnungsvoll.


    "Ja das ist er. Neue Eintracht wird er schaffen. Frieden wird er uns bringen nach der schweren Zeit, Wohlstand und Stabilität!"


    "So wie er euch damals neuen Mut schenkte, so ist auch mein Herz nun erfüllt von neuer Zuversicht!" sprach die zweite Römerin. "Marcus Decimus Livianus ist der Mann, der uns als Konsul in eine neue und bessere Zukunft führen soll!"


    "Und wie der Phönix aus der Asche..." schloß der Veteran – hier wurde der stolze Legionsadler nochmal golden strahlend ganz besonders in Szene gesetzt – "wird Rom in neuem Glanz erstrahlen!"


    "Marcus Decimus Livianus soll unser neuer Konsul sein!" sprachen die drei Akteure nun im Chor, sich erhebend und frohgemut einer besseren Zukunft ins Auge blickend. =) =) =)
    "Für Frieden!"
    "Für Wohlstand!!"
    "Für Stabilität!!!"
    Und wieder im Chor:
    "Für eine goldene Zukunft!"

    Am Teich begegnete Mäuseprinz Krumendieb einem Frosch von edelstem Geblüt:
    Da erschreckte ihn ein Quacken.
    Mitten im leck‘ren, kühlen Trunke,
    saß mit aufgeblähten Backen,
    eine dicke, feiste Unke,
    und nebenan, mit breiter Gosch,
    quakte laut ein grüner Frosch:


    Die Froschpuppe, grasgrün, dick und breitmäulig hockte behäbig auf dem Teich-Tuch, und königlich quakte der Vierschrötige, der (angesichts der Tatsache, dass er hauptberuflich tatsächlich Türsteher war) als Frosch gar nicht so unbegabt war:
    "Salve Graurock! Nun pack aus“,


    ...so keckerte er zu der Maus.


    „Wer bist du, Freund im Pelzgewand,
    was machst du hier an meinem Strand?
    Wer ist dein Vater? Hast du Quappen?
    Lass dich beim Lügen nicht ertappen!
    Sag die Wahrheit bitte mir,
    denn ich bin der König hier
    und regier in diesen Breiten,
    seit jeher und für alle Zeiten.
    Ich werd‘ in Ehren stets gehalten
    von den Jungen wie den Alten.
    Pausback mich mein Froschvolk nennt,
    das keinen bess‘ren Herrscher kennt."


    Der Frosch rühmte sich nun ausführlich seiner vornehmen Herkunft und seiner glorreichen Ahnen – Schlammbert der Herrliche war sein Vater, Nasstrude die Quappenreiche seine Mutter!
    Und es blieb ihm nicht verborgen, dass auch sein Besucher viel mehr als eine einfache Maus war:
    "Auch dir, das muss ich eingestehen,
    ist edle Herkunft anzusehen.
    Mein geschultes Auge sieht
    in dir das königlich‘ Geblüt,
    und es hat fürwahr den Schein,
    als könntest du auch streitbar sein.
    Mut und Kühnheit, das ist klar,
    denn ich sah was vorhin war,
    wie den Streit du angenommen
    und dem Wiesel bist entkommen.
    Ich bin dessen mir bewusst,
    dass du ein großes Tier sein musst.
    Man sieht dir an, du bist ein Held,
    zählst mehr als and‘re auf der Welt.
    Bist ein König wohl, wie ich.
    D‘rum bitteschön, erkläre dich.
    Wenn du meiner würdig bist,
    was ja durchaus möglich ist,
    könntest gar mein Freund du werden.
    So wahr ich König bin auf Erden,
    verspreche ich, ich lad dich ein,
    zu Haus bei mir mein Gast zu sein.
    Geschenke werde ich dir reichen,
    wie sonst nur Helden meinesgleichen.
    So bitt‘ ich nochmals, sag‘ geschwind
    wer du bist und wessen Kind."


    Der kleine Mäuseprinz warf sich stolz in die Brust. Sein hitziges Standesbewußtsein spiegelte sich in Scintillas beweglichem Mimengesicht, und sie war bereit für ihren ganz großen Monolog. Ein gutes Publikum beflügelte sie eben jedes Mal... ob auf der großen Bühne oder in der Gosse. Dass sich jetzt mehr und mehr Erwachsene dazu gesellten - sehr gut! Das ganze hin und her und reinquatschen vor der "Bühne" war sie vollkommen gewöhnt, und führte weiter flink und fließend die Fäden. Aber hatte sie das recht verstanden - sollte der togatus da tatsächlich der besagte Ädil sein?!
    Dann gabs aber hoffentlich am Ende ein Trinkgeld, so knauserig wie dessen Abgesandter gewesen war!!!
    Erneut lieh sie dem Mäuseprinz ihre Stimme, verlieh ihm eine Note von Hochmut und einen Unterton zögerlicher Neugier als er nun quiekend zur Antwort gab:
    "Wie kannst du mich nach Herkunft fragen?
    Das kann dir hier wohl jeder sagen.
    Ich bin im ganzen Land bekannt.
    Werd‘ Krumendieb ganz schlicht genannt.
    Den Namen hab‘ ich einst bekommen,
    weil ich die Krumen nur genommen,
    die mein Vater fallen ließ,
    welcher Brötchennager hieß.
    Mein Herr Papa liebte das kühle,
    Mäusefräulein Leckemühle,
    die als Tochter von Rex Schinkenfraß,
    Adel, Geld und Gut besaß."


    Mit erhobenem Näschen stolzierte das Mäuschen am Ufer hin und her, und rühmte wortreich all die erlesenen Leckerbissen und Schleckereien, mit denen seine Mama ihn einst verwöhnte und großzog. Nüsse, Feigen, Honigkuchen, Schinken und Pasteten, Sesamkäse, gebratene Leber und süßer Rahm... Die Kinder bekamen große Augen, man konnte viel sehnsüchtiges Seufzen vernehmen.
    Doch bei allem Heldenmut – die Einladung des Froschkönigs war dem dem edlen Mäuserich unheimlich.

    "Doch auf dein Angebot zu kommen.
    Das scheint mir listig, arg verschwommen.
    Wie könnte ich dein Freund wohl sein,
    wo wir doch haben nichts gemein.
    Du führst ein Leben hier am Teiche,
    in deinem Unterwasserreiche,
    kommst selten nur heraus an Land,
    immer nass ist dein Gewand.
    Du lebst von Mücken und von Fliegen,
    lässt nicht einmal die Würmer liegen.
    Wenn du spürst danach Verlangen,
    fängst du an sie dir zu fangen.
    Das ist schnöde Lebensart,
    die mir besser bleibt erspart“.


    Du siehst, das ist doch sehr zum Lachen,
    dass du zum Freund könntest mich machen,
    wo wir sind beide so verschieden.
    Ich hab‘ das Wasser stets gemieden,
    denn, so lehrten mich die Alten,
    „Wasser ist zum trinken nur,
    hat keinen Griff, sich festzuhalten“.
    Deshalb trinke ich es pur,
    zu vermeiden Wasserschaden,
    und lass’ im Rest: euch Frösche baden!!“

    "Von glorreichen Taten ich euch nun berichte! Und solch einen Anfang nahm die Geschichte..."
    An einer belebten Strassenkreuzung des Argiletum, zwischen den Dampfschwaden von "Gaias Garküche" und einem Stand für gebrauchtes Pergament, hatte heute ein kleines Marionettentheater seine Premiere. Grob geschnitzt und buntbemalt waren die Figuren, die Bühne nur eine Kiste hinter der eine Decke aufgespannt war. Dahinter agierten die Künstler: ein hagerer Alter mit spitzem Bärtchen... ein gedrungener Kerl mit großen Pranken, der eher nach Rausschmeißer als nach Marionettist aussah... und eine rassige Rotblonde, deren einst sehr schickes, raffiniert gerafftes, jetzt aber abgeschabtes, vielfach geflicktes und zu einem blassen Grüngrau verblichenes Kleid lebhaft davon sprach, dass sie einmal bessere Zeiten erlebt hatte.


    Puppenspiele sind jetzt ganz groß im kommen, hat er gesagt. Die Leute wollen wieder was komisches hat er gesagt..., dachte sie soeben, mit einem scheelen Blick auf den Alten, angesichts eines Publikums, das (bisher) nur aus den lokalen Pennern, Gassengören und räudigen Hunden bestand... und aus dem ein oder anderen, seinen Schritt verlangsamenden Passanten.
    Die Leute wollen keine schweren Stoffe hat er gesagt, die wollen sich erholen, die wollen lachen... Tragisch richtete Felicia Scintilla ihre schönen Augen gen Himmel. Ich war Danaë und ich war Iphigenie, ich habe die Elektra gespielt und die Kassandra (und dabei stehende Ovationen bekommen!) - womit, oh ihr Götter womit habe ich es verdient hier in der Gosse spielen zu müssen?!!
    Aber von irgendwas mußte Scintilla ja die Miete bezahlen. Die Zimmerwirtin – diese Blutsaugerin, die völlig überteuerte Preise für ihre stickigen kleinen Insulakämmerchen nahm - hatte heute morgen nämlich schon wieder gedroht sie rauszuwerfen wenn sie weiter den Mietzins schuldig blieb. Resolut nahm die abgebrannte Tragödin den Kopf aus den Wolken und ließ ihre Marionette eilig auf die Bühne wuseln: es war ein graues Mäuschen mit kleinen runden Öhrchen und blanken Knopfaugen: Prinz Krumendieb. Verfolgt von einer gefährlichen Wieselpuppe, in den Händen des Alten, hastete der Mäuseprinz über die Bühne.
    Und schon waren die Kinder – die abgebrühten Subura-Gören vor der Bühne, denen das Leben auch noch nichts geschenkt hatte – mit Feuereifer dabei, folgten der Geschichte und fieberten mit.
    "Schnell, versteck dich hinter dem Stein!" bangte ein rotznäsiger Bengel um Krumendieb. "Beiß dem Wiesel in die Naaaase!" rief ein anderer. Und schon sprang der Funke der Theaterfreude auch wieder auf Scintilla über, und schon war sie wieder versöhnt mit ihrer ärmlichen Umgebung.
    "Los! Friss die Maus auf!" johlte ein kleines Mädchen dem Wiesel zu, während sie ausgiebig den grindigen Ausschlag in ihrem Gesicht aufkratzte.
    Naja. Fast versöhnt.


    Haarscharf nur entkam die Maus dem gefährlichen Jäger, und der Alte hub an zu erzählen:


    "Entkommen war mit knapper Not,
    ein Mäuslein eben noch dem Tod.
    Das Wiesel war nicht schnell genug.
    Als die Maus 'nen Haken schlug,
    lief der Verfolger geradeaus,
    was großes Glück war für die Maus.
    Just entkommen der Gefahr,
    sie erschöpft und ängstlich war.

    Hat deshalb nach rasanter Flucht,
    ein sich’res Plätzchen sich gesucht.
    Im Uferschilf, am kühlen Strand,
    die Maus ein solches schließlich fand."


    Holprig war die Übersetzung, und die Kulissen mehr als spärlich. Ein blaues Tuch nur stellte den Teich dar, an dem das Mäuschen sich nun ausruhte.


    "Lang hingestreckt, vor Schreck ganz blass,
    lag zitternd und noch angstschweißnass
    nun sicher, wie im Mutterschoß,
    sie im weichen Ufermoos.
    Allmählich wich aus ihr der Schrecken.
    Wohlig begann sie sich zu strecken,
    reckte den Pelz der Sonn‘ entgegen
    und wollte sich grad schlafen legen.
    Sie dacht‘ bei sich, jetzt froh gesonnen:"


    Hier setzte Scintilla ein und ließ das Mäuschen mit spitzem Stimmchen verträumt versprechen:


    "Ein neues Leben wird begonnen!
    Gleich heute fang‘ ich damit an! -
    Oder....morgen..... irgendwann...."

    Eine graziöse Pirouette brachte die fantastische Scintilla ausser Reichweite der grabschenden Hände. Bah! Einmal, nur einmal, vor einem Publikum mit Kunstverstand tanzen!
    Die Musik schwoll an, ging flott in ein überschäumendes Crescendo über, und Scintilla, unverdrossen weiterlächelnd, schien nun ganz über die Schwerkraft zu triumphieren, wirbelte, schwebte, legte ein paar akrobatische Elemente ein, überschlug sich, flog förmlich über die Bühne, und, als trüge sie ein Kleid aus Flammen, umwallten sie rote Schleier und rotblondes Haar. Zuletzt pflückte sie drei Blüten aus ihrem Haar, warf sie aus der Bewegung heraus weit ausholend in die Menge (die rosenroten Papyrusblumen waren Missilia für die Lotterie, und wer eine erwischte würde erkennen, dass jeweils ein Los darin steckte), dann schwieg die Musik, und Scintilla, anmutig im Spagat zu Boden gesunken, wartete einen Atemzug lang...
    ...dieser ganz besondere, tiefe Atemzug nach dem Auftritt, bevor sie sich wiederum erhob, sich verbeugte und den Applaus genoß.
    Na also. Beschwingt hüpfte sie von der Bühne. Sie brauchte unbedingt was zu trinken!

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    "Doch zuvor, seht hier und heute, exklusiv für EUCH, die unglaubliche, die unvergleichliche, die das Herz betörende Grazie, die die Sinne verstörende und den Leib entflammende fleischgewordene Feuersbrunst, die einzigartige: SCINTILLA!!!"
    Mit grandioser Geste machte der Ausrufer die Bühne frei, und ich sah gespannt nach oben, neugierig was da kommen würde. Ich hatte mal eine Scintilla gekannt, aber das war schon wirklich lange her.


    Hinter der Bühne
    "Die unglaubliche, die unvergleichliche, die betörende, die verstörende..." äffte die einzigartige Scintilla, sich hinter der Bühne das Haar richtend, den Ausrufer spöttisch nach. Und "Oh ja," seufzte sie, mit rauchiger Stimme, "Sie ist eine Feuersbrunst!"
    Abergläubisch strich sie mit den Fingerspitzen über die nackte Nymphe, die ihren Handspiegel zierte: ihr Talisman. Ohne den hätte das Lampenfieber sie umgebracht! So war es... gerade erträglich. Felicia Scintilla war zu lange fort aus Rom gewesen, auf Tournee hier und dort, immer Ruhm, Geld und Liebe hinterher (in der Reihenfolge), manchmal sogar mit atemberaubendem Erfolg, doch sowohl Ruhm als auch Geld und Liebe hatten es an sich, allzubald wieder zu Rauch zu verfließen... Rauch im Wind, der Scintilla dann weiterwehte. Und nun wieder in die Hauptstadt getrieben hatte. Der erste große Auftritt hier, heute, für Fortuna, vor dem Prätorianerpräfekten, der war entscheidend!
    Entscheidend, um hier wieder Fuß zu fassen. Los! Raus da! Tanz sie alle in Ekstase!
    Scintilla reckte sich, streckte den geschmeidigen Körper, rückte das üppige, ansprechend präsentierte Dekollete zurecht, packte ihre kleinen Zimbeln und hauchte sich im Spiegel einen lasziven Kuss zu. Dann ging es los!
    Auf den Brettern die die Welt bedeuten:
    Leichtfüßig sprang die Tänzerin die Stufen hinauf, schwebte, von ihren feuerroten Schleiern umwogt, auf die Bühne. Am Vorderrand verharrte sie, die Arme, geziert von breiten Bronzereifen, über den Kopf erhoben wie die Krone einer stolzen Zeder, der Körper von verhaltener Spannung beseelt, einen bloßen Fuß, um dessen schlanke Fessel sich ein Schellenband wand, auf den Zehenballen aufgesetzt. Über ihren Rücken floß wie eine rotgoldene Flut das lange Haar, rote Fantasieblumen steckten darin, und ein rätselhaftes Lächeln lag in ihrem Gesicht, ein Lächeln, das es in sich hatte, das sowohl die Zuschauerschaft im Ganzen umfing, als auch keck an jeden einzelnen ganz direkt gerichtet zu sein schien.
    Mit einem feinen Zing ließ sie die Zimbeln erklingen, darauf begannen die Musiker, die sich seitlich postiert hatten, zu spielen, zuerst gaben die Tympani einen leisen, schnell anschwellenden Rhythmus vor, den Scintillas Füße aufnahmen, mit den Schellen untermalten, der ihre Hüften in sinnliche Schwingungen versetzte. Eine liebliche Flötenmelodie setzte ein, rank und geschmeidig bog sich der Körper der Tänzerin nun wie ein Schilfrohr im Wind, ein Sistrum kam dazu, und die Musik erhob sich zu beschwingter Heiterkeit, zu überschäumender Fröhlichkeit. Die Klänge in den Füßen, den ganzen Körper von ihren durchdrungen, tanzte Scintilla, sich mit den Zimbeln begleitend, schien mal Feuerfunken im Winde zu sein, dann die heiß emporstrebende Flamme. Das Schleiergewand wirbelte fröhlich, flog hoch und höher, enthüllte entzückende Knie und wohlgeformte Schenkel, die Haare schwangen, der Busen wogte, schien jeden Augenblick die stramme Umschnürung sprengen zu wollen, Scintilla tanzte wie die Göttin der Freude persönlich -
    und dann ließen, wie so oft, die ersten "Ausziehen! Ausziehen!!" - Rufe nicht auf sich warten. Worauf das Lächeln der Tänzerin ein klein bisschen starr wurde, während sie ansonsten unbeirrt weitertanzte.
    "Ausziehen, Ausziehen!!" grölte eine gut angetrunkene Gesellschaft vor der Bühne, und ein schmieriger Kerl streckte auch schon die Pranke zum Grabschen aus.

    "Oh Hannibal, du wirst mir auch fehlen!" seufzte Scintilla ein wenig zu dramatisch in der Umarmung, und streichelte freundschaftlich seine Schulter.
    "Du bist ein Mann, der einfach zu gut ist für diese Welt, weißt du. Immer kann man sich auf dich verlassen, du bist soo freigiebig und sooo ein guter Zuhörer. Machs gut! Ja, ich freu mich ja schon so auf Kampanien! Die schöne Landschaft, die Wärme… und die Menschen sind alle viel entspannter als hier! Ja, und wenn wir nach Baiae kommen, werd ich daran denken, auf jeden Fall."
    Fröhlich prahlte sie: "Ich bin ja jetzt Teilhaberin von dem ganzen Betrieb hier, da hab ich Larinus keine Wahl gelassen. Alles dank diesem Helv…, ach reden wir besser nicht mehr davon." Genüsslich ließ sie sich das Wort auf der Zunge zergehen: "Teil-habe-rin… Schick nicht?"
    Hell lachte sie auf als Hannibal Decius' Grüße ausrichtete. "Das sieht ihm ähnlich! Na, ich werd mich hüten. Grüß ihn auch recht schön von mir, und Lenia, und Flosculus wenn er mal wieder auftaucht, und Flora - hmm, da fällt mir ein sie hat noch mein Umschlagtuch, das mit den Fransen, na egal, sie kanns behalten, die Schnepfe - und auch Pictor und Messer-Musca und die ganze Bande… - Oh. Ach Fabus…"
    Aus ihrem Redeschwall gerissen sah Scintilla bewegt auf den jungen Mann hinunter, dessen plötzliche, tragische Geste ihr durchaus angemessen erschien. "Mein lieber Fabus…"


    Leicht strich sie ihm übers Haar, löste ihre Beine sacht aus seiner Umklammerung und zog ihn zu sich empor. "Mein lieber Fabus, weißt du, ich werde dich nie vergessen! Du hast mir in Ostia das Leben gerettet, und wir hatten so eine schöne Zeit zusammen…"
    Sie seufzte gerührt, warf einen prüfenden Blick über die Schulter - die Luft war rein - und küsste ihn zum Abschied noch einmal mit aller Leidenschaft.
    Die Hand auf seine Wange gelegt sah sie ihm dann ernst in die Augen und verkündete: "Du bist ein wunderbarer Mann, Fabus. Jede, die dich bekommt, kann sich nur glücklich schätzen… - Aber ich muss nun einmal weiterziehen. Die Liebe hat bunte Flügel, sie kommt und geht wie es ihr gefällt, und halten kannst du sie nicht…"
    Ob der Erhabenheit ihrer Worte musste sie sich gar ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischen. Mit wogendem Busen griff sie nach ihrer Haarschleife, und löste sie aus ihren Locken, die sie daraufhin gleich wieder ungebärdig umwogten.
    "Vergiss mich nicht, Fabus!" bat Scintilla mit einem tragischen Tremolo in der Stimme und hätte es sich gerade beinahe noch einmal anders überlegt... - aber nein, es war wirklich besser, sich jetzt von Fabus zu trennen, er war süß aber zu jung und Larinus war auch besser für ihre Karriere.


    "Leb wohl!" hauchte sie und drückte ihm das blutrote Band in die Hand, dann wirbelte sie theatralisch herum, raffte ihre Röcke und lief über die taufeuchte Wiese zu den Wägen zurück.
    Sie schwang sich auf einen Kutschbock, nahm neben ihrem neuen, alten Schwarm Platz, und winkte Hannibal und Fabus überschwenglich von dort oben zum Abschied, während sich der Zug schon langsam in Bewegung setzte.
    Die Achsen knarrten, bunte Wimpel flatterten, die Ponys stemmten sich ins Geschirr und zogen schnaubend an. Gemächlich rollten die Wägen der Schausteller die Straße entlang, einer hinter dem anderen, ratternd und ächzend. Schon bald war Scintilla hinter der nächsten Straßenbiegung entschwunden, auf ihrem Weg nach Süden, ins gelobte Kampanien, hin zu Ruhm und Reichtum - hoffentlich.

    Es war noch früh am Morgen, ein leichter Dunst lag über den Wiesen und Feldern vor der Stadt, als sich eine malerische Gruppe von fahrendem Volk vor dem Stadttor sammelte. Struppige kleine Pferdchen zogen die buntbemalten Karren, auf deren Seiten in riesigen Lettern die Aufschrift "Larinus' Wandertheater" prangte. Die Schausteller, die teils schon auf den Kutschböcken saßen, teils noch die Tiere einspannten oder das Gepäck verluden, sahen allesamt übernächtigt aus, und viele fröstelten in der frischen Morgenluft - was kein Wunder war, hatten sie doch am Vorabend ihren Aufbruch gründlich gefeiert, einige gar die Nacht durchgezecht.


    Felicia Scintilla stand waghalsig ganz oben auf einem Karren, auf einem Berg von Gestängen und Kulissen, und zurrte energisch eine Plane darüber fest. Einen Augenblick lang guckte noch der Kopf eines hölzernen Untieres hervor, das schaurig die Zähne fletschte, dann war alles gut verschnürt.
    Zufrieden stemmte Scintilla die Hände in die Seiten, kniff die Augen zusammen und übersah die Szene von oben. Ihre weiten Röcke bauschten in der morgendlichen Brise, ihre Paenula flatterte, und ihre, inzwischen wieder natürlich rotblonden, Locken wehten ihr ins Gesicht, so dass sie sie energisch mit einem roten Band zurückband.
    Ihr Blick schweifte über die Wägen, verharrte auf einem dunkelhaarigen jungen Mann, der gerade mit klarer Sängerstimme einige Anweisungen gab, und tatsächlich etwas Ordnung in das Wirrwarr brachte - und ein zärtliches Lächeln zog verstohlen über Scintillas Gesicht.


    Sie sah auf die Straße nach Süden, die sich da vor ihrer Truppe erstreckte, lang und frei, von der Morgensonne verheißungsvoll beschienen… wie herrlich es doch war, endlich wieder unterwegs zu sein!
    Fröhlich balancierte sie zum Kutschbock, sah noch einmal zu den Hügeln der Ewigen Stadt zurück, in der sie in den letzten Monaten viel erlebt hatte - gutes und schlechtes, und am Ende war sie sogar zu einer unverschämten Menge Geld gekommen. Schon wollte sie nach den Zügeln greifen, als sie aus dem Stadttor zwei wohlbekannte Gestalten hervortreten sah.
    "Hannibal! Fabus!" rief sie erfreut aus, und sprang behände vom Wagen herunter. Mit rauschenden Röcken und einem breiten Lächeln eilte sie auf die beiden zu. "Wie schön dass ihr gekommen seid um mir Lebewohl zu sagen!"

    Mal wieder auf dem Rückweg vom Einkaufen (sie wollte später Gemüsesuppe kochen), war Scintilla müssig über das Forum gebummelt, und hatte sich sensationslustig zu dem Menschenauflauf dazugedrängelt. Und zu ihrem Entzücken ging es auf der Rostra heute zur Abwechslung mal richtig hoch her! Ein gutaussehender Senator wetterte gegen jemanden, (den Scintilla nicht kannte), aber wie! Überzeugend, mit Schwung und Elan, und je weiter er sprach, desto mehr wurde auch sie von Empörung ergriffen.


    "Was für eine Schande! So ein Schuft! Da muß man doch was tun!", rief sie aufgebracht, bei Furianus aufpeitschenden Worten. Ja, auch wenn Scintilla keine gebürtige Römerin war (was man ihr nicht unbedingt ansah), so glaubte sie doch glühend an den Ruhm und die Ehre des Imperiums. Neben ihr wurde getuschelt, und jemand deutete auf den gerade herannahenden Senator Avarus.


    "Was, das ist er?" Scintilla griff in ihren Einkaufskorb, und packte einen Kohlkopf (der sowieso nicht ganz frisch war, sondern unten etwas angefault, der Gemüsehändler, das Schlitzohr, hatte sie übers Ohr gehauen). Weit ausholend schleuderte sie das Gemüse, es zog seine Bahn über die Köpfe der Menge hinweg, drehte sich um die eigene Achse, verlor auf dem Weg ein paar labbrige Blätter, und trudelte genau auf Germanicus Avarus zu… Noch bevor Scintilla sehen konnte, ob sie ihr Ziel getroffen hatte oder nicht, duckte sie sich schnell wieder in die Menge hinein. - Hatte da etwa jemand einen Kohlkopf geworfen? Also, sie war das mit Sicherheit nicht gewesen!

    Flink schlüpfte Scintilla ins das Haus hinein, und verschloß die Türe hinter sich und Fabus. Mit einem nervösen Kichern betrat sie schnell das Atrium. Hach, war das aufregend!
    Hastig sah sie sich in alle Richtungen um, der Raum wirkte wie ausgestorben.
    "Gut gemacht, Ha… - äh, Desideria. Dieser Hornochse hier wollte uns doch tatsächlich die Türe vor der Nase zuschlagen!"
    Empört wandte sie sich an Fabus. "Hast du das auch gesehen? Dabei waren wir einfach brilliant. So ein Kunstbanause!"
    Wütend beugte sie sich hinunter zu dem erschlafften Sklaven, packte ihn vorne an der Tunika, rüttelte ihn ein bisschen und gab ihm ein paar gesalzene Backpfeifen. "Da hast du's! Ich geb dir gleich 'kein Interesse'!"
    Ja, wer Scintillas Künstler-Eitelkeit kränkte, der mußte sich auf das Schlimmste gefasst machen… Die Augenlider des Ianitors flatterten, er rollte benommen mit den Augen, und nuschelte etwas Unverständliches.
    "Wo ist dein Herr?!" , befragte Scintilla ihn im Tonfall eines Inquisitors. "Wo finden wir Caius Helvetius Tacitus?! Na….? Rede, wenn dir dein Leben lieb ist, du Kunstbanause! Oder ich kitzel dich mit dem Messer bis du singst wie ein Vögelchen!" Unterm Sandalenband zog sie eine handliche kleine Klinge hervor und fuchtelte damit wild vor der Nase des armen Mannes herum. "Na….?"
    "Hi…his….", röchelte der Ianitor, und schielte unruhig auf die Klinge.
    "Wie? Was?" Scintilla verstand kein Wort. "Red anständig, oder ich schneide dir die Nase ab!"
    "H…Hispania…" kam es verwaschen, aber triumphierend, über die Lippen des Sklaven. "H..heute morgen abgereist! Alle weg…" Und sein Kopf sackte wieder zurück.
    "Waaas?! Aber…" Erschrocken richtete sich Scintilla auf, ballte wütend die Fäuste, und stampfte heftig mit dem Fuß auf. "Ja ist das denn die Möglichkeit?! Nur um ein paar Stunden haben wir ihn verpasst? Oh, bei allen Furien, Alekto, Tysiphone, Megaira! Und dafür hab ich mir die Haare bleichen lassen? (Wie das wieder die Spitzen strapaziert!) - Warum muß das ausgerechnet uns passieren? WARUM NUR?!"
    Frustriert trat sie dem auf dem Boden liegenden in die Rippen, wandte sich dann achtlos ab, und trat ein paar Schritte tiefer in das hübsche Atrium hinein. Der Anblick einer kostbaren Glaskaraffe mit Goldrand auf einem kleinen Beistelltischchen ließ eine ganz neue Idee in ihr aufsteigen…
    "Wie wäre es…", überlegte sie laut, und noch immer die Karaffe fixierend, "ich meine, wenn das Haus wirklich leer ist, dann haben wir doch freie Hand, nicht? Lasst uns, liebe Freunde, alles zerschlagen was hier zu Bruch gehen kann, alle Statuen vom Sockel stürzen, daß sie bersten, alle Betten aufschlitzen, alle… ähm ja, und so weiter, lasst uns wüten, demolieren und zertrümmern! Eine Orgie!"
    Sie hob, berauscht von ihrem eigenen Wortschwall, pathetisch die Hände gen Himmel.
    "Eine ORGIE DER ZERSTÖRUNG!!!"

    "Salve!" Ungerührt trat Scintilla dem Ianitor entgegen. Der Vorhang hatte sich geöffnet, das Lampenfieber war verflogen, die Muse beseelte sie (Thalia wahrscheinlich. Oder doch Melpomene?).
    Energisch warf sie das Haar zurück, dynamisch klackten ihre Sandalen auf den Boden, keck wippte der Gänsekiel hinter dem Ohr. Sie trug eine adrette helle Tunika, die ihre kurvigen Formen nur dezent erahnen ließ (seriös und verführerisch war das Schlagwort), darüber eine leger umgelegte dunkelgrüne Palla.
    "Albia Milonia." stellte sie sich mit kurzem Nicken vor. "Ich komme von der Acta." Sie wies knapp auf Hannibal. "Meine Scriba."
    Und mit geschäftsmäßigem Lächeln kam sie zu ihrem Anliegen: "Im Rahmen unserer Reihe über die römischen Magistrate hätten wir Interesse an einer Reportage über den sehr geehrten Helvetius Tacitus - hat er doch wahrlich für Kontroversen gesorgt..." fügte sie, beinahe andächtig hinzu, und murmelte ihrer "Scriba" frohgemut zu: "Das wird der Knüller, ich sags dir!"
    "Ist der Herr zugegen?" Sie spielte leicht ungeduldig mit dem Riemen ihrer eleganten Ledertasche, und der Blick ihrer grünen Katzenaugen richtete sich eindringlich auf den Sklaven. Dann umspielte ein Lächeln ihre vollen Lippen, und ihre rauchige Stimme war wie warmer Honig, als sie hinzufügte: "Ich würde mich glücklich schätzen, wenn er etwas Zeit erübrigen könnte."

    "Bravo! Bravo!" :app:
    Scintilla verstand zwar nicht das geringste von Kriegsführung, aber viel von Dramaturgie. Und die war hier vom feinsten, und riß sie immer wieder zu spontanen Beifallsbekundungen hin. Vor allem als dann die Krokodile "auftraten" war sie schlichtweg begeistert.
    "Grandios inzeniert, nicht?" meinte sie entzückt zu Cyprianus.
    "So echt." Daß es tatsächlich "echte" Menschen waren, die da unten ums Überleben kämpften, berührte sie nicht. Als das Netz zum Einsatz kam, flüsterte sie "Genial...", überwältigt hielt sie den Atem an beim 'Massenzusammenstoß', und mit einem sensationslüsternen, wohligen Schaudern wartete sie ungeduldig darauf, daß die Krokodile die Schiffbrüchigen erreichten...

    "Zu Furchtbarem bin ich gezwungen, Furchtbarem!
    Ich weiß es wohl,
    verborgen ist mir nicht mein Ungestüm.
    Jedoch von Furchtbarem umgeben,
    werd ich nicht halten diese Unheilsgeister,
    solang das Leben mich behält...."

    murmelte Scintilla nervös vor sich hin, während sie durch das prächtige Villenviertel schritt. Sie war auf dem Weg zum bestbezahlten Auftritt ihres Lebens, dementsprechend schlug das Lampenfieber hohe Wellen, und da half es manchmal, wenn sie die Texte vergangener Aufführungen für sich deklamierte... Aber warum kamen ihr gerade ausgerechnet diese Verse in den Sinn? Egal. Drei-Tau-Send Sesterzen!
    Sie strich sich das Haar zurück, das sie sich am Vortag in einer langwierigen Sitzung hatte bleichen lassen, und hielt sich nochmal prüfend eine Strähne vor die Augen. So hellblond, dazu die Locken geglättet, hatte sie sich beim Blick in den Spiegel selbst kaum wiedererkannt.
    Unaufhaltsam kam die Villa des Helvetiers näher, und als sie um die nächste Ecke bog, sah sie schon ihre Kumpanen warten. Mit einem kalten Knoten im Bauch, und einem strahlenden Bühnen-Lächeln auf den Lippen, begrüßte sie die beiden: "Decius. Hannibal.", und korrigierte sich sofort: "... äh, ich meine natürlich Desideria, entschuldige. Gut siehst du aus. Naja, etwas ... schrill vielleicht. Ich hätte das Kopftuch nicht unbedingt in dieser Farbe gewählt. Aber man wird dich jedenfalls nicht wiedererkennen..."
    Sie drehte sich beifallheischend vor den anderen, und präsentierte ihre Aufmachung, die sie nach den Kriterien: 'seriös und verführerisch zugleich' ausgewählt hatte. "Findet ihr das geht so?"
    Aus einer eleganten hellen Ledertasche zog sie dann einen Federkasten aus poliertem Olivenholz, und klappte ihn auf.
    "So, das ist der Zauberkasten. Hier sind die Federn drin...", sie nahm gleich eine Gänsefeder heraus, und steckte sie sich malerisch hinter das Ohr, "... die Falkenfeder hat einen Stahlkern ...hier die Tintenfläschchen, in der roten ist das Gift, hier das Papyrus, das ist harmlos, und hier, wenn du diesen verborgenen Zwischenraum aufschiebst, genau so, da findest du das Stilett. Auch sonst hab ich alles dabei: Ansichtsexemplar, Urkunden und so weiter."
    Sie lachte nervös, und drückte den mörderischen Kasten Hannibal in die Hand.
    "Dann wäre alles geklärt, nicht? Steht Fabus auch bereit, ja?
    Nicht langer Reden mehr bedarf für uns dies Werk,
    vielmehr es gilt, eilends hineinzugehen ins Haus...
    ... äh, ich meine, dann wolln wir mal, oder?"

    3000. Drei-tau-send Sesterzen. Scintilla wurde ganz schwindlig von dieser Zahl. Aber... sie hatte im Laufe ihrer Karriere gestohlen, betrogen, verleumdet, auch schon mal eine Konkurrentin vergiftet (es ging um die Rolle der Iphigenie, und das Gift hatte ihr, wider Erwarten nur eine leichte Übelkeit beschert, alles in allem war es ein Fehlschlag gewesen), sie hatte fiese Schläger auf ihre Ex-Freunde gehetzt, das ein oder andere Herz gebrochen und was man eben sonst noch so tun mußte, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Aber getötet... jemanden getötet hatte sie noch nie.
    Scintilla lehnte sich zurück, und horchte tief in sich hinein. Jemanden umbringen. Irgendeinen Fremden. Sich nicht mal selbst die Hände schmutzig machen. Das würde ja Hannibal übernehmen. 3000 Sesterzen. Durch vier machte das...ähm, machte das auf jeden Fall sehr viel Geld. In Saus und Braus würde sie leben. 3000 Sesterzen. Aber... ein Mord? Sie rieb sich die Nase, und lauschte noch tiefer in sich. Waren da Skrupel? Hmm.... falls da welche gewesen waren, hatten sie sich gerade, als sie die Zahl mit den drei Nullen gehört hatte, restlos verflüchtigt
    "Ich bin dabei." verkündete sie fest entschlossen. Ihre rauchige Stimme hallte in dem Keller wieder, lauter als erwartet. Scintilla war sich bewußt, eine Grenze überschritten zu haben, spürte das belebende Prickeln des Neuen, und lächelte gespannt. "Und ihr doch auch, oder?" wandte sie sich an die beiden anderen. "Denkt mal, dreit-tau-send Sesterzen, das ist doch der Wahnsinn, das macht uns alle reich!"
    "Um wen geht es denn?"
    fragte sie Hannibal voller Tatendrang. "Und hast du schon einen Plan?"

    Eine kleine Wachstafel vor sich, saß Scintilla eines schönen Tages im Herbst wieder an genau demselben Tisch. Es war gerade erst Mittag, und sie war der einzige Gast. Sogar ein paar Sonnenstrahlen wagten sich an jenem Tag durch die schmutzverkrusteten Fenster.
    Scintilla hatte einen Weinbecher vor sich stehen, und starrte schon seit einer Ewigkeit angestrengt auf ihre Wachstafel. Mal nippte sie kurz am Becher, mal trommelte sie mit dem Stylus in ihrer Hand ungeduldig auf die Tischplatte und seufzte dazu "Ach! ", "Nein! " oder "Geht nicht!", dann starrte sie wieder erbittert auf die Tafel…
    Das Auftauchen ihrer Freundin Fortunata löste diesen Bann. "Feli!"
    "Fortunata! Wie geht es dir?" Küsschen links, Küsschen rechts, und Fortunata setzte sich dazu, und spähte neugierig auf die Tafel.
    "Blendend geht’s mir. Aranea! Einen Wein für mich auch, bitte! - Was schreibst’n du da?"
    "Ach nichts!"
    "Ich seh doch…" Flink schnappte sich Fortunata die Tafel, und entzifferte "Oh, süße Pein… ich denke dein mit heißen Tränen… - ein Liebesgedicht! Oh Feli, du bist süß!"
    "Gib das her!" Scintilla eroberte kichernd ihre Tafel zurück. "Das ist nicht für dich!"
    "Für wen denn?"
    "Ach!" Scintilla wurde schlagartig wieder zur tragischen Heldin ihres selbstinszenierten Dramas. "Es ist für…. ich habe ihn dir doch gezeigt!"
    "Ah, der Adonis."
    "Ich bekomme ihn einfach nicht aus meinem Kopf! Ich glaube…",
    Scintilla schauderte andächtig, "ich bin ihm verfallen."
    "Aber Feli! Du kennst ihn überhaupt nicht!"
    "Oh doch! Neulich, da habe ich ihn wieder gesehen. Es war auf dem tarpeischen Felsen, seine Toga wehte um ihn herum, und er sah so un-glaub-lich gut aus…. Und da hat er mich gesehen, und wir haben uns angeblickt….."
    "Angeblickt."
    "Genau. Es war einfach un-glaub-lich. Und ich bin mir ganz sicher: ihn hat es auch nicht kalt gelassen! Ich sage dir: bisher war ich immer mit den falschen Männern zusammen, alles Schwachköpfe, Verlierer und Halunken, aber der, der ist der Richtige! Das weiß ich einfach. Ich will ihn. Und ich werde kämpfen, und nicht lockerlassen bis ich ihn habe!"
    Kämpferisch schob Scintilla das Kinn vor. "Mit allen Mitteln." fügte sie noch bedrohlich hinzu.
    Mitleidig hörte sich Fortunata diese kleine Rede an, und versuchte, als Scintilla ausgesprochen hatte, schnell das Thema zu wechseln: "Hast du schon gehört, im Helios-Theater wollen sie wohl die Lysistrata aufführen. Versuchst du’s?"
    "Natürlich. Aber viel lieber wäre ich nächstes Jahr die Antigone… aber wahrscheinlich geht die Rolle gleich wieder an irgend so eine reiche Schnepfe, die keine Ahnung von der Schauspielerei hat, aber dafür reichlich bezahlt… ich überlege mir schon ernsthaft, mir ein paar Empfehlungsschreiben zu besorgen, und mich irgendwo als Scriba zu bewerben."
    "Also das wäre nichts für mich!"
    "Du hast ja auch wen, der dich aushält."
    "Ja, Sosius ist ein Lieber. Such dir doch auch jemanden. Ich habe gerüchteweise gehört, Decius soll ganz scharf auf dich sein."
    "Der Dicke Decius! Niemals!"
    Scintilla zog eine Grimasse. "Ach, ich muß dir noch was erzählen! Stell dir vor, ich stehe in der Zeitung."
    "Unter ´gesucht wird, tot oder lebendig` ?"
    "Nein."
    Scintilla erhob ihre Stimme und rief zum Tresen hin. "Aranea! Hast du eine Acta?"
    Gemächlich erschien die massige Wirtin, brachte Fortunata ihren Wein, und knallte vor Scintilla eine Zeitung auf den Tisch. Die blätterte, und las den beiden mit Stolz vor: "`Wie von einigen zuverlässigen Quellen berichtet, wurde der Volkstribun sogar bei den Ludi in einer sehr vertieften Unterhaltung mit einer rotblonden Schönheit gesehen. Ist sie die Traumfrau, die er bei einigen Fragen erwähnte?` – Das bin ich! Also, nicht die Traumfrau, wir haben nur etwas geplaudert, er ist ziemlich nett, aber die rotblonde Schönheit." Sie strahlte, und stich sich eitel das Haar zurück.
    "Was für Leute du immer wieder kennenlernst. " wunderte sich Fortunata kopfschüttelnd. "Ich muß leider schon bald wieder los, habe einen Termin bei Tuscus bekommen können. Feli, du solltest unbedingt auch was mit deinen Haaren machen. Sie sind wunderschön, wirklich, aber rot kommt gerade völlig aus der Mode…."
    Diese Nachricht erschütterte Scintilla sehr, und bestimmte das weitere Gespräch, bis sich Fortunata sich dann verabschiedete.


    Wieder alleine mit ihrer Wachstafel, war Scintilla schon nach kürzester Zeit wieder an demselben Punkt wie vorhin angelangt: sie starrte auf ihre Schrift, raufte sich die Haare, und schlug aggressiv mit dem Stift auf den Tisch. "Mein, Dein, Schein, Pein… was gibt’s da noch, ähm, Fein, Hain, Dämmerschein, Dämmerschein ist gut…"
    "Schwein." klinkte sich Aranea ein, die gerade mit einem schmutzigen Lappen die Krumen von einem Tisch in der Nähe abwischte. "Oder: Gemein."
    "Das geht nicht! Es geht hier um Liebe. Ich glaube, genau deshalb ist es so schwer…." Ächzend stützte Scintilla den Kopf in die Hand. "Ich will viel zu viel auf einmal sagen. Und alles was ich schreibe, so die üblichen Verse halt, Rosen und Nachtigallen, das erscheint mir gleich so trivial. Ich glaube, um die richtigen Worte zu finden, muß ich es ganz anders angehen…." Kurzentschlossen drehte sie den Griffel, und strich alles aus, was sie schon geschrieben hatte. "Ganz anders. Und an einem Ort, der mich inspiriert…. Vale, Aranea!"
    Scintilla lies eine Münze auf dem Tisch liegen, und verlies, mitsamt Wachstafel, mit schnellen Schritten die schmierige Spelunke.

    In der Spelunke ging es, in jener regnerischen Nacht, noch hoch her. Doch nachdem unsere drei Protagonisten gegangen sind, fehlt uns der Fokus, und die Bilder verschwimmen...
    Wir sehen noch einige knöcherne Würfel über den Tresen kullern, ein Haufen Sesterzen wird von schwieligen Fäusten zusammengerafft, wir sehen den verhärmten Schankjungen herumhetzen, die fette Wirtin winkt ein paar finstere Gestalten ins Hinterzimmer, Flosculus wird von einer ringgeschmückten Hand gepackt und in den Tanz hineingezogen, die Finger des Flötenspielers zucken wie Spinnenbeine über sein Instrument hinweg… wir hören Füße stampfen, derbes Lachen, schräge Musik….. und Schluß.

    "Bravo! Nieder mit den Puniern!“ :app:
    Als die Baal gestürmt wurde, hielt es Scintilla nicht mehr auf ihrem Sitz. Sie sprang auf, und applaudierte begeistert den tapferen Legionären der Neptun. Dann fesselte der Überlebenskampf eines über Bord gegangenen Karthagers ihre Aufmerksamkeit. So verlor sie völlig den Überblick, und jubelte ebenso enthousiastisch, als die Dido die Aeneas versenkte. Doch sogleich zeigten ihr die bösen Blicke der Umsitzenden ihren Irrtum auf, und mit glühenden Wangen setzte sie sich schnell wieder hin. Schulterzuckend blies sie sich eine Locke aus dem Gesicht, und spuckte einen Kirschkern im hohen Bogen, über die Köpfe der vor ihr sitzenden hinweg, ins Wasser.

    "Der Prokonsul?! Dieser Krösus? Nein wirklich!" Scintilla biss herzhaft in den Kuchen. "Vorzüglich. In Accusium haben wir auch eine Spezialität, die ist mit ganz viel Äpfeln, hauchdünn geschnitten und geschichtet mit Honig, Eischnee und gemahlenen Kastanien…" Sie fasste ihren Zuhörern, von lebhaften Gesten untermalt, das Rezept zusammen("ex-qui-sit! ") und worauf es beim Backen ankam ("die Kruste muß SCHMELZEN, darf auf keinen Fall bröckeln…"), und schloß mit der Feststellung, dass sie auch dringend mal wieder was backen musste. Ohne Punkt und Komma schwenkte sie wieder zum vorherigen Thema, und spekulierte fröhlich weiter: "Ich glaube aber, das hinter dem Vorhang, als es um die Details ging, und dann ums Geld, das war eine Frau. Sie hat zwar ihre Stimme gut verstellt, aber ich bin mir ziemlich sicher… vielleicht arbeitet sie ja für ihn. Könnte natürlich auch ein Eunuch sein…"
    Hannibals plötzlicher Ernst, oder gar Zorn, unterbrach ihre Mutmaßungen, und sie wendete sich ihm irritiert zu. "Was ist das Problem? Ich hab das geschrieben! Hats dir nicht gefallen? " Sie schniefte gekränkt. "Naja, gut ich gebe zu, es war vielleicht zu schwer zu deuten. Aber der, oder die, wollte das wohl so haben. Ich frage mich ja selbst, wen das eigentlich treffen sollte… außer dem Prätorianerpräfekten natürlich!" Sie grinste wissend, und teilte Decius und Fabus betont beiläufig mit: "Der ist nämlich wirklich ein bisschen schüchtern. Ich traf ihn mal auf so einem Weinfest wo ich ein Engagement hatte. Vielleicht ist er aber nur bei Frauen so? Hach, er hätte das gar nicht nötig, der muß sich wirklich nicht verstecken der Mann! " Sie seufzte und schwärmte mit leuchtenden Augen: "So charmant, und mit einem ganz wundervollen Kinn…", und geriet übergangslos ins Schimpfen: "Dummerweise hat ihn so eine räudige aufgetakelte Schlampe die ganze Zeit über wirklich penetrant bedrängt! Eine ganz niveaulose Person. Vielleicht war er deshalb etwas verschreckt.“
    Aber dann wurde sie nachdenklich. "Moment… stand nicht vor einiger Zeit in der Acta was über den Präfekten und irgendeine junge Frau? Das muß in der Klatschkolumne gewesen sein..." (Scintilla las meistens nur diese. Und die Kleinanzeigen.) "Vielleicht ist der Spötter ein eifersüchtiger Rivale? Das wäre ja köstlich! Ich muß mal ein altes Exemplar suchen. Ein Jammer übrigens, daß es die Kolumne nicht mehr gibt, findet ihr nicht auch? Die Zeitung hat damit viel an, ähm, Qualität verloren. Aber wie auch immer. Wofür hast du uns denn nun versammelt, Hannibal? Wieder ein Bruch? "