Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Lucullus Pessimismus war ansteckend. Aber als er sagte, er wolle auf mich aufpassen, war ich so überwältigt, dass ich nur einen leisen Dank murmelte. Ich hatte das Gefühl, einen Freund gefunden zu haben, was sicher auch dazu beitrug, dass ich ohne Zögern meinen Schatz teilte.


    "Es ist phantastisch, das beste was es gibt... - aber oh nein, bloß nicht der Medicus!", entgegnete ich erschrocken.
    "Der hat's mir nämlich bei der Musterung - nun ja, sozusagen verboten. Ich hab das früher halt ein bisschen übertrieben mit dem Zeug, aber gegen so dann und wann mal ist ja nichts einzuwenden... man muss es nur unter Kontrolle haben."
    Kontrolle...Kontrolle...dass ich das nicht konnte, wußte ich eigentlich aus Erfahrung. Aber darüber mochte ich mich an so einem SCHÖNEN Tag nicht den Kopf zerbrechen... Eine warme Zufriedenheit stieg in mir auf.
    Es war richtig gutes Zeug, was ich da erstanden hatte, und es wirkte nach der langen Abstinenz um so besser. Ich plätscherte mit dem Füßen im Wasser, und war mit mir und der Welt vollkommen im reinen, nein, mehr als das, ich war ÜBERGLÜCKLICH, hier so ruhig zu sitzen, an diesem schönen Bach, mit so einem lieben Kameraden an meiner Seite. Oh ja!
    Seelig strahlte ich Lucullus an.
    "Nicht wahr. Du, Lucullus. Es ist so NETT von Dir, wirklich, dass Du mir geholfen hast. Ich freu mich sehr. Du kannst ruhig Faustus zu mir sagen, wenn Du magst. Aber Kleiner ist auch in Ordnung, wirklich, kein Problem. Und dass Du ein Auge auf mich werfen willst - also da weiß ich gar nicht was ich sagen soll."
    Ich streckte mich ebenfalls am Ufer aus, rollte mich auf den Bauch und wippte langsam mit den Füßen. Dann stützte ich den Kopf auf die Hände und blinzelte schelmisch zu Lucullus herüber.
    "Darf ich dann auch ein Auge auf Dich werfen?"

    Hilfe! Wir wurden förmlich überrannt. Fluchend umklammerte ich den Griff meines Schildes mit aller Kraft, tat es dann den anderen gleich und lehnte mich mit der Schulter dagegen. Und dann prallte auch schon das erste "Pferd" gegen unseren Wall, und wurde krachend zurückgeworfen. Ebenso passierte das an anderen Stellen, einmal auch direkt bei mir. Mein Hintermann stützte mich, und es verlief ganz glimpflich.
    So schlecht war unser Haufen doch gar nicht, dachte ich, auch wenn vorhin die Linien durcheinander geraten war.
    Aber wenn ich mir vorstellte, wie ein echtes Pferd, soviel schwerer und schneller als ein Mann, in uns hineinsprengte, da wurde mir trotzdem ganz mulmig. Zerquetschen würde es mich, platt wie eine Flunder würde ich unter meinem Schild liegen, und niemand außer Tante Lucilla würde eine Träne um mich weinen...

    Immer mehr Leute trudelten an unserem Lagerfeuer ein, lachten, aßen und redeten durcheinander. Mir schwirrte der Kopf von all den verschiedenen Stimmen und Gesprächen. Still schnitt ich Scheibe um Scheibe vom Braten und reichte sie weiter, bis jeder versorgt war. Dass Centurio Flavius tatsächlich auch noch erschien, freute mich, und ich kredenzte ihm ein großes saftiges Stück Schenkel.


    "Es lebe die Ziege! Vivat!"
    "Wir quatschen die Parther tot, hehe, wir labern bis sie umfallen!"
    "Danke, danke. Also die Ziege an sich...-"
    "Lass gut sein, jetzt, Musca."
    "Oh, der Centurio. Ave Centurio!"
    "Da könnte noch etwas mehr Knoblauch dran, meiner Meinung nach."
    "Also damals auf den Feldern von Picentia, das war ein Schädelspalten, Junge, Junge ich sag's Dir..."
    "Prosit! Auf den Kaiser!"
    "...mit der Beute kauf ich mir später dann eine Ölmühle. Eine Ölmühle, das ist so gut wie ein Goldesel, glaub mir."
    "Dass hier jetzt auch die Praetorianer rumschwirren... hochnäsige, verweichlichte Paradesoldaten....ich sag Dir, die wollen doch nur unseren Ruhm ernten."
    "Sie häuten ihre Feinde bei lebendigem Leibe, diese verdammten Parther. Aber ihre Weiber sind rassige kleine Biester."
    "Is da noch Salz irgendwo?"
    "Roma victix!"
    "Mein Bein? Die Götter mögen es mir bewahren, ich brauch es noch!"
    "Ich stand also da vor dem feindlichen Schildwall und sagte - Jungs, sagte ich, seid doch vernünftig..."
    "Rück mal rüber."
    "...dann zog ich mein Schwert und hielt es hoch in die Luft... für den Kaiser, rief ich..."
    "...schwarze Rüstungen, veraltete Schilde und hohle Köpfe, darauf Prost, hehe..."
    "Silio, ähm, schau mal, hinter dir."
    "Hehe...ups. - Anwesende natürlich ausgeschlossen."


    Das war eine peinliche Situation. Mit einem verlegenen schiefen Grinsen bot ich dem Prätorianer, der da so unvermittelt aus der Schwärze der Nacht getreten war, zur Besänftigung auch ein fleischbeladenes Stück Fladenbrot an.
    Dann war aber auch diese Ziege ziemlich am Ende. Ich wischte mein Pugio blank, steckte es wieder in die Scheide und setzte mich in den Kreis, neben den anderen Probatus in der Runde, um endlich selbst zu essen.
    Mmmm... köstlich, und gar nicht zäh. Aber tatsächlich, beim nächsten Mal wäre ein Hauch mehr Knoblauch nicht verkehrt. Von meinem Nebenmann nahm ich den kreisenden Weinschlauch entgegen, trank und verzog das Gesicht. Bäh, was für ein mieser Fusel. Sehnsüchtig dachte ich an die erdigen, schweren, dunklen Weine, die man in meiner Heimat kelterte.
    "Das war heftig neulich beim Training mit den Schilden, nicht?", wandte ich mich schließlich, nachdem der erste Hunger gestillt war, an meinen Probatus-Kollegen und Leidensgenossen an diesem schrecklichen Tag - wenn auch nicht allzu laut, denn Optio Tallius war ja auch zugegen.
    "Dieser Ausbilder ist doch eine kranke Bestie. Ich heiße übrigens Serapio. Wann bist Du eigentlich dazugekommen?"
    (Ich hoffte ja heimlich, dass es nach mir sein würde, damit ich mich nicht mehr als der Aller"jüngste" fühlen musste.)

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen Serapio? Wie kommst du hier her? Was machst du in meiner Legio? Verdammt noch mal! Wie kannst du dich zur Legio melden, ohne mit mir vorher darüber gesprochen zu haben? Weiß denn in Rom überhaupt jemand bescheid, oder bist du einfach wieder abgehauen?“


    Überrumpelt wich ich zurück, und starrte meine Onkel mit großen verschreckten Augen an, als er auf einmal zürnte wie der Kriegsgott persönlich. So wütend hatte ich ihn ja noch nie gesehen!
    Ich schluckte und biss nervös auf meiner Unterlippe herum, als die Vorwürfe auf mich einprasselten. Meine Schultern sanken herunter. Ich fühlte mich wie ein geprügelter Hund. Faustus, der immer alles falsch macht....
    "Ich wollte doch nur...", sagte ich leise, und brach ab ...dass auch mal jemand auf mich stolz ist. Na, das hatte ja prächtig funktioniert. Ach egal. Alles Mist. Ich senkte den Kopf, verschränkte die Arme, und betrachtete trübsinnig die Beine des Schreibtisches.
    "Ich bin nach Mantua gegangen und hab mich da gemeldet. Ganz normal. Wie andere auch. Und jetzt bin ich Probatus. DU hast doch gesagt ich soll mein Leben in den Griff bekommen! Und genau das tue ich auch! Warum sollte ich da nicht zur Armee gehen?!"


    Trotzig sah ich auf. Das war nicht fair, nein das war es nicht! Mein iberisches Blut wallte hitzig auf, als ich mich - selbst immer lauter werdend und immer heftiger gestikulierend - zur Wehr setzte.
    "Abgehauen?! Tante Lucilla weiß genau wo ich bin! Und sonst hab ich keinen mehr, den das interessieren würde! Du willst mich nicht in Deiner Legion?! Denkst Du ich kann das nicht, ein Soldat sein? Warum nicht?! Ich hab immerhin durchgehalten bis hierher! - Ja, ich habe Fehler gemacht in Rom, blöde beschissene Fehler, aber kann ich nicht wenigstens versuchen auch mal etwas Richtiges zu tun?! Was ist richtiger als für Rom sein Leben aufs Spiel zu setzen? Bona Dea, was soll ich denn nur machen, damit Du endlich, endlich mal mit mir zufrieden bist?!!"

    Mit Lederlappen und Ölfläschchen hockte ich dicht neben dem Zelt meines Contuberniums, die Lorica Segmentata auf den Knien. Auch im Schatten der Zeltwand war es brütend heiß. Schwitzend säuberte ich meine Rüstung, wischte den Staub vom Metall bis es glänzte und rieb eine feine Ölschicht darüber. Lange würde das nicht währen, es war eine wahre Sisyphusarbeit, hier seine Sachen sauber zu halten.
    Schritte näherten sich. Der Schatten eines Mannes fiel über den trockenen Boden vor mir, und eine schnarrende Stimme befahl:
    "Decimus Serapio? Sofort ins Praetorium!"
    Erschrocken sah ich zu dem Miles auf.
    "Ich? Aber warum denn?"
    "Mitkommen! Jetzt!",
    kommandierte er barsch.
    Da sprang ich verschreckt auf die Füße, schob die Rüstung ins Zelt und wischte mir noch schnell die Hände sauber so gut es ging. Beklommen folgte ich ihm durch das Lager. Natürlich hatte ich eine gewisse Ahnung, was hinter dieser Aufforderung stecken könnte, doch die trug nicht dazu bei mich zu beruhigen.


    An grimmig dreinblickenden Wachtposten vorbei loste er mich in das große Zelt hinein. Heiß war hier drinnen auch, aber die großzügigen Innenräume - Räume wohlgemerkt! - nahmen sich im Gegensatz zu dem Unterschlupf, aus dem ich gerade kam, wie ein Palast gegenüber einer Hundehütte aus.
    Der Miles wechselte ein paar Worte mit einem Scriba. Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen, fuhr mir durch die Haare, zog meine Tunika unter dem Cingulum zurecht, und spürte, wie der Knoten in meinem Magen sich immer fester zusammenzog. Der Scriba verschwand hinter einem Vorhang, der bald darauf zur Seite gezogen wurde, eine Hand an meiner Schulter schob mich in den Raum dahinter, und mein Häscher schnarrte:
    "Legatus, wie befohlen: Decimus Serapio."


    Ich schluckte, und am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrt gemacht, um schnell davonzulaufen. Aber ich riss mich zusammen, nahm kerzengerade Haltung an, und salutierte stramm vor dem Mann hinter dem Schreibtisch.
    "Legatus.",
    sagte ich aufgewühlt, und unterdrückte den Impuls, mich gleich in Entschuldigungen oder Rechtfertigungen zu stürzen. Statt dessen blieb ich stumm stehen, die Augen starr nach vorne gerichtet.
    Ich wagte kaum zu atmen. Einerseits hatte ich wirklich große Angst, dass der Legat wütend sein würde, und mich in hohem Bogen aus seiner Prima rauswerfen würde - andererseits war ich einfach gespannt, was er sagen würde - und nicht zuletzt freute ich mich in diesem Moment, hier in der Fremde, so weit weg von zu Hause, meinen Onkel zu sehen.

    Zitat

    Original von Appius Iunius Lucullus


    "Es ist noch viel schöner...", seufzte ich wehmütig.
    "Nichts ist zu vergleichen mit dem Anblick wenn die Sonne über Tarraco aufgeht, ihre ersten Strahlen die Gipfel der Berge röten, und ihr Widerschein zugleich das Meer in flüssiges Gold verwandelt... oder am Mittag, wenn sie im Zenit steht, da hat das Meer so eine unbeschreibliche Farbe, so ein irres leuchtendes Blau, das man nie vergisst, wenn man es einmal gesehen hat... und es gibt Täler hoch oben in den Bergen, die sind im Sommer erfüllt von einer Blütenpracht, wie verzaubert, und die Luft ist so würzig dort, kühl und klar..."
    Ein Stich von Heimweh bohrte sich in mein Herz hinein. Tarraco... früher hatte ich immer nur weg gewollt aus der Provinz, hatte gehofft in Rom der engstirnigen Moral der anständigen Bürger und dem erstickenden Nimbus meiner ach so glorreichen Familie zu entkommen... Und nun saß ich im öden hintersten Winkel des Imperiums und sehnte mich zurück.


    Ich runzelte die Stirn als Lucullus Bedenken aussprach, die auch mir nicht fremd waren, und schüttelte abwehrend den Kopf.
    "Aber unsere Feldherren werden ja nicht die selben Fehler nochmal machen, das glaube ich nicht! Der Kaiser selbst wird uns bestimmt nicht ins Verderben führen. Außerdem heißt es überall dass die Vorzeichen gut stehen, und wir sind so viele, und alle brennen ja richtig auf den Kampf."
    Abwesend hob ich einen flachen Kiesel vom Rande des Baches auf und schnippte ihn über die Wasseroberfläche. Er kam dreimal auf, und zog eine Spur in der Sonne glitzernder Tropfen bevor er versank.
    "Es stimmt schon", meinte ich widerstrebend, "diese alten Feldherren, die da drüben gescheitert sind" - ich wies Richtung Osten - "und ihre vieltausend toten Soldaten, deren Gebeine da noch irgendwo in der Wüste unter dem Sand liegen... die sind ein bisschen wie Gespenster. Wie Lamien, die unseren Zug umschwärmen und uns die Kraft aussaugen wollen."
    Ich schnippte noch einen Kiesel über den Bach, legte dann unwillkürlich die Hand auf die kleine Stofftasche an meiner Seite, als Lucullus danach fragte.


    "Ach das..."
    Ich zögerte.
    "Hab ich von einem Händler aus Zeugma, der vorhin hier herumgewuselt ist. Der hatte ganz interessante Sachen."
    Ich gab mir einen Ruck, vergewisserte mich mit einem Rundblick, dass wir für den Moment alleine waren, und schnürte den Beutel auf.
    "Nur 'n bisschen Opium.", grinste ich, und beförderte meinen Schatz ans Tageslicht - einen klebrigen Klumpen, der in breite trockene Blätter verpackt war.
    Sorgfältig teilte ich ihn entzwei, zupfte die Blattreste ab und rollte liebevoll zwei kleine Kugeln daraus. Allein der Geruch, und dann dieses charakteristische, geschmeidige, leicht klebende Gefühl an meinen Handflächen, machte mich ganz zittrig und kribbelig. Das Opium hier unterschied sich von dem in Rom erhältlichen, war ein wenig heller getönt, hatte rötliche Schlieren in sich und fühlte sich einen Hauch öliger an. Begierig es auszuprobieren sah ich auf die Droge und sog mit geweiteten Nasenflügeln genießerisch ihren betörenden Duft ein. Die eine Hälfte bot ich Lucullus an.
    "Magst Du auch? Leider hab ich nichts zum Rauchen, aber so geht es ja auch, auch wenn's nicht ganz so gut reinhaut."
    Ich zuckte die Schultern, lachte: "Dafür ist es dann nicht so schnell vorbei.", steckte meine Portion ohne Umschweife in den Mund und begann verzückt sie zu kauen.

    Zitat

    Original von Appius Iunius Lucullus


    Es tat mir sehr, sehr gut, zu hören, dass ich nicht der einzige war, der am Anfang erst mal die Drecksarbeit für die anderen machen durfte. Wenn sogar dieser kräftige, selbstsichere Miles hier das hatte durchstehen müssen, dann lag es wohl doch nicht nur an mir... Ich lächelte, dankbar für seinen Zuspruch, während ich weiter die Sandalen schrubbte. Aber dass er mich 'Kleiner' nannte, entlockte mir ein leises Seufzen.
    Warum nur, warum taten sie das ALLE?! So klein war ich doch gar nicht, und auch schon achtzehn Jahre alt! Und ich kam mir auch schon unendlich viel härter und männlicher vor, als noch vor kurzem, als ich so ziellos durch Rom gedriftet war... trotzdem nannten sie mich hier alle spontan 'Kleiner'.
    Man kann wohl einfach nicht aus seiner Haut heraus..., dachte ich geknickt.
    "Aus Hispania komm ich. Tarraco."


    Mit Lucullus' Hilfe ging das Putzen schnell, und bald standen die sieben Paar sauber nebeneinander. Zuletzt zog ich meine eigenen Caligae aus, setzte mich neben Lucullus an den Rand des Baches und hängte meine Füße ins Wasser.
    "Aah, das tut gut..."
    Es war herrlich, die kühle Strömung auf der Haut zu spüren, ich baumelte mit den Beinen und wackelte mit den Zehen, während ich langsam auch noch meine Sandalen säuberte. Ein paar kleine silberne Fischchen tauchten auf und umschwärmten unsere Füße. Ich nahm einen Schluck aus der dargebotenen Feldflasche und reichte sie dankend zurück.
    Im Zorn... Nachdenklich blickte ich Lucullus kurz von der Seite an, nickte dann und sah dann wieder sinnierend in die Ferne wo sich, als ein gleißendes Band am Horizont, der Euphrat abzeichnete.
    "Dahinter ist es schon.", sprach ich leise meine Gedanken aus.
    "Parthia."

    Die warme Glut des Lagerfeuers tauchte unseren Kreis in abenteuerliches rotes Licht, und wärmte mollig von vorne. Von hinten dagegen stahl sich der eisige Hauch der Nacht an uns heran, so klirrend kalt wie man es in Anbetracht der Gluthitze am Tage nicht für möglich hätte halten sollen.
    Ich schlang meine dicke Paenula enger um mich, und sah neugierig zu den vielen Leuten, die sich da um unser Lagerfeuer versammelt hatten
    * - gestandene Soldaten, die, auf Matten oder Fellen hockend, miteinander scherzten, Erinnerungen austauschten und über alte Witze lachten. Außer meinen Contubernales kannte ich beinahe keinen von ihnen.
    Also kümmerte ich mich um das Fleisch, und säbelte mit dem Pugio große Stücke von der Ziege am Spieß. Dann zerlegte ich das herrlich duftende Grillfleisch sorgfältig weiter, achtete auch darauf, dass überall ein Stück der würzigen, krossen Kruste dabei war. Musca, der stolze Beschaffer der Ziege, verteilte die Stücke dann großzügig - und ein wenig großspurig, wie ich fand - an die Gäste weiter.


    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Salve, ihr Meisterköche", grüßte er bei seiner Ankunft. "Einen hübschen Braten habt ihr da aufgetrieben. Macht ihr das ab sofort jeden Tag?"


    Ah, da war ja der Optio. Ich rückte zur Zeite, damit er auf einem Schaffell Platz nehmen konnte.
    "Das wär schön.", antwortete ich grinsend, und Musca lachte mit durchtriebener Miene:
    "Wir bemühen uns."
    Ich schnitt ein besonders schönes, großes Stück Lende für den Optio ab, legte es auf ein Stück frisches Fladenbrot und reichte es ihm mit einem scheuen Lächeln herüber. Ach, diese wunderbaren Hände...
    Als dann alle versorgt waren, schnitt ich mir auch ein Stück ab, streute etwas Salz darüber und wollte gerade den ersten Bissen nehmen als Musca auf einmal aufsprang, sich das spitze Kinn strich und in der würdevollen Gestik eines Rostra-Redners salbungsvoll zu Sprechen anhub:


    "Quirites! Kameraden! Verehrte Gäste an diesem Lagerfeuer! Ich erbitte mir die Erlaubnis zu einigen kurzen Betrachtungen! Zu frohem Mahle haben wir uns hier versammelt, und wollen doch nicht versäumen, auch der Verblichenen zu gedenken,"
    - er wies theatralisch auf die Überreste der Ziege am Spieß -
    "die wir nicht zur Erde und zur Ruhe, sondern in den Magen und die Verdauung bestatten!
    De mortuis nil nisi bene!
    Zählt doch zu den Ahnen unseres Bratens die herrliche Amalthea, die einst den Göttervater der Achaier großzog mit ihrer Milch, ihm gar Nektar und Ambrosia aus ihren Hörnern zu kosten gab!
    Wie dem auch sei - ja, ja, ich mach es kurz, keine Angst - die Ziege an sich besitzt die Fähigkeit, dass sie, gut gepflegt, einen köstlichen Braten liefert! Und das ist die vorzüglichste Eigenschaft dieses Tieres, eine Eigenschaft, die wir heute in vollstem Maße zu würdigen in der Lage sind! In diesem Sinne, Kameraden, werte Gäste - die Ziege ist tot. Es lebe die Ziege! Prosit!"

    Grinsend hob er einen Weinschlauch, trank und reichte ihn in die fröhliche Runde.


    Sim-Off:

    * Wer mag, der ist herzlich in diese Szene eingeladen :)


    "Mhm, ja, Saufeius der Sadist!", lamentierte ich.
    "Optio Tallius ist dagegen ja sehr in Ordnung aber was dieser widerliche alte Schinder da anstellt, das hat nichts zu tun mit bis an die Grenzen - das ist pure Folter!"
    Ich nickte dankbar, als Sparsus sein freundliches Angebot wiederholte, und beschloss, sobald ich einmal nicht vom Training völlig kaputt war, darauf zurückzukommen. Sein böses Grinsen erschreckte mich allerdings ein bisschen. War das etwa ernst gemeint? Möglicherweise hatte ich da bei ihm aus Versehen einen wunden Punkt getroffen, bei dem er keinen Spaß verstand, möglicherweise wollte er mich heute Abend vermöbeln? 8o
    Ich verbarg meine Befürchtung hinter einem falschen Grinsen und gab Sparsus ein fröhliches "Jederzeit!" zurück. Dabei überlegte ich fieberhaft, ob ich wohl Camerinus anhauen konnte, mich zu beschützen? Oder Silio? Nein, besser Camerinus, der war genauso riesig wie Sparsus. Wenn ich ihm etwas von meinem Sold verspräche, würde er bestimmt ein Auge auf mich haben.


    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides et Gaius Tallius Priscus


    Doch dann wurde es auf einmal ganz feierlich. Ich stand stramm und hielt den Mund, als der Centurio begann die Rede des Kaisers zu verlesen. Täuschte ich mich, oder stockte er vor dem "und Soldaten aller Legionen" auffällig lange? - Anscheinend hatte der Staub seiner Kehle nicht gut getan, denn er gab nach ein paar Worten unter Husten an den Optio ab. Das war mir nur recht, denn so hatte ich Gelegenheit diesen beim Vorlesen ausgiebig zu betrachten. Andächtig lauschte ich seinen Worten, lächelte amüsiert über seinen nüchternen Witz, und ich muss gestehen dass mir über der schwärmerischen Kontemplation seiner tiefen, kommandogewohnten Stimme der Inhalt der Rede ein wenig entging. Optio Tallius Priscus hätte ebensogut den Codex Militaris vortragen können, oder eine Inventurliste der Trosswägen - ich hätte ihn ebenso verzückt gelauscht!


    "Roma victrix!", brüllten plötzlich alle um mich herum.
    Ach ja. Ein bisschen verzögert fiel auch ich in die Ovationen ein. Wir jubelten aus voller Kehle und versuchten die Rufe der Nachbarcenturie zu überschreien - was uns, wie ich fand, auch eindeutig gelang.

    Ich machte, dass ich in die erste Reihe kam. Es war eine Wohltat, sich wenigstens hinknien zu dürfen! Mein Schild, den ich vor mir aufrecht hielt, spendete mir sogar Schatten. Dumpf schabten die Ränder übereinander, und das Weidengeflecht knarzte, als die Hintermänner ihr Schilde anhoben, und auf unsere ablegten - manche flacher, manche steiler. Es war, als würde ich am Fuße einer Mauer knien, die sich leicht über mich wölbte, und mir beruhigend ihren Schutz gewährte. Aber natürlich gab es noch Lücken, durch die der gleißende Himmel zu sehen war, oder Optio Tallius, der gerade - ich verzog mich hastig wieder direkt hinter meinen Schild - einen Stein nach uns schleuderte.
    Plong!
    Geschoss um Geschoss prallte ab. Auch wenn durch diesen Wall noch ein Haufen Haarnadeln gepasst hätten, war er doch erstaunlich effektiv, dachte ich gerade als, ein Stück links von mir, auf einmal ein Stein durch eine Lücke sauste.
    Scheppernd traf er die Lorica Segmentata-bewehrte Brust eines Hintermannes, der darauf erschrocken zurückwich. Sein Schild krachte zu Boden, riss andere mit, Tumult breitete sich aus, und auf einmal war aus dem schönen Schildwall eine wilde Wolke hektischer Rekruten geworden.
    Verdattert saß ich in den Trümmern unserer Verteidigung. Wie schnell sowas ging! Ängstlich blinzelte ich zu den Optiones und zog in Erwartung eines schlimmen Donnerwetters schon mal den Kopf ein.

    Mit dröhnendem Kopf und benebelt vor Erschöpfung wuchtete ich diesen verdammten, zentnerschweren Schild über den Platz. Mein linker Arm war ein einziger Schmerz. Ich hatte einen Punkt erreicht, an dem mir längst alles egal war, bis auf eines: durchhalten! Irgendwie musste ich doch diesen Tag überstehen, nein überleben! Anderen war das doch auch gelungen!
    Aus den Augenwinkeln sah ich die Wildkatze des Tribuns, die am Rande des Platzes seelenruhig einen Vogel verspeiste. Doch ich hatte für die Eleganz und Schönheit dieses Tiere heute keine Aufmerksamkeit übrig, und dachte nur verworren: Katze müsste man sein... faul rumliegen den ganzen Tag... bisschen jagen... fressen... gestreichelt werden... das wär's! Und ich wünschte mir tatsächlich, ich könnte mit dem Luchs tauschen.


    Mein Abscheu gegen den Optio wuchs und wuchs. Was in Plutos Namen hatte der davon, wenn er uns bis zum Umfallen marterte und terrorisierte?!!
    Nur nicht schlappmachen... schrie es in mir, nur nicht zusammenbrechen... noch mal den Schild hoch... noch mal über den Platz.... ich muss durchhalten... mein Leben in den Griff bekommen... wenn ich auf der Strecke bleibe, dann wird Onkel Livianus sagen 'Ich hab's mir doch gleich gedacht. Faustus ist eben ein Versager.'... Nein, nein, die werden schon sehen... AU! Mieser alter Dreckskerl! Was schlägt der auf meinen Schild!...Autsch... hab mir die Fingerknöchel aufgeschürft.... noch mal? - das darf doch nicht wahr sein!... hoppla, fast gestolpert... mir ist schlecht... ich glaub ich muss sterben... Scuta dorsum - hat er eben Scuta dorsum gesagt?.... Oh, Bona Dea, Danke!


    Schwer sackte mein Schild herunter, stieß mit der Unterkante auf den trockenen Boden, wo eine kleine Staubfahne aufwirbelte und verwehte. Völlig am Ende krallte ich die Hände um den Rand des Schildes, um mich daran aufrecht zu halten, und schwer atmend, mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich die schwarzen Punkte zu vertreiben, die um mich herum tanzten.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus
    "Salve Kleiner. Ja ging mir genauso - wie vielen anderen auch, denke ich mal"
    "Und wie gehts mit der Ausbildung vorran? Hast du schon die Schnauze voll von der Legio?"

    fragte Spasus und gab ihm einen leichten Klapps aufdie Hinterseite des Helms.


    Hmm... Kleiner... In diesem Punkt war ich nicht ganz unempfindlich. Beleidigt verzog ich das Gesicht, und grummelte leise:
    "Ich heiße Serapio, Du Langer."
    Aber bei seiner Frage nach der Ausbildung, kam so viel Jammer und Wut in mir hoch, dass ich ihm freimütig mein Herz ausschüttete:
    "Die Ausbildung ist ganz schrecklich, seit wir so einem bösartigen alten Ungeheuer von Optio in die Hände gefallen sind. Das ist ein kranker Sadist, Du machst Dir keine Vorstellung! Nie ist ihm was recht, egal wie wir uns anstrengen gibt es immer nur Strafen und Flüche und Schläge, und stundenlang hetzt er uns durch die Gluthitze, und feixt wenn einer zusammenbricht.
    Wirklich, er blüht förmlich auf, wenn er uns quält. Ein übles Dreckschwein ist er, an jedem anderen Ort als der Armee hätte man ihm sicher schon längst das Handwerk gelegt!
    Aber nein, trotzdem hab ich noch nicht die Schnauze voll, ich meine es ist doch toll jetzt dabeizusein, wo es so richtig losgeht, und - He!"

    Flink holte ich aus, und versetzte Sparsus als Revanche ebenfalls einen kleinen Klapps auf den Helm. Ein leises Scheppern ertönte.
    "Oh, oh, das klingt aber hohl!", alberte ich grinsend, und zog schnell die Hand zurück.

    Zitat

    Original von Appius Iunius Lucullus
    Lucullus hatte seinen Kameraden nicht gleich mitbekommen, er war in seinen Gedanken verloren. „Seife?“ Verwirrt schaut er ihn an, bis Lucullus begriff, was er meinte. „Ja, natürlich.“ Er reichte ihm die Seife und setzte sich neben ihn. „Da hast du aber viele Galigae, sind deine Füße so empfindlich, dass du deine Sandalen jeden Tag wechseln musst?“ Lucullus grinst und packte sich ebenfalls ein paar Schuhe und half seinem Kameraden.


    "Danke." Ich nahm die Seife entgegen und rieb etwas davon auf den Putzlappen.
    "Ach..."
    Bei seiner Bemerkung wurden meine Wangen ganz heiß. Ich zog eine Grimasse und rieb mir verlegen die Nasenspitze. Es war mir ziemlich peinlich, dass ich so die Schuhe der anderen putzen musste - dabei hätten doch eigentlich eher sie sich schämen sollen.
    "Ja sicher!", scherzte ich halbherzig. "Jeden Tag ein neues Paar, passend zur Garderobe, zum Wetter und zum Anlass."


    Wie verblüfft war ich, als er auf einmal begann mir zu helfen! Mit großen Augen sah ich ihn an, lächelte ungläubig, schlug dann befangen die Wimpern nieder und murmelte:
    "Ähm... Danke. - Mein Contubernium, die... ähm. Ach."
    Ich winkte ab, zuckte die Schultern und verstummte. Um mich von meiner Verlegenheit abzulenken, rubbelte ich um so heftiger über die harten Sandalen. In großen Brocken löste sich der Schmutz, der sich in den Lücken zwischen den vielen Riemen festgesetzt hatte, fiel ins Wasser und trieb langsam davon.


    "Ich heiße Faustus Serapio.", ergriff ich schließlich wieder schüchtern das Wort.
    "Bin noch Probatus. Kann es sein, dass Du auch bei Centurio Flavius bist? Und was - also wenn ich fragen darf - was hast Du gemeint eben?"
    Unwillkürlich blickte ich zu der Stelle, wo er mit dem Fuß in den Sand getreten hatte. Ein bisschen hatte das schon so geklungen, als ob er Zweifel hätte, und da ich in letzter Zeit den Eindruck gehabt hatte, dass die ganze Prima bis zum allerletzten Mann von euphorischer Hurra-Kriegsbegeisterung erfüllt war, machte mich das schon neugierig.

    Zitat

    Original von Appius Iunius Lucullus
    „Das darf doch nicht Wahrsein!“ Schimpfte Lucullus und machte sich wieder daran, seine Ausrüstung zu putzen. Durch den Sand und die windigen Lüfte, schlüpfte der Schmutz jedes Mal in jede noch so kleine Ecke seiner Ausrüstung. Lucullus seine Hände waren schon voller Blassen. Als die Ausrüstung endlich wieder sauber war, für wenige Stunden, machte sich Lucullus bewaffnet mit seiner Feldflasche und seiner schmutzigen Kleidung in Richtung Wasser. Dort angekommen setzte er sich auf einen Stein und begann, seine Schmutzige Kleidung zu reinigen. Das Schmierfett von den großen Kriegsmaschinen waren kaum noch zu entfernen, diese würden Lucullus bei der Inspektion sicherlich ganz böse auf die Füße fallen. Nicht einmal die Seife aus Potasche half da noch, es war zum Mäuse melken.


    Immer ich. Beladen mit sieben Paaren schmutzverkrusteter Caligae langte ich an der Wasserstelle an. Warum konnten meine Kameraden ihre Schuhe nicht mal selber putzen, fragte ich mich, und vor allem: warum nur gelang es mir nicht, mich gegen diese ständigen Zumutungen zur Wehr zu setzen?
    Wenigstens war ich nicht der einzige hier. Ich nickte dem Miles, der auf einem Stein saß und am Waschen war, grüßend zu, und hockte mich dann an den Rand des langsam fließenden Wasserlaufes. Mit düsterer Miene tauchte ich einen Lappen ins Wasser, wrang ihn aus, und nahm die erste Sandale zur Hand. Nach der Größe dieser Riesenlatsche zu urteilen musste sie Rusticus gehören. Verdrossen begann ich den Dreck vom Leder zu wischen, und erging mich derweil in Phantasien, wie ich diesem groben Widerling mal so richtig die Meinung sagen würde... - irgendwann.
    "Entschuldige bitte.", wandte ich mich nach einiger Zeit des verbissenen Putzens an den anderen Soldaten. Er kam mir bekannt vor, und ich meinte, dass er zur selben Centurie wie ich gehörte.
    "Darf ich vielleicht etwas von der Seife abhaben? Dieser syrische Dreck ist echt hartnäckig."

    Mit gemischten Gefühlen kehrte ich nach der Ansprache zu den Zelten meiner Centurie zurück. Tiefversunken grübelte ich darüber nach, ob es etwas zu bedeuten hatte, dass der Imperator nur zu den höheren Rängen gesprochen hatte - oder hatte ich vielleicht einfach ganz falsche Vorstellungen?


    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Die ganze Centurie antreten!"


    Das Kommando von Optio Tallius riss mich aus meinen Gedanken. Neugierig was es wohl gab, reihte ich mich in den Strom zum Zelt des Centurios ein. Als ich Sparsus erblickte, stellte ich mich neben ihm auf, und grüßte ihn leise.
    "Salve Sparsus. Warst Du auch bei der Rede des Imperators eben? Also ich hab ja beinahe überhaupt nichts verstanden, leider."

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    "Ziegenbraten? Da hat sich einer aber was einfallen lassen, was?" Dass man nicht so einfach an eine Ziege kam, war ihm ziemlich klar. Sein Blick wanderte zu seinen Kameraden, die wohl nichts abbekommen würden. "Tja, Freunde, da bleibt für euch wohl mehr vom Puls. Ich schaue mal, ob ich euch auch noch einen Happen organisieren kann." Er ließ die letzten Nüsse auf einen Holzteller fallen und blickte wieder den Probatus an. "Einladung angenommen. Ich bleib' nicht lange, nehme dafür aber umso mehr mit."


    Wie genau sich das mit der Ziege zugetragen hatte, wusste ich auch nicht. Ich grinste verlegen und war froh, dass der Optio nicht weiter nachfragte. Dass er gleich an seine Kameraden mitdachte, fand ich sehr sympathisch, und ich lächelte erfreut als er zusagte.
    "Oh, gut. So in einer halben Stunde müsste das Fleisch soweit sein. Dann bis später Optio Tallius."
    Ich nickte in die Runde und zog mich zurück. Schnell bog ich in die nächste Lagergasse, wo ich stehenblieb und mit einem breiten, verträumten Lächeln hoch in den Nachhimmel sah. Mein Herz klopfte so heftig, als hätte ich gerade zu einem Rendezvous geladen, und nicht zu einem harmlosen Bratenessen.
    Ach, schön wäre das.... diese wunderbaren Hände... Ich seufzte schwärmerisch, wusste zugleich aber ganz genau, dass ich es besser beim Träumen belassen sollte. Den dies hier war die Legion , eine Welt harter Männer, in der man sich besser nicht mit solch zarten Neigungen kompromittierte.
    Aufgedreht, und zugleich etwas wehmütig, wanderte ich eine Weile lang zwischen den endlosen Zeltreihen hindurch, betrachtete die vielen Lagerfeuer, und die Gesichter der Männer, die, erhellt von dem flackernden Licht, malerisch und verwegen aussahen.
    So langsam wurde es aber empfindlich kalt. Ich knüpfte mein Fokale enger um den Hals und schlang im Gehen die Arme um mich.


    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    „Gut eingelebt in der centuria, probatus?“


    Oh. Da war ja der Centurio höchstpersönlich. Ich blieb stehen und straffte meine Haltung.
    "Jawohl, Centurio, ich habe mich gut eingelebt. Die anderen haben es mir auch leicht gemacht, mir viel gezeigt und erklärt, und mich kameradschaftlich aufgenommen."
    Mal abgesehen von den blöden Probatus-Sonderaufgaben waren die meisten wirklich nett zu mir gewesen. Und mich beim Centurio zu beklagen, das wäre bestimmt nach hinten losgegangen.
    Ein wenig nervös holte ich Luft, um die Gelegenheit zu nutzen und mein Sprüchlein vorzubringen.
    "Wenn Du erlaubst, Centurio, dann würden mein Contubernium und ich Dir gerne eine Einladung aussprechen, später an unserem Feuer mit uns zu essen. Es gibt Ziegenbraten in Kräuterkruste. Der Optio kommt auch. Wir würden uns freuen wenn Du uns diese Ehre erweist."

    Anfangs war mir dieser Ausbilder wie ein zwar furchterregendes, doch vor allem kurioses Original erschienen. Jetzt aber begann ich ihn zu hassen.
    Kaum hatten wir endlich Halt machen dürfen, und standen nach der Rennerei außer Atem, durstig und erschöpft in einer sogar ziemlich geraden Linie, als er schon wieder, gierig auf Fehler lauernd, an unserer Reihe entlang pirschte. Ohne Vorwarnung traf sein Stab schmerzhaft meine Füße, und ein Schwall von Flüchen ergoss sich über mich.
    Bestia! Schinder!
    Erschrocken straffte ich mich, und stellte meine Füße ganz, ganz gerade hin. Eigentlich bin ich doch ein friedlicher Mensch, um nicht zu sagen viel zu sanft, aber bei den Gehässigkeiten dieses Mannes, kam mir richtig die Galle hoch! Geradezu hasserfüllt starrte ich ihm hinterher, als er weiter die Reihe abschritt und sich neue Gemeinheiten ausdachte. Was war ich froh, nicht zu den letzten acht zu gehören!


    Mit den Übungsschilden ging es weiter. Hastig holten wir uns die elendig schweren Dinger. Und dann scheuchte er uns damit weiter über den Platz hin und her...
    Noch immer stach die Sonne auf uns hinab. Über graubraunen Felsen flimmerte die Luft. Meine Zunge klebte am trockenen Gaumen, und mein Schildarm wurde schwerer und schwerer. Mit zusammengebissenen Zähnen hielt ich den Übungsschild und keuchte weiter über den Platz. Ohne das Training in den letzten Wochen wäre ich wahrscheinlich schon längst elend in den Staub gesunken. Auch so hatte ich das Gefühl, das ganze hier keinen Moment länger mehr auszuhalten. Heimlich massierte ich meinen schmerzenden, zitternden linken Arm, als wir endlich, endlich die Schilde wieder absetzen durften. Ich fühlte mich benommen und vollkommen ausgedörrt. Meinem Nebenmann schien es sogar noch schlechter zu gehen, er hatte einen knallroten Kopf und sah so aus, als würde er jeden Moment aus den Caligae kippen.
    Ich fuhr mir über die trockenen Lippen, und wechselte Blicke mit ein paar anderen Rekruten, die ich inzwischen flüchtig kannte, in der Hoffnung, dass vielleicht einer von ihnen so mutig sein würde, zu fragen ob wir zwischendurch mal was trinken durften. Doch es blieb still. Und ich traute mich auch nicht.

    "Was hat der Imperator gesagt?"
    "Keine Ahnung, ich hab das letzte nicht verstanden."
    "Er sagte gerade was von Schätzen, glaub ich, von saftigen Prisen und üppigen Geldern."
    "Das klingt gut."
    "Nein nein, es ging genau um das Gegenteil!"
    "Psst jetzt! Er spricht weiter. Er sagt irgendwas wie, wir sind Boten der Kultur."
    "Na Du bestimmt nicht, mein Freund."
    "Halt endlich die Schnauze! So versteh ich gar nichts!"
    "Was war das?"
    "He, ihr da vorn, habt ihr das hören können?"

    etc.


    Inmitten von dichtgedrängten Kameraden stand ich am Rande eines Meeres von Helmbüschen. Jenseits dieses Meeres war klein eine ferne Gestalt mit viel Entourage zu sehen, bei der es sich allem Anschein nach um den Kaiser handelte. Ich war ein wenig enttäuscht, ihn nicht richtig sehen zu können, und noch viel enttäuschter, dass seine Rede anscheinend überhaupt gar nicht an uns einfache Soldaten gerichtet war. Als ob wir für seinen Feldzug keinerlei Bedeutung hätten! Das gab mir schon zu denken.
    Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich mich nicht verhört hatte, denn die Rede drang nur fragmentarisch bis zu uns vor, als Wortfetzen mit dem Wind, oder weitergereicht von Kameraden weiter vorne. Wir versuchten dann mehr oder weniger erfolgreich uns den Sinn zusammenzureimen.
    Erst als die Jubelrufe aufbrandeten, war ich mir wieder sicher worum es ging, und stimmte - eher verhalten - mit ein:
    "Imperator Victor! Roma Victrix!"

    Zitat

    Original von Gaius Tallius Priscus
    Priscus war gerade vor dem Zelt seines Contuberniums ebenfalls mit der Nahrungszubereitung beschäftigt, als der Probatus auftauchte. "Ja, was gibt's?" fragte er, während er einige Nüsse knackte.


    "Guten Abend, Optio Tallius.", grüßte ich, und wie magisch angezogen wanderte mein Blick sogleich zu seinen Händen. Es gefiel mir sehr wie er die Schalen der Nüsse aufbrach, mit so ruhigen, kraftvollen, beherrschten Handbewegungen, denen ich gerne noch viel länger zugesehen hätte... Aber da hätte er sich wahrscheinlich darüber gewundert - also straffte ich mich innerlich, und riss mich von diesem angenehmen Anblick los.
    "Mein Contubernium und ich, wir wollten, ähm, Dich höflich einladen, falls Du Dich später vielleicht zu uns gesellen magst.", sagte ich also in respektvollem Tonfall.
    "Wir haben nämlich einen großen Ziegenbraten über dem Feuer, der wird bald fertig sein. Also, wir würden uns freuen wenn Du vielleicht Lust hast, mit uns zu essen, Optio."
    Befangen verknotete ich meine Finger miteinander, während ich seine Antwort erwartete, und hoffte, dass das jetzt nicht so aussah als wolle ich mich bei ihm anbiedern.