Beiträge von Nikolaos Kerykes

    Nikolaos öffnete die Tür persönlich. Seinen Epheben hatte er losgeschickt, bei verschiedenen Schreinern Angebote für die Anfertigung einer Sänfte einzuholen. Nikolaos war es langsam leid, dass er sich immer noch in einer gemieteten Sänfte umhertragen lassen musste. Der Grammateos hingegen gab dem Zwischenbesitzer eines gewissen Landhauses auf dem dreizehnten Stadium zwischen Alexandria und Nikopolis bescheid, dass sein Herr Interesse an diesem habe. Nikolaos selbst prüfte das Register der Stadtwache sowie Tafeln, auf denen Ausgaben vermerkt waren. Zwar hatte der Grammateos diese Akten bereits geordnet und durchgesehen, doch Nikolaos traute seinem Grammateos nur soviel wie es gerade nötig war.
    "Chaire, ehrenwerter Mann.", sagte er, als der die Tür geöffnet hatte. Zwar hatte er in ihm einen Schreiber des Präfekten erkannt, jedoch war ihm der Name dieses Mannes unbekannt.

    "Den Beginn der Ausbildung würde ich für die erste Zeit nach der Neuwahl der Archontenämter festlegen. Momentan ist die Stadtwache von gewissen Vorkommnissen, die dir bekannt sein dürften, und deren Aufklärung, überaus beansprucht. Der neue Strategos, sollte nicht ich dieser sein, während dieser Ausbildung wohl nicht stark gefordert sein. Er müsste sich auch um gewisse Absprachen mit den anderen Pyrtanen nicht mehr kümmern, da ich dies selbst bereits vor einiger Zeit tat. Von daher könnte er sich in der ersten Zeit seiner Amtszeit auf eine frisch ausgebildete Stadtwache stützen. Falls ich nicht wiedergewählt werden sollte, stehe ich dir natürlich weiterhin für Gespräche in Bezug auf die Stadtwache und alles, was damit zusammenhängt, zur Verfügung, falls die mangelnde Erfahrung des neuen Strategos ein Hemmnis darstellen sollte. Zu deiner zweiten Frage muss ich leider sagen, dass von den übrigen Archonten eine Strukturierung der Stadtwache in Ränge nicht vorgesehen wurde. Es gibt allerdings Männer, die ich häufiger für besondere und höhere Aufgaben einsetze. Doch für die Ausbildung dürfte dies nicht von Bedeutung sein. Für einige Bereiche gibt es meist einen Verantwortlichen, zum Beispiel für die Stadttore, dies ist meist ein älterer Phylax oder aber ein neuangeworbener von dem Teil der Truppe, den ich bisher aus meinem Privatvermögen bezahlt habe. Wie ein möglicher neuer Strategos es damit halten wird, bleibt offen, doch ich denke, dass dies ein Arrangement ist, das beibehalten werden sollte." Nikolaos bemerkte erst jetzt, dass der Centurio noch nichts getrunken hatte, aber offenbar darauf wartete, dazu aufgefordert zu werden. So nahm Nikolaos nun auch seinen Becher. "Zum Wohl, Centuro!"

    "Natürlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass diese Vorschrift gelockert werden könnte, jedoch hatte ich eine gewisse Hoffnung in dieser Hinsicht. Ich denke trotzdem, dass sich viele Ehrengäste aus Rom finden lassen werden. Etwas noch, ehrenwerter Eparchos. Was hälst du von dem Gedanken, einen Wettstreit auszuloben, bei dem das beste Schauspiel gewinnt?", fragte Nikolaos.

    Der Strategos erhob sich. "Hochgeehrte Pyrtanen! Wie ihr alle bereits bei der Audienz beim Eparchos erfahren habt, wird es in Kürze in Alexandria ein Theaterfest geben. Der Eparchos wird sich in dieser Sache sehr großzügig zeigen. Die Organisation des Ganzen liegt bei der Stadt. Ich würde mich anbieten, sie zu übernehmen, falls niemand etwas dagegen hat. Ein zweiter Punkt ist ist die finanzielle Seite. Kann mir einer der Verwalter der Stadtkasse darlegen, wieviel Geld die Stadt für eine solche Veranstaltung entbehren könnte?"

    "Nochmals habe ich im Namen der Polis für deine Hilfe zu danken, ehrenwerter Eparchos. Die Opferungen werden einige Priester des Apollons durchführen. Wäre es dir genehm, wenn darunter vielleicht auch vereinzelte Frauen wären? Oder meinst du, der Gott könnte sich daran stören? * Könntest du es übernehmen, ausgewählte römische Würdenträger einzuladen?", fragte Nikolaos ohne Umschweife, da er glaubte, er würde den Eparchos durch allzu viele Worte verärgern. "Und meinst du, es ließe sich einrichten, die Beschränkungen der Einreise für Römer, die Senatoren sind, zu lockern für die Tage um das Fest, falls unter den römischen Ehrengästen, die selbstverständlich du auswählen wirst, solche sind? Ich weiß, dass dieses Anliegen vielleicht etwas heikel ist, in Angesicht des Krieges der verabscheuungswürdigen Parther gegen das römische Volk. Jedoch würde es sich bei diesem Fest um ein besonderes Ereignis handeln."


    Sim-Off:

    *Der einzige ID-Apoll-und-Musen-Priester ist zur Zeit weiblich. (Bis vor einiger Zeit gab es noch einen männlichen, der wäre dann aber ein Jude gewesen ;) ).[/

    Die hilflosen Versuche des Centurios, mit Nikolaos in dessen eigener Sprache zu kommunizieren, die in einem sehr unterhaltsamen Gemisch endeten, das scheinbar aus Koiné und dem Demotischen bestand, entlockten dem Strategos ein Lächeln. Er erhob sich und holte aus einer Wandnische eine Karaffe mit mulsum , wie es der Centurio nennen würde. Einerseits, um den armen Centurio sich nicht noch weiter quälen zu lassen, andererseits, um im folgenden Gespräch keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, wiederum andererseits, um nicht in Gelächter auszubrechen, blieb Nikolaos in der lateinischen Sprache.
    "Dies hier ist eine Art Mulsum. Jedoch ist der Anteil an Honig und an Gewürzen größer als in der Art von Mulsum, die du kennen wirst." Er goss zwei Becher, die auf dem Tisch standen, mit dem bernsteinfarbenen Saft voll, der etwas zäher als Wein war und dem der Duft fremdartiger Gewürze, schwersüßen Honigs sowie der Geist des Weines entstieg.
    "Das wäre mir eine große Freude.", wiederholte sich Nikolaos, da ihm keine andere Antwort einfiel. Gespannt wartete er daraufhin, was der Centurio noch zur Ausbildung zu sagen hatte.


    Sim-Off:

    -->WiSim.
    Tut mir leid, ich habe beim besten Willen dein Konto nicht gefunden. Ich erstelle jetzt ein Angebot für dich in der allgemeinen WiSim. Falls das weg sein sollte, bis du es annehmen kannst, schreibe mir bitte eine Pn.

    Nikolaos Mund verzog sich zu einem Lächeln. Die plötzliche Unbeherrschtheit des Arztes gefiel ihm. Oder spielte Doros ihm vielleicht nur etwas vor? Nikolaos beobachtete ihn nun noch viel aufmerksamer. Erbleichen kann man niemandem vorspielen, dachte er. Der Arzt schien wirklich um Fassung zu ringen. Nikolaos beschloss, das Spiel noch etwas weiter zu treiben.
    "Das ist bedauerlich, werter Doros. Da die Priesterschaft des Apollons und der Musen sicher großes Interesse daran haben wird, dem verstorbenen obersten Priester so rasch wie möglich eine würdige Ruhestätte zukommen zu lassen, glaube ich kaum, dass ich sie warten lassen kann. Doch sicher lässt sich ein anderer Künstler* finden, der das Innere des Leibes auch in Eile gut untersuchen kann. Du darfst dieser Untersuchung selbstverständlich beiwohnen... ." Nikolaos lächelte harmlos und scheinbar unbedarft und zwinkerte dem Arzt freundlich zu. Innerlich hätte er am liebsten laut gelacht. "Werter Doros, dein Vorschlag wäre ein ausgezeichneter, wenn er nicht einen Fehler hätte. Ich bin nur Schüler des Museions, ich darf das Heiligtum nicht betreten. Du aber bist ein Priester der Musen und des Apollons." *"Künste" waren in der Antike nicht nur die so genannten schönen Künste (also bildende Kunst, Literatur, Schauspiel etc.). Der Begriff wurde allgemein auch für komplexere Fähigkeiten aller Art verwendet (zumindest im Lateinischen, welches Wort es dafür in Attisch gab ,weiß ich leider nicht ;), so auch für die Kunst, eine Leiche zu öffnen.

    "Tölpel! Ihr macht mich noch ganz wahnsinnig! Wollt ihr mich umbringen!?!", zeterte der alte Kunde. Der Phylax schenkte ihm keine Beachtung, sondern wandte seine Aufmerksamkeit ganz Lysander zu. Der Dicke schien dem Phylax zu plump, um die Fingerfertigkeit zu erbringen, die es brauchte, um solche feinen Kleider zu fertigen. Doch er wollte sich davon nicht täuschen lassen und im Grunde war es bedeutungslos für den Phylax. Er lächelte den Ladenbesitzer, Verwalter, Pächter oder eben Schneider an.
    "Chaire", sagte der Phylax höflich. "Ich bin Kleios von der Stadtwache. Es gibt keine Probleme, ehrenwerter Lysander. Ich habe lediglich eine Frage an dich, doch es geht nicht um dich. Könnten wir in einen Nebenraum gehen, ich glaube nicht, dass es angebracht wäre, hier darüber zu sprechen, denn es geht vermutlich um einen deiner Kunden." Der Strategos hatte den Phylax nicht ohne Grund für diese Aufgabe ausgewählt. Der Mann, ein Hellene, hatte offenbar gute Umgangsformen gelernt und konnte sich, im Gegensatz zu vielen anderen Phylakes der Stadtwache (die vor (und vielleicht auch nach?) dem Amtsantritt des Strategos den inoffiziellen Namen Alexandrinischer Wett-und Geselligkeitsverein bei vielen Bürgern trug) gewählt in Koiné ausdrücken. Er musterte Lysander aufmerksam.
    "Was will der Phylax hier? Soll sich trollen! Ich habe nichts verbrochen... Obwohl: Soll sich nicht trollen. Bei euch -" Der alte griesgrämige Kunde warf den Sklaven böse Blicke zu. "-bei euch wäre ich mir nicht so sicher..."

    Nikolaos war für seine Verhältnisse ungewöhnlich früh aufgebrochen. Er hatte sich in seiner, immer noch nur gemieteten Sänfte, zur Agora tragen lassen. Dort war die Stadtwache bereits präsent, allerdings in einer Menge, die die der Legion deutlich unterschritt. Die Polis wollte schließlich nicht das Misstrauen des Eparchos erregen.
    Auf dem Weg wäre Nikolaos beinahe eingeschlafen, dazu hatte vor allem seine Müdigkeit und die Tatsache beigetragen, dass er auf weichen Kissen lag. Nun aber zeigte die Morgenluft ihre Wirkung.
    Bevor die Menge der Zuschauer zu dicht wurde, stieg Nikolaos aus der Sänfte und ließ die Träger warten. Phylakes der Stadtwache gingen vor und hinter ihm, um das Volk, seine Wähler (oder auch nicht) vom Strategos fern zu halten. Nikolaos trug seine Amtstracht und war stark geschminkt, damit auch die Zuschauer in den hinteren Reihen das Mienenspiel des Anklägers verfolgen konnten. Schließlich war eine öffentliche Gerichtsverhandlung beinahe soetwas wie ein Schauspiel. Oft war es sogar noch etwas unterhaltsame, zumindest in den Augen der gaffenden Menge.
    Endlich hatte er das Podest erreicht. Er grüßte den Eparchos, ein offizieller und laut ausgesprochener Gruss würde noch folgen.

    "Salve, werter Centurio.", antwortete ihm Nikolaos auf Latein. Da es um ein Thema ging, das ihn sehr interessierte, ließ er sich dazu herab, sich dieser Barbarensprache zu bedienen. "Das freut mich außerordentlich. Wenn auch ich mitteilen muss, dass sich die Zahl der phylakes verringert hat*. Jedoch werde ich, oder mein Nachfolger, denn es stehen Neuwahlen an, die Lücken sicher bald schließen. Die Neuankömmlinge würden dann auch von ihren älteren Kollegen ausgebildet werden, dafür möchte ich dich nicht extra bemühen. Ich nehme doch an, dass du die Ausbildung übernehmen wirst?" Dann fuhr er sich selbst ins Wort. "Bevor ich es vergesse, darf ich dir etwas zu trinken bringen lassen?" Nikolaos schien ungewöhnlich freundlich. Sonst war das nicht so seine Art.


    Sim-Off:

    *D.h. die ID, die ich als den typischen Phylax vorgesehen hatte, ist verschwunden. Über jemand anderes habe ich erfahren, dass der Spieler geäußert hat, erst einmal nicht mehr spielen zu können. D.h. ich werde also in der Ausbildung die Stadtwache alleine simmen, aber das dürfte kein Problem sein ;) . Du wirst viel Spass mit den phylakes haben ;) ...

    Nach einiger Zeit ging der Grammateos erneut zur Tür der Arché des Strategos und klopfte vorsichtig. Aus dem Raum erklang leise eine Antwort, so leise, dass der wartende Offizier sie nicht hören konnte. Der Grammateos drehte sich zum Centurio um.
    "Der Strategos ist so weit. Du kannst eintreten.", sagte der Grammateos und zog sich wieder an seinen Schreibtisch zurück.

    Nikolaos zog laut Luft zwischen seinen Lippen hindurch. Antigonos drang noch tiefer in für ihn gefährliche Gebiete ein. Nikolaos würde ihm nicht dorthin folgen. Er reiste gerne, doch um auf einer Reise sein Leben zu riskieren, fühlte er sich zu jung. Doch wie konnte er Antigonos zurücklocken?
    Die offen geäußerte Vermutung, die an eine Unverschämtheit grenzte, brachte Nikolaos gewissermaßen in eine Zwangslage. Er musste etwas darauf antworten. Allerdings wollte er sich seinen neuen Mitschüler nicht zum Feind machen. Dafür wusste dieser nun zuviel über Nikolaos.
    "Diese Kerkyra war nicht irgendeine metoika*, sondern ein anständiges Mädchen und ein anständiges Mädchen hat in den meisten Fällen einen Vater.", sagte Nikolaos bedächtig. Er hatte sich jedes Wort zurecht gelegt. Mehr würde er nicht sagen. Diese Andeutung sollte seinem neuen Freund genügen.
    Schande über mich! dachte Nikolaos.



    Sim-Off:

    *verweiblichte Form von metoikos, also in der Stadt ansässiger Ausländer ohne Bürgerrecht, eigentlicheher ein neutraler Begriff, für einen so snobistischen Athener wie Nikolaos hat das aber einen Anklang von "Unterschicht" ;)


    edit: SimOff eingefügt; edit II: Zeichensetzung

    Phylax:


    Der Strategos hatte einen der Phylaken der Stadtwache, einen, dem er Vertrauen entgegenbrachte, mit dem Stück Stoff zum von Doros`Sklaven erwähnten Schneider geschickt. Zuvor jedoch hatte der Strategos diesen Phylax zur Wachsamkeit ermahnt, wie ein Vater oft einen kleinen Jungen ermahnt, der einen minder wertvollen aber zerbrechlichen Gegenstand in ein anderes Zimmer oder zu einem Nachbarn bringen soll. Der Phylax hatte ungefähr das dreifache Alter des Strategos; der Gegenstand war weniger zerbrechlich jedoch sehr viel wertvoller als irgendein Stück Hausrat.
    Schnell hatte der Phylax den kleinen Laden des Lysanders gefunden. Er bahnte sich einen Weg durch die Auslagen, die vor dem Eingang zum Laden wucherten wie ein vielgestaltes, farbiges Geschwür und trat ein. Er musste eine Weile suchen, bis er überhaupt jemanden in diesem Urwald aus Tuch in leuchtenden Farben fand. Selbst im Dämmerlicht, das im Laden herrschte, war der Glanz von Goldfäden in einigen Regalen zu sehen. Inmitten der ganzen Pracht stand ein alter Mann wie eine missgestaltete Statue. Zwei andere Männer hielten ihm verschiedene Tuche an den Leib, offenbar nahmen sie Maß. Schweigend und süß lächelnd gingen sie ihrer Arbeit nach. Der alte Mann hingegen fluchte unentwegt. "Scheiß... Geht das nicht schneller? Trottel ihr. Na los, ich habe noch viel zu tun." Der alte Mann hatte eine sehr dunkle Hautfarbe und schwarzes, glattes Haar. Offenbar ein reichgewordener Ägypter, dachte der Phylax voller Verachtung. Widerlich, dieser Kerl. Keine Manieren hat er.
    Dass auch es auch Hellenen zuweilen an Manieren fehlte, wusste der Phylas, doch in diesem Fall kam nichts gegen die Verachtung gegenüber der ursprünglichen Bevölkerung an, die ihm schon von seiner Amme anerzogen worden war.
    "Chaire", sagte er zum älteren der beiden Schneider. "Bist du der Schneider Lysander?"


    Sim-Off:

    Ich habe mir einmal erlaubt, dein Ereignismonopol etwas anzuknabbern, einfach, um meine Thread nicht bloß aus drei Zeilen bestehen zu lassen ;) . Aber ich denke, mit der kurzen Beschreibung des Ladens habe ich keine handlungsrelevanten Dinge berührt ;)

    Nikolaos war die plötzliche Unruhe des Arztes nicht entgangen. Er beschloss, Doros weiter auf die Probe zu stellen. Denn er traute dem jungen Mann nicht. Anfangs hatte er diese Einstellung Doros gegenüber für Neid gehalten. Doch nun musste er sich selbst eingestehen, er hätte wohl gute Gründe für dieses Misstrauen. Doros war wirklich seltsam geworden. Was hatte ihn so erschrocken? Die Tat, die eines Frevels ähnlich sein würde? Nun, mit besonderem Respekt vor den Musen oder vor Thanatos, in dessen Armen der Epistates nun ruhen mochte, schien Doros nicht gesegnet zu sein. Was war es? Machte ihm der Verweis auf den Inhalt des Magens des Epistates Angst? Doch weshalb? Nikolaos ging scheinbar gar nicht auf das seltsame Verhalten des Iatros ein. Gelassen antwortete er:
    "Es ist nicht nötig, dass du den Inhalt an irgendeinen Ort schicken lässt. Öffne den Leib sogleich, oder warte. Wir sollten zuvor dem Apollon ein Opfer darbringen." Er sah Doros plötzlich sehr durchdringend an.

    "Diese Spiele dem Apollon und den Musen zu widmen, ist eine außerordentlich gute Idee. Schließlich gibt es in Alexandria das berühmteste Heiligtum der Musen im ganzen Erdkreis. Jedoch bezweifle ich, dass die ehrenwerten Herren Priester viel für Theaterspiele übrigen haben werden... . Jedoch kann man sie sicher überreden.", pflichtete Nikolaos dem Eparchos bei, auch wenn die Weihung des Festes für Apollon seinem selbst gestellten Postulat der Rückkehr zum Ursprung des Dramas widersprach. Doch schließlich würde der Eparchos keinen unwesentlichen Anteil an den Kosten der ganzen Aktion tragen.

    "Das ist sehr bedauerlich für diese Stadt, dass sie auf deine Fähigkeiten verzichten muss.", sagte Nikolaos ernst. "Nun ja, vielleicht kannst du nächstes Jahr wieder die nötige Zeit aufbringen. Weißt du vielleicht, was Timokrates in dieser Hinsicht vorhat?", fragte Nikolaos. Wenn der ähnliches im Sinn hatte, wäre es wohl um das einstige Wahlbündnis geschehen und die Nearchäer und die Krateiden würden sich wieder gegenseitig zerfleischen, auf dass eine der beiden Parteien die Oberhand gewinnen würde.

    Wo kamen auf einmal die ganzen Polites her, die sich so eifrig für eine sofortige Neuwahl der Archonten aussprachen? Nikolaos war ratlos. Seine eigene Klientel hingegen schien nur vereinzelt überhaupt erst zur Ekklesisa gekommen zu sein. Der vom Ehrgeiz etwas verdorbene Jüngling war etwas zornig, ließ jedoch die Tiraden von Bürgern, die er noch gesehen geschweige denn von ihnen gehört hatte, über sich ergehen, ohne eine äußerliche Regung zu zeigen.
    Auf den Beitrag eines ihm unbekannten Bürgers, der irgendwo auf den Plätzen des einfachen Volkes saß, auf die Nikolaos selbst möglicherweise bald verwiesen werden würde, musste er beinahe schmunzeln. Als wenn er sich darum risse, das Amt des Strategos weiter auszufüllen. Aus diesem Grund war er auch gegen sofortige Neuwahlen gewesen. Er hatte einerseits keine große Lust, sich erneut zum Strategos machen zu lassen (falls er die dafür nötigen Stimmen überhaupt auf sich vereinen konnte), andererseits wollte er auch nicht, dass seine ganze Vorarbeit zunichte gemacht wurde. Wo war der Klient, den er zum neuen Strategos machen wollte? Die Stadtwache war nur spärlich vertreten, auch der vom Strategos aus eigener Tasche bezahlte Teil. Wozu habe ich euch meine Drachmen in den Schlund geworfen? Nikolaos wurde immer wütender. Doch er lächelte, gab sich jetzt schon als ehrenhaften Verlierer. Nach dieser Veranstaltung werde ich mit einigen Menschen reden müssen, dachte er.

    Nikolaos schenkte dem Eparchos ein Lächeln. "Die Stadt wird deine Großzügigkeit hoch zu schätzen wissen.", sagte er. Dadurch, dass der Eparchos zugestimmt hatte, so hoffte er, würde keiner der Pyrtanen diesem Vorhaben widersprechen. "Die Planung des Theaterfestes im Einzelnen werden wir demnächst noch besprechen. Jedoch würde ich gerne wissen, welchem Gott du dieses Fest weihen würdest. Ich würde den Dionysos vorschlagen, schließlich ist der Basileus dessen Abkömmling in irdischer Gestalt."