Beiträge von Nefertari

    Erst jetzt, als sich die Katze dort im Hof entschlossen hatte in die Scheune zu gehen, drehte sich Nefertari wieder ganz zu Loki um. Sie ging an den Tisch zurück und setzte sich. Es war ihr unverständlich, wie man Götter verehren konnte, von denen man nicht wusste wie sie aussahen. Dann aber sah sie Loki wieder an und meinte. "Warum hast du mich hierhergebeten? Doch sicherlich nicht um mit mir über die verschiedenen Götter zu reden? Und auch ganz sicherlich nicht um mir zu sagen, das ich nicht aussehe wie eine Priesterin. Das hättest du mir in meinem Zimmer auch sagen können." Sie legte den Kopf etwas zur Seite. "Also warum sind wir hier?"

    Leise schloss Nefertari die Türe hinter sich und sah sich in der Küche um. Am Anfang war alles fremd für sie gewesen, doch mittlerweile kannte sie sich hier ganz gut aus. Und da selten Beschwerden über ihr Essen eintrafen, schien sie auch ganz gut kochen gelernt zu haben. Aber jetzt war Nefertari nicht danach zu kochen. Sie war in Gedanken immer noch bei Aulus und enttäuscht über dessen Abfuhr.


    Was hätte sie denn erwartet? Sie war hier zum Arbeiten, zwar angeblich ein Teil der Familie, aber in diesem Zimmer war ihr mal wieder klar geworden wie wenig sie doch dazugehörte. Nicht einer der dort anwesenden hatte etwas nettes zu ihr gesagt. Sie war so überflüssig wie eine Maus in einem leeren Getreidespeicher. Aber warum regte sie sich denn so darüber auf? Schließlich war es nunmal wie es war und daran würde sich nichts ändern. Traurig nahm sie einen Becher, der dort auf der Anrichte stand und stellte ihn in das Spülbecken. Sie suchte noch anderes Geschirr zusammen und begann dann dieses abzuspülen.

    Natürlich hätte Nefertari aber auf genau so eine Einladung gewartet. Schließlich dachte sie wäre er ihr vielleicht ein bisschen dankbar für das was sie getan hatte. Aber nun war sie nicht mehr wichtig, wie es so oft schon der Fall war.
    Hatte sie bis jetzt noch ihren Schritt gezügelt um auf solch eine Einladung zu hoffen, schritt sie nun schneller voran.


    Auf dem Gang begegnete sie Loki und kurz sah sie ihn flüchtig an. Er lehnte am Balkongeländer und hatte auch nur Interesse an dem was sich drinnen im Zimmer abspielte. Sie kam sich wieder einmal unwichtig vor. Traurig über die danklosen Dienste, die sie verrichtet hatte, senkte die Ägypterin den Kopf und machte sich auf den Weg zur Küche.

    Obwohl Nefertari mit dem Rücken zu Loki stand und die Katze dort unten im Hof beobachtete, hörte sie ihm aufmerksam zu. Katzen, die einen Wagen zogen? Dafür waren die Tiere doch nun wirklich nicht gemacht. Trotzdem meinte sie. "Das würde ich gerne einmal sehen." Dann erklärte sie. "Bastet ist eine Götin in Gestalt einer Katze. In Bubastis, der Heimat aus der ich komme, ehren wir sie mit Statuen, die den Körper einer Frau haben und den Kopf einer Katze."


    Nun drehte sie sich doch um und deutete mit der Hand über das Geländer des Balkones. "Manche der Statuen sind so groß wie vom Boden bis hier rauf." Dann legte sie den Kopf etwas zur Seite. "Diese Göttin, die sich von Katzen ziehen lässt, wie sieht sie aus?"

    Erst nachdem ihre Herrin Venusia in den Raum getreten kam, löste sich die Starre wieder von Nefertari. Betreten sah sie von einem zum anderen und auch wenn sie nicht verstand was los war, so konnte sie doch spüren, dass sie hier nicht erwünscht war. Sie hob den Becher auf, den sie zu Boden fallen hatte lassen, stellte ihn auf den Tisch zurück und meinte dann zu Venusia. "Ich bin in der Küche, wenn du mich suchst."


    An Aulus gewand meinte sie. "Ich wünsche dir gute Beserung." Dann trat sie an der Wand entlang an beiden vorbei und ging auf die Zimmertüre zu. Hier sollte sie nun wirklich nicht mehr sein.

    "Da hast du recht..." murmelte Nefertari gedankenverloren und sah zu der Katze hinunter. "Es sind wahrlich heilige Tiere, gebracht von den Göttern." flüsterte sie weiter und legte ihren Kopf etwas zur Seite.
    "In meiner Heimat gibt es eine Katzengöttin. In machen Gegenden wird sie verehrt. Es gibt rießige Paläste und dort leben soviele Katzen, dass ein einziger Mensch sie nicht zählen kann."

    Als Loki Nefertari fragte, warum sie hierhergekommen war, legt sich ein Schatten über das Gesicht der Ägypterin. Für einen Moment blitzte unbändiger Zorn in ihren Augen auf und sie biss sich so fest auf die Unterlippe, dass es wehtat. "Durch Verrat." Zischte sie mit der Freundlichkeit einer Schlange. "Man hat mich verraten und verkauft." Um dem Römer ihr gegenüber nicht etwas zu sagen oder zu tun, dass ihr im nachhinein vielleicht leidtat, senkte sie wieder den Blick.


    Doch endlich beantwortete er ihre Frage und Nefertari stand auf um besser sehen zu können. Erst als sie das Tier dort unten erkannte, hellte sich ihr Gesicht wieder auf und sie freute sich wie ein kleines Kind. Nur kurz drehte sie den Kopf zu Loki. "Was ist ein Luchs?" Dann betrachtete sie wieder die Katze. Und an der Art wie sie das Tat, war eindeutig zu erkennen, dass sie sich jetzt ein bisschen heimischer fühlte. "Darf man zu den Katzen gehen und sie streicheln?" In ihrer Heimat gab es heilige Katzen. Es stand der Td darauf, wenn man eine davon ohne Erlaubnis berührte.

    "Streng dich nicht so an..." bemutterte Nefertari den Mann, als dieser sich schmerzhaft die Seite hielt. Sie war in ihrer Ausbildung noch nicht so weit fertig gewesen, dass sie von den Pristern erfahren hatte, wie man Wunden heilt. Also konnte sie nicht viel mehr machen als ihn ruhig zu halten und darauf zu hoffen, dass die Götter noch nicht beschlossen hatten ihn zu sich zu holen.


    Schweigend hörte sie sich die Selbstvorwürfe von Aulus an. Natürlich wusste sie nicht was geschehen war, wie sollte sie denn auch? Verwundert, aber nicht abwertend, sah sie auf seine Hand hinab, die auf ihrem Arm ruhte und hörte seine Bitte. "Gerne werde ich dir deinen Wunsch erfüllen." Mit einem Nicken bestätigte sie ihre Worte.


    Langsam hob sie den Kopf und sprang im nächsten Moment so hastig vom Bett hoch, als hätte sich darin eine Königscobra zu ihrer vollen Größe aufgebaut. Im Schreck ließ sie den Becher fallen, der laut klirrend auf dem Boden aufkam. Zitternd drückte sie sich mit dem Rücken an die hinter ihr befindliche Wand und selbst unter ihrer dunklerern Haut war zu erkennen, dass sie weiß geworden war. Wie gebannt sah sie zur Türe. Erst nach ein paar weiteren Herzschlägen, erkannte sie die Person, die dort in der Türe stand. Aber Lokis Gesichtsausdruck machte ihr noch zusätzlich Angst und so wagte sie es nicht sich von ihrem Platz an der Wand zu lösen.

    Tatsächlich wirkte Nefertari sehr betroffen, als sie sah, wie in den Augen ihres Patienten plötzlich Tränen glitzerten. Sie verstand ja nicht was los war oder wusste nicht was er getan hatte. Das ein Mann weinte war für sie auch ein Ding der Unmöglichkeit. In ihrem Land waren Männer Pharaonen und die weinten ganz bestimmt nicht. Jedoch lachte sie ihn nicht aus oder fand es lustig. Im Gegenteil... Sie wurde ebenfalls ganz traurig und fühlte mit Aulus.


    Auf dem Tischen neben dem Bett lagen noch die Tücher mit denen sie ihm seine Stirn abgetupft hatte. Kurz überlegte Nefertari ob sie ihm eines davon reichen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Er war immer noch ein Mann und hatte bestimmt auch seinen Stolz. Ihm jetzt ein Tuch zu geben wäre kindisch. Also sah sie ihn wieder mit einer Ruhe an, die sie damals in ihrer Heimat gelernt hatte. "Du hast ihr Unrecht getan? Ich bin mir sicher, sie wird eine Entschuldigung von dir akzeptieren. Sag meiner Herrin, dass es dir leid tut. Venusia wird es mit Sicherheit akzeptieren." Zuversichtlich nickte Nefertari. So schätzte sie ihre Herrin nunmal ein. Und sie wusste ja nicht was passiert war.

    Loki hatte mit seinem Redeschwall genau das erreicht, was er vermutlich erreichen wollte. Er hatte Nefertari komplett verwirrt. Sie war mit der römischen Sprache noch nicht so vertraut, dass sie die Bedeutung von nicht nicht schön anzusehen nicht verstand. Schließlich war das Sprachkurs für Fortgeschrittene. Sie verstand nur etwas von Pristern und nicht schön. Warum waren die Prister hier nicht schön? Und spielte es überhaupt eine Bedeutung wie man aussah? Schließlich zählten vor den Göttern nur die Taten und Gebete, die man ihnen entgegenrbachte. Nicht wie man aussah. Zumindest dort wo sie herkam. Natürlich gab es Riten wie man sich zu kleiden hatte oder wie man das Haar stecken musste. Aber war man deswegen schön? Dieses Land war so verwirrend für sie, dass ihr Heimweh in diseem Moment wieder verstärkt zuschlug.


    So hörte Nefertari auch nur noch halb zu als Loki von ihrgendwelchen Leuten erzählte, die sie selbst noch nie gesehen hatte, geschweige sie denn kannte. Traurig hatte sie den Kopf gesenkt und dachte an ihre Heimat. An den heißen Sand zwischen ihren Zehen, der warme Wind, der mit den Vorhängen in ihrem Gemach spielte und an ihre kostbaren Gewänder. Ihre Familie, ihre Katzen und ihre Aufgabe im Tempel. Das alles war in so weite Ferne gerückt. Als Loki endlich wieder still war, sah sie auf und meinte tonlos. "Du magst recht haben. Hier gibt es keine Sklaven. Und doch bin ich also solche in dieses Land gekommen. Auf dem Markt bin ich verkauft worden wie ein Stück Vieh. Die Leute haben mich angesehen und mit dem Händler gefeilscht. Meine Herrin Venusia ist gerecht und freundlich zu mir. Ich bin ihr dankbar dafür und versuche mich in dieser fremden Welt zurecht zu finden. Aber ich werde niemals hierhergehören."


    Das letzte Wort, sagte sie mit einer bestimmten und alles miteinschließenden Resignation. Dann seuftzte Nefertari und fragte dann plötzlich und ohne Vorwarnung. "Gibt es hier auch Katzen?"

    Froh darüber, dass er wenigstens ein bisschen etwas getrunken hatte, stellte Nefertari den Becher zurück und hörte dann seine Frage. Warum interessierte er sich so für sie? Aber anderseits tat es ihr so gut, dass sich jemand für sie interessierte. Schließlich kannte sie hier außer ihrer Herrin und deren Mann so gut wie niemanden. Kaum einer beachtete sie oder wenn dann eben nur als das was sie war. Eine Sklavin.
    Mit der Elleganz einer ägyptischen Tempelkatze, drehte sich Nefertari wieder zu Aulus und sah ihn mit ihren dunklen Augen eine kurze Weile an. Dann strich sie sich mit der Hand über das für sie immer noch fremdartige, römische Gewand und setzte sich dann an den Bettrand. Aulus war nicht in der Lage sie zu verscheuchen und sonst war niemand hier. Es tat ihr ganz gut sich auch mal setzen zu können.


    Freundlich drehte sie den Kopf und spielte mit einer Strähne ihres dunklen Haares. "Ich bin hier seit... Wie nennt ihr das? Wochen? Ja, seit ein paar Wochen. Ein Händler hatte mich aus Ägypten hierhergebracht und auf dem Markt hat mich dann der Ehemann meiner Herrin Venusia gekauft. Seit dem stehe ich in ihrem Dienst und arbeite in der Küche. Ich bin dankbar hier sein zu dürfen. Venusia ist eine ehrenvolle Herrin." Fügte Nefertari mit einem kurzen Stocken an ihre Erzählungen an. Wer konnte schon wissen was der Herr sonst alles erzählen würde?

    Für die Römer? Fragend legte Nefertari ihren Kopf auf die Seite und versuchte diesen Satz zu verstehen. Aber hier waren doch nur Römer, nungut, fast nur Römer. Wieso trug er zwei Namen? Und es klang seltsam, wie er ihren eigenen Namen betonte. War es denn für eine römische Zunge so schwer ihren Namen auszusprechen? Aber Nefertari musste selbst ja ebenfalls zugeben, dass sie die meisten der ihr genannten Namen kaum wiedergeben konnte, ohne ins Stocken zu geraten.


    Auf seinen Dank hin, nickte sie lächelnd. Es tat ihr wirklich gut ein nettes Wort zu hören. Wie er sie um etwas zu trinken bat, drehte sie sich gehorsam um, schenkte etwas Wasser in einen Becher und wollte diesen dann zuerst an Aulus weiterreichen. Doch glaubte sie zu sehen, dass er alleine nicht dazu in der Lage war. Also stellte sie sich wieder so neben das Bett, dass sie ihm so nah wie möglich war, beugte sich vor und hielt den Becher so, dass er sich nur etwas aufrichten musste um trinken zu können. Die andere Hand hielt sie so, dass sie ihn stützen konnte, falls er das wünschte.

    Wütend kniff Nefertari die Augen zusammen. Dieser Herr vor ihr antwortete nicht auf ihre Fragen, wollte aber von ihr alles mögliche wissen. Um zu zeigen wie wenig sie von dem Verhalten hielt, stellte sie den Becher mit Wein zurück und verschränkte die Arme. Ihr zierliches Kinn regte sie nach oben und funkelte ihn aus schwarz umrandeten Augen gefährlich an.


    "Was ist das für ein Benehmen, dass du hast, von mir zu verlangen deine Fragen zu beantworten, du aber meinen ausweichst? Was ist denn mit meinem Aussehen? Und wie sehe ich denn aus?" Sie war entschlossen aufzustehen und zu gehen, wenn er ihr wieder auswich. Ihre Freiheit hatte man ihr genommen, aber nicht ihren Stolz.

    Ob er nun in ihrer Schuld stand konnte Nefertari nicht beurteilen. Es hatte sie niemand beauftragt nach ihm zu sehen und sie hatte das aus eigenem Willen getan. Einfach, weil es dort wo sie herkam so Brauch war, dass man Verletzten half und sie nicht einfach so liegen lies. "Sie haben dich vor ein paar Tagen hierhergebracht. Seit dem hast du dich nicht mehr gerührt. Man hat dich draußen auf einem der Gänge gefunden. Meine Herrin Venusia, Loki und noch zwei andere, deren Namen ich nicht kenne haben dich hierhergebracht." Beantwortete Nefertari die Fragen des Verletzten.
    Dann sah sie ihn schweigend an. Offensichtlich wollte er ja nicht, dass sie ihm half und was sie dann weiterhin hier tun konnte wusste sie auch nicht. Also wartete sie ob er noch etwas sagen würde.

    Verwundert sah die so Angesprochene wieder auf. Sie war nunmal eine Sklavin und musste sich so benehmen. So war es ihr von dem Händler beigebracht worden. Sie hatte zu dienen. Nun aber war das nicht richtig und sie wusste nicht was sie tun sollte. Nefertari kam näher, da er das von ihr verlangte und blieb neben dem Bett wieder stehen. Auf seine Frage schüttelte sie den Kopf und ihre schwarzen Haare folgten jeder ihrer Bewegungen. "Nein, nicht die ganze Zeit. Ich habe Arbeit in der Küche. Erst wenn ich damit fertig war, habe ich nach dir gesehen." Sie deutete auf die Schüssel mit Wasser, die neben dem Bett stand. "Habe versucht dein Fieber zu senken und dir Suppe gebracht."

    Verschüchtert darüber, dass sie der Römer so anfuhr, trat Nefertari erschrocken zurück. Sie hatte doch nur helfen wollen und ihm etwas gutes tun. Aber offensichtlich war sie hier an einen derjenigen gestoßen, der sie für das hielt was sie war. Eine Sklavin. Und sie deswegen auch so behandelte.


    Unterwürfig senkte sie den Kopf und antwortete in schlechtem Latain auf die Fragen. "Was passiert ist kann ich dir leider nicht sagen. Und mein Name ist Nefertari." Sie wagte es nicht nocheinmal aufzusehen ode auch nur etwas zu tun, um näher zu kommen.

    Da sie in der Küche zur Zeit nicht all zu viel zu tun hatte, war Nefertari sehr oft im Zimmer des Verletzten gewesen. Sie hatte ihm die Stirn abgetupft und versucht ob es ihr gelang, dass der Mann wenigstens ein bisschen trank. So kam es auch, dass sie jetzt neben dem Bett stand und gerade ein Tuch über einer Wasscherschüssel auswrang.


    Als sie bemerkte, dass der Mann sich bewegte, trat sie ans Bett und sah ihn freundlich an. Als er sich aufrichtete, wollte sie schon warnend eingreifen, doch da bremste sich der Mann schon von alleine. "Du solltest dich besser nicht bewegen. Deine Verletzungen sind noch nicht ganz verheilt." Sie legte ihm nun das Tuch auf die Stirn und zog die Decke wieder ordentlich zurecht. "Soll ich etwas zu essen bringen? Hast du Hunger?" Fragend und unterwürfig sah sie den Patienten an.

    Als ihr Gegenüber die Hand hob und auf einen bestimmten Ort weit außerhalb der Stadt deutete, drehte sich Nefertari so hin, dass sie sehen konnte was er meinte. Also hieß diese Ansammlung der komisch aussehenden Bäume also Wald. Nungut, wieder etwas gelernt, dachte sie bei sich und flüsterte. "Soetwas gibt es bei uns nicht." Dann aber hörte sie was er weiter sagte und sah Loki wieder an.


    "Wie sehe ich aus?" Nun war schon fast etwas Trotz in ihrer Stimme. Es war ja schließlich nicht das erste Mal, dass dieser Mann ihr Aussehen im Gespräch erwähnt hatte. Langsam wusste sie nicht mehr ob das denn noch alles so lustig gemeint war. Diesesmal würde sie ihn nicht ohne eine Antwort davonkommen lassen.


    "Ich kenne eure Priester hier nicht. Und ich weiß auch nicht warum du sie nicht magst. Aber ich bin keine Pristerin mehr. Ich bin eine Sklavin." Obwohl es sehr schmerzte diesen Satz zu sagen, behielt Nefertari ihren Blick hoch aufgerichtet und sah ihn an. Immer noch wartete sie darauf, dass er ihre Frage beantwortete wie sie denn aussah.

    Langsam wurde Nefertari immer verwirrter über dieses Gespräch. Zumal fiel es ihr ja ohnehin sehr schwer den Worten ihres Gesprächspartners zu folgen, da sie der Sprache immer noch nicht ganz mächtig war. Auch sie versuchte sich vorzustellen wie das war in Häusern zu wohnen, die kleiner waren als diese Casah hier. Für sie war das unvorstellbar, musste es sich dabei sicherlich um Hundehütten handeln. Aber wie konnte man als Mensch darin wohnen? "Der Pharao ist von den Göttern gesendet worden und steht ihnen am nächsten. Wir verehern viele Götter mit vielen zum Teil sehr großen Tempeln. Ich habe in so einem Tempel einer unserer Göttinen gedient. Das ist eine sehr ehrenvolle Aufgabe, die nur sehr wenigen zuteil wurde."


    Es war deutlich herauszuhören, wie stolz Nefertari auf ihre Arbeit war und wie traurig darüber, sie nun nicht mehr ausführen zu können. "Was meinst du mit frischer Luft atmen? Natürlich atmen wir frische Luft." Sie schüttelte den Kopf, weil sie den Sinn der Frage immer noch nicht verstanden hatte und nippte nun ebenfalls an ihrem Wein. "Aber sag, was ist ein Wald?" Fragend sah sie Loki an. Nefertari kannte weder das Wort, noch die Bedeutung die sich dahinter versteckte. Natürlich war sie auf ihrer Reise hierher an Wäldern vorbeigekommen, aber der Händler hatte sich nie die Mühe gemacht ihr das auch zu sagen. Für sie war es eben eine Ansammlung von seltsam aussehenden Bäumen. Fremd für jemanden der nur Palmen und Dattelbäume kannte.

    Nachdenklich drehte Nefertari den Kelch in den Händen und besah sich dessen Inhalt. Es war schwer für sie aus ihrer Heimat zu erzählen. Zu schmerzvoll waren noch die Erinnerungen und zu groß das Heimweh. Aber sie wollte nicht unhöflich sein und so begann sie Lokis Wunsch zu erfüllen.


    "Was meinst du mit aussehen wie ich? Wie sehe ich denn aus? Aber ich denke mal, ja. So wie die Leute hier alle irgendwie gleich aussehen. Ägypten ist sehr weit weg von hier. Ich war mit dem Händler lange unterwegs. Wie lange weiß ich nicht mehr, weil ich die meiste Zeit davon geweint habe. Das Land ist ganz anders als hier. Es gibt viel Sand und das Wetter ist wärmer. Die Sonne scheint warm. Wir haben andere Häuser, diese hier wirken auf mich sehr komisch. Wir haben offenere Wohnräume und wir huldigen unsere Götter mit großen Palästen und Statuen."