Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Theodorus hatte sich mit allen möglichen Dingen beschäftigt in seinem noch kurzem Gelehrtendasein: Philologie, Geometrie, Arithmetik, Geographie, Geschichte, Zoologie, Mechanik... Aber Medizin war nicht darunter.


    "Nun, weißt du was: Ich werde dich zum Iatreion begleiten, allerdings muss ich gestehen, dass ich vom Fach der Medizin keinerlei Ahnung habe. Ich denke deswegen, es wäre besser, wenn ich dich ein paar Ärzten vorstellen werde, die dir dann einen Patienten zuweisen, was meinst du?"


    Selbstverständlich würde Theodorus den Bericht auch nicht selbst korrigieren, sondern dies fachkundigeren Leuten überlassen.

    Milde lächelt Theodorus. "Nun, weißt du, das Iatreion bildet vor allem junge Schüler aus und ist weniger praxisorientiert. Sicherlich haben wir auch Kranke dort, die zu Studienzwecken behandelt werden. Einen Kranken zu behandeln wäre sicherlich eine gute Sache, nur will ich deine Annahme nicht davon abhängig machen, ob der Patient genest oder nicht, denn kein Arzt auf der Welt wird in der Lage sein, jeden Patienten zu heilen.
    Deshalb will ich deine Annahme viel mehr davon abhängig machen, dass du mir einen Bericht über das Krankheitsbild eines Patienten, die richtige Diagnose und die vorgeschlagenen Heilmethoden ablieferst. Wäre das für dich machbar?"

    "Hmm... Hmm..." brummelt Theodorus vor sich hin, als er die Schriftrolle genau studiert. "Scheint alles seine Richtigkeit zu haben...


    Na gut, ich stelle dich vorerst mal ein, hoffe aber, dass du baldmöglichst dein Können vor der Gemeinschaft des Museions beweist. Hast du da eine Idee, wie du das machen könntest?"

    Apollonius... Dunkel kann sich Theodorus an den Namen erinnern, auch wenn er ihn noch nie persönlich getroffen hatte. Aber seine Werke waren bekannt in der Welt der Fachgelehrten und eine Schülerin dieses Mannes würde sich in Alexandria sicherlich gut machen, die ohnehin schon führende Stellung der Akademie im Gebiet der Heilkunde noch weiter ausbauen. "Du bist also gut im Gebiete der Medizin bewandert? Das höre ich gerne und tatsächlich braucht das Iatreion derzeit neue Ärzte. Wenn das stimmt, was du sagst, dann würde ich dich mit dem größten Vergnügen in unseren Reihen willkommen heißen."

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    ~Tante Miriam~


    Ein lauter Schrei voller Entsetzen und Empörung lässt die Türe und Diagoras' Trommelfell vibrieren. "Was erlaubst du dir eigentlich, du... griechischer Frechdachs!"Hast du denn gar keine Manieren mehr? Ist es das, was die euch da beigbringen in diesem Museion? Unverschämt sein und Forderungen stellen, als wäre die Welt eure! Na wartet, Bürschchen, wartet nur-"


    Tante Mirjam bricht erprupt ab und wer gute Ohren hat, kann ganz gedämpft hinter der Türe mitbekommen, was der Grund ist.



    "Wer ist denn an der Türe, Mirjam...?"
    "So ein Grieche, der meint, dass er dich dich kennt. Warum treibst du dich immer mit solchen Leuten rum, Häh?"
    "Ein Grieche? Warum lässt du ihn nicht rei -"*zack*"Au!"
    "Schämst du dich denn gar nicht, mit solchen Leuten rumzuhängen? Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Wozu trefft ihr euch eigentlich? Zum Haschisch spritzen?"
    "Tante Mirjam, Haschisch spritzt man ni -"*zack*"Au!"
    "Jaja, der Herr weiß natürlich immer alles besser! Nun Marsch auf dein Zimmer, sonst setzts was!"
    "Aber ich würde gerne -"
    "Nichts wirst du! Du bist ein Jude, ein Nachkomme Herodes des Großen! Eine Rübennase! Ein Totes-Meer-Jogger! Du solltest lieber zurück nach Iudäa und Zitronen anbauen!"
    "Mirjam, in Israel wachsen keine Zitronen-"*zack* Und hör auf mich zu schlagen!"
    ""In Israel wachsen keine Zitronen!" Wenn ich das schon höre! Ich sag dir was, eines Tages werden in Israel so viele Zitronen wachsen, dass die ganze Welt nur noch Zitronen aus Israel isst!"
    "Nein, das wird nicht passieren! Zitronen können in Israel gar nicht wachsen. Kann ich jetzt bitte den Gast empfangen!"
    "Nichts ist dir recht, nichts ist dir heilig! Na bitte, wenn du dich unbedingt mit diesen Griechen anfreunden willst und dir deine Familie so wenig am Herzen liegt, dann mach halt! Aber erwarte nicht, dass deine Tante dann noch ein offenes Ohr für dich hat, wenn du dann wieder zurück kommst! Wirst schon sehen, was du davon hast, dich mit diesen Griechen zu umgeben, diesen ganzen neumodischen Zeugs...


    Die jammernde Stimme der "Frau" verschwindet immer leiser im Hintergrund. Am Ende klicken und klacken Dutzende von Türriegeln und Schlössern und Theodorus öffnet die Türe. "Chaire, Diagoras. Was führt dich hierher?"

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    ~Tante Miriam~


    "THEODORUS!?!?!?!" kreischt die Stimme (die übrigens bis auf die Augen unsichtbar ist und deshalb keinerlei Schlüsse auf ihr Äußeres zulässt, höchstens auf ihren Charakter, aber das macht wohl den mangelnden visuellen Eindruck mehr als wett) in einem Tonfall, ähnlich einer auf Marmor zerscheppernden Tonamphore, der unzweifelhaft nicht dem Herbeirufen von Theodorus zugedacht ist, sondern eine Frage an den Melier beinhaltet.


    "Hier wohnt kein Theodorus! Lass uns bloß in Ruhe mit dem Museion und Zeus und diesem... diesem ganzen neumodischen Zeugs! Hier wohnen brave Juden, die brav ihre Steuern zahlen wie jeder andere auch! Täte euch Griechen übrigens auch mal ganz gut, mal so richtig ordentlich Steuern zahlen..."

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    ~Tante Miriam~


    In einem deutlich unfreundlichen Ton (gar nicht so einfach für einen Gegenstand) wird eine Sichtluke in der Tür geöffnet und zwei argwöhnische Augen blinzeln raus in die sonnendurchflutete Straße des Judenviertels. Nachdem die Augen bzw. die dazugehörige Person, Theodorus' eingeheiratete unfreiwillige Tante aus Palaestina, der Hausdrache Mirjam, ihre Überraschung, einen Ungläubigen vor der Türe stehen zu haben, überwunden hat, merkt eine mürrische, krätzige, irgendwie fast männliche Stimme in gebrochenem Koine an:


    "Was willst denn du, Häh?"

    Hilflos steht Theodorus vor den sich in aller Zwietracht zankenden Gelehrten und schaut zu, wie der Saal sich in alter Sitte (obwohl er nicht zuordnen kann ob griechischer oder gelehrter) im heillosen Chaos auflöst. Fast gleichzeitg muss er leicht schmunzeln: Er muss unwillkürlich an den philosophischen Disput zwischen Sokrates und seinen sophistischen Widersachern denken, an die Art und Weise, wie die Dialoge nach Platon verliefen und wie sie wohl in Wirklichkeit waren. Denkt man an Letzteres, so wundert es einen im Nachhinein nicht mehr so sehr, dass die Athener Sokrates zu Tode verurteilten. Wahrscheinlich gab es in Wirklichkeit keine höhere Gefährdung der offenen Ruhe in Athen als das Aufeinanderhetzen von Sokrates und einem sophistischen Lehrmeister.


    Sich so in Gedanken vor der unangenehmen Situation flüchtend, bemerkt er die Blicke des melischen Gastes und irgendwie kommt es ihn so vor, als würde dieser, wie gewöhnlich an seinem Fallobst herumkauend, gerade etwas ähnliches denken. Ein Blick von Hilflosigkeit trifft Diagoras' Augen und es macht fast den Anschein als wolle Theodorus sagen: Sag doch was! Beschütze uns vor diesem Ansturm tollwütiger Hunde!

    Sim-Off:

    Wenn jemand einfach reinplatzt ohne eine Antwort abzuwarten, muss Theodorus sein Klopfen wohl überhort haben, oder? ;)
    Was dem zerstreuten Gelehrten in letzter Zeit öfters passiert...-.^


    Sofort bietet Theodorus der Römerin einen Platz an. "Chaire, Valeria. Setz dich doch. Möchtest du was trinken?" Er blickt auffordernd zu Eucratides, um ihn klarzumachen, dass das seine Aufgabe sein sollte, aber der Mann scheint schon wieder verschwunden zu sein. "Ob ich eine Anstellung für dich habe, weiß ich leider noch nicht. Dazu müsste ich erst wissen, welche Art von Anstellung du denn wünscht..."

    Einige Wochen nach seiner Ernennung zum vorläufigen Epistates liegt Theodorus auf seinem Bett und quält sich mit einem Problem, das den meisten an der ganzen Epistatessache Beteiligten wohl nie aufgefallen wäre: Die Meisten würden wohl meinen, der Platz auf dem Musenthron wäre das erstrebenswerteste Ziel eines Gelehrten mit Ambitionen und Theodorus wäre der Glücklichste unter der Gelehrtenschaft dieser Welt. Nur für Theodorus stellt sich diese Sache alles andere als einfach dar: Ein kleiner Schönheitsfehler trennt ihn noch vom Annehmen seiner Aufgabe: Er ist Jude.


    Und er ist nicht nur irgendein Jude, Theodorus ist auch ein gläubiger Jude, Sohn des Alabarchen von Alexandrias, mütterlicherseits in direkter Linie von Herodes dem Großen abstammend. Er, der rationale und urgriechische Pgilologe, glaubt an seinen Gott, die Auserwältheit des hebräischen Volkes und die Gebote der Thora. Mehr noch, er glaubt an seine eigene Auserwähltheit. Keine Bürde könnte schwerer sein als diese. Obwohl jeder Heide zu seinen Götzen betet, zürnt Gott ihm nicht, er hat ihn blind geschaffen und ohne Erkenntnis lebt er vor sich hin. Schlechte und böse Taten werden nach dem Tod bestraft, war er aber redlich und gut, so erlangt er das Himmelreich, auch wenn er Gott niemals gesucht hat. Theodorus aber kennt Ihn, den Allerhöchsten von Kindesbeinen an, sein Leben lang war er auf der Suche nach dem Höchsten, er wurde Rabbiner und respektiert in der Gemeinde Alexandrias.


    Diese Zeit war nun vorbei: Auf dem Weg nach Hause trafen ihn hasserfüllte Blicke, die Leute redeten nicht mehr mit ihm, fragten ihn nicht mehr um Rat und der Vater machte des Abends immer strenge und spöttische Bemerkungen. Denn der Titel des Epistates war nicht irgendein Titel. Es war der Titel des höchsten Priesters des Apollon, mit allen dazugehörigen sakralen Aufgaben und Pflichten. Es war unmöglich, den Posten anzunehmen ohne die eigene Religion zu verraten. Dieses Dilemma macht Theodorus sehr zu schaffen und sorgt dafür, dass der Gelehrte seit Tagen nicht mehr schlafen kann. Unruhig wälzt er sich im Bett hin und her, liest die unheilvollen Lehren aus der Heiligen Schrift, die Geschichten über Sodom und Gomorrha oder den armen Hiob, und ab und zu weint er still in sein Kissen, voller Verzweiflung und Alleine, Niemand ist da, der ihn verstehen würde, Niemand, mit dem er offen reden könnte, nur Theodorus und sein Problem...


    "Oh Herr, warum hast du mich mit dieser Bürde belegt? Was habe ich dir getan, dass du mich derart strafst, welche Aufgabe mutest du mir zu?"


    Aber Gott in seiner unendlichen Liebe und Weisheit schweigt. Der allmächtige Erschaffer des Alls und seiner Bewohner ist weit weg. Nur die schweigenden Wände des dunklen, kalten Zimmers.

    Zitat

    Original von Ioshua ben David


    Auch die alten Richter wußten sicher was Eigentum ist und was man damit anstellen konnte. ;)


    Vorstellungen von Eigentum und dessen Beschädigung gehen aber kulturell bedingt sehr weit auseinander und sind deswegen wie alle kulturellen Normen relativ zu sehen. Wenn eine Kultur mehrheitlich der Meinung ist, Wände zuzutaggen stelle keine Beschädigung fremden Eigentums dar, wird man auch vor Gericht nicht weit kommen. Wahrscheinlich geht man eher das Risiko ein, für verschroben oder verrückt erklärt zu werden.
    (Das Thema wird ja sogar in unserer eigenen Kultur sehr kontrovers gesehen. Viele, und der Mensch hinter der ID Theodorus gehört da dazu, halten Street Art für Kunst und eine begrüßenswerte Art der Stadtverschönerung jenseits der Monotonie grauer und langweiliger Wände.)


    Was im Übrigen die alten Griechen angeht, war das Wändebeschmieren sogar elementar wichtig für die Polis. Alle Gesetzestexte und Dekrete wurden an die Wände von Tempeln und Gebäuden geschmiert. Diese später zu übermalen um Platz für neue Gesetze zu schaffen, war sogar verboten.

    Sim-Off:

    Zitat

    Original von Antoninus Alexander
    Ich möchte mich hier anmelden,bin griechischer Herkunft,meinen Geburtsort kann nicht angeben da ich ihn nicht weiss.Der Helleenischen Sprache bin ich bemächtigt.Es würde mich sehr freuen wenn ich die Ephebia ablegen könnte.
    Erros aniktan machan.....


    Aus irgendeinem Grund fehlt leider die Möglichkeit, dir eine PN zu schicken. Frag mal am Besten bei der SL nach, was es damit auf sich hat. Sobald man dir eine PN schicken kann, wirst du die Testfragen erhalten. ;)


    Im Übrigen ist es derzeit leider aus Zeitgründen nicht möglich, die Ephebie gänzlich Sim-On zu gestalten. Wenn du es aber dennoch machen willst, wende dich an einen der Archonten der Stadt. ;)

    Theodorus lächelt milde. "Du musst Nirgendwo unterschreiben. Von dir wird lediglich erwartet, dich nach den Regeln des Museions zu benehmen und dein Studium gewissenhaft zu erleidigen. Die Regeln findest du übrigens direkt beim Haupteingang an der Pforte.


    Ansonsten hast du natürlich die Pflicht hier zu wohnen..." Theodorus nimmt eine Kladde mit bürokratischen Schreibkrams raus, überfliegt sie kurz und ihm kommt eine Idee. "Ich werde dich bei Nikolaos einquartieren. Halte dich an den Jungen, er wird dein Tutor sein."

    Das Problem, dass Antigonos mit seinem linken Fuß hatte, weckt den Rebellengeist in Theodorus, der in seiner Kindheit ebenfalls immer mit den Unzulänglichkeiten seiner Natur konfrontiert worden war. Er hatte sich aus dem Dilemma erfolgreich herausgewunden, nun stand er an der Spitze der größten Bildungseinrichtung der Welt und diejenigen, die ihn damals beschimpften und mit Steinen bewarfen, brachten es nie weiter als zum gewöhnlichen Handwerker. Eine solche Chance sollte auch jeder erhalten...


    "Nun, wie gesagt, Arbeit habe ich keine für dich, aber wenn du möchtest, könnte ich dir gerne ein Medizinstudium beschaffen..."