Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Mit ein wenig Herzklopfen, denn er hat Zeit seines Lebens immer nur schlechte Erfahrungen mit den römischen Ordnungshütern gemacht, nähert sich der Alexandriner der Castra. Trotzdem stellt er sich an der Porta würdevoll vor.


    "Salve, Miles. Mein Name ist Theodoros, Sohn des Iosephos und ich möchte mich erkundigen bezüglich eines Taschendiebstahls, der sich vor wenigen Tagen auf dem Forum ereignet hat."


    Zwar kann sich Theodorus nicht vorstellen, dass die Jungs von der CU ihm das Geld aushändigen würden, auch wenn sie den Dieb geschnappt hätten, aber man kanns ja mal versuchen...

    Theodorus ist etwas ratlos. Seinereins und wohl auch Plotina gehören ja leider nicht zu den glücklichen Menschen, die überall und jederzeit ihre Sklaven und Bediensteten um sich herum stehen haben, die jederzeit mit frischer Kleidung und konfortablen Wegtransportgelegenheiten aufwarten können.


    Keine Ahnung, wie das mit Verus ist, den der Alexandriner jetzt auch fragend anschaut.


    Aber zum Glück ist Rom ja eine Stadt mit hervorragender Infrastruktur und wer ein bisschen Geld in der Tasche hat (Theodorus gehört, diebstahlbedingt, leider gerade nicht zu diesen Leuten.), kann immer auf den bezahlten Sänftenverkehr der Stadt zurück greifen, der einem für ein bestimmtes Entgeld sicher und vor allem ungesehen in fast jeden Teil der Stadt transportiert. Sicherlich warten auch auf den Trajansmärkten einige Sänftenträger auf Kundschaft.

    Rom ist zwar trotz ihrer Größe bekannt für ihre hervorragenden hygienischen Verhältnisse, aber auch hier stellen so gewisse Annehmlichkeiten der Zivilastion für die Meisten einen ganz teuren Luxus dar. Dazu gehören zum Beispiel garantiert frischer Flusskrebs und eine eigene Latrine im Obergeschoss. Tatsächlich kann man den nächsten Abtritt auf der Straßenseite gegenüber von der Terasse aus sehen. Eine typische Gruppentoilette wo die Römer sich gerne zusammen hineinsetzen um ihr Geschäft zu erledigen und allerlei Klatsch und Tratsch auszutauschen. Um sich dorthin durchzukämpfen hätte man sich nur durch ein unkontrollierbares Gewusel von Marktständen, Karren, Tieren und Menschen hindurchzwängen müssen. Angesichts dieser Zustände ist die pragmatische Lösung mit dem Geländer der Terrasse durchaus nicht so unlogisch.


    Mit einer für den Alexandriner erstaunlich geistigen Präsenz kämpft sich Theodorus, Plotina im Schlepptau, durch die Tische der mutigen, den drohenden Regen nicht scheuenden Terassengäste. Allerdings sollten sie das rettende Geländer niemals erreichen. Mit einem lauten Schwall bricht es hinter Theodorus, der die Situation gar nicht umreißt, los. Gäste kreischen, Tische fallen um, Leute laufen panisch hin und her.


    Zwischen all dem stehen jetzt wie das Auge im Sturm drei Gestalten: Theodorus, eine keuchende, blasse und in kaltem Schweiß gebadete sowie über und über mit dem Essen fremder Menschen und Erbrochenem besudelte Plotina, die vor Scham in den zu Boden sinken droht. Und ein sich untertänigst und andauernd für den Krebs entschuldigender Kellner, der alle möglichen Argumente von schlechten Fischern über betrügerische Händler bis hin zu faulem und unaufmerksamen, darüber hinaus bald nicht mehr bei ihn arbeitenden Küchenpersonal aufführt.


    Diplomatisch wendet sich Theodorus an sie:


    "Nein, dir braucht das nicht leid zu tun. Der Krebs war Schuld. Komm, steh auf - warte, ich helf dir - dann verlassen wir den Ort ganz schnell."

    "Nach der Fertigstellung?" Theodorus staunt nicht schlecht. Entweder der Mann ist dumm und man kann ihn dann jeden Hungerlohn zahlen oder er wird Detritus ordentlich ans Bein pinkeln. Außerdem glaubt der Alexandriner nicht, dass Detritus etwas bauen wird, ohne vorher eine exakte Kostenkalkulation zu haben. Dazu scheint der Quästor ein zu gutes Näschen fürs Geschäftliche zu haben.


    "Weißt du was, ich bin nur der technische Verwalter und Organisator. Kläre das mit dem Geld direkt mit dem Bauherren oder seinem vilicus.



    Na gut, Putinus. Dann schick mal die nächsten Tage jemanden vorbei. Du wirst es sicher nicht bereuen! ;)


    Paka- äh... Vale."

    Theodorus hört dem Patron aufmerksam zu. Vor allem die Aufsicht auf sehr gute Böden und Oliven erfreut ihn. Zum Thema Grunstücke winkt er jedoch beschwichtigend ab und meint:


    "Ach was, so eine Mühe musst du dir nicht machen. Ich will ja nur einen kleinen Hain für die kleine Presse, nicht gleich eine riesige Plantage mit 10000 Arbeitern aufziehen und das Öl in alle Welt verkaufen. Lieber einen kleinen Betrieb mit wenig aber hochwertigen Ertrag."


    Ergänzend fügt er hinzu:


    "Und was, wo man ab und zu hinfahren und die Natur genießen kann. ;)


    Also, ein kleineres Feld würde mir schon reichen. Am besten ein privater, bereits gepflegter Hain."


    Theodorus kennt sich auch nicht so mit dem Landrecht in Italia aus aber er kann sich schwer vorstellen, dass ager romanus an Ausländer verkauft werden kann.

    Erst jetzt bemerkt Theodorus, dass er wohl nicht der einzige am Tisch ist, den es nicht so gut geht. Weil er ein hilfsbereiter Mensch ist, steht er deswegen sofort auf und packt Plotina an, um sie so schnell wie möglich zur nächsten Erleichterungsgelegenheit zu führen.


    Fragend schaut er in Richtung Theke, aber der Kellner deutet nur auf die Terrasse. Ja klar, einfach auf die Märkte runter kotzen, aber wahrscheinlich ist der Weg zu den nächsten Latrinen wirklich zu weit weg für den Notfall.


    Theodorus ruft Verus zu: "Schnell! Schau nach ob vielleicht ein Medicus in der Nähe ist!", dann führt er Plotina zum Geländer.

    Der Grieche studiert die Karte mit nachdenklicher Mine. Nebenbei murmelt er ein wenig vor sich hin. Es scheint sich um eine sehr anstrengende Form von Nachdenken zu handeln, in die Theodorus da vertieft ist.


    Dann schaut er wieder zu Fuscus auf.


    "Sag mal, wie ist denn der Boden da...? Wachsen da eventuell Oliven...?"


    So langsam wird die Idee konkreter...


    "Sag mal, meinst du, du könntest auch ein Grundstück besorgen, auf dem schon Olivenbäume stehen. Am besten alte und von einer guten Sorte..."


    Wenn man sich eine Ölpresse zulegt, kann ein Hain dazu eigentlich auch nicht schaden...

    Auch heute geht Theodorus in sein Büro und sieht eine Schriftrolle, die der brave Beamte vom Cursus Publicus trotz der andauernden Gefahr, die ihm von Detris Riesenreptil droht, das es auf Postbeamte besonders abgesehen hat, abgeliefert hat. Absender dieser Schrift ist wieder einmal Appollonius.


    "Das wird ja langsam zur Gewohnheit..." murmelt der Gelehrte in seinen Bart und rollt das Päckchen auf.


    Lieber Theodorus,


    Als ich die pinkaes noch einmal durchgegangen bin, habe ich da etwas entdeckt, das dir, der du ja seit Neuesten Gefallen an der Mechanik gefunden hast, sicherlich sehr zusagen würde. Aber ich will gar nicht zu viel verraten. Du wirst schon selbst drauf kommen. ;) Viel Spaß beim Studieren.


    Grüße,


    Appollonius, Sohn des Ptolemaios


    Theodorus schaut sich die zweite Rolle an.


    "Potzblitz!"



    Theodorus stürmt sofort in die Fabrica...

    Theodorus muss sich ehrlich eingestehen, dass er sich weder in den Appeninen noch in Tarracina auskennt. Von Letzterem hört er gerade sogar zum ersten Mal. Aber was Theodorus nicht weiß, muss Fuscus noch lange nicht wissen.


    "Tarracina meinst du... - wie ist denn die Transportlage dorthin?"

    Theodorus interessierter Gesichtsausdruck wechselt in ein Erstaunen über, das einerseits als Reaktion auf den unangemessen Vorstoß des Atheners auf die Frage des Alexandriners, die eigentlich eher ein typischer Fall von "zu laut gedacht" war, anderseits aber durchaus nicht negativ zu interpretieren ist. Vielleicht spiegelt sich in den Augen des Gelehrten sogar ein gewisses inneres Lächeln wieder. Nach einem kurzen Moment schaut er aber wieder ganz ernst und diplomatisch. Gelassen meint er:


    "Nana, nicht zu hastig, junger Freund. Versprechen kann ich gar nichts. Und zuerst muss man einmal schauen, was deine Fähigkeiten sind..."

    Ah sieh an, ein Autodidakt! Die Augen des Philologen weiten sich vor Anerkennung. Autodidakten haben meistens sehr viel mehr drauf, sind viel freier und flexibler als die reichen Zöglinge der großen Akademien, die sich in das unerträgliche Apologetentum ihrer Lehrmeister einfügen, bis das Wissen in ihren Werken und Gedanken so verstaubt und vertrocknet, dass nur noch die geblidete Hülle des schöngeistigen Wortes übrigbleibt, während der kostbare Schatz, der Samen der Erkenntnis, erstickt. Nachwuchstalente kann man aber immer gebrauchen.


    "Sag einmal, könntest du dir ein Leben an so einer Akademie vorstellen?"


    Er macht eine kurze, erwartungsvolle Pause. Dann fügt er hinzu:


    "An einer Akademie mit einer richtigen Bibliothek?"

    Theodorus zieht seinen Weg weiter über das Forum und grübelt über das Gespräch von gerade eben nach. Genauer gesagt: Er ärgert sich. Er ärgert sich über den Fassbewohner und seiner Sturköpfigkeit, die er mit allen Schülern und Nachfolgern des verdammten Zenon gemeinsam hat. Man merkt, dass Zenon kein Hellene war, denn seine Philosophie entstammt ganz klar der Auffassung des asiatischen Barbarentums, die Wahrheiten einfach als gegeben hinnehmen. Er weiß das zu gut, schließlich stammt er selbst aus so einen Volk.


    Sogar die Sophisten waren klüger, denn sie haben wenigstens die Dinge hinterfragt. Wahrheiten konstruieren ist einfach. Sie zu verwerfen schon schwieriger. Und darin den Faden der Erkenntnis zu suchen- eine Lebensaufgabe! So mauern Menschen ihren Verstand in kleine Höhlen ein und sehen nie das Tageslicht.


    Er muss schmunzeln. In ihre Höhlen oder in ein Fass.


    Bleibt nur noch die Frage, warum sich Theodorus so aufregt. Vielleicht kommt er mal wieder vorbei...

    Oh nein! Kaum hat der Philologe seine Ansprache beendet, bemerkt er schon den spöttischen Blick von Plotina. (oder ist er überhaupt spöttisch? Zumindest kommt es ihm so vor.) Was ist denn heute nur los. Er hat das Gefühl, kein einziges vernünftiges Wort artikulieren zu können, nichts genügt ihn mehr und er verhält sich ungestüm, emotional und unreif. Am liebsten würde er ganz schnell die Taverne verlassen und den beiden nicht mehr unter die Augen treten.


    Trotzdem muss er das jetzt durchstehen. Er versucht, gelassen zu bleiben. Trotzdem wirkt er wie jemand, der gerade fünf Frösche auf einmal verschluckt hätte.


    "Öhm, ja. Besucht mich in der Bibliothek. Sehr gerne. Seid willkommen. Seid immer willkommen."


    Dann kippt er gedanklich wieder kurz weg. Er schüttelt sich verhalten und antwortet auf Verus Einwand:


    "Ja, äh, genau das, äh, habe ich gemeint. Das... soll die Tugend eines Herrschers sein. Hmmm... Sitte und Tradition müssen geachtet werden, aber um das Beste für seine Untergeben zu finden muss man umsichtig sein und offen für Neues. Falsch angewandte Tradition kann sich sehr untugendhaft auswirken."


    Gespannt schaut er um sich. Ob das jetzt einigermaßen vernünftig klang. Er kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles rutscht weg. Was ist denn nur los heute... ?

    Irgendwie wirds wohl langsam Zeit zu gehen, beschließt Theodorus. :rolleyes:


    "Der Prophet verkündet den Willen der Götter, der Philosoph sucht ihn. Beides sind Wege und Möglichkeiten, aber man sollte das eine nicht mit dem anderen verwechseln.


    Und anderen Menschen aus dem Nichts heraus Beleidigungen zu unterstellen, dazu noch, nur weil sie eine andere Meinung haben, ist zutiefst unphilosophisch und deckt sich, soweit ich informiert bin nicht einmal mit den Idealen der Stoa.


    Guten Tag noch."


    Damit nimmt Theodorus seinen Hut und macht sich auf dem Weg nach draußen

    "Das Problem kenn ich allzu gut..." meint der Alexandriner seufzend, obwohl diese Probleme jetrzt glücklicherweise zu Theodorus Vergangenheit gehören... 8)


    "Klar. Da vorne gibt es eine Kopierstube aber ich glaube, das kostet."


    Dann kommt ihn ein guter Gedanke:


    "Sag einmal, bist du mit der Literatur gut bewandert oder hattest du irgendeine akademische Ausbildung?"