Viel war es nicht und so langsam kamen mir die Zweifel, ob der göttliche Iuppiter diese Gaben überhaupt annehmen würde. Kein Stier - wo sollte ich einen solchen auch herbekommen - oder sonstige Kostbarkeiten, vornehmlich Feldfrüchte, Gerste, Hafer, Obst, aber auch Brot und Wein.
Ich weiß nicht, ob es meine anfängliche Naivität war oder mein schier unermeßliches Vertrauen in das Einsehen, welches die Götter mit uns haben sollten, in jener mißlichen Lage, in der wir uns nun schon seit mehreren Wochen befanden.
Ich legte die Gaben auf eine Operschale und plazierte sie auf dem foculus, direkt vor dem großen Standbild des Optimus Maximus. Dabei kniete ich mich selbst auf den kahlen Steinboden, zog den oberen Zipfel der Toga über meinen Kopf und entzündete den Weihrauch. Wenn nur nicht einer der oberen Priester mich jetzt entdecken würde.
Der Weihrauch breitete sich schnell aus und stieg mir in die Nase. Ich streckte meine Arme in die Höhe und sprach die Worte, daß nur ich und der allmächtige sie verstehen konnten.
"O allmächtiger Iuppiter Optimus Maximus !
Dir zu geben und zu opfern, kniee ich vor Dir in der Asche deinerselbst,
alles zu geben, was mein Herz zu geben vermag,
Deine Macht und Deine Großmut zu erfahren wie Du Deine Taten oft vollbracht.
So nimm von mir diese Gaben, meine eigene Frömmigkeit,
an der sollst Du dich laben.
So geb ich Dir, daß Du mir gibst und was Du mir hast gegeben,
will ich Dir auf ewig vergelten.
Ich bitte Dich, gerechter Gott,
erhöre meine Bitten und Rufe, verschone diese Stadt, die stolze,
die sich rühmt des irdischen Herrschers Heimat zu sein,
verschone diese Menschen, die getrieben in frevelhafte Litaneien.
Zeige Deine Macht und Deine Großmut zu erfahren wie Du Deine Taten oft vollbracht.
O allmächtiger Iuppiter, zeige Dich mächtig und erhaben,
so will ich Dir zu Ehren, ein Haus der Freude richten, wo
es ruft und schallt Deinen Namen.
Denn so gebe ich, was Du gegeben."
Anschließend drehte ich meinen Oberkörper nach rechts, um das rituelle Ende des Gebets anzuzeigen. Darauf goß ich den Wein aus einem Krug in im Boden vorhergesehene Löcher. Langsam plätscherte die Flüssigkeit und verschwand schließlich ganz im Boden.
Dann wurden die Gaben verbrannt. Weißer Rauch stieg auf, der durch eine Dachöffnung nach oben ins Freie auftauchte.
Demütig senkte ich das Haupt und verharrte in Stille.