Kopflos schlenderte Narcissa durch die Gassen und merkte nicht, in welcher Gegend sie war. Im Moment war sie von einer schrecklichen Gleichgültigkeit gezeichnet. Natürlich war sie auch immernoch in Gedanken bei ihrem Bruder. Wann hatte sie ihn zum letzten Mal gesehen? Ihn umarmt? Wann hatte sie ihm zum letzten Mal gesagt, dass sie ihn liebte? Er war doch ihr letzter Bruder... warum hatte sie ihm nur nicht öfter geschrieben und ihm gezeigt, dass sie ihn liebte? War es denn ihre Schuld, dass er so sang- und klanglos untergegangen war ohne ihr auch nur ein Wort zu sagen?
Irgendwann war sie derart von Schuldgefühlen geplagt, dass sie mitten auf dem Weg stehen blieb und sich mit einer Hand an den Kopf fasste, sodass jemand sie von hinten anrempelte, der nicht damit gerechnet hatte, dass man plötzlich stehen bleiben würde. "Pass doch auf, Mädchen!", fuhr der alte Mann sie an und trat vor Schrecken zwei Schritte zur Seite, wobei sie natürlich prompt den nächsten Menschen anrempelte. "Verzeihung. Das tut mir leid...", presste sie in ihrem kläglichen Ton heraus an Caius Octavius Sura.