Beiträge von Menas

    "Optatus?"


    Ich wartete noch einen Moment und lauschte in die Stille des Raumes. Hörte ich ein Atem, des kleinen Burschen? Er musste da sein und nachdem ich zwei Schritte weiter gegangen war, sah ich einen Zipfel seiner Tunika durch einen kleinen Spalt hindurch schimmern. Was also tun? Ihn überraschen und überrumpeln und unter Protesten und Beschimpfungen ins atrium schleppen. Oder so tun, als hätte ich ihn nicht gefunden? Letzteres würde dem Kleinen ein gewaltiges Erfolgserlebnis bereiten. Und diese Tante Urganilla ging mich sowieso nichts an.


    "Mist, er ist nicht da."


    sprach ich halblaut, so dass es Optatus hören musste, schwenkte um und verließ das Zimmer, nicht ohne dem kleinen Decimus noch einen weiteren Hinweis zu geben, wohin er sich auf gar keinen Fall wenden durfte.


    "Dann bleibt mir nichts anderes übrig als Tante Urganilla im Tablinum auszurichten, dass ich unseren kleinen Helden nicht gefunden habe."


    Ich trat nach draussen zog die Türe hinter mir zu.

    Ich gab den Brief ab, den der Senator vor seiner Abreise aufgesetzt hatte, wie er es mir aufgetragen hatte.
    Dann ging ich wieder.


    An den Senat von Rom,
    zu Händen unseres Consuls
    Lucius Aelius Quarto


    Ehrenwerte Senatoren,
    Ehrenwerter Lucius Aelius Quarto,


    Gruß zuvor und den Segen der Götter über unsere Versammlung. Mit diesem Schreiben, welches ich eigenhändig aufsetzte, möchte ich unseren heiligen Gesetzen gemäß meine Kandidatur für das Amt des Praetors Urbanus kund tun. Eine der Größe und Würde des Amtes entsprechende Rede und die Vorstellung meiner Person und meiner Taten wird noch vor den Wahlen erfolgen, ebenso eine Einladung der ehrenwerten Quirites in die Casa Decima zu Rom. Zur Zeit befinde ich mich auf der durch den Senat und unseren Kaiser erteilten Mission, deren Inhalt allen ehrenwerten Senatoren bekannt sein dürfte und hoffe diese in Bälde zu unser aller Zufriedenheit abschließen zu können. Ich bitte daher, das Nichterscheinen meiner Person zu diesem Zeitpunkt zu entschuldigen. Die Erfüllung der Pflicht steht über meinen persönlichen Ambitionen, wie es das Gesetz verlangt.


    Mögen die Götter uns ihren Segen geben.


    gezeichnet mit eigener Hand
    Maximus Decimus Meridius
    ~ Senator der Stadt Rom ~


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    Im Auftrag meines Herrn erreichte ich den Palast des Kaisers. Den Brief hatte ich fest in der Lederrolle verschlossen, welche sich an einer Kette befestigt, gleich unterhalb meines Hemdes befand, so dass ich ihn auf gar keinen Fall verlieren konnte.


    'Stell ihn zu, Menas!' hatte mein Herr gesagt. 'Auch wenn ich nicht in Rom bin. Aber so die Götter es wollen, werde ich zurück sein, bis die Wahlen beginnen.' Ich nickte.


    Und so stand ich nun hier und verlangte Eintritt.


    "Sei gegrüßt, Miles. Ich bin ein Bote des Senators Meridius.
    Ich habe Post für den Consul, die ich eigenhändig abgeben soll.
    Kann ich durch?"

    "Optatus?"


    ich hatte das cubiculum des kleinen Decimus betreten, fand ihn jedoch nicht sofort. Den ganzen Tag schon hatte er das halbe Haus unsicher gemacht, war überfallartig mal hier, mal da erschienen, hatte mal diesem, dann mal jenem Sklaven aufgelauert, hatte dann "zugeschlagen" und war - ebenso schnell wie er aus dem Nichts auftauchte - lärmend und triumphheulend davongezogen. Als er dann jedoch erfuhr, dass heute der Besuch einer entfernten Verwandten anstand, hatte er Reisaus genommen und sich irgendwo im großen Hause versteckt. Urganilla, die Schwester einer Großtante um mehrere Ecken hatte sich angekündigt, ihre Angewohnheiten den jungen Optatus immer in die Wangen zu kneifen und auf seinem Kopf herumzutätscheln hatten diesen schon früh verunsichert. Er hatte einen heidenrespekt vor diesem grauen Monster, wie er sie nannte, und so suchte ich schon seit beinahe einer halben Stunde, da seine Mutter nach ihm verlangte.


    "Kleiner Optatus?"


    schob ich hinterher und trat in den Raum. Das Bett befand sich in der Mitte des Zimmers, zwischen Kisten, Truhen und einem Schrank waren Bettlaken gespannt worden, da die Gesamtkonstruktion ein Legionslager ergeben sollte, Feldherrenzelt inklusive, nicht sehr maßstabsgetreu und auch nicht symetrisch, doch in der Fantasie des jungen Decimus hatte ein Feldlager eben genau so und nicht anders auszusehen.

    Seit der Abreise des Senators hatten wir in der Casa Decima nichts mehr von ihm zu hören bekommen. Die meisten Sklaven, Klienten und auch Verwandte waren darüber in Kenntnis gesetzt worde, dass er sich auf eine Reise nach Tarraco begeben habe, um dort nach dem Rechten auf den Landgütern, in den Weinbergen und auf den Getreidefeldern zu sehen. Und er hatte vor - so hatte er es mehrmals betont - einen guten Hengst aus der Herde auf seinem Gestüt herauszulösen und nach Roma zu bringen, um auch hier die Zucht vorranzubringen. Dies alles war jedoch eine Lüge gewesen, oder besser gesagt ein strategisch-taktisches Vorgehen. Wenige Sklaven, seine Gattin und nur die engsten Verwandten wussten Bescheid, dass er sich tatsächlich zusammen mit Decimus Mattiacus - seinem Cousin - auf dem Weg nach Antiochia befand und von dort aus versuchen würde über den Landweg nach Parthien vorzudringen, um Decimus Livianus, den verschollenen Legaten und Senator aus der Hand der Parther entweder loszukaufen oder rauszuhauen.


    Wieweit dieses Unternehmen bisher ein Erfolg gewesen war, wo sich die Abenteurer zur Zeit befanden, wusste wir aufgrund der Geheimhaltungsstufe nicht. Der Senator hatte darauf bestanden, nicht zu schreiben, keinen Kontakt zu halten. 'Ihr werdet es wissen, wie es ausging, wenn wir wieder im Atrium stehen, MIT Livianus!' hatte er gesagt und sich daran auch gehalten. So verging also die Zeit, die Herrin dies Hauses blieb alleine, wir kümmerten uns um die alltäglichen Geschäfte, kochten und putzten, heizten ein, füllten die Bäder, reparierten die Dächer, zählten die Bestände des Lagers. Die Klienten gingen nach wie vor ein und aus, soweit sie es nötig hatten, nur dass sich der Verwalter des Senators um sie kümmerte. Viel los war jedoch nicht. Mittelpunkt des Lebens war der kleine Sprössling des Hausherrn.


    Für den Zeitpunkt der Wahlen jedoch, waren wir instruiert worden, Plan B umzusetzen, sollte der Senator nicht rechtzeitig zum Stichtag zurückkehren. Was besagte, dass er in seinem Archiv voller Schreiben, Briefe, Depeschen und Abschriften auch eine Rolle besaß, mit welcher er seine Kandidatur zu einem Amt im Cursus Honorum verkünden wollte, datiert genau auf den letzten Tag der Anmeldungen, eigenhändig unterschrieben, mit der gleichzeitigen Zusicherung bis zu den Wahlen wieder in Rom zu sein. Ich saß des öfteren vor dieser Rolle, studierte das Siegel und dachte nach.


    Der junge Grieche schien ein Gebildeter zu sein. Wenn alleine die Häfte dessen stimmte, was er so erzählte, hatte er zumindest gute Aussichten irgendwo eine Stelle zu finden. Das wurde mir klar. Auch wenn Rom übervoll war an Männern, die etwas Schreiben und Lesen konnten und keinen Posten hatten. Auch wenn es Dutzende griechischer Philosophen gab, die Sklaven waren.


    "Das Schicksal hat es nicht gut gemeint mit Dir, mein Freund."
    quitierte ich die Geschichte über den Brand und den Tod seiner Eltern.


    "Anscheinend wissen die Götter noch nicht so recht, wohin Dein Lebensweg führen soll. Die bist jung, hast aber schon viel gesehen und bist nie wirklich lange an einem Ort geblieben."


    Die Köchin trat wieder an den Herd und rührte einmal mit dem Löffel in dem Eintopf. Der Duft der sich erwärmenden Speise wurde zunehmend stärker und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie zwei oder drei Kellen der Masse auf eine hölzerne Schale schöpfen würde.
    "So lange der Senator nicht in Rom ist und Du auf sein Erscheinen warten musst, kannst Du uns hier besuchen. Wir werden Dir immer eine Schale Eintopf oder Erbsen haben..." fügte ich noch hinzu.


    "Wie lange bist Du jetzt schon in Rom?"


    ~~
    Brot für das Volk
    ~~


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    Ein Angebot des Senators
    Maximus Decimus Meridius


    Mit dem Besucher im Schlepptau, betrat ich die Küche, in welcher beinahe den ganzen Tag über jemand beschäftigt war. Nicht dass die Casa gerade aus den Nähten platzte oder ein Fest anstand, doch die Mahlzeiten der Bewohner waren abwechslungsreich, wollten auch erst einmal zubreitet sein. Und dann kamen ja auch noch die Sklaven des Hauses dazu. Und das waren nicht wenige. Und manche Speisen mussten langwierig, oder schon im Vorfeld zubereitet werden.


    Ich trat zu dem Herd und der Köchin, neckte diese kurz und fragte dann nach dem Eintopf für den Besucher.


    "Das da"


    Ich wies auf den jungen Griechen


    "ist Timotheus. Er kommt aus Athen.
    Vom Eintopf ist doch noch was da, oder?"


    [Blockierte Grafik: http://img253.imageshack.us/img253/7704/sklavin02oq1.jpg] Candace, die Coqua nickte.


    "Sicher. Bringt er auch ordentlich Appetit mit?
    Willkommen, Kleiner."


    sprach sie und lachte dann keck, gleichzeitig zu einem Topf gehend, in dem sich noch Essensreste vom heutigen Eintopf befanden. Sie ging zurück zum Herd, machte eine weitere Feuerstelle an und stellte das Gefäß darauf.


    "Dauert eine Weile."


    "Ich danke Dir."


    erwiderte ich und ließ mich dann auf einem der Hocker nieder, dem Besucher signalisierend, es ebenso zu handhaben.


    "Also, wo kommst Du genau her? Und wie ist es dort, wo Du her kommst?"


    Wenn er schon bereit war, für sein Essen zu erzählen, wollten wir auch etwas hören.

    Wie bei jedem Schreiben griff auch hier das übliche Vorgehen.
    Der Sklave, welcher die Briefe entgegennahm - die selbe Person, die auch an der Porta den Dienst verrichtete - also Marcus
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    sammelte alle in einem Körbchen und brachte sie dann zum jeweiligen Empfänger im Hause, so er denn anwesend war.
    Sollte letzteres nicht der Fall sein, wanderten sie umgehend zum Senator, war dieser ebenfalls nicht anwesend, kümmerte sich der maiordomus, also Echedemus darum.
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    Echedemus war ein guter und gewissenhafter Hausverwalter, stand jedoch mit Briefen im Allgemeinen und Depeschen im Speziellen auf Kriegsfuß, überlies er doch das Schreiben lieber dem scriba personalis des Senators, so dass er aus dem Bauch heraus entschied, ob es Sinn machte, ein Schreiben zu öffnen, weiterzuleiten, oder aber der Herrin auszuhändigen, oder aber ob die letzte Möglichkeit geschah, nämlich gar nichts, und der Brief einfach auf dem Schreibtisch des Senators landete und dort wartete, bis er wieder anwesend war.


    ' - Publius Decimus Lucidus, war nicht anwesend.
    - Der Senator war nicht anwesend.
    - Wo sich der ehemalige Proconsul befand, wusste nur der Senator
    - wenn überhaupt
    - Die Post für den ehemaligen Proconsul öffnete er selbst besser nicht.
    - Der Herrin das Schreiben zu geben, machte keinen Sinn.
    - Also auf den Schreibtisch damit.'


    Derlei waren seine Gedanken und so geschah es dann auch.
    Danach machte er sich wieder an die Arbeit und scheuchte ein paar Sklaven durchs Haus. 8)

    "Tut mir leid."


    sprach ich, als ich das Atrium wieder betrat und zuckte dabei mit den Schultern.


    "Die Herrin ist heute gar nicht anwesend"


    Es klang bedeutend besser, als wie wenn ich sagte, dass sie einfach nur schlief und nicht gestört werden wollte. Damit war dem jungen Griechen allerdings nicht geholfen.


    "Ich kann Dur nur anbieten, es ein anderes mal erneut zu versuchen. Was wir allerdings noch haben ..."


    Ich liebte bedeutungsschwere Pausen, die die nachfolgende Nachricht gewichtiger erschienen ließen, als sie vielleicht tatsächlich waren, wobei man natürlich nie wissen konnte, wie wichtig sie nun wirklich auch für den Empfänger waren (war es nicht der Sinn einer solchen Pause dem später gesagten noch mehr Bedeutung zukommen zu lassen, so dass sie schließlich auch der schwerhörigste verstand, zumal Ungeduld den Erfolg einer Botschaft noch erhöhte) - jedenfalls machte ich öfters solche lange Unterbrechungen mitten im Reden und wäre ich Römer gewesen statt Sklave, ich hätte mit Sicherheit den Beruf eines Rechtsanwalts ergriffen und hätte mich geradewegs bis in den Senat hinein geredet, wie es vor langer Zeit dieser Cicero getan hatte, von dem man hier und da auch heute noch redete. Nicht dass ich von Cicero genaueres wusste, gelesen hatte ich ihn jedenfalls nicht.


    "... wäre ein Eintopf in der Küche und ein, zwei Becher Wein. Das kannst Du gratis haben, wenn Du mit mir kommst und mir erzählst, woher Du genau kommst und was Dich nach Rom getrieben hat. Interesse?"

    Aus dem Inneren des Raums waren keine Schritte zu hören. Ich wollte gerade die Türe öffnen und selbst nachsehen, als die cubicularia meiner Herrin selbige von innen öffnete, leicht erschrak als sie mich sah, dann lachte und mich mit einem "schschschttt" nach draussen scheuchte.


    [Blockierte Grafik: http://img221.imageshack.us/img221/1521/sklavin07af1.jpg]


    "Menas, bei den Göttern!" sie legte den Zeigefinger auf ihren Mund und zog die Türe hinter sich zu. "Bist Du wohl leise? Die Herrin hat sich gerade hingelegt. Kopfschmerzen. Sie will erst wieder geweckt werden, wenn sie wach ist." Was bedeutete eigentlich gar nicht, es sei denn es gab einen neuen Kaiser, einen Bürgerkrieg oder ihr Gatte kehrte zurück. Derlei Frauenkrankheiten hatte sie immer öfter in letzter Zeit. Auch Blumen werden nicht frischer, dachte ich.


    "Schon gut."


    Ich gab der cubicularia einen Kuss auf die Wange, so dass sie kicherte und mich verlegen wegscheuchte und machte dann kehrt. Heute würde ich dem Besucher nicht wirklich helfen können, aber es gab ja noch andere Tage.

    Ich hatte den direkten Weg genommen, kam dennoch etwas verspätet an dem Zimmer meiner Herrin an, da mit auf dem Weg die Köchin über den Weg gelaufen war. 'Haben wir noch etwas von dem Eintop?' - 'Klar! Wieso?' - 'So halt. Setz ihn bitte auf. Ich komm nachher mit einem vorbei.' - 'Na, wenn Du es sagst...'


    Ich klopfte an die Türe meiner Herrin.


    "Domina? Im Atrium wartet Besuch.
    Ein junger Herr aus Athen..."


    Vielleicht hatte ich Glück und sie war da.

    Wir betraten das Atrium und ich wies den Burschen aus Athen an, hier zu warten, bis ich der Herrin Bescheid gegeben hatte. Sollte sie entscheiden, ob und wie wir diesem Timotheus helfen konnten. Was jedoch in meiner Macht stand, war, ihm etwas Brot und einen Schluck Wein zukommen zu lassen. Stark verdünnten, gepanschten sozusagen, den wir Haussklaven immer tranken, keine Gefahr für die Zurechnungsfähigkeit, denn um betrunken werden zu können, musste man schon einige Amphoren leeren.


    "Warte hier. Ich gebe schnell meiner Herrin Bescheid."


    Zuerst würde ich die Gattin des Senators aufsuchen. Sollte sie Zeit haben und ein offenes Ohr, umso besser. Falls nicht, hätte ich immer noch die Möglichkeit, dem Burschen etwas aus der Küche bringen zu lassen. Die Töpfe waren groß, hier und da fiel immer etwas ab, zumal ich mich mit der Köchin gut verstand.

    Geld hatte der Bursche auch keines. Wie viele in Rom. Dennoch gehörte er vermutlich zu der Sorte, der es verdient hätte, wenn man ihm half. Er sah nicht wie ein Schmarotzer aus, war höflich, hatte Manieren, schien durchaus ein Kerl zu sein, der es ehrlich meinte. Vielleicht war er einfältig und naiv. Sei es drum, wenn ich ihm half, half er vielleicht einmal mir.


    "Brot kannst Du in der Arena bekommen, manchmal sogar Geldspenden. Allerdings nur, wenn Du römischer Bürger bist..."


    Ich sah ihn fragend an.


    "Ach was, ich werde meine Herrin fragen, ob sie Dir helfen kann. Jetzt wo der Senator nicht da ist, fällt es eigentlich in ihren Zuständigkeitsbereich. Vielleicht streckt sie Dir was vor, bis der Senator wieder da ist. Also komm rein, wir wollen es versuchen ..."


    Diese Worte sprechen und zur Seite treten um den Weg ins Atrium freizumachen, waren eines. Auf einen Besucher mehr oder weniger kam es auch nicht an. Und wer weiß, vielleicht war die Herrin über Abwechslung sogar erfreut.


    Sim-Off:

    --> atrium

    Der Bursche war freundlich, umso mehr tat es mir leid, dass ich ihm nicht wirklich helfen konnte. Wenn der Senator nicht anwesend war, dann war er eben nicht anwesend. Eine Unterkunft hatte er offensichtlich ebenfalls nicht.


    "Kennt der Senator Dich denn?"


    fragte ich, den ich konnte mir schwer vorstellen, dass eine Notiz in der Art "ein Timotheus aus Athen hat nach Dir gefragt" irgendeine Reaktion als ein Schulterzucken bei meinem Senator auslösen würde. Ich selbst konnte mit dem Namen nichts anfangen, aber vielleicht war er ja ein Geschäftspartner, oder ein Informant.


    "Wenn Du ein Zimmer suchst, findest Du in den Herbergen immer etwas. Der Kaiser hat welche errichten lassen, allerdings sind die Zimmer mittelmäßig, eher eng und wenn der Vormieter eine Sau war, entsprechend dreckig. Ich weiß jedoch nicht, ob Du in einer Taverne besser fährst..."

    Die Verbeugung war im Grunde unnötig und ich fragte mich auch, weshalb der Besucher dies tat. Hatte er Hilfe so nötig? Vermutlich kam er von weiters her und wollte auf keinen Fall abgewiesen werden. Das kleine Schildchen, welches an einer Kette um meinen Hals baumelte und mich als Sklaven des Maximus Decimus Meridius auswies, war jedenfalls nicht zu übersehen. Kaum öffnete er den Mund, war ich bestätigt. Er kam aus Athen. Und er wollte zum Senator.


    "Tut mir leid, Timótheus. Der Senator ist zur Zeit in Hispania, Besichtigungen seiner Landgüter. Wenn Du also bis in ein paar Monaten warten könntest ..."


    Vielleicht ließ er sich abwimmeln, ohne dass er den Maiordomus oder die Herrin sprechen wollte. Vermutlich wollte er die üblichen Zuwendungen, es war bekannt, dass der Senator nicht geizte, auch wenn er nicht zu denen gehörte, die ihre Sesterzen im Vestibulum ausschütteten oder in den Arenen unters Volk brachten. Auch solche Senatoren gab es in Rom.

    Zitat

    Original von Timótheus
    Timus hatte sich auf dem Forum umgehört und war an Decimus Meridius verwiesen worden. Er strich die Falten seiner Toga glatt und klopfte.


    Es war einer dieser Tage, die einem ewig erschienen. Endlos viel Arbeit, mühsam dazu und beinahe alles ging schief. Die Ruhe selbst war ich daher nicht, als ich die Türe des Hauses öffnete um nachzusehen, wer angeklopft hatte. Schon den ganzen Morgen waren Klienten eingetroffen, hatten sich von der Abwesenheit des Senators nicht verunsichern lassen, nahmen statt dessen vielmehr von dessen Hausverwalter, dem maiordomus die täglichen Zuwendungen entgegen. Wer Rat brauchte und nicht warten konnte, fragte ebenfalls diesen. Und bei den Göttern, manches kleinere Anliegen konnte er sogar lösen.


    "Du wünschst?"


    sprach ich den jungen Burschen an. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen und er machte den Eindruck einen weiten Weg hinter sich zu haben. Hoffentlich wollte er den Senator nicht sprechen. Die Reise wäre umsonst gewesen.

    Ein Reiter erreichte die Landvilla und überbrachte den folgenden Brief. Nicht ausser Atem, doch man sah ihm an, dass er schnell geritten war.


    Decima Lucilla und
    Medicus Germanicus Avarus



    Liebste Lucilla,
    ehrenwerter Germanicus,


    Gruß zuvor und das Wohlwollen der Götter. Die frohe Kunde von der Geburt eures Sohnes erreichte auch mich und ich kann nicht umhin, Dir, liebe Schwester und auch Dir, verehrter Schwager, meine Glückwünsche auszusprechen. Ein Kind ist die Krone einer Ehe, ein Geschenk der Götter, ein Sohn das Zeichen dafür, dass die Familie eine Zukunft hat, dass alle Hoffnungen, die man in die Familie legte, in diesem auch dann fortbestehen werden, wenn man selbst zu den Ahnen eingeht. Ich freue mich für euch beide und würde am Liebsten sofort zu euch reisen und meinen Neffen in die Arme schließen. Ich bin jedoch noch in Rom gebunden und werde - so ihr dieses Schreiben erhaltet - mich bereits auf einer Mission befinden, über die ich nicht allzuviel schreiben will, als so viel, dass Germanicus über deren Inhalt Bescheid weiß und Dir, geliebte Lucilla, Bescheid geben kann. So es die Götter wollen und wir wiederkehren, werde ich Euch umgehend aufsuchen. Mein Sohn Optatus übrigens und Iulia waren überglücklich von Eurem Glück zu hören. Es wäre ihnen eine Freude, Euch in Rom besuchen zu können. Selbstverständlich seid ihr im Hause der Decima immer willkommen. Mutter wäre stolz, Deinen Sohn zu sehen und in den Armen zu halten.


    In Liebe und
    Verbundenheit


    Maximus


    [Blockierte Grafik: http://img153.imageshack.us/img153/2878/siegelmerineuct9.gif]

    Die kleine Notiz war für den Ianitor bestimmt und wurde bei diesem abgegeben. Wer immer die Pforte des Hauses in den kommenden Wochen und Monaten bewachte, er wusste, was er zu sagen hatte.


    Der Hausherr, Dominus Maximus Decimus Meridius und Dominus Marcus Decimus Mattiacus sind nicht anwesend. Etwaige Bittsteller sind auf unbestimmte Zeit zu vertrösten. Die beiden befinden sich auf einer Besichtigung ihrer Landgüter in Hispania.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    [SIZE=14]"Und Menas, vergiss nicht das Schild an der Türe anzubringen, dass ich abwesend bin. Man kann vielen Bittstellern die Mühe ersparen hier her zu kommen."


    "Ja, Herr."


    sprach der Sklave und tat, wie ihm aufgetragen ward. Er fertigte das kleine Schildchen und begab sich dann umgehend zur Porta, um es dort neben unzähiger anderer wichtiger Informationen anzubringen, so dass der Ianitor nicht lange zu überlegen brauchte, was er zu tun und zu sagen hatte.


    Der Hausherr, Dominus Maximus Decimus Meridius und Dominus Marcus Decimus Mattiacus sind nicht anwesend. Etwaige Bittsteller sind auf unbestimmte Zeit zu vertrösten. Die beiden befinden sich auf einer Besichtigung ihrer Landgüter in Hispania.


    Letzteres war so abgesprochen und diente dazu, das eigentliche Ziel der Reise nicht in der ganzen Stadt publik werden zu lassen. Es wäre unklug gewesen, etwaigen parthischen Spionen schon im Vorfeld die genausten Informationen und Hinweise zukommen zu lassen. Und man konnte davon ausgehen, dass es derer mit Sicherheit ein paar im Römischen Reiche gab.