Beiträge von Quintus Octavius Vocula

    Na, das war ja mal wieder klar. Kaum dass ich saß, war ich an der Reihe und durfte mich mit diesem Schaubild auseinandersetzen. Angestrengt dachte ich darüber nach. Dann verstand ich, was es mir wohl sagen wollte. Schließlich war ich nun lange genug bei der Truppe, um mich im Aufbau einigermaßen auszukennen. Zögernd, aber dann immer schneller und sicherer antwortete ich:


    "Der große obere Balken ist die Legion. Die mit den Nummern versehenen Kästchen müssen die X Kohorten einer Legion sein. Unter der I ist die erste Kohorte dargestellt, aufgeteilt in V Centurien. Das Kästchen unter der IV. Kohorte zeigt die Aufteilung in VI Centurien."


    Dann hielt ich kurz inne und fing an, zu klugscheißern:


    "Die erste Kohorte einer Legion besteht nämlich aus V Centurien zu je 160 Mann, während die II. bis X. aus VI Centurien zu je 80 Mann bestehen."


    Ich hatte allerdings keine Ahnung warum das so war, wahrscheinlich war die I. Centurie etwas besonderes. Die Jungs der I. Centurie geben auch immer so an, das könnte schon sein.


    Mit dem letzten Teil des Schaubildes war ich erst einmal überfragt. Ganz spontan, ohne dass ich es selbst mitkriegte, meinte ich:


    "Und das letzte Kästchen ist die Germanenhorde, die wir aufmischen!"


    Großer Fehler! Ganz großer Fehler! Meine Kameraden lachten allesamt laut los. Ich verfluchte mich selbst, diesen Scherz gemacht zu haben. Das würde sicher Konsequenzen nach sich ziehen. Heiterkeit war alles andere als gern gesehen bei der Ausbildung. Kleinlaut, in einem letzten Versuch, die Situation für mich zu retten, meinte ich:


    "Äh... Ich meinte natürlich, der Mannschaftsaufbau...Centurio und 80 Mann mit Offizieren..."

    Ja, ja, ist ja gut dachte ich mir, als der Centurio mich zusammenstauchte, nur weil ich mal kurz den blöden Scutum losgelassen hatte. Mürrisch hob ich ihn wieder und transportierte ihn zur Horrea. Auf dem Weg lachten mich noch ein paar Legionäre aus und machten blöde Sprüche über Probati, die den Schild so unbeholfen tragen. Mein Elan für den heutigen Tag war mal wieder total am Boden.


    Dennoch trottete ich dann irgendwann wieder zurück, zumindest konnte ich heute noch mit dem Schwert kämpfen! Ich rannte also zurück zu dem Gebäude, wo der Centurio mich erwartete. Dann kam mir ein Gedanke: Warum sollten wir eigentlich kein Gladium in der Horrea holen? Ich wurde misstrauisch, als ich das Gebäude betrat.


    Und tatsächlich: Ich fand mich in einen Unterrichtsraum wieder! Der schlimmste Ort der Mater, den man sich vorstellen kann. All die Stunden der Frustration beim Pauken griechischer Vokabeln und Grammatiken, all die Entzifferungen langweiligster Schriftstücke, verfasst von alten Männern, die mit den von ihnen beschriebenen Helden nichts gemeinsam hatten. Ich flehte Fortuna an, mich hier möglichst schnell wieder rauszubekommen.


    Aber Fortuna hatte wohl gerade was anderes zu tun. Deswegen setzte ich mich resignierend auf Befehl des Centurio.

    Uff! Endlich konnte ich den blöden Schild ablegen. Ich befolgte die Befehle des Centurio und stellte mich mit meinen Kameraden diszipliniert in eine Reihe und salutierte. Bestimmt werden wir jetzt das Kämpfen mit dem Schwert lernen, dachte ich mir voller Freude, schließlich redete der Centurio was von Angriff und Verteidigung. Hoch motiviert marschierte ich also mit der Kolonne dem Zenturio hinterher. Merkwürdig, dass das Schwerttraining nicht auf dem Exerzierplatz stattfindet dachte ich dabei. Dass es einen anderen Platz zum trainieren gab, wusste ich nämlich nicht.

    Ich nahm den umständlichen Schild nochmal in die Hände und betrachtete ihn genauer. Das war wohl die Metallringe, die der Optio meinte. Ach, und so rum musste ich hineinschlüpfen! Ich blickte auf den Optio. Ja, so sah das bei ihm auch aus. Nochmal probierte ich und es fühlte sich schon richtiger an. Glücklich über diesen Anfangserfolg probierte ich jetzt auch die Stellung, was sicherlich dämlich aussah, aber mir genügte es fürs erste. Jetzt musste nur noch der gladius dazu kommen und der Tag war gerettet.

    Die Reden des Alten und des Neuen fanden ihre Wege in mein eines Ohr hinein und aus dem anderen wieder raus. Was nützten mir auch erbauliche Reden, wenn ich jeden Tag schuften musste, während die feinen Herren an ihren Schreibtischen saßen und Leckereien in sich reinstopften.


    Aber der Aufmarsch beeindruckte mich dagegen ungemein. Tausende von Legionären, gereiht und geordnet in feinster Uniform strammstehend! Genial. So schrie ich mit der Masse mit:


    "ROMA VICTRIX!"

    Na wenigstens mal raus aus der Kaserne, das ist ja immerhin etwas! Dass dieses etwas auch mit schwerer Arbeit zu tun hatte, konnte ich mir allerdings denken. Zumindest war ich wirklich froh, mal etwas vom germanischen Frühling zu sehen, obwohl ich mir den wirklich nicht vorstellen konnte. Wahrscheinlich war er graugrün...


    "Jawohl, Centurio Petronius!" rief ich, um zu zeigen, dass ich alles verstanden hatte.

    Ich versuchte mit dem Ding in meiner Hand, Optio Artorius' Stellung einigermaßen zu kopieren, denn es war wirklich nicht einfach, mit dem Ding umzugehen. Insgeheim wunderte ich mich, warum nicht alle Legionäre mit andauerden Verkrampfungen in ihrem linken Arm herumliefen. Ich konnte mir zumindest überhaupt nicht vorstellen, wie mit diesem Ding eine Schlacht zu schlagen war.

    Und wieder ein weiterer Tag, eine weitere Plackerei. Im Kopf strich ich noch einen Tag aus dem Kalender, der mein elendes Leben als Probatus markierte. Hoffentlich war das bald zu Ende und ich konnte wie die anderen Legionäre den Tag mit Nichtstun und Ausflügen in die lokalen Tavernen herumbringen...


    So zog ich mich schnell an und lief zum Porticus.


    Sim-Off:

    ...der wo ist?

    Fast wollte ich einwerfen: "Ist ja alles schön und gut, Optio Artorius. Aber gibt es nicht auch Schilde, die einfacher zu tragen sind?" Das Ding war nämlich alles andere als handlich und ich konnte mir nicht so wirklich vorstellen, wie man es richtig halten, geschweige denn, damit kämpfen sollte. Aber gut, das wollte uns der Optio vermutlich jetzt beibringen. Deshalb rief ich lieber mit den anderen:


    "Nein, Optio Artorius!"


    und wartete, was als nächstes kommen würde...

    Nein, das Lied kannte ich nicht, denn bisher war noch nie jemand in meiner Familie auf die dumme Idee gekommen, zur Armee zu gehen, soweit ich mich erinnern konnte. Ich marschierte also mit, sagn und hatte dabei ein eigenes, kleines Liedchen im Kopf, das von homoerotischen Verhältnissen im Offiziersstab handelte.


    Nach der Runde um den Platz hörte ich den nächsten Befehl. Umgang mit dem Scutum? Hatte ich da richtig gehört? Nicht "Schinderei", "Plackerei" oder "sinnlos Probati fertig machen"?


    Heute musste der Centurio einen echt guten Tag haben. Ich beeilte mich, meine Ausrüstung zu holen- bevor der Centurio es sich noch anders überlegen würde...

    Mal wieder ein toller Morgen. Bei der Armee sorgte man wirklich bestens dafür, dass alles sch****e ist. Zumindest hatten sie mich schon soweit gebracht, diesen ekligen germanischen Winter dem Frühling vorzuziehen, welcher mit noch weniger Schlaf und sengender Sonne auf den vom gestrigen Kampf geschwollenen und gedrückten Gliedern. Na gut, für die Schwielen war ich selbst verantwortlich, das musste ich zugeben. Aber der Muskelkater war doch Schuld der Armee. Gut, früher hatte ich jeden Morgen einen ganz anderen Kater, aber da schlief ich auch noch um diese Zeit und konnte ihn mir des Morgens mit einem Konterbier wegtrinken.


    Zumindest schien es heute etwas ruhiger zuzugehen. Marschieren! Die wohl dümmlichste aller Disziplinarformen, Sinn gleich null aber es macht einen schöneren Eindruck auf das am Straßenrand stehende Volk, wenn es des Kaisers Legionen bestaunte als die Horde ungehobelter Halbgermanen, die wir eigentlich durch Schinderei und Latrinendienst geworden waren. Ja, wirklich, mittlerweile konnte ich mich mit diesem rauhen Land ernsthaft identifizieren.


    Mittlerweile wusste ich, wie die Dinge liefen, also stand ich, korrekt gekleidet und ordentlich stehend pünktich auf dem Exerzierplatz und marschierte geordnet mit meinen Kameraden los.

    "Als ob er uns befehlen könnte, zu spielen oder nicht..." murmelte ich, nachdem der Optio die Türe zugeschlagen hatte.


    Dann würfelte ich. Verdammt! Böse grinsten mich die Punkte auf den Zahlen an. Das war wirklich kein guter Wurf... Unwahrscheinlich, dass ich damit durchkommen würde. Und auf Latrinendienst hatte ich echt keine Lust, das sollte Crassus mal lieber selber machen.


    Damit war mein Plan beschlossene Sache:


    "Jungs, was haltet ihr davon, wenn wir woanders weiterspielen? Ich denke da an eine richtige Taberna mit Wein und Weib..."

    Und auf die blutige Nase musste der Optio auch gar nicht lange warten, denn ich platzierte meine Faust schön ins Gesicht meines Kampfpartners, dass es sich gewaschen hatte. Der wiederum ließ sich nicht lumpen und stieß mir seinen mit Sand, Schweiß und neuerdings auch Blut verkrusteten Kopf mitten in die Magengrube, wodurch ich nach hinten kippte, was er schamlos ausnützte, um über mich herzufallen. Er schmiss sich auf mich und klopfte auf mich ein. Ich zog dann wiederum mein Bein, was mir einen harten Treffer in sein Allerheiligstes einbrachte. Jetzt war ich wieder an der Reihe.


    Dabei stellte ich mir die ganze Zeit vor, mein Gegner wäre der Centurio.


    Grinsen mussten wir aber beide bei dem Kampf und ich bemerkte zum ersten Mal, dass Prügeleien auch ohne Wein Spaß machen konnten und dazu, dass die Armee auch ihre guten Seiten hatte...

    Kaum saß ich da und schüttelte den Würfelbecher, flog auch schon die Türe mit einem lauten Rumms! auf und Optio Reatinus kam rein. Mitgebracht hatte er natürlich wieder seine typischen Witze, die ungefähr so lustig waren wie zwei Wochen Latrinendienst und so seelisch aufbauend wie 50 Runden um den Exerzierplatz im Regen. Und dann kam auch schon der kritische Blick in das bisschen Privatsphäre, dass einem hier noch erhalten blieb.


    Äußerlich blieb ich dennoch ganz ruhig, legte den Würfelbecher ab und stellte mich mit meinen Kameraden gerade hin, um den Optio zu begrüßen. Innerlich hingegen gärten in mir Phantasien, in denen Vorschlaghämmer eine wichtige Rolle spielten.


    "Wir spielen nicht um Geld Optio Reatinus!" antwortete ich- etwas voreilig, wie mir schnell ins Bewusstsein kam. Am besten war es nämlich gewohnheitsgemäß, erst abzuwarten, ob nicht ein anderer Trottel schneller antwortete. Beim Antworten war es nämlich immer schwer, irgendwas richtig zu sagen. Zumindest konnte ich mir das "Wir spielen zum Vergnügen" verkneifen.


    Wirklich, der Tartarus konnte nicht schlimmer sein als die Legion in Germanien. Wehmütig dachte ich an die schattigen Pinien meines Heimatortes unter der warmen, milden Sonne Italiens...

    Nochmal musste ich mich innerlich bei meinem Kaiser bedanken, als ich den Beutel mit dem Geld in der Hand hatte. Artig gab ich meine Unterschrift unter die Empfangsbestätigung und ging hinaus.


    Als ich das Säckchen aufmachte, kam aber die große Enttäuschung: Nur 20 Sesterzen! So geizig hatte ich mir den Kaiser nicht vorgestellt. Vielleicht wär es mal an der Zeit, hier im Lager einen Gegenkaiser auszurufen, der dann mit uns nach Rom marschiert und sich dann ordentlich erkenntlich zeigt. Mit diesen Gedanken trottete ich weiter zu meiner Unterkunft...

    Sim-Off:

    Sorry, dass ich mich so lang nicht mehr hab blicken lassen


    Ich schaute kurz, wie sich meine Mitprobati benahmen und erkannte schnell, dass von disziplinierem Schlägern überhaupt keine Rede sein konnte. Also ging ich einfach auf einen los und fing an, mich zu prügeln.


    Hey! Das machte sogar Spaß! Grinsend verpasste ich den Kerl einen ordentlichen Schlag in die Nieren. Dieser zögerte nicht lange und trat mir voll in den Bauch. Bald stürzten wir aufeinander zu und wälzten uns im nassen Sand, jeder den anderen mit den Fäusten bearbeitend...

    Ich war gerade damit beschäftigt, in meinem Pulsum herum zu rühren, imaginäre Steine auf imaginäre Centurios und Optios und was weiß ich noch alles zu werfen, als mich ein freundlicher Ruf aus meinen Phantasien riss.


    Würfelspiel? Das klang ja ganz hervorragend. Bestimmt würde ich es schaffen, meinen Kameraden das ein oder andere As abzuknöpfen. Schnell war ich von meinem Bett runter.


    "Du willst abgezockt werden? Kannst du haben! Was spielt ihr denn?"

    Etwas verspätet erschien auch ich an der Zahlstelle. Als Probatus konnte man ja nicht einfach wie alle anderen erst zum Appell und dann gleich zur Auszahlung, sondern wurde noch mit allen möglichen Pflichten beladen. Hier noch was putzen, da noch was hämmern, einmal Latrinen säubern etc. pp.


    Trotzdem hatte ich mich bei all diesen Dingen beeilt, denn ich traute diesen Laden hier durchaus zu, dass man zur Kasse kam und einen dann gesagt wurde: Zu spät, die Kasse ist zu, warum hast du denn so getrödelt, antworte gefälligst, schrei schrei und man sich dann Abends von seinen Kameraden auslachen konnte, weil man leer ausgegangen war.


    Völlig abgehetzt erschien ich also an der Kasse...

    Natürlich stand auch ich in den Reihen der Legionäre, allerdings ganz weit hinten, so dass ich wenig hören konnte, was da vorne gesagt wurde. Was ich mitbekam, waren Sachen wie "Kaiser-Geburtstag" (aber das wusste ich sowieso schon) und "Geld abholen. Also zögerte ich nicht lange und schrie voller Inbrunst mit den anderen mit:


    "Lang lebe der Kaiser!"


    Sim-Off:

    /edit: Hat sich geklärt