Beiträge von Sergia Plotina

    Zitat

    Original von Furia Stella
    "Und das Geschenk..., nun, ich wollte Dir nur
    eine Freude damit machen ..."


    "Das ist dir wirklich gelungen, ach, was sage ich, mehr als das!"


    brach es aus Plotina hervor. Noch immer hielt sie die schwere Schriftrolle fast zärtlich in ihren Händen. Als sie erfreut sah, mit welchem Appetit Stella sich an Essen und Wein bediente, legte die Sergierin die Rolle vorsichtig beiseite und griff nun auch ihrerseits zu.


    Bei der Erwähnung der Acta musste Plotina lächeln.


    "Meine Kolleginnen und Kollegen dort sind wirklich sehr gebildet, da hast du ganz Recht. Ich bin dort nur ein kleines Licht, aber die Arbeit macht mir viel Spaß. Sie erlaubt es einem, manche Dinge in größeren Zusammenhängen zu sehen; ich hoffe, das ist etwas, was man den Artikeln auch anmerkt."

    Das, was Theodoros der jungen Sergierin nun zu sagen hatte, war genau das, was sie hatte hören wollen: die Wahrheit. Und diese entsetzte Plotina weniger, als der Alexandriner zu befürchten schien, zumal er sie zuvor ja schon angedeutet hatte. Eigentlich wusste Plotina in diesem Moment auch gar nicht, was sie noch antworten sollte über das hinaus, was sie eben schon gesagt hatte. Die offensichtliche Erregung, ja fast Verzweiflung ihres Gegenübers aber ließ Plotina noch einmal nach anderen Gesichtspunkten und neuen Worten suchen. Nach einer stillen Zeit des Erwägens war die Zeit reif, diese auszusprechen. Sie sah Theodoros an.


    "Es rührt mich sehr, dass du so an mich und mein Schicksal denkst; und "Rühren" ist dafür ein viel zu geringer Ausdruck. Ich weiß auch, dass du mit allem, was du hier sagst, im Recht bist. Und doch ist nichts dabei, was mich für meine eigene Person an meiner Entscheidung zweifeln lassen könnte."


    Die Vorstellung vermeintlich hübscherer und klügerer Rhomäer bedurfte nach Ansicht Plotinas keines Kommentars. Etwas anderes aber lastete ihr umso schwerer auf der Seele. Ein Nu lang schien der Blick der Sergierin noch dunkler zu werden, als er ohnehin stets war in ihren braunen Augen. Denn das, was sie nun zu sagen hatte, kostete sie viel.


    "Um dich, Theodoros, mache ich mir dagegen auch Sorgen. Ich sehe - oder glaube zu sehen - was du fühlst, aber weiß ich, was du denkst? Wenn ich mich nicht irre, verbietet nicht nur das Gesetz eine Beziehung zu mir, sondern auch deine religio."


    In diesem Moment bedauerte Plotina zutiefst, in diesem einen Punkt den Ausführungen ihres Lehrers nicht aufmerksam gefolgt zu sein. Wie oft hatte Basilides angefangen, von dieser seltsamen religio zu sprechen, die in Alexandreia so viele Anhänger hatte, besonders in einem bestimmten Viertel. Manchmal hatte sie sich gefragt, ob er vielleicht heimlich selbst zu ihnen gehörte trotz seiner Loyalität zu den römischen Traditionen, die außer jeder Diskussion stand. Sicher, manches hatte Plotina schon interessiert an diesem Glauben, und sie kannte auch einige seiner Mythen, zumindest ungefähr. Doch insgesamt war ihr dies alles sehr fremd geblieben.


    Wie sie nun darüber nachdachte und alte Erinnerungen an die Worte ihres Lehrers in ihr aufstiegen, fielen ihr plötzlich auch wieder einige Worte ein, Gebete, die in den heiligen Büchern der Juden zu finden waren und die sie Basilides manchmal hatte leise murmeln hören. "Gott, der Kyrios, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Er, der mich freispricht, ist nahe." *


    Das klang anders als in ihrem eigenen Götterkult.



    Sim-Off:

    * Jesaja 50,7a.b.8a

    Mit Wohlwollen nahm Plotina das ausgesucht höfliche Verhalten des Mannes wahr, der ihr nun schon in verschiedenen Aufmachungen und an unterschiedlichen Orten in Roma begegnet war.


    Sie wollte ihn gerade genauer in Augenschein nehmen, als ihr eine Bedienung das Bestellte brachte: einen Krug Bier - nun, das war in Ordnung! -, dann aber einen Topf mit einer dunkelroten, fast schwarzen Pampe. Auf ihre sofortige Nachfrage hin erklärte man der Sergierin, dass es sich dabei um ein originales Gericht aus Germania handele, bestehend hauptsächlich aus Schweineblut, angedickt mit Mehl, aber gut gewürzt, das besonders auch in der Gegend um ein gewisses, schon lange aufgegebenes römisches Militärlager verzehrt werde.


    Plotina verzog ob dieser niederschmetternden Auskunft keine Miene, griff zum Bier und ergriff das Wort.


    "Der cultus deorum reizt einen Mann der Tat wie dich?"


    Wieder blickte die Sergierin in den Topf vor sich und dachte daran, dass es im cultus deorum ja auch Detritus mit reichlich Tierblut zu tun bekommen würde.

    Plotina sah Stella gespannt dabei zu, wie diese mit ihren auffallend wohlgeformten Händen etwas aus einem geschmackvollen Beutel holte. Ein Geschenk? Für sie, Plotina? Seit ihrer Ankunft in Rom hatte noch niemand Plotina ein Geschenk gemacht; gut, jemand hatte sie zum Essen eingeladen, aber ein Geschenk? Nein ...


    Als Stella der Sergierin dann eine Schriftrolle übergab, die dem Titel nach zu urteilen nichts Geringeres enthielt als das große Geschichtswerk "Ab urbe condita" des Titus Livius, war Plotina sprachlos. Sie war fast nicht dazu in der Lage, die Rolle entgegenzunehmen, und als sie es schon endlich vermochte, zitterten ihre Hände. Eine ganze Weile wagte sie es nicht, ihr Gegenüber anzusehen, sondern starrte auf die Rolle. Dann endlich blickte sie wieder auf.


    "Stella, ich weiß nicht, was ich sagen soll ... Das kann doch nicht dein Ernst sein, dass du mir etwas so Wertvolles zum Geschenk machen willst."


    Sie sah wieder auf die Rolle hinab und wiegte sie behutsam in ihren Händen. Natürlich war ihr klar, dass Stella damit ihren mangelhaften Geschichtskenntnissen aufhelfen wollte; allzu deutlich stand der Sergierin auch in diesem Moment wieder die schlechte Figur vor Augen, die sie in ihrem Gespräch mit Stella vor dem Gebäude der Schola Atheniensis gemacht hatte. Je mehr sich Plotina aber in diese Erinnerung vertiefte, desto befreiter fühlte sie sich, und schließlich musste sie lachen.


    "Da hast du allerdings auch ganz Recht: Ich kann diese Belehrung wirklich gebrauchen! Stella, ich danke dir für dieses Geschenk!"


    Dabei sah sie ihrer Gesprächspartnerin dankbar in die Augen.


    "Nachher werde ich ein kleines Schild für sie anfertigen, auf dem ich notieren werde, dass du mir die Rolle am heutigen Tage zum Geschenk gemacht hast. Diese Rolle wird in diesem Haus einen Ehrenplatz erhalten. - Ich muss dir übrigens sagen, dass die Casa Sergia leider bisher nicht berühmt war für ihre Sammlung an Schriftrollen ..."

    Sergia Plotina, mittlerweile zu fast schon so etwas wie einem Stammgast in der Taverna Apicia mutiert - sie war jetzt immerhin zum dritten Mal hier! -, traute ihren Augen bei einem neuerlichen Besuch dieser Einrichtung kaum, als sie an einem strategisch günstigen Platz L. Octavius Detritus sitzen sah. Da sie sich ausmalen konnte, dass sie so ziemlich das Letzte war, was er hier sehen wollte, zögerte sie keinen Augenblick, sich zu ihm zu setzen.


    "Salve, mein quaestor! Sollte es möglich sein, dass du dir tatsächlich einmal eine freie Minute außerhalb der heimischen Casa Octavia gönnst?"


    Ohne zu fragen, setzte sie sich zu ihm an den Tisch. Mit einem Seitenblick warf sie einer Bedienung ein


    "Für mich wie immer!"


    zu, um Detritus zu beeindrucken, fragte sich jedoch innerlich voller Spannung, was man ihr nun wohl bringen werde und ob sie dies würde bezahlen können.


    "Wie geht es dir? Irre ich mich, oder endet nicht schon bald deine Amtszeit als quaestor? Was sind deine Pläne?"



    Sim-Off:

    Keine Sorge, ich bleibe nicht lange! :D

    Plotina glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen, als ihr ägyptischer Glückseinkauf Mereb zu ihr gelaufen kam und ihr in seiner ganz eigenen Version der lateinischen Sprache deutlich machte, dass eine schöne Frau vor der Türe der Casa Sergia stehe mit einen grrroooßen Sklaven.


    Mit sanften Worten beruhigte Plotina den verängstigten servus und beschloss, selber nach dem Rechten zu sehen. Eine schöne Frau? Na, ob die nicht zu Curio wollte ... :D


    An der Porta angekommen, stellte Plotina erschrocken fest, dass Mereb noch nicht einmal geöffnet hatte: Er war einfach auf und davon gelaufen. Mit einem unwilligen Kopfschütteln öffnete die Sergierin nun selbst, um zu sehen, ob überhaupt noch jemand da sei.


    Wie groß waren ihre Überraschung und Freude, als sie in der schönen Frau Furia Stella wiedererkannte! Nie im Leben hätte Plotina gedacht, dass diese ihrer Einladung in die Casa Sergia folgen würde, nachdem sich die Sergierin im Gespräch mit ihrer belesenen Partnerin solche Blößen gegeben hatte. Einen Augenblick lang blickte Plotina in Erinnerung daran ein bisschen verschämt zu Boden - um dann aber ihren Besuch endlich gebührend zu empfangen.


    "Salve, Furia Stella! Das ist ja eine große und erfreuliche Überraschung, dass du vor unserer Türe stehst! Ich hoffe doch, du willst zu mir? Wollen wir nicht ins atrium gehen?"

    Freudestrahlend führte Plotina ihren unerwarteten Gast in das Atrium, nicht ohne der Sklavin Bescheid zu geben, einige Erfrischungen zu bringen, was diese auch bald tat.


    "Nimm doch bitte Platz, Stella! Bedien' dich mit dem Wein, den Oliven und den Käsebroten! Und fühl' dich ganz wie zu Hause!"


    Plotina ließ ihren Worten nun auch eigene Taten folgen: Sie schenkte Stella Wein ein und bediente sich selbst bei den Oliven. Dann setzte sie sich.


    "Ich nehme an, du hast heute frei, Stella? Bei einem Beruf wie dem deinen ist es gut, ab und zu einen freien Tag zu haben, denke ich mir. Er ist schließlich sehr anspruchsvoll und keine Routinetätigkeit. Ich selbst habe ja jetzt quasi Sommerferien bei der Acta."

    Zitat

    Original von Aulus Octavius Avitus
    also ich bin ja dafür so viel wie möglich SimOn auszuspielen, wenn ich eine Einladung per PN verschicke ist sie SimOn im Grunde gar nicht ausgesprochen.


    Also, offen gestanden ... finde ich das auch. :dafuer:


    Den entsprechenden grünen Absatz der Spielregeln fand ich schon beim ersten Durchlesen nicht besonders gut. Jetzt weiß ich: Im IR wird sowieso so vieles hinter den Kulissen gemacht, da stören doch so ein paar Briefe wirklich niemanden - also, mich jedenfalls nicht.

    Als Plotina gesehen hatte, wie sehr Theodoros unter ihren Geständnissen errötet war, hatte sie ihm ein Glas Wasser hingestellt, denn sie konnte mit ihm mitfühlen und hoffte, dass das Trinken des Wassers ihn ein wenig beruhigen würde. Dass er dann allerdings gleich nach der ganzen Karaffe griff und sich diese einfach über den Kopf schüttete, überraschte die Sergierin dann doch, belohnte sie aber auch mit dem entzückenden Bild, das der Alexandriner nun abgab: Seine schwarzen Haare schienen noch mehr zu glänzen und klebten an seinem Kopf, und zwischen seinen Barthaaren schimmerten Wassertropfen im Licht wie Perlen.


    Plotina versank ganz in den Anblick, den das strahlende Haupt des Theodoros nun bot. Das kühle Nass hatte allerdings nicht nur seine Optik verändert, sondern offenbar auch seinen Gemütszustand. In eindringlichem Ton wies er Plotina nämlich nun darauf hin, welche Hindernisse die irdischen Gesetze oftmals aufrichten, wenn ein Mensch sich auch noch so sehr zu einem anderen hingezogen fühlt. Die Fakten, die Theodoros ihr aufzählte, waren der Rhomäerin natürlich nicht unbekannt, und im Stillen hatte sie - wenn auch nicht wirklich bewusst - diese Dinge schon erwogen, ihre Gedanken dazu aber niemals wirklich zu Ende gedacht. Sie sah Theodoros, als dieser inne hielt, lange an. Schließlich seufzte sie und sagte:


    "Ich bin dir dankbar dafür, dass du über diese Dinge so offen sprichst, und ich weiß: Du hast Recht. Ich weiß aber auch, dass heute heute ist, und niemand sagen kann, was morgen kommt. Ich weiß, dass dieser Tag heute bei dir für mich ein verlorener Tag gewesen wäre, wenn ich dir nicht alles das gesagt hätte, was ich gesagt habe. Und ich möchte dir auch noch sagen ..."


    Sie hielt einen Moment inne, fuhr aber gleich fort, etwas anderes aufgreifend, was Theodoros noch geäußert hatte:


    "Ich freue mich, dass ich dir durch meine Worte Ehre erweisen konnte. Aber ich möchte noch mehr, als dich ehren, ich möchte [SIZE=7]dich lieben[/SIZE]."


    Diese letzten Worte hatte Plotina nur gehaucht und dabei ihren Blick gesenkt gehalten. Sie sah aber wieder auf:


    "Ich möchte dich lieben, solange mir die Götter Zeit dazu schenken. Was dann kommt, liegt nicht bei mir."

    Lupus hatte sicher Hunger wie ein Wolf, so vermutete Plotina, denn er war der erste ihrer beiden Verwandten, der sich von der offenbar anregenden Unterhaltung im Eingangsbereich der Casa Sergia losmachte und zum Triclinium kam.


    Plotina wunderte sich ein wenig darüber, dass er dann aber unschlüssig stehen blieb. So sagte sie schließlich, gleich auch an Curio gewandt:


    "Setzt euch doch einfach und macht es euch bequem! Und vor allem: Lasst es euch schmecken!"

    Auf das neuerliche Bekenntnis der Plotina hin veränderte sich das Aussehen ihres alexandrinischen Gesprächspartners merklich. Sein Kopf schwoll fast bedenklich an und wurde über und über rot. Plotina bekam es nun doch ein wenig mit der Angst zu tun und machte sich im Stillen gar Vorwürfe, den bewunderten Mann mit ihren confessiones in eine derartige Verlegenheit gestürzt zu haben. Wortlos ergriff die Sergierin die Karaffe mit Wasser, die noch immer vor ihr auf dem Schreibtisch stand, und goss Theodoros ein, um ihm ein wenig Abkühlung zu verschaffen. Einen Augenblick lang überlegte sie auch, zu demselben Zweck das Fenster weiter zu öffnen, verwarf diesen Einfall aber sofort wieder, denn dazu hätte sie sich ja von Theodoros entfernen müssen.


    Als sie ihm das Wasserglas hinstellte, fiel ihr Blick auch wieder auf ihren Kuchen oder besser auf das, was von diesem übrig geblieben war. Aus irgendeinem Grunde verspürte sie plötzlich selber Lust auf etwas Süßes und nahm sich einfach von dem Honiggebäck. Lächelnd sagte sie zu Theodoros:


    "Du erlaubst doch? Von diesem Kuchen habe ich natürlich nichts vorher probiert, du hast ja gesehen, dass er noch unversehrt war, als ich ihn dir brachte. Da muss ich jetzt natürlich mal kontrollieren, ob er auch gelungen ist."


    Die Sergierin steckte sich das Stück in den Mund und mampfte fröhlich. Als sie damit weitgehend fertig war, sagte sie:


    "Bevor ich aber dieses Exemplar Kuchen, das hier vor dir liegt, für dich gebacken habe, habe ich natürlich erst einmal einen Kuchen für mich nach diesem Rezept gebacken, um zu sehen, ob ich das noch kann und es überhaupt schmeckt. - Also, nicht dass du jetzt denkst, den hätte ich allein aufgegessen, nein! Den größten Teil haben natürlich die Sklaven gekriegt; ich wollte ja auch deren Geschmacks-Urteil einholen."


    Lachend fuhr sich Plotina mit der noch nicht vom süßen Kuchen verschmierten Hand über ihren Bauch und ließ sie dann dort ruhen. Sie sah Theodoros zärtlich an:


    "Ja, ich meine das wirklich."

    Zusammen mit der Sklavin hatte Plotina sich alle Mühe gegeben, das Mahl im Triclinium zur Zufriedenheit ihrer beiden Verwandten anzurichten. Sie wusste selbst, dass ihr dafür ein wenig der Blick fehlte, aber mit Hilfe der Sklavin waren die verschiedenen Weinamphoren, Wasserkannen, Brot, Gemüseschalen und Platten mit Braten doch ganz manierlich aufgestellt worden - so fand sie jedenfalls.

    Trotz aller Aufwallungen von Energie, die Sergia Plotina nicht allzu selten durchmachte und an denen sie auch ihre Umgebung oft in reichlichem Maß teilhaben ließ, war sie im Kern ein sensiber und taktvoller Mensch, der wusste, wann es galt, sich auch einmal zurückzunehmen. Ein solcher Augenblick war natürlich gekommen, als Lupus an der Casa Sergia eingetroffen war und Curio begrüßte. Plotina hatte Verständnis dafür, dass die beiden männlichen Sergier durchaus erst einmal alleine ein paar Worte wechseln wollten. Außerdem kümmerte sie sich auch gerne selbst um das Essen, und Backen war ja ohnehin eine ihrer großen Leidenschaften.


    So hatte sie sich in die Culina zu der Haussklavin zurückgezogen und mit ihr das Mahl vorbereitet und im Triclinium angerichtet. Nun aber war es Zeit, ihre beiden männlichen Verwandten zu rufen, und dazu wollte sie natürlich nicht die Sklavin schicken. Plotina begab sich also wieder zum Eingangsbereich der Casa, von wo sie die Stimmen der beiden hören konnte. Strahlend sagte sie:


    "So, wir sind jetzt fertig! Wenn ihr mir nun ins triclinium folgen wollt?"



    Sim-Off:

    Eure Bemerkungen, ihr beiden Schwerenöter, habe ich mal geflissentlich überhört! :D

    Plotina hatte es wirklich gesagt. Und wie sie da saß und ihren eigenen Worten hinterherlauschte, die eine feine Brise hinübertrug zu Theodoros, kam ihr nichts natürlicher vor als ihre letzte Bemerkung. Warum, warum nur habe ich das nicht schon früher gesagt - fragte sie selbst sich mit einem Schmunzeln. So lange schon saß sie hier im Officium des Curator Libris, sah diesem dabei zu, wie er ihren Kuchen verspeiste, trank seinen Wein, trank seine Worte, spürte seine Blicke und genoss seine Gegenwart - und hatte nichts gesagt. So viele verlorene Momente, so viele dumme Gedanken. Doch nun fühlte Plotina sich sicher und ruhig und völlig anders als je zuvor.


    Regungslos saß sie auf ihrem Stuhl, spürte ihren Atem in ruhigen, tiefen Zügen, fühlte den Boden unter ihren Füßen und die Luft, die sie einsog. Ohne jede Bewegung saß sie da und kam sich so lebendig vor wie selten in ihrem Leben. Ja, sie hatte lustige Sachen erlebt als Kind in Sais, viel Spaß gehabt mir anderen Kindern, war weit gereist, hatte auf Kamelen gesessen, hatte das Tote Meer gesehen - doch dies hier war so ganz anders und als wäre sie von Neuem geboren. Unverwandt sah sie Theodoros an.


    Auch dieser hatte regungslos gesessen, schien aber weitab in den Fernen von Traum und Angst und Erinnerung zu sein. Als wollte er sich selbst wieder zurückrufen in diese Stunde in seinem Officium mit Plotina, rieb er sich dann Gesicht und Schläfen - und kehrte tatsächlich zurück. Auf seine ganz und gar ungläubige Frage sagte die Sergierin nur lächelnd:


    "Ich sag' es dir auch tausendmal: Ich finde dich so strahlend schön. Du bist für mich einfach ein Wunder."

    Plotina musste schmunzeln bei dem Optimismus, den Lupus an den Tag legte, was den Wein- und Bierkonsum Roms anging. Diesen wollte sie jetzt aber selbst nicht mehr weiter anheizen, deshalb sagte sie zu ihrem Vetter:


    "Ja, mein Krug ist auch leer. Und ehrlich gesagt, wollte ich jetzt auch nichts mehr trinken. Sollen wir vielleicht gehen?"

    Plotina erlebte an diesem Sommertag, der ihr die Rückkehr ihres Verwandten Curio gebracht hatte, eine wahre Explosion der Energie. Wie eine Tanzmaus drehte sie sich, gab hier Anweisungen, dort Anweisungen, hielt nach Mereb und nach Lupus Ausschau - und vergaß dabei fast ganz Curio, der doch einen ziemlich weiten Weg hinter sich hatte. Erst als dieser sich mit hörbar abgespannter Stimme wieder zu Wort meldete, kam Plotina ein wenig zur Besinnung.


    Sie wollte sich ihrem Verwandten gerade verständnisvoll zuwenden, als schon ein neuer Reiz ihre Aufmerksamkeit entführte: Capsarius Titus Sergius Lupus war im Anmarsch auf die Casa Sergia. Plotina, die die ganze Zeit schon mit einem Auge auf die Via Nomentana geschielt hatte, sah ihn natürlich als erste :D, und winkte ihm zu (wo übrigens war Mereb?). Als er den Eingangsbereich erreicht hatte, sagte sie zu ihm:


    "Salve Lupus! Ich bin froh, dass du so schnell kommen konntest, denn - es lohnt sich!"


    Mit ihrer Hand deutete sie lachend auf Curio und zog sich nun schon endlich zurück, um zu sehen, wie weit die Vorbereitungen im Triclinium gediehen waren.

    Plotina hatte sich gerade noch davor bewahren können, in allerlei Verschwörungstheorien abzugleiten, deren Inhalt ungefähr war, wie ihr armer Theodoros von listigen Frauen in ein klebriges Garn von Verführung und Ausbeutung eingesponnen wurde. Begleitet wurden ihre düsteren Gedanken von einem weiteren Herumbeißen auf der Unterlippe, so dass diese schon drohte anzuschwellen.


    Beinahe mit dem routinierten Griff einer Kummer-Trinkerin langte jetzt auch Plotina nach ihrem Weinglas und stürzte dessen Inhalt mit einem Mal fast vollständig hinunter. Danach drückte sie den kühlen Rand des Glases noch eine Weile an ihre schmerzende Unterlippe und hätte auch fast schon wieder mit ihrer tadelnswerten Gewohnheit begonnen, am Rand des Glases herumzuknabbern - wenn ihr nicht endlich die Augen dafür aufgegangen wären, wie es ihrem Gastgeber eigentlich ging.


    Zwar hatte sie Theodoros fast die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen, nun wo sie ihm endlich so nahe war, aber sie war derart in dunkle Mutmaßungen - eben: eingesponnen - gewesen, dass ihr entgangen war, wie sehr der Alexandriner mit sich selbst zu kämpfen hatte. Nun aber bemerkte sie endlich den traurigen Ausdruck unter seinem Lächeln, wurde gewahr, dass sie der Grund dafür sein musste, und war umso überraschter, als sie ihn leise sagen hörte, sie solle bleiben.


    Die Eindringlichkeit dieser Bitte fuhr ihr ins Herz wie keine ihrer Mutmaßungen nur annähernd. Als sei mit einem Male ein Gewebe zerrissen, das ihr bis jetzt ihren Blick getrübt hatte, konnte sie nun klar sehen, so glaubte sie, und so drängte sich ihr einer ihrer bisher stummen Gedanken auf ihre Zunge:


    "Ich bleibe schrecklich gern, weil ich gern bei dir bin und dich immer ansehen muss. Denn du weißt doch, dass du schön bist?"


    Es war ihr nicht peinlich, und es verlangte sie nicht nach Wein.

    Dass Plotina bisher von ihrem Wein noch nicht einmal genippt hatte, reihte sich nahtlos ein in die Phalanx der Unhöflichkeiten, die sie bisher hier bei ihrem "Dankes-Besuch" aufgestellt hatte. Es wollte ihr aber einfach nicht gelingen, ihre Augen vom Bäuchlein des Alexandriners zu lösen; zuviel Spaß machte ihr die Vorstellung, wie er wohl als kleiner schwarzhaariger Junge umhergetollt war und sich einiges - zweifellos nur sehr Geistreiches - hatte einfallen lassen, um einen Löffel Teig zu bekommen. Und vielleicht auch noch einen.


    Die Sergierin schmunzelte vor sich hin und freute sich, als Theodoros leise ihre Vermutung bestätigte, dass er als kleiner Junge gerne genascht habe. Aber was war das für ein Ton, in dem er das gesagt hatte? Plotina wurde aus ihren Träumereien gerissen und fuhr auf. Sie sah Theodoros an, sah dass er zwar lächelte, doch dass sein ganzer Kopf bis zum Halse hin sich rötete.


    Nun war es an Plotina, rot zu werden. War sie ihm etwa doch zu nahe getreten? Aber sie hatte doch nur ... In ihre ganze Gestalt auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch kam Bewegung. Stammelnd brachte sie hervor:


    "A, ich meinte eigentlich nur ... Ich sehe, dass du gerne Kuchen isst, und ich auch als Kind, und Kinder essen doch gerne Teig ... und solche Sachen, oder? Du nicht auch? Doch, bestimmt!"


    War damit alles gesagt? Plotina wurde erst jetzt bewusst, dass Theodoros sofort nach ihrer Frage nach seiner kindlichen Nascherei an sich herunter geschaut hatte, und zwar irgendwie beschämt, so kam es ihr jetzt vor. Dabei hatte er doch nun wirklich keinen Grund, sich für sein Aussehen zu schämen, im Gegenteil.


    Aber vielleicht hatte sie hier bei ihm doch eine Art wunden Punkt erwischt. Sie hätte sich gar nicht vorstellen können, dass jemand wie Theodoros wunde Punkte hatte; er war ihr bis jetzt immer so überlegt und selbstsicher vorgekommen. Zum Beispiel doch auch damals in der Taberna - und da war das Bild wieder, ganz kurz, das die Sergierin seit jenem Tage immer wieder heimsuchte. Oder beglückte.


    Sie sah den Alexandriner verwirrt an. Jetzt sah er anders aus, entsprach nicht ganz dem Bild von den Parilia. Jetzt sah er fast noch schöner aus. Plotina selbst traute sich gar nicht, diesen Gedanken zu denken. Sie saß nur da und schaute, schaute, wie sich die Röte seines Gesichts wie Purpur unter seinen Bart legte und wie wunderschön seine roten Lippen sich von den schwarzen Haaren abhoben. Ganz bestimmt hatten ihm schon viele gesagt, wie schön er war, sehr viele, und auch Frauen.


    Plotina wandte ihr Gesicht ruckartig ab und biss sich auf die Unterlippe, denn ein Stich ging in diesem Augenblick durch ihr Herz. Sie versuchte, sich zu beruhigen, schalt sich, wie sie sich so etwas überhaupt nur überlegen konnte: Was ging es sie denn an, was er mit Frauen hatte?


    Und doch marterte es sie. Es gelang ihr, Theodoros wieder anzusehen, nun aber nicht mehr lächelnd, sondern verkniffen und voller Trauer. Sie holte kurz Atem und sagte dann:


    "Ich freue mich wirklich, dass mein Kuchen dir schmeckt! Nun beunruhige ich mich aber darüber, dass ich dir hier deine wertvolle Zeit stehle. Der Kuchen läuft dir ja nicht weg, lass ihn dir schmecken, wie du willst! Aber für mich ist es jetzt wohl Zeit zu gehen."


    Immer noch stand das Glas Wein unberührt vor der Sergierin auf dem Schreibtisch.