Beiträge von Herius Hadrianus Subdolus

    Germanicus Corvus durfte durchaus verdutzt sein und dazu all die Förmlichkeiten verlegen, denn die Männer hätten bestimmt auch ganz offiziell empfangen werden können. Das forderte aber Aufschub, Zeit für Vorbereitungen und Einstellung auf dessen, was da kommen sollte. Diese Ewigkeit weg aus dem Imperium ließ die Männer dabei zweifeln, ob sie sowas brauchten oder auch ob Rom sowas brauchte. Es hätte Wellen geschlagen ganz sicher, aber eigentlich waren sie bescheiden genug, um darauf zu verzichten. Herius hatte etwas Zeit sich die Worte zurecht zu legen, aber nicht genug, um daran zu denken, das Germanicus Corvus, der Praefectus, eben so reagierte, wie er reagierte.


    "Salve Praefectus, wir sind halbwegs gesund zurückgekehrt." Dabei machte er etwas Platz, um den Blick auch auf Decimus Magnus freizugeben, der wohl im Schatten seiner selbst stand und so verborgen blieb. Zumindest bis zu dem Schritt des Hadrianus. "Leider können wir das nur über uns sagen. Doch würde ich gern später mit Dir darüber sprechen, wie wir den Familien der gefallenen Aegypter ein Säckchen Trost zukommen lassen." Doch vorher sollte jene Person im Mittelpunkt stehen, dessen Kopf soviel wert war sowohl für Rom als auch für den Feind im Osten, den Parthern.
    Subdolus wußte nicht, ob Corvus den Senator und Legaten Decimus Livianus kannte, ihn zumindest mal gesehen hatte. Noch waren die Haare wohl etwas länger als üblich getragen und die Bärte ruppig rau, sodas man schnell ein Gesicht verkannte oder verwechselte. Ohne Mühe verhalf der Eques Hadrianus Subdolus den Praefectus Germanicus Corvus auf die Sprünge.


    "Wir zogen einst aus, um einen Römer zurückzuholen. Nicht irgendwen, sondern einen Feldherren und Senatoren. Mich schickte mein Patron aus Rom nach Aegyptus, weil er etwas von einer Suche seines Freundes Magnus gehört hatte, dann gingen wir zusammen hinüber [SIZE=7]-über den Jordan-[/SIZE] nach Parthien und wir haben ihn gefunden." Herius machte eine vorstellungswürdige Handbewegung auf den Decimus im Senatorenrang und lächelte. "Marcus Decimus Livianus." Mehr brauchte er nicht zu erwähnen. ;)


    Die abenteuerhafte Geschichte sollte hier den Rahmen sprengen und er wußte auch nicht, wie lange Corvus sich von seiner eigentlichen Arbeit freimachen konnte, um den Geschichten aus tausendundeiner Nacht zu lauschen. Vielmehr würde sich dafür ein Gastmahl am Abend anbieten. 8)

    Sie waren wieder dort, wo ihre Reise den Anfang genommen hatte. Die Regia hatte sich nicht verändert nur die Menschen, die in ihr dienten, wechselten sich ab. Wenn man ein Träumer war, gingen nun sicherlich die ganzen Geschichten, das Erlebte, die Monate im Gedächtnis auf und ab. Es würden sich Träume bilden und des Nachts im Kopf herum spuken. Andernseits hatten sie deutlich mehr erlebt, als ein Durchschnittsrömer in seinem ganzen Leben. Was also wenn man kein Träumer war? Sollten die ganzen Entbehrungen, Reize und gewachsene Geschichten verloren gehen oder fand sich letztlich diese Reise in einer Erzählung wieder. Herius wußte das nicht. Er war erschöpft und wollte ein paar Tage wenigstens von all dem auch nichts wissen. Sein Leben mochte wieder in den üblichen Trott verfallen oder aber ganz andere Wege nehmen.


    Während sie so da standen und auf den Praefectus warteten, kamen ihm ganz seltsame Gedanken in den Kopf. Er betrachtete mit leeren Augen die Wände und ging den Überlegungen nach. Keine Ahnung, ob er noch viel Zeit hatte sie zu vollenden oder ob nicht der Praefectus in dieses Gedächtnisspiel herein platzte...

    Was war es, das die Sprache des Beamten verschlug? Erschien ihm das holde Bild der Fortuna, die mit ihren Reizen dafür sorgte, das auch in Freundesland die Reisegruppe weiter gehemmt wurde oder war es einfach eine ungeheuerliche Tatsache soviele Römer in dieser sonst so primär abgeschotteten Provinz Aegyptus auf einen Haufen zu sehen?


    Herius wurde langsam ungeduldig. Er sehnte sich nach einem Bad, nach einem guten Tropfen Wein und einem Weib, das ihm die triste Zeit fern ab von der Zivilisation vertrieb. Er hatte Monate das gespürt, was Rom so verabscheute und mit kultivierten Lebensweisen bekämpfte. Der Alltag sollte ihn wieder einfangen. Ein römischer Tagesablauf. Nicht diese Willkür, die jenseits der Grenze herrschte. Selbst hier in Aegypten fühlte er sie noch, sie schien über zu schwappen, die wenigen Seelen aufzufressen und mit den arabisch, barbarischen Tugenden zu vergiften. Nur zu gerne würde er schnell nach Rom zurückkehren und ... nur was und? Würde sein Leben so sein wie vorher? Bis die Zeit der Ruhe kam, verging sicherlich ein Jahr. Es war ein Leichtes aus dem Triumph Kapital zu schlagen, aber wollte er das überhaupt? Ansich war er immer ein einfacher Römer mit geringen, aber zumindest rühmlichen Ansprüchen gewesen. Daran änderte auch die verzwickte Tatsache mit den Decimern nichts.


    Man war das ein lahmer Laden hier: "Du darfst uns ruhig ankündigen, sofort!" Drängelte er den Beamten, der sicherlich jeden Abend von seinem Weib begrüßt wurde und so nicht gewissen nervlichen Belastungen ausgesetzt war. Außerdem schob sich in das Gefühl noch jenes Bedenken an Fortuna, die wohl -aus welchem Grund auch immer- ein Interesse daran hatte, die Gruppe Römer in ihrem Fortgang zu verlangsamen.


    War es vielleicht Mitgefühl und daraus resultierender Sorge, weil sie sonst auf dem Meer in einen Sturm kommen würden oder ihr Schiff einem Piratenkahn zum Festmahl vorgeworfen wurde? Es konnte aber einfach nur göttliche Willkür sein, die jene Männer so jähzornig machte...

    Anstand, Würde und ein angemessenes Benehmen waren urrömische Tugenden, die so weit von Rom entfernt wohl verloren gegangen waren. Die Wachen zum Königsviertel hatten alle Register gezogen, um Roms Elite wütend zu machen. Nach einem unnötigen, wie vorallem unpassenden Gezeter kamen sie endlich ins Officium der römischen Provinzverwaltung. Sie sollten hoffen, das hier ein sauberer Wind wehte und ihnen so schnellstmöglich Zugang gewehrt wurde. Ansonsten war die Möglichkeit gegeben, das die Finsternis früher einsetze.


    Herius nahm sich vor später diesen unmöglichen Vorfall am Tor anzusprechen. An geeigneter Stelle versteht sich.


    Jetzt waren sie aber ersteinmal drinnen in der Regia und so langsam würde er sich vorallem auf ein Bad freuen... :]

    Herius hatte sie auch nicht als Civis angesprochen, sondern als Bürger. Aber er hatte wenig Muse eine Diskussion vom Zaun zu brechen, zumal er eher Mann der Taten, denn der Worte war. Die Aufforderung die Waffen abzulegen, untermauerte diese Sichtweise auch praktikabel, denn die drei Römer legten allerhand 'Kriegswerkzeug' auf einen Tisch vor dem Tor. Da kamen einige verschiedene Messer heraus. Manche lang und dünn, ein paar dick, dafür kurz. Zwei, drei sogar gebogen. Dazu Gladius und auch noch drei Äxte, die klein geschmiedet am Gürtel getragen werden konnten. Letztlich legte Herius noch ein Brotmesser dazu. "Die durchschlagenden Argumente bekommen wir sicherlich wieder, oder?" vergewisserte er sich diese Utensilien nicht einbüßen zu müssen. Die Welt da draußen konnte so unecht sein... oder zumindest brutal. Dabei fiel ihm nicht ein darüber nachzudenken, das dieses Arsenal ganzschön viel war für drei Römer. "Wir sind nun unbewaffnet, wenn du dich allerdings nochmal vergewissern willst..." Herius schätzte ein, das der Soldat davon ausgehen würde, das ihre Taschen wirklich leer waren nun. Was sie nüchtern betrachtet auch waren.


    Das Angebot via Iunier... die Gens gab es aber auch überall... kam jetzt natürlich völlig ungelegen. Ein Blocken war aber auch darin einfach, denn ihre Waffen lagen nun alle auf dem Tisch und ein Abtasten war außerdem auch schneller durchzuführen, als einen Boten durch die Straßen zu schicken.


    "Flavius Iunius Valentius stammt vom hispannischen Zweig der Familie ab, ich glaube kaum, das er seine Leute hier kennt, wie sie ihn ebenfalls nicht. Die Gens der Iunier ist weit verbreitet. Sicherlich wird er sie besuchen, aber bürgen müssen sie für ihn oder uns nicht, wir haben nichts zu verbergen."


    Ohne Frage ein unbekanntes Mitglied würde wahrscheinlich sogar unter den Augen eines Iuniers durchgehen.

    Bevor drei Römer in gehobenen Anglitz auf die Wache des inneren Walles zuschreiten konnten, mußten sie noch einige Dinge loswerden. Zum Ersten war da ein rühriger Gefährte, der nun ohne Männer in 'sein' Viertel zurückkehrte und dort mit offenen Armen begrüßt wurde. Herius hatte ihm, Persius Pictor ein üppiges Weggeld mitgegeben. Ansich die letzten Münzen, die er flüssiges römisches Geld dabei hatte. Er hoffte wohl auf einen kleinen Kredit in der römischen Verwaltungsebene, denn ihr Weg endete nicht in Aegypten sondern in Rom.


    Weiterhin wollten die Pferde versorgt und abgegeben sein. Das war ihr erster Weg, denn wie in vielen römischen Siedlungen war auch in Alexandria am Tage der Gebrauch von Pferden und Fuhrwerken untersagt sowie unter Strafe gestellt. Die Gebühr fiel irgendwie geringer aus, als vorab berechnet. Natürlich behielten sie diesen Verdacht für sich. So ein Rechenfehler durfte ihre Strafe nicht sein. Zumal die Reittiere durchaus einen stolzen Preis hatten von dem ein jeder gern einige Sesterzen einsparte.


    Nachdem sie also nurnoch zu dritt waren, trugen sie jeder einen Sack. Darinnen war das wenige Gut, das noch wert war aufzuheben oder das sie unterwegs gekauft hatten. Ihr Weg führte sie durch die Straßen und Gassen der Metropole immer im Ziel das Regierungsviertel. UM diese Zeit ging es sehr langsam vorwärts, aber es drängte sie keiner.


    Noch hundert Meter...


    Die Fußgänger begannen spärlicher zu werden. Die Einen bogen nach links ab, die Anderen rechts. Wenige blieben auch einfach stehen. Doch die Drei blieben unbeirrt von der sich öffnenden Schneise auf eben dieser.


    Noch fünfzig Meter...


    Römer waren so nah. Während sich im Speckgürtel Alexandrias vorallem Juden, Araber, Syrer, Griechen und Sonstige tummelten, begann nach diesem Kontrollpunkt römische Ordnung und die damit verbundene Lebensweise. Es war klar, das dort nicht jeder rein kam und jene, die hinein wollten, sollten einen perfekten Grund haben oder noch besser einen signierten Passierschein.


    Knapp davor...


    Die Wachen merkten, das sie Arbeit bekamen. Ihre Aufmerksamkeit stieg und Herius begab sich auf Augenhöhe.


    Gegenüber...


    "Salve Bürger!" Ja so konnte man jeden Legionär ansprechen, denn das war das Besondere unter den Römern. Ihre Legionen bestanden aus Bürgerlichen und jede Nennung eines Dienstranges war überflüssig. Noch dazu Herius keine Lust darauf hatte eine sich aufschwellende Brust zu sehen, nur weil er einen Optio oder Centuren beim Rang ansprach. "Wir sind Primus Decimus Magnus, Herius Hadrianus Subdolus und Flavius Iunius Valentius." Dabei achtete er strikt auf den gesellschaftlichen Rang. Auch so eine Eigenschaft, wo Römer drauf standen immer schön in Standeszeichen vorzustellen. Er wies dabei mit der Hand die Zugehörigkeit aus. "Wir wünschen den Praefectus Alexandriae et Aegypti Decius Germanicus Corvus zu konsultieren." Jetzt würde sich zeigen, ob der Germanicus noch an der Spitze dieser Provinz stand und Herius hoffte innig, das dies noch der Fall war. "Wir haben keine Einladung oder terminliche Absprache getroffen, aber ich bin mir sicher, wenn er unsere Namen hört, wird er uns ohne Umschweife sehen wollen." Ein standfestes Auftreten war immer gut, wollte man nicht gleich wieder abgewischt werden. Jetzt kam es auf die Tagesform des Wachpostens an, ob er das ganze Buget behördlicher Goldhamster ausschöpfte oder unbürokratisch für einen Sichtkontakt zwischen den Gästen und dem Gastgeber sorgte.

    Es mochte die einfachste, die seelisch leichteste Woche sein, welche die noch verbliebenen vier Gefährten zurücklegten. Sie waren aus Memphis zu Pferd unterwegs und konnten die Nächte ruhigen Schlafes am Straßenrand verbringen. So oder so ähnlich mochte es für den Außenstehenden betrachtet sein. Doch wer selbst einmal vor irgend Wem oder Was geflüchtet war, der wußte auch, das diese Tage der Furcht, der ewigen Hatz und Bedenken doch irgendwann einen Schritt zu langsam zu sein ganze Monate brauchten aus einem Gedächtnis geheilt zu werden. Herius schlief nicht oft mehrere Stunden hintereinander. Er lag wach und blickte hoch zu den Sternen. Verschloss erneut die Augen und schrak immer wieder aus Träumen, die elendige Fratzen offenbarten.


    Trotz den Nächten reisten sie den Tag gemütlich voran und erreichten nach reichlich kurzen Etappen die Hauptstadt der Provinz am Nilus.


    Sie ritten auf das berühmte Sonnentor zu und passierten es völlig unbehelligt. Einen Ring an Mauern umschloss jedoch noch das Viertel der Römer. Dort hindurch brachte sie nur ein Signum, das römisch-imperiale. Gut das sie wenigstens zwei Eques waren, die zudem vom Statthalter gekannt wurden. Subdolus hoffte in jenem Moment, als sie unter dem Torbogen des Sonnentors durchritten, das die politischen Verhältnisse noch die Selben waren, als sie vor vielen Monaten in den Osten aufbrachen. Das noch jener Verwandter seines Patrons Praefectus in dieser Provinz war, Germanicus Corvus. Sollten sich die Verhältnisse geändert haben, würde alles nur unendlich schwerer werden.


    Doch vielleicht waren diese Gedanken, hoffentlich waren sie es, nur unbegründet.

    "Ein guter Name." antworte Herius knapp und schwang sich mit Schwierigkeiten auf den Rücken des Pferdes. Zwar war sein Arm jetzt ordentlich verbunden, die Wunde gereinigt und dabei vom Körper geheilt zu werden, aber jede noch so kleine Anstrengung ließ ihn schmerzlich die Zähne zusammen beißen. "Hoffen wir auf die Götter, sie und dein veränderter Lebensstil die letzten Monate sollte es uns erlauben, dich unerkannt in den Palast des Statthalters zu bringen."


    Dabei nickte er Magnus zu, der sicherlich auch etwas Freude daran empfand bald sein Weib wiederzusehen. Die Monate Verzicht waren im Besonderen für Familienmenschen schwer zu ertragen. Herius hingegen war seit seinem Eintritt in die Legion bis auf wenige Wochen nur unter Männern gewesen, da war sie deutlich leichter zu ertragen, die Abstinenz.


    Ohne weitere Worte begaben sie sich aus Memphis hinaus und belebten die Handelsstraße mit ihren Pferden. Auf ihr war wenig Betrieb. Die Aegypter nutzten viel mehr die Kanäle des Nils für den Warentransport. Auf dieser Route waren wirklich nur wenige Karren unterwegs. Kleinbauern, die sich die Gebühren der Flussschiffer nicht leisten konnten oder wollten.


    Die vier Männer kamen schnell voran...

    Sehr schön, die Kleider waren wirklich was für die Burschen. Endlich sahen sie wieder wie Menschen aus und noch dazu wie ehrbare Römer. Herius hatte sich stattdessen auf die andere Seite der Markstände zubewegt und etwas zu Essen gekauft. Nur eine Kleinigkeit für Zwischendurch, etwas für die Seele eben. Er war zufrieden mit dem Ergebnis und verlautbarte dies auch so: "Sehr schön, wirklich gute Qualität." Und ein guter Preis. Als die Sesterzen den Besitzer gewechselt hatten, ging es weiter. Sie brauchten noch Proviant und natürlich Pferde, um nach Alexandria zu kommen. Ersteres war relativ schnell zusammengestellt und im Gegensatz zum kargen Mahl in Parthien recht abwechslungsreich. So nahmen sie neben Wasser, Brot, Oliven und Wein auch getrocknete Früchte, Feigen, Obst und geräucherten Fisch, wie Schinken mit. Ergänzt wurde das Ganze mit Käse und Trauben. Die frischen Waren sollten natürlich nicht lange haltbar sein, aber ein zwei Tage kamen sie damit hin. Evtl. gab es auch eine Herberge auf ihrem Ritt, aber Herius kannte sich dafür zu wenig in der Gegend aus und auch der Söldnerhauptmann war sich dabei nicht sicher. Sie würden also lieber auf Nummer Sicher gehen.


    Bei den Tieren war die Sachlage schon schwieriger, aber nicht unmöglich. Sie mußten sie am Ende nicht kaufen, konnten sie in Alexandria wieder abgeben. Vom Preis her waren die Pferde jedoch so teuer, wie kaufen. Leider nur gab es einfach keine Tiere zum Erwerben, sondern nur zum Mieten. So schloss man den Vertrag per Handschlag und führte die Reittiere aus der Stadt heraus. Die Sonne war bereits über ihren Zenit gestiegen und damit zu rechnen, das es kühler wurde. Noch eine Stunde und die Fracht hatte ihren Platz an den Pferden gefunden. Es konnte also Richtung Alexandria gehen. Bevor sie jedoch starteten, fragte Herius noch Livianus: "Du hast dir einen Namen ausgedacht?"


    Es war besser ihn zeitiger zu kennen, dann würden sie auch keine misstrauige Wache schaffen, denn verplappert war sich schnell.

    Vom Hafen kamen sie und ihr Weg würde da nicht wieder hinführen. Zumindest sah dies der Plan vor. Es war einfach vom Anlegeplatz der Schiffe hinein in die Stadt zu gelangen und dabei den richtigen Basar nicht zu verfehlen. Einzigst einen Strom schien es zu dieser Stunde zu geben. War man einmal drin, floss man ganz zielstrebig auf den Hauptmarkt der zweiten Hauptstadt des neuen ägyptischen Reiches, Memphis.


    Unter den Griechen galt sie als Nest wirklicher aegyptischer Weisheit und die Hohepriester des Ptahtempels, die auch in ägyptischer Zeit eine wichtige Rolle gespielt haben, als gesuchte Lehrer. Auch Platon soll in dieser Stadt studiert haben. Doch im Moment war das völlig nebensächlich und die Hektik auf der Straße ließ solch ein Denken auch garnicht zu. Zu oft wurde man hin und her geschuppst, passte man nicht auf. Ihr Ansinnen war klar, unklar war nur ob sie das Passende fanden und ob der geschwächte Bruder dem Stress lange würde aushalten können. Noch stand die Sonne nicht am Höchsten. Und doch war es sehr warm. Die Kleidung der Eques in diesem Quartett war römisch, Persius Pictor trug schon sehr lange auf dieser Reise den selben zerschlissenen Umhang und darunter eine Tunika, die ebenfalls keinen guten Eindruck mehr vermittelte. Herius wollte sich dazu bereit erklären und dem Mann ebenfalls etwas Neues zum Kleiden bezahlen. Am Nötigsten hatte es aber der Vierte im Bunde. Das Wort oder die Bezeichnung Senator durfte man hier zwar nicht in den Mund nehmen, aber denken war noch nicht verboten.


    Endlich erreichten sie auch den Platz. Einige Stände besaßen richtig Platz. Dort würden sie ihre paar restlichen Münzen sicherlich schnell los werden. Jedoch dürfte das Ergebnis erschreckend sein und für Kredite war hier der falsche Ort. Daher gingen sie weiter und in eine Traube von engen Ständen hinein. Sicherlich gab es da keine goldenen Anhänger oder Spangen, aber die Ware mußte aus der Weberei -ging man gedanklich mal auf die Kleidung ein- nicht schlechterer Qualität sein. Herius hatte ein Auge dafür und mußte doch die Gefährten an den ersten Ständen vorbei zerren. Dort gab es zwar äußerlich ganz normale Kleidung, jedoch erkannte der Kenner, das sie völlig falsch gelagert wurde und so der Käufer das Ungeziefer gleich miterwarb, anstatt es bei längerer Badabstinenz selbst einzuschleppen.


    Nach einigen Runden und Abzweigen in Standgassen, etlichen Gesprächen und dem Einschalten eines gesunden Feilscherverstandes hatten sie dann auch eine gute Verkäuferin entdeckt. Sie schien diese Art Schneiderin zu sein, welche equisite Ware produzierte, der aber das Geschick fehlte die Kleider anständig und zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Eigentlich hätte sie unter den ersten Marktständen -die mit dem vielen Platz- stehen können. Aber sie war hier und Subdolus würde diese Chance mit Sicherheit nicht verstreichen lassen. So kehrte er aus der ersten Reihe des Angebots zurück, grinste und sagte:" Hier sind wir genau richtig, sucht euch was aus." Da der Söldnerhauptmann ohne Söldner nicht der Gleichen tat, sondern abwesend in der Gegend rumschaute, sprach Herius ihn nochmal persönlich an: "Du auch Persius Pictor. Deine Kleidung sieht wirklich mitgenommen aus. Nimm ein paar Tuniken und Umhänge, dazu vielleicht paar neue Schuhe. Ich schenk dir das. Also schau, das du gute Qualität nimmst!" Allen anderen Plunder, den es an diesem Stand aber zum Glück garnicht gab, würde der Schneider-Handwerker Subdolus als Beleidigung ansehen. Er selbst schaute auch nochmal über die Auslage und kaufte einige doppelt gewebte Tuniken und zwei Umhänge aus Seide ein. Dazu ein Paar Reiterstiefel sowie ein amictus und zwei synthesis.


    Bei dieser Art Beschäftigung konnte Zeit nurso dahin gehen, fast so als nehme man eine doppelte Handvoll Sand auf und ließe sie zwischen den Fingern zurück auf den Boden rieseln...

    Das gute Gefühl im Wissen um die Pferde ließ sich nicht enttäuschen. Kurz vor dem Wasserbecken stoppten die Tiere ob vom Reiter gewollt oder nicht. Wiehern und lautes Gebrüll vom Steg aus war zu hören. Trotz der mäßigen Entfernung ein Übersprung nun aber nicht mehr machbar. In ihrer Verzeiflung so kurz vor dem Zugriff erneut vorgeführt zu werden, zogen sie ihre Bögen vom Rücken und kramten nach dem Halfter mit den Pfeilen. Fast, so sah es aus, hofften sie noch auf einige Tote oder Verletzte durch ihre Fernwaffen. Da das Schiff sich nur langsam vom Ufer weg bewegte, war das Ziel durchaus noch lange in Reichweite. Herius erkannte, das ihnen keine Zeit blieb großartig nachzudenken, denn die Parther schienen auf dem Pferderücken sitzen zu bleiben, während sie ihre Bögen mit Pfeilen bestückten.


    Den gebannten Gesichtern an Bord war zu entnehmen, das die Besatzung wie erstarrt war und mit fixiertem Blick zum Ufer schaute. "Runter mit Euch, am Besten unter Deck egal wie, aber schnell!" brüllte er sie an und war sich selbst hinter eine Kiste, die geradeso stand, um die Männer am Lande noch zu sehen, aber trotzdem wohl heil aus dem Pfeilhagel zu kommen. Während die Seeleute endlich begriffen, das es ihr Leben war, das da in Gefahr kam, sprangen zwei von ihnen gleich über Bord. Völlig irritiert folgte Subdolus ihnen mit den Augen und kam nicht dazu den Kopf zu schütteln, denn die ersten Geschosse pfiffen über seinen Kopf hinweg. Wenige nur trafen das Deck oder die Transportkisten darauf. Einige Pfeile blieben eher liegen, denn stecken und ein Großteil platschte ins Wasser. Wenigstens, so schien es, waren die Angreifer keine Meisterschützen. Ihr Schiff aber noch für eine zweite und dritte Salve in Reichweite. Die Besatzung war endlich unter Deck. Die zwei Burschen im Wasser winkten hilflos mit den Armen, um sie konnte sich nun keiner mehr kümmern.


    Die zwei anderen Angriffe hatten noch viel weniger Wirkung. Bis darauf, das der Zufall wollte, das eben einer dieser Pfeile in der Kiste stecken blieb, die Herius beschützte, waren diese Pfeilhagel genauso unpräzise, wie der Erste. Sie ließen die Männer unter Deck, wie jene die ebenso wie Herius an Deck Schutz gesucht hatten, aufatmen. Langsam schob sich der Bug durch die Wellen ins offene Meer des sinus arabicus. Nurnoch einige Sanduhren würde es dauern und das Schiff drehte sich in seinem Kurs parallel zur Küste. Im Nutzen des Windes ging es dann Richtung Norden, am Zipfel der Sinaiwüste entlang und um die römische Provinz Arabia herum bis etliche Seemeilen nordwestlich die Hafenanlagen von Memphis sichtbar wurden.


    An Bord gab es in dieser Zeit wenig zu tun. Es war die Möglichkeit zum Ruhen gegeben. Dazwischen gab es immer mal wieder etwas zu Essen und etwas Wein-Wasser für die Kehle. Ansonsten blieb der Wind aktiv und ihre Reisegeschwindigkeit konstant. Wie es schien stand nun endlich der Ankunft in Alexandria et Aegyptus nichts mehr im Wege. Für den Hadriani war die Reise zu Meer eher unangenehm, denn ein Schiffsjunge hatte seine Wunde am Arm näher betrachtet, offen gelegt und gesäubert. Dazu half irgendeine Salbe dem Fleisch zu vernarben. Das Ziepen und Zwicken war dabei sehr unangenehm, aber wenigstens ließen die pochenden Schmerzen nach. Wein und heiß strahlende Sonne taten dabei den Rest, um die Welt um sich herum et acta zu legen.


    Das der Wind so spärlich blies, ließ die Gesellschaft länger warten, fast eine ganze Woche brauchte das Handelsschiff von Elana nach Memphis und begann den Hafeneinlauf bei wolkenfreiem Himmel und einer kleinen Briese.


    Der Hadrianus stand ganz vorn auf dem Deck und bewunderte diesen Hafen. In Gedanken war er schon weiter. Sie würden Reittiere brauchen, Proviant und einige Kleider für den Senator, der hier nur als einfacher Bürger würde bezeichnet werden. Seine Insignen als Senator von Rom waren nicht hier. Entweder lagen sie noch in Parthien oder in einer Schublade seiner letzten Einheit. Das war jetzt aber auch egal. Er würde einen fiktiven römischen Namen tragen und er würde in Begleitung zweier anderer Römer sein, die in der Regia Praefecti zu Alexandria einen klangvollen wie bekannten Namen hatten. Sie sind der Schlüssel und damit machte sich Herius darüber auch keine Sorgen.


    Stattdessen atmete er die frische Luft ein und aus, streckte den Rücken durch und ließ ein erleichtertes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen. So drehte er sich zu den Gefährten um und sprach: "Endlich zurück in Rom. Du hast dir einen Namen gegeben Livianus? Dann lass uns den letzten Weg bis Alexandria schnell, aber angemessen zurücklegen. Hier wird es alles geben, was wir Römer so schätzen. Kleidung, die unsere soziale Stellung widerspiegelt, wie Reittiere, die diesen Namen auch verdienen. Am Besten wir gehen zusammen zum Markt und richten Dich und auch uns anständig her, kaufen Proviant für den Ritt und erwerben die Tiere dafür."


    So wie das Wasser immer ruhiger wurde, kam der Pier immer näher. Schon bald würden die Seile vorn und hinten an Land geworfen und mit Gesten und lauten Geplapper das Schiff verzurrt. Eine neue Planke mußte her, aber das war nun wirklich kein Problem. Während das Schiff am Steg zu liegen begann und die Männer dazu übergingen Ladungen herauszuheben, begab Herius sich zum Kapitän, um die Reise zu bezahlen. Darauf gab er ein üppiges Trinkgeld, die Unannehmlichkeiten sollten schnell vergessen werden. Er kehrte zu den Brüdern zurück: "Ich bin bereit, wenn ihr es auch seid, dann los..."



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    Wie war es diesen Kerlen bloß gelungen nach Sturm, Wind und gutem Abstand erneut ihre Fährte aufzunehmen und jetzt so kurz vor der römischen Zivilisation an unsere Hacken zu kommen. Herius blieb keine Zeit darüber nachzudenken. Denn auch die Seeleute schauten irritiert über den gepflasterten Platz und dem Schauspiel gebannt zu. Was jene nicht wußten, war die Tatsache, das die beiden rennenden Männer zu ihren Passagieren gehörten und jene grimmigen Reiter besser nicht auf das Schiff kommen sollten. Der Hadrianus sprang von den Kisten. Es war mehr als Eile geboten. Mit Gesten und rauer Stimme trieb er die Besatzung an Bord. Zu ihrem Glück war der Kahn fertig beladen und jene Meute parthischer Reiter machte keinen friedlichen Eindruck auf die Besatzung. So gelang es Subdolus mit ein paar derben Sprüchen für genügend Angst zu sorgen, sodas die Männer schneller das Schiff zum Auslaufen vorbereiteten.


    Sowas wie:'Diese Barbaren werden euch metzeln und das Schiff abfackeln, wenn ihr nicht endlich in die Gänge kommt!' half, um die Zwei-Mast-Corbita segelfertig zu machen. Während ein ängstlicher Teil der Besatzung hinter Kisten und Säcken in Deckung ging, war der erfahrene Anteil damit beschäftigt die Seile am Heck zu lösen, um bei Eintreffen der restlichen Gäste und dem damit verbundenen Einzug der Planke nurnoch eine Befestigungsstelle lösen zu müssen.


    Es wurde knapp.


    Beide Brüder hasteten heran, aber auch die Verfolger holten weiter auf. Ihre Pferde bahnten sich ohne Obacht durch eine völlig panische Bevölkerung. Hier sprang ein Händler über einen Haufen Amphoren, riss dabei den halben Stand mit um. Dort schrie eine Mutter ihre Kinder zusammen, packte die kleinen Hände und zog sie aus der gefährlichen Bahn. Drüben an einem Pier schwappte die Menschenmenge über und versenkte eine handvoll Leute im Hafenbecken. Vor seinen Augen jedoch flohen nur zwei Römer wie Viehdiebe. Der Abstand war deutlich geschrumpft und es hätte sogar reichen können...


    Fast, denn im allgemeinen Chaos schlitterte ein Eselkarren zwischen die Decimer und ihren Verfolgern. Der Mauleseltreiber mußte völlig taub sein, denn erst als er seinen Kopf zur Linken drehte und die größer werdenden Schatten wahrnahm, erschrak er zutiefst, ließ den Esel Esel sein und sprang mit einem Satz nach vorn, dabei blieb er an irgendwas hängen, stolperte, griff mit den Händen nach vorn um sich abzufangen und polterte auf das harte Pflaster. Au das schmerzte. Doch war er noch nicht außer Reichweite, entkam damit dem Gedanken an den harten Aufprall und legte mit Schmerzverzerrten Gesicht die Hände schützend über Selbiges. Er hätte keine Chance gehabt, käme ein Pferd der Verfolger mit dem Huf auf seiner Siluette zum Treten.


    Irgendwas heute rettete aber auch diese Seele, denn die Reiter zogen die Zügel straff und stoppten mit großer Mühe vor dem Karren. Dem Esel war es egal. Er stand mürrisch da, tat keinen Schritt. Hüben lungerte der Treiber auf dem Pflaster, in seinem Rücken ein Stapel Holz, was wahrscheinlich den Ausschlag gab nicht links am Karren vorbei zu wollen. Drüben, also rechts war auch kein Platz, denn dort türmten sich die Reste jener Stände, die eben noch Wein und Öl vertickt hatten. Über den Eselkarren wäre es schon gegangen, aber es war ein Risiko, wenn man den kurzen Anlauf bedenkt. Mit einer Verzögerung nahmen die Parther jetzt einen größeren Umweg um die Holzstapel herum. Ganz links sozusagen und der Umweg war nicht so riesig, das die beiden Brüder Livianus und Magnus hätten verschnaufen können.


    Mit Sicherheit blickten sie weder zurück, noch bewog der aufflammende Lärm einen Flüchtenden dazu langsamer zu werden. Nein diese Geräusche durch Mensch, Tier und zu Bruch gehende Gegenstände gab dem Fliehenden vielmehr Ansporn alles aus dem eigenen Körper zu holen.


    Noch ein paar Meter und sie waren da. Auch die Verfolger waren wieder in der geraden Spur, doch wenn jetzt kein Missgeschick geschah, dann würden sie es schaffen können. Beide Römer erreichten die Planke und schwebten drüber. Danach konnten sie sich fallen lassen. Während der Kapitän Befehl gab die hölzernen Bohlen einzuziehen, entschied Herius sich für das Gegenteil und schob sie mit Persius Pictor, dem Söldnerhauptmann ohne Söldner, auf den Pier. Das ging deutlich einfacher und das laute Poltern gab den Seeleuten nochmal den letzten Anreiz ihre Angst in der Flucht zu tilgen und damit etwas zügiger aus dem Hafen zu kommen, als vielleicht üblich. Zwei Burschen standen jetzt am Heck und drückten das Schiff mit langen Stangen vom Pier weg. Genauso geschah es am Bug und langsam machte sich die leichte Briese nützlich im Segeltuch.


    Die Mannschaft des Schiffs konnte jetzt nur hoffen, das die Parther nicht derart kühn waren und den noch kleinen Abstand zum Festland mit einem langen Satz überwinden wollten. Als Rettung vor dieser Befürchtung blieb noch der Gedanke daran übrig, das kaum ein Pferd sowas freiwillig machte und die Tiere scheuten...

    Der Seemann, der die Römer nach Osten segeln sollte, war beständig in seiner Arbeit. Erst lud man seelenruhig Proviant, Bauholz, Tuche und orientalische Früchte unter Deck, dann kamen lebende Tiere in kleinen wie größeren Käfigen dazu. Neben diesen Waren schwenkte ein Kran Säckeweise Getreide hinüber, die dann ebenfalls in den Schiffsbauch gestapelt wurden. Ein Mann war nur dazu da auf einer Tabulae Kreuze zu machen und die eingehenden Waren zu zählen. Während Iullus Persius Pictor versuchte eben jenen Burschen etwas anzutreiben, versuchte es Herius Hadrianus Subdolus bei dem Kapitän, der eine seltene Händlerruhe weg hatte und leicht apathisch unter einem Sonnensegel lähmelte. Noch immer war Richtung Gasse nichts zu sehen und die verbreitete Hektik löste sich von ganz alleine, denn der ächtzende Kran kam zum Stehen. Nurnoch wenige Kisten kamen jetzt an Bord. Füllten das Deck in einer bewundernswerten Art, die auf See viel ausmachen würde, käme man in schlechtes Wetter.


    Ohne große Hatz zu verbreiten, ging der Mann mit der Tabulae zum Schiffseigner und Kapitän. Vermeldete das Ergebnis, verabschiedete sich und schlenderte vom Hafen weg. Hier herrschte eine völlig andere Mentalität als in Roms Häfen, wo ein Schiff als wichtiges Kapital galt, was dazu diente im Transport Geld zu verdienen. Daher löschte man die Rümpfe mit hunderten von Sklaven, trieb diese bis zur völligen Erschöpfung an, um den Faktor Zeit so gering als möglich am Pier zu halten. Aufgeladen wurde ähnlich schnell und kaum war ein Schiff aus dem Hafen, machte ein weiteres fest, ließ das Spiel von vorn beginnen. Dies ging so von zeitig früh, bis spät in die Abendstunden. Jede noch so kleine Helligkeit wurde dabei ausgenutzt und manchmal sogar im Dunkeln weitergeschuftet.


    Herius hatte das mal in Ostia erlebt. Eigentlich war damals der Tag ganz normal losgegangen, aber dann kam ein Konvoi von vielleicht dreißig Schiffen in den Hafen und brachte das Ruder des Hafenvorstehers ins Wanken. Trotz der vielen Tonnen mehr an Kisten und Säcken gelang es damals die Schiffe noch am selben Tag wieder mit römischen Exportschlagern beladen zurück aufs mare internum zu schicken. Der Hadrianus war damals mächtig beeindruckt von dieser Effizienz gewesen und würde es heute wahrscheinlich immernoch sein.


    Aus seinen 'damals war es' Geschichten wurde er jetzt nur gerissen, als er endlich die beiden Decimer aus der Gasse in den leicht überfüllten Hafenvorbereich treten sah. Sie schoben genauso wie alle Anderen auch und kamen genauso wie alle Anderen auch nur sehr langsam vorwärts. Da lobte man wieder die römischen Vorzüge, die hier allerdings nichts zählten. Herius stieg auf eine Kiste und da er dort immernoch nur sechzig Zentimeter höher stand auf eine weitere Holzkiste höher. Dort sah er die beiden sich schleppend nähernden Brüder am Besten und sie ihn wohl auch. Er fuchtelte wild mit den Armen, zeigte an das die Beiden egal wie mal einen oder am besten drei Zahn zulegen sollten. Subdolus brauchte dabei nicht brüllen, denn die allgemeinen Umgebungsgeräusche zu überstimmen, war für einen einzelnen Mann unmöglich. So blieb ihn nur die stumme Annimation und die Hoffnung, das die Verfolger das selbe Problem bremmste, das den letzten Schiffsgästen zu schaffen machte...

    Die Sonne stand bereits in ihrem Mittagshoch. Die Hitze breitete sich über die Stadt aus und so auch über den Hafen. Nur wenige der Händler taten noch schuften. Mehr Sklaven wurden dazu gezwungen. Ab und zu schnalzte eine Peitsche über den Holzboden des Piers. Gestalten drängten die armseeligen Männer und Frauen dazu Ladungen von Bord zu holen, sie zu stapeln und andere Häufen wieder hinauf über die Planke zum Deck zu schaffen. Eigentlich ein ausreichendes Schauspiel um sich seine Zeit zu vertreiben. Angesichts des ermüdenden Wetters jedoch keine Schöne. Herius hatte sich in der Nähe 'ihres' Kahns platziert und war mit einem Trinkschlauch bewaffnet. So schnell er das Wasser hineintrank, so rasch trat es auf der Stirn und Platte wieder aus. Immer wieder wischte er sich den Schweiß ab und sinnierte darüber, wie es sein würde, wenn er bei dieser unmenschlichen Hitze auch noch arbeiten müßte.


    Von einem Schrei wurde er aus den Gedanken gerissen. Er blickte hinüber, dort wo sich nun schnell eine Traube bildete und dafür einen anderen Horizont freimachte. Doch dazu später...


    Dem zu sehenden Sklaven war ein mächtig großes Holzfass entglitten. Eine ganze Handvoll dieser Männer war dazu verdammt rießige Fässer auf ein Schiff zu rollen. Doch war die Planke kurz und steil. Dem armen Hund das Fass über den nackten Fuß gerollt. Jener war nicht platt, sondern Matsch. Angewidert von dem Anblick zog Subdolus es vor seine Augen über die Dächer der Stadt zu führen. War er gerade noch erschrocken von dem Unglück, sprang er jetzt wegen etwas verdächtig Anderem auf.


    Angestrengt trieb er die Augen dazu die kleinen Punkte oben an der Düne auszumachen. Innerlich wog er Unglauben und Unmöglichkeit miteinander ab, doch gewann weder das Eine noch das Andere, einzigst die Gewissheit gewann, das dort oben Reiter kamen, die unwahrscheinlich viel Spurenleserkönnen bewiesen hatten und -das mußte Herius zugeben- er hatte diese Fähigkeiten der Parther unterschätzt. Ohne Frage, dies war sehr beunruhigend. Vorallem, da die beiden Decimer noch immer nicht zu sehen waren.


    Das Aufspringen hatte auch den letzten lebenden Söldner geweckt. Er lehnte an den KIsten von der anderen Seite dran und blickte bis zu diesem Augenblick über das glitzernde Wellenmeer. Jetzt umgedreht, fragte er ungläubig, was Herius schon ausgesprochen hatte. Beide blickten sich an, dann wieder hinauf, doch die Punkte begannen sich zu bewegen. Immer leicht angeschrägt zur Düne, stiegen sie hinab.


    "Verdammt, mach dem Seemann Beine! Wir müssen sobald die Beiden auftauchen weg hier. Diese dreckigen Kerle, warum verfolgen sie uns immernoch, können sie nicht loslassen?" :motz:


    Er ballte die Faust, doch für Heldenmut war es der falsche Ort und die verkehrte Welt. Sie durften nichts mehr riskieren und doch waren sie in äußerster Gefahr. Von der Länge des Weges schätzte der Hadrianus ab, das sie gut eine Stunde brauchen würden. Unter der Maßgabe, das sie den Hafen als Ziel ansteuerten. Unsere Truppe war zudem aufgefallen, wie ein bunter Haufen. Sie brauchten ihre Wüstenlandsmänner nur zu fragen und sie wüßten, wo sie uns kaschen konnten. Wenn nur die beiden Brüder da wären, dann könnten sie sich rechtzeitig aus dem Staub machen, doch sie waren nicht hier und Herius wußte wahrlich nicht, warum das Einkaufen so ewig dauerte. Er wurde nervös, so kurz vor dem sicheren Meer und anschließendem Festland noch erwischt zu werden, war kein schöner Tod. Wenn sie sie überhaupt entließen... aber soweit war es noch nicht, noch nicht... im Angesicht der kleinen Punkte, die langsam hinter den Dächern der Häuser verschwanden und damit unweigerlich näher rückten, versuchte Subdolus sich was auszudenken. Doch jeglicher Fluchtweg war verwehrt. Sie konnten mit den hier lebenden und arbeitenden Menschen nicht rechnen. Eher im Gegenteil, sie mußten sie mit einkalkulieren. Die Flucht nach Vorn in Form eines Angriffs war also ausgeschlossener Selbstmord. Die Flucht nach hinten führte nur über das Meer. Was aber wenn diese Scheißkerle ihnen auch dann noch folgten? Hatten sie ein schnelleres Schiff als sie selbst und holten sie damit ein? Würden sie die Verfolgung auch nur mit Sichtkontakt auf dem Wasser bis zur letzten Instanz fortsetzen oder war dieser Kai das Ende allen Übels und die Römer gerettet, sobald sie das sinus arabicus befuhren? Er wußte es nicht und er würde es nicht wissen, bevor die Handlung vor dem eigenen Auge geschah.


    Es nützte nur nichts in die Stadt loszustürzen, um Magnus und Livianus zu suchen. Sie würden sich verpassen. Eine Straße, eine Gasse oder nur ein Marktstand. Die Einen vorn vorbei, der Andere hinten lang. Das Chaos wäre perfekt. Mit innerer Unruhe blieb nur das Warten und Herius trug diese Erregtheit nach Außen, indem er begann auf dem Pier hin und her zu laufen und dabei immer die Augen auf die Gasse zu richten, die vom Basar im Stadtinneren zum Hafen im Westen führte und die irgendwann die beiden Gefährten ausspucken mußte.


    Hoffentlich bald...

    Die vielen Monate unter heißer Sonne über einen Boden zu reiten, der nicht ohne Grund die Bezeichnung Wüste erhalten hatte, stellte sich für einen westlichen Bewohner irgendwann als Qual heraus. Die Gesichter, Hände und auch Körper waren gezeichnet von Wassermangel und unausgewogener Kost. Es sollte genauso eine lange Zeit dauern, bis die überlebenden Männer ihre körperliche Ausgewogenheit zurück erlangten. Immer unter der Voraussicht auch Rom zu erreichen. Eine Etappe führte sie an diese Ziel nah heran. Nach endlosen Wochen quer durch die syrische Wüste erreichten sie das Handelszentrum Elana am sinus arabicus. Die Stadt wehrte sich seit Generationen gegen das unmenschliche Klima. Sie baute Wohnviertel immer wieder auf, nachdem ein unbarmherziger Sandsturm die behelfsmäßigen Hütten einfach inweg geblasen hatte. Nur das Hafenviertel war massiv errichtet. Dort legten in der Woche viele Schiffe an, die Waren bis tief in östliche Länder transportierten. Dort gab es gutes Wasser und satt machendes Essen. Doch die Reisegesellschaft mußte weiter. So versuchte Herius ein geeignetes Schiff zu finden, während Magnus und dessen Bruder die Aufgabe bekamen Proviant zu erwerben. Der Söldnerhauptmann hingegen horchte sich um. Hier war aber kein Partherreich mehr und dementsprechend nichts zu hören. Auch jener Söldner kam später zum Pier und lud kleine Präsente in den Kahn.


    Sollten die beiden Brüder dann das gemietete Schiff erreichen, konnte die Fahrt losgehen. Der Hadrianus hatte noch nichts ihnen gegenüber gesagt, aber wenn sie ihren Zielhafen ansegelten, dann würden die Beiden auch merken, das er in den letzten Stunden ihre Route nochmals kurz überarbeitet hatte. Wozu denn, so fragte er sich sollten sie so dermaßen südlich von Alexandria an Land gehen, wenn es auch gut ausgebaute Handelsstraße von Memphis nach der aegyptischen Hauptstadt gab? Sie würden also nur die höllisch gefürchtete Sinai-Wüste umschiffen und dann einen letzten Weg zu Land zurücklegen müssen, um Alexandria zu erreichen. Auf römischen Gebiet immerhin.


    Während Herius so nachdachte und dabei einen Brei löffelte sah er noch immer nicht die Decimer vom Einkaufen zurückkommen. Entweder es gab mehr als erwartet oder eben nicht alles auf einem der Basare. Subdolus beunruhigte das noch nicht, denn die Stadt als Ziel zu wählen, darauf wäre selbst der verrückteste Verfolger nie gekommen. So glaubte er zumindest....

    Also Veto.


    Wer Subdolus genau in diesem Moment in die Augen geschaut hätte, wäre mit einem kleinen Funken Hohn zusammengestoßen. Doch war ihre Situation bei weitem nicht lustig. Die Decimer wußten das und er ebenso. Wie es im Geiste des vierten Gefährten stand, wäre bei einer Abstimmung irrelevant gewesen. Herius nahm den linken Arm und die damit verbundene Hand, um sich über die Platte zu streichen. Er fixierte den Senator vor sich und gab zu bedenken: "Es ist die einzigste Lösung unserer Probleme. Jede Logik geht davon aus über Land nach Arabica oder Judea zu flüchten. Die wenigen Straßen und befestigten Wege sind ohne Frage abgeriegelt und selbst wenn nur kleine Wachtruppen stationell kontrollieren, können wir eine Alarmierung nicht riskieren. Noch dazu uns die Schlagfertigkeit fehlt und ein Durchbruch an ihren Bogenschützen scheitern würde. Traditionell würde ich es gern vermeiden im Sand vor Palmyra zu verbluten und danach durch deren Straßen geschleift zu werden." Nein so eine Geiselung war nix für ihn. Außerdem wäre die Mission damit beendet und unter Umständen der Neustart ebenfalls verhagelt. "Diese Wüstenhunde sind auch nicht dumm, sie wissen um die römischen Gesetze, auch wenn sie sie verfluchen oder kopfschüttelnd betrachten. Ohne Frage dieser Weg ist zwar nicht der Kürzeste, aber der Gescheiteste allemal." Dem Hadrianus war auch das Wort genial eingefallen, aber er mochte es nicht so beweihraucht zu werden. Herius löste die Fixierung und glitt an Decimus Livianus hinunter und wieder hinauf zu den Augen. "Du schaust nicht aus wie ein Senator, wenn ich ehrlich bin. Wir schmuggeln dich mit einem anderen Namen rein. Deine Insignien hast du noch oder haben sie dir alles genommen? Wenn vorhanden, dann verbringen wir sie in einen Sack. Dich kleiden wir in Elana neutral ein und titulieren dich neu. Du kannst dir schonmal einen Namen einfallen lassen. Am Anfang sollte Gaius stehen, denn ein Problem bleibt uns noch: Die Palastwache zum Königsviertel, aber auch dafür ist mir bereits etwas eingefallen. Wenn wir für Aufmerksamkeit des Praefecten sorgen wollen ohne ein Staatsakt daraus zu machen und dich damit in aller Öffentlichkeit zu enttarnen, bitten wir um eine Audienz. Sie wird für Magnus, Subdolus und Gaius sein." Er grinste, doch nur kurz. Noch fehlte die Zeit daran zu glauben wirklich frei von jeder Verfolgung und damit Gefahr zu sein. "Doch dazu müssen wir ersteinmal hinüber kommen und um hinüber zu segeln, sollten wir Elana erreichen ohne gefangen genommen zu werden. Zwar war der Sturm vor zwei Tagen der beste Spurenkiller, aber ich traue diesen Parthern mehr zu als kapitulieren. Vorallem, da sie etwas sehr Wertvolles ohne Geschäft verloren haben. Wir sollten also aufbrechen und noch ein paar Meilen heute schaffen."


    Ohne auf eine Antwort zu warten, gab er dem Hauptmann ein Zeichen. Seinesgleichen hatte die recht lange Pause dazu genutzt Trinkschläuche zu füllen und noch ein paar Früchte von den Bäumen zu holen. Er war weder Senator, Eques noch Römer, aber hier in dieser Welt waren sie alle gleich. Diese Tätigkeiten ohne lange Ansprachen oder Bitten waren gut für das innere Klima und machten eine gute Reisegesellschaft aus. Jetzt da sie packten, um noch einige Kilometer bis Elana, der Haufenstadt am sinus arabicus, näher zu kommen, verschwanden die Früchte in einem Sack und wurden am Kamelrücken fixiert. Selbst die recht genügsamen Tiere hatten sich am Quell gestärkt und waren damit bereit weitere Tage ohne erneutes Trinken den geforderten Weg zu gehen.


    Wenig später waren sie aufgereiht wie eine Entenschaar auf dem Weg über die Dünen...


    Ich schließe daraus, das du die Mission nicht gelesen hast und auch sonst nicht weißt, worum es sich hier dreht. Schön aber das du uns mit deinen Gedanken beehrst. -.^

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Aber anscheinden, kann man das hier vergessen. Vor allem weil jeder weiß, dass ich nur nach Rom zurück kann, wenn ich Livianus habe. Drängt sich dann mir der Verdacht auf, dass mit Absicht trotz permanenter Anwesenheit und Kontaktaufnahme nur 1 Post pro Woche getätigt wird?


    Völlig falscher Ansatz. Mit einem Fehlschlag kann ein Meridus wohl nicht leben? Oh ich vergaß... :idee:


    Und ja daran sieht man, das du nur am Rande involviert bist. Es ist nämlich nicht im Sinne des Erfinders, das ein Spieler die Mission zuende spielt, sondern das alle zusammen dies tun. Noch dazu brauchen wir ein Visum... es soll ja Maximus glatt laufen, nich :P