Beiträge von Duccia Flamma

    Zunächst erfreut nahm Eila den Becher an und wollte gerade ansetzen als Loki das Thema wechselte. Seinen Hundeblick kannte Eila bestens, doch war es nicht das was sie stocken ließ. Sie wusste garnicht mehr wie oft im letzten halben Jahr sie Loki verflucht hatte, doch nie wirklich ernst. Nun erkannte sie, dass er hingegen wirklich ein schlechtes Gewissen zu haben schien.
    Sie nahm ihn, so gut das bei seiner Größe eben ging, in den Arm und sagte : "Lando, es gibt nichts zu verzeihen. Ich weiß , dass du mich nie bewusst zurückgelassen hättest. Es gibt nichts zu vergeben und wenn es das würde, hätte ich es dennoch schon längst getan."

    Bei Lokis Beschreibung ihres zuhauses, so negativ er es auch gemeint hatte, regte sich in Eila Sehnsucht. Sehnsucht nach ihrer toten Familie und allem anderen was sie eins als Heimat betrachtet hatte, selbst nach den Tieren.


    Doch sie verscheuchte die Gedanken und trat in das Zimmer ein, das Loki nun als das Ihre bezeichnete. So sah also ab sofort ihr Zuhause aus. Die Vorstellung ihr eigenes Zimmer zu haben gefiel ihr sehr gut.


    "Das ist praktisch, " sagte sie frecht," dann habe ich meine Ruhe wenn du mal wieder nervst." :P
    Dann jedoch drehte sie sich um und gab ihrem großen Bruder einen Kuss auf die Wange. "Danke." Dann dachte sie einen Moment nach. "Und das alles hast du dir selbst erarbeitet?"

    Ihr Herz schlug recht heftig als die junge Germanin vor die Porta ihres anscheinend neuen Zuhauses trat. Die Tür wurde von dem Wappentier ihres Stammes geziert und Eila blieb Augenblicklich stehen.
    Der Anblick rührte und betrübte sie gleichzeitig. Behutsam, so unsinnig das auch war, strich sie kurz über dessen Konturen und dachte einen Moment an die Menschen, die sie beide hatten zurücklassen mussten. Doch dann hob sie ihren Blick wieder. Nun würde ein neuer Teil ihres Lebens beginnen...


    Langsam trat sie ein und schaute sich um. Es wirkte alles sehr einladend, musste sie ihrem Bruder zugestehen. Und selbst wenn es das nicht getan hätte, ihr zuhause würde immer in erster Linie ihr Bruder selbst bleiben und dann erst der Ort an dem sie lebten.
    Sie drehte sich um und umarmte ihren Bruder.
    "Es ist schön, Loki. Es ist wirklich sehr schön."

    Als sie Lokis Fluch hörte musste Eila zwangsläufig schadenfroh grinsen. Nach einigen Minuten in denen Eila mit Zeisti die Straße entlang geprescht war, hörte sie ihren Bruder rufen.
    Nur einige Momente später verlangsamte auch sie ihr Tempo , bis die Stute quer auf der Straße stand, sodass Eila ihren Bruder auf seinem Hengst herantrotten sehen konnte...
    "Tut mir Leid, Bruderherz, aber du kennst mich doch. Ich konnte nicht anders!" :D

    "Tja, Bruderherz," sagte sie ironisch und böse dreinblickend, "es kennt mich eben keiner so gut wie du." Doch schon einen Moment später begann sie zu lachen.


    "Danke, Loki. Sie ist wirklich ein wunderschönes und starkes Tier." Und als ob sie sich dies beweisen müsste, grinste sie ihren Bruder spitzbübisch an, drückte ihre Fersen dann ruckartig in die Flanken der Stute und beugte sich nach vorne während Neisti in den Galopp ging. Mal sehen ob sie noch immer besser reiten konnte als Loki, dachte sie frech.

    "Nein, es muss dir nicht leid tun. So war das nicht gemeint. Es freut mich, dass es so nette Menschen gab, die sich deiner angenommen haben. Ohne die Menschen in dem Dorf wo ich mich erholt habe wäre ich auch nicht hier.Wir hatten Glück, beide..."


    Sie strich der Stute über die Mähne. "Neisti, das ist ein schöner Name." Ein schöner Name für ein schönes Tier, dachte sie.


    "Mir? Wieso? Ich meine, ist das dein Ernst?" Und in ihrer Blick trat ein Ausdruck fast kindlicher Freude.

    "Wenn das so sein sollte, hast du dich im letzten Jahr reichlich verändert." neckte sie ihn weiter. Die Attribute angesehen und vielrespektiert wollten einfach nicht zu ihrem Bruder passen.


    "Auch Amisier?" horchte Eila auf. Diese Dudingsbums oder wie sie hießen schienen ja wirklich gut zu ihrem Bruder und ihr zu passen. Ihre Neugierde wuchs. Die Spannung die sich langsam in ihr aufbaute übertrug sich auch auf ihr Pferd, welches augenblicklich in einen schnelleren Schritt übergehen wollte. Doch Eila drosselte das Tier sogleich und blickt ihren Bruder an.
    "Du scheinst sie ins Herz geschlossen zu haben..." bemerkte sie trocken.

    Eila konnte nur hoffen, dass ihr Bruder recht behielt. Sie würde Mordoroks Todestag feiern, auch wenn es für viele Germanen wohl ein Trauertag werden würde.


    Sie beobachtete ihren Bruder wie er auf einem Stück Holz rumkaute und vor ihrem Auge erschien ein Bild aus der Vergangenheit. Lando als er noch ein kleiner Junge war, natürlich schon damals deutlich größer als sie. Aber dennoch jung, wild und irgendwie unschuldig. Nun war er erwachsen , doch kein Stück weniger wild.


    "Das klingt ganz so, als würden sie zu uns passen." grinste sie ihn an. "Ich bin sehr gespannt, welche Leute so verrückt waren einen Rüpel wie dich ins Haus zu bitten." :P

    Eila konnte kaum glauben was sie hörte. Die Römer sollte Angst vor einem Mann wie diesem Modorok haben? Doch schon immer hatten die Römer ihren Respekt vor den Germanen behalten. Und dies zu Recht, dachte die stolze Amsianerin.
    Eila band die Zügel ihres Pferdes kurz am Sattel fest, nahm ihre Wasserflasche aus der Satteltasche und trank einen Schluck, bevor sie die Zügel wieder fest in die Hände nahm. Während dessen hatte sie nachgedacht.
    "Eigentlich,"sagte sie "sollten sie ihn nicht fürchten. Aber so durchtrieben wie er ist, sollte man ihn auch keineswegs unterschätzen."

    Bei seinen Worten war Eila sofort klar, wen ihr Bruder meinte.


    "Modorok...", presste sie zwischen ihren Zähnen hindurch. Es gab keinen anderen der so viel Unheil über die Menschen ihrer Heimat gebracht hatte. Er sollte also dafür verantwortlich sein, dachte sie. Sie hatte oft an Rache gedacht, auch wenn sie diese bis zu diesem Zeitpunkt immer gegen einen Unbekannten gerichtet hatte. Würde er ihre hier gegenüber stehen, hätte sie ihn vermutlich umgebracht. Nein, sogar gewiss. Doch diese Möglichkeit hatte sie nicht, und würde sie vermutlich auch nie kriegen.
    "Möge er ein grausames Ende finden, dieser Mörder!" Dann blickte sie ihren Bruder an. Auch seine Gedanken konnte nicht viel anders aussehen.

    Sie hörte den Groll ihres Bruders, doch nahm sie ihn vorerst nicht ernst. Schließlich lag dieses Temperament in der Familie. Bei seinen nächsten Worten jedoch horcht sie auf. Augenblicklich spannte sich jeder Muskel ihres Körpers an und ihre Augen bekamen einen gefährlich funkelnden Blick.


    "Wer?!" war die knappe Antwort, die jedoch in einem Wort alles widerspiegelte, was sie in diesem Moment interessierte.

    Seit langem hatte sich Eila nicht so wohl gefühlt, wie sie es jetzt tat. Schon als Kind war für sie der schönste Ort der Rücken eines Pferdes gewesen...
    So ritt sie nun auf dem Weg nach Mogontiacum neben ihrem Bruder her, ihrem neuen Leben entgegen. Ihre Gefühle waren eine Mischung aus Freude auf das Neue, das nun kommen würde und Furcht vor dem Unbekannten. Doch überragt wurden all diese Gefühle noch von dem Wohlempfinden, welches die Gegenwart ihres Bruders in ihr auslöste. Aber es gab noch so vieles, was es zu bereden galt.
    Aufmerksam hörte sie ihm zu. Es war Loki deutlich anzumerken, dass er ein schlechtes Gewissen ob der Dinge hatte, die in der Vergangeheit geschehen waren. Und es wäre gelogen gewesen, hätte man behauptet seine kleine Schwester hätte ihn nicht in so manch auswegloser Situation im letzten halben Jahr verflucht.
    Doch nie ohne es einen Augenblick später schon wieder zu bereuen.
    "Es ist schon gut, Loki." sagte sie ehrlich. "Alles was geschehen ist war Schicksal. Und dieses Schicksal hat uns auf dem ein oder anderen Umweg ja doch wieder zusammen geführt."

    Eila war der Aufforderung ihres Bruders gefolgt und hatte sich ebenfalls erhoben und den Abschied der beiden Männer verfolgt. Als sich Glabrio nun ihr zuwandte lächelte sie. Einen Moment lang wollte sich das Gefühl der Traurigkeit in ihr breit machen, da sie nun einen Menschen verabschieden musste, der ihr zum Freund geworden war und dem sie sehr viel verdankte.
    Doch bei seinen Worten verschwand dieses sofort und sie musste lachen.


    "Ich bin auch froh, und das in vielerlei Hinsicht, dich kennengelernt zu haben. Mein Dank wird dir immer gehören und ich hoffe, dass wir uns wiedersehen werden."

    Beim Eintreten schenkte Eila Glabrio ein freundliches Lächeln.
    "Ja, ich zumindest. Und wie ist es mit dir?" beantwortete sie seine Frage nach ihrem Schlaf.
    Dann tat sie es ihrem Bruder gleich und ließ sich neben dem kleinen Tisch nieder, wenn auch anders als er auf ihren Knien, war ein Schneidersitz doch beim besten Willen nichts für eine Frau, nicht einmal für eine Germanin.


    Bei Lokis Worten trat ein trauriger Ausdruck in ihr Gesicht. Ihr tat es Leid ihren Gönner und auch Freund so überraschend zu verlassen. In den Tagen in denen sie hier bei Glabrio auf Loki gewartet, gehofft und gebangt hatte, war er ihr durchaus ans Herz gewachsen.

    Die Nacht war sehr erholsam gewesen und es war das erste Mal seit langer Zeit, dass Eila nicht mit düsteren Gedanken beschäftigt war sondern sich schlichtweg an ihren großen Bruder gekuschelt hatte. Loki war morgens bereits aufgebrochen um noch ein paar Dinge zu erledigen während Eila die paar Dinge die sie besaß zusammenklaubte. Kurz nach Lokis Rückkehr klopfte es nun an der Zimmertür der beiden.


    "Herein!" sagte Eila daraufhin schlicht, konnte es sich doch um keinen anderen als Glabrio handeln, und wandte ihren Blick auf die Tür.

    Eila schloss sich den beiden beiden Männern, ihrem gutherzigen Helfer und ihrem geliebten Bruder an und erhob ihren Weinbecher.


    "Auf unsere Gemeinschaft!"


    Dann trank sie einen kräftigen Schluck, wie es sich für eine Germanin gehörte und grinste. Der Wein war wirklich gut und ihre Stimmung zum ersten mal seit ihrer Flucht wieder ausgelassen und fröhlich.