All die Worte, die ihm für eine strenge Rüge eingefallen waren, waren wie weggeblasen. Sein mühsam hervorbeschworene Ärger über sein Sohn schwand wie der Schnee in der Sonne, man weiß ja „Schnee schmilzt immer in der Sonne!“. ( :]) Und wie sein Junge sprach! Richtig erwachsen schon, Marcus erkannte in dem Kleinen doch schon den Funken von Marcus Mutter. Seufzend lächelte Marcus und beugte sich runter, umarmte seinen Sohn kräftig. Es waren Saturnalien, da durfte man das auch als Vater. Marcus richtete sich jedoch schnell wieder auf, seinem Sohn gegenüber musste er schließlich strenger sein, so sagte das auch immer Agrippina. Trotzdem wuschelte er ihm noch mal durch dessen dunkle Haare.
„Bona Saturnalia, mein Junge! Du bist wirklich groß geworden in letzter Zeit!“
Marcus schüttelte grinsend den Kopf und wunderte sich wieder darüber. Wo war das kleine Würmchen von vor ein paar Jahren geblieben, der kleine Junge, der gerade krabbeln konnte und alles in den Mund stopfte, was er in die Hände bekam? Da fiel Marcus der Auftritt seines Sohnes wieder ein.
“Das von vorhin geht nicht, Lucius! Paß besser auf deinen Hund auf. Aber komm, wir verpassen noch das Essen.“
Und das war wohl eines der schlimmsten Dinge, die passieren konnte für Marcus. Ein Festmahl zu verpassen, was für ein Alptraum!! Marcus lächelte, legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes.
„Lucius, Du hast Deine Sache heute bei der Zeremonie sehr gut gemacht. Deine Großmutter wäre gerührt und ich bin sehr stolz auf Dich! Übrigens ist Deine Schwester auch wieder hier und sei doch nett zu ihr. Sie hat viel Schlimmes in letzter Zeit erleben müßen!“
Schon kamen sie zurück, Marcus warf einen Blick auf das Blut auf dem Boden und dann auf die Musikanten. Arrecina war auch schon da, schien im Raum ein wenig verloren zu sein und unsicher.
„Komm, Lucius, begrüß Deine Schwester. Und vergiß nicht, sei artig, ja?“
Ermahnend sah Marcus seinen Sohn an und ging dann auf die Klinen zu und ließ sich neben Hannibal auf die Sitzliegen herunter. Schwer seufzte er und warf Hannibal einen gequälten Blick zu, bemerkte dann ein Zeichen von ihm und sah zu dem Korb. Überrascht blinzelte er, ein Stein fiel von seinem Herzen und er nickte Hannibal dankbar zu. Wie sehr ihm dessen helfende Hand in der letzten Zeit doch gefehlt hatte, bemerkte er jetzt wieder mal. Marcus lehnte sich zurück und ließ sich einen Becher mit Wein reichen, um seinen Appetit anzuregen. Nicht, daß er das nötig hatte! Schließlich hatte Marcus fast immer Hunger.