Beiträge von Nefertari

    Während sie auf Loki gewartet hatte, genoss Nefertari die Aussicht die sie vom Balkon aus hatte. Seit sie hier war, hatte sie das noch nicht oft gekonnt. Die Küche war ihr Reich und ihre Aufgabe war es die Wünsche ihrer Herren zu erfüllen. Nun aber saß sie hier und freute sich darüber, dass jemand sie bediente und sah darin natürlich keine bösen Absichten.


    Als Loki zurückkam und sie fragte was von den beiden Getränken sie lieber haben wollte zuckte sie mit den Schultern. Nefertari hatte gehofft, er würde nur eins zu trinken bringen, damit sie sich nicht entscheiden musste. Met, hatte sie noch nie gehört. Mit Wein konnte sie immerhin schon ein bisschen etwas anfangen. Deswegen deutete sie auf die Karaffe mit dem Wein. "Davon bitte." Nachdem er eingeschenkt hatte, fragte sie neugierig. "Und nun?"

    Verwirrt doch angenehm überrascht nickte Nefertari. Es war bis jetzt noch nicht vorgekommen, dass jemand für sie etwas zu trinken holte. Und natürlich vermutete sie keine bösen Absichten hinter diesem Angebot. Deswegen beeilte sie sich zu ihrem Nicken auch noch ein zwar scheues und kaum auflebendes aber ehrlich gemeintes Lächeln hinzuzufügen.


    "Ich werde dann vorausgehen und auf dem Balkon warten." Sie drehte sich um und ging den Flur entlang. Ganz ohne, dass sie es absichtlich tat, hatte sie den anmutigen Gang einer stolzen Ägypterin nicht abgelegt. Nach ein paar Schritten blieb sie wieder stehen und sah sich nach Loki um. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass das eben wirklich passierte.

    Verwundert sah Nefertari auf. Seit sie hier war, kam es selten vor, dass man mir ihr sprach als wäre sie keine Sklavin. Eigentlich tat das nur Venusia. Dieser Mann, war nun aber ebenfalls nett und behandelte sie nicht wie einen minderwertigen Menschen. Warum sollte sie also abweisend zu ihm sein? Mutig hob Nefertari den Kopf und nickte schüchtern. "Sehr gerne." Sie trat aus ihrem Zimmer, schloss die Türe geflissentlich hinter ihr und sah Loki abwartend an.


    Sie deutete den Gang entlang, weil sie die Worte dafür noch nicht genau kannte und bat ihn so vorauszugehen. "Soll ich die Getränke holen?" Sie fragte dies aus dem einzigen Grund, weil für sie man nochmalerweise nichts holte. Sie war diejenige, die zu bringen hatte.

    Als ihr Gegenüber plötzlich zu Lachen anfing wusste Nefertari nichts damit anzufangen und wurde davon sogar etwas erschreckt. Sie konnte noch nicht einschätzen, ob er nun sie auslachte oder einfach lachte weil ihm danach war. Ihr war in beiden Fällen nicht danach mit einzustimmen und so lies sie ihren Blick wieder sinken.


    Doch im nächsten Moment sprach Loki sie genau darauf an, wodurch sie noch schüchterner wurde. "Ich..." Ihr wollten in diesem Moment die richtigen Worte nicht einfallen. Schließlich war sie eine Sklavin und Sklaven mussten doch den Blick gesenkt halten. So zumindest hatte man es ihr gesagt. Arbeiten und sich nicht beklagen, das war ihre Aufabe. "Ich... nein, es ist nicht, dass ich unhöflich sein wollte..." Nefertari gab es auf erklären zu wollen und seuftzte leise. Wie sollte sie sich hier denn jemals zurechtfinden?


    Da fragte er sie ob er sie störte. Bei was konnte man sie denn schon stören? Sie schüttelte den Kopf und ihre schwarzen Haare machten die Bewegungen brav mit. "Nein, ich hatte mich eben nur etwas hingelegt." Sie drehte sich halb um und deutete in das Zimmer hinter ihr und dort auf das Bett.

    Angestrengt hörte Nefertari dem Mann zu, von dem sie vermutete, dass er Loki hieß. Er sprach viel zu schnell aber zum Glück hatte sie ja schon einiges von dieser fremden Sprache gelernt. Einzig sein Blick, wie er sie musterte, der war ihr immer noch fremd und unangenehm. Reichte es nicht, dass sie hier als Sklavin arbeitete? Musste sie sich auch noch anstarren lassen? Jedoch stand es ihr nicht zu auf diesen Umstand aufmerksam zu machen und so stand sie einfach da und hielt den Blick gesenkt.


    Auf seine Frage nickte sie. "Ja, der Mann von Venusia hat mich auf dem Markt erstanden und so bin ich hierhergekommen. Ich arbeite nun für sie beide. Von Venusia wurde mir auch dieses Zimmer zugeteilt, für das du solches Interesse hast. Hat es dir gehört?" Fast änglich er könnte ihr das gerade lieb gewonnene Zimmer wieder wegnehmen sah sie ihn nun an.

    Als sie ihr Gegenüber so komisch ansah, wurde Nefertari nur noch unsicherer. Und als er dann zu stottern anfing verstand sie überhaupt nichts. Sie hatte ja schon Probleme Venusia zu verstehen und diese sprach klar und deutlich. Aber dieses Gestammel von ihm, das war aussichtslos. Vermutlich nannte er ihr seinen Namen. Oder war es ein Befehl? Aber was war ein Loki? Wenn er etwas von ihr wollte und sie einen Befehl ausführen sollte, dann konnte sie das nicht. Einfach aus dem Grund weil sie ihn nicht verstanden hatte.


    Unsicher öffnete sie die Türe weiter und präsentierte sich nun in ihrer vollen Pracht. Auf seine zweite Frage hin, legte sie den Kopf etwas schief. "Woher ich komme?" Es verwunderte sie, dass es jemanden in Rom gab, der nicht wusste was eine ägyptische Sklavin ist. Aber höflich und so deutlich wie irgendwie möglich antwortete sie artig. "Mein Name ist Nefertari. Ich wurde von einem Händler an dieses Haus verkauft. Meine Heimat ist weit weg von hier und heißt Ägypten."

    Schweigend hatte Nefertari an der Wand stehend in diesem Zimmer gewartet in dem sie das Bett hatte herrichten sollen. Die Schüssel mit warmen Wasser stand auf einem Tisch neben dem Bett und sie hielt die frischen Tücher in Händen. Ohne erkennbare Gefühlsregung beobachtete sie das Treiben und den Verletzten. Immer wieder sah sie sich auch nach Venusia um. Darauf wartend, dass sie ihr einen Befehl gab. Vorher würde sie sich nicht rühren.

    Müde von den ganzen Anstrengungen der vergangenen Tage, lag Nefertari auf ihrem Bett und sah zur Decke. Hing ihren Gedanken nach und dachte über ihre Zukunft nach.
    Plötzlich klopfte es an der Türe und sie schreckte hoch. Wer konnte denn etwas von ihr wollen? Venusia hatte sich für heute nicht bei ihr angemeldet. Unsicher stand die Ägypterin auf, strich sich ihre römische Kleidung glatt und ging zur Türe. Vorsichtig öffnete sie diese einen spaltbreit und sah hinaus. Zwei, mit einem Strich aus schwarzem Blei umrahmte Augen sahen den Mann vor ihrer Tür unsicher an. "Kann ich etwas für dich tun?" Jeder hier war in seinem Stand über ihr uns so senkte sie demütig den Kopf und wartete auf Befehle.

    Während Venusia sprach hatte Nefertari den Blick gesenkt und Tränen traten ihr in die Augen. Ihre Herrin sprach von ihrer Heimat, sie sprach von einer Familie und von Geborgenheit. Beides Dinge, die sie so sehr vermisste. Aber der Händler hatte ihr doch immer wieder gesagt, dass sie dazu da war nur zu arbeiten. Verwirrt schloss die Ägypterin die Augen, versuchend ihre Tränen so verbergen zu können.


    Zurück in ihre Heimat konnte sie nicht mehr. Soviel wusste sie bereits. Und wenn das wirklich stimmte, was ihre Herrin da sagte von Familie und Geborgenheit. Warum sollte sie sich diese Möglichkeit dann entgegen lassen? Sie wollte auch nicht alleine sein und nur als Arbeitskraft angesehen werden.
    Als sie wieder aufsah, glitzerten noch immer Tränen in ihren Augenwinkeln, doch auch sie lächelte nun. "Ich werde gut sein, versprochen."

    Als Venusia wieder zurückkam und Nefertari den Auftrag gab das Bett eines Aulus herzurichten rührte sie sich im ersten Moment nicht von der Stelle. Sie musste überlegen wo dessen Zimmer war. So lange verweilte sie ja noch nicht hier und alles war noch ziemlich neu für sie.


    Doch schließlich glaubte sie sich zu erinnern um welchen Raum es sich handelte. Gehorsam nickte sie und rannte dann los um das Bett wie aufgetragen herzurichten. Sie legte ebenfalls viele Tücher auf einen kleinen Tisch danaben und beeilte sich dann um eine Schüssel mit Wasser zu holen.

    Es wurde ihr aufgetragen, die Gänge zu säubern und so war Nefertari gerade dabeigewesen die Fließen zu wischen, als sie plötzlich aufgeregte Rufe ihrer Herrin hörte. Erschrocken sah die Ägypterin sich um und folgte dann den Stimmen. Als sie um eine Ecke kam, sah sie in eingier Entfernung ihre Herrin mit einer anderen Person um einen am Boden liegenden Mann stehen.


    Es schien etwas passiert zu sein, das bekam sogar Nefertari mit, welche die wenigsten Worte verstehen konnte, die dort gesprochen wurden. Aber vielleicht brauchte man ihre Hilfe. Langsam und vorsichtig kam sie näher und betrachtete sich den am Boden liegenden Mann. Ihre Herrin rannte plötzlich los, sodass Nefertari nicht wusste ob sie nicht auch besser gehen sollte. Jedoch war sie viel zu fasziniert von dem was dort vor ihr geschah, dass sie sogar ihre Aufgabe zu putzen vergaß und in ein paar Schritt Entfernung zusah.

    Mit einem Blick, der nicht erkennen lies, was sie dachte, sah Nefertari wieder auf und ihre Gegenüber an. Hatte sie das eben ernst gemeint? Verwirrt über das was sie gehört hatte, wusste Nefertari nicht so recht mit ihren Händen anzufangen und verlegen wich sie Venusias Blick aus.
    Wie konnte sie als Sklavin zur Familie gehören? Aber es war ein sehr verlockender Gedanke. Und Nefertari wollte wenigstens versuchen diese Zukunft zu erreichen.
    Also sah sie schließlich auf, nickte zaghaft und flüsterte dann. "Dankeschön. Ich werde versuchen deinen Ansprüchen gerecht zu werden."

    Stumm nickte Nefertari. Was hätte sie auch darauf antworten sollen? Dann fügte sie doch noch schnell etwas hinzu. "Danke, für deine Sorge um mich. Das musst du nicht. Ich bin nur eine Sklavin." Sie sah kurz auf und ihr Ton klang bitter. "Es wäre nur das Geld, dass euch verloren ginge, wenn mir etwas zustößt."
    Dann senkte sie den Blick wieder, nicht wissend ob sie mit diesen Worten zu weit gegangen war.

    Schweigend und wie es sich gehörte in gebührendem Abstand war Nefertari ihrer Herrin gefolgt. Nun stand sie in der Kammer, die sie ihr Eigen nennen durfte. Mit großen Augen und einer selten gewordenen Neugier, sah sie sich um. Es war schlimmer als ihr Haus in Ägypten, aber es war besser als sie sich es vorgestellt hatte. Sie hatte ein Bett und musste nicht auf dem Boden schlafen. Das war für die Ägypterin das höchste Glück, dass ihr in ihrer Lage zuteil werden konnte.


    Als Venusia zu ihr sprach, hörte Nefertari ihr aufmerksam zu. Es fiel ihr immer noch schwer dieser fremden Sprache zu folgen. Und da sie nicht Gedanken lesen konnte, fasste Nefertari die abschließenden Worte so auf, wie sie klangen. Das sie nirgends hingehen durfte ohne es vorher angemeldet zu haben.
    Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass sie eine Gefangene war. Wortlos hob sie ihre Hand und ihre Finger ergriffen den Anhänger, welcher an einer Kette um ihren Hals hing. Es war zusammen mit ihrem Stolz, das Einzige, dass sie aus ihrer Heimat mitbringen konnte. Das Anch, ein heiliges Zeichen in ihrem Glauben, sollte ihr Trost spenden.
    Mit einem kurzen Nicken, antwortete sie mit etwas Verspätung. "Ganz wie du befiehlst."

    Ergeben nickte Nefertari und senkte den Blick. "Wie du befiehlst." Sie seuftzte leise und sah dann wieder auf. Diese Situation war für sie nicht einfach. In ihrer Heimat hatte es Leute gegeben, die sie respektierten und sie achteten. Hier war sie nicht mehr wert als ein Hund, der durch die Gassen strich und den man mit Füßen trat.
    "Sehr gerne würde ich mein Zimmer sehen."

    An der Reise fand Nefertari wenig Gefallen. Es erinnerte sie so an die Reise von ihrer Heimat in diese fremde Land mit dem Sklavenhändler. Jedoch konnte sie das natürlich ihrer Herrin nicht sagen. Es freute sie, dass Venusia sichtlich glücklich war, doch als sie sagte, dass sie hier wohnte, huschte ein Schatten über das Gesicht der Ägypterin. Sie sah ihre eigene Heimat wohl nie wieder.


    Um diesen Anfall von Heimweh zu verbergen, machte sich Nefertari tüchtig daran die Wagen abzuladen. "Soll ich irgendetwas zuerst abladen und es irgendwo besonders hinbringen?" Fragend sah sie Venusia an und wartete auf deren Antwort.

    Fast wäre Nerfertari im Stehen eingeschlafen. Der Tag war anstrengend gewesen und alles so neu, dass sie davon fast erschlagen war. Noch vor ein paar Wochen war sie in ihrer Heimat. Alles war wie sie es gewöhnt war und nun stand sie einem fremden Land, gewandet in fremde Kleidung in einem fremden Haus um Leuten zu dienen, die sie nicht kannte. Zwar hörte die Sklavon, wie sich ihre Herren unterhielten, doch für sie war es zu viel und zu schnell gesprochen, alsdass Nefertari auch nur den Sinn des Gespräches erahnen hätte können. So blickte sie sich verstohlen im Raum um und hing Gedanken an die Vergangenheit nach.


    Nachdem sich die Teller und Schüsseln ihrer Herren geleert hatten, räumte sie schweigend und unaufgefordert den Tisch ab um den nächsten Gang zu servieren. Wieder schenkte sie beiden verdünnen Wein in ihre Becher und stelle sich dann wieder an ihren Platz zurück.

    Schweigend und mit gesenktem Kopf war die Sklavin weiterhin an ihrem Platz gestanden und hatte der Unterhaltung ihrer Herren zwar zugehört, davon aber weniger als die Hälfte verstanden.
    Da befahl ihr Venusa mit dem Essen anzufangen. Ergeben nickte die junge Ägypterin, verschwand in der Küche und kam kurz darauf wider mit dem ersten Gericht.
    Sie stellte die Schüssel mit den Oliven und Fladen in die Mitte und jedem ein Teller mit dünn geschnittenem Fleisch auf den Tisch. In die Becher der beiden schenkte sie Wein nach und zog sich dann wieder an ihren Platz zurück.

    Verstehend nickte Nefertari und stellte sich wieder an ihren Platz an der Wand. Der Duft, welcher aus der Küche kam, lies auch sie merken, wie groß ihr Hunger war. Aber sie musste nicht nur auf den Herrn des Hauses warten, sie musste sich ebenfalls noch gedulden, bis ihre Herrschaften zuende gegessen hatten und erst die Reste konnte sie dann vielleicht essen.
    Mit gesenktem Kopf und den Rücken an die Wand gedrückt stand sie da und wartete auf die Dinge die da noch kamen.