“Der Mann, dieser Horaz, war ein echt armes Schwein. Wer so viel Zeit hat sich solch komplexe Gedanken über Wein zu machen, der hatte entweder verdammt viel Stubenarrest gehabt oder hatte keine so interessanten Freizeitbeschäftigungen wie Wagenrennen anschauen, selber Ziegenrennwagen zu lenken, Gladiatorenkämpfe zu besuchen oder mit der Steinschleuder Ratten und Tonvasen abzuschiessen. Ich finde Leute, die nichts mit sich anzufangen wissen einfach doof.
Übrigens kommt mich die Tage mein Kumpel besuchen. Also wundert euch nicht, wenn hier plötzlich die halbe Gens Cornelia aufläuft. Bestimmt bringt er seine dämlichen Schwestern mit. Wir wollen im Garten ein kleines Rennen veranstalten. Nur damit sich niemand wundert, wenn es das ein oder andere Geräusch von dort gibt.”
Serenus fand, daß diese Ankündigung hier reichte, damit alle wußten, warum die Villa wackeln und was den Mittagsschlaf beenden würde.
“Hannibal! Ich wünsche im Hinblick auf diesen Besuch, daß sich nach dem Essen bzw. den Saturnalien der Maior Domus einmal umgehend bei mir vorstellt. Es gibt da einige Vorbereitungen zu treffen, vor allem von den Küchensklaven. Ich hätte da auch noch einige Beschwerden über das mangelnde Organisationsvermögen und die sehr dürftige Flexibilität der Sklaven hier in der Villa. Ich möchte vermeiden, daß mein nächster Ausflug in die Stadt eine erneute Frustration darstellt, denn ansonsten lasse ich diesmal Strafen und Beförderungen folgen.”
Serenus fragte sich ohnehin, wie dieser Haushalt es schaffte zu überleben. Auf der einen Seite schienen alle Sklaven vor einem gewissen Sica zu zittern, welcher der Verwalter von Onkel Senator Selix war. Andererseits war der Sklave wohl nie anwesend, denn Serenus hatte ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Und als Maior Domus und Verwalter sollte er eigentlich bestrebt sein sich auch bei ihn, Flavius Serenus, einmal vorzustellen, denn im Gegensatz zur restlichen Verwandschaft würde Serenus sehr oft in der Villa anwesend sein. Und bis auf die Leibsklaven konnte er denen das Leben sehr schwer machen. Die Sklaven schienen im Wesentlich tun und lassen zu können was sie wollten. Sciurus und Hannibal schienen da noch Ausnahmen zu sein. Sie arbeiteten selbst heute abend und schienen Onkel Gracchus und Papa viel Arbeit abzunehmen und mit zu denken. Der eine als Geschenkehandlanger, der andere als Opfer- und Weinmischungshandlanger. Vielleicht sollte man einen von ihnen zum neuen Maior Domus befördern. Und diesem Haushalt fehlte jemand wie Oma, die sich um alles kümmerte, was ihn betraf.
Er wandte sich an Dido, nachdem ein Bediensteter freundlicherweise seinen Teller das dritte Mal gefüllt hatte. Und das Mischungsverhältnis beim Honigwasser schien sich schon wieder verändert zu haben. Süßer ging es ja bald nicht mehr.
“Stimmt, du hast ja gar kein Geld oder etwas von Wert als Wetteinsatz.
Bislang hatte ich nur Unterricht im Ringen und Wagenlenken. Neben Literatur -vor allem thessalische Geschichten finde ich gut-, Lesen und Schreiben, Sprachen, Astrologie, Geographie und Pflanzenkunde, Mathematik und all solchen Dingen.
Für Unterricht im Schwertkampf fehlte Oma das Verständnis, zumal ich ja Patrizier bin. Sie meinte, daß mein Papa dafür dann ja seine Legionäre hätte, wenn wir welche brauchen. Oder wir heuern uns Leute an oder in besonders heiklen Fällen würde Onkel Senator Felix diesen Sica losschicken. Der soll in einer ganz berühmten Gladiatorenschule ausgebildet worden sein und dort bereits in der Ausbildung ganz viele Leute getötet haben. Und das nur mit einem Messer und einem Löffel und einem Hund.
Geprügelt habe ich mich nur ein paar Mal und dabei leider immer verloren. Ich hoffe ja, daß ich hier in Roma neben Ringen noch einen Lehrer im Faustkampf bekomme. Aber mit der Schleuder bin ich verdammt gut. Und ich kann gut angeln.
Ein alter Sklave in Baiae hat mir heimlich etwas den Kampf mit einem Dolch gezeigt. Das kam aber raus und da hat Oma ihm 50 Peitschenhiebe dafür geben lassen, weil ich da erst 5 Jahre alt war und sie mich noch für zu jung hielt. Aber ich bin ansonsten gut durchtrainiert. Ich laufe jeden Tag 1 ½ Meilen und sehe zu, daß ich fast täglich eine Übungseinheit mit dem Rennwagen hinbekomme. Und Nero muß ja auch bewegt werden. Mit ihm übe ich auch sehr viel. Es war ganz schön Arbeit bis ich ihn auf Kommando auf Sklaven und andere Personen hetzen konnte.”