Das gute Gefühl im Wissen um die Pferde ließ sich nicht enttäuschen. Kurz vor dem Wasserbecken stoppten die Tiere ob vom Reiter gewollt oder nicht. Wiehern und lautes Gebrüll vom Steg aus war zu hören. Trotz der mäßigen Entfernung ein Übersprung nun aber nicht mehr machbar. In ihrer Verzeiflung so kurz vor dem Zugriff erneut vorgeführt zu werden, zogen sie ihre Bögen vom Rücken und kramten nach dem Halfter mit den Pfeilen. Fast, so sah es aus, hofften sie noch auf einige Tote oder Verletzte durch ihre Fernwaffen. Da das Schiff sich nur langsam vom Ufer weg bewegte, war das Ziel durchaus noch lange in Reichweite. Herius erkannte, das ihnen keine Zeit blieb großartig nachzudenken, denn die Parther schienen auf dem Pferderücken sitzen zu bleiben, während sie ihre Bögen mit Pfeilen bestückten.
Den gebannten Gesichtern an Bord war zu entnehmen, das die Besatzung wie erstarrt war und mit fixiertem Blick zum Ufer schaute. "Runter mit Euch, am Besten unter Deck egal wie, aber schnell!" brüllte er sie an und war sich selbst hinter eine Kiste, die geradeso stand, um die Männer am Lande noch zu sehen, aber trotzdem wohl heil aus dem Pfeilhagel zu kommen. Während die Seeleute endlich begriffen, das es ihr Leben war, das da in Gefahr kam, sprangen zwei von ihnen gleich über Bord. Völlig irritiert folgte Subdolus ihnen mit den Augen und kam nicht dazu den Kopf zu schütteln, denn die ersten Geschosse pfiffen über seinen Kopf hinweg. Wenige nur trafen das Deck oder die Transportkisten darauf. Einige Pfeile blieben eher liegen, denn stecken und ein Großteil platschte ins Wasser. Wenigstens, so schien es, waren die Angreifer keine Meisterschützen. Ihr Schiff aber noch für eine zweite und dritte Salve in Reichweite. Die Besatzung war endlich unter Deck. Die zwei Burschen im Wasser winkten hilflos mit den Armen, um sie konnte sich nun keiner mehr kümmern.
Die zwei anderen Angriffe hatten noch viel weniger Wirkung. Bis darauf, das der Zufall wollte, das eben einer dieser Pfeile in der Kiste stecken blieb, die Herius beschützte, waren diese Pfeilhagel genauso unpräzise, wie der Erste. Sie ließen die Männer unter Deck, wie jene die ebenso wie Herius an Deck Schutz gesucht hatten, aufatmen. Langsam schob sich der Bug durch die Wellen ins offene Meer des sinus arabicus. Nurnoch einige Sanduhren würde es dauern und das Schiff drehte sich in seinem Kurs parallel zur Küste. Im Nutzen des Windes ging es dann Richtung Norden, am Zipfel der Sinaiwüste entlang und um die römische Provinz Arabia herum bis etliche Seemeilen nordwestlich die Hafenanlagen von Memphis sichtbar wurden.
An Bord gab es in dieser Zeit wenig zu tun. Es war die Möglichkeit zum Ruhen gegeben. Dazwischen gab es immer mal wieder etwas zu Essen und etwas Wein-Wasser für die Kehle. Ansonsten blieb der Wind aktiv und ihre Reisegeschwindigkeit konstant. Wie es schien stand nun endlich der Ankunft in Alexandria et Aegyptus nichts mehr im Wege. Für den Hadriani war die Reise zu Meer eher unangenehm, denn ein Schiffsjunge hatte seine Wunde am Arm näher betrachtet, offen gelegt und gesäubert. Dazu half irgendeine Salbe dem Fleisch zu vernarben. Das Ziepen und Zwicken war dabei sehr unangenehm, aber wenigstens ließen die pochenden Schmerzen nach. Wein und heiß strahlende Sonne taten dabei den Rest, um die Welt um sich herum et acta zu legen.
Das der Wind so spärlich blies, ließ die Gesellschaft länger warten, fast eine ganze Woche brauchte das Handelsschiff von Elana nach Memphis und begann den Hafeneinlauf bei wolkenfreiem Himmel und einer kleinen Briese.
Der Hadrianus stand ganz vorn auf dem Deck und bewunderte diesen Hafen. In Gedanken war er schon weiter. Sie würden Reittiere brauchen, Proviant und einige Kleider für den Senator, der hier nur als einfacher Bürger würde bezeichnet werden. Seine Insignen als Senator von Rom waren nicht hier. Entweder lagen sie noch in Parthien oder in einer Schublade seiner letzten Einheit. Das war jetzt aber auch egal. Er würde einen fiktiven römischen Namen tragen und er würde in Begleitung zweier anderer Römer sein, die in der Regia Praefecti zu Alexandria einen klangvollen wie bekannten Namen hatten. Sie sind der Schlüssel und damit machte sich Herius darüber auch keine Sorgen.
Stattdessen atmete er die frische Luft ein und aus, streckte den Rücken durch und ließ ein erleichtertes Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen. So drehte er sich zu den Gefährten um und sprach: "Endlich zurück in Rom. Du hast dir einen Namen gegeben Livianus? Dann lass uns den letzten Weg bis Alexandria schnell, aber angemessen zurücklegen. Hier wird es alles geben, was wir Römer so schätzen. Kleidung, die unsere soziale Stellung widerspiegelt, wie Reittiere, die diesen Namen auch verdienen. Am Besten wir gehen zusammen zum Markt und richten Dich und auch uns anständig her, kaufen Proviant für den Ritt und erwerben die Tiere dafür."
So wie das Wasser immer ruhiger wurde, kam der Pier immer näher. Schon bald würden die Seile vorn und hinten an Land geworfen und mit Gesten und lauten Geplapper das Schiff verzurrt. Eine neue Planke mußte her, aber das war nun wirklich kein Problem. Während das Schiff am Steg zu liegen begann und die Männer dazu übergingen Ladungen herauszuheben, begab Herius sich zum Kapitän, um die Reise zu bezahlen. Darauf gab er ein üppiges Trinkgeld, die Unannehmlichkeiten sollten schnell vergessen werden. Er kehrte zu den Brüdern zurück: "Ich bin bereit, wenn ihr es auch seid, dann los..."
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