Beiträge von Theodoros Alexandreus

    Als Minor Athen erwähnt, seufzt Theodorus auf: "Ich war selbst auch noch nie dort. Zu Gerne würde ich aber einmal dort hin kommen... Ach übrigens: Nicophileaus dort..."


    er zeigt auf den schwächlich wirkenden, schweigsamen Griechen, der anscheinend gerade versucht, in dieser Unordnung seinen Catull zu finden


    "... ist Athnener. Ich glaube, seine Bekannschaft würde dich sowieso überaus erfreuen."


    Im Stillen malt sich Theodorus aus, wie das wohl werden wird. Sicher lustig...

    Sitze ab Morgen bis übernächsten Sonntag in einem kleinen slowenischen Küstenstädchen in der Sonne und lass mir tonnenweise Osterschinken mit Meerettich reinstopfen und bin übers Internet sowas von absolut gar nicht erreichbar. :D


    Bis dann!

    Kaum hat Gracchus fertig geredet, kann sich Theodorus nicht halten und prustet laut den den weinigen Inhalt seiner Mundhöhle über den Marmorboden.


    Dann dreht er sich mit verdächtig sonnenstrahlender Miene zu Gracchus um und säuselt höflich los, wobei die Stimme im Laufe seiner Zurechtweisung kontinuierlich zu einen echt wütenden, festen Ton anschwillt.


    "Verehrter Gracchus, du hast durchaus Recht mit deiner Einschätzung, was den kleinen Serenus angeht: Er ist ein sehr aufgeweckter, wissbegieriger, kleiner Mann. Auch an Bildung, Talent und schulischer Erziehung keineswegs. Der Junge ist für sein Alter sehr weit und es wäre eine Verschwendung, seinen jungen Verstand nicht ausreichend zu trainieren.


    Ich denke mal, diesen Jungen mangelt es eher an anderer Art von Erziehung. In diesen Bereich nämlich, den ich meine, hilft kein Paidagoigos und auch ein ordentlicher Paidiotribes kann nur wenig daran ändern. Eigentlich hätte so etwas schon lange vorher passieren sollen.


    Wo wir wieder bei unserem Geschäft wären: Ich wollte gerade folgendes vorschlagen: Erstens: Ich muss den Hund und die Leier nie wieder sehen!
    Zweitens: Ich krieg einen starken Paidiotribes zur Hand, der den Jungen beobachtet und gegebenenfalls bestraft und züchtigt,
    Drittens: Ich nehme 75 Sesterzen - Pro Stunde, wobei jede weitere angefangene Minute als weitere Stunde gilt, unter 75 wird nicht gezahlt, Das empfände ich als die einzig tragbaren Bedingungen für meine Arbeit als Erzieher.


    Da ich nun an dir, lieber Flavius Gracchus, sehe, dass du dir der Mängel deines Jungen nicht einmal bewusst bist, dass du nicht einmal in der Lage bist, dich für die gerade hier abgelaufene Frechheit zu entschuldigen, denke ich, wir werden leider nicht ins Geschäft kommen. Und eines kannst du mir glauben: Der Junge mag noch so intelligent und talentiert sein und aus noch so gutem Hause kommen: Du wirst niemals Jemanden finden, der diesen Kind das entlockt, das in ihm schlummert!"


    Dann atmet er kurz und fest durch:


    "Ich denke, das war dann alles, Gracchus. Ich muss jetzt weiter. Ich hab noch eine Verabredung bei der Gens Claudia. Vale und auf Widersehen."


    Er setzt seinen Hut auf und stampft in Richtung Türe. Gerne tut er den Ianitor den Gefallen, für immer aus diesem Tollhaus zu verschwinden. Obwohl es ihm fast Leid tut für diesen Jungen. Dass man so ein Kind durch Nichterziehung so kaputt machen kann, unfassbar!

    Theodorus muss ein wenig die Stirn runzeln. Irgendwie versteht er die Art und Weise, wie die Römer Politik betreiben, immer noch nicht so ganz. Bekanntermaßen teilte dieser wie alle vernünftigen Griechen die Barbaren in die des Südens, die zivilisiert und untertänig, und die des Nordens, die frei und primitiv sind auf. Aber was hätte er zu den Römern gesagt? Untertänig und Primitiv? Na ja, lassen wir das mal. Wir wollen ja Niemanden beleidigen und Schneid haben sie ja schon, die Römer, das muss man ihnen lassen. Auch wenn die Griechen ihnen einiges erst beibringen mussten. 8)


    "Ganz ehrlich: So genau habe ich mich mit den Factiones nie auseinandergesetzt, da mir das Pferderennen als Sport nicht behagt. Ich schaue da lieber Athlethen beim Ringen oder Speerwerfen zu.


    Ah, interessant, du bist also von griechischer Abstammung! Woher kommt deine Familie denn? Und pflegt ihr noch die alten Sitten?"


    Dass Theodorus für die meisten Griechen nicht als Grieche, sondern als Jude zählt, verschweigt er mal lieber. Er ist damit auch alles andere als einverstanden.

    "Es erfreut mich außerordentlich, deine Bekanntschaft zu machen.


    Ach, die Bibliothek. Wie gesagt, das System ist wirklich nicht durchschaubar. Wie auch? Der Bibliothekar ist Analphabet. Er sortiert die Schriften nach Aussehen. Und das mein ich ernst.


    Politisches Coleur? Nun, soweit ich weiß, sind die Factiones offiziell einfach Rennställe. Aber man kriegt ja mit, dass sich bestimmte Interessengruppen einem Rennstall anschließen. Aber ganz ehrlich: Ich habe mich keiner Factio angeschlossen, weil ich nicht der Meinung bin, dass sich freie Menschen über Pferderennen definieren müssen.


    Bei uns in Alexandria gibt es ja eine Volksversammlung, wo sich die Hellenen treffen und über die politischen Belange entscheiden. Ich selbst gelte dort als Traditionalist. Aber Tradition hat ja für die Griechen eine ganz andere Bedeutung als für die Römer.


    Man könnte es so ausdrücken: Traditionalistische Griechen gründen eine Philosophenschule. Traditionalistische Römer diese Bibliothek."

    Der prüde Jude wird etwas rot bei der Erwähnung pornographischen Materials. Warum scheinen denn alle Heiden auf dieser Welt den ganzen Tag nichts anderes zu tun zu haben als sich den lieben langen Tag Orgien mit viel Alkohol, Drogen und Geschlechtsverkehr mit verschiedenen Menschen und Tieren zu widmen. Auch im Gottesdienst sollen sie vor solchen Ausschweifungen nicht Halt machen. Merwüdrige Welt, wirklich wahr. :P Dann fasst er sich wieder und erklärt hölzern:


    "Mir ist bisher noch keine Bibliothek auf der Welt untergekommen, die so etwas nicht führt. Frag doch mal Nikophileaus dort, der sucht galub ich Ähnliches..."

    Eine Bibliotheca ist vielleicht ein ungewöhnlicher Ort, um einen Gesprächspartner zu finden, denkt sich Theodorus. Er versucht, seinen Blick von der verlockenden Schriftrolle, die Ferrius Minor in der Hand hat, fern zu halten, und dem Gespräch zu folgen.


    "Ach, die Bibliothek ist in der Tat etwas wirr. Man braucht einige Zeit, um das System zu verstehen. Ein neuer Bibliothekar würde den Laden hier sicher ganz gut tun."


    Dann muss er grinsen:


    "Hast du schon Bekanntschaft mit den dicken, schwitzenden, behaarten und grobschlächtigen illyrischen Masseur dieses Hauses gemacht? Als Masseur ist er ein wahrer Magier, aber dass man ihn auch die Bibliotheksordnung zugetragen hat, war dann doch ein bisschen den Bock zum Gärtner gemacht, wenn du verstehst, was ich meine."


    Dabei redet er ganz leise. Schließlich könnte der Kerl hier sein und er ist meistens schlecht gelaunt und immer sehr stark...

    Ah! Nicophileaus braucht Hilfe in der Thermenbibliothek! Natürlich kann Theodorus da helfen. 8)


    "Dass du dich da mal nicht irrst! Diese Bibliothek hat sehr wohl ein System. Zwar ein ziemlich wirres und die meisten würden es mit Chaos verwechseln, aber ein System ist da.


    Homer steht dort hinten..." Er deutet auf ein Regal links von ihm, das fein säuberlich nach Einzelband aufgelistet die "Große Homer-Gesamtausgabe in 17 Bänden, 2. erweiterte und kommentierte Auflage" von Demostehenes von Rhodos enthält.


    "Wo du Ovid und Catull finden kannst, weiß ich allerdings selbst nicht. Vielleicht dort, neben Sappho. Aber erwarte dir nicht zuviel. Die Römer haben es nicht gerade so mit hoher Literatur."


    Dann schaut er zu den naturwissenschaftlichen Werken (bzw. der Sektion, in der normalerweise die naturwissenschaftlichen Werke stehen, denn so genau, dass man sich darauf verlassen könnte, ist das hiesige System dann auch wieder nicht. bemerkt er einen Römer mit sehr extravaganter Frisur, die diesen wahrscheinlich als Liebhaber der Schönen Künste und des leichten Lebens kennzeichnet. Außerdem hat er gerade einen sehr befremdeten Blick, was wahrscheinlich an der Schriftrolle liegt, die er in der Hand hat. Wahrscheinlich hat er sich vergriffen. Hilfsbereit lässt Theodorus kurz von Graecus ab und geht zu ihm hin.


    "Salve, Römer- Ah! "Paarungsverhalten westafrikanischer Riesenkäfer" Bist du etwa Zoologe?"

    Theodorus, dessen Kopf jetzt auf einmal purpurrot glüht, will gerade ansetzen, zu erklären, dass die Schreibübung keineswegs als lehrreiche Aufgabe sondern eher als erzieherische Maßnahme gedacht war und dass der kleine junge Mann, sollte er noch einmal auf die Idee kommen, einen zu Recht vom Senat als Hochverräter abgestempelten Mann als größten Dichter aller Zeiten zu bezeichnen und dazu noch die Dreistigkeit zu haben, ein selbst geschriebenes Gedicht als Werk eben jenes Hochverräters auszugeben, sein ganzes weiteres Leben damit verbringen wird, den ersten Gesang der Odyssee aus dem Gedächtnis aufzuschreiben.


    Allerdings kommt er nicht mehr dazu, denn schon ist der kleine Kerl aus der Tür verschwunden. Theodorus lehnt sich zurück, atmet tief aus, schenkt sich noch ein Gläschen ein und beschließt, die Annahme oder Ablehnung der Arbeitsstelle in der Villa Flavia von Gracchus' nächster Reaktion auf Serenus' Abgang abhängig zu machen...

    "Oh nee! Jetzt wirds hässlich! Die Prätis kommen!"


    "Typisch! Immer wenns am lustigsten ist, müssen die einem den Spaß verderben!"


    "Lasst uns mal lieber abhauen!"

    "Aber vorher geb ich denen noch einen mit!"


    Gracchus und Prometheus sprangen mit den meisten anderen von der Mauer, auf die von außen her wieder ein Ansturm begann, denn die meisten Leute wussten: Mit den Cohortes kann man so umspringen, wenn man schlau ist, aber die Prätorianer sind doch ein anderes Kaliber. Nur Spartacus blieb noch kurz stehen und warf einen Stein nach dem Anführer.


    "Der ist für dich, du Drecksack! Wohl bekomm's! :D"


    Dann war auch er hinter der Mauer verschwunden.

    "Ich würde vorschlagen, wir gehen gleich in die Bibliothek. Es ist an der Zeit, sich das ganze mal näher anzuschauen. Und auf dem Weg sollten wir den Actuarius abpassen. Ich hab wirklich keine Lust, die Bücher selbst aufzulisten..."

    Die drei Revolutionäre standen währenddessen weiterhin mit ein paar anderen Leuten auf der Mauer, brüllten und warfen Ziegelsteine auf die anrückenden Milites. Ein unvoreingenommener Betrachter würde die Szene wahrscheinlich als lustige Feier interpretieren, wären da nicht die Milites und die paar Leute vor der Mauer, die sich eng verkettet hatten, da sie nicht abgeführt werden wollten.


    "Nec Deus! Nec Patria! Nec Dominus-Nec Servus!"


    Die Jungs von den Cohortes ließen sich aber auch nicht lumpen, gingen mit Schild- und Schwertknaufstößen gegen die sich Wehrenden vor und zogen einen nach dem anderen mit blutigen Gesichtern raus, was jedes Mal einen Riesenaufschrei der Empörung mit sich brachte. Die Leute skandierten:


    "Mi - li - ti - es Pa - rri - ci - dae!"


    Aber auch die Steinewerfer ließen sich nicht lumpen. So mancher junger Ordnungshüter konnte seinen Schild nicht schnell genug heben und lag im nächsten Moment benommen am Boden, obwohl dank der Helme keine wirklich ernsthaften Verletzungen entstanden. Von hilfsbereiten Angehörigen des Pöbels hinter der Mauer wurden die Leute auf der Mauer mit frischen Steinen gefüttert, nachdem die Ziegel aus gingen und man sich darauf geeinigt hatte, dass es kontraprodunktiv wäre, die Mauer abzutragen.

    Ach ja, die Arbeit. So was gibt es ja auch noch! Theodorus runzelt die Stirn. Er nimmt eine Schriftrolle hervor und gibt sie Stella.


    "Das ist der Bibliothekskatalog" erklärt er seufzend.


    Der Katalog ist wirklich nicht besonders umfangreich: Die Schriften der Bibliothek sind nach Autoren geordnet, die Liste wurde aber eher nach Datum des Eintreffens eines Werkes einfach niedergeschrieben. Aus dem Großteil der Schriften wird ersichtlich, dass sie Schenkungen aus der Privatbibliothek des Kaisers Domitian waren. Seit Jahren wurde kein Buch mehr hinzugefügt und eines der Papyri wird von einem großen, dunklen und kreisförmigen Rotweinfleck verziert, ein sicheres Indiz für die Handhabe des alten Curator Libris.


    "Ich schlage auf jeden Fall vor, wir sollten mal in der Bibliothek eine neue Zusammenstellung der vorhandenen Werke ins Auge fassen und einen vollkommen neuen Katalog entwerfen. Nicht zu fassen, wie hier noch jemand was finden konnte."

    Theodorus hört ein wenig halbherzig zu. Er selber ist nicht der allergrößte Fan von Homer, die Ilias langweilt ihn, die Odyssee ist ganz witzig, aber es reicht, wenn man sie sich mal durchliest und im Ungefähren weiß, was passiert. Allerdings ist das der Standpunkt, den ein Forscher vertreten darf und nicht ein kleiner Junge oder ein Mann wie Gracchus, der offensichtlich zu jenen Personen gehört, die zwar gebildet sind, aber nicht unbedingt klug. Die Art von Leuten, die stundenlang ein jedes so langweiliges Bild von Mikon oder jede noch so belanglose Statue von Lysipp anglotzen und bewundernd bis in die kleinsten Details analysieren kann, aber eigentlich gar kein Verständnis vom Sujet hat. Sie sehen sich die Fingerglieder an und sinnieren über Komposition, aber der Ausdruck, das Wesen bleibt ihnen verschlossen.


    Und im Grunde genommen ist das ja eigentlich das, worum es jeden guten Philologen und Philosophen bei der Ausbildung junger Menschen gehen sollten: Zermürbe sie mit Auswendiglernen und anderen Mühsaal, auf dass sie sich für gebildet halten ohne wirklich zu wissen und zu erkennen. Das ist das beste Mittel gegen zukünftige akademische Konkurrenz.


    So halten es zumindest die großen Philosophenschulen von Athen. Zum Glück sind die Alexandriner da schlauer. Aber den Nutzen der kritischen Methode haben diese Römer noch nie verstanden. Alles andere wären Perlen vor die Säue. Obwohl, man könnte es ja versuchen...


    Theodorus lässt sich seine Unaufmerksamkeit aber nicht anmerken.
    Seelenruhig notiert er etwas auf seine Tabula und die Lyra findet auf der Liste der Dinge, die Serenus nicht in den Unterricht mitnehmen darf, ihren Ehrenplatz gleich neben Nero.


    Als Serenus endlich den letzten schrägen Ton aus einer misshandelten Lyraseite quietscht, richtet Theodorus einen anerkennenden Blick an ihn. Die Frage nach Athenas Schuhen übergeht er dabei. Sie wäre eigentlich genau die Bestätigung dessen, was er sich vorher zusammengereimt hat, wenn er nicht das Gefühl hätte, der Junge wolle ihn nur provozieren.


    "Sehr schön. Bis zur nächsten Stunde schreibst du den Gesang zehnmal nieder, und zwar im bester griechischer Schönschrift.


    Kommen wir zu was anderen: Kennst du das Höhlengleichnis?"

    Der Grieche sieht nicht nur irgendwie blass aus, auch der weit offene Mund und die aus den Augenhöhlen hervorquillenden Augäpfel haben irgendwie ihre Komik. Langsam fasst sich Theodorus wieder. Müde winkt er den Sklaven mit der Karaffe zu, um noch ein Getränk zu sich zu nehmen. Er lässt sich einschenken, trinkt den Becher zügig aus und fragt sich, woher eigentlich gerade seine Kopfschmerzen kommen.


    Dann antwortet er, langsam und bedächtig:


    "Obwohl sich deine Stimme durchaus so anhört, wie die des angeblichen Urhebers dieser "schönen Weise", so vermute ich doch, dass der Text nicht von eben jenem stammt.


    Zumindest erscheint es mir nach allem, was ich von dieser Person her weiß, äußerst unwahrscheinlich, dass er sich für seine "Kunst" des Lateinischen bedient hätte."


    Immerhin ist der Junge kreativ und damit kein vollkommen hoffnungsloser Fall. Einen Kommentar zum Lyraspiel lässt Theodorus mal lieber sein, denn das will er wirklich nicht unterrichten.


    "Und wie schauts mit Homer aus? Kannst du mir einen Gesang aus der Odyssee vortragen?"


    Was tut man nicht so alles für seine Schüler?

    Sim-Off:

    Wegen der Zahlenverhältnisse: Balbus hat nicht geschrieben, wieviel Mann jeweils an den Straßen blockieren, und Vic hatte auf einmal 10 Contubernia hinter sich.
    Ich hoff, des läuft alles trotz der kleinen Fehler noch okay hier für alle Beteiligten. Wenn nicht, per PN laut schreien bitte. ;)


    Hier oben war es einfach herrlich: Ein lauer Wind, das Schreien der Mengen, die weite Sicht, die unmittelbare Gefahr und der Genuss des Augenblickes! Mal sehen, wie lang dieser noch andauern würde...