Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Dass ich nicht mitwählen kann ist ja klar, aber warum kann eine Römer-ID von mir auch nicht wählen?


    Am CRV kanns ja nicht liegen, oder? Weil den muss ja nur eine ID machen, wenn ich das richtig verstanden hab.

    "Ja, lasst uns losgehen!"


    Dann kommt ihn noch eine andere Idee: "Wir könnten natürlich auch in die Taverna Apicia gehen..."


    Dabei hat Theodorus das Fehlen seines Geldbeutels schon lange vergessen...

    Theodorus hat es sich schon lange im Staub bequem gemacht. Nicht oft konnte man in Rom solch schöne philosophische Gespräche führen. Dazu waren die meisten Rhomäer zu praktisch veranlagt.


    Allerdings zieht Theodorus eine Augenbraue in die Höhe, als er merkt, dass der Aelier seinen Fragen bezüglich der Trennung von Schöpfer und Schöpfung ausweicht, wahrscheinlich, ohne es zu wissen, denn logische Erörterungen lehrt die Stoa ja bekanntlich nicht. ;) Sie stellt nur Behauptungen auf.


    "Abermals hast du Recht, wenn du sagst, dass unsere Naturen Teile der Natur des Ganzen, ergo der Schöpfung sind. Aber widersprichst du dir in dieser Hinsicht nicht selbst? Denn wie soll es uns möglich sein, gegen die Gesetze der Schöpfung zu verstoßen? Wie soll etwas in der Natur sein können, dass selbst wider die Natur handelt?"


    Theodorus macht eine kurze Denkpause. Ziel der Dialektik ist, dass das Gegenüber selbst erkennt. Er will deswegen nicht vorgreifen.


    "Bedeutet nicht das, was du für den Menschen vorschlägst, so zu leben wie das Tier, das dumm und glücklich sein Leben fristet und alles still erträgt? Hat der Mensch nicht den Verstand, der ihn eine andere Rolle gibt als dem Tier? Der Verstand, der ihm erlaubt, die Welt aktiv zu sehen, zu erforschen und zu verändern?
    Und ist der Verstand des Menschen nicht dem Verstand des Schöpfers gleich?"

    Ach ja, die Ämterlaufbahn. Diese rhomäische Sitte hat Theodorus schon wieder ganz vergessen in seiner Zerstreuung. "Dann wünsche ich dir natürlich viel Glück und Erfolg dabei, mein lieber Fuscus und hoffe, dass der Basileus dir wohlgesonnen ist. Wenn du so weiter machst wie bisher, wirst du sicherlich eines Tages in die edlen Hallen des Bouleutherions, äh, des Senates aufgenommen werden. :)


    Weißt du schon, welcher Einheit du zugeteilt wirst."


    Jetzt packt Theodorus natürlich die Neugier. Schließlich ist der Kaiser für ihn als Alexandriner eine Art göttliches Wesen, das fernab seiner Lebenswelt liegt. Deswegen fragt er etwas schüchtern, aber mit unverkennbar glitzernden Augen, aus denen die Neugier geradezu herausschreit:


    "Sag mal, Fuscus, was ist der Basileus denn für ein Mann...?"

    Da Theodorus nicht nur Platoniker ist, sondern irgendwo auch Jude, kann er den pantheistischen Vorstellungen der Stoiker und der Epikuräer nicht viel abgewinnen. Aber die Epikuräer erkennen wenigstens die Möglichkeit zu handeln an.


    "Auch hier hast du wieder recht, wenn du meinst, es gibt ein Weltganzes und Gotter, Menschen, Tiere, Pflanzen und Steine, die Vier Elemente sind dem innersten Wesen nach Ausdruck eines Gedankens, einer Schöpfung. Auch gebe ich dir recht, wenn ich sage, dass dieser Plan eine innere Harmonie, ein festes Regelwerk und einen Plan besitzt, nach dem sich alles bewegt.
    Allerdings muss ich dich fragen: Wie soll eine solche Harmonie aus sich selbst hinaus funktionieren? Es gibt kein Haus, welches ohne Architekt geplant, ohne Baumeister steht. Jeder Plan braucht auch Jemandem, der ihn erdacht und und jemandem, der ihn ausgeführt hat. Das ist das, was ich en sof, das Göttliche, nennen will."


    Dann überlegt er kurz. Er muss ja auf Hadrianus' Frage antworten.


    "Schöpfer und Schöpfung sind also zwei Dinge, die voneinander getrennt stehen. Deshalb sage ich nicht: Die Götter haben keine Macht. Ich sage nur: Wir können den Sinn ihrer Schöpfung nicht auf Anhieb erkennen. Der Sinn der Schöpfung wird erst durch die Sammlung von Erfahrung entschlüsselt. Wie willst du zum Beispiel den Sinn deiner Beine kennen, wenn du nie gegangen bist? Wie den Sinn deines Verstandes, wenn du nie gedacht hast? Und wie den Sinn deines Seins, wenn du dein Sein einfach als gegeben hinnimmst?
    Die Einheit zwischen Schöpfung und Schöpfer ist also nicht gegeben. Sie muss erst erworben werden."

    "Oh, dann wird es mir ein Vergnügen sein, dir das "Fructae Neptunis" zu zeigen. Es liegt gleich bei den Trajansmärkten und hat eine schöne Terrasse im ersten Stock, von wo aus man über die gesamten Märkte blicken kann. Das Lokal ist eines der besten und angesagtesten Roms. Man kann sich auch persönlich von der Frische und Qualität der Fische und Meeresfrüchte überzeugen. Der Trick ist nämlich, dass diese lebend gefangen und erst vor Ort zum Verzehr vorbereitet werden. Und du kriegst Meeresspezialitäten nach Rezepten aus der gesamten bekannten Welt vorgesetzt.
    Wenn du keinen Fisch magst, kannst du natürlich auch was anderes bestellen."


    Dabei muss Theodorus schmunzeln, denn er hat schon öfters miterlebt, wie eine größere Touristengruppe aus Regionen ohne Meerzugang sich kollektiv das Standardschnitzel mit tonnenweise Garum zu Gemüt gefürt hat.


    "Lass dich einfach überraschen und komm mit. Es findet sich sicher etwas für dich. Auch die Weinkarte ist übrigens hervorragend."

    Sieh an, sieh an... Epiktet... War das nicht der Spinner, den jener Kaiser, dessen Name nicht genannt werden darf, vor nicht allzu langer Zeit aus Rom verbannte? Wirklich eine Schande, dieser Domitianus. Er hat Rom als Ort des Wissens einen schweren Schlag verpasst, von dem sich die Stadt bis heute nicht erholt hat.
    Allerdings ist Theodorus Epiktet im anscheinenden Gegensatz zu Hadrianus nie begegnet und der Mann hat kein einziges Schriftstück geschrieben bis heute. Außerdem kann Theodorus mit Stoikern eh nicht so viel anfangen. Theodorus ist und bleibt Platoniker.


    "Ich will dir Recht geben in der Weise, dass es das höchste Ziel des Menschen sein soll, den Willen der Götter zu folgen.
    Allerdings: Wie kann man sich gewiss sein, fromm und nach dem Willen der Götter zu leben, ohne sich ihnen zu nähern. Wenn man den Ratschlag Epiktets befolgt, nimmt man dann nicht selbst sein Schicksal hin und bleibt im Geiste dem Tier gleich? Du hast es selbst gesagt.


    Aber wie, frage ich dich, soll ein Mensch überhaupt fromm sein, wenn er nicht versucht, das Göttliche zu erkennen? Der Mensch ist mehr als ein Tier. Er hat seinen Geist, der ihm vom Göttlichen gegeben wurde. Dieser Geist ist die Verbindung zwischen dem Menschen und dem Heil. Aber der Mensch muss den Weg, der zum Heil führt, erst finden. Und der Weg ist schwierig, voller Steine und ungewiss. Ich meine, ein Mensch, der versucht, das Göttliche zu finden, ist auch wenn er einmal frevelt in den Augen der Götter mehr wert als jener, der einfach auf ihren Willen wartet und sich so selbst den niederen Kreaturen gleich stellt."

    Theodorus schenkt Stella einen Becher Wasser ein, sich selbst ein Becherchen Wein für die Verdauung und steckt sich dann auch eine Olive in den Mund.


    Dann meint er kauend:


    "Mh... Ich hab schon mal den Actuarius losgeschickt, dass er die Regale abklappern und allen Büchern eine Nummer verpassen soll. Außerdem soll er jedes Buch mit Titel und Nummer auf einem Papyrus festhalten. Das wird sicher einige Zeit dauern..."


    Ein bisschen tut Theodorus der Sklave leid, aber nur ein ganz kleines bisschen.


    "... aber obwohl das die Aufgabe des Actuarius ist, halte ich es für klüger, den Mann ein wenig auf die Finger zu schauen und seine Eintragungen zu kontrollieren. Dazu sollten wir uns am besten in die Bibliothek begeben.


    Danach fängt dann das Zusammenstellen des Kataloges an. Das wird wohl der größte Teil der Arbeit und auch der Teil, bei dem wir den Actuarius nicht beanspruchen können..."

    Theodorus hört sich die Worte Hadrianus' genau an. Dann meint er:


    "Aber wenn es so ist, dass die Launen der Götter unberechenbar und ihre Ziele im verborgenen sind, was macht es dann für einen Sinn für den Menschen, sich auf sie zu verlassen? Ein Seemann fährt doch auch zur See und bleibt nicht zuhause, nur weil Poseidon vielleicht einen schlechten Tag erwischt haben könnte.
    Ist es nicht so, dass dank der Anmaßung des Prometheus der Mensch im Geist den Göttern gleich und gleichzeitig von ihnen unabhängig ist? Und dass es jedermanns natürliche Pflicht ist, sein Schicksal selbst in die Hände zu nehmen? Du kannst nicht auf die Zeichen der Götter warten, denn sie werden nicht kommen. Die Götter suchen nicht dich auf, du musst sie aufsuchen, wenn du das rechte tun willst.
    Und ein Exil wird nicht durch Stadtmauern und heilige Bezirke begrenzt. Ein Verbannter kann durchaus in der Fremde leben ohne sein Exil als Verbannung zu sehen. Und ein anderer kann innerhalb der Stadtmauern bleiben und sich trotzdem verstoßen fühlen.
    Ist es nicht so, dass dein Lebensplan im Widerspruch zu sich selbst steht? Einerseits klagst du dein Schicksal an, anderseits nimmst du es hin und wartest?"

    Vorhin, wo er nur mit Plotina geredet hatte, war es kein Problem für ihn gewesen, sie zum Essen einzuladen. Jetzt hier bei der Rostra, wo mehrere Leute anwesend sind, entpuppt sich die ganze Sache für Theodorus als sehr komplex, kompliziert und verwirrend. Soll er jetzt einfach mit Plotina abhauen, darauf warten, was sie sagt, oder noch die anderen beiden fragen. Theodorus hatte schon immer kein gutes Näschen was Kontakt mit mehreren anderen Menschen anbetraf. Menschen waren nicht wie Gedanken. Sie waren nicht rational zu erklären, sondern triebgesteuert und unberechenbar.


    "Ja, der alexandrinische Fisch-" meint er deswegen etwas von sich selbst abgelenkt. Dann entschleßt er sich dafür, noch einmal die anderen beiden zu fragen, vor allem auch, weil eine Gruppe von mehreren Leuten sicherer ist. Da kann man sich auch mal aus einem Gespräch zurückziehen und die eigene Verwirrung fällt nicht so auf.


    Theodorus schaut auch zu Verus und den immer noch nicht reagierenden Minor. "Und ihr zwei? Kommt ihr auch mit? Ein Mittagessen nach einer solchen Rede wär doch sicherlich nicht verkehrt?"

    Theodorus Gedanken über das Schriftstück werden von einer anderen kausalen Gedankenkette gestört: Es hat an der Tür geklopft, jemand ist reingekommen und hat was gesagt. Fast will er antworten: Jaja, komm später wieder, dann wird ihm klar, dass die eintretende Person ja Furia Stella ist, die er hat zu sich kommen lassen. Deshalb blickt er auf und lächelt sie freundlich und charmant, wie es seiner alexandrinischen Art entspricht an:


    "Nein, nein, fühl dich nur herzlich willkommen, Stella! Setz dich doch! Möchtest du einen Schluck Wasser oder Wein?"


    Er weist ihr einen Stuhl und macht sich sofort daran, zwei Karaffen, ein Glas und ein Schüsselchen Oliven hinzustellen.


    "Richtig. Ich hatte ja vor, die Bibliothek ein wenig aufzuräumen."


    Theodorus war auch in der Bibliothek um ein bisschen Vorarbeit zu leisten. Allerdings ist er dort gleich bei einem der ersten Bücher hängengeblieben und hat es mit sich ins Zimmer genommen. Er kramt herum und zeigt Stella den vorbereiteten Katalog.


    "Hier, nach dem Schema sollten wir die Bücher ordnen, habe ich mir gedacht. Das macht die Bibliothek wesentlich ergiebiger. Willst du mir helfen?"


    Das wird ein Riesenhaufen Arbeit, auch wenn das meiste eh beim Actuarius hängen bleiben wird.

    Theodorus betrachtet seine beiden Gesprächspartner genauer und überlegt. Beide sind keinesfalls ungebildet, ja, durchaus angenehme Zeitgenossen für einen philosophischen Disput, aber man merkt die Unterschiede eindeutig:
    Verus mag kluge Sachen von sich geben, aber in seinem Inneren scheint er gefangen zu sein von den Werten und Konventionen der römischen Lebensweise.
    Fides-Treue, Treue zum Reich, Treue zur Polis, Treue zum Basileus, Treue zu seiner Familia und zu seinem Patronus, jene typischste aller römischen Geisteshaltungen, jene geistige Einschränkung und Unterordnung, welche die Römer immer noch unverkennbar zu Barbaren abstempelt, scheint ihn ihm das höchste Prinzip zu sein.
    Die junge Sergierin dagegen hat offensichtlich von den verbotenen Früchten gekostet, die das Leben in Aegyptus so mannigfaltig bereit hält: Sie hat offensichtlich gelernt, zu zweifeln, zu hinterfragen und nichts als gegeben hinzunehmen. Trotz ihrer Familie ist sie ein freier Mensch, eine Hellenin. Das imponiert Theodorus schon sehr.


    Er lächelt, grinst fast und meint Augenzwinkernd:


    "Die Bürger Roms tun anscheinend schon ihr Bestes, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Sie wissen es nur noch nicht." Dabei bleibt unklar, wie er das meint.


    "Aber du hast recht, wir sollten den Rednern das Reden überlassen. Wie schauts aus? Cena?"

    "Für gewöhnlich nicht. Aber ich treffe zugegebenermaßen auch nicht jeden Tag auf einen Fassbewohner..." ...der etwas verschroben ist, muss Theodorus im Geiste ergänzen. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, ganz anders zu antworten. Eigentlich schon der erste Teil seiner Antwort gehörte eher in die Kategorie "Sätze, die man besser für sich behält", genauso wie der andere Gedanke:
    "Ich rede auch selten mit Leuten, mit denen sich eine Unterhaltung so schwierig gestaltet."


    "Aber deine Antwort bezieht sich nur auf deine Tätigkeit, weniger auf die Ursache deiner Tätigkeit. Man kann auch aus Zwang verbannt werden und die Verbannung trotzdem freiwillig annehmen.


    Ich wundere mich nur: Denn ist es nicht eigentlich so, dass du den erlittenen Frevel einfach hinnimmst, wenn du in dieser Tonne sitzt? Dass du ihn quasi eine Berechtigung gibst, ihn unterstützt durch dein Nichtstun?"

    Theodorus ist natürlich gerne gewillt, den Disput weiter zu führen. Auch Plotina scheint einen sehr wachen Geist zu haben.


    "Natürlich denke ich, dass auch das Recht des Menschen nicht ohne Fehler ist. Der Gerechte wird oft genug als Frevler vor Gericht gezerrt, während der Verdorbene höchste Ehren genießen mag. Das Goldene Zeitalter, in dem der Mensch unter den Schutz der Götter frei, gut und stark war, ist schon lange vorbei.
    Trotzdem bewegt sich die Geschichte der Menschen fort und eines Tages wird der Mensch sein eigenes Goldenes Zeitalter errichten. Und das Reich der Rhomäer, welches den rhomäischen Staat mit der griechischen Kultur verbindet, beglückt alle Völker rings um das Mare Internum. Schau dir einmal die Völker des Nordens an, die Germanen, Skythen und Briten, welche frei, aber rastlos und voller Sorge und Angst für ihre Zukunft, oder die Völker des Südens, die alten Karthager, Ägypter oder die Parther, welche voller Kultur aber Knechte ihrer Fürsten sind, an.
    In unserem Reich gilt ein gleiches Recht für alle Menschen und niemand ist mehr von Stand und Ansehen seiner Väter abhängig. Nur noch ein dritter Teil der Senatoren kommt aus Italia und nur noch die Hälfte ist als Rhomäer geboren. Und die höchsten Posten im Palast des Basileus werden an Freigelassene vergeben."

    Vielen Dank, Fuscus." meint Theodorus höflich, als er von seinem Patron das Geld überreicht kriegt und hört sich die Pläne des Fuscus an. Dann antwortet er:


    "Ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn auch du den Kurs belegen würdest. So wie ich Callidus einschätze, hat er allerhand lehrreiches zu bieten.


    Ich finde es sehr gut, dass Basileus Iulianus die Schola gründete um für Rom einzuführen, was bei den Griechen seit jeher Gang und Gäbe ist: Bildung anstatt Herkunft als Voraussetzung für den Aufstieg in höhere Ämter. So ist besser dafür gesorgt, dass nur der einen Posten erhält, der sich als fähig erweist und nicht einfach der, der durch Zufall in die richtige Familie gegeben wurde."


    Dann lehnt er sich zurück und antwortet auf Fussis Frage:


    "Ja, mir geht es zur Zeit eigentlich sehr gut hier, danke der Nachfrage. Mein e Stellung an der Schola ist zwar nicht gut bezahlt und reicht auch nicht an das hin, was ich in Alexandria machte, aber immerhin bin ich wieder zwischen Büchern und Gelehrten. Außerdem hat mir dein alter Kollege Octavius Detritus seine Werkstätten auf seinem Gut bei Ostia zur Verfügung gestellt, so dass ich auch nebenbei allerlei Projekten nachgehen kann. Und ich kann dort schnell zum Hafen gehen. Der erinnert mich an Zuhause."


    Beim letzten Satz gerät Theodorus ein wenig ins Schwärmen. Er würde ja gerne ganz nach Ostia ziehen, aber seine Arbeit an der Schola lässt das leider nicht zu.


    "Und wie ist es dir ergangen, Fuscus? Man sieht sich ja in letzter Zeit so selten. Ich hab gehört, du arbeitest immer noch beim Basileus im Palast. Ist die Arbeit dort erfüllend oder planst du schon weiter?"

    Theodorus, der jetzt natürlich in seinem Element ist, denkt einan Augenblick über den Einwand des Verus nach. Dann antwortet er:


    "Du hast wohl auf der einen Seite recht, Verus. Der Mensch ist in seiner Gestalt zwar dem Tier gleich und klein und hilflos im Angesicht der Götter bzw. des Göttlichen, aber sein Geist gleicht dem ihren. Er hat die Wahl zwischen Gut und Böse. Aber sein Weg muss zum Guten hin gehen, will er errettet werden.


    Aber das Gesetz des Menschen hat jeden einen eigenen Weg zum Guten festgeschrieben. Der Kaiser hat einen anderen als der einfache Mann. Und der einfache Mann einen anderen als der Sklave. Und du wenn der Sklave seinen Weg verlässt und leben will wie sein Herr, so straft ihn das Gesetz mit Gewalt. Aber was passiert dem Kaiser, wenn er leben will, wie sein Knecht? Prometheus sündigte gegen das Gesetz der Götter als er sich auf die Stufe der Menschen begab. Und er wurde bestraft."


    Theodorus denkt dabei an sein Leben: Er hat früh genug seinen Weg gekannt. Und er hat sich für ihn entschieden, mit Erfolg: Aus dem Kind, der Schande der Familie wurde ein Rabbiner, aus dem Rabbiner ein Schriftkundiger am Museion, der Heimstätte des Wissens.
    Aber er weiß auch: Trotz seines Wohlstands und seiner Position wird er niemals aufhören, der kleine Junge aus dem alexandrinischen Hudenghetto zu bleiben. Zwar mag er als Philiologos eine der höchsten und respektablesten Stellungen in der Gesellschaft der Stadt besitzen und in den höchsten Kreisen verkehren, niemals wird er einer Bürgerversammlung beisitzen und mitdiskutieren, niemals den strahlenden Festen der Feiertage beiwohnen, niemals von der drückenden Steuerlast befreit werden. Für die Griechen blieb Theodoros, Sohn des Ioseph immer Mattihiah ben Joseph bleiben, der Jude, der Ausländer, der Unerwünschte.


    Wirklich, kein blöder Mensch, dieser Verus. Das hat Theodorus ihm gar nicht zugetraut. Ob er wohl eine Synthese finden konnte?


    Beim philosophieren geht der weniger philosophische und mehr pragmatische Einwand Plotinas fast unter. Theodorus bemerkt das aber dann doch noch und versucht, eine Brücke zur Frage der Sergierin zu schlagen:


    "Und vor allem ist der richtige Weg immer schwer und voll mit Steinen. Und nicht immer geht er gerade aus. Man fällt zurück oder macht Ausflüge ins Falsche. Aber auch dieser Junge wird sich zu jedem Zeitpunkt dafür entscheiden können, umzudrehen. Auch wenn das Recht des Menschen ihn richten muss, wir sollten für ihn hoffen, dass er seinen Weg wieder findet." Dabei schaut er bestätigend zu Plotina.