Betreten blickte ich Centurio Petronius an und hoffte, dass er sich möglichst schnell wieder den anderen widmete. Aber die Zeit schien nicht angehalten worden zu sein und die Schelte des Centurios nahm kein Ende für mich, zumindest in meinem subjektiven Empfinden.
Nachdem er sich endlich wieder abgewendet hatte, um das letzte Kästchen zu erklären, wobei er auch wiederum nur Dinge erzählte, die ich und wahrscheinlich alle meine Mitprobati sowieso schon lange aus dem Lageralltag kannten, begann ich die Zeit zu nutzen um ein wenig Nachzudenken:
Irgendwie wollte mir hier nichts gelingen. Immer wenn ich etwas machte, etwas anfasste, machte ich es falsch. Mein ganzes bisheriges Leben bei der Legion war ein einziger Weg voller Fehler und Unzulänglichkeiten. Dabei bemühte ich mich doch wirklich.
Nein! Ich bemühte mich nicht wirklich! erklang dann eine andere Stimme in meinem Kopf. Ja, ich machte bei den Übungen mit, ich trainierte, ich lernte. Aber innerlich war ich nie wirklich dabei. Innerlich sah ich alles, was ich in der Legio tat entweder als eine Art Spiel oder eine Art Strafe. Mein Körper spielte mit, aber mein Wille nicht. Das, beschloss ich jetzt, musste sich ändern.
Ich hatte mich entschieden, in die Armee einzutreten, nicht weil ich musste, weil ich Geld brauchte oder mein Vater es mir befahl, nein, nur aus Langeweile. Ich war ein kleiner, reicher und verwöhnter Sohn aus gutem Hause. Mein ganzes Leben lang dachte ich mir, mir alles leisten zu können und über dem Rest der Welt zu stehen.
Dieser Quintus Octavius Vocula war es auch, der sich die ganze Zeit im Inneren gegen die Befehle der Offiziere, gegen den rauhen Alltag der Legion aufbegehrte. In diesem Moment beschloss ich, dass jener Vocula, der vorlaute reiche Bengel, Platz machen musste für den Legionarius Octavius, einen Kämpfer, der die Dinge hinnimmt und trotzdem fest sein Leben meistert.
Als der Centurio mit seiner Erklärung zu Ende war, brüllte ich mit den anderen das obligatorische "Jawohl, Centurio Petronius!" mit. Dieses Mal meinte ich es allerdings das erste Mal ernst.