Theodorus' Zufriedenheit wandelt sich in eine leichte Enttäuschung: "Wenn du wünscht, zu gehen, so will ich dich natürlich nicht aufhalten, auch wenn ich es bedauerlich finde. Warum willst du denn das Museion verlassen?"
Beiträge von Theodoros Alexandreus
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Hat er da gerade richtig gehört? Er soll sprechen? Vor der Synode? Er, der Jude, der ewige Außenseiter, durch Zufall vom Eparchen mit der vorläufigen Leitung der heiligen Hallen der Kunst betraut? Schüchtern blickt Theodorus um sich, dann fasst er Mut und hebt an:
"Verehrte Anwesende, Priester der Musen und des Apollon, meine Brüder!
Es ist mir eine große Ehre, heute vor euch sprechen zu dürfen und es ist mir eine noch größere Ehre, dass es welche unter euch gibt, die mich gerne auf dem Thron des Epistates sehen würden, des obersten Priesters des Museions. Die, die mich vorschlagen, wollen mich also einreihen in die Reihen der wohl weisesten und wagemutigsten Männer, die die Geschichte unserer Welt schenkte.Sie bekämpften keine Monstern, gründeten keine Städte, führten Krieg nicht mit Schild und Schwert sondern mit Tinte und Federn. Aber gegründet vom größten der Weisen, dem König Ptolemaios I. Soter, schufen sie das Museion, welches wir heute kennen: Ein Fels des Wissens und der Gelehrsamkeit in der tobenden Brandung der Unwissenheit unserer Welt! Das Museion, welches die Welt heller erleuchtet, als der Pharos, das wie in der Vergangenheit so auch heute und in Zukunft die Schranken der Dummhet zu überwinden zu vermag!
Hier wurde etwas gebaut, das größer ist als jedes Reich auf Erden: Errichtet auf dem Fundament der Philosophien der Alten, des Homer, des Platon und des Aristoteles wurden die Mauern gebaut mit den Lehren aller Völker des Erdballs, den Lehren eines Archimdes, eines Zarathustra, eines Moses oder eines Buddha, und unsere neuen Erkenntnisse fügen jeden Tag ein weiteres Stockwerk hinzu. Das Ende des Turmes jedoch wird niemals in Sicht kommen, denn wir sind nicht so vermessen, zu denken, wir könnten die Sphären der Götter erreichen, denn für uns gilt nur: Nichts ist wahr, solange es nicht bewiesen ist!
Seht mich an: Geboren aus dem Geschlechte des Abraham, treuer Sucher meines Gottes, den ich Jahwe, ihr aber Zeus, Serapis,Iupiter oder Ahura Madzda nennt. Meine Lehrmeister aber waren die Söhne Ägäiis, die alten Ionier und die Attiker! Während man außerhalb des Museions meiner spottet, sagt, ich wäre nicht richtig das Eine und nicht richtig das Andere, halb Fisch, halb Fleisch, wurde ich hier willkommen geheißen, habe ich hier meine Heimstätte gefunden, denn hier ist es nicht wichtig, woher man kommt und was man denkt. Unterschiede werden nicht ausgegrenzt, Unterschiede werden vereint. Wir lernen voneinander und durcheinander und streben zum Höheren und Besseren hinauf!
Das ist die Tradition unseres Museions! Und nichts anderes sollte sie jemals sein: Freie Kunst, Freie Forschung, Freier Austausch an Meinungen und Freie Lehre auf dem Weg zur Erkenntnis der Dinge! Diesen Prinzipien war ich immer treu und diesen Prinzipien werde ich immer treu bleiben, egal was auch kommen sollte! Das Museion ist unser Werk, unser Bau, vom Basileus und den Göttern geschützt"
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Wüted und ohne Verabschiedung schmeißt Theodorus die Türe hinter sich zu und lehnt sich seufzend gegen die Wand. Was so alles in der Welt herum lief und sich "Gelehrter" nennt, ist ihm bisweilen immer noch unbegreiflich. Ob orthodoxe jüdische Priester, obrigkeitshörige Römer oder sophistierende hellenophile Idealisten, die meinen, sich auf Rechte berufen zu können, die vor Jahrhunderten von den Römern de facto abgeschafft wurden - sofern sie jemals galten, und für Alexandria, die Königsstadt traf das wohl noch nie zu - enttäuschten ihn und trieben ihn regelmäßig zur Verbitterung.
Was war eigentlich so schwer daran, einen außergewöhnlichen Hort der Kunst wie das Museion, einfach anzuerkennen? Einfach zu akzeptieren, dass genau die Schutzherrschaft eines Königs, der in weiter Ferne in Rom regierte und sich nicht das Geringste um diese Institution kümmerte, dieses Museion zum vielleicht einzigen Ort der Freiheit machte in einer Welt, die geprägt war von Irrglauben, Ignoranz und Streitigkeiten zwischen Völkern, Reichen und Philosophien? Warum musste der Mensch, Gottes herrlichste Schöpfung, sich immerfort bekriegen und unterdrücken, anstatt sein überaus vielfältiges und fruchtbares Potential zu entfalten um seine Aufgabe auf Erden zu erfüllen?
Waren nicht alle Menschen von selber Herkunft, vom selben Stand, gleich geschaffen, gleich geboren und in all ihren Unterschieden gleich vor Gottes Augen? Liebte nicht Gott alle Menschen, machte er ihnen nicht allen das selbe Geschenk? Die Fähigkeit, Gutes und Böses zu ekennen? War die Schlange am Baum der Erkenntnis nicht auch ein Wesen Gottes, dazu bestimmt, den Menschen zu befreien? War sie nicht gleich zu setzen mit Prometheus, jener Kulturheros, der so gerühmt wird in den Sagen der Hellenen? Warum nur hassten die Menschen Gottes Geschenk so, warum verfluchten sie ihre Gabe, versuchten sie einzuzäunen und sich in unnützen Zwistigkeiten zu entzweien? Warum verstanden die Menschen einfach nicht?
Niedergeschlagen zieht sich Theodorus zurück in sein Zimmer und rollt eine weitere Schriftrolle auf, um sich abzulenken...
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Freundlich lächelt Theodorus Urgulania an: "Natürlich habe ich Zeit für dich. Was gibt es denn?"
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Zuerst kratzt sich Theodorus verdutzt den Kopf, dann wird er immer ärgerlicher:
"Melier, du bist neu hier in der Stadt und scheinst keinerlei Ahnung zu haben, wie diese Stadt hier funktioniert. Und ich mag vielleicht kein Hellene sein, weil ich eure Götter nicht verehre, aber ich lebe hier seit dem Tag, an dem ich geboren bin. Ich besuchte das große Gymnasion in Alexandria, ich wurde im Museion von zahlreichen hellenischen Gelehrten in der Kunst und Kultur dieser Welt unterrichtet, der einzige Unterschied zwischen dir und mir ist, dass ich dem Eparchen Steuern entrichten muss und du nicht.
Und ich kann dir gleich eines sagen: Alexandria, die Größte und Hellste aller hellenischen Poleis, funktioniert nicht wie irgendein Provinznest im hintersten Makedonien oder an der Küste Lykiens. Hier leben zu gleichen Teilen Griechen, Juden und Ägypter, dazwischen zahlreiche Fremde aus aller Welt von Ultima Thule bis nach Äthiopien, von den Säulen des Herakles bis zu der Inselwelt hinter dem Lande India. Und weil dies so ist, sehen die Griechen hier die Römer nicht als Feinde, denn sie wissen: Ihre Privilegien werden ihnen allein durch die Römer gegen die Juden und Ägypter gesichert. Wenn ihnen was nicht passt, gehen sie zum Eparchen und der folgt ihrem Rat. Versuch das mal, wenn du Sohn zweier Nilbauern bist und du wirst am Kreuze hängen. Das selbe passiert übrigens auch denen, die sich gegen die Herrschaft des Basileus stellen.
Und was das Museion anbelangt: Die dortigen Lehren mögen zwar hellenisch sein, die Gelehrten selbst waren es niemals unbedingt. Das Museion geht in seinem Auftrag weit über die kleinliche, provinzielle Pseudosophistik der Schulen Achaias und Asias hinaus: Es ist universell ausgelegt und dient allein dem Erwerb und der Sammlung des Wissens der gesamten Menschheit, nicht nur der Griechen.
Kurz und gut: Meine persönlichen Probleme lass einmal meine Sache sein. Entweder du passt dich den hiesigen Gegebenheiten an oder du gehst dahin zurück, wo du hergekommen bist. Und vor allem: Beiße nicht in die Hand, die dich füttert. Das Museion hat sowieso schon seine Probleme damit, einen Gast zu beherbergen, der sich vor der Ekklesia gegen die herrschenden Sitten der Polis auflehnt..."
Theodorus hofft, dass die Drohung angekommen ist...
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Auch wenn Theodorus dem Diagoras still beipflichten muss - und überdies nichts Neues aus dessen Worten entnehmen kann - so muss er sich mal wieder sehr darüber ärgern, dass das Museion anscheinend wirklich die einzige Stätte dieser Welt mit einigermaßen modernen Weltanschauungen zu sein scheint, inmitten eines Ozeans von Dummheit, Unwissenheit und pathetischer Worte.
"Lieber Diagoras, tatsächlich sprichst du etwas an, das mir selbst schon seit Langem Kopfzerbrechen bereitet und es ist keine Frage, dass ich, sollte ich tatsächlich zum Epistates ernannt werden, meiner Religio abschwören muss - oder die Stelle, aber lass das mal meine Sorge sein.
Denn was deine weiteren Äußerungen betrifft, so weiß ich, dass sie der Tatsache zu verschulden sind, dass du neu hier bist und dich mit den örtlichen Gepflogenheiten nicht auskennst: Das Museion untersteht dem König von Ägypten und Niemand Anderem. Kein Beamter der Stadt Alexandria, kein Stadtwächter, kein Nichtgelehrter hat dort irgendetwas zu sagen, es sei dem, der Basileus wünscht es. Und dieser Basileus fördert in seiner unendlichen Weisheit die Schönen Künste, ihm ist es egal, welcher Religio die Gelehrten angehören.
Und der Eparchos mag ein Soldat sein, der, der ihn beraten hat, Aelius Callidus, ist es nicht. Er ist der Rector der Academia in Roma, ein weiser, kluger und überaus gebildeter Mann, dazu noch einer der engsten Berater des Kaisers und seine Worte haben, solange sich der Kaiser durch Mesopotamien kämpft, genauso viel Gewicht wie die Worte des Kaisers persönlich.
Was die Wahl anbelangt, so weiß ich beileibe nicht, worauf du ansprichst."
Und Diagoras' Hinweis auf seine finanzielle Lage beschließt Theodorus zu ignorieren. Schließlich hat der Mann damals einfach sein Zimmer verlassen, als Theodorus ihn eine Arbeit anbieten wollte.
Sim-Off: Übrigens spielt die Synode am Museion zeitlich weit vor diesem Gespräch. Ich bitte dich darum, dich deswegen dort entsprechend zu verhalten.
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Lächelnd registriert der Gelehrte das Gespräch zwischen Valeria und den immer etwas verwirrten Doros. Irgendwie wird Theodorus bei diesem Mann das Gefühl nie los, er würde sich vor allem mit Krankheiten des Gehirns und der Seele befassen.
Als Valeria allerdings dann zu ihm schaut, wechselt Theodorus Lächeln in Verlegenheit um. Er hat wirklich keine Lust, das Iatreion weiter zu inspizieren. Jedem sein Fachgebiet, jedem seine Arbeitsweise...
"Äääh, ich bin mir sicher, Doros kann dir das Institut und seine Arbeitsweise besser erklären als meine Wenigkeit. Doros, wärst du so nett, bitte...?"
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... und Theodorus, der heute ausgesprochen gut gelaunt ist, ruft fröhlich:
"Nur Herein!"
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~Doros von Pelusium~
Lächelnd wischt der Arzt seine Hände am Kittel ab. "Entschuldige bitte, ich war in Gedanken noch ganz woanders. Decima Valeria, ich freue mich über deinen Besuch. Mein Name ist Doros von Pelusium und ich bin der leitende Oberarzt hier. Welche Art von Übel ist es denn, das dich plagt?"
Offensichtlich hält er Valeria für eine Patientin...
MEDICUS CURSUS MEDICINA -
Theodorus, der jetzt in der Türe steht, schaut ratlos auf den sehr aufgebracht wirkenden Melier. Was hat er denn getan, das Diagoras so dermaßen wütend machen könnte? Verdutzt meint er:
"Ähm... Chaire, Diagoras. Komm doch rein. Aber: über was willst du genau mit mir reden?"
Theodorus öffnet die Türe und bittet den Mann ins Innere, in den Empangsraum mit dem schönen Mosaik, das zeigt, wie Gott die Fluten des roten Meeres über den ägyptischen Feinde zusammenkrachen lässt. Etwas leiser meint er noch: "Und wenn es dir nichts ausmacht: Vermeide unnötige Kommentare über "gewisse Dinge", bis wir in meinem Arbeitszimmer sind, ja?"
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Ich will jetzt nicht über meine Vorgesetzten meckern aber Theodorus + TIDs sind immer noch im Stress und wohl erst wieder ab Freitag dabei. (In diesem Sinne mal wieder auch eine Entschuldigung für die Abwesenheit in den letzten Tagen nachträglich)
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Original von Lucius Annaeus Florus
Wie wäre das denn z.B. zu sehen, wenn ein Tylusier einen Sohn erhalten soll, die Mutter jedoch nicht Tylusierin ist, sondern z.B. Alexandrinerin?Welches "Bürgerrecht" würde das Kind dann haben? Würde es generell als Tylusier angesehen oder als Alexandriner?
Ich meine eben, es kommt in solchen Fällen auf die Mutter an und ein solches Kind wäre dann in erster Linie Alexandriner.
Ich beziehe diese Frage nun ganz bewusst auf die MNs IR und Tylus, weil ein konkreter Fall vorliegt.
Uiii! Ein echt kniffliges Rätsel. Ich werde mich mal daran setzen:
Vorbemerkung: Ich kenne mich jetzt mit dem alexandrinischen Recht ein bisschen aus und mit dem tylusischen gar nicht, deshalb bleibt mir nicht mehr als Vermutungen auf ethnologischer Basis, gestützt von meinem bescheidenen Hintergundwissen bezüglich der beiden Kulturen.
1. Mit Tylus-Vater und Alexandria-Mutter ergibt sich die Sache theoretisch wahrscheinlich ganz einfach: Da sowohl Tylus als arabischer Staat (wahrscheinlich), als auch Alexandria als griechischer Staat ein patrilineares Deszendenzsystem haben, würde das Kind Tylusier werden. Allerdings mit möglichen Einschränkungen: Ich weiß z.B. nicht, ob es das griechische Recht zuließ, dass das Kind eines griechischen Elternteils "barbarisiert" werden konnte. Schließlich würde es den Ausschluss aus der griechischen Kulturgemeinschaft bedeuten und diese galt v.a. bei den Griechen als auch bei den anderen hellenisierten Reichen (Rom, Parthien etc.) als etwas Besonderes, über den anderen Völkern Stehendes.
2. Führen wir die soziale Ebene ein, wird es schwieriger: In Alexandria ist die Wahrscheinlichkeit einer sozialen Ausgrenzung wahrscheinlich, da die Mutter einen nichtgriechischen Bastard auf die Welt bringen würde. Auch rechtliche Konsequenzen wären u.U. zu befürchten. Mögliche Lösungen: a) der Vater beeilt sich, die alexandrinische Staatsbürgerschaft anzunehmen, damit das Kind ein griechisches wird. a) die Mutter nimmt die tylusische Staatsbürgerschaft, entsagt somit vollkommen ihrer griechischen Kultur und wechselt die Volksgruppe. Hier würde sich wahrscheinlich die pragmatischste Löcung durchsetzen: Je nachdem, ob der Wohnsitz Tylus oder Alexandria ist, wechseln die Mutter oder der Vater Staatsbürgerschaft, um in der Mehrheitsgesellschaft leben zu können. Außerdem spielt der soziale Status eine Rolle: Auch wenn sie in Alexandria leben sollten, wäre es dumm von der Alexandrinerin, ihre Staatsbürgerschaft zu behalten, wenn sie aus einer Kleinpächterfamilie und er aus dem tylusischen Königshaus stammt. (Hier stellt sich widerum die Frage, ob das tylusische Königshaus eine Kleinpächterstochter in seinen Reihen haben will.)
Schlussbemerkung: Das waren jetzt nur 2 von Millionen Faktoren, die man berücksichtigen müsste. Das Problem ist ein typisches Rechtspluralismus-Problem. Die Erfahrung aus über 100 Jahren Feldforschung und Verwandschaftsethnologie zeigt, dass in solchen Fällen meist der Pragmatismus siegt, d.h. beide Partner versuchen, das Problem so zu lösen, dass man am Ende am Besten wegkommt. Welcher Weg dann gegangen wird, hängt also von der Persönlichkeit der Partner ab. Der Mann könnte z.B. einfach abhauen und die Frau im Stich lassen, er könnte opportinistisch angesehener Alexandriner werden oder aus Traditionalismus seine Frau dazu zu zwingen, Tylusierin zu werden.
/edit: Oh mein Gott, hab ich das jetzt wirklich alles geschrieben!
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Original von Ioshua ben David
Ok, wenn ich das also richtig verstanden habe, dann bestimmt zwar die Mutter perse den Ausgangsstatus des Kindes, der Vater allerdings - mit Ausnahme beim Judentum - bestätigt dies dann aber und dadurch wird es leibliches Kind und erhält denselben Status wie der Vater.Nein, wenn du richtig verstanden hast, gibt es keine generelle Regel, die man pauschal auf alle Völker anwenden könnte.
Vielleicht hilft das fürs Erste weiter: http://de.wikipedia.org/wiki/Deszendenzsysteme (aber der Artikel ist noch sehr vereinfacht)
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Original von Ioshua ben David
Daraus könnte man nun ableiten, daß es für andere Völker entsprechend immer so sich verhält (Das Kind einer Jüdin, ist ebenso jüdisch). Entscheidend wäre also die Mutter. Diese Verfahrensweise hat natürlich auch einen praktischen Vorzug, denn eine Mutter gibt es immer, den Vater zu ermittelnden könnte hingegen im Zeitalter mangelnder DNA-Tests schwierig werden.Ich weiß nicht, was diese Annahme decken sollte. Auf der Welt gibt es unzählige Abstammungssysteme und eine der arbeitsintensivsten Hauptbeschäftigungen von Ethnologen ist es, diese Verwandschaftsysteme auseinanderzufädeln und zu beschreiben.
Man muss z.B. das Ius Sanguinus, wie Mattiacus schon angedeutet hat, insofern einschränken, dass die biologische Herkunft bei den Römern einen viel niedrigeren Stellenwert hatte als z.B. in unserem Kulturkreis. Ein Kind musste vom Vater nach der Geburt erst "adoptiert" werden, um als leibliches Kind zu gelten. Ob dieses Kind dabei gerade erst geboren war oder schon 30 Jahre alt und Mitglied einer anderen Gens war, spielte dabei keine große Rolle. Augustus galt z.B. durch Caesars Adoption als leiblicher Sohn des Caesar, da machte man keinen Unterschied. Die Idee eines "Vaterschaftstests" wäre nach römischen Denken vollkommen absurd.
Bei den Griechen wurde die Abstammung rein über den Vater geregelt (vgl. griechische Namen: X, Sohn des Y) und Blutsverwandschaft und Adoptionsvaterschaft konkurrieren miteinander. So konnte z.B. Alexander der Große auf 3 Väter zurück blicken: Seinen Vater Philipp II., der je nach Überlieferung leiblicher oder Adoptivvater ist, Zeus-Amun, der Alexander adoptierte und der letzte ägyptische Pharao, der nach ptolemäischer Überlieferung Alexanders biologischer Vater war.
Die Araber und Juden kannten eine patrilineare Abstammung (Joshua ben Jahwe, nicht ben Mirjam), was bei den Juden insofern relativiert werden muss, dass die Übertragung der jüdischen Religion über die Mutter weitergeleitet wird. Ein Jude ist Jude wenn er eine jüdische Mutter hat. Ist nur der Vater Jude, wird das Kind kein Jude.
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Theodorus, der gerade eine besonders kräftige Duftnote von Ammoniak in seiner Nase jucken hat, unterdrückt seinen Würgreiz, als schon Antigonos ihnen entgegen kommt. "Ähm, das ... ähm... freut mich außerordentlich. Chaire Antigonos. Du hast also Gefallen an der Medizin gefunden, ja...?"
Am Besten wäre es wohl, Valeria und Antigonos gleich bekannt zu machen, entscheidet Theodorus, so könnte er sich weitere Ausführungen über den Fall ersparen. Oder noch Schlimmeres: Operationen am Gehirn oder... Man munkelte ja, die Gelehrten würden in ihren Kellern an Leichen herumschnippeln. Zur Bestätigung wechselte die olifaktorische Note der Luft nun zu einem bittersüßen Fäulnisgeruch.
"Ähm, Valeria, das ist Antigonos Athenaios, ein Schüler des Museions."
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Wie auch immer man die Beweggründe bewerten möchte: Ich schließ mich den Reihen der Trauernden an. Deine Beiträge gehörten definitiv zu dem Besten, was im IR geschrieben wurde.
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Natürlich hatte Theodorus Zeit. Im Grunde genommen bestand sein ganzer Tag als Vertreter des Epistates vornehmlich aus Nichtstun.
"Klar, dann komm mal mit, ich stelle dich der Ärzteschaft vor..."
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Ein merkwürdiger und verstörender Geruch, eine Mischung aus abgestandener Luft, wohlriechenden Heilkräutern, Tinkturen, Balsamen und Desinfektionsmitteln menschlicher Ausdünstungen, Krankheit und Verwesung schlug denjenigen entgegen, die das Ärztehaus des Museions betraten, das unvermeidliche Resultat einer Arbeit, die einerseits andauernd mit diversen Fällen von Siechtum und Körperfäulnis, anderseits mit dem Primat vollkommener, antiseptischer Hygienevorschriften konfrontiert war. Theodorus ging nicht gerne zu den Ärzten und verzog angewidert das Gesicht, als er zusammen mit Decima Valeria das Gebäude erreichte.
"So, da wären wir..."
Sim-Off: Andere Zeitebene. Hat nix mit dem Fall zu tun.
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Siwa war eine Oase bzw. Reihe mehrerer Oasen. Sicherlich haben sich da auch kleinere Ortschaften gebildet, v.a. um das Heiligtum herum, das ein wichtiger Standortfaktor war. Aber die meisten Leute dort waren Nomaden und hielten sich nicht unnötig lange in der Gegend auf. Die Bezeichnung "Stadt" halte ich für übertrieben und statt "Ortschaft" wäre wenn wohl "Ortschaften" angebrachter.
Natürlich könnte der Narrator sich auch noch um die Beschreibung der Oasenkultur kümmern, aber das dann getrennt vom Orakel-Thread. Außerdem hat er, wie ich ihn kenne, momentan weder das Wissen noch die Zeit dazu.
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"Den Mitglieder unserer Gemeinschaft werden selbstverständlich Räumlichkeiten zugeteilt. Allerdings ist es Sitte, dass die Philologen und Philosophen sich ein eigenes, standesgemäßes Privathaus im Brucheionsviertel zulegen."