Beiträge von Menas

    Behalten zur eigene Freude? Wie kam sie denn auf so einen bescheuerten Gedanken? Ich war total im Stress, hatte einen Auftrag auszuführen, war fremd in der Stadt und hatte nun auch noch eine entlaufene Sklavin am Hals. Immer noch lag sie vor mir, im Stroh. Wieso war hier überhaupt Stroh?


    "Mach Dich nicht lächerlich, ich muss nur darüber nachdenken, wie ich weiter verfahre. Ich bin selbst ein Sklave. Ich will Dich nicht den Sklavenjägern ausliefern. Die machen sich einen Spaß mit Dir und verscherbeln Dich dann weiter, wenn sie Dich nicht gleich tot schlagen..."


    Zeit. Ich brauchte Zeit.


    "Jetzt steh auf!"


    Ich nahm eine herrische Haltung ein, wie ich sie oft beim Maiordomus gesehen hatte und sprach mit einer festen Stimme.


    "Wo hast Du die Geldbörse von diesem Römer hin?"

    Und da hatte ich plötzlich das Problem. Oder doch nicht? Was sollte ich tun? Diese dämliche Frage, die sie in diesem stümperhaften Dialekt herüber gebracht hatte 'Was du tun jetzt?' forderte mich in der Tat heraus. Sollte ich die Stadtwache rufen und dieser dann die Arbeit überlassen? Sollte ich die nächsten Sklavenjäger auf dem Markt verständigen? Womöglich nahmen diese die junge Sklavin einfach an sich und verkauften sie an den nächst besten, statt sie nach Rom zurückzubringen. Sollte ich mich selbst um sie kümmern? Doch welchen Erfolg hatte das? Ich würde permanent den Aufpasser für diese Kleine spielen müssen, hätte keine ruhige Minuten und musste immer damit rechnen, dass sie versuchte zu fliehen. Alle Optionen waren nichts. Zurück zu dem Römer musste sie jedoch in jedem Fall. Die Alternative war sie laufen zu lassen. Doch dann verstrickte ich mich in eine Fluchtgeschichte, und wurde sie jemals gefasst, und wurde ich in den Fall hineingezogen, war das schlecht für mich.


    Da kam mir die zündende Idee.


    "Du kommst mit mir mit. Und wehe Du versuchst davon zu laufen. Bei einem Versuch von Dir, schrei ich. Und dann hast Du alle Stadtwachen und Sklavenjäger auf dem Hals, die Du Dir nur vorstellen kannst."


    Ich hatte nur die Möglichkeit, sie mitzunehmen, in einem Zimmer einzusperren und mir dann zu überlegen, welches das beste Vorgehen war. Hier jedenfalls hatte ich weder Zeit noch den klaren Kopf dafür.

    Die Reaktion überraschte mich keines Falls. Hatte sie sich Hoffnungen gemacht, auf Dauer davon zu kommen, mussten sich diese Hoffnungen gerade in ein Nichts auflösen. Verständlicherweise. Wenn sie diesem Aurelius gehörte, und wenn sie aus Ägypten stammte, hatte sie es zwar in ihre Heimat zurückgeschafft, wenn er sie nicht gerade auf einem Besitztum in dieser Provinz einsetze, doch gerade eben stürzte alles zusammen. Frei? Sie war nicht frei. Sie konnte sich in ihrem eigenen Land nicht frei bewegen. Als Sklave war sie freier.


    "Spielt das eine Rolle? Du solltest besser zu Deinem Herrn zurückkehren. Wenn er Dich findet, bringt er Dich um. Und wenn Dich jemand anderes findet, schmeißen sie Dich in das Colosseum."


    Wieso war sie so bescheuert gewesen und davon gelaufen? Das Leben als Sklave konnte bei Leibe echt beschissen sein. Und zwar wenn man in den Minen Hispanias arbeiten musste, oder in irgeneinem Steinbruch. Doch Haussklaven hatten es recht gut. Und weibliche Sklaven auch, wenn sie nicht gerade in einem Bordell arbeiten mussten.


    "Wenn ich Dich laufen lasse, mach ich mich mitschuldig. Ich hab keine Lust auf das Colosseum."

    Die Kleine wollte abhauen. Kurz sah sie sich um, stürzte plötzlich auf mich zu, täuschte auf der einen Seite an und wollte an der anderen vorbei. Sie hatte mich damit tatsächlich überrascht und hätte mit Sicherheit auch eine Chance gehabt an mir vorbeizukommen, wenn es das Schicksal nicht anders gewollt hätte. Ich wusste nicht warum und weshalb, doch sie stürzte. Sie musste sich irgendwo verheddert haben und ehe ich genau überschlug was geschah, lag sie zu Boden, Panik erfasste sie, wich dann jedoch einer Lähmung, welche sie erfasste, als ihr Ärmel ein wenig nach oben rutschte. Auch dies hatte ich nicht registriert. Erst als sie hinstarrte und dann mit aufgerissenen Augen zu mir sah, wusste ich, was es war. Die Markierung einer Sklavin. Das also war sie: Eine Sklavin. Keine freie Ägypterin, wie sie vorgegeben hatte. Ich streckte meinen Arm aus und packte sie am Handgelenk um mich zu vergewissern, dass ich richtig gesehen hatte. M.Aurel.Corv. war in das Fleisch eingebrannt worden.


    "Ich hätte es mir denken können ..."


    sprach ich nur und ließ ihre Hand dann wieder los. Mit Sicherheit wusste ihr Besitzer nichts davon, was sie hier tat. M.Aurel.Corv. ... War das nicht der Aurelier, welche in engen Kontakten zu seinem eigenen Herrn Decimus Meridius stand? Das Schicksal spielte manchen Menschen übel mit.

    Die kleine hatte Nerven. Als ob es darauf ankam, ob man frei war, oder Sklave. Der Sklave eines einflussreichen Römers konnte mächtiger und vermögender sein, als einer Freier, der gar nichts hatte, ausser seiner Freiheit.


    "Gib Dir keine Mühe. Mich kannst Du nicht beeindrucken."


    Ich musste etwas lächeln, ob des Versuchs. Ich musterte sie von Kopf bis Fuß. Sie hatte ein ansprechendes Äusseres, irgendetwas stimmte aber an ihr nicht. Nicht nur die Tatsache, dass ich sie gerade als Diebin auf dem Marktplatz erwischt hatte. Da war noch was anderes.


    "Und was machen wir jetzt? Freie Ägypterin ..."


    Letzteres sprach ich etwas spöttisch aus. Denn im Grunde war es im Imperium scheiß egal, wer man war und woher man kam. Es zählte einzig das römische Bürgerrecht. Und das hatten die wenigsten.

    Zitat

    Original von Merit-Amun
    "DIEEEBIN! Eine Diebin!"


    Der Schrei des Römers war kaum zu überhören. Und er zeigte genau auf die Sklavin, welcher ich nachgegangen war. Sofort drehten sich einige der Umstehenden in ihre Richtung. Bevor jedoch auch nur einer seine Hand nach ihr ausstrecken konnte, rannte sie los. Was sollte ich tun? Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht. Instintiv beschloss ich, ihr nachzulaufen, auch wenn es nicht fest stand, ob ich sie würde einholen können, zumal ich mich in dieser Stadt überhaupt nicht auskannte und mich leicht verlaufen konnte.


    "Bleib stehen!" rief ich ihr nach und versuchte sie nicht aus den Augen zu verlieren. Sie bog nach links und ich folgte ihr. Wider mein Erwarten, schien die Verfolgung damit auch schon beendet, denn es handelte sich um eine Sackgasse. Nach Luft schnappend blieb ich an ihrem Eingang stehen, überflog das Terrain mit meinen Augen, fixierte dann die Frau und versuchte mehrere mögliche Szenarien im Kopf durchzuspielen. Zu meiner Verwunderung war mir jedoch sonst niemand gefolgt. Es ließ sich also nicht umgehen, dass ich mich selbst um sie kümmerte. Das Verfolgen war jedoch die eine Sache gewesen, jemanden zu stellen und dingfest zu machen, war etwas ganz anderes. Etwas entschieden gefährlicheres.


    "... Ich würde aufgeben an Deiner Stelle. Du kommst eh nicht weit.
    Jeden Moment kommen die anderen ..."


    keuchte ich und spuckte dann den Rotz aus, welcher sich in meiner Kehle angesammelt hatte. Das schnelle Laufen war ich einfach nicht mehr gewohnt gewesen.

    Der Herr schien in Eile zu sein, folglich musste ich versuchen mich kurz zu fassen. Ich trat also etwas näher und sprach weiter:


    "Nun, ich konnte Decima Valeria bisher nicht finden. Der Herr beauftragte mich, ihr ein Schreiben zukommen zu lassen und dafür zu sorgen, dass für sie ein Haus in Alexandria erworben wird. Wie Du vermutlich nicht weißt, hat sie Rom verlassen um hier in dieser Stadt ihrem eigenen Weg zu folgen."


    Wieder hielt ich inne.


    "Mein Herr wäre jedoch nicht mein Herr, wenn er sich nicht um sie kümmerte. Ich trage schon seit Wochen ein kleineres Vermögen mit mir durch die Gegend, welches ihr zukommen sollte. Meine Zeit drängt jedoch und ich werde auch bereits wieder in Rom erwartet. Eine Habitatio oder Casa kann ich als Sklave jedoch schlecht erwerben, wenn ich nicht übervorteilt werden möchte ..."


    Ich räusperte mich. Es musste offensichtlich sein, dass ich um Hilfe bat. So gesehen war die Ankunft des Decimus wie ein Fingerzeig der Götter für mich gewesen. Es konnte kein Zufall sein, dass er gerade jetzt hier eintraf.


    "Wenn Du, Herr, Dich um Decima Valeria kümmern könntest ... Deine Möglichkeiten gehen sicher weiter als die meinen. Dir stehen mehr Türen offen, in dieser Stadt ..."

    Wie konnte ich es vergessen. Die Anzahl der Sklaven im Haus der Decima war fast Legion. Ich hatte den Herrn zwar bereits einmal gesehen, er mich wahrscheinlich jedoch nicht, stand ich doch nicht unmittelbar in seinen Diensten.


    "Ich bin Menas." antwortete ich und fügte hinzu:


    "Sklave des Decimus Meridius."


    Wieder neigte ich kurz mein Haupt.


    "Mein Herr hatte mich nach Alexandria geschickt um einen Auftrag auszuführen. Leider war mir dies bisher nicht möglich. Ich bin auf der Suche nach Decima Valeria, welche sich hier in der Stadt aufhalten soll ..."


    Fragend sah ich den jungen Herrn an, ob ich weiterreden könnte.

    Ich war gerade im Hafen unterwegs, als ich von Bord eines Schiffes Angehörige der Familie kommen sah. War dies nicht Decimus Magnus? Ich war mich nicht ganz sicher, trat dann aber näher. Er musste es sein. Und wenn er es war, dann war es meine Pflicht ihn anzusprechen und bei ihm vorstellig zu werden. Alleine schon im Interesse meiner Mission, hatte ich doch Decimia Valeria bisher nicht ausfindig machen können.


    "Herr!"


    rief ich, als ich die Herrschaften auf eine Sänfte zugehen sah.


    "Herr! Wenn ich kurz ..."


    Ich hatte sie erreicht und neigte zur Begrüssung kurz mein Haupt.

    Viel Erfolg hatte ich mit meiner Suche nicht. Die Herrin Decima Valeria schien keiner zu kennen. Ich schalt mich für meine Naivität selbst, denn war davon auszugehen? Alexandria war kein kleines Kaff, sondern eine Weltstadt. Rom war weit weg und wer sich in Rom zu den Oberen Zehntausend zählte, war hier nicht automatisch jemand. Mit einem Seufzer bahnte ich mir einen Weg durch die Menge. Irgendjemand würde schon wissen, wo ich sie finden würde.


    So in Gedanken versunken und doch hellwach auf der Suche blieb mein Blick schließlich an einer Szene hängen, welche sich mir eher ungewollt aufzwang, gleichsam sie mich faszinierte. Ich erblickte eine schöne junge Frau, welche ihrem Auftreten nach ebenfalls fremd in der Stadt sein musste. Fremde erkannte andere Fremde sofort. Das war nicht zu leugnen. Diese Frau hatte etwas sonderbares, das ich nicht sofort einordnen konnte. Ich merkte jedoch ebenfalls, dass es sich bei ihr um keine Herrin handeln konnte. Ihr Auftreten hatte etwas gehorchendes, etwas zusammenzuckendes. Sie musste eine Sklavin sein, oder zumindest jemand, welcher es gewohnt war, herumkommandiert zu werden. Sie drückte sich an einem Stand herum, suchte dann jedoch das weite, als sie von dem Verkäufer angesprochen wurde.


    Instinktiv folgte ihr mein Blick. Für einen Moment verlor ich sie aus den Augen, als ich einem großen dicken Mann ausweichen musste, dann jedoch erfasste ich sie wieder und ... Hatten mich meine Augen getäuscht? Hatte sie gerade ... einen Römer bestohlen? Hatte dort nicht vorhin ein Beutel gehangen? War das nicht ihre Hand gewesen?


    Ich beschleunigte meinen Schritt und steuerte direkt auf sie zu.


    "Halt mal..." rief ich.

    Nun war ich also in Alexandria, der Stadt meiner Geburt, um meinen Auftrag auzuführen und hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte, kannte ich die Stadt doch überhaupt nicht. Nachdenklich stand ich eine Weile herum und machte mich vom Hafen dann doch auf den Weg zu den Märkten der Stadt. Auf den Märkten traf sich alles, was Beine hatte. Und wenn jemand in Alexandria Decima Valeria kannte, dann würde man ihn mit Sicherheit auf dem Markt finden. Mit viel Zuversicht sah ich mich folglich unter den Händlern und Verkäufern um und sprach hier und dort jemanden an, von welchem ich dachte, dass er sie wahrscheinlich kennen könnte. Ein Stoffhändler vielleicht? Oder ein Käuterhändler? Vielleicht ein Kaufmann, welcher Papyri verkaufte? Oder sollte ich es bei einem Friseur versuchen?


    "Römer, kennst Du Decima Valeria?
    Wo kann ich sie finden?"


    fragte ich den ersten, doch dieser schüttelte den Kopf. Ich musste weitersuchen.

    Alexandria! - - - Die riesige Stadt lag direkt vor meinen Augen, als das Schiff nach langer Überfahrt endlich in den Hafen dieser Weltmetropole einfuhr. Alexandria war das Rom des Ostens! Alexandria war der Mittepunkt der östlichen Welt! Gegründet von niemand anderem als Alexander selbst, dem Weltenbeherrscher! Über Alexandria wurde mengenmäßig das meiste Getreide des Imperiums nach Rom verschifft. In Alexandria hausten Pharaonen und Ptolemäer, jetzt die römischen Statthalter. Alexandria hatte eine gewaltige jüdische Gemeinde. Alexandria hatte die größte Bibliothek der Welt. In Alexandria war ich geboren worden, auch wenn ich mich an diese Zeit nicht mehr erinnerte. Alexandria!


    Ich stand an Deck des Schiffes, als es in den Hafen einfuhr. Berauscht von den Gedanken und Gefühlen, welche mit mir Karussel fuhren versuchte ich einen klaren Gedanken zu finden. Mir gelang dies aber erst wieder, nachdem ich den Boden der Stadt betreten hatte. Welche Gerüche und Gewürze in der Luft hingen. Salz des Meeres und Sand der Wüste mischten sich. In den Straßen erstreckten sich kleine Geschäfte, vom Hafen ausgehend bis zum Markt.


    Irgendwo musste ich Decima Valeria finden.

    Hier war ich also. Aus der Stadt kommend, lag der Hafen in seiner ganzen Größe vor mir und unzählige Schiffe hatten hier angelegt um den Winter über hier auszuharren. Die wenigsten legten ab, nur wenige fuhren ein. Dennoch herrschte eine rege Betriebsamkeit, erlaubte das Wetter doch kürzere Fahrten und ruhten die Schiffe der Classis nie. Einzelne verwegene Seefahrer oder auf Gewinn spekulierende Händler traten auch die Fernreisen an. Nach langem Suchen fand ich gar ein Schiff, welches nach Alexandria fuhr. 'Wenn Du kein Schiff nach Alexandria findest...' hatte der Herr gesagt, 'nimm unser eigenes, solltest Du jedoch eines finden, dann bezahl die Überfahrt.' Und so tat ich es.


    Rom und Ostia lagen hinter mir. Das offene Meer lag vor mir. Ich betrat das Schiff mit meinen beiden Begleitern, befahl mich dem Schutz der Götter an und vertraute darauf, dass der Kapitän des Schiffes uns alle heil druchbringen würde. So alles gut ginge, würde ich dann in wenigen Tagen bereits in Alexandria sein und meinen Auftrag ausführen können.


    Sim-Off:

    und ab

    Die erste Station meiner Reise war Ostia. Von Rom kommend gab es nur diesen Weg, wenn man nach Alexandria wollte. Man nahm die große Militärstraße, folgte dann - nach Durchquerung der Porta Romana - der Strasse zum Hafen und suchte sich einen Platz auf einem Schiff. Ich hatte an alles nötige gedacht. Ich hatte alle notwendigen Papiere dabei, den Brief, einen Ring, welcher meine Vollmacht bestätigen sollte, genügend Geld um die Überfahrt zu finanzieren, einige Empfehlungsschreiben um in Alexandria meinen Auftrag ausführen zu können und zwei weitere Sklaven, welche auf mich - und das Geld natürlich - aufzupassen hatten. Ansonsten hielten wir uns bedeckt, wollten wir ja nicht unbedingt auffallen. Es war eh schon ungewöhnlich, dass jemand um diese Jahreszeit verreisen wollte. Und dazu noch quer über das Mittelmeer.

    Der Senator hatte, nachdem er seine Geschäfte in Rom erledigt hatte, nachdem seine Schwester verheiratet war, der Senat die neuen Magistrate bestätigt hatte, die Klienten alle versorgt worden waren, wieder den Weg auf das Landgut in den Albaner Bergen angetreten. Seine Gattin stand unmittelbar vor ihrer Niederkunft, wenn sie das Kind nicht bereits erhalten hatte. Ob es ein Sohn oder eine Tochter wurde? Wer wusste es schon.


    Ich indess, Menas, einer der Sklaven des Senators hatte ebenfalls zu verreisen. Der Senator hatte mich beauftragt, die weite Reise nach Alexandria auf mich zu nehmen und nach seiner Nichte Decima Valeria zu sehen. Auch sollte ich ihr bei dieser Gelegenheit einen Brief überreichen und eine dauerhafte Bleibe organisieren. Eine Menge Arbeit wie ich fand. Wenn jedoch Quintus Arius noch in Alexandria weilte, würde ich es einfacher haben, kannte er sich doch vor Ort inzwischen mit Sicherheit aus.


    Ich verabschiedete mich folglich von dem Haushalt und machte mich auf den Weg. Mein Schiff würde von Ostia gehen.

    Vom vestibulum kommend erreichte ich das Zimmer des jungen Herrn, klopfte an die Türe und sprach meine Botschaft, welche ich mir schnell zurecht gelegt hatte. Immerhin war es dringend und eilte sehr.


    "Dominus! An der porta war eine Sklavin aus dem Hause der Aurelier. Sie bittet um Deine schnelle Hilfe. Die Herrin des Hauses der Aurelier versuchte sich das Leben zu nehmen. Es eilt und geht um Leben und Tod!"


    Schon hörte ich im Zimmer wie jemand aus seinem Bett aufsprang und hastig durch den Raum rannte.

    Der Senator hatte mich gesandt ein paar Briefe aufzugeben. Das tat ich dann auch und brachte sie zu der dafür zuständigen Behörde.


    "Hier sind ein paar Briefe. Der Senator müsste noch eine Wertkarte aus seiner Zeit in Germanien haben."


    So weit ich informiert war, konnte er mit dieser Wertkarte für ein halbes Jahrhundert Unmengen an Briefe versenden.


    "Wieviel ist auf der Wertkarte noch drauf?"




    Marcus Octavius Augustinus Maior
    Forum Provincialis - Tarraco
    Provincia Hispania



    Salve Octavius,


    Gruss zuvor.


    Ich danke Dir für Dein Schreiben und hoffe, dass Dir Tarraco in der Zwischenzeit zu einer zweiten Heimat geworden ist. Es freut mich zu hören, dass Flavius Furianus seine Arbeit so engagiert und weitsichtig angeht. Du bist gut beraten, ihn in allen Angelegenheiten nach Kräften zu unterstützen. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, richte ihm meine Grüße aus. Was den Duumvir von Tarraco betrifft, bitte ich Dich, um meiner Heimatstadt willen, größere Auseinandersetzung zu vermeiden. Nichts desto trotz wollte ich meiner Heimatstadt auch von Rom aus dienstbar sein. Die Interessen Tarracos liegen mir schon seit jeher am Herzen. Wenn ich in Rom diesen nützlich sein kann, lasse es mich wissen.


    In Rom selbst, stehen die Zeiten auf Veränderung. Der Kaiser weilt immer noch im Osten und wie es abzusehen war, wird sich daran nicht viel ändern. Einige der Honoratoren sind in der Zwischenzeit verstorben, der Senat indess befindet sich in einer Art Winterschlaf. Kurzzeitig erregte der Vorschlag des vorherigen Proconsuls von Hispania - Mattinius Agrippa - für Wirbel, welcher eine Steuerbefreiung für alle Senatoren forderte. Nun, wie auch immer, die Wogen legten sich wieder, nachdem dieser Vorschlag mit breiter Mehrheit abgelehnt wurde.


    Dein Sohn war neulich bei mir. Er hat mich daran erinnert, Deine Aufnahme in die factio vorranzutreiben, was umgehend geschehen ist. Er kommt im Übrigen ganz nach seinem Vater, was das Engagement betrifft. Du kannst stolz auf ihn sein. Ich werde ihn an Deiner Stelle zur nächsten Versammlung der Sodalis der factio aurata einladen, da ich davon ausgehe, dass Du in Hispania nicht entbehrlich bist.


    Mögen die Götter bei Dir sein.


    ANTE DIEM X KAL IAN DCCCLVIII A.U.C.
    (23.12.2007/104 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


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    Legatus Augusti Pro Praetore
    Marcus Vinicius Lucianus
    Regia Legati Augusti Pro Praetore
    Mogontiacum - Provincia Germania



    Sei gegrüßt Vinicius,



    mit großer Freude und Anteilnahme vernahm ich von Deiner Vermählung mit Aelia Paulina. Leider war es mir nicht vergönnt, zu diesem Ereigniss in Mogontiacum zu erscheinen, da zum einen meine Schwester ebenfalls heiratete und sich meine Gattin zum anderen in besonderen Umständen befindet. Ich erwarte meinen Nachwuchs stündlich, eine Reise über die Alpen war daher nicht möglich, so gern ich sie angetreten hätte.


    Ich hoffe, dass Du die Zeit in Mogontiacum zu genießen gelernt hast. Die Provinz erfordert die ganze Energie und ich weiß um Deine Mühen, die Du aufzubringen hast. Eine Gemahlin an der Seite kann einem daher mehr als nur hilfreich sein.


    Mit diesem Schreiben übersende ich Dir zwei Reitpferde aus meinem Gestüt. Mögen sie Dir und Deiner Gattin die Ausritte verschönern. Zu meiner Zeit in Mogontiacum ließ ich mich leider viel zu selten darauf ein, die schönen Wälder und Landschaften zu erkunden.


    Mögen die Götter Dich und Dein Haus segnen.


    ANTE DIEM X KAL IAN DCCCLVIII A.U.C.
    (23.12.2007/104 n.Chr.)


    Maximus Decimus Meridius


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    Die Türe wurde zum Glück gleich geöffnet und ich hoffte, dass uns der ianitor gleich herein lassen würde. Nur raus aus der Kälte und irgendwo die Finger und Hände wärmen, während mein Herr seine Schwester besuchte.


    "Der Senator lässt fragen, ob seine Schwester anwesend ist.
    Er würde sie gerne besuchen..."


    fasste ich das Anliegen in Richtung des Sklaven zusammen.

    [Blockierte Grafik: http://img413.imageshack.us/img413/300/sklave03nu8.jpg"Menas! Hol den Medicus"


    sprach Marcus ganz trocken und wandte sich dann wieder an die Sklavin. Er sagte etwas, was ich schon fast nicht mehr verstand, weil ich sofort kehrt gemacht hatte und zum cubiculum des Decimus Mattiacus eilte. Es musste etwas in der Art gewesen sein, dass sie ihrem Herrn ausrichten könne, dass dem Medicus Bescheid gegeben würde. Dass er unverzüglich kommen würde, wenn er im Hause wäre, oder man ihn aber suchen würde, wenn er heute auswärts nächtigte, was selten geschah, aber hin und wieder eben doch.


    Die Herrin der Aurerlier hatte versucht sich umzubringen? Hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten? Wie tragisch ... Was um alles in der Welt hatte sie veranlasst so etwas zu tun? Hatten die reichen Römer nicht alles, was sie sich vom Leben wünschen konnten?

    Es war ein arschkalter Tag, an welchem wir die Casa Germanica erreichten. Der Senator hatte dennoch darauf bestanden, zu Fuß zu gehen, da er, wie er sagte, sich um der alten Zeiten in der Legion willen, fit und gestählt halten wollte. Schön für ihn, denn ich fror mir den Arsch ab.


    Während er vor der Türe stehen blieb, ging ich an diese heran und benutzte den Metallring, welcher angebracht war. Ein dumpfes Geräusch erklang im Haus und schon bald hörte ich Schritte.


    "Hoffentlich ist sie da, Senator ..." sprach ich zu diesem.
    "... denn sonst war der Weg umsonst."


    Ich bekam garantiert einen Schnupfen.