Beiträge von Helvetia Laevina

    Sie nickte und seufzte. Danke dir richtete sie die Worte ihres Dankes an Falco. Ihr Blick lächlte ihn an, warmherzig und ihrem Schicksal ergeben. Sie hat schon verstanden, dass Männer, zumindest seitens des jungen Helvetius, allein bleiben wollten. Und das war ihr mehr als Recht. Gehorsam folgte sie Musa und drehte sie nur kurz, um beiden Männern zu winken. Den geöffneten Brief sah sie in den Händen ihres Onkels. Vielleicht hätte sie doch...Dann erinnerte sie sich an die Worte und Begrüßung von Falco. Nochmal zu hören, dass ihr Vater Verräter sei, hätte sie nicht ruhig ausgehalten. Sie floh fast vor der Reaktion von Helvetius Gracchus. Irgendwie spürte sie, dass dieses Mißtrauen von Falco sie nicht so tief verletzte, wie das mögliche Mißtrauen ihres Onkels es tun würde. Laevina spürte einfach, dass sie sich zurückziehen mußte, um die Würde zu bewahren und nicht wie ein kleines Mädchen vor beiden Männern zu wirken. Noch ein paar Worte und sie hätte losgeheult wie eine Heulsuse. Laevina spürte diesen unsaghaften Druck auf ihr Gemüt und war froh, Musa schnell aus ihrem Zimmer zu haben. Was sie nicht wußte, dass er noch ein wenig lauschte und ihr Schluchzen vernahm. auch, dass er Falco danach einen kleinen Bericht erstattete, wußte sie auch nicht.

    Ja, ich bin Laevina, Onkel. Es gab keine stürmische Begrüßung, keine Umarmung, nur sanfter Blick auf ihren Onkel. Hier ist der Brief von meinem Vater. Ich bitte dich um Verzeihung, dass er geöffnet wurde. Ich war der Meinung hat sie das wirklich gesagt? Dass SIE der Meinung war? Scheint so aus. Laevinas Wangen glühen rosa vor Aufregung. Sie versuchte Ruhe zu bewahren, sie versuchte reifer und erwachsener wirken. Wenn Falco es nicht sah, da diese Kleinigkeiten nur die Menschen bemerken, die selbst Kinder hatten und sie wachsen sahen, so sollte Gracchus ihr Verhalten richtig deuten. mein Gastgeber sie zeigte mit einer eleganten Geste auf Falco hatte Recht zu erfahren, was darin steht. und dann gleich ganz klein und reumütig zum Onkel ein Fehler führte mich in diese Casa. Nein, sie konnte nicht nochmal ausgefragt werden. Ihr flehender Blick blieb an Gracchus hängen. Stumm bat sie ihn...bitte, nicht hier, bitte, nicht noch einmal. Obwohl Laevina noch jung war, um gute Menschenkenntnisse zu besitzen, war es ihr bewußt, dass Falco sie nicht schonen wird.

    Laevina lächelte verlegen und nah den Brief entgegen. Ich bin mir sicher, mein Onkel wird es verstehen. Es kann einfach anders nicht sein. Das klang wenig überzeugend für Falco, doch dieser ubeirrbare Glauben an das Gute im Menschen bestach jeden, der Laevina kannte. Es wird mir eine Freude sein, mich hier nützlich zu machen. Als Pflegerin zu fungieren ist mir nicht fremd, wie ich es schon sagte. Diese Casa wird nicht mehr einsam sein und wird auf deine Rückkehr warten. Seine Worte, dass er sich einverstanden erklärte, ihr die Stadt zu zeigen. Für deine Bereitschaft, mich zu begleiten, danke ich. Doch ich brauche wirklich Schlaf und vor allem Ruhe. Ich hoffe, du wirst mich entschuldigen. Es ist heute für mich ein ereignisreicher Tag. Laevina sagte diese Worte und wußte nicht, dass sie in Unrecht sei. Denn gerade in diesen Moment flüsterte der Sklave etwas in Falcos Ohr und seine Miene zeigte ein gemischtes Gefühl aus Mißtrauen und Staunen. Seine Worte verstand sie nciht und blickte zu einem Römer, der den Hortus betrat eher höflich, als erfreut oder glücklich. Nicht einmal Neugier konnte Laevina aufbringen. sie fühlte sich müde und emotional verbraucht. Als der kleine füllige Mann mit den aristokratischen Gesichtszügen den Hortus betrat, begrüßte Laevina ihn mit Respekt, welcher seinem Alter gebührend geäußert wurde. Plötzlich erstarrte sie. Was? Hörte sie nicht richtig? Ist noch der Staub der Reise in ihren Ohren? Publius Helvetius Gracchus! Das kann nicht... Ceres!!! Das bist du, Göttin, deine Macht hat dies möglich gemacht. Meine Opfergaben waren nicht umsonst, obwohl ich um etwas anderes bat. Ich danke auch dir, Priester. Sie erinnerte sich an diese Begegnug und ihr Gesicht erhellte vor Freude. Ihr Onkel blickte zu ihr, Laevina schien zu glauben, er weiß, wer vor ihm steht, doch seine Worte galten Falco, so senkte Laevina ihren Blick und wartete, ihr Inneres frohlockte. Sie hielt den geöffneten Brief in ihrer Hand.

    Er ist mir ein guter Vater. Sie nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Nicht dass sie Durst hatte, sie wollte ihr Lächeln verbergen. Ja, sie lächelte den Worten ihres Vaters, weil sie darin die väterliche Liebe spürte. Das erwärmte ihr Herz. Sie gähnte plötzlich und lachte auf. Auch in dieser Situation war sie nun mal so, eine junge Frau, die gestern noch ein Kind war. Entschuldige, aber die Müdigkeit ist wohl stärker als jegliche Erziehung. Bitte, gib mir den Brief zurück. Wenn ich meinen Onkel sehe, gebe ich ihm den Brief seines Bruders. Meinst du, er wird mir übel nehmen, dass ich den Brief dir zeigte? Ich hoffe, er empfindet ein Verständnis für diese Geste. Wenn du noch Fragen hast, so stelle sie bitte, aber sei mir nicht böse, wenn ich doch ein wenig müde wirke. Ich möchte morgen die Opfergaben den Göttern bringen, doch bin ich im Rom zum ersten Mal. In Ostia habe ich auch die hiesige Tempelanlage besucht. Es lag jetzt an ihm, die Gastfreundschaft nicht nur wörtlich sondern auch tatkräftig zu bezeugen. Laevina sah Falco erwartungsvoll an. Sollte sie noch direkter werden? Aber es war ihr eher unangenehm, selbst diesen Punkt anzusprechen. Wenn ich dir irgendwie in der Casa und sonst helfen kann, so lass mich es wissen. Das war ein ehrliches Angebot.

    Er sprach und Laevinas Herz fühlte sich mit Wärme. Wie gern würde sie einfach nach all diesen Strapatzen ihre Wange an seine Schulter drücken, wie sie es bei ihrer Mutter machte. Ich bin eine Helvetia s agte sie plötzlich Eine Helvetia wie du, Helvetius Falco. Wenn du mir erlaubst... diese Sorge um dich ist nicht... jetzt suchte sie nach dem passenden Wort. Soll sie ihre Gedanken in das buntbemalte Holzkästchen verpacken? nein, also berührte sie seinen Arm am Ellenbogen, schüchtern, zweifelnd, ob sie das richtige tut. ...vorgeheuchelt. Ich danke dir für die Gastfreundschaft der Gens. Natürlich wissen nur die Götter, was uns erwartet. Den Kaiser kenne ich nicht und die letzten Jahre war ich mehr mit der Pflege meiner Mutter beschäftigt. Würde er meinen Vater am Leben lassen, so werde ich die Gnade des Kaisers preisen. Ihre Augen schauten zu ihm hoch und sie legte den Brief in seine Hand. Die azurblauen Augen auf der hellen Haut, die ihm, Falco, vertrauten, unberechend, sanftmütig, wie das ganze Wesen der jungen Frau. Dann blickte sie auf ihn und sah, ob seine Augen dem Inhalt des Briefes folgen.


    Lieber Publius,


    mein letzter Brief, den ich an Dich sendete, deutete meine jetzige Bitte bereits an. Nun ist es soweit: Ich kann nicht mehr für die Sicherheit meiner geliebten Tochter Laevina bürgen. Corduba ist umstellt. Die Entscheidung wird bald fallen. Ich bitte dich Laevina bei Dir aufzunehmen und bin mir doch gewiss, dass du es machst. Dafür danke ich Dir mein lieber Bruder! Sie wird dir nicht zur Last fallen, denn sie besitzt bereits trotz ihres zarten Alters eine außergewöhnliche geistige Reife. Deine Kinder, die ich leider nur so kurz kennenlernen durfte, werden sich mit Laevina sicher auch gut verstehen.


    Vieles hätte ich in meinem Leben anders machen sollen. Du warst immer vernünftiger als ich und ich hätte lieber öfter deinen Rat suchen sollen. Verzeihe mir diese Torheit.


    Hier, in Corduba, geht es wohl in den nächsten Wochen zu Ende. Sorge Dich nicht um mich. Ich spüre bereits wie der Fährmann auf mich wartet.


    Wir werden uns in einer anderen Welt wiedersehen in der nicht die Querelen des irdischen Lebens unsere Seele beschweren.


    Sulla


    Was..was schreibt mein Vater? Diese Frage zeigte, dass sie nicht einmal den Inhalt dieses Briefes kannte.

    Sie konnte nicht mehr stehen und nahm einfach Platz. Ich habe nur einen Brief sagte sie leise. Nur einen Brief zu meinem Onkel. Alles, was ich will, ist zu leben. Alles, was ich will, ist ... ich würde gern meinen Vater wiedersehen. Doch, sag mir ehrlich. Konntest du deinen Vater je umstimmen? Ihn und seine Vorhaben beeinflussen? Hätte es eine Tochter deines Vaters gekonnt? Ich habe keine Unterlagen und keine Anhänger. Meine beiden Sklaven gehören mir und sind Sklaven. Außerdem überlege selbst, mein Vater ist zwar Verräter ihre Augen warfen auf den Helvetier den trotzigen Blick, aber er ist kein Narr. Er wollte mich in Sicherheit haben, er wußte wohl zu gut über seine eigene Familie. Zum ersten Mal erlaubte sich Laevina einen kleinen Vorwurf.


    Sie wollte nicht Falcos Anerkennung. Sie wollte nicht einmal sein Mitgefühl. Sie konnte diese Wahrheit verkraften, obwohl sie schmerzte. Sie wollte nur eins, endlich wissen, wohin sie gehört, sie wollte Schutz und Sicherheit, doch noch mehr wollte sie ein freudiges, zärtliches Wort. Wieder zu spüren, was das heißt, eine Familie zu haben. Wahrscheinlich sind die Emotionen mit Laevina doch durchgegangen und ein paar Tränchen fielen auf ihre im Schoß gefalteten Hände. Meine Ansichten sind irrelevant. Ich will ein normales Leben führen, Kinder haben, mich um sie sorgen und sie lieben. Wenn du es genau wissen willst, ich weiß, dass ich meinen Vater nie mehr wiedersehen werde. Ihr Herz blieb stillstehen. Nun ist es ausgesprochen, das, was sie nicht wahr haben wollte. Sie tröstete sich mit Märchen die ganze Zeit, die ganze Reise. Innerlich wußte sie das, doch nur das Ausgesprochene ist endgültig.


    Laevina blickte zu Falco. Es war ihr auf dem Gesicht geschrieben, wie peinlich ihr dieses Verhör sei, obwohl Falco darauf sein Recht hatte. So hatte Laevina dieses Treffen nicht vorgestellt. Als Laevina vom Krieg hörte und das Falco in den Krieg zieht, veränderte ihr Gesichtsausdruck und wurde noch weicher, trauriger. Mögen sich all deine Wünsche und Absichten verwirklichen und dass du heil nach Hause kommst. Vielleicht gibst du mir dann die Möglichkeit, deine Meinung über mich zu bilden. Ich glaube nähmlich nicht, dass es in einem einzigen Gespräch möglich ist. Aber was zählt schon mein Glauben.


    Laevina seufzte. Wenn mein Onkel nicht hier ist, so bitte ich dich, mir den Weg zu seinem Domizil zu zeigen. Ihre Hand verließ die andere auf dem Schoß und legte sich auf das Herz, um ihre Bitte zu unterstreichen. Mein Vater sagte, ich soll diesen Brief nur mienem Onkel zeigen, aber wenn du ihn lesen willst, hier ist er. Sie fand keine andere Möglichkeit, als Falco den Brief auszuhändigen und an seine Ehre auf diese Weise zu appelieren. Wird er den Brief lesen?

    Was soll sie ihm sagen? Nein, lügen kann sie nicht und wilkl sie nicht, seine Offenheit und seine Aufrichtigkeit imponierten ihr und sie nickte seinen Worten jedes Mal zu. Ihr fragender Blick und völlige Verwunderung zeigte sich deutzlich, als sie die Tatsache vernahm, dass ihr Onkel nicht in dieser Casa wohnt... doch Falco gab ihr keine Möglichkeit dazwischen zu reden. Laevina konnte auch nichts sagen, sie mußte zuerst diese Information verdauen und überarbeiten. Ihre Lippen bewegten sich unmerklich, als ob sie seine Worte zur Verdeutlichung nachsprach. Als er sie endlich aufforderte, ihm seine Antworten zu beantworten, spürte sie, wie ihre Beine weich wurden und ihre Hand berührte die hohe Stirn. Erlaube mir zuerst hinzusetzen. Dass sie völlig von dieser Rede überrascht war...nein, so ein junges Ding konnte so gut nicht schauspielern. ich bin vollkommen überrascht, dass mein Onkel hier nicht wohnt. Der Junge, der mich durch die Stadt führte, brachte mich hierher und versicherte, dass diese Casa den Mitgleidern der Gens Helvetia gehört. Ich habe dem Jungen aber nicht den Namen des Onkels gesagt sie biß ihre Unterlippe und gestand sich den Fehler. Mein Vater.. ist mein Vater und ich liebe ihn und bin ihm eine gehorsame Tochter. Ich denke, dass die Tatsache, dass mein Vater mich hierher schickte, zeigt, dass ich nichts mit seinen Ansichten, Vorhaben und Überzeugungen zu tun habe und bin in diese nicht involviert. Dass du mir direkt deine Ansichten mitteilst, finde ich edel von dir. Wie gern würde sie aufschreien und ihm ins Gesicht werfen "MEIN VATER IST KEIN VERRÄTER!!!" wie gern... doch Laevina war eine sehr gehorsame Tochter und sie verstand das Befehl ihres Vaters. "LEBE" sehr genau. Wenn du mich zu den Verrätern zählst ihr Blick zeigte den ganzen Stolz für ihren Namen, für das, was sie war, nein, sie wird diesem ..diesem... plötzlich findet sie keinne Namen für ihn. Ihr Blick wurde leicht panisch, dann irgendwie in sich zurückgekehrt. ich will dir, so glaube mir, Falco, keine Schwierigkeiten bereiten. Obwohl wir uns zum ersten Mal sehen. Ich bin dir dankbar für deine Worte und angebotene Erfrischung. Falco, ich bin nur seine Tochter und eine Helvetia...Ich wußte bis vor ein paar Monate überhaupt nicht, dass ich einen Vater habe! Und ich bin nicht gewillt und nicht berechtigt, mcih dafür zu entschuldigen und zu jammern oder zu verfluchen oder zu segnen, seine Tochter zu sein. Das war und ist der Wille der Götter. Was können wir dafür? Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Die Rede war ein wenig sumbur, doch gerade dieser Chaos zeigte Laevina von ihrer wahren Seite.

    JA! Dieser freudige Aufschrei und die glücklichen Augen der jungen Römerin haben für das Kramen im Gedächtnis entschädigt. Publius Helvetius Gracchus sie nannte ihren Onkel mit vollem Namen und sah Falco nicht mehr so leicht mißtrauisch, als ob er sie jetzt ausschimpfen würde. Laevina versuchte ihre scheue Art und diesen kindlichen Aufschrei mit dem reumütigen Lächeln zu kaschieren. Ihrer Natur war es zuwider, sich berechenbar und weltoffen zu zeigen, sprich das, was sie nicht war. Die Abgeschiedenheit der mit ihrer Mutter verbrachten Jahre führte ihren Geist und vor allem ihre Seele weit weg von den Versuchungen dieser Welt. Wann kann ich meinen Onkel sprechen? Ist er in Rom? in dieser Casa? Verzeih, ich bin so aufgeregt.... s ie mußte ihre Rede unterbrechen, um Luft zu holen. Hispania. Ja, die Nachrichten sind sehr beunruhigend und die Lage in Corduba, wo sich die Casa meines Vaters befindet, gefährlich. Sie überlegte die ganze Zeit, wie weit sie diesem Mitglied der Gens über ihren Vater erzählen darf. Nein, sie wird nur mit ihrem Onkel offen reden. Aus diesem Grund hat mich mein Vater nach Rom zu seinem Bruder geschickt. Obwohl ich es nicht wollte das rutschte aus ihr so heraus, der Blick bei diesem Satz wurde trotzig und die blauen Augen funkeln wütend.

    Laevina nickte zu den Worten von Musa und fühlte eigentlich von ihm in ihren Gedanken nicht gestört. Doch als sie die andere Stimme vernahm, die zu einem Mann gehörte, der sich als Helvetius Falco vorstellte, war mit ihren Träumereien vorbei. Sie stand auf und schaute zu ihm, ohne den Blick zu senken. Mein Name ist Helvetia Laevina, Tochter von Appius Helvetius Sulla und habe eine Nachricht für meinen Onkel. Ich danke Dir für die angebotene Erfrischung. Die Reise von Hispania nach Rom war zwar problemlos aber ermüdend. Wann kann oder darf ich meinen Onkel sehen? Sie konnte seinem neugierigen Blick nicht widerstehen und errötete sanft. Etwas in diesem Römer erinnerte Laevina an ihren Vater. wie vermag Sulla wohl in jungen Jahren aussehen? Warum gerade jetzt diese Frage in ihr hochkam, verstand Laevina nicht und wartete auf die Antwort vo Helvetius.

    Allein saß sie da und schaute auf die blühende Pracht. Sie hatte keine Tränen zum Weinen. Laevina dachte nicht an ihr Schicksal. Sie dachte nicht einmal eine Minute lang, dass sie von der Gens im Stich gelassen wird. Wenn nicht diese Sorge um ihren Vater so hätte man ihr sofort bemerkt, mit welcher Freude und Hoffnung sie auf die Begegnung wartet. Ihre Blicke suchten immer wieder den Hortus ab. Laevina nahm den Becher und trank. Sie spürte diese Durst, sogar husten mußte sie, um ihre Stimme wieder zu spüren. Laevina, du bist aber aufgeregt! Und völlig umsonst. Das mindeste, was man mit dir, Laevina Helvetia machen könnte, ist dich mit dem ersten Schiff nach Hispania zu schicken. lachte sie leise über sich selbst und prüfte den kleinen Beutel... Das Geld hatte sie noch. Für die Rückreise würde es reichen. Dann kamen ihr die Worte ihres Vaters in den Sinn und sie beugte ihren Kopf leicht nach vorn. Der sehnsüchtige Blick bewunderte das satte Grün des Baums links neben ihr, der den Schatten spendete. Sie hatte keine Eile. Sie ist ans Ziel ihrer Reise angekommen. Oder doch nicht? Genau diese Frage ließ sie nicht los und schnürte die zarte Kehle der jungen Frau.

    Laevina wurde zum Hortus gebracht, sie lobte die schattige Gartenanlage, die Blumen, die gepflegten Beete. Ist Lucius Helvetius Falco in Casa oder werde ich noch genug Zeit haben, diesen Hortus zu bestaunen? Wäre es zu viel verlangt, wenn auch um meine Sklaven gesorgt wird? Die sanfte Stimme, mit der diese Bitte ausgesprochen wurde, ließ bezaubern, genauso wie das scheue Lächeln auf den Lippen der jungen Helvetia.

    Laevina stockte den Atem. Titus Helvetius Geminus? Diesen Namen hat ihr der Vater nicht genannt. Aber der Junge schwor, dies ist die Casa Helvetia. Laevina sträubte sich dagegen zu denken, dass sie was falsches getan hat, dass alles umsonst war. Ich würde gern mit Helvetius Falco sprechen. Für diese Einladung bin ich dankbar. Laevina sammelte ihren ganzen Mut und befahl Dasia und Rufus hier auf sie zu warten. Selbst folgte sie dem Maiordomus ins Innere der Casa.

    Mein Name ist Helvetia Laevina. Ich habe ein dringendes Anliegen an den Besitzer dieser Casa. Soll sie schon jetzt den Namen ihres Onkels sagen? Sie schwieg eine Weile. Und was wird, wenn... Ich habe eine lange Reise hinter mir. Wenn es nicht viele Umstände macht, eine kleine Erfrischung.

    Warte. Das kam unerwartet, Ihre Hand erhob sich und legt nur kurz neben der seinen. Welch ein Unterschied. Das schmale Handgelenk zeigte sich in seiner ganzen Verletzlichkeit. Warte bitte. Es war milder und nicht in so einem befehlenden Ton ausgesprochen wie das erste Wort. Ich bin einverstanden, das heißt, ich würde gern deine freundliche Einladung, mich und meine Sklavin zu dieser Herberge zu führen. Sei bitte nicht so ungeduldig mit mir Sie lächelte und nickte. Ich spreche mit dem Wirt, damit er Rufus uns hinterher schickt. Regio IV hast du gesagt?

    Hier soll es sein, weeerteste.Das ist die Casa Helvetia. Der kleine Junge, den Laevina am Tor der Stadt aufgelesen hatte, zeigte auf ein imposantes Gebäude und Rufus klopfte an die Porta. Ich danke dir, kleines. Hier ist deine Belohnung. eine kleine Münze wechselte ihren Besitzer. Nach ein paar Tage in Ostia war nun ihre Reise zu Ende. Also hierher hat sie ihr Vater geschickt? Nun sehen wir mal, was uns hier erwartet murmelte Laevina und befahl Rufus ein wenig lauter zu klopfen in der Hoffnung, dass die Tür, diese geballte Ladung des Wunsches reinzukommen, aushällt. In Ihrer Reisetasche lag der Brief ihres Vaters an seinen Bruder und in ihrem Gedächtnis dessen Name.

    Eure worte werde ich selbst überprüfen. Ich möchte hier auch Opfergaben der Göttin Iuno überreichen und die Tempel besichtigen. Sie schaute auf Bezalel und fragte, was für ein Mensch das sein könnte...Rufus könnten wir eine Nachricht hinterlassen. Er ist immer noch nicht da. Ich bezahle und spreche mit dem Wirt. Und Ihr seid wirklich sicher, dass dieses Herberge für eine junge Frau wie mich geeignet ist?

    Plötzlich war es Laevina nicht geheuer. Allein mit dem Mann unterwegs. Dasia kann sowieso nicht so viel, was die Verteidigung des Rufes und der Ehre angeht. Ihr Blick zeigte diese Zerrissenheit. Einerseits freute sie sich über die Möglichkeit, sich auszuruhen, doch was wäre, wenn dieser Mann ein Räuber ist? Oder ein Betrüger, ein Dieb? Laevina schwankte von einer entscheidung zur anderen. Könnten wir vielleicht noch ein wenig warten? Ich würde gern Euer Angebot annehmen, aber mein Sklave ist nicht da und ich will ihn nicht schon rein aus den Gründen meiner Verantwortung für meinen Besitz verlieren. Doch es freut mich, dass die Einwohner von Ostia so freundlich zu ihren Gästen sind. Mit diesem Satz gab sie ihren Zweifel zu verstehen.

    Ich danke Euch Die Stimme entsprach dem Sinn der Worte, wie auch der müde Blick der jungen Frau. Meine Reise führt mich nach Rom zu meinen Verwandten. Wo bleibt bloß Rufus! ihr Ton zeigte sich leicht verärgert. Ich danke Euch für diese Empfehlung. Ist es weit bis zu diesem Domizil?