Beiträge von Duccia Clara

    Als ich Gemanicus sah, erstarrte ich für einen Augenblick.
    "Oh Götter! Ein Mann in meinem Zimmer und ich halbnackt im Bett, mit losen
    Haaren..." dachte ich und zog so hoch wie möglich meine Decke...
    Aber dann sah ich ihn freundlich an, obwohl ich zitterte am ganzen Körper:


    "Guter Valentin Germanucus, es ist nett von Dir mich zu besuchen, ich muss um verzeihung bitten, dass ich so spät noch im Bett liege..."


    dabei wurde ich bestimmt rot...


    "Können wir uns in einer Stunde in Eingangshalle treffen, ich muss nach meinen Leuten sehen und bitte Dich mich zu ihnen zu begleiten?"

    Meine Hoffnung gleich einzuschlafen hat sich nicht erfüllt... Die schrecklichen
    Bilder verfolgten mich nun wieder. Ich stand auf und trank einen Becher
    frisches Wasser......Die liebe Venusia hat an alles gedacht, mir wurde warm
    ums Herz. Wieder im Bett dachte ich nun an Damians Familie, die mich so lieb,
    so herzlich aufgenommen hat... Es war schon gegen Morgen als ich endlich und
    mit guten Gedanken einschlief.

    Obwohl ich das Zimmer nur zum zweiten Mal betrat, hätte ich das Gefühl als
    ob ich hier schon immer gewohnt habe, alles war mir hier vertraut.
    Ich wollte nur noch ins Bett.


    "Danke, ich brauche nichts mehr als Schlaf..."

    "Gute Nacht, Dagmar"


    verabschiedete ich mich von der lieben Venusia.


    Ich sah zum Fenster, es war wirklich sehr dunkel draußen.
    So viel ist an einem Tag passiert, was wird Morgen bringen?

    Ich ging mit Venusia den Korridor entlang und freute mich auf ihre
    Gesellschaft, obwohl es mir peinlich war, sie um alles zu bitten:


    "Venusia, ich hoffe, morgen werde ich mich hier in Casa besser kennen,
    wie kann ich Dir nur danken für alles..."


    sagte ich leise und sah sie an....

    "Du hast heute fast den ganzen Tag damit verbracht mir zur Seite zu stehen...ich mochte jetzt schlafen gehen, wenn Du mich bitte in mein Zimmer begleiten könntest, ich kann mich hier in dieser großen Casa noch nich richtig orientieren?"

    "Ja, liebe Venusia, schön, dass Du kommst, es geht mir jetzt viel, viel besser"


    ich lächelte zurück und freute mich wirklich sie wieder zu sehen:


    "Wie lange war ich eingentlich im Bad?"


    fragte ich Venusia

    Langsam zog ich mich aus, ließ meine Haare fallen und stieg ins Bad. Das Wasser
    war heiss, genau richtig für einen ermüdenten Körper und eine leidende Seele.
    Ich schloß die Augen, konnte aber das Bild nicht auslöschen, wie Damian
    schwer verletzt am Boden liegt und nach Luft rangt...Es war unerträglich darüber nachzudenken... Langsam aber wirkte das Bad und ich sah die schöne
    Bilder. Ich dachte an die Worte eines Philosophs: Man ist glücklich, wenn man
    schöne Erinnerungen hat. Ich hatte viele schöne Erinnerungen an unsere
    Liebe, an unsere Zeit zusammen, die werden nun für immer bei mir bleiben...
    Also muss ich glücklich sein, ich seufzte und beruhigte mich ein wenig.
    Diese Gedanken und das schöne Bad entspannten mich nun entgültig,
    und ich stieg aus dem Wasser wie Neugeborene, trocknete meine Haare,
    hüllte mich in warme, weiche Tücher um und liess nach Venusia rufen.

    "Oh....!"


    mehr konnte ich auch nicht sagen... Es war herrlich, ich stand ein paar Minuten
    einfach da und genoss die Vorfreude, die verschmutzten Sachen endlich
    abzulegen und im heissen Wasser unterzutauchen...


    "Ich glaube, ich komme alleine zu recht, es wird mir schon nichts passieren an diesem herrlichen Ort, liebe Venusia, ich habe Dich schon zu sehr in Anspruch genommen, das tut mir leid..."


    sagte ich leise und sah Venusia dankbar an.

    "Danke, liebe Dagmar,..."


    Damian hat immer, wenn er über seine Schwester sprach, sie "Dagmar"
    genannt,... ich musste wieder an ihn denken. Mein armer, lieber Damian,
    wie hätte er sich gefreut, wenn er es erleben dürfte, wie seine Familie mich
    empfangen hat...wie sie sich um mich gekümmert hat...


    Ich habe ein paar Sachen aus meiner Truhe genommen und war nun bereit
    zu gehen:


    "Wir können jetzt gehen"

    Ich lächelte Venusia dankend zurück und betrat das Zimmer. Es war dort
    warm ind gemütlich, das Fenster war groß und das Bett einladend. Ich
    fühlte mich hier sofort wie zu Hause, es wird ja auch mein Zuhause sein,...
    für wie lange? - dachte ich und seufzte...


    "Ach, liebe Venusia, es ist so schön hier, ich kann einfach keine Worte finden um meine Gefühle zu beschreiben. Es ist so viel passiert in den letzten Stunden, ich muss alle meine zerstreuten Gedanken erst einmal zusammen bringen, am besten im heissen Bad..."


    sagte ich zu Venusia und umarmte sie spontan, dabei vergass ich volkommen,
    dass ich sie auch noch schmutzig machen könnte...

    Immer noch in einem benebeltem Zustand und vor allem, was inzwischen
    passiert war tief beeindruckt, folgte ich Venusia. Ihre melodische Stimme
    und ihr Lächeln taten mir gut.
    So gingen wir durch die große Casa und vor einer Tür blieb Venusia stehen,
    lächelte mir einladend zu und wir gingen
    herein in:
    Cubiculum Clara

    Seine Worte, seine sanfte Stimme beruhigten mich:


    "Du bist zu gut zu mir, Valentin Germanicus, ich werde nicht aufhören mich bei Dir zu bedanken. Ja, ich werde versuchen zu schlafen ..."


    sagte ich, dachte aber nicht, dass es mir gelingen wird -


    "Mögen die Götter Dir immer bei Seite stehen..."


    sagte ich leise und reichte ihm zum Abschied meine Hand.


    Dann wendete ich mich zu Venusia und ging mit ihr

    Seine Hände an meinen Schultern fühlten sich wie Flügel... Die neue Hoffnung
    stieg in mir auf...
    Ich nahm seine Hand in meine und drückte die leicht.


    "Danke Dir, Valentin Germanicus, für Deine lieben Worte,ich wäre glücklich hier zu bleiben, hier lebte ja auch Damian, wenn auch nur für kurze Zeit..."


    ich seufzte wieder:


    "Venusia war so nett, mir zu helfen, ich schäme mich so von Dir
    in diesem staubigem Gewand zu stehen..."


    sagte ich leise und senkte meinen Blick .

    Langsam stand ich auf, verneigte mich auch.
    In meiner Gemütsbewegung konnte ich kein
    Wort finden, es war alles zu viel für mich....
    Doch dann hob ich meinen Kopf und sah in Valentins Augen, die so eine
    Güte und Ruhe ausstrahlten, dass ich mich wieder fassen konnte:


    "Habe vielen, vielen Dank, Valentin Duccius Germanicus für Dein Mitgefühl und Deine Gastfreundlichkeit. In Deinem Haus habe ich schon viel Wärme und Verständnis erlebt, seit ich gekommen bin..."


    Dabei sah ich dankbar Venusia an


    "und fühle mich schon jetzt hier geborgen... "


    sagte ich leise und fügte hinzu:


    "aber ich möchte Euch nicht zur Last fallen, nicht Euch auch noch mit meinem Trauer zu betrüben..."

    Als ich den großen Mann wieder sah und seine gebieterische Stimme hörte,
    bin ich fast wieder ohnmächtig geworden... Mit meiner letzten Kraft versuchte
    ich meine Würde wieder zu erlangen und sagte:


    "Sei gegrüßt, werter Valentin Germanicus, ich heisse Duccia Clara und bin
    Damians Ehefrau"


    Bei den Worten kamen mir wieder Tränen:


    "Ich war seine Frau..."

    Venusias Stimme, so sanft und lieb beruhigte mich.


    "Ja, ich möchte gerne ein Bad nehmen, ich glaube, ich bleibe alleine,
    muss mich einfach entspannen, und nach einer Stunde kann dann jemand
    nach mich sehen und vielleicht auch helfen... Meine Sachen sind immer noch im
    Wagen, ich brauche ja frische Wäsche..."


    Ich schämte mich sehr , dass ich dieser lieben Familie, vor allem aber
    Dagmar nun zur Last liege:


    "Sarolf, sagst Du, ja jetzt erinnere ich mich, er heisst Valentin Germanicus,
    richtig?"

    In meinen Gedanken versunken und vom Trauer und Müdigkeit überwältigt,
    merkte ich zuerst nicht, dass Venusia zu mir sprach. Dann vernahm ich ihre
    weiche, gefühlsvolle Stimme, ihre Worte und auf einmal war ich meiner
    Situation bewusst:


    "Liebe Venusia, Du bist sehr liebenswürdig, ich bedanke mich für Deine Worte und die Gastfreundlichkeit, dass Du mir nun anbietest, ich bin jetzt einfach nicht imstande nachzudenken, was ich in der nächste Zukunft tun werde..."


    "Wer ist Valentin? Dein Mann?" -


    fragte ich unsicher und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich hier in
    einem jämmerlichen Zustand da liege, verschmutzt und verstaubt.

    Als ich das hörte, brach ich wieder in Tränen aus, ich habe mir genau das
    Bild vorgestellt, wie er da lag, schwer verletzt und seine Clara war weit weg...
    Seine Liebe zu den ungestümten Pferden wurde ihm nun zum Verhängnis.


    Nach einer Weile sagte ich:


    "Es ist alles so schrecklich, ich kann es immer noch nicht fassen... Genau vor einem Jahr brach er nach Germania auf, er hatte solche Sehnsucht nach Dir, nach Seinen, und wir wollten zusammen reisen, aber dann erkrankte mein Vater und ich musste bleiben. Damian sagte, wenn er nach einem Jahr nicht zurückkommt, ich soll ihm nachfolgen...Nun bin ich hier und jetzt ..."


    Ich konnte nicht mehr weiter sprechen, nur weinte leise .