Beiträge von Kaeso Annaeus Modestus

    "Scaeto wir machen später weiter."


    meinte Modestus zu seinem Klienten. Scaeto war dies nicht unrecht, denn so hatte er endlich mal eine Pause. Er nickte nur und verlies den Garten und schon einmal eine weitere Wachstafel für später zu hollen. Modestus winkte dann einen Sklaven herbei und gab ihm noch eine Anweisung, bevor er zu Varus und dem Gast herüberging. Er setzte ein freundliches Lächeln auf und nachdem der stämmige Dumnorix einen Korbstuhl mit zwei großen, weißen Kissen brachte, lies sich Modestus nieder.


    "Nun Varus was gibt es?"

    "Nun dann reden wir offen. Im Zweifelsfall wird dir sowieso niemand glauben, Catuobus. Ich brauche einen Mann mit der Verstand, der die Männer anführt die mir schon unterstehen. Wenn ich zum Beispiel eine Rede auf dem Forum halte, dann wäre es deine Aufgabe mit den Männern Buhrufer zu verprügeln und Männer von Rang mit faulem Obst zu bewerfen, wenn sie gegen mich sprechen. Geschäftskonkurenten von mir und meinen Klienten müssen eingeschüchtert und so weiter und so fort. Es stünde dir frei auch andere Aufträge zu übernehmen und auch eigene Unternehmungen zu starten, aber dabei sollte dir immer klar sein, dass ich immer vorrang habe und deine Machenschaften mir niemals in die Quere kommen sollten. Außerdem bin ich wäre ich der einzige Mann von Rang und Namen für den du arbeitest. Du kannst gerne irgendwelche Aufträge von igendwelchen Metzgern übernehmen, die ihren Nachbarn nicht mögen, aber Senatoren, Ritter und Patrizier sind tabu, wenn du mich nicht vorher fragst. Das sind meine Bedienungen. Dafür erhällst du Aufträge für deine legalen Geschäfte sowie meine Protektion und meine Fürsprache, falls du eines Tages vielleicht Bürger werden willst. Du solltest dir aber eins noch überlegen. Für einen Klienten lässt sich mein Einsatz wesentlich leichter erklären, als für irgendeinen anderen Bäcker bei dem ich nur irgendwann mal Brot gekauft habe."

    Nur in einer bequemen Tunika und mit einfachen Sandalen bekleidet kam Modestus in den Hortus. Begleitet wurde er von seinem Klienten Decimus Fabullus Scaeto, der eine Wachstafel trug und eifrig mitschrieb, was Modestus im diktierte. Es handelte sich um eine Rede und seiner Gewohnheit folgend ging Modestus nun durch den Garten und Scaeto folgte ihm. Nach einem kurzen Blick schenkte er Varus und dem Gast keine Aufmerksamkeit mehr. Der Gast war weder Senator noch Eques und daher wohl ein Geschäftspartner oder Freund von Varus. Er widmete sich wieder Rede und begann nun auch einige Gesten zu den entsprechenden Textstellen zu testen.

    Modestus war dem Sklaven gefolgt und kam nun in das Triclinum. Viele Leute waren noch nicht anwesend. Er meinte Vinicius Lucianus zu erkennen, aber er war sich nicht sicher. Bisher hatte er ihn zu Gesicht bekommen, denn der Vinicier hatte ja viel Zeit als Statthalter in Germania verbracht. Doch da auch Durus nicht anwesend war, ging Modestus sehr langsam in den Raum und tat so als würde er den prachtvollen Raum bewundern, sodass wer immer auch die Pflichten des Gastgebers für Durus übernahm genügend Zeit hatte, um ihn zu bemerken und vorzustellen.

    Da die Villa Tiberia nicht weit von dem Haus der Annaeer entfernt war, kam Modestus mit zwei Sklaven zu Fuß. Er hatte eine hellgrüne Synthesis und Tunika ausgewählt und neben den beiden Ringen trug er nun auch eine Goldkette sowie einen entsprechendes Armband. An der Villa angekommen ging einer der beiden Sklaven sogleich an die Türe und klopfte an.

    "Salve. Der ehrenwerte Quindecemvir Kaeso Annaeus Modestus kommt, um dem ehrenwerten Potitius Vescularius Salinator ein Sportula mit Opferfleisch vom Bittopfer an Apoll für die baldige Genesung des Kaisers zu überreichen."


    sagte der Popae theatralisch wie es eben nur ein Mann der Götter konnte und wies mit einer deutlichen Handbewegung auf Modestus, der immernoch seinen Kranz auf dem Kopf trug. Modestus konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn der Popa hatte sich weitaus gewählter ausgedrückt als der Andere am Tor der Urbaner.

    "Gut, ich mag es nicht wenn Männer, die für mich arbeiten sollen, geteilte Loyalitäten haben."


    sagte Modestus und dachte einen Moment nach. Die Worte des Peregrinus klangen danach, dass er einem Patronat nicht abgeneigt war. Eigentlich hatte Modestus ihn deswegen nicht kommen lassen. Als Senator und Quindecemvir brauchte er keine Peregrini mehr umgarnen, um sie als Klienten zu gewinnen. Da ging es eher um Equites und wichtige Plebejer. Dennoch war es vielleicht eine gute Idee Catuobus als Klient zu gewinnen dachte sich Modestus.


    "Nun es ist bei uns Römern brauch, dass ein Mann einen anderen Mann als Patron erwählt. Er wird damit der Klient dieses Patrons. Der Patron hilft dem Klienten durch seinen Einfluss und gibt ihm Rat. So vertritt ein Patron zum Beispiel seinen Klient vor Gericht, hilft ihm in Geldangelegenheiten, oder verschafft ihm einen ansehnlichen Posten. Der Klient muss dafür seinem Patron treu sein und ihn unterstützen. Es ist üblich, dass der Klient bei Wahlen seine Stimme nach dem Wunsch des Patrons abgibt. Er hat auch auf den Rat seines Patrons zu hören und bei wichtigen Anglegenheiten sich mit ihm abzusprechen. Auch muss er ihm dem einen oder anderen Dienst erweißen. Also zum Beispiel den Sohn eines anderen Klienten eine Arbeit geben, wenn der Patron es wünscht. Der Klient ist also der Gefolgsmann des Patrons.


    sagte Modestus und ging weiter durch den Säulengang. Inzwischen hatten sie ihn einmal durchlaufen und waren wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt, doch Modestus lief weiter.


    "Ich habe dich herkommen lassen, weil ich unter Umständen will, dass du für mich arbeitest. Du leistest doch ... Auftragsarbeit?"


    sagte Modestus und lies es absichtlich schwammig, was genau er von Catuobus wollte. Zum einen wollte er keine Dummköpfe anheuern. Er sollte schon klug genug sein um zu verstehen worum es ging. Zum anderen vermied er es so, dass man ihm irgendetwas anhängen konnte. Es war zwar nicht so, dass irgender dem Peregrinus eher glauben würde als ihm, einem Senator, aber er brauchte auch keine üblen Gerüchte im Umlauf. Im Zweifelsfall ging es nur um einen besonders großen Auftrag für Brot und Gebäck. Den gab es auch, aber das war eine andere Sache.


    Perseus
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    "Salve. Ich bin im Auftrag des Senators Kaeso Annaeus Modestus da und habe eine Nachricht von ihm für Senator Manius Tiberius Durus. Mein Dominus dankt deinem Dominus für die Einladung und lässt ausrichten, dass er kommen wird."


    erklärte Perseus dem Ianitor und wartete noch einen Moment, falls der Ianitor nicht eingeweiht war und ersteinmal nachfragen musste, worum es ging. Danach würde er sich wieder auf den Rückweg machen.


    Perseus
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    Gegen Nachmittag kam Perseus zur Villa Tiberia. Sein Dominus Annaeus Modestus hatte ihn zu den Tiberiern geschickt um eine verbale Antwort auf die Einladung des Tiberius Durus zu überbringen. Und so klopfte er an die Tür.

    Immernoch in Begleitung der Opferdiener kam Modestus nun zur Casa Vesscularia. Er selbst hatte den Weg nicht gekannt, aber glücklicherweiße war das bei einem der Popae anders. Nun also vor der Casa des Praefectus Urbi schickte er einen Popae zur Tür, der laut anklopfte. Hoffentlich war er zu Hause, denn Modestus hatte nicht die geringste Lust, das Opferfleisch am nächsten Tag abzuliefern. Das würde keinen guten Eindruck machen.

    Nachdem die Wachen am Tor sich unverschämterweiße nicht gleich um ihn kümmerten, hatte Modestus Zeit zum nachdenken und ihm viel ein dummes Detail auf. Alle, die eintreten wollten wurden auf Waffen untersucht. Aber die Berührung der Soldaten würde ihn verunreinigen! Rituell zumindest und für den heutigen Abend war noch das zweite Opfer an Apollo angesetzt! In der knappen Zeit an diesem Abend würde er kaum die Zeit haben die Reinigungsritualle erneut zu vollziehen. Ganz zu schweigen von dem Bild das machen würde. Da kam ihm eine Idee.


    "Eine Unverschämtheit einen Quindecemvir mit einem so ehrvollen Geschenk am Tor warten zu lassen! Mancher würde sogar von einem Frevel sprechen! Eure Vorgesetzten werden davon erfahren!"


    sagte Modestus mit gespieltem Zorn und wandte sich zum Gehen. Er hatte sein Gesicht gewahrt und im Haus des Salinator würde man ihn sicherlich nicht durchsuchen.

    Ad Consul
    Gnaeus Afranius Dexter


    Salve Consul,


    hiermit möchte ich meine Kandidatur zum Aedilis Plebis für die Wahl ANTE DIEM V ID OCT DCCCLIX A.U.C. bekanntgeben. Ich bitte daher auch in dieser Sache vor dem Senat sprechen zu dürfen.


    Vale,


    gez. Kaeso Annaeus Modestus


    Modestus kam in Begleitung von sechs Männer zur Porta Praetoria. An ihrer zeremoniellen Kleidung konnte man erkennen, dass zwei von ihnen Camilli und die weiteren vier Popae waren. Modestus selbst trug die Tracht der Quindecemviri und damit auch einen Kranz auf dem Kopf. Er und die Opferhelfer kamen gerade von einem Opfer an Apollo, um für die baldige Genesung des Kaisers zu bitten. Das Fleisch der Opfertiere war bereits zerteilt und gekocht worden und das beste Stück davon ging normalerweiße an den Kaiser höchst selbst, doch der weilte in Misenum. Daher würde der zweite Mann in Rom, Potitus Vescularius Salinator, in den Genuss des Opferfleischs kommen. So hatte das Collegium beschlossen. Am Tor angekommen trat einer der Popae vor.


    "Der Quindecemviri Kaeso Annaeus Modestus kommt um den Praefectus Urbi zu sehen und ihm als stellvertreter des Imperator Caesar Augustus in Rom ein Sportula zu überreichen."


    Appius Vitellus
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    Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Messer in den Händen von Appius auf. Doch er blieb vollkommen ruhig und anstatt mit dem Messer auf den Kerl loszugehen reinigte er sich die Fingernägel. Das machte er öfters, denn es war eine gute Ausrede ein Messer in der Hand zu haben. Vitellus, der seinen Kumpan sehr gut kannte, wusste, dass Appius etwas nicht passte und er drehte sich um und täuschte ein Gähnen vor als er die Menge nach potentiellen Gefahren absuchte. Sie hatten nicht so lange und erfolgreich als Sicarii überlebt indem sie unvorsichtig waren und sich von jedem schmierigen Kuhdieb überlisten hatten lassen. Davon abgesehen ging es heute um viel. Die Hauptmänner besprachen sich und wenn sie sich nicht verstanden, dann konnte es Krieg geben. Wer sagte also, dass der Labersack nicht von der Konkurenz kam, mit dem Auftrag Appius und ihn auszuschalten?


    "So so Bürschchen, das glaubst du also? Bist wohl nicht von hier oda?"


    fragte Appius harmlos und gespielt freundlich. Er übernahm in der Regel das Reden, denn er war der Klügere von Beiden. Leider neigte er auch zu Wutanfällen und dann wurde es ganz schnell ungemütlich. Vitellus sah sich mittlerweile anscheinend gelangweilt weiter um. Ihm fiel der Bettler wieder auf, der ihm vorher so komisch vorgekommen war. Er überlegte gerade nocheinmal warum, da bemerkte er, dass der Kerl immerwieder herüberschaute. Nicht zu ihm, aber zu dem Kerl der Appius ansprach. Und dann fiel ihm noch ein Anderer auf. Der war schon vorhin bei dem Labersack gewesen und auch jetzt war er in der Nähe. Das passte ihm garnicht. Er stupfte Appius mit zwei Fingern in die Hüfte, als wollte er nur kurz seine Aufmerksamkeit erlangen. Das war ihr Signal dafür, dass es eventuell Ärger geben würde.


    "Hey Appi ich geh mal was trinken."


    sagte Vitellus lapidar und Appius nickte nur nachdenklich. Dann wandte er sich wieder dem Labersack zu und lächelte sein schiefes Lächeln. Vitellus ging dann auch tatsächlich zu einer der improvisierten Theken und trank einen Becher sauren Wein. Falls man ihn tatsächlich beobachtete. Es war auf jeden Fall Zeit die Verstärkung zu hollen. Falls die Kerle tatsächlich einem der anderen Hauptmänner angehörten und Ärger machen wollten, dann würden sie jeden Mann brauchen. Und bis zu seiner Rückkehr würde Appius auf jeden Fall durchalten.

    "Nun ich dachte, dass du eventuell einen Vertreter in Rom hast, der sich um den Abverkauf der waren kümmert. Aber gut, dann werde ich meinen Mann nach Mantua schicken. Bevor ich aber nun Platz für den nächsten Klienten mache, wollte ich nur noch anmerken, dass ich demnächst den Praefectus Urbi aufsuchen werde. Falls er noch Fragen wegen der Hispaniasache hat und um herauszufinden, wie er zu meiner Kandidatur steht. Vielleicht lässt er sich ja davon überzeugen, mich zu unterstützen, Patron."


    erklärte Modestus abschließend und wartete noch ab ob sein Patron noch etwas ansprechen wollte, oder ob er ihn entlies.


    Appius Vitellus
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    Vitellus hatte dem Bettler eigentlich schon eine Tracht Prügel verpassen wollen, denn eigentlich kannte er die meisten Bettler aus dem Viertel, die auch sehr wohl wussten, dass sie von ihm nur eine Münze zu erwarten hatten, wenn sie etwas für ihn hatten. Einen kleinen Hinweis oder Ähnliches. Doch der Mann war anders. Und auch recht gut angezogen. Zumindest für Einen der bettelte. Wohl ein besonders dreister Kerl, dachte Vitellus und da nun die Kämpfer vorgestellt wurden, verfolgte er den Kerl nicht weiter.
    Appius war natürlich für Ultor und wettete auch gleich drei ganze Sesterzen auf des Frettchen, das im Gegensatz zu Orcus recht mickrig wirkte, doch Appius favorisierte immer die Kleinen. Dennoch war er vorsichtig und aufmerksam. Im Gedränge konnte man immer schnell mit einem Messer im Rücken enden und sie mussten auf jeden Fall das Signal des Hauptmanns bemerken, wenn es denn kam. Und dann würde es erst richtig losgehen.

    "In der Tat."


    meinte Modestus nur und trank wieder einen Schluck aus seinem Becher. Nachdem Florus nun Aelius Quarto als Patron erwählen wollte, hatte Modestus sich seine endgültige Meinung über die Karriere seines Vetters im Senat gemacht. Sie war ein Fehler, denn mit dem Patron, seiner bisherigen Karriere als Mann des Kaisers und der derzeitigen Lage der Dinge, hätte er ohne Probleme eine hohen Posten in der kaiserlichen Kanzlei und später sogar die Leitung übernehmen können. Und diese Posten brachten weit mehr Macht mit sich. Oder zumindest verschafften sie einem sehr viel einfacher. Aber Florus hatte seine Wahl getroffen und damit war die Sache beendet.


    Appius Vitellius
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    Die beiden ehemaligen Gladiatoren und jetztigen Sicarii Appius und Vitellus waren auch durch die dunklen Gassen zum Rattenkampf gekommen, denn ihr Hauptmann, der alte verkrüppelte Glocta, würde an einem Treffen teilnehmen und wollte für den Fall der Fälle etwas Rückendeckung dabei haben. Unter ihren recht schmutzigen Paenulae trugen sie neue Tuniken, denn erst vorgestern hatte die Beiden einen Schneider überfallen und fette Beute gemacht. Selbstverständlich waren sie nicht unbewaffnet, doch neben ihren Sicae hatte Vitellus noch einen bronzebeschlagenen Knüppel und der kleinere Appius noch ein Gladius unter ihren Mänteln verborgen.
    Als sie an der Arena angekommen waren, schlenderte Appius ersteinmal zu einer improvisierten Theke, die unsachgemäß aus einigen Brettern und Kisten zusammengezimmert worden war. An einer Seite war ein Becher, der mit einer Kette an der Theke befestigt worden war, damit er nicht gestohlen werden konnte. Nachdem Appius eine As auf den Tisch geschnippt hatte, füllte der Mann hinter dem Tisch den Becher mit billigem Wein. Appius trank schnell aus, lies den Becher dann achtlos fallen und ging zurück zu Vitellus, der schon für ganz passable Plätze gesorgt hatte indem er zwei junge Burschen mit einigen Tritten verscheucht hatte. Langsam liesen sie dann ihre Blicke über die übrigen Anwesenden streifen, denn sie waren schließlich nicht zu ihrem Vergnügen da. Zumindest nicht nur.