Beiträge von Lucius Flavius Serenus

    Serenus betrat leise mit Nero und Dido die Bibliothek. Sie setzten sich auf eine bequeme Kline und Serenus begann leise 2 Schriftrollen vorzulesen, während der Hund sich mitten in der Bibliothek hinlegte und augenscheinlich zu schlafen schien. So oft wie sich dabei aber seine Ohren aufstellten, konnte das auch ein Trugschluss sein.


    Hin und wieder brachen die Kinder in leises Gekicher oder lauteres Gelächter aus, während ein Teller mit Keksen und Obst sich zunehmend leerte. Offensichtlich war die Lektüre sehr erheiternd.

    Serenus, Nero und Dido waren fertig und nickten. Alles wartete mal wieder auf Tante Antonia.


    Serenus und Dido bestiegen die kleine Sänfte, den "Rennwagen", während Nero daneben her laufen würde. Nero liebte Bewegung und ließ sich nicht so gerne in einer Sänfte tragen, was die Sklaven in Baiae immer gut gefunden hatten. Ob das an Neros Gewicht lag?


    "Machen wir ein Wettrennen mit den Sänften wer zuerst am Forum ist?"

    Huhu Tante Leontia! :wink:


    Wenn er eine Katzenhaarallergie hat, bekomme ich ihn dann, damit er bei mir und Dido immer das Cubiculum aufräumen kann?



    Daphnus: Bist du sicher, daß du nicht lieber mich als Dominus haben willst? Ich bin viel lustiger als meine Tante Leontia und ich halte dich auch mehr auf Trapp. Bei mir wirst du auch weniger mit hochliterarischen Texten konfrontiert.

    „Kleiner Mann?“
    Serenus hatte es genau gehört. Da hatte ihn jemand vor der Tür als „kleiner Mann“ bezeichnet.


    Serenus wurde aufgrund dieser Anrede von einer plötzlichen Taubheit beider Ohren erfasst. Und überhaupt hatte er sich sicher eingebildet, dass da jemand an die Tür geklopft hat.
    Und wer war Flavia Calpurnia? Zwischenzeitlich kannte Serenus alle patrizischen Mitglieder der Gens Flavia, was nur den Rückschluss zuließ, dass dort draussen eine Hochstablerin wartete oder das eine „Andere“ war, eine Vertreterin des plebeischen Zweiges der Gens Flavia, die in einer schäbigen Hütte im wilden Hispania wohnen sollten. Oma hatte immer gesagt, dass man sich mit denen als Patrizier nicht abgeben sollte, da sie Schmeissfliegen seien.
    Warum? Weshalb? Wieso? Nun, das war für Serenus ohne Interesse. Oma hatte es gesagt und Oma hatte immer Recht.


    Und die Sklavin hatte ihn als „kleiner Mann“ bezeichnet!


    Er drehte sich wortlos um, gab seinem Hund ein Zeichen und verschwand mit der Apportiersandale und dem Tier wieder in der Villa und danach in den Garten – ohne einen der Türsklaven über die Wartenden vor der Porta zu informieren.


    :P

    Zitat

    Original von Rebecca
    Schnell ging ich zum gewaltigen Tor und klopfte an.
    POCH POCH
    Hoffentlich mach bald jemand auf. Mir war kalt, meine Füße schmerzten und gegessen hatte ich auch schon lange nichts mehr.



    Serenus übte mit Nero im Bereich der Porta etwas „apportieren“. Normalerweise hätte er im Garten oder in der Villa geübt, aber er wartete auf die erneute Antwort aus der Villa Cornelia. Außerdem war es ein sonniger Tag, wenn auch eisig kalt. Aber entsprechend dick gekleidet war das kein Problem. Man mußte die guten Tage an der frischen Luft ausnutzen. Schlechtes Winterwetter würde es noch genug geben.


    Seit einigen Tagen herrschte reger Schriftwechsel zwischen ihm und seinem besten Freund in der anderen Villa, was dazu führte, dass mehrmals am Tag Sklaven zwischen den beiden Villen hin und her rannten. Der Cursus Publicus hätte an den beiden Jungen im Moment ein Vermögen verdient. Inhalt der Schreiben war ein reger Austausch über den neusten Familienklatsch, Dido bzw. Spartacus, den neusten Besuch in der Stadt, die Deutungen von diversen Trainingsergebnissen, die Factios und etliche Belanglosigkeiten mehr.


    Es klopfte. Serenus warf ein weiteres Mal eine alte Sandale, die irgendjemand im Haus wohl verloren hatte (Serenus ahnte nicht, dass es eine neue Sandale von Tante Leontia war, die ein Sklave säubern sollte und die Nero angeschleppt hatte), und ließ sie vom Hund apportieren. Es klopfte an der Porta.


    POCH POCH


    Serenus ging zur Porta.
    „Es ist gerade keiner da. Die Türsklaven wärmen sich auf oder sind auf der Latrine. Du musst warten. Aber du kannst die Antwort für mich unter der Tür durchschieben.“


    Er selbst durfte die Porta nicht öffnen. Vermutlich hätte er es bei den dicken Balken, vielen Riegeln und der schweren Tür auch gar nicht geschafft. Serenus dachte auch nicht daran, dass es jemand anderes als der Botensklave sein konnte, welcher heute bereits neun Mal zwischen der Villa Flavia und der Villa Cornelia hin und her gependelt war. Das schien ein anstrengender weg zu sein, denn jedes Mal sah der Bote müder aus. Dabei lag die Villa Cornelia doch gerade mal drei Anwesen weiter. Natürlich fehlte Serenus jede Relation, was drei Anwesen bei patrizischen Verhältnissen für eine große Entfernung von Porta zu Porta waren.

    Serenus klopfte an der Tür von Onkel Lucullus, öffnete diesen einen Spalt und streckte den Kopf in den Raum. Hinter Serenus warteten Dido und sein Hund Nero, wobei letzterer ebenfalls den Kopf durch den Türspalt in den Raum streckte. Allerdings etwas weiter unten.


    „Salve Onkel Lucullus! Ich brauche deine Hilfe als Priester bei der Deutung einer Prophezeiung. Das sollte für dich gar kein Problem sein. Hast du Zeit für mich?“


    Serenus ging natürlich davon aus, dass Onkel Lucullus Zeit für ihn hatte. Jeder im Haus schien für Serenus Zeit zu haben. Das war einer der Vorteile, wenn man das einzige Kind in der Villa war. Und durch die vielen Onkel und Tanten in der Villa hielt sich auch der „ich bin genervt“-Aspekt in Grenzen, wenn er auf einen Erwachsenen zukam. Auch wenn sie mitunter erhebliche Schwierigkeiten hatten sich in die Welt und Gedankengänge eines 9jährigen Kindes hinein zu versetzen. Aber vielleicht lag das auch daran, dass alle Onkel und Tanten im Haus uralt waren.


    Die Onkels und Tanten hatten sich sicher nie zuvor Gedanken gemacht, wie kompliziert es war, wenn er, Serenus, etwas wollte. Die wendeten sich an ihre erwachsenen Leibsklaven oder direkt an diesen Sica und alles lief. Bei Dido und Serenus wurde es ja schon kompliziert, wenn es um die Organisation einer Sänfte und einen Ausflug in die Stadt ging.

    Serenus klopfte an der Tür von Onkel Gracchus und stand auch schon im Zimmer. Irgendwie schienen Klopfen und Betreten bei ihm ein fließender Prozess zu sein. Im Schlepptau hatte er, wie konnte es anders sein, seine Leibsklavin Dido und seinen Hund.


    „Salve Onkel Gracchus! Ich brauche dein enormes Wissen und deine langjährige Erfahrung als Priester bei der Deutung von Prophezeiungen. Ich habe da nämlich eine.“


    Serenus wedelte mit einer großen Wachstafel und war auf die Interpretation von seinem Onkel mal gespannt und in wie weit sich diese von Onkel Lucullus unterschied.

    Serenus hatte sich rasch abgetrocknet und umgezogen. Seine Kleidung fiel in die Kategorie II - in der Öffentlichkeit unterwegs. Er war repräsentativ und sehr hochwertig gekleidet. Die kleine patrizische Ausgabe von Onkel Gracchus und Onkel Senator Felix. Serenus stellte fest, dass Dido zwar auch ihre besten Sachen angezogen hatte, aber dennoch absolut unscheinbar aussah. Bei seinen Tanten war es Serenus egal, ob diese neben ihm unscheinbar wirkten, aber bei seiner Leibsklavin konnte das nicht angehen. Nero wurde ja auch jeden Tag gebürstet und 1x die Woche gebadet und gewaschen. Am verdreckten Zustand von Nero hatte Oma in Baiae immer auf den Schmutzigkeitsgrad von Serenus schließen können, wenn der Hund zuerst um die Ecke bog. Auch so eine Fertigkeit, die nur Oma hatte.


    „Hier sind wir Tante Antonia. Geld habe ich. Ich brauche unbedingt die neuste Ausgabe von „Sklave Gaius ist der Beste“, ein paar neue Rennziegen für meinen Rennwagen und vor allem neue Kleidung und Ausstattung für meine neue Leibsklavin Dido. Tante Antonia, stell Dir nur vor, die arme Dido hat quasi nichts zum Anziehen und all ihre persönlichen Sachen passen problemlos in einen mittelgroßen Stoffbeutel. Einen solch plebeischen Zustand bei ihrer Ausstattung kann ich als patrizischer Dominus nicht dulden. Das ist nicht schön. Da musst du mit uns was kaufen. Und ich will Süßigkeiten. Und Honig aus Griechenland. Und ich brauche neues Radfett. Und Tante Agrippina will ich auf dem Rückweg bei den Vestalinnen auch noch sehen. Wann gehen wir los?“

    Sim-Off:

    Na ja, Epicharis fällt bei Serenus jetzt in die Klasse: sehr, sehr mutig. So ne Amazone aus den Gute-Nacht-Geschichten. Pech gehabt. :P


    “Gut, dann gehen wir uns mal schnell umziehen. Ihr kümmert euch um die Sänften.“


    Und schon war Serenus mit Dido und Nero im Anhang verschwunden. Außer Hör- und Sichtweite seiner Tante stoppte er und packte Dido an den Unterarmen, welche er Nero hinhielt.


    “Nero! Riech! Katze! Nero! Such! Katze! Apport!”


    “Wuff! Wuff!” gab der große Hund zurück und verschwand. Serenus grinste Dido an.


    “Keine Sorge! Die Katze kriegen wir in meinem Cubiculum wieder zu Gesicht.”


    Dann marschierte er eine nasse Spur hinterlassend in die Villa um sich umzuziehen.

    Serenus machte sich über den Nachtisch her und füllte erst mal 3 Teller übervoll. Seltsamerweise ließ er aber von einem der freien Bediensteten 2 dieser Teller in sein Cubiculum tragen. Den 3. Teller ließ er sich schmecken und beobachtete seine Verwandten aufmerksam, während er von seinem Honigwasser trank. Dann gab er einem weiteren Bediensteten Anweisungen 2 große Kannen vom jetzigen Honigwasser in seinen Raum bringen zu lassen. Bald kam sicher der Zeitpunkt, wo die Kinder ins Bett geschickt werden würden. Dann hätte er in seinem Cubiculum etwas vorgesorgt. Erfahrungsgemäß war das dann soweit, wenn der erste Erwachsene auf der Kline betrunken einschlief, schmutzige Lieder zu singen begann oder nur noch unzusammenhängend lallte.


    Er zückte in weiser Voraussicht schon einmal eine Schriftrolle, die er auf dem Rückweg von Tante Antonia in seinem Zimmer besorgt hatte und welche sein Vater noch unterschreiben sollte. In einigen Bechern Wein.


    Er wandte sich an Dido.
    “Mach Dir besser deinen Teller mit Nachtisch gut voll und lass es Dir schmecken solange es geht. Bestimmt werden wir bald ins Bett geschickt. Papa scheint schon mächtig betrunken zu sein, wenn er mit philosophischen Sprüchen anfängt. Onkel Gracchus scheint auch langsam locker zu werden. Und Tante Leontia schläft auch gleich auf der Kline ein.”

    Nach dem Saturnalienessen


    Serenus richtete sich auf dem Bett wieder auf und betrachtete die beiden Teller mit Nachtisch und die Kannen mit Honigwasser auf seinem Schreibtisch. Und eine silberne Servierplatte mit einem riesigen, fleischigen Rinderknochen für seinen Hund.


    “Io Saturnalia Nero! Na los, hol dir den Knochen.”


    Nachdem der Hund sich am Schreibtisch bedient hatte und selig mit seinem Knochen beschäftigt war, breitete Serenus in einer theatralischen Geste die Arme weit aus und wandte sich an Dido.


    “Willkommen in meinem Reich. Das ist mein Zimmer. Könnte noch etwas größer sein, aber ich will mal nicht unzufrieden sein. Ist sicher nur vorrübergehend bis ein größeres Zimmer für mich gefunden wurde.”


    Er warf einen Blick auf die wenigen Sachen inmitten des Raumes, die Dido zu gehören schienen. Eigentlich war selbst das Wort “wenig” eine Übertreibung.


    “Die Bediensteten scheinen zu schlampen. Oder sind unglaublich langsam, daß sie seit der Anweisung von Hannibal beim Essen bis jetzt erst das da nur hierher gebracht haben.”

    Serenus hörte aufmerksam zu. Dann nahm er der Priesterin die Wachstafel aus der Hand. Er drehte die Wachstafel um, aber auf der Rückseite stand keine Auflösung von dieser Weissagung, die scheinbar einem reichlich kranken oder einem unglaublich genialen Geist entsprungen sein mußte. Serenus, der sich nicht für dumm hielt, kam sich gerade reichlich dumm vor, denn er hatte keine Ahnung was das heißen sollte. Aber für diesen Fall gab es ja ganz schlaue Leute in der Familie. Und Schriftrollen. Bestimmt hatten Onkel Gracchus und Onkel Lucullus als Priester Bücher und Schriftrollen mit denen man Weissagungen entschlüsseln konnte. Und Tante Agrippina von den Vestallinnen konnte das sicher erst recht. Schließlich war sie die oberste und wichtigste Vestalin. Serenus scheute sich nicht seine ganzen Verwandten um eine Deutung zu ersuchen. Wozu waren die alle sonst im Cultus Deorum. Und wenn die zusammen das nicht entschlüsselt bekamen, dann gab es da ja immer noch Oma.


    Serenus verabschiedete sich von der Priesterin und verließ mit Dido den Tempel. Vor dem Tempel maulte er zu Dido.


    “Das nächste Mal schnappen wir uns besser eine Katze, schneiden ihr den Bauch auf und lesen in ihren Eingeweiden. Das ist sicher verständlicher als das hier. Und jetzt brauche ich erst mal was zu essen. Ich habe Hunger. Das dauerte ja ewig.”

    Sim-Off:

    … ein sehr hübscher Hund neben dem Jungen Platz. Epicharis konnte ihre Augen nicht vom seidig glänzenden Fell des treuen Begleiters lösen und ging sogleich in die Hocke, um dem Tier über das Fell zu streichen…


    Claudia Epicharis und den Rest:
    Nero wird von mir zwar als Mastino Napoletano beschrieben, aber es handelt sich im IR um die unverfälschten Ausführung 103 n.Chr., die auf die großen, römischen Molosserhunde zurück geht. Nero sieht aus als könne er kein Wässerchen trüben. Er ist streng erzogen, stammt aus bester Zucht und stellt keine Gefahr dar, wenn man zur Gens Flavia gehört und Serenus es möchte.
    Mit 75 Zentimeter Schulterhöhe und rund 80kg Gewicht erscheint er weder vertrauenserweckend, noch als Schmusehund und reagiert auf Provokationen kompromisslos. Sein Gang erscheint im Hinblick auf den massigen Körper und das faltige Gesicht schwerfällig, träge und wiegend. Eine Fehleinschätzung, wie blitzschnelle Reaktionen und seine Kampftauglichkeit beweisen. Molosserhunde wurden bei Spielen anstelle von Löwen gegen Gladiatoren antreten gelassen. Trotz des Gewichtes sind diese Hunde Bewegungsfanatiker, die gerne schwimmen, springen und viel laufen. Als Wachhund gefordert wird er für einen Eindringling zum echten Problem an der Türschwelle. Mastinos lieben kleine Kinder und beschützen diese, sofern diese es unterlassen die Hunde zu kitzeln, zu necken oder zu toll zu knuddeln. Mastinos sind hier etwas empfindlich und eigensinnig. Insbesondere bei Streicheleinheiten durch Nichtfamilienmitglieder.



    „GRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!!!!!“

    Nero legte die Ohren und die Rute an, verzog die Schnauze und fletschte die Zähne. 2 große Hundeaugen fixierten Claudia Epicharis. Er präsentierte sein Gebiss mit beeindruckenden Reissern. Ein tiefes Knurren ertönte von dem grauen Tier.


    Serenus lächelte Claudia Epicharis an und ignorierte das Benehmen des Hundes.


    „Das ist mein Hund Nero. Keine Sorge, er hat heute einen guten Tag, denn sonst hätte er Dir bereits die Hand oder den Unterarm abgebissen. Wie dem Sklaven gestern in meinem Cubiculum, der ihn gestreichelt hat. Er ist etwas eigensinnig, wenn Fremde ihn einfach streicheln. Aber du hast recht. Ein prächtiger Bursche, mein Beschützer und mein verlängerter Arm, wenn es Ärger gibt.


    Mein Name ist Flavius Serenus, Sohn von Flavius Aristides und Neffe von Senator Flavius Felix, dem mächtigsten Senators Romas.“


    Serenus fand die Frau ganz nett und sehr mutig hinsichtlich Nero. Auch wenn die beiden Claudier die Katze nicht retten würden. Serenus vertraute da voll und ganz auf Nero. Er wandte sich an Tante Antonia.


    „Genauso war es aber Tante Antonia. Die Katze hat uns angefallen. Und Dido ebenfalls. Schau Dir doch nur einmal ihre Blessuren an. Heimtückische Biester sind das. Aber wie du wünschst. Dido und ich lassen die Katze in Frieden. Und so kalt ist das Wasser auch nicht. Ich habe die Gesundheit von Oma und Papa geerbt. Wir sind nie krank. Wir gehen uns dann mal umziehen, damit wir auf das Forum können.“


    Eine Reaktion auf die letzte Frage von Tante Antonia ignorierte er höflich. Wenn sein Vater oder Oma nicht da waren konnte er eigentlich tun und lassen was er wollte. Die religiöse Vorbildung durch Onkel Gracchus würde erst noch beginnen. Bis dahin hatte er frei. Ohnehin fühlte sich bis auf Hannibal eigentlich niemand so richtig zuständig für ihn und Dido. Scheinbar interessierte es keinen, was sie in der Villa so trieben, solange sie von den Rosen von Onkel Senator Felix wegblieben, im Haus niemanden durch Lärm zu früh weckten und dem Haushalt keine zu große Arbeiten machten. Mit dem letzten Punkt wurde aber nur der Einsatz von Sklaven verbunden, die dann nicht für die normalen Arbeiten zur Verfügung standen. Wenn Onkel Senator Felix Hausarrest verhängt hätte, dann wäre er geblieben. Ebenso bei Papa und Onkel Gracchus. Bei Tante Leontia vielleicht, aber ganz sicher nicht bei Tante Antonia.

    Nach dem Saturnalienessen



    Serenus kam pappsatt und mit vollem Bauch zusammen mit Dido zurück in sein Cubiculum, während Nero schwanzwedelnd um sie herum lief und Dido ausgiebig beschnupperte. Er kraulte kurz seinen Hund.


    "Ich sag es euch. Das war vielleicht ein anstrengendes Essen. Es ist ganz schon schwer die ganze Zeit so erwachsen zu tun und sich wie ein Patrizier zu benehmen."


    Serenus zog die Sandalen aus und ließ sie einfach an Ort und Stelle liegen. Ein Sklave würde sie später wegräumen. Dann ließ er sich erschöpft auf das Bett fallen.

    An einem Zierteich



    „Salve Tante Antonia! Salve werte Dame!“


    Serenus begrüßte die beiden Frauen höflich und mit freundlichem Lächeln. Dieses kombinierte er mit einem „Wir waren es nicht Blick“ bevor er weiter zu sprechen begann. Die andere Frau kannte er nicht, aber sie schien von der Kleidung her keine Sklavin zu sein. Allerdings auch keine weitere Tante von ihm, denn die hatte er zwischenzeitlich alle kennen gelernt. Na ja, wenn sie wichtig war, würde Tante Antonia sie schon vorstellen.


    „Du hast gerade ein heimtückisches Attentat dieser Katze auf uns verpasst. Sie hat mich und Dido grundlos angefallen als wir uns gerade wunderten, wer denn da im Fischteich seine Angel vergessen hat. Aber Dido hat sich heldenhaft dem Angreifer gestellt und wir wollten gerade diese leidigen Zwischenfall abschließen.“


    Serenus drehte sich zu Dido um.


    „Dido, lass die Katze wieder runter. Ich bin sicher, sie wird uns nicht mehr behelligen!“


    Dabei zwinkerte er Dido verschwörerisch zu und stiess einen leisen Pfiff aus. Nero machte artig neben Serenus Sitz und betrachtete aufmerksam die Katze.
    Dann wandte er sich wieder seiner Tante zu. Nun galt es die Aufmerksamkeit etwas zu verlagern.


    „Ich freue mich, dass es Dir wieder besser zu gehen scheint, Tante Antonia. Du siehst heute bedeutend besser aus als zu den Saturnalien, als du dich unpässlich gefühlt hast und an denen du leider nicht teilnehmen konntest. Frische Luft bewirkt Wunder, wie Oma immer sagt. Neben einem Besuch auf dem Forum zum Einkaufen. Möchtest du dich uns später anschließen? Ich denke dies wäre ein hervorragendes Mittel um diese Sorgenfalte auf deiner Stirn zu vertreiben und dich in aller Schönheit wieder erstrahlen zu lassen, die Onkel Gracchus an Dir so schätzt."


    Serenus strahlte seine Tante mit der Unschuld eines Engels an, während das Wasser aus seiner Kleidung und seinen Haaren tropfte. Und log ohne rot zu werden. Weder hatte Tante ein Sorgenfalte auf der Stirn, noch hatte Onkel Gracchus sich hinsichtlich ihres Aussehens geäußert, noch hatte Oma je etwas von Einkäufen bei Sorgen erzählt. Aber die Auswahl an Personen mit denen er und Dido die Stadt aufsuchen konnten, ohne den halben Haushalt in Bewegung zu setzen, hielt sich leider in Grenzen. Natürlich hätte er wieder die Sänfte, die Einkaufssklaven, Träger und Leibwächter mobilisieren können, aber die Aussicht dass er alleine in die Stadt wollte schien irgendwie unwilliger vom Haushalt und der Familie gesehen zu werden, als wenn er mit einem Erwachsenen unterwegs war. Die seltsamerweise auch mit weniger Begleitung auszukommen schienen. Offensichtlich schienen erwachsene Flavier den Risiken eines Ausfluges in die Stadt besser gewappnet zu sein. Vermutlich lag das an ihrer Autorität, die sie auf die Plebeier ausstrahlten.

    Na toll !!!


    Schon sonderbar, daß das Angebot kommt nachdem ich für einen gigantischen Anteil meines Taschengeldes den echten Orakelweihrauch vor dem Tempel der Sibylle erstanden habe. Haben die Schwarzhändler und Strassenräuber aus Tylus kalte Füsse bekommen und verlagern jetzt ihr Geschäft nach Ostia?


    :P


    Die stecken doch bestimmt alle unter einer Decke die Leute aus Tylus. Alles Ausländer und Nicht-Patrizier. Denen darf man einfach nicht trauen.


    :P


    Aber das rettet euch nicht vor einer Beschwerde meinerseits bei Onkel Senator Felix, wenn wir erst mal die Weissagung haben. Und das ist der beste Freund des Kaisers. Und dann könnt ihr euch warm anziehen.


    :P

    Serenus schaute der ersten Priesterin hinterher. Und schaute dann grimmig die zweite Priesterin an. Damit waren Kreidemalereien an der Wand und aufgezeichnete Hüpfspiele auf dem Boden zwecks Zeitvertreib ausgeschlossen. Zumal dies ja auch ein Tempel war. Also hieß es geduldig warten.


    Die alte Priesterin als Aufpasserin hatte aber auch Vorteile. Wenn sich wirklich Harpyien aus der Finsternis auf sie stürzen würden, dann würden sie die alte Frau erwischen und Dido und er konnten aus dem Tempel entkommen. Die Kinder waren ja ganz klar schneller als die alte Priesterin. Und auch das kleinere Ziel.


    Aber etwas schien in den Schatten zu lauern. Ein Tier schien zu knurren und zu grummeln. Serenus blickte sich um, konnte aber nichts im Zwielicht erkennen. Dann grummelte es wieder. Das Grummeln und Knurren schien verdächtig nahe zu sein. Serenus wirbelte herum um einen Blick auf die Kreatur zu erhaschen. Aber da stand nur Dido. Wieder knurrte das Tier. Diesmal aber aus dem Bauch von Serenus. Er begann zu grinsen. Ich denke er sollte für sich später noch vor dem Tempel eine Kleinigkeit zu Essen besorgen.

    Die Abordnung der Villa Cornelia erreichte das Tor der Villa Flavia. Es war ein etwas sonderbarer Zug. Zahlreiche begleitende Leibwachen und Sklaven eskortierten 2 Sänften und eine Miniaturausgabe eines Rennwagens, der von 4 Sklaven getragen wurde. Daneben 5 Ziegen, die meckernd dem Wagen folgten.


    Am Tor der Villa sprang ein Junge aus der Sänfte, während ein Sklave am Tor klopfte. Er setzte eine kleine Fanfare an seinen Mund und blies 3x kurz und 1x lang



    „TRRRRÖT“


    „TRÖÖÖÖT“


    „TRRÖÖTT“


    „TAAAAAAAAATTTTTTTTTÖÖÖÖÖÖÖÖÖ“



    Serenus flitzte mit Dido und Nero zum Tor als die Fanfare erklang.


    „Öffnet das Tor! Macht schon! Beeilt euch! Los! Wir bekommen Besuch aus der Villa Cornelia für mich! Warum dauert das so lange? Was sollen die von uns denken? Wir schreiben heute in dieser Villa Geschichte, wenn der beste Ziegenrennwagenlenker von ganz Baiae auf seinem ersten auswärtigen Rennen die Gens Cornelia mal wieder vernichtend schlagen wird.“


    Serenus setzte eine kleine Fanfare an und antwortete. 3x Lang und 1x kurz. Derweil setzten sich die Türsklaven aufgeschreckt in Bewegung und wuselten durcheinander.



    „TAAAAAAAAATTTTTTTTTÖÖÖÖÖÖÖÖÖ“


    „TAAAAAAAAATTTTTTTTTÖÖÖÖÖÖÖÖÖ“


    „TAAAAAAAAATTTTTTTTTÖÖÖÖÖÖÖÖÖ“


    TRÖÖÖÖT“

    Unweit der beiden Claudier an einem Zierfischteich ...



    Dido hatte ihn ausgelacht. Serenus überlegt kurz, ob er sie dafür auspeitschen lassen oder ebenfalls ins Wasser werfen sollte. Da Dido aber die Katze gefangen hatte entschied er sich zur Gnade. Auch so eine patrizische Eigenschaft von Zeit zu Zeit.


    Serenus betrachtete die Katze. Auf den ersten Blick sah sie wie das Lieblingskatzenvieh von Tante Leontia aus.


    Auf den zweiten und dritten Blick könnte es aber auch eine der vielen Hauskatzen sein. Serenus war sich nicht sicher. Tante Leontia war nett. Mit der wollte er keinen Ärger haben, zumal sie sich ja auch sicher für Ausflüge in die Stadt gewinnen ließ. Damit schied ein Ertränken der Katze im Teich aus. Er überlegte kurz.


    „Nein Dido! Ein Ziel, das an den Baum gebunden wurde ist doch keine Herausforderung für gute Schleuderer. Ich denke wir binden der Katze was an den Schwanz und zünden es an. Die Katze rennt dann miauend weg und wir zur Sicherheit hinterher, damit sie nicht die Villa abfackelt. Erfahrungsgemäß sollte sich solch eine Strafaktion unter den restlichen Katzen herum sprechen.


    In Baiae wurde das ab und an mit Ratten gemacht. Da wurden lebende Ratten gefangen und dann hat man den Ratten einen glühenden Metallbolzen in den Hintern gesteckt. Die Ratten wurden dann wieder laufen gelassen. Dabei haben sie so erbärmlich gefiept, dass alle Ratten für eine lange Zeit von dem Anwesen verschwanden.


    Ich halte die Katze fest. Gib her! Du besorgst eine Öllampe und was zum Anbinden. Wichtig ist nur, dass die heiligen Rosen von Onkel Senator Felix nichts abkriegen. Da soll er genauso pingelig sein, wie die Vestallinnen mit ihrer Unverheiratetheit."

    Serenus wandte sich an seinen Vater.


    „Keine Sorge Papa. Die Rosensträucher liegen optimal als Hindernisse auf den Rennstrecke oder weit daneben. Da kann gar nichts passieren.



    Er wandte sich an Onkel Furianus.


    „Vielen Dank für die Geschenke Onkel Furianus. Damit kann ich einiges anfangen.“


    Vor allem der Lorbeerkranz hatte es Serenus sofort angetan. Super! Passte fast wie angegossen. Also wenn das kein Wink der Götter war.



    Serenus wandte sich an einen Bediensteten und schaute diesen ernst an.


    „Gibt es auch noch Nachtisch? Oder war das hier schon alles? Und warum legst du mir und Dido immer nur so wenig auf? Kannst du uns nicht leiden?“


    Es schmeckte Serenus und so verlangte er noch einmal einen weiteren Nachschlag. Das war ganz klar ein Vorteil am Wachsen. Man setzte nichts an. Seine geliebte Schwester hatte da in Baiae immer öfters auf den Nachtisch verzichtet, wenn sie wieder ihre „Ich bin klein, hässlich und viel zu dick“-Phasen hatte. Zum Vorteil von Serenus. Nicht, daß es nie genug Nachtisch gegeben hätte.



    Dann widmete er sich wieder Dido.


    „Mit der Schleuder schiesse ich am Liebsten Ratten und Krähen ab. Oder auch die Greifvögel, wenn sie sich ein Huhn geschnappt hatten. Aber Greifvögel sind in der Luft kaum zu treffen und auch nach dem Schlagen des Huhnes noch verdammt schnell.
    Bei Tauben wurde Oma immer sehr ungehalten, da Tauben wohl die Freizeitbeschäftigung von Opa waren. So wie sie es mit ihren geliebten Zierfischen hat. Und Onkel Senator Felix mit seinen Rosen. Da wurde Oma immer sehr sentimental und nur ein kompletter Narr hätte sich den Unmut von Oma freiwillig zugezogen. Hier in der Villa ist das natürlich wieder ganz anders mit Tauben aus.

    Natürlich wirst du Lesen, Schreiben und Rechnen lernen müssen. Ebenso Griechisch. Über eine Tätigkeit als Leibwächterin schauen wir dann mal. Für diesen Fall habe ich ja Nero. Ich selbst will jetzt erst einmal Faustkampf lernen und weiter Ringen. Schwertkampf hat noch Zeit. Das kann Papa mir beim nächsten Besuch in Mantua beibringen.


    Nachher zeige ich Dir mein Cubiculum, vor allem den Nebenraum, damit du weißt wo du ab heute schlafen kannst. Vor der Tür liegt in der Nacht meistens Nero. Es sei denn du willst auf der Türschwelle schlafen. Dann bezieht er den Nebenraum.“



    Serenus wandte sich an Hannibal.


    „Hannibal! Sorge dafür, dass Didos Sachen schon mal alle in mein Cubiculum gebracht werden. Hoffentlich kriegen wir die noch unter bei meinen beengten Räumlichkeiten.“