Beiträge von Marcus Tiberius Gracchus

    Für wen hielt ihn dieser Mann? Glaubte er Gracchus sei ein armes Schwein? Er ließ sich nichts anmerken und blieb freundlich.


    "Versteh mich nicht falsch, Atius, aber ich bin durchaus in der Lage meinen Wein selbst zu bezahlen."


    Gracchus musste plötzlich husten. Aber nach wenigen Augenblicken war der Hustenanfall genauso schnell vorbei wie er gekommen war.


    "Sag mir was du wissen willst, und ich berichte dir davon. Nur was in Tarraco passiert ist?"

    Gracchus nimmte an seinem Becher. Der Wein war hervorragend, doch wollte er die Villa nicht stockbesoffen verlassen. Daher hielt er sich mit dem Trinken etwas zurück.


    "Ich habe gehört, dass es diesmal mehrere Quaestoren gibt, die von Patriziern abstammen. Dann wird es wohl in der nächsten Periode mehrere Kandidaten für den curulischen Aedil geben?"


    Man musste sich den Zeitpunkt seiner Kandidatur gut überlegen. Nicht zu früh, aber auch nicht zu spät. Wenn man sah, dass ein möglicher Gegenkandidat vom Volk nicht gemocht wurde, war eine schnelle Kandidatur sinnvoll, sollte der Gegenkandidat allerdings vom Volk gut angenommen werden, war es nicht sehr schlau.


    Auch Gracchus ließ seinen Darm verdauen und seinen Magen entspannen. Jetzt würde gleich die Nachspeise folgen. Wenn die genauso köstlich war, wie der Rest, dann war er voll zufrieden.

    "Ich bin mir sicher, dass sich unsere Wege irgendwann wieder kreuzen werden. Ich habe ihm auch schon einen Brief geschrieben. Wenn ich richtig informiert bin, dann ist er zur Zeit Quaestor?"


    Gracchus Hand fuhr über seine Glatze, die im Licht der Lampen glänzte.


    "Weißt du, ob er plant curulischer Aedil zu werden?"

    Sim-Off:

    Jo, stimmt schon. ;)


    Uttarae. Der Name war ihm einmal untergekommen, als er von den Aufständen in Hispania gehört hatte. Und davon, dass dort jetzt Veteranen wohnten, hatte Gracchus auch gehört.


    "In der Tat, so ist es."


    Das hätte man auch an dem kleinen Halbmond an den Sandalen erkennen können.

    Es war also wirklich Durus gewesen? Der hätte ja mal einen Brief oder sowas schreiben können. Aber irgendwie war Gracchus stolz auf seinen jüngeren Bruder. Nicht jeder verklagte eben mal so einen Senator. ;)


    "Durus ist mein jüngerer Bruder, Flavius..."


    Er kratzte sich am Hinterkopf.


    "Aber ich habe ihn seit einigen Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Unsere Wege haben sich recht früh getrennt und auch der Schriftverkehr brach irgendwann ab..."

    Enttäuscht blickte Gracchus den Flavier an. Zugerne hätte er die Rede des Avarus gelesen.


    "Schade, aber da lässt sich nichts machen."


    Aufmerksam hatte er zugehört. Schon ziemlich dreist, was sich dieser Senator zumutete. Da erinnerte er sich gerade an den Mitkläger. Hatte er sich da nicht verhört? Oder war es wirklich Tiberius Durus gewesen.


    "Wer war doch gleich dein Mitkläger? Tiberius Durus?"

    Sim-Off:

    Sieht Gracchus denn so alt aus? :(:D


    Etwas zweifelhaft blickte Gracchus den Mann an. Von einer langen Reise also.


    "Woher kommst du denn?"


    Die Bedienung brachte den Becher für den Atius und außerdem eine neue Kanne Wein. Ohne es zu merken, hatte Gracchus schon ziemlich viel getrunken. Zum Glück war der Wein verdünnt.


    "Tiberius Gracchus."


    Atia, Atia... Verzweifelt kramte Gracchus in seinem Gedächnis. War der Name ihm nicht schon einmal untergekommen? Nein, er wüsste nicht wo und in welchem Zusammenhang.

    "Wie sprach Cicero doch so schön? O tempora, o mores."


    Gracchus seufzte. Was geschehen war, war geschehen und man konnte es nicht rückgängig machen. Er nahm sich noch einige Stücke des neu herbeigebrachten Fleisches, ließ dann aber davon ab.


    "Hast du eine Abschrift des Urteils, sowie der Rede, die der Germanicus gehalten hat? Es würde mich doch intressieren."

    Gracchus aß ebenfalls weiter, wurde aber langsam des Fleisches satt. Furianus war der nahme des Praetors anscheinend unangenehm, da er es ein wenig herauszögerte. Erst nachdem der Name genannt war, verstand Gracchus warum. Eine Tiberia hatte dieses Urteil gesprochen. Selber war sie in der Schrift beleidigt worden und doch hatte sie den Germanicus freigesprochen. Gracchus schluckte und fand keine Worte.


    "Eine Tiberia? Ein Patrizier war Angehöriger des Iudicum und hat ihn nicht verureilt? Hat es an Beweisen gemangelt?"

    "Soso, ein Germanicus."


    Gracchus kratzte sich am Kinn und nahm sich danach noch ein Stück Fleisch. Mit dem Becher Wein in der Hand, antwortete Gracchus dem Flavier bedächtig.


    "Ich hörte von dem Fall, ja... Es scheint einen großen Aufstand vor dem Palast des Kaisers gegeben zu haben. Der Name des Anführers ist mir allerdings nicht bekannt. Darüber stand mal etwas in der Acta Diurna."


    Er rollte mit den Augen.


    "Das ist schlimm, schlimm. Eigentlich hätte dieser Fall vor dem Iudicium Imperatoris verhandelt werden müssen. Ich denke der Kaiser hätte anders gehandelt, als der damalige Praetor. Wer war es doch gleich?"

    "Mal sehen, wenn ich irgendwann mal Lust habe Geld auszugeben, vielleicht kaufe ich mir dann dort ein kleines Plätzchen." ;)


    Gracchus zwinkerte und nutzte die Redepause um ebenfalls ein kleines Stück Fleisch zu essen. Vom Fisch ließ er ab. Nach einigen weiteren Stückchen Fleisch und einem Becher Wein, wandte er sich wieder dem Flavius zu.


    "Die Purpurea hat meines Wissens nach sogar noch Gespanne, beziehungsweise Fahrer, die besser sind als die blauen Fahrer."


    Er nahm einen Schluck Wein.


    "Sag, wen hasst du? Prudentius Commodus? Nie gehört. Es gibt soviele Senatoren, da kenne ich nicht alle. Aber der Matinius ist mir durchaus ein Begriff."

    Gracchus nickte nur, es war ihm recht, dass die Sklaven bestraft wurden. Er hatte einmal eine Geschichte gehört, dass ein Mann an einer Gräte in der Luftröhre erstickt war. Aber es war nur einer aus der Unterschicht gewesen, daher nicht weiter schlimm.


    "Was wird im Kastell der Legion gebaut? Welche war es doch gleich... Die IX. oder?"


    Factiones. Gracchus war nicht so der Anhänger des Wagenrennsports. Doch immer wenn er einem Rennen zusah, lag er doch auf Seiten der Veneta.


    "Nein, ich gehöre keiner Factio an, allerdings hege ich gewisse Sympathien für die Veneta."


    Die Blauen. Sie wurden besser. Irgendwann würden sie bessere Fahrer haben als die Grünen und die Purpurnen. Hohe Tiere in der Politik und Militär waren ebenfalls Anhänger der Veneta. Darunter auch enge Berater des Kaisers.

    Etwas skeptisch musterte Gracchus den Fremden. Gut sah er aufjedenfall nicht aus. Hier trieb sich anscheinend allerhand Gesindel rum.


    "Setz dich, Setz dich..."


    Nocheinmal sah er sich nach der Bedienung um und wies sie an einen weiteren Becher und noch eine Kanne Wein zu bringen. Hier war wirklich etwas los.

    Gracchus musste Husten, und versuchte die Gräte hochzubekommen. Sie hatte sich in seiner Speiseröhre verfangen und nur nach noch mehr heftigem Husten gelang es ihm die Gräte wieder in seine Mundhöhle zu bekommen. Daraufhin spuckte er sie aus und wandte sich an einen Sklaven.


    "Bring mir einen Becher Wasser!"


    Danach wandte er sich wieder an Furianus.


    "Danke, geht schon."


    Seine Frau hatte er längst vergessen. Stattdessen wandte er sich wieder den Speisen zu. Das Kalb war köstlich. So etwas hatte er das letzte mal in Achaia gegessen.


    "An welchen Bauten arbeitest du gerade? Ich sah einen riesigen Bauplatz vor der Stadt, dort wo früher die beiden Kastelle standen."

    Die Frage nach einer eigenen Frau ließ bei Gracchus alte Wunden aufreißen. Er war glücklich gewesen, leider nicht dauerhaft. War es doch schon mehrere Jahre her, dass ihn seine Frau verlassen hatte. 'Jetzt nicht schwach werden, Marcus' sprach er in Gedanken zu sich selbst. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Dass jetzt gerade die Hauptspeise aufgetischt wurde, kam ihm sehr gelegen. Er griff zu und aß erstmal ein wenig. Weiterhin versuchte er Emotionen zu unterdrücken.


    "Nein, ich stehe in keiner festen Verbindung mehr."


    Das letzte Wort kam leise aus seinem Mund, als ob er heiser wäre. Daraufhin verschluckte er sich an einer Fischgräte, die fehlerhafter Weise noch im Fisch war.