Beiträge von Finn Kylian

    Es dauerte eine Weile, dann wurde auch Finn Kylian von zwei Muskelbepackten Soldaten der CU in den Verhandlungsraum gestoßen, und auf seinen Platz bugsiert. Ein Schatten seiner selbst, mit verfilztem Haar, ungewaschen und mit einem Geruch der selbst die Milben in den Togen der Anwesenden verrecken ließ, saß er nun da und harrte seiner Dinge.


    "Bin dahrhrhröchöchöch...", krächzte der Angeklagte vergnügt, als er die hohen Herren musterte.

    Als dieser Römer sich vor dem Gitter aufbaute, kam Finn an das Gitter geschlurft, nur um zu sehen wie einer der Soldaten über seinen bewusstlosen Kameraden stolperte und selbst auf die Fresse flog. Was Finn dazu veranlasste in beinahe-zahnloses Lachen auszubrechen, was sich eher wie ein gackerndes Röcheln anhörte als wie ein menschliches Lachen. Dann aber sah er dass der Soldat immernoch vor ihm stand...


    "Na, Römer, nette Fete hast du hier unten am laufen. Ich sehe schon, deine Leute lachen sich halbtot, so lustig finden sie es..."


    Schließlich rappelte der Soldat sich wieder auf, schleifte seinen Kumpel an den Füßen aus dem Gefahrenbereich, wurde dabei so dermaßen mit menschlicher Rotze und schlimmerem zugeschüttet dass es nicht feuchter im Regen hätte sein können, und stürmte schließlich aus dem Sichtbereich, wahrscheinlich um Verstärkung zu rufen...


    "Junge, rennt der etwa jetzt schon weinend zu seiner Mami? Ich hab mir sagen lassen die römischen Soldaten halten mehr als als eine handvoll Staub und Kacke in der Fresse."

    Wochen waren vergangen, Monate, seitdem Finn das letzte Mal eine menschliche Seele gesehen hatte die ihm nicht etwas fauliges zu Essen reingeworfen, oder ihn verprügelt hatte, und so versank er langsam aber sicher immer mehr in der Lethargie... bis irgendwann ein Gefangener in einer Nebenzelle nichtmehr aufstand, als man ihn folterte, und alle mitbekamen wie die Wachen ihn umbrachten.


    Es war nicht der blanke Hohn, mit dem die Wachen das Lebenslicht des Diebes auslöschten, sondern die Langeweile, die in just genau diesem Moment in den anderen Zellen vorherrschte.
    Und natürlich die Aussicht auf ein schnelleres Ende der Haft, denn mit Begnadigung rechnete hier wirklich niemand.


    Der erste, der den Stein ins Rollen brachte, war ein Mörder in der Zelle ganz am Anfang des Ganges, der es fertig brachte eine Wache durch die Gitterstäbe seiner Zelle heraus an den kurzen Haaren zu sich heranzuziehen um dann ihren Kopf gegen eben jene zu schmettern. Das KLONK und der darauffolgende Schreib, mitsamt Jubelschrei des Gefangenen, hallten durch den gesamten Trakt, und immer mehr stimmten in das Jubelgeschrei mit ein.
    Ein Wachsoldat, der seinem Kollegen zu Hilfe eilen wollte, ließ alle Vorsicht fahren und stolperte über ein durch die Gitterstäbe gestecktes Stück Holz, schlug hart hin und wurde von dem Gefangenen in der nächsten Zelle übelst mit bloßen Händen malträtiert, welcher versuchte ihm mit den dreckigen Fingern zu blenden, und an den Gitterstäben brach ein helles Gerangel los, obwohl der Gefangene viel zu schwach war um einen kräftigen und ausgebildeten Soldaten zu halten, gelang es ihm doch diesen empfindlich an den Augen zu verletzen.


    Finn selbst blieb relativ passiv, da niemand nah genug an seinen Gitterstäben vorbeikam, um in seine Griffreichweite zu gelangen, aber die beiden armen Tröpfe am Beginn des Trakts hatten im Moment echt nichts zu lachen...

    Da Decimus Mattiacus IMMERNOCH mit einem vollen Posteingang durch die Gegend läuft, und mir im Carcer so langsam VERDAMMT langweilig wird, möchte ich hier dann noch einmal öffentlich um Wiederaufnahme des Verfahrens bitten.


    Merci.

    Seit dieser Anwalt ihm komische Fragen gestellt hatte waren nun einige Tage vergangen, und Finn begann sich in der Zelle zu langweilen. Das Essen, was ihm ab und an von miesem Wachpersonal auf dreckigem Geschirr reingereicht wurde, war mehr als mies, die Gesellschaft noch mieser, und die Haftbedingungen waren generell etwas, was man durchaus als mies bezeichnen könnte, wenn man nicht wüsste dass ein Wort nicht mehr als viermal im gleichen Satz auftauchen sollte.


    Als sich nach einer Weile nichts in der Zelle tat, die letzte Ratte sich in Finns Magen langsam vor sich hin auflöste, und die Gespräche mit dem Gefangenen, dem man die Zunge rausgeschnitten hatte sich immer mehr als eintönig (nicht zu sagen mies) herausstellten, begann Finn damit, seine Lage ein wenig zu ändern in dem er versuchte den Wächtern so weit wie möglich auf die Nerven zu gehen.


    Bald darauf entwickelte er eine ungeahnte Kreativität, die daraus bestand seinen Namen in den nicht vorhandenen Schnee vor den Gitterstäben seiner Zelle zu pinkeln, herauszufinden welche Farben menschliche Rotze eigentlich annehmen kann wenn man sich die unmöglichsten Dinge in die Nase zieht, oder einfach mit gebrochener Stimme all die Schlager nachzusingen die er die Wächter immer wieder summen hörte... und ja, es machte ihm verdammt viel Spaß.

    War ja klar... erst die Wahrheit wissen wollen, und wenn man sie dann serviert bekam kein Wort verstehen.
    Finn sah den Römer vorwurfsvoll an.


    "Herzallerliebst.", verschränkte er die Arme.


    Die spinnen, die Römer!

    "Nur um mal eins klarzustellen," raunte Finn mit bebender Stimme, "eure Wachaffen halten mich für irre! ICH BIN ES ABER NICHT!!!"


    Wut wallte in ihm hoch, und würden mehrere seiner Finger nicht von der Folter gebrochen sein, er würde sie zur Faust ballen...


    "Es ist so einfach wie ihr Römer blöde seid! Da wandelt eine Göttin unter euch, MITTEN AUF DER STRAßE!!!! UND IHR ERKENNT SIE NICHT!!!!", sein Geschrei war heiser und gequält, aber dennoch als solches zu erkennen, doch er beruhigte sich sobald eine neuerliche Welle von Schmerz ihm verdeutlichte dass er die Kontrolle verlor.


    "Was bringt es dir, Römer, wenn ich dir und den anderen Kleingeistern erzähle wie es ist, sich monatelang auf der Suche nach ihr mit diesen wertlosen Ansammlungen von Fleisch abzugeben? Monatelang dieses elende Geschrei dieser Kakerlaken mitzubekommen, und dann herauszufinden dass man doch wieder falsch lag? UND WENN MAN DANN ENDLICH GEFUNDEN HAT WAS MAN SUCHTE, WIRD ES EINEM VON EUCH EISEN-TRAGENDEN BASTARDEN WEGGENOMMEN!!!!"

    Finn lachte ein kehliges wie gequältes Lachen, jede Faser seines Leibes schrie vor Schmerz.


    "Warum ich das getan habe? Hast du die bewaffneten Affen da draußen nicht gehört? Ich bin IRRE!!!! Was interessiert es da schon einen schmucken Römerbuben wie dich wie sich die ganze Sache aus MEINER Sicht hergetragen hat?"

    Ungläubig glotzte Finn den Mann an. Was redete der da gerade? Von den Soldaten als Tier und Irrer verschrien, wollte dieser Kerl jetzt von ihm seine Version hören, als ginge es um ein krankes Huhn das auf dem Markt zu teuer verkauft wurde!


    "Äh... wie bitte? Tathergang?", Finn glaubte wirklich dass der fein angezogene Kerl ihn verarschen wollte.

    Finn stand in seiner Zelle, aufrecht aber dennoch deutlich von der Folter gezeichnet, und schaute den Neuankömmling neugierig an.


    "Guten Abend, Procurator a Cognitionibus Marcus Decimus Mattiacus.", er wiederholte die Worte mit einer gerunzelten Stirn, was ob der Striemen und Schrammen darauf eher seltsam als kritisch wirkte, "Was kann ich für dich tun?"

    Finn hatte sich, so es ihm möglich war, zu den Miles geschleppt und wartete nun darauf dass man ihn hier rausschaffte.. ihm war alles egal, das Gerede der Römer, die Schläge der Miles, ein Ende war das einzige was er sich wünschte.

    Sein Zustand war in der Tat jämmerlich, doch als der Medicus mit ihm fertig war spürte er wie minütlich seine Lebensgeister erneut Einzug in seine Glieder hielten.


    Der Schmerz war natürlich immernoch da, auch als Finn sich wieder auf die Füße stemmte, und den Soldaten vor sich mit seinem zerschundenen Gesicht schon fast anlächelte...


    "Na dann, auf in die nächste Etappe.", murmelte er mit gequältem Keuchen... hoffentlich war das hier bald alles zuende.

    Der Römer war hartnäckig... und Finns Körper nurnoch eine Masse mit einem Hirn drin, das mit Schmerzsignalen so überflutet war dass es begann sie zu ignorieren. Was Finn die Möglichkeit gab es noch einmal mit einer für den Römer so einfach wie möglich gestrickten Antwort zu versuchen: "Ich handelte allein. Mein Name ist wertlos, ich bin Staub im Wind der Gezeiten. Ich wollte die Göttin von ihrem schändlichen menschlichen Körper befreien!"

    Verrecken klang gut. Dann hätte Finn einfach seine Ruhe gehabt... sollte er dem Römer irgendeinen Scheiß erzählen? Anscheinend stand der sadistische Bastard ja darauf, was erzählt zu bekommen...


    "Wenn du unbedingt was hören willst, flüchte dich in die Arme deiner Amme, Bastard."


    Die darauffolgende Tortur überstand Finn ohne größeren Schaden: viel mehr konnte nicht kaputt gemacht werden, sein Empfinden war nurnoch steter Schmerz, das wars. Er verspürte die Schläge nurnoch als dumpfes Pochen auf dem, was von seiner Haut übrig war, und mit jedem Schlag rutschte er tiefer in die Apathie..

    "Auftraggeber?", lachte Finn, aber es klang weniger wie ein Lachen als wie ein schrilles aufheulen, ausgelöst durch eine neue Welle von Schmerz die durch seinen Körper raste.


    "Ist euch die Göttin so wichtig, dass man sogar AUFTRAGGEBER braucht damit man sie entführt?"


    Als die Folterknechte ihr Werk verrichteten, schaltete Finn ab... es war zuviel... er konnte nur immer wiederholen: "Für sie... die Göttin... für mich... für sie... die Göttin..." bis er irgendwann in Ohnmacht fiel.

    "Ihr könnt euch eure dreckige Götterhure hinstecken wo ihr wollt, Römer!", durch die Schmerzen und die Verletzungen war Finns Fluch nicht mehr als ein heiseres Röcheln, die Boshaftigkeit war dennoch nicht zu überhören.


    "Es war eine Suche, elender Kleingeist, eine verdammte SUCHE!!! Nach der wahren Göttin, aber das kannst du nicht verstehen, Bastard. Ihr mit euren in Stein gehauenen Fratzen habt doch nicht die geringste Ahnung..."


    Er schwieg wieder. Sollten sie doch mit ihren Spielereien anfangen, sein Körper war sowieso nurnoch Schmerz.. was sollte sich da großartig ändern?

    Er hatte schon früher davon gehört, wie die Römer mit ihren Gefangenen umzugehen pflegten, aus Geschichten von Batavern, die die Folter überlebt hatten, oder aufsässigen Germanen der nördlichen Küstenregionen.


    Die Tortur tat weh, sehr weh. Doch Finn verkniff sich jeglichen Schrei, es war nichts anderes als eine Wiederholung der Peitschenhiebe die er nur allzu oft erhalten hatte als er mit seiner Meute beim Stehlen und Plündern erwischt worden war.


    Das einzige was ihm durch den Kopf ging waren die vom Schmerz grell verzerrten Gedanken an die Chance, die er vertan hätte... was hätte sein können, hätte er sein Werk zuende gebracht.


    Irgendwann wurde ihm unter dem höhnischen Gelächter der Soldaten schwarz vor Augen, die Schläge und Torturen taten ihr übriges hinzu Finn zu entstellen. Als er erwachte war es nur noch ein tumbes Gefühl des Versagens, dass seinen Geist erfüllte.


    Er hatte es verdient.

    "NARREN!!!!!!", geiferte Finn wütend. Wieviele Tage war er schon hier unten? Er wusste es nicht... er hatte sein Zeitgefühl mit seinem Sinn für Moral und Ethos in Germanien gelassen, zusammen mit dem jungen Piraten, der einmal seinen Namen trug...


    Lohnte es sich auf diesen Mann loszugehen? Er wusste es nicht, der Kerl trug zuviel Stoff am Körper als dass er erkennen konnte wie der Typ gebaut war. Ein Soldat? Eher nicht... und trotzdem, wollte er hier unten krepieren?


    Sein Leben war verwirkt, aber vielleicht...


    "Sie ist die Göttin, du römischer Hurensohn, DIE Göttin! Und ihr lasst sie eingesperrt, in diesem Körper aus verwelkendem Fleisch und stinkendem BLUT!!!! BASTARDE! GOTTVERDAMMTE BASTARDE!!!!!", er schrie sich in Rage, die Arroganz des Römers trug nur zu Finns Erkenntnis bei, dass diese Leute nicht bei Sinnen waren, wenn es um das Erkennen von Göttlichkeit ging...