Beiträge von Flavia Arrecina

    Seine Worte schmerzten weil sie wusste, dass er recht hatte. Es war alles zum Scheitern verurteilt von Anfang an. Es war wie die Schöne und das Biest. Wieder war es ein Käfig der sie von dem fern hielt was sie wollte und wieder konnte sie nichts dagegen unternehmen, konnte nur warten und sich den Schmerzen hingeben.
    Als seine Hand ihre Wange berührte trat sie einen Schritt zurück, denn nach seinen Worten konnte sie seine Berührungen einfach nicht mehr ertragen.


    "Ich kann in diesem Käfig nicht leben! Ich werde hier welken wie eine Blume der man zuwenig Liebe oder Wasser schenkt. Grau werden meine Blütenlätter werden und langsam eines nach dem anderen auf den Boden fallen. So wird es sein. Sie werden dich nicht leben lassen." Das war keine Frage sondern das was sie in diesem Moment dachte. Was letztendlich geschehen würde wusste sie nicht, aber wenn sie ihm nicht helfen konnte wer sollte es dann machen?


    "Es tut mir leid, es tut mir alles so leid," flüsterte sie und trat einen weiteren Schritt nach hinten zurück.

    "Genau davor habe ich Angst irgendwann Ware zu sein, die einem Mann einfach angeboten wird. Wie das Vieh oder andere Waren auf den Märkten. Ein Gedanke der in meinem Kopf immer öfter zu spuken beginnt," sagte sie noch rasch und spürte dann seine Hand in ihrer. Seine war warm im Gegensatz zu ihrer stets kühlen Hand und fühlte sich gut in ihrer an. "Ja entweder kommt es auf einen zu oder nicht, aber meistens sind es die kleinen Überraschungen die einen eben überraschen," schmunzelte sie und zog ihn auf sanfte Art mit sich. Der Kies gab knirschende Geräusche und ihren Füßen als sie den schmalen Weg an dem Pavillon vorbeigingen. Da der Abend schon längst eingesetzt hatte leuchteten im ganzen Garten Fackeln und Feuerschalen und warfen ihre Schatten. Die Musik der Musikanten vom Fest schallte auch zu ihnen rüber und manches mal auch das ein oder andere Gelächter.


    Es war eine recht abgelegene Ecke in der sie Macer führte und manch anderer hätte sicher andere Dinge vermutet als diese die sie ihm zeigen wollte. "Ich hoffe du findest das jetzt nicht kindisch was ich die zeige und wenn es einer der Oberaufseher hier sehen würde," damit meinte sie einen der Sklaven die hier viel zu viel zu sagen hatten, sie dachte dabei an Sciurus den sie nicht leiden mochte, "würde man es nicht lange ansehen können," lächelte sie Macer an und ließ immer noch nicht seine Hand los. Bei einer kleinen Statue hielt sie an und zeigte zwischen diese und dem Busch der dort war. Zwei funkelnde Augen blitzten sie beide an und auf einmal wurden es langsam mehr und ein leises "Miau" war zu hören.


    Die Katzenmama war nicht so sehr begeistert darüber, dass sie gestört wurde bewegte sich aber nicht weiter da sie hoffte, dass die Störenfriede schnell wieder verschwinden würden. "Ich habe sie heute morgen hier entdeckt. Ich weiß wahrscheinlich nichts besonderes aber ich finde es süß die kleinen zu sehen wie sie von ihrer Mutter beschützt werden." Immer noch lächelte sie Macer an dessen Gesicht durch das entfernte Feuer immer wieder von Schatten überzogen wurde. Sie hielt inne und sah ihn einfach nur an, beobachtete das Schattenspiel in seinen Augen und bekam in ihrigen einen Ausruck von leichter Traurigkeit und Sehnsucht.

    Arrecina hatte absolut keinen Hunger, aber sie tat es ihrem Vater zu Liebe, was sonst hätte sie auch anderes machen sollen. Sie wollte ihn nicht enttäuschen auch wenn ihr verdammt viel auf der Zunge lag was sie ihm gerne an den Kopf geschmissen hätte. Zwar sah sie ihn an, aber doch schien es als würde sie versuchen durch ihn hindurch zu sehen und sie versuchte das Bild einer Tochter aufrecht zu erhalten die kühl war und keine Gefühle offenbarte die sie ihm gegenüber empfand. "Dann sehen wir mal was dieser Koch uns zubereitet hat," lächlte sie und ging wie ein kleines Kind an der Hand ihres Vaters zu ihrem Platz und legte sich hin, dabei hatte sie aber keinen Blick für die schöne Umgebung übrig und auch dem Essen widmete sie nicht wirklich ihre Aufmerksamkeit und legte sich nur ein Stück Hühnchen auf den Teller rührte es aber nicht weiter mehr an.


    "Sauer? Wütend? Böse? Vater, du kommst nach Hause und schmeißt eineFeier wo mir meine Stiefmutter präsentiert wird die ich noch nie zuvor gesehen habe. Indess haut mein kleiner Bruder ab und du sitzt hier anstatt ihn zu suchen. Du wirst in den Krieg ziehen und mich wieder alleine lassen bei den anderen hier die sicher ihre eigenen Probleme haben. Warum bei den Göttern sollte ich einen Grund haben auf dich wütend zu sein?" fragte sie ihn in einem wirklich spöttischen Ton.


    So viele Gedanken geisterten ihr in ihrem Kopf herum seit dem gestrigen Abend der doch noch schön geworden war. Heute bereute sie es nicht mehr an der Feier teilgenommen zu haben ausser, dass sie nun wusste, dass sie eine Stiefmutter haben würde.

    Wenn sie das wollte dann konnte sie das alles sehr gut beherrschen denn das hatte sie schon immer gut gekonnt vor allem bei ihrer Großmutter. Immer hatte sie ihre Gedanken für sich behalten, denn ansonsten wäre es sehr schwer geworden von Baie abzuhauen. Sie nickte auf seine Antwort und wollte sich auch keine weiteren Gedanken mehr darüber machen. Der Tod war für sie ein trauriges Thema und immer noch eines vor dem sie viel Angst hatte. Für sie war es etwas endgültiges und er würde diesen Moment hie zerstören denn sie genoss. Ihr gefiel seine Gesellschaft und das würde sie auch niemals abstreiten im Moment war es ihr sogar egal ob ihr Vater hier auftauchen würde.


    "Warum wäre es denn nicht ehrlich? Wartest du nicht auf die richtige? Würdest du einfach eine Frau ehelichen auch wenn sie dich gar nicht möchte? Ich weiß, dass es so üblich ist, dass eine Frau einfach einem Mann gegeben wird doch gibt es ja auch wirklich Ehen die aus Liebe geschlossen werden oder zumindest mit Gefühlen wo vielleicht noch Liebe draus werden kann. Manchmal geht das ja schneller als man denkt. Erst hasst man sich und dann merkt man, dass da doch etwas ist." Als sie das sagte konnte man dieses Glitzern in ihren Augen sehen, dieses was sie immer nur bei Aquilius oder bei Rutger hatte, eines was nur die wenigsten zu sehen bekamen, aber hier wollte sie es auch gar nicht verstecken. "Wenn ein Vater nun zu dir käme und dir die Hand seiner Tochter geben würde, würdest du sie annehmen?" fragte sie ihn neugierig interessiert und schon in einem fast verschwörerischen Ton. Sie hatte keine Absichten, keine Pläne, es war nur eine Frage und vielleicht eine gewisse Angst in ihrem Hinterkopf die ihr in letzter Zeit immer wieder zu schaffen machte, vor allem seit dem sie wusste, dass ihr Vater bald in den Krieg ziehen musste. Sie hatte Angst irgendwann an einen langweiligen und dickbäuchigen Patrizier verheiratet zu werden, einen den sie nicht mochte und vielleicht alles nur weil ihr Vater nicht mehr war. Keiner hatte sich jeh darüber Gedanken gemacht, doch sie schon und es waren Gedanken die immer wieder über sie kamen.


    "Auch wenn der Kaiser dich von einem Ort zum nächsten schicken würde so könnte deine Frau doch immer mitkommen. Ich stelle es mir schön vor immer wieder andere Plätze zu sehen, neue Menschen zu treffen und all das," schwärmte sie und hielt ihm plötzlich ihre Hand hin mit einem Lächeln auf den Lippen. "Darf ich dir etwas zeigen?" fragte sie ihn vorsichtig.

    Langsam hatte sie angefangen es zu hassen wenn ihr Vater sie so nannte. Es war einfach so viel geschehen, dass sie bestimmte Kosenamen einfach nicht mehr ertragen konnte, aber nur die Liebe zu ihrem Vater, die immer noch in ihr weilte verhinderte es, dass sie es ihm sagte.
    Sie vermied es nun auch zu seufzen oder etwas anderes erkennen zu lassen, dass sie keine Lust hatte mit ihm zu essen. Ihre Gedanken waren wo anders, bei jemand anderen oder sagen wir einmal so, bei mehreren Personen.


    "Gerne Vater. Sicher werde ich mir dir essen," sagte sie freundlich und doch schwang da noch ein gewisses Etwas in ihrer Stimme mit. Wenn sie gewusst hätte, dass er immer noch an diesen Fluch dachte hätte sie wohl versucht ihm endlich einmal den Kopf zu waschen, dass niemand sie verflucht hatte und alles einfach nur ein Unfall gewesen war der zu einer weiteren Verkettung von vielen anderen Dingen geführt hatte von denen die meisten Dinge mehr als unschön gewesen waren.


    "Wo möchtest du essen?"

    "Die Kunst das alles zu überspielen, deswegen sieht man es vielleicht nicht," meinte sie lächelnd. Trotz der Zeremonie wo man versucht hatte diesen Fluch von dem alle sprachen aufzuheben dachte sie noch sehr oft an das Erlebte, vor allem an diese Frau die ihr nach dem Leben getrachtet hatte. Sie hatte mit keinem mehr darüber gesprochen seit dem sie sich wieder erinnern konnte. "Ich denke noch oft daran, aber mit der Zeit lernt man damit umzugehen. Als du in diesen ganzen Schlachtn warst hats du sicher schon viele Tote gesehen oder? Bei mir waren es zwei, einen Mann und eine Frau und ich möchte es nie wieder erleben, niemals mehr," sagte sie leise und sah an Macer auf der ein Stück näher getreten war.


    "Für die, die ihn nicht tragen ist es etwas was sie sich wünschen, aber ich wünsche mir einfach nur eine einfache Frau zu sein die sich um nichts anderes kümmern muss als um Haus und Kind. Ich meine schon bei diesen Feiern ist es für mich eine Pflicht aufzutauchen und die fröhliche zu spielen auch wenn ich nicht fröhlich bin. Als Patrizierin und dann auch noch mit diesem Namen ist man eine Gefangene. Es wird immer darauf geachtet was man macht und was man sagt und wenn es den anderen nicht passt wird man zurechtgewiesen. Ich glaube im Moment haben sie auf mich einfach nur Rücksicht genommen, aber mich würde es nicht wundern wenn mein Vater langsam darüber nachdenkt einen Mann zu suchen falls er nicht schon einen für mich gefunden hat. Wir haben schon lange nicht mehr richtig miteinander geredet und jetzt da er heiratet ohne ein Wort gesagt zu haben. Er will uns sicher los werden. Aber wieder kein Thema das hier her gehört, entschuldige bitte,"entschuldigte sie sich wieder und lächelte etwas zurückhaltend.


    Wieder blickte sie ihn an und nachdem er ihr auf die letzte Frage geantwortet hatte kam auch schon die nächste in ihr auf. "Wie kommt es, dass ein Mann wie du keine Frau an seiner Seite hat? Ich meine, wäre nicht jeder Vater froh wenn er seine Tochter in deine Hände geben könnte?"

    "Ich bin auch sehr gerne draussen und glaube dir, dass das alles viel mehr Spaß macht. Und so kommst du ganz sicher mit noch viel mehr Menschen in Kontakt und erfährst bestimmt auch die meißten Neuigkeiten als erster." Arrecina lehnte sich mit dem Rücken an die Holzwand des Pavillons an und hatte seine leichte Berührung eben als er sie etwas gestützt hatte sichtlich genossen, sagte es aber natürlich nicht. "Ich möchte den Kaiser wirklich gerne mal sehen aber nicht weil ich den Namen der Flavier trage. Ich würde zu ihm kommen, weil ich zu dieser Familie gehöre, aber vielleicht will ich das ja gar nicht.......Wenn würde ich gerne zu ihm weil es meinetwegen ist, weil ich etwas getan habe was ihm imponierte oder so."
    Sie lächelte ihn einfach an während er anscheinend den Garten musterte, der zu einem der schönsten gehörte, deswegen hielt sie sich auch sehr gerne hier auf, vor allem wegen seiner Größe. Man hatte hier immer die Möglichkeit unliebsamen Menschen oder nervigen Besuchen aus dem Weg zu gehen. Es war ruhig und man konnte den Vögeln bei ihre Gesängen zuhören oder den Wolken bei ihrem Weg über den Himmel zusehen.


    "Es ist alles eine lange Geschichte. Ich war von meiner Großmutter weggelaufen um zu meinem Vater zu kommen, also hier her. Dann war ich da und alles war in ordnung, auch wenn meine Familie in meinen Augen merkwürdig ist, so teilweise. Ich lernte einen Mann kennen, einen Sklaven......wollte mit ihm ausreiten, aber ich kam so schnell nicht mehr zurück da er mich entführte und ich unterwegs durch einen Unfall mein Gedächtnis verlor. Man fand uns irgendwann nach einer langen Odysse und brachte uns zurück. Ich kann mich heute nicht mehr an alles erinnern, weiß aber, dass der Tod sehr nah gewesen war und seine Hände nach mir ausgestreckt hatte. Lange habe ich gebraucht meine Familie wieder zu erkennen und mich mit diesem Leben abzufinden. Sie achteten noch viel mehr auf mich und es war teilweise nicht auszuhalten. Naja es ist wie in einem Käfig. Ich kann ungesehen hier nicht mehr weg und weiß auch, dass meine Sklaven ein Auge auf mich werfen damit sowas nicht mehr passiert."


    Immer wieder hatte sie ihren Blick in die Ferne gerichtet sich die Blumen angesehen und den kleinen Teich der ganz nahe war. "Ich möchte dich aber nicht mit dieser Geschichte langweilen. Es ist vergangen und vielleicht sollte man manches nicht wieder aufrollen. Wie ist es mit deiner Familie?Frau, Kinder?" Neugierig sah sie ihn an denn sie wusste nichts weiter über ihn ausser dem was er ihr schon gesagt hatte. Sie stand immer noch gegen die fein gearbeitete Wand gelehnt und beobachtete ihn.

    Ob es ihr recht war oder nicht, das sollte man mal lieber aussen vor lassen. Seit dem feststand, dass diese Frau ihre Stiefmutter sein sollte und wegen ihr ihr Bruder weggelaufen war, seit dem war ihr Brass auf ihren Vater nur noch größer. Arrecina vermisste ihren Bruder auch wenn er sehr oft eine Nervensäge war vermisste sie ihn schrecklich. Das war etwas was sie nie verzeihen würde und doch als der Sklave kam und ihr ausrichtete, dass ihr Vater wünschte sie zu sprechen beugte sie sich diesem Wunsch und legte sich eine Stola um ihre Schultern um sich dann langsamer als sonst in den Garten zu begeben. Sie ließ such mit Absicht Zeit, denn er konnte gerne auch einmal warten.


    "Du wolltest mich sehen Vater?" fragte sie ihn als sie angekommen war. Arrecina stand auf Abstand und umarmte ihn auch nicht. Sie wollte sich anhören was er zu sagen hatte und hoffte, dass es keine Schellte gab oder, dass er etwas gesehen hatte als sie sich von dem Fest entfernt hatte, denn Ärger wollte sie grade nicht haben. Es stand zwar viel zwischen ihnen aber er war ihr Vater und ausserdem auf den Weg in den Krieg.

    Argos hatte es wirklich auf sie abgesehen und es sah fast so aus als hätte er heute einfach einen ziemlich großen Spieldrang und sie beschloss, dass Anaxandra sich mehr mit ihm beschäftigen müsse da sie es nicht die ganze Zeit konnte. Es erstaunte sie dennoch, dass er so viele Posten bekleitet hatte, denn sicher wurde nicht jeder für solche Posten vorgesehen und da konnte man auf seine Arbeiten schon stolz sein, sie wäre es auf jeden Fall. "Oh ja wenn ich diese Ämter höre stelle ich mir teilweise vor, dass man da hinter einem sehr großen Stapel Paieren steckt und wenn jemand dann rein kommt genau dieser über einem zusammenbricht." Ganz kurz versuchte sie sich Macer genau in dieser Situation vorzustellen was ihr einen frechen Grinser entlockte, aber gleich darauf dachte sie lieber wieder an das Jetzt.


    "Wenn der Kaiser dich schon zum Statthalter gemacht hat muss er dich sehr schätzen und ich nehme an du kennst ihn persönlich? Ich hatte noch nie die Ehre und werde sie sicher auch nie haben ihn einmal persönlich zu treffen. Ich wüsste nicht was ich großes leisten könnte um mal vor ihn treten zu können."


    Sie errötete als er sie so direkt auf diesen doch sehr abgelegenen Spaziergang ansprach und war grade froh, dass Argos sie wieder auf die Seite schubste und sie ihn mal wieder abwehren musste, auch wenn sie dabei gegen Macer stieß. "Entschuldige," sagte sie auf einmal sehr zurückhaltend und widmete sich noch einmal ihrem Argos. "Argos aus jetzt, geh such Anaxandra sie spielt mit dir. Husch." Arrecina deutete mit ihrer Hand des Weges und machte Argos damit klar, dass es langsam gut war. Er sah sie mal wieder nur hächelnd an maulte dann kurz machte sich dann aber langsam und trottelig auf den Weg davon.


    "So wieder normal laufen können," lächelte sie. "Ich hoffe aber nun, dass das Verschleppen jetzt nicht schlimm war und es kein schlechtes Bild auf mich wirft oder es dir gar unangenehm ist," meinte sie nun ihrerseits mit einem frechen Schmunzeln. "Viel mache ich nicht, ausser mich wieder an das Leben gewöhnen und mich diesem zu erfreuen, zu versuchen wieder einen Weg in den Alltag zu finden und mit den vielen neuen Situationen zurecht zu kommen. Vielleicht zieht es mich irgendwann zu den Göttern, ich weiß es noch nicht, vielleicht aber auch zu etwas anderem. Irgendwann Hausfrau und Mutter, wer weiß was die Götter für mich vorgesehen haben. Das Leben hier scheint einem sehr oft einfach nur wie in einem goldenen Käfig zu sein aus dem man gerne ausbrechen würde. Kennst du dieses Gefühl?" An dem Pavillion angekommen blieb sie einfach stehen und wartete auf seine Antworten und sah ihn dabei lange und etwas prüfend an.

    Zufrieden nickte Arrecina ihr zu. "Das ist die richtige Entscheidung, denn wenn du sie nicht nimmst, dann ärgerst du dich später und ab und an sollte man seiner Versuchung nachgeben." Arrecina lächelte sie auffordernd an, aber schenkte dem Händler keinen Blick. So offenkundig musste man sein Interesse ja nicht zeigen, denn es war auch so schon deutlich, dass er hier eine potenzielle Käuferin auf jeden Fall hatte. Arrecina hatte immer gelernt, dass man sich das kaufen sollte was man sich wünschte. Geldprobleme hatte sie keine und Taschengeld bekam sie auch reichlich so, dass sie sich auf keinen Fall beklagen konnte.
    "Helvetius Geminus?" Arrecina überlegte aber sie konnte mit dem Namen wirklich nichts anfangen. "Nein den Namen habe ich noch nie gehört, zumindest nicht bewusst oder ich habe ihn einfach vergessen." Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht und auch über ihr Lächeln. Vielleicht hatte sie den Namen doch schon einmal gehört konnte sich aber nicht mehr erinnern. Nicht alle Erinnerungen waren zu ihr zurückgekehrt, so hatte sie heute noch Probleme Familienmitglieder zu erkennen die sie kannten. Doch jetzt war nicht der günstigste Zeitpunkt darüber nachzudenken und sie wollte auch nicht, dass ihr Gegenüber etwas bemerkte von ihren Gedanken.


    "Dann kauf sie dir," flüsterte sie Severina zu als der Händler immer größere Ohren zu bekommen schien.


    Und der Händler hatte wahrlich große Ohren mit denen er auch gut hören konnte das war schon einmal klar. "Nun für so ein hübsches Mädchen mache ich einen Freundschaftspreis von 120 Sesterzen, denn diese wundervolle Tunika kommt aus fernen Ländern und der Stoff, wie du sicher fühlen kannst, ist einfach einmalig. Nur die wenigsten können sich so ein prachtstück leisten und du würdest damit ganz sicher etwas seltenes sein!"

    Unter ihrer beider Füßen knirschte der Kies über den sie liefen, denn die Wege im Garten waren mit feinem Kies ausgelegt worden und gesäumt von kleinen Pflanzen. Zwar würde am Ende des Weges auch eine Bank und noch ein kleiner Pavillion stehen, aber wenn sie sich da setzen würde, wäre es etwas anderes, denn da musste sie sich nicht beobachtet fühlen von ihrer ganzen Familie. "Entschuldige wenn ich direkt werde, aber so alr erscheinst du mir nun auch wieder nicht. So lange schon Senator? Du scheinst wirklich schon viel gemacht und erlebt zu haben. Einen kleinen Teil durfte ich mir ja vorhin schon anhören." Sie schmunzelte, denn bis zu einem bestimmten Teil war das Gespräch bei den anderen auch ganz nett und interessant gewesen aber je tiefer sie gegangen waren desto weniger verstand sie und kam auch nicht so schnell mit. "Und was machst du jetzt? Entschuldige wenn ich dich so ausfrage aber ich bin neugierig, ich glaube das merkt man auch." Arrecina sah ihn verstohlen an während vor ihnen ihr mittlerweile groß gewordener Hund zwischen zwei Hecken rausgetollt kam und natürlich gleich auf die beiden zulief. Hächelnd huschte er zwischen den beiden hindurch und wollte natürlich von ihnen etwas. "Ähm das ist Argos, mein Hund, ein kleiner Aufdringlicher wie man sieht," lachte sie als er sie anfing zu schubsen und sie bald Schwierigkeiten hatte noch gerade zu stehen.

    Fast hatte sie den Mann neben sich gar nicht bemerkt und als er sie ansprach zog sie fast unmerklich eine Braue in die Höhe. "Hmm nein danke. Ich habe keinen Hunger nur etwas Durst, aber danke für deinen Ratschlag vielleicht beherzige ich ihn mal beim nächsten mal wenn ich hier sein sollte. Nur bei dieser Hitze ist es wichtiger etwas zu trinken."
    Arrecina kannte ihn nicht, was ja auch kein Wunder war so lange wie sie die Villa nicht mehr verlassen hatte war es schon schwer neue Bekanntschaften zu schließen und irgendwie traf man schneller Männer als weibliche Geschöpfe was ihren Vater nun sicher wieder zum Verzweifeln getrieben hätte.
    Nur einen kurzen Blick hatte sie in die Schale geworfen und ganz ehrlich sah es für sie nicht wirklich einladend aus aber so unhöflich das zu sagen wollte sie auch nicht sein.


    Dann kam auch endlich Anaxandra wieder und brachte ihr einen Becher mit purem Wasser. Das war das einzige was bei dieser Hitze wirklich wirkte um den Durst zu stellen oder Wasser mit Fruchtsaft aber den schien der Händler nicht zu haben. Mit dem Becher in ihrer Hand sah sie wieder den Mann an. "Darf ich fragen mit wem ich das Vergnügen habe?"

    Sie musste über vieles nachdenken. Neben ihr lief ihre Sklavin Anaxandra während Arrecina in ihre Sänfte sanft hin und her gewiegt wurde. Ihr Vater würde bald in den Krieg ziehen, ihr Bruder war verschwunden und alles schien wieder einmal ausser Kontrolle zu geraten. Ein wenig konnte sie ihren Bruder ja verstehen aber deswegen einfach abzuhauen ohne sie mitzunehmen war gemein. Wo er war? Sie hatte absolut keine Ahnung, wahrscheinlich wieder zurück zur Großmutter wobei sie würde da ja nicht mehr freiwillig hingehen.


    Arrecina hatte kein bestimmtest Ziel und so ließ sie die Sänftenträger einfach an irgendeinem Ort anhalten, wo zwar einige Menschen waren, es aber nicht so voll war, dass man keine Luft mehr bekam. Als sie ausgestiegen war sah sie sich um und deutete Anaxandra an ihr etwas zu Trinken von einer der in der Nähe gelegenen Stände zu besorgen. Als die junge Sklavin davoneilte, der die Veränderung von Arrecina aufgefallen war, setzte sich Arrecina auf eine der Steinbänke in die nähe eines Mannes.

    Dieses Schicksal blieb ihr dann ja erspart musste sie spöttisch in ihren Gedanken zugeben, aber ihrem Vater würde eine andere Strafe einfallen wenn er davon erfuhr, dass sie etwas mit dem Sklaven hatte. Nicht nur seine Enttäuschung wäre überaus groß sondern auch seine Wut auf Rutger wäre enorm.
    Sie hob ihre Hände ein wenig an als das Beutelchen in ihrem Schoß landete und schluckte. Es war ihm wirklich ernst, denn sie hatte es bis jetzt noch als Scherz gedeutet, schließlich war er ihr Onkel und zwar einer von der Sorte der immer irgendwie ernst war, aber nun überraschte er sie wieder.
    Ihr Blick blieb an der Fliege hängen die in seiner Hand summte. Ja sie war eine Gefangene und konnte diesem goldenen Käfig nie entfliehen wenn sie nicht seine Hilfe annahm. Warum man sie in einen solchen Käfig steckte konnte sie ebenfalls nicht nachvollziehen, aber es schien ihr Schicksal zu sein. Dass er letztendlich die Fliege zerquetschte hatte sie nicht gesehen und das war auch gut so, denn ansonsten wäre sie nicht auf ihn eingegangen wie sie es nun tat.
    "Ich möchte, dass er frei ist, dass er wieder das Leben leben kann was er möchte, was mit mir dabei ist, ist egal, aber er muss frei sein, denn wenn er hier bleibt dann wird er sterben und das will ich nicht. Bitte hilf uns, dass das gelingt." Flehend sah sie ihn an und hoffte, dass es nicht nur leere Worte waren die er da sprach.

    Reden, reden viel zu viele Worte wurden hier nur gesprochen. Sie sah nichts mehr anderes ausser diesen Mann, ihren Onkel, den sie nun schon so lange begerhte und endlich sollte es so weit sein? Sie beide erinnerten sich nicht wirklich an viel, jeder hatte nur Bruchstücke seiner Erinnerungen grade vorhanden, aber das war sowas von egal, denn ihr Körper schien innerlich einfach zu vergehen vor dem Feuer der Leidenschaft. Seine Küsse schienen pures Feuer zu sein welches ihren Körper streifte und das innerliche Feuer wurde nur noch mehr entfacht als sie ihn mit Lendenschurz vor sich stehen sah. Deutlich konnte man sehen wie sie schlucken musste,als er so da stand und sie musste diesen Augenblick genießen bevor seine Hände schon wieder ihren Körper erkundeten. Seine Worte so dicht an ihrem Ohr und seine zarten und doch heißen und gierigen Küssen an ihrem Hals. Sie lehnte ihren Kopf leicht zurück und ließ ihn gewähren.


    "Jaaaaaaaaaa" keuchte sie ebenfalls nur und grub ihre Finger in seine Schultern und nahm dabei keinerlei Rücksicht ob es ihn schmerzte oder nicht um danach ihre Arme zu heben damit er ihr die Tunika entwenden konnte. Ihr atem ging schwer als wäre sie schon so lange Zeit eine lange Strecke gelaufen und doch war es nur das Werk dieses Mannes der ihren Körper vollkommen durcheinander brachte. Gerötet waren ihre Wangen und ihre Augen glitzerten in einem hellen Braun. Ganz langsam begaben sich ihre Hände wieder auf eine ganz besondere Erkundungstour.

    Arrecina wollte diese, in ihren Ohren grob klingenden Worten nicht hören. Er sollte schweigen und deswegen schüttelte sie den Kopf. "Schweig!" Erschrocken sah sie ihn an konnte ihn in diesem Licht aber immer noch nicht wirklich erkennen. Ihr Hals brannte und sie hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Warum sagte er solche Dinge zu ihr? Warum? Wollte er sie denn los werden?
    "Mir ist es egal ob sie etwas wissen. Ich habe Hilfe und werde dich hier rausbringen, das werde ich dir versprechen. Geb doch nicht schon jetzt auf und warum ich bei dir bin? Ich liebe dich Rutger. Mir ist egal was geschehen war, warum es geschen war. Sollten wir nicht glücklich sein über das was nun ist? Sollten wir uns nicht damit zufrieden geben und uns freuen, dass es so gekommen ist? Ich will dich nicht vergessen und ich will dich nicht alleine lassen!"
    Sie lehnte ihre Stirn an die Gitter an und fühlte sich mit einem mal so unendlich schwach. Sie konnte einfach nicht verstehen was das alles sollte.
    Sicher es gab viele Männer auch welche die sie interessierten aber er hatte doch seine Liebe und alles andere war Nebensache.
    "Glaube mir Rutger das alles ist doch Vergangenheit und ich will in dieser nicht leben."
    Seine Worte hatten sie jetzt zutiefst verletzt aber das wollte sie ihm nicht zeigen und so wollte sie sich lieber noch an einen Strohhalm klammern.

    Arrecina konnte es nicht ganz nachvollziehen warum diese blaue Tunika nicht auch eine sein konnte mit der man den Alltag bestreiten konnte. Sie selber trug doch auch immer nur die besten Tuniken und Stolen, aber sie kam ja auch aus einem patrizierischen Haushalt und kannte es nicht anders. Zwar hatte sie die ganze Zeit nicht mehr soviel Wert auf das alles gelegt aber langsam kam sie wieder zu dem Punkt zurück wo sie damals gewesen war und das Geschehene konnte sie immer weiter verarbeiten. Sie war etwas älter geworden und wusste zu welchem Stand sie gehörte und musste sich dementsprechend auch verhalten, bestimmt gelang ihr das nicht immer, denn einen Dickkopf bekam man nicht so einfach wieder weg, aber das war ja egal.
    "Sie ist sehr schön, aber warum solltest du sie nicht im Alltag zeigen? Hmm!? Du kannst sie doch tragen mit deinem Aussehen und zeigen, dass du es wert bist. Weißt du was ich meine?"
    Arrecinas Kopd neigte sich mal nach links dann wieder nach rechts als überlegte sie ob die Tunika wirklich zu der jungen Frau passte und sie kam immer zu dem gleichen Ergebnis, dass dem so war. "Ich bleibe dabei, du solltest sie nehmen," lächelte sie freundlich. "Helvetia, der Name kommt mir bekannt vor, aber ich kann ihn gerade nicht wirklich einordnen. Irgendwann wird es mal Zeit, dass man seine Schränke und Truhen aufräumt und ich glaube diese Zeit ist bei mir grade angebrochen und man muss die Gunst der
    Stunde nutzen wenn Papa einem Geld gibt."

    Arrecina lachte verschmitzt und blickte dann rein zufällig zu dem Händler der recht aufdringlich zu ihnen sah und nur darauf wartete das Wort ergreifen zu können.


    "Und da hat schon einer angebissen. Der sieht so aus als könnte er einen übers Ohr hauen, aber die Tunika würde ich auf jeden Fall nehmen, was ich nämlich bis jetzt an den anderen Ständen gesehen habe ist nicht zu vergleichen mit den Stoffen von hier."


    Und der Händler hatte schon längst Witterung aufgenommen und ließ ein schmieriges Lächeln, wenn man das als Lächeln bezeichnen konnte, sehen. "Salve ihr hübschen Mädchen was kann ich denn für euch tun?" sprach er die beiden an.



    Sie hatte es sehr schade gefunden den kleinen Agrippa nicht mehr gesehen zu haben, aber vielleicht änderte sich das ja irgendwann wieder. Damals hatten sie sich über ihren Geburtstag unterhalten der aber nie gefeiert wurde, leider.
    Arrecina überlegte bei dem Angebot nicht lange, schließlich war sie ohne Vater hier und das konnte sie auch mal wieder ausnutzen, also schüttete sie ihren Wein einfach weg und hielt ihm ihren Becher hin damit er ihn befüllen konnte. "Das Angebot werde ich nicht abschlagen. Ja wahrscheinlich die Männer da unten sehen sehr trainiert und fit aus und sie sind wirklich jung und machen wohl jeden platt weil sie auch geübt sind. Aber manch ein Mutiger versucht es ja auch wenn er nichts mit denen zu tun hat, das wird sicher noch spannend wenn ich die mir ansehe. Du lebst normalerweise in Spanien? "

    "Ich kenne ihn nicht gut und habe ihn leider auch nie wieder gesehen. Es ist nun schon einige Monate her, dass wir uns trafen und ein paar Worte wechselten. Da hast du recht, ganz der Vater," lachte sie und ließ sich von Anaxandra einen Becher verdünnten Wein bringen den sie ihr dann aus der Hand nahm und festhielt.
    "Man ist doch nie zu alt für alles, es sei denn man fühlt sich alt," sie musste den Mann anschmunzeln der neben ihr saß, denn so alt erschien er ihr jetzt nun auch wieder nicht.
    "Und wie hast du früher bei diesen Wettkämpfen abgeschnitten? Sicher einer der Besten!"

    Arrecina musste sich eingestehen, dass sie schon fast geglaubt hatte, dass Macer nicht mehr kam, denn sie hatte für ihre Verhältnisse lange hier gestanden, dass es erst wenige Minuten waren spielte dabei keine Rolle. Hier im Schatten der Bäume war es angenehm, weder zu kühl noch zu warm, einfach ein Ort zum wohlfühlen.
    Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie Macer sah. "Aber wenn ich ehrlich sein soll könnte ich auf das weitere lange Sitzen gut und gerne verzichten und auch auf den Rest der Feier, aber das gehört glaube ich nicht grade hier her. Da muss ich wohl mit meinem lieben Vater noch reden wenn sich mal etwas ergibt."
    Sie deutete mit der Hand den Kiesweg entlang "Wollen wir etwas laufen und reden? Seit wann bist du Senator?"