An
Legatus Legionis
Quintus Tiberius Vitamalacus
Castra Aestiva
Parthia
Mein lieber Quintus,
Vetter vom Blute, Bruder, Vater und Freund vom Herzen, wie glücklich allein machen mich deine Zeilen, weil sie mir zeigen, dass du wohlauf bist. So lange lag deine letzte Nachricht her, dass mein Herz sich langsam mit Furcht füllte. Dennoch verstehe ich, dass andere Pflichten weit größeren Vorrang haben. Ich hörte von Durus, dass du nun zum Legatus Legionis ernannt wurdest. Das erfüllt mich mit Stolz, Freude und Zuversicht, weil ich mir keinen besseren Mann dafür vorstellen könnte, als dich.
Nunja, was soll ich dir noch schreiben. Es tut mir leid, dass ich dich mit meinen Sorgen im letzten Brief belastet habe. So überrascht ich war, und so sehr meine Gefühle aufgrund der Verlobung auch hin und hergerissen waren, so sehr weiß ich auch, dass es das Vernünftigste ist. Furianus hat mir bereits einige Briefe geschrieben, die mir zeigen, dass er ein Mann zu sein scheint, wie eine Frau meines Standes sich vermutlich keinen Besseren wünschen könnte. Und würde mein Herz nicht bei jedem Gedanken daran, dass ich einen anderen Mann, als den, den ich einst liebte, heiraten soll ein weiteres kleines bisschen brechen, würde ich vermutlich vor Freude strahlend durch die Gegen laufen. Doch so groß wie der Schmerz über eben jene einstige Liebe ist, so sehr zeigt es mir, dass Liebe mehr ein Übel als ein Gut zu sein scheint und ein Mann wie Furianus, der in jeder Weise angesehen, gebildet und höflich ist auch wenn ich ihn nicht liebe, oder gerade weil ich es nicht tue, das beste ist, was mir passieren konnte.
Er war gerade vor ein paar Tagen überraschend hier in Roma und besuchte mich. Ja, mein lieber Quintus, du hast eine gute Wahl für mich getroffen. Mein Vater wird froh sein, davon zu hören.
Ich werde deinem Wunsch, weil ich ihm ebenso entspreche, folgen und Furianus mit all meinen Möglichkeiten bitten, dass wir mit der Hochzeit auf deine Rückkehr warten. Nur hoffe ich, dass der Feldzug nicht mehr allzu lange dauert. Du fehlst mir, mein Lieber. Rom ist derzeit trist und grau und immer mehr habe ich das Gefühl, dass dies auf meine Gedanken abfärbt. Doch genug davon, dies soll ja keine Trauerschrift sein.
Camilla hat sich hier mittlerweile recht gut eingelebt. An das ein oder andere muss sie sich noch gewöhnen, aber sie macht sich ganz gut und ich bin bisweilen froh, ihre Gesellschaft zu haben. Durus hat gerade die Tibernalia vorbereitet und wie es scheint, wird es ein Ereignis sein, dass unserer Familie und unseren Ahnen zu Stolz gereicht. Iuvenalis sieht man selten, meist verbirgt er sich hinter Bergen von Schriftstücken. Und gerade gestern kam ein Brief von Decimus Tiberius Lupus, der vorhat demnächst hier nach Rom zu kommen. Ich bin auf seine Ankunft gespannt, füllt doch jeder neue Verwandte unsere Villa mit neuem Leben.
Ansonsten hoffe ich, dass du und Helena weiterhin wohlauf seid. Meine Gebete gelten euch und mein Dank den Göttern, weil sie euch bisher beschützt haben. Grüße Helena bitte zurück.
Gib auf dich Acht, Quintus,
deine dich liebende Cousine Albina