Beiträge von Quintus Octavius Vocula

    Sim-Off:

    Hab mich schon gewundert, weil das Leder nicht zu deiner ersten Beschreibung gepasst hat ;)


    Und weiter stach ich auf den Gegner zu. Immer mehr manifestierte sich in mir der Gedanke, dass dieses Holzpflöckehauen uns nicht wirklich auf die Schlacht vorbereitete, denn ein echter Gegner war wohl doch etwas anderes. Der bewegte sich und griff selbst an.


    Als der Centurio weg war, machte ich wieder ein bisschen langsamer weiter. Ich beschloss, dass ich das mit mir und meiner frischgebackenen Soldatenehre schon vereinbaren konnte. ;)


    Da erinnerte der Centurio an die Deckung. Stimmt ja, ich hatte ja ein Scutum in der anderen Hand. Allerdings wusste ich nicht, wie man Schwert und Schild zusammen benutzen sollte. Also probierte ich es einfach ganz automatisch. Zustechen, Decken. Zustechen, Decken.

    Na klar. Wie sollte es auch anders sein: Der Centurio kam natürlich gleich wieder auf mich zu. Irgendwie musste ich sein besonderer Liebling sein. Ich fragte mich, ob er mich besonders schätzte, besonders verachtete oder beides.


    Kurz hielt ich ein und nahm die Gelegenheit wahr um ein wenig Puste zu holen.


    "Jawohl, Centurio Petronius! Ich werde mich bemühen, Centurio Petronius!" rief ich im Soldatenton und machte mich wieder ans Werk.


    Solange der Centurio da stand, stach ich besonders bemüht auf meinem Holzgegner ein. Gar nicht so leicht, das Leder zu durchstechen. Eigentlich wirklich mühsam. Ich legte all meine Kraft in den Arm und stach zu und tatsächlich: Ich war durch. Wäre das ein Germane gewesen, wäre er jetzt tot. dachte ich mir aber gleich darauf kam mir selbst die Antwort: Wäre das ein Germane gewesen, er hätte mich schon dutzende Male getötet, bevor ich so weit kam.

    Voll bepackt und in marschmäßig gekleidet schwitzte ich mich im Tross durch die frühsommerliche Landschaft Germaniens und beneidete die Offiziere hoch zu Pferde (obwohl mein Zenturio einem Maultier Vorzug zu geben schien.)


    Bisher hatte ich von der Legion wenig mitbekommen außer den Barracken und den endlosen Übungen auf dem Exerzierplatz. Marschieren war noch nicht auf dem Programm gestanden und entpuppte sich als schwieriger Durchhaltewettbewerb. Aber das war wohl genau das, wozu die Truppe uns animieren wollte. Denn eigentlich sah ich ansonsten keinen besonderen Sinn darin, zu Fuß durch die Pampa zu marschieren, wo man uns doch mit Hilfe von Wägen viel schneller nach Confluentes hätte transportieren können.


    Meine Kehle war trocken, meine Tunica unangenehm durchgeschwitzt und die Tragegurte meines Rucksacks schnitten sich in meine Schultern. Aber dennoch genoss ich den Marsch sogar. Lang war es her, da ich das Lager das letzte Mal verlassen hatte und hier spürte ich sowas wie Freiheit. Und die wilde Natur des Landes war wunderschön.

    Nein! Scuta! Schon wieder! Naja, da musste man durch! Ich schleppte mich mehr zu den Stapel, aber da ich versuchte, mir meine Schlappheit nicht anmerken zu lassen und eine aufrechte Haltung bewahrte, verkrampften sich meine Rückenmuskeln ganz fürchterlich. Wehmütig dachte ich an meine Jugendzeit zurück.


    Dann stellte ich mich mit dem Scutum hin und hörte den Centurio zu. Schwertkampf! Normalerweise hatte ich sehnsüchtigst darauf gewartet. Aber heute. Meine Rückenmuskeln drehten sich fünfmal um sich selbst, als sie das Wort "Pilum" hörten. Reiss dich zusammen!" sagte ich zu mir selbst.


    Als wir die kleinen Holzschwerter gekriegt hatten ging ich auch zu einem der Pfähle und fing an, darauf einzustechen. Peinlich genau beachtete ich dabei die Aussagen des Centurio. Ich schlug nicht zu sondern stach, immer auf den "Kopf" und auf die "Brust". Alles in allem gar nicht schlecht, ein bisschen langsam vielleicht und normalerweise kämpft man auch nicht gegen Holzüfähle.

    Natürlich war auch ich nicht erholt. Im Gegenteil: Die Schmerzen in meinem rechten Arm waren über Nacht wegen des Liegens auf den unbequemen Pritschen noch schlimmer geworden.


    Deshalb bereiteten mir die Liegestützen, obwohl ich mich in meiner Zeit in der Armee bereits vom schmalen Crispus zum Athlethen entwickelt hatte, einige Schwierigkeiten. Die ersten fünf gingen noch einigermaßen aber ab dann wurde es einfach nur noch zur Qual, am Ende zum Durchhaltewettbewerb.


    Allerdings ging es meinen Kameraden ähnlich. Das stöhnen und ächzen, die lanqsamen Bewegungen der am Boden sich auf und ab Quälenden hatten nicht viel mit dem zu tun, was man sich unter den Männern der glorreichen Legio II normalerweise vorstellte.

    Ich dachte schon, ich hätte es geschafft für diesen Tag, da brüllte der Centurio den nächsten Befehlt. Zwar hatte ich mir eigentlich vorgenommen, ein ordentlicher Teil der Truppe zu werden, aber mein rechter Arm schmerzte und brannte und ich konnte mir nicht vorstellen, ihn jemals wieder benutzen zu können. Deshalb schielte ich ein wenig mit Widerwillen auf die Scuti, die dort so schön aufeinandergelegt am Rand lagen und in der Sonne blitzten.


    Etwas verärgert, aber mir gleichzeitig gut zuredend ging ich zu den Schilden und nahm mir eins. Und natürlich stellte ich mich in die Reihe und warf.

    Kaum war ich einmal ganz zufrieden mit dem was ich tat, da fing es auch schon gleich wieder an. Jetzt setzte ein richtiger Gewaltmarsch ein. Werfen. Aufsammeln. Werfen. Aufsammeln. Aber ich folgte der Übung mit eiserner Disziplin. In der Schlacht musste ich das auch beherrschen.


    Also warf ich und sammelte auf.


    Langsam begann mein rechter Arm, zu schmerzen und der Schweiß tropfte aus allen Körperstellen. Aber ich beachtete es nicht. In meinem Geist war Leere. Wie eine machina funktionierte ich nun, an nichts mehr denkend, nur noch hastend und die Befehle des Centurio befolgend.


    Das war wohl die Art und Weise wie man sich als Soldat in der Schlacht fühlen sollte...

    Und noch ein Versuch! Ich schritt wieder vor, zog meinem Pilum aus dem Boden, ging zurück in die Reihe, stellte mich auf, nahm Anlauf und warf!


    Diesmal richtig!


    Der Speer zischte wie ein Pfeil nach vorne und ging weit hinter der Linie des Centurios zu Boden, wo er im Sand stecken blieb. Wäre ein germanischer Krieger dort gestanden, er wäre jetzt schön aufgespießt worden.

    Ich trottete zu meinem Speer, der zum Glück nicht allzu weit gekommen war, hob ihn auf und ging zurück in die Reihe.


    Ich versuchte, noch mehr als beim ersten Versuch, Gefühl für den Speer zu bekommen und beachtete die Anweisungen des Centurio noch genauer.


    Dann setzte ich an, nahm drei Schritte Anlauf und schleuderte das Ding in die Luft. Und tatsächlich flog es schon um einiges besser, als beim ersten Mal.


    Zufrieden stellte ich mich wieder in die Reihe. Das Pilum flog zwar nicht so gut wie beim Centurio aber immerhin.

    Ich nahm das Pilum so wie der Centurio es gezeigt hatte. Gar nicht so einfach. Das Ding war schwer zu halten und zu balancieren, nicht so wie ein Stein oder so. Aber ich schaffte es trotzdem irgendwie, loszulaufen und den Speer abzufeuern. Elegant sah die Wurfbahn aber auf keinen Fall aus. Ich stellte mich wieder zurück in die Reihe und wartete auf den nächsten Versuch.

    Mittlerweile hatte ich mich an die frühmorgendlichen Appelle gewöhnt. Mein ganzer Tagesablauf war jetzt gleichgeschaltet mit dem der gesamten Legion: Morgens früh raus auf den Exerzierplatz, dann Üben und Schuften, Üben und Schuften und am Abend erschöpft aufs Bett fallen. Langsam war ich sogar so weit, den Morgen zu genießen.


    Die Sonne schien und ein angenehmer, kühler Wind zog durch die frische Frühlingsluft. Ich strahlte.


    Kaum war ich auf dem Exerzierplatz angekommen und stand in meiner Reihe, da ging es auch schon los. Zwei Runden und natürlich bemerkte ich die Leute mit den Paddeln. Ich schmunzelte in mich hinein. Die Paddel würden mich sicher nicht erreichen.


    So lief ich los, zügig aber nicht zu schnell. Immer darauf bedacht, in der Reihe zu bleiben, nicht zurück zu fallen und keinen zu überholen. So schaffte ich die zwei Runden ohne weitere Schwierigkeiten. Am Ende des Laufes war ich zwar immer noch abgehetzt und schweißverklebt und meine atemlose Lunge stach, aber gleichzeitig umschloss mich ein warmes Gefühl des Wohlseins.

    Ich stand auf und sagte:


    "Warum rückt die hintere Centurie der Manipel erst bei der Schlacht nach vorne und nicht schon beim Anmarsch? Und auf der zweiten Tafel finde ich nur das Signum und den Cornicen von der ersten Centure?"


    und fügte natürlich noch hinzu:


    "Centurio Petronius."


    Sim-Off:

    Letzteres kann aber auch ein Problem der graphischen Darstellung auf meinem Bildschirm sein. Auf jeden Fall sehe ich alles doppelt bzw. im zweiten Bild 1 1/2 fach.

    Das konnte ich eigentlich ganz gut nachvollziehen. Auf der Tafel sah das zumindest ganz einfach aus. Und irgendwie machte es auch Sinn. Nur eine Sache war mir noch etwas unklar. Allerdings traute ich mich nicht, mich zu melden und in Kauf zu nehmen, erneut unangenehm aufzufallen. Dann entschloss ich mich aber doch, nachzufragen. Sicherlich würde der Centurio einem Fragenden nicht böse sein und vielleicht konnte ich Pluspunkte gewinnen, nach der Aktion von vorhin. Also meldete ich mich.

    Das klang alles sehr kompliziert aber ich würde mich daran gewöhnen. Innerlich verfluchte ich, dass ich keine Tabula bei mir hatte um das alles aufzuschreiben. Und nach einer zu Fragen traute ich mich auch nicht. Auf Latrine hatte ich gar keine Lust. Naja, wahrscheinlich würde sich das in der Praxis eh schnell einbürgern.


    Also schüttelte ich, wie die meisten meiner Kameraden, nur den Kopf.

    Betreten blickte ich Centurio Petronius an und hoffte, dass er sich möglichst schnell wieder den anderen widmete. Aber die Zeit schien nicht angehalten worden zu sein und die Schelte des Centurios nahm kein Ende für mich, zumindest in meinem subjektiven Empfinden.


    Nachdem er sich endlich wieder abgewendet hatte, um das letzte Kästchen zu erklären, wobei er auch wiederum nur Dinge erzählte, die ich und wahrscheinlich alle meine Mitprobati sowieso schon lange aus dem Lageralltag kannten, begann ich die Zeit zu nutzen um ein wenig Nachzudenken:


    Irgendwie wollte mir hier nichts gelingen. Immer wenn ich etwas machte, etwas anfasste, machte ich es falsch. Mein ganzes bisheriges Leben bei der Legion war ein einziger Weg voller Fehler und Unzulänglichkeiten. Dabei bemühte ich mich doch wirklich.


    Nein! Ich bemühte mich nicht wirklich! erklang dann eine andere Stimme in meinem Kopf. Ja, ich machte bei den Übungen mit, ich trainierte, ich lernte. Aber innerlich war ich nie wirklich dabei. Innerlich sah ich alles, was ich in der Legio tat entweder als eine Art Spiel oder eine Art Strafe. Mein Körper spielte mit, aber mein Wille nicht. Das, beschloss ich jetzt, musste sich ändern.


    Ich hatte mich entschieden, in die Armee einzutreten, nicht weil ich musste, weil ich Geld brauchte oder mein Vater es mir befahl, nein, nur aus Langeweile. Ich war ein kleiner, reicher und verwöhnter Sohn aus gutem Hause. Mein ganzes Leben lang dachte ich mir, mir alles leisten zu können und über dem Rest der Welt zu stehen.


    Dieser Quintus Octavius Vocula war es auch, der sich die ganze Zeit im Inneren gegen die Befehle der Offiziere, gegen den rauhen Alltag der Legion aufbegehrte. In diesem Moment beschloss ich, dass jener Vocula, der vorlaute reiche Bengel, Platz machen musste für den Legionarius Octavius, einen Kämpfer, der die Dinge hinnimmt und trotzdem fest sein Leben meistert.


    Als der Centurio mit seiner Erklärung zu Ende war, brüllte ich mit den anderen das obligatorische "Jawohl, Centurio Petronius!" mit. Dieses Mal meinte ich es allerdings das erste Mal ernst.