Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Ein Verwandter und guter Freund... das war nicht unbedingt das was ich hören wollte. Doch ich spürte seinen Atem, als er das sagte, und sein Haar kitzelte meine Wange... dagegen verblasste der Inhalt seiner Worte. Ich erwiderte das Lächeln. Es war angenehm, seine Hand fest um die meine zu spüren.
    Als er den Kopf wandte, folgte ich mit den Augen seinen Blick – und sah sie, die Wüstenfrau, die Störenfriedin.
    "Was suchst du hier!?" Hastig zog ich meine Hand zurück. Was mochte sie jetzt denken...? Ich war zu unvorsichtig gewesen. Ein Glück dass sie stumm war. Sie kam näher, berührte meinen Arm, was mich schmerzhaft zusammenzucken ließ.
    "LASS DAS!" stieß ich gepresst zwischen den Zähnen hervor. Sie kramte irgendwas für mich hervor, und verschwand mit einem heuchlerischen Lächeln. Massa redete mir zu, das Zeug zu kauen, aber ich schüttelte abfällig den Kopf.
    "Ja bin ich denn des Wahnsinns, mir hier, in einem römischen Lazarett irgendeinen Barbarendreck andrehen zu lassen?!"


    Das Erscheinen der Frau hatte alles verändert. Massa versuchte mir zu erklären, der Tüchertausch habe rein gar nichts zu bedeuten – was mir nur ein ungläubiges Schnauben entlockte – dann, als wolle er sich selbst Lügen strafen, ließ er mich allein und rannte er ihr nach.
    In hilflosem Zorn blickte ich ihm hinterher. Der Zelteingang schwang noch einmal zurück, vor, zurück, und hing wieder gerade herunter. Von draussen hörte ich die Geräusche des Feldlagers, marschierende Füße, Kommandos, Scheppern von Metall. Ein Wind ließ die Palmwipfel rauschen. Trotz der Stimmen, trotz der vielen anderen Patienten im Valetudinarium... ich fühlte mich als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt.
    Langsam ließ ich den Kopf auf die Liege zurücksinken. Sah das altbekannte Fleckenmuster an der Zeltdecke, sah darin Gesichter, die mich höhnisch angrinsten, mich leise auslachten. Ich grübelte über das eben geschehene.. und über eine ganz ähnliche, bittere alte Kränkung, die mir auf einmal wieder lebhaft vor Augen stand.... und darüber, warum nur ich immer wieder die selben Fehler machte... Ich war all dessen - und meiner selbst - unendlich überdrüssig! Mein Arm pochte, heiße Wellen von Schmerz wogten darin.

    Nun drehte ich doch den Kopf zu ihm, und blickte ihn direkt an. So schräg von unten. Wie unfassbar gut, dass es ihn noch gab, dass er hier war, dass er lebte. Helles, diffuses Licht lag auf seinen Achilles-Zügen, offenbarte jede Einzelheit, die Spuren des Kampfes, die Wunde über dem Auge, die bestimmt eine fesche Narbe geben würde... und verlieh dem braunen Haar einen goldenen Schimmer... diesen Locken, in denen ich mein Gesicht vergraben wollte, bei ihm sein, die Welt vergessen.....
    "Das Amulett und das...." das Tuch ergänzte ich in Gedanken, und meine Augenbrauen zogen sich ein Stück zusammen.
    "Ja, Glücksbringer kann man nicht genug haben." kommentierte ich sarkastisch. Massa schlug mir vor ein Opfer zu bringen, was eigentlich eine gute Idee war, trotzdem reagierte ich sofort ablehnend. "Wie soll das gehen... ich krieg noch nicht mal n' Scheiß-Schriftrollenbehälter alleine auf... und Apollo hört uns eh nicht hier in der Terra deserta..."
    Nach Hause? Ich sehnte mich nach Rom.
    "Wie immer. Am ersten Tag rufen sie lustig Hurra und schwenken Palmwedel. Am meisten freuen sich die Dirnen, denn sie machen das Geschäft ihres Lebens. Man fragt uns nach Heldengeschichten und möchte nicht belästigt werden mit Erinnerungen an die Gefallenen, und wenn sie einen Krüppel sehen, blicken sie peinlich berührt schnell woanders hin. Tags darauf ist alles vergessen, hauptsache die Märkte sind wieder voll von unnützen Luxuswaren." Ich zuckte, andeutungsweise, mit der linken Schulter. "Zivilisten! Haben keine Ahnung..."


    Ich ödete mich selbst an. Auf diese Weise würde ich Massa ganz schnell wieder vertreiben, dabei wollte ich doch dass er noch blieb... und hatte wichtige Dinge mit ihm zu besprechen. Ich atmete tief durch und gab mir einen Ruck.
    "Massa?... Ich... ähm... du..... - Hör mal. Also, du sollst wissen dass ich es dir NIE vergessen werde was du für mich getan hast." Ich streckte die Linke aus, suchte seine Hand und fasste sie, drückte sie schwach. "Danke."

    Decima Seiana - Casa Decima Mercator - Rom



    Liebe Seiana,
    Du mußt Dir um mich keine Sorgen machen. Wir haben die Blemmyer geschlagen, in einer offenen Feldschlacht. Ich wurde verwundet, aber es geht mir schon besser. (Ravdushara schreibt das hier für mich, weil mein Arm gebrochen ist.) Wir werden uns bald auf den Rückweg nach Norden machen.
    Was Du aus Rom berichtest, ist sehr beunruhigend. Ich werde alles dransetzen, mich so schnell wie nur möglich wieder dorthin zurückversetzen zu lassen. Es geht nicht, dass Du da ganz alleine bist. Was Du von Verus schreibst, ist schier unglaublich. Also, natürlich glaube ich Dir, es fällt mir nur schwer, einem Verwandten solche Niedertracht zuzutrauen!
    Natürlich halte ich zu Dir. Und ich werde gleich auch einen Brief an Verus schicken, er soll wissen, dass er für mich ein für alle Mal gestorben ist! Und ich werde Massa aufklären müssen was für ein Schweinekerl sein Onkel ist.


    Nach Livianus' Rückzug müssen wir zusammen die Fackel weitertragen. Ich befürworte Deine Hochzeit mit Quintilius Sermo. Ich habe ihn mal flüchtig kennengelernt, als er noch Liktor war, und fand ihn sehr klug und wortgewandt... und, ich weiß nicht recht wie ich es sagen soll, irgendwie besonders. Interessant. Aber nicht so leicht zu durchschauen. Na, Du wirst ihn besser kennen. Also, Du hast meinen Segen, ich freue mich für Dich.
    Ich erwarte aber trotzdem, dass er mich um meine Zustimmung bittet, wie es sich gehört. Er kann mir ja schreiben.


    Danke, dass Du Dir auch um mein Problem in der Hinsicht Gedanken machst. Ich habe meine bisherige Haltung überdacht, und es Livianus versprochen, mich nach dem Feldzug ernsthaft nach einer passenden Frau umzusehen. Zwecks Pflicht und Gens, Du weißt schon. Aber die Iunia kommt nicht in Frage, so verzweifelt bin ich nun auch wieder nicht, dass ich die Witwe des Wahnsinnigen in Betracht ziehen würde... Zudem ist sie die Nichte einer Bordellchefin – der Iunia Urgulania, zu deren Ermordung ich Ermittlungen angestellt hatte – und hat in Alexandria bei ihr gelebt. Ich kann mir schon vorstellen, wo sie gelernt hat, anständigen Frauen die Männer abspenstig zu machen. So eine skandalöse Frau halte ich auch für meinen Präfekten für keine gute Wahl. Aber meinetwegen, ich kann ihn ja mal fragen.
    Celeste als Peregrina ist auch keine wirkliche Option für mich. Weiß Du nicht zufällig irgendein nettes römisches Mädchen? Ich will da gerne auf Dein Urteil vertrauen. Hauptsache anständig und fruchtbar, der Rest ist mir ziemlich egal. So viel muß man ja zum Glück nicht miteinander zu tun haben.


    Dass Du Elena und ihren Liebsten freilassen willst, finde ich eine phantastische Idee! Ist Dir doch sicher nicht leichtgefallen, Dich von Deiner besten Freundin zu trennen. Du bist großartig, mein Schwesterherz. Pass auf Dich auf! Vale bene.






    Marcus Decimus Mattiacus – Casa Decima Mercator – Rom



    Salve Onkel Mattiacus,


    ich sende Dir diesen Brief aus dem Zwölfmeilenland. Wir haben die aufständischen Stämme geschlagen und werden uns bald auf den Rückweg machen. Die Barbaren war recht widerspenstig, ich habe auch was abbekommen und liege noch im Lazarett. Hier hat mich ein Brief meiner Schwester erreicht, in dem sie mir die schwierige Situation in Rom schildert. Es macht mich schier wahnsinnig, dass ich ihr in dieser stürmischen Zeit nicht zur Seite stehen kann! Drum möchte ich Dich bitten, ein Auge auf sie zu haben und sie, wenn es Dir möglich ist, zu unterstützen. Nach Livianus' Rückzug müssen wir ganz besonders fest zusammenhalten!


    Dass Verus sich gegen die Familie gestellt hat, will mir nicht in den Kopf. Aber es ist wohl Fakt. Blamiert hat er uns ja schon früher zu Genüge, nun verschreibt er sich dem Mann, der Livianus ins politische Aus getrieben hat und hat Seiana sogar gedroht! Wir müssen in dieser Sache mit einer Stimme sprechen! Verus gehört nicht mehr zu uns, ist kein Decimer mehr, und das müssen wir ihm deutlich klarmachen.
    Du kennst Dich doch aus – gibt es nicht irgendeine rechtliche Möglichkeit, ihn offiziell aus der Gens auszustoßen, damit wir diese schleimige Kröte ein für alle Mal los sind?!


    Ausserdem wollte ich mich mal erkundigen, wie es denn mit Deinem Cursus Honorum so aussieht? Ich will Dir ja nicht auf die Nerven gehen, aber nach Meridius' und Livianus' Rückzug braucht unsere Gens einfach dringend wieder einen Vertreter im Senat.
    Vale und sandige Grüße!
    Dein Neffe





    Titus Decimus Verus - Casa Germanica - Rom



    Salve Verus.


    Es reicht. Daran, dass du unserer Familie wieder und wieder neue Blamagen verschaffst, hatte ich mich ja schon beinahe gewöhnt. Dein selbstgerechtes Gejammer, der peinliche "Schwächeanfall" vor dem gesamten Senat, das spurlose Verschwinden, das Wiederauftauchen als verwahrloster Vagabund mit dem Ruf den Christianern anzuhängen, und dass du dich dann bei den Germanicern einquartiert hat – ich schrieb dies alles deiner schwachen, törichten Natur und deinem vollkommenen Mangel an Takt zu. Und einem Verwandten kann man einiges verzeihen.
    Aber manche Dinge sind unverzeihlich. Du bist zu weit gegangen!


    Dass Familienloyalität dir nichts bedeutet, hast du bereits bewiesen, als du eine Octavia zu freien versuchtest, und dich nicht davon abbringen ließest, trotzdem diese Gens entscheidend in die hinterhältige Intrige gegen meinen Vater involviert war!
    Dass du sklavisch dem vermeintlichen Ruhm hinterherjagst, gierig mal nach diesem bald nach jenem Posten haschst, offenbahrt sich einem jeden, der deine wild mäandernde Laufbahn betrachtet.
    Dass du dich nun endgültig von der Familie abgewandt hast, und dich kriecherisch den Mächten verschreibst, die meinen Vater, unseren Pater Familias, in das politische Exil getrieben haben, macht dich zu einem widerlichen Opportunisten.
    Du schreckst ja nicht einmal davor zurück, meine Schwester zu bedrohen! Ich kann es kaum fassen.


    Du bist ein Schandfleck. Und es schmerzt mich, dass ich Appius Decimus Massa eine solch ekelerregende Wahrheit über seinen Onkel berichten muss.
    Für uns bist du kein Decimer mehr. Du hast kein Recht mehr, diesen Namen zu tragen. Für uns bist du gestorben.
    Und hättest du auch nur einen Funken Honor und Fortitudo, dann würdest du jetzt deinen alten Soldatendolch nehmen, dir diese ehrliche Klinge tief ins Herz stoßen, und somit deiner erbärmlichen Existenz ein längst überfälliges Ende machen. Doch diesen Mut wirst du niemals aufbringen.





    Sim-Off:

    überwiesen

    Schreiben ging natürlich auch nicht. Es war zum Verrücktwerden! Mein rechter Arm lag festgeschnallt neben mir, als ob er nicht zu mir gehören würde, ein unförmiges, abstoßendes Ding, aufgedunsen und verfärbt, das eiterte und stank, und schmerzte und erbärmlich juckte.
    Und wenn ich die Ärzte fragte, wann endlich – oder ob überhaupt... - er wieder zu gebrauchen sein würde, gaben sie mir nur ausweichende Antworten. "Nur nichts überstürzen, die Wunde muss erst einmal zu heilen, der Knochen wieder fest aneinander wachsen. Das braucht nun mal seine Zeit, Tribun, da ist jetzt Geduld gefragt." Geduld! Blablabla! "Schritt für Schritt" war ihre Lieblingsfloskel. Blablabla! Und: "Später kann man dann weitersehen." BLABLABLA!
    Zum Hades mit diesen Metzgern! Ausserdem waren sie viel zu geizig mit dem Opium!! Von den paar Tropfen, die sie mir zugestanden, merkte ich gar nichts! Und wenn ich noch einmal "Schritt für Schritt" hörte, würde ich ihnen an die Kehle springen!! Also, wenn ich könnte... wenn ich nicht an diese verfluchte Pritsche gefesselt wäre!


    Das Schreiben musste Ravdushara für mich übernehmen. Ich diktierte ihm nach und nach meine Briefe: an Seiana, an Mattiacus und zuletzt auch einen an Verus (der wahrscheinlich böseste Brief den ich je versandt hatte).
    Leider war Ravdushara nicht gerade eine Leuchte lateinischer Orthographie und ich nicht gerade ein Muster an Geduld. Geduld! Es war einfach mühsam. Meinen Namen kritzelte ich dann mit links darunter. Mir kam der Gedanke, dass ich keinen solchen Brief an Aton schicken dürfte, er könnte sich verspottet vorkommen. Aber ob das mit ihm überhaupt eine Zukunft hatte?! Ich grübelte endlos. Wenn er sich tatsächlich an der Intrige gegen meinen Vater beteiligt haben sollte..... - das glaubte ich zwar nicht, befürchtete es aber irgendwie doch.... - dann musste ich mit ihm brechen, das gebot die Familienloyalität. Aber wahrscheinlich wandte er sich sowieso von mir ab, wenn ich, durch einen verkrüppelten Arm entstellt, nicht länger den schönen Heroen geben konnte.
    Ein wahrer Heroe wäre auf dem Feld geblieben. Ein kühner Sturmangriff, ein blutiges Gefecht, Ende, aus, ehrenvolles Gedenken. Die Chance hatte ich verpasst...


    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    ... Zögernd betrat ich das Zelt in dem er lag, auf dem Sprung es sofort zu verlassen falls er schlief. Ein Blick, der Arm war noch dran. Ein hörbares Aufatmen von mir. Ich ging an seine linke Seite und wusste nicht was ich sagen sollte. Ein „ Wie geht’s, Tribun.“ War das einzige was mir in den Sinn kam. Ich hatte noch nie einen Krankenbesuch gemacht. Unschlüssig stand ich an seinem Bett. Er sah mitgenommen aus.


    Und eben als ich (mal wieder) an diesem Punkt meiner (kreisenden) Gedanken angelangt war, stand der dafür Verantwortliche ohne Vorwarnung an meinem Krankenlager. Verdammt. Mir war klar, dass ich einfach nur scheiße aussah, und wollte eigentlich nicht, dass er mich so erblickte.... Trotzdem schlug mein Herz auf eine verwirrende Weise schneller.
    "Muss." murmelte ich, ohne ihn so richtig anzusehen. Es war eine große, große Erleichterung, ihn wieder auf den Beinen zu sehen! Dies, meine Dankbarkeit, dazu eine Prise Zorn und eine Menge was-auch-immer ergaben eine seltsame Mischung.
    "Und selbst...?"

    Ein Lichtblick in diesen elenden Tagen war es, als die Feldpost einen Brief meiner Schwester brachte. Ich wollte ihn öffnen und lesen, aber da mir nur eine kraftlose linke Hand zur Verfügung stand, bekam ich nicht mal die Umhüllung alleine auf. Fahrig zerrte und zupfte ich an der verschnürten Lederrolle herum, und wurde dabei immer zorniger. Um Hilfe bitten wollte ich nicht... Als schließlich mein Sklave im Lazarett erschien, fuhr ich ihn - ungerechterweise - barsch an:
    "Wo steckst du nur die ganze Zeit?! Mach mal dieses verdammte Ding auf!"
    Es war ihm anzusehen, dass er eine Antwort verschluckte. Stumm packte er den Brief aus, entrollte ihn und reichte ihn mir. Ich hob das Pergament über mein Gesicht und las... es war sehr anstrengend mich darauf zu konzentrieren, aber ich war begierig auf die Worte aus der Heimat.


    Allein schon zu lesen, dass meine Schwester sich sorgte, und zu den Göttern betete, berührte mich in meiner absolut miserablen Situation so sehr, dass meine Augen feucht wurden. Blinzelnd lass ich weiter, und verspürte zum ersten Mal seit dem Tag der Schlacht den Drang zu lachen. Das war so absurd, ausgerechnet hier und jetzt nahegelegt zu bekommen, sich ausgerechnet über die Frau, die Seiana den spinnerten Verlobten ausgespannt hatte, nähere Gedanken zu machen... als potentielle Heiratskandidatin!
    Das Lachen tat aber so sehr weh, dass ich es gleich wieder unterdrückte. Wie großmütig von meiner Schwester, dass sie der Iunia anscheinend vergeben hatte, und wie lieb von ihr, dass sie sich um diese leidigen Angelegenheiten kümmerte! Zwar hätte mir, ganz besonders jetzt, kein Gedanke ferner liegen können... aber es war eine Erinnerung daran, dass es eine Welt jenseits dieses Lazaretts gab, jenseits des Heerlagers, jenseits der verfluchten Wüste und darum heiterte es mich auf.
    Weniger erheiternd war es zu erfahren, dass Verus jetzt anscheinend vollkommen durchgedreht war. Ich konnte es kaum, fassen, dass dieser, zwar schon immer etwas peinliche, aber im Grunde ganz nett erscheinende Verwandte, sich so gewandelt hatte. Dass er meine Schwester bedroht hatte! Und ich lag hier und konnte nicht mal alleine einen Brief öffnen, geschweige denn Seiana beschützen.....

    Die Hitze, die Fliegen, der Schmerz bei schon der kleinsten Bewegung, der beißende Gestank des Eiters, der meine Verbände gelb färbte... es war ein einziger langer Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab. Nur der Mohnsaft schenkte Linderung. Um mich herum starben die Soldaten, am Fieber, an schwärenden Wunden... Manche schrien, manche weinten, andere starben still.
    Ich lag auf meiner Pritsche und starrte auf die Segeltuchplane, die über uns aufgespannt war. Endlos... endlos...
    In den Falten des Stoffes sah ich Landschaften, Bergzüge, in den Flecken Gesichter. Ich träumte mich davon, wenn die Ärzte meinen Kameraden brandige Gliedmaßen absägten und war ganz weit weg, als der Soldat neben mir qualvoll am Starrkrampf verendete.


    Mir selbst dagegen ging es, sehr langsam, fast unmerklich, ein klein bisschen besser. Irgendwann erschien der Pilus Prior meiner Kohorte und erstattete mir Bericht über den Verlauf der Schlacht, die Verluste... Er hatte einen ganz merkwürdigen Ausdruck im Gesicht dabei. Vielleicht fand er es unpassend, dass ich mich noch ans Leben klammerte. Vielleicht hatte er recht. Von den Männern, die mir gefolgt waren, waren so unfassbar viele gefallen.


    Mein Sklave saß neben meinem Lager, verscheuchte die Fliegen, und erzählte mir auf seine farbige Art, ganz als wäre er selbst dabei gewesen, eine Geschichte darüber, wie Massa mich bis zum letzten Blutstropfen verteidigt hatte:
    "...da entwand er dem Wüstenreiter den langen Säbel und hieb diesen mörderischen Hund mit einem einzigen Streich mitten entzwei. Darauf stellte er sich schützend über dich, Herr, und als er seinen furchtbaren Blick auf die Feinde wandte, da sahen sie seinen Löwenmut, und seine Todesverachtung, und Furcht erfüllte ihre Herzen! Ein Dutzend von ihnen wandte sich bereits zur Flucht, doch andere Reiter machten sich mit wildem Kriegsgeheul neuen Mut und drangen alle zugleich auf euch ein. Doch Dein Vetter, kühn wie Gilgamesh, stark wie Enkidu, er erschlug sie alle, und als endlich die Verstärkung eintraf, da fanden sie ihn, blutüberströmt inmitten eines mannshohen Walles toter Barbaren. Und erst als er dich in Sicherheit wusste, da brach er in die Knie. Und nun nennen sie ihn: den Irren vom Hügel der Toten! - Al-Lat, Al-Uzza und Manat die Erlauchte sollen meine Zeugen sein, so und nicht anders ist es geschehen."


    An den fatalen Moment erinnerte ich mich nicht... jedenfalls nicht richtig, Schilderungen anderer mischten sich mit Erinnerungsfetzen. Ravdushara berichtete mir, Massa sei schwer verletzt, doch auf dem Weg der Besserung. Massa... ich starrte auf das Segeltuchdach, Stunde um Stunde, endlos... Ich wollte nicht an die Toten denken, und nicht an die Dahinsiechenden. In meinem vernebelten Geist suchte ich nach Worten, wandte sie hin und her, wägte sie, grübelte wie ich Massa danken, was ich zu ihm sagen sollte.

    Wie schon so oft.... Ich renne... renne um mein Leben... hinter mir die Meute. Sie hetzt mich... heult hungrig ihr Jagdlied... die Straße nimmt kein Ende... nie ein Ende... der heiße Atem der Meute in meinem Nacken, Geifer tropft von ihren Fangzähnen... unaufhaltsam holen sie auf.
    Die Pforte, das Tor in der Mauer – ein Ausweg! Nein, ich weiß längst, dass sie es nicht ist – doch wie jedesmal werfe ich mich hindurch, schlage die Türe hinter mir zu, ramme den Riegel davor, höre das enttäuschte Aufheulen der Meute, glaube gerettet zu sein...
    Gerettet... ich schöpfe Atem, sehe mich um. Der Garten. Der ummauerte Garten. Flirrendhell, hoch die Sonne.. die Pflanzen verdorrt... knochenweiß die Bäume, ein Rieseln und Knistern im dürren Geäst. Es wartet auf mich. Dort, unter der schweren eisernen Abdeckung. Etwas ist darunter. Ich kann hören wie es sich... bewegt. Das Grauen schließt seine frostigen Finger um meine Kehle, es lähmt mich... keine Chance fortzulaufen... als der Eisendeckel langsam... langsam und unaufhaltsam... zur Seite geschoben wird...


    ~ ~ ~



    Und wieder: eine Welt aus Schmerz. Zitternd wand ich mich auf dem Lager. Mir war entsetzlich heiß, und gleich darauf so kalt, dass meine Zähne hart aufeinanderschlugen. Dicke Verbände umhüllten meinen rechten Arm, er war in eine bleischwere Schiene gezwängt... aber er war noch da. Ich konnte meine Fingerspitzen sehen. Und wäre er nicht mehr da, hätte er mich nicht so gequält.
    Leute machten sich an mir zu schaffen, flößten mir wieder irgendwas ein, traktierten mich, der ich doch so furchtbar fror, mit tropfnassen Tüchern, in die sie mich einwickelten als wäre ich ein toter Pharao. Dann meinte ich, meine Schwester sei gekommen, was ich sehr anständig von ihr fand, doch ich hatte mich wohl geirrt... Die Farben führten ein seltsames Eigenleben, lösten sich von den Gegenständen, ein verwirrendes Phänomen. Mal war es dunkel, mal hell. Ich bekam nicht viel mit, dämmerte vor mich hin... schreckte auf, weil ich mir sicher war, dass das Ding von unter der Eisenluke sich näherte. Aber ich konnte nichts sehen... und lag bis zum Zerreißen angespannt auf jedes Geräusch horchend... bis auch dies wieder verschwamm. Keine Ahnung wie lang das so ging.


    Als ich zum ersten Mal wieder einigermassen bei mir war, traf mich die Erinnerung an die Schlacht, an die schweren Verluste meiner Kohorte, an das Stratagem des Frontinus wie ein Schlag. Ein abgemilderter Schlag allerdings, denn man hatte mir doch ordentlich Mohnsaft verabreicht. Der Schmerz der Verwundung war erträglich damit, und nun schwebte ich auch geistig ein gutes Stück über den Dingen. Ja, die Schlacht, die Gefallenen, ich fand das schon schlimm, aber eher wie in einer gutgemachten, bewegenden Tragödie, die man von den Theaterstufen herab betrachtet.
    Mit äusserster Anstregung wandte ich den Kopf ein kleines Stückchen zur Seite und blickte um mich. Haufenweise Verwundete. Die Seitenwand des Zeltes war hochgerollt, so bot sich aus dem Lazarett heraus der Ausblick auf einen wunderschönen Palmenhain, auf Zeltreihen und Soldaten. Ich musste unbedingt wissen, was alles geschehen war, und was mit Massa war, und meiner Kohorte, und dem Präfekten... doch ich war dermassen ausgelaugt, so vollkommen erbärmlich kraftlos, dass ich es mir nicht mal vorstellen konnte, jetzt die gewaltige Energie aufzubringen, die nötig gewesen wäre um artikulierte Worte, Sätze gar zu erzeugen.

    Im Feldlazarett


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    Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist der beißende Gestank von verbrannter Haut. Wie früher auf dem Gestüt, wenn die Jährlinge gebrandmarkt wurden... Ein lautes Zischen drang an mein Ohr, Schreie, dumpfes Wehklagen.
    Vor meinen Augen war ein verschwommener heller Streifen, der sich langsam hin und her bewegte. Blinzelnd hielt ich den Blick darauf gerichtet. Der Schmerz in meinem Arm war entsetzlich... ich atmete ganz flach, ein leises Wimmern drang aus meiner Kehle. Es sollte aufhören... nur aufhören... wann hörte das endlich auf...
    Um mich herum herrschte hektische Aktivität. Dann beugte sich wer über mich, Schemen mit blutbesudelten Händen schoben sich vor den hellen Streifen, sie fassten nach mir, und hielten mich fest, sprachen mit verzerrter Stimme Worte, deren Sinn ich nicht erfassen konnte. Sie flößten mir etwas ein, dann sah ich ihre Instrumente – die Klingen, Nadeln, Brandeisen, die spitzen Sonden, Scheren... Mein Arm! Bestimmt wollten die mir den Arm abschneiden!
    "....Nein......!! .... -"
    In panischem Schrecken suchte ich mich aufzubäumen, sie abzuschütteln, zu schreien, zu protestieren, ihnen Kraft meiner Tribunenautorität zu befehlen mich auf der Stelle loszulassen, ich wollte lieber sterben als ein Krüppel sein, ein abstoßendes Zerrbild, bemitleidet und verachtet... warum half mir denn niemand - wo war Seiana, wo war Achill, war er tot, nein, das durfte nicht sein... - war ich denn ganz alleine... ja, war ich, den Lemuren hilflos ausgeliefert, ihre Klauen hielten mich felsenfest und meine Worte gingen in einem Röcheln unter. Ein Skalpell blitzte auf... der unerträgliche Schmerz wurde noch viel stärker, ein lodernder Glutball, der sich immer weiter aufblähte, bis er mich völlig umhüllte, mich verzehrte... Ich schrie. Und wieder wurde alles schwarz.

    Wesenlos treibe ich dahin, in der Tiefe, im eisigen Abgrund, taub und gefühllos, unendlich weit. Schemen regen sich um mich, wie große Tiere, gleiten vorüber, sie sind fremd und vertraut. Dann verdichtet sich das Empfinden...
    Ich bin Patroklos. Ich bin gefallen, vor den Mauern Ilions. Mamorbleich ist meine Haut, wie ich da liege, auf dem achaischen Schild, in der Rüstung, die nicht die meine ist. Sie ist mir zu groß, denn sie gehört dem strahlendsten Helden, den die Welt je gesehen hat. Ich habe sie nur geborgt.... ich habe ihnen allen etwas vorgemacht! Er, mein Geliebter, das edle Antlitz umrahmt von den goldenen Strahlen der Sonne, beugt sich über mich und küsst mich zum letzten Mal.
    Verschwommen durch den Rauch meines Scheiterhaufens, sehe ich die Gestalten der Heroen, die sich um mich gescharrt haben, um mir die Ehre zu erweisen, und während die eisigen Flammen mein Fleisch verzehren, frohlocke ich in der Gewissheit, dass man meiner mit Respekt gedenken wird... dass ich mich einreihen werde bei den glorreich auf dem Feld gebliebenen, und dass ich niemals wieder jemanden enttäuschen muss, mich nie wieder verstellen muss, nie wieder fürchten muss, den Ansprüchen nicht genügen.
    Mein Scheiterhaufen ist gigantisch – vielleicht bin ich Hephaistion, nicht Patroklos, doch es hat keine Bedeutung mehr, ich brenne lichterloh, eine schwere Last ist von mir genommen.
    Die Barke liegt bereit. Ich erhebe mich aus der Asche meines Körpers, zurück bleibt die Rüstung, leer, wie der Panzer eines Krebses. Fedrigfeine Asche umstreicht meine bloßen Füße, als ich die Uferböschung hinabsteige - sie erinnert mich an den Chaboras - und aus dem grauen Grund brechen bereits die frischen Triebe, sie wachsen rasch empor, schon stehe ich in einem Meer von Blüten. Mohn, herrlicher blutroter Mohn, die fein geäderten Blütenblätter raunen leise vom ewigen Schlaf, und schlanke Asphodelen, sacht wiegen sie sich im Wind. Der Fährmann ist schön, verführerisch schön. Er bietet mir die Hand, ich will sie ergreifen – als der Ruf an mein Ohr dringt. Ganz fern. Ganz leise. Jemand ruft nach...
    einem Tribun...
    nach einem Serapio....
    nach mir...?
    Tribun..., Serapio,... Aquila. Bleib unter uns. Wir kämpfen noch, wir kämpfen für dich.
    Der Ruf hallt wieder, wird lauter, immer lauter, dröhnend das Echo, es erschüttert die Grundfesten meines Traumes, der Boden wankt, und die sanfte Brise, sie wird zum Sturm, reißt die Blüten mit sich fort, wirbelt sie auf, peitscht sie umher, Mohnblüten umbrausen mich wie Blutregen. Und auch das schönes Gesicht des Fährmannes hat der Sturm mit sich fortgerissen, nun schaudert mir vor seiner madenzerfressenen Fratze. Entsetzt wende ich mich zur Flucht, da fasst mich der Wind und trägt mich empor, immer höher, zur Oberfläche hinauf, ich tauche auf... hinein in den höllischen Schmerz.


    ~ ~ ~


    Gleißend, rotglühend, wie geschmolzenes Eisen, war der Schmerz, der von meinem geschundenen Arm ausging, sich in den ganzen Körper hineinkrallte. Ich keuchte, riss die Augen weit auf, rang nach Atem. Mein Herz raste. Der Lärm der Schlacht schlug wie eine Woge über mir zusammen...
    Wo... Wie... Der Sand um mich war rotgetränkt. Ich wagte es nicht meinen Arm anzusehen. Muß ich sterben? Ich will nicht sterben... Die Todesangst ballte sich in meinem Magen zusammen, ein kalter Klumpen.
    Ich lehnte an einer Schulter, jemand stützte mich...
    "....Achill.....?"
    Warum aber war sein Haar so dunkel...? Er blutete. Benommen tastete ich mit der Linken im Sand, nestelte an meinem Paludamentum, versuchte vergeblich den Stoff zu fassen... ich mußte ihm helfen, mußte die Blutung stillen, unbedingt... doch meine Hand war wie aus Holz, und ich hatte nicht das allergeringste bißchen Kraft. Ein Zittern durchlief mich, ich schloß die Augen und lehnte hilflos an seiner Schulter, kämpfte darum bei Bewußtsein zu bleiben.



    "Ähm... gut!" antworte ich – natürlich, schließlich durfte ich der Gens vor einem Acta-Schreiber keine Blöße geben. Aber es erstaunte mich, dass Octavius gar nicht von Livianus' Rückzug wusste. Hatte mein Vater ihn denn nicht in Kenntnis gesetzt? Der Brief musste verloren gegangen sein. Auf die Feldpost war auch kein Verlaß.
    "Mein Vater wird erst einmal eine Reise nach Hispania unternehmen, zu den Wurzeln der Gens sozusagen, um unsere Ahnen zu ehren."
    Ich schuldete ihn genauere Auskunft, aber das verschob ich auf später und unter vier Augen.


    "Ah, das freut mich. Etwas patriotischere Berichte können dem Blatt nur guttun." Stolz erzählte ich: "Ich bin auch schon einmal für die Acta interviewt worden, in der Reihe 'Helden des Alltags." Und an den Kommandanten gewandt: "Das war nach unserem Einsatz damals beim Brand dieser Patriziervilla."
    Ich schenkte dem Schreiber ein liebenswürdiges Lächeln. "Also wenn du Fragen hast, immer her damit."

    Die Zurechtweisung traf mich tief... und noch tiefer die bittere Enttäuschung, die aus der Miene des Kommandanten sprach. Ich errötete, und murmelte beschämt eine Entschuldigung, doch er hatte sich schon abgewandt. Ich kannte diesen Ausdruck... Am Ende enttäuschte ich sie alle, alle die bereit gewesen waren an mich zu glauben, mir eine Chance zu geben, Livianus, Flavius Aristides, Octavius Dragonum....
    Du hast es mal wieder versaut, Faustus.
    Was war nur in mich gefahren?! Ich streifte Massa mit einem halb scheelen, halb verlegenen Blick - welches Recht hatte ich denn, eifersüchtig zu sein? Gar keins! Pah! Sollte er doch Liebespfänder austauschen soviel er wollte... - und stapfte, erbittert mit mir selbst hadernd, durch den heißen Sand.

    "Mars nobiscum! Bellona steht uns bei! Vorwärts Militeees!! Für Rom und den Kaiser!!"
    Ich war im Rausch, spürte keinen Schmerz, eine Woge von irrwitziger Euphorie trug mich durch das Meer von rot und Stahl. Man konnte wohl sagen, dass das Stratagem funktioniert hatte, die tapferen Legionäre hatten sich darauf besonnen, dass wir nicht ohne Grund die Herren der Welt waren, sie hatten nicht zugelassen, dass das Signum in Feindeshand fiel, mehr noch, ich fand mich innerhalb eines Keiles der sich mit voller Wucht in die feindlichen Reihen grub. Wie es hinten aussah – keine Ahnung, ohne Pferd fehlte mir der Überblick, ich steckte tief drin in dem wütenden Hauen und Stechen und konnte nur darauf vertrauen dass unsere Kameraden schnell genug nachströmten um diesen Vorteil zu nutzen (und zu verhindern, dass wir abgeschnitten wurden.)
    "Vorwärts, immer vorwärts! In den Staub mit den elenden Barbaren! Victoria führt uns zum SIIEEG!!!!"
    Ich stapfte über die Gefallenen hinweg, und reckte das Signum gen Himmel, hoch über die Köpfe der Kämpfenden. Die Sonne fing sich gleißend in den blankpolierten Metallscheiben, die beschlagenen Riemen schwangen langsam hin und her, die roten Trodeln flatterten munter. Eine Reihe von Legionären war vor mir und verbreitete Tod und Verderben, unter ihnen Massa – wie froh war ich, ihn hier zu haben (man könnten meinen wir dienten in der Heiligen Schar!). Sogar der fette Centurio, mit dem ich mich in Nikopolis so in die Haare bekommen hatte, kämpfte hier wie ein Löwe. Die Palmen der Oase, die Siegestrophäre des heutigen Tages, rückten näher und näher, und in ihr hitzeflirrendes Bild mischte sich das holde Antlitz Fortunas. Sie schenkte mir ihr süßesten Lächeln!


    Bis die Reiter kamen. Auf ihren häßlichen Ungetümen schaukelten sie zielstrebig heran... und wir waren bei weitem zu beschäftigt im direkten Kampf mit den Fußsoldaten, um überhaupt eine Chance zu haben, eine anständige Front zur Reiterabwehr aufbauen zu können.
    "Keilformation wahren! Milites in der zweiten Reihe, Speere! Stecht zuerst die Tiere ab! Immer in die Hälse!" kommandierte ich brüllend, eingedenk meiner Erfahrungen in Parthien. Das ein oder andere Pilum wurde von hinten rangereicht, Speere des Feindes vom zerwühlten Schlachtfeld aufgehoben, aber dann waren sie auch schon da... Der Legionär vor mir wurde einfach niedergeritten, und über mir ragte, schier die Sonne verdunkelnd, so ein riesiges Wüstenvieh auf, aus der Hand des Reiters schnellte der Speer auf mich zu....
    Um mich das Getöse, die dichten Staubwolken, die Gluthitze, der Gestank von Blut und Scheiße. Alles geschah rasend schnell und zugleich schien sich die Zeit zu dehnen...
    ...wie ein Tropfen Honig, der sich zäh immer länger zieht...
    ...während die Götter unsere Schicksals-Lose wogen. Ich parierte mit dem Signum, wie mit einer Hasta, der Speer prallte klirrend gegen den Schaft... neben mir blitzte eine Gladiusklinge, ein tollkühner Miles schlitzte dem Kamel die Kehle durch, wurde halb von dem zusammenbrechenden Tier begraben... der Blemmyer fiel, und bevor er sich aufrappeln konnte jagte ich ihm das untere Ende des Signums, welches mit einem spitzen Lanzenfuß bewehrt war, in die weiche Flanke hinein... es durchdrang Fleisch, bohrte sich dann in den Sand, steckte in dem Sterbenden fest, leicht wippend... und da ließ ich es für's erste stecken, denn ich brauchte meinen Schwertarm, da waren noch mehr Feinde, noch viel mehr, die Reiter hatten uns böse erwischt... und sie schienen mich im Visier zu haben.
    "Mors hostibus! Nullus captivus!!"
    "...der sich zäh immer länger zieht, bis der Tropfen sich schließlich löst...
    Ein Schildträger drang mit einem breiten Säbel auf mich ein, zog eine tiefe Scharte über meinen Harnisch... ich trag ihm wuchtig gegen den Schild, stieß mit dem Gladius in die entstandene Lücke... und taumelte in jenem Augenblick, von einer gewaltigen Wucht an der Schulter getroffen, zur Seite, schepperte gegen einen Kameraden. Verschwommen sah ich den Angreifer, der vom Kamelrücken aus einen langen Streitkolben schwang. Ich sprang, den Bauch einziehend, vor dem Säbel zurück, wollte mich ausser Reichweite des Streitkolbens zurückziehen und zugleich wollte ich natürlich das Signum beschützen...
    ...bis der Tropfen sich endlich löst, und fällt.


    Ich war nicht schnell genug. Der Boden klappte mit einem mal unter meinen Füßen hoch, bäumte sich auf wie das Deck eines Schiffes, und raste mir entgegen. Erst einen Wimpernschlag später setzte der Schmerz ein, und ich bemerkte: der Reiter hatte mich zu Boden geschmettert. Dumpfe Schwärze wogte an den Rändern meines Bewußtseins. Aufstehen! Aufstehen! Jetzt!! Meine Glieder waren wie Blei. Ich blinzelte benommen. Und wo war eigentlich mein Schwert geblieben? Der Reiter hatte sich vom Kamel geschwungen... er sagte irgendetwas... holte erneut aus. Wegrollen! Aufstehen! Jetzt!! Zu spät. Ich brachte gerade noch den Arm vors Gesicht. Etwas knackte ganz grauenvoll.
    Moment – passierte das alles gerade wirklich? Mir? Einfach so? Mir?!
    Fortuna Du Hure! Mein eigener Schmerzensschrei gellte mir in den Ohren, und ich konnte Knochen sehen... meinen Knochen.... dann nur noch Blut... dann umfing mich die Schwärze.

    Serapio, der Bruder. Nun ja. Das erinnerte mich an frühere Zeiten in Tarraco. Sag doch gleich: der kleine Bruder.
    "Angenehm."
    Der Name des Mannes kam mir bekannt vor - irgendwas mit... einem Elefanten? Fiel mir gerade nicht ein. Aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, zauberte er eine Schriftrolle hervor.
    "Ein Brief! Bona Dea, Columnus, ich danke Dir! Das ist ja großartig!!" jubilierte ich, und nahm die Schriftrolle mit freudeglänzenden Augen entgegen.
    "Ich... - bitte entschuldigt mich einen Moment."
    Höflich war das zwar nicht, aber wohl verständlich, schließlich waren wir alle fernab der Welt, abgeschnitten von unseren Lieben.


    Ich begab mich ein wenig abseits und brach das Siegel. Ach Seiana! Ich lächelte still in mich hinein, mir wurde ganz warm ums Herz. Und wie sie über ihre Arbeit schrieb, da war ich wieder einmal mächtig stolz auf meine kluge Schwester. (Schade eigentlich dass sie kein Mann war, sie würde es sicher bis zum Konsul bringen.) Ich hatte mich ja nach dem Prozess erkundigt, und was sie mir schrieb, ließ das ganze noch dubioser, noch undurchsichtiger erscheinen. Ich kniff die Augen zusammen, furchte die Stirn... "Die soll doch alle der Cerberus holen...!"
    Es war eine bodenlose Unverschämtheit, ein jeder Beschreibung spottendes Schurkenstück. Aber ob es ein einstimmiges Urteil gewesen war, das erwähnte sie nicht...
    Es tat mir leid, dass Seiana sich mit all diesen Sachen so ziemlich alleine herumschlagen musste... und als wäre das noch nicht genug, machte also auch Verus schon wieder Blödsinn. Ich rollte die Augen gen Himmel, sollte man nicht weiser werden mit dem Alter, statt törichter? Oder war er, ein Decimer, wirklich so opportunistisch?!
    Das leidige Thema Heirat... ich freute mich, da herauszuhören, dass Seiana wohl ihre Lektion gelernt hatte, und mich nun gebührend zu Rate zog. Wie es sich gehörte eben. Ich sah verstohlen zu meinem Kommandanten rüber, im Felde war er noch grauer und bärbeißiger geworden, und ich war selbst nicht mehr so voll und ganz davon überzeugt, dass er und meine Schwester gut zueinander passen würden. Aber Quintilius Sermo! Der Quintilius Sermo, dem ich beim Rattenbeißen begegnet war. Der unverschämt gutaussehende, charmante Quintilius Sermo. Bei Ultors blutiger Schnauze, es war ja nicht so, dass ich meiner Schwester nicht einen attraktiven Mann gönnen würde, aber...... Kein Aber Faustus.
    Ich atmete schwer aus. Das war alles ein bisschen viel. Und dass ich selbst auch nicht drum rum kommen würde – ich hatte es meinem Vater ja versprochen – daran wollte ich gerade wirklich nicht denken. Bei allem Fluchen auf die verdammte Wüste – es hatte eindeutig auch seine Vorteile, hierzusein!


    Ich rollte den Brief wieder zusammen und begab mich zurück zum Tisch, wo ich mich noch einmal entschuldigte, und zu den anderen gesellte.
    "Verzeiht bitte, aber ich war ganz ausgehungert nach Neuigkeiten von der Familie."

    Im großen und ganzen hatten wir uns nun wohl mit den Wilden geeinigt. Ich bekam ebenfalls die Schale mit den undefinierbaren Gebräu gereicht, setzte sie vorsichtig an die Lippen. Scheußlich! Der Diplomatie wegen zwang ich mich zum Lächeln, aber ich brachte es beim besten Willen nicht über mich, den genommen Schluck runterzuschlucken! Wie Spülwasser mit komischen Gewürzen drin! Ich nickte freundlich, aber dabei zermarterte ich mir das Hirn, wie ich das Zeug unaufällig loswerden könnte. Zuerst mal reichte ich die Schale wieder dem alten Häuptling. Das Palaver ging weiter... keine Chance sich dezent für einen Augenblick zurückzuziehen. Ausserdem wollte ich etwas sagen. Verdammt... es musste sein. Ich presste die Lippen zusammen und dachte an Rom. Schluckte. Fürchterlich!!!
    "Ich schlage vor" ergriff ich dann mit etwas belegter Stimme das Wort, "dass wir gemeinsam bis zur nächsten Wasserstelle weiterziehen. Um dort, sobald das Lager errichtet ist, in aller Ruhe und Sicherheit unsere Waren und unser Wissen auszutauschen. Zudem wäre es uns eine Ehre und ein Bedürfnis, die uns hier erwiesene, so großzügige, ganz exquisite Gastfreundschaft angemessen zu erwidern. Findet das eure geneigte Zustimmung?"
    Ich vergewisserte mich erst einmal mit einem Blick zum Präfekten seiner 'geneigten Zustimmung', bevor ich den Sklaven anwies: "Übersetz das."
    Auf diese Weise würden die Nubier gleich mal zeigen können, dass sie sich wirklich so gut auskannten. Ausserdem müsste meine Kohorte dann nicht so lange untätig in der Wüste rumstehen und sich von der Sonne braten lassen.


    Etwas später, nachdem wir dann schließlich geklärt hatten, wie genau und wie in Detail es denn nun weitergehen sollte, ging diese Versammlung auf ihr Ende zu. Ich erhob mich, und nach einer blumigen Verabschiedung verließ ich rasch das Zelt. Ich brauchte dringend einen Schluck Posca!
    Massa war noch immer auf seinem Posten, unter dem Sonnenschutz. Ich grinste ihm verschwörerisch zu.
    "Alles gut gegangen."
    Dann stutzte ich... hatte er etwa schon wieder ein neues Halstuch? Das Mädchen von vorhin drückte sich in der Nähe herum, ihr Gesicht war nicht länger verhüllt, und... das war Massas Tuch, das sie da trug. Das, welches er am Morgen nach dem Überfall gefunden hatte. Ich hatte es im Zuge unserer Focale-Geschichte eingehend gemustert, und die Stickereien darauf waren markant. Mein Gesichtsausdruck gefror.
    "Du bist hier um Wache zu halten! Nicht um mit Negerweibern zu schäkern!" fuhr ich Massa an - nicht besonders laut aber ausgesprochen giftig.
    Mit zornig gestrafften Schultern schritt ich an ihm vorüber, würdigte auch das Mädchen keines Blickes mehr. Am Rande des Lagers blieb ich stehen – ich konnte mich ja nicht ohne den Präfekten auf den Rückweg machen – und trank einen Schluck aus meiner Feldflasche. Der essigsaure Geschmack verdrängte das schauerliche Aroma des nubischen Gebräus, aber saurer noch schmeckte mein Groll. Ich hatte gedacht, das würde schon irgendwie was bedeuten, dass er mir sein Focale überlassen hatte... und nun becircte er mit der selben Masche diese Barbarin. Pah! Und noch viel mehr ärgerte ich mich darüber, dass ich mich darüber so ärgerte!
    Grimmig in mich gekehrt wartete ich auf die anderen, um dann gemeinsam zur Kohorte zurückzukehren.

    Wie die aufgepeitsche See gegen die Felsenküste, so wogte der Feind gegen unsere Schildwälle. Es sah gut aus - zu Beginn - und ich bekam ermutigende Meldungen von den einzelnen Centurien.
    Zu Beginn. Doch dann wendete sich das Blatt... ich kann nicht sagen, woran es lag - ob an der unbändigen Wildheit, mit der diese Barbaren fochten, oder an der Gluthitze, die uns Römern die Kraft aus den Adern sog, oder daran, dass meine Kohorte, trotz Drill und Siegeswillen, eben doch eher aus unerfahrenen Soldaten bestand, oder an allem zusammen... jedenfalls geschah das, was der Albtraum eines jeden Offiziers ist – die Formation verlor den festen Zusammenhalt. Hilflos mußte ich mit ansehen wie sich an manchen Stellen Lücken im Schildwall bildeten, Einzelgefechte ausbrachen. Und als wäre das nicht schon Desaster genug, jagten nun von der linken Flanke her, feindliche Reiter heran, und bestrichen unsere hinteren Reihen mit dichten Pfeilsalven. Die Legionäre deckten sich, aber es schwächte uns weiter. Das sah übel aus!
    Bleich sprach ich zu dem Meldereiter: "Melde dem Kommandanten, die zweite Kohorte hat anfangs Boden gut gemacht, aber jetzt starke Verluste durch die berittenen Schützen..." Auf einer Bahre wurde gerade der Centurio der Dritten an uns vorbeigetragen. Ein Pfeil stak in seiner Brust, er rührte sich nicht mehr, nur ein Arm hing von der Bahre herab, die Hand zog eine blutige Furche im Sand.
    "... Ich erbitte Verstärkung." Es war nicht der Moment für falschen Stolz. Wir standen im Zentrum der Schlachtlinie, wenn der Feind hier durchbrach waren wir Schakalfutter.


    Der Meldereiter stob davon. Und die dritte Centurie – das konnte doch nicht wahr sein!! - begann doch tatsächlich zurückzuweichen. Schon vorhin waren mir da ein paar Drückeberger aufgefallen, und nun schien die ganze Truppe, durch den Verlust ihres Centurios demoralisiert, vom Feind hart bedrängt, ins Wanken zu geraten. An der Grenze zwischen der zweiten und der dritten Centurie bildete sich eine Bruchstelle, an der ein Gruppe Barbaren durchkam, sie wurden niedergemacht, aber, ihnen folgend, stürmte gleich eine ganze Horde auf die Bresche los.
    "Standhalten! Schildwall wiederaufbauen!!" kommandierte ich, und die Cornicen gaben den Befehl schmetternd weiter. Aber ich sah das Feldzeichen der dritten weiter zurückweichen. Wutschnaubend spornte ich mein Pferd, trieb es zwischen die mutlosen Soldaten und tobte:
    "Ihr feigen Hunde! Zurück in die Formation oder ich ziehe euch eigenhändig die Haut ab, und...- autsch!"
    Ein heißer Schmerz durchzuckte mein Bein, dann rieselte es rot die Wade hinab... ein Streifschuß. Blutete zum Glück nicht übermäßig. Ich richtete den Blick wieder nach vorne... Es sah gar nicht gut aus. Was sollte ich nur tun?!!
    Leider war ich kein Achilles, der im Alleingang das Schlachtengeschick wenden konnte. Aber vielleicht ein Patroklos? In den Stratagemata des Frontinus hatte ich mal von einem Feldherren gelesen, der die sich abzeichnende Niederlage in einen Sieg verwandelte, indem er die Feldzeichen ergriff, und sich damit in die feindlichen Reihen stürzte. Seine Leute nahmen sich ein Beispiel an seiner Todesverachtung, stürmten vor, hauten ihn und die Feldzeichen heraus und machten den Feind nieder. Diese Geschichte wurde sogar in verschiedenen Varianten erzählt. Aber vielleicht war es nur eine erfundene Anekdote. Andererseits hatte ich vor Edessa selbst erlebt, wie der drohende Verlust des Adlers die allerletzten Reserven mobilisiert hatte, wie die Männer bis zum letzten Blutstropfen gekämpft hatten.


    Ich überlegte nicht lange, trieb mein Ross durch die halbaufgelöste Centurie zum Signifer, und entriss dem blutüberströmten Mann das Feldzeichen der dritten Centurie, reckte es hoch in die Luft und ritt damit auf den in die Bresche strömenden Feind zu.
    "Militeees! Haltet stand!!"
    Ein Pfeil traf mein Pferd. Das arme Tier brach in die Knie. Ich schwang mich herab und hinkte weiter, das Feldzeichen hoch erhoben. In dem Moment war ich jenseits der Furcht. Wenn ich hier fiele, wäre das genau das, was von einem Decimer erwartet wurde.... und ich würde nicht die Schande erleben müssen, dass der Feind bei meiner Kohorte durchgebrochen wäre.
    Jetzt war ich in den Strudel der Kampfzone geraten, in das blutige Chaos... wurde gestoßen, gequetscht, von heulenden Barbaren angegriffen, von Legionären beschirmt... und von einer Horde weiterer Wüstenkrieger bestürmt.
    Mars steh uns bei...

    Der Präfekt lud zur Cena. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Den Umständen entsprechend präsentabel, begab ich mich ins Zentrum des Lagers und betrat das große Zelt. Bona Dea, da hatte Octavius aber in die Vollen gegriffen! Ich fand ihn in Gesellschaft eines Zivilisten – das mußte der Schreiberling sein, von dessen Ankunft man im Lager erzählte.
    "Ave Präfectus!" grüßte ich den Kommandanten und salutierte, vor einem Aussenstehenden ganz besonders auf korrekte Formen bedacht. "Ich danke für die Einladung."
    Dann wandte ich mich dem Fremden zu. "Salve. Ich bin Tribunus Angusticlavius Decimus Serapio. - Du kommst von der Acta?"
    Ganz schön mutig von dem Mann, bis zu uns hierher vorzustoßen. Das hätte ich nicht erwartet, und fand es echt beachtlich. Auch wenn die Acta in vergangener Zeit allen möglichen Unsinn über das Militär verbreitet hatte – jetzt hatte Seiana das Heft in der Hand, und ich war, obgleich noch immer ein klein wenig skeptisch, zuversichtlich, dass damit ein neuer patriotischer Wind in die Redaktion eingezogen war.

    An
    Legatus Legionis Marcus Decimus Livianus
    Legio II Germanica
    Mogontiacum
    Germania




    Lieber Vater!


    Dieses miese Intrigantenpack soll verdammt sein! Meine Verachtung für solche Speichellecker-Klüngelanten ist grenzenlos. Es ist infam! Nach allem was Du für Rom getan hast!! Du hast absolut recht, Dich aus so lumpiger Gesellschaft zurückzuziehen. Ich will nicht verhehlen, dass ich bestürzt bin über Deinen Entschluß, aber je länger ich darüber nachdenke, um mehr frage ich mich, wie Du es überhaupt so lange in diesem Muränenbecken Politik ausgehalten hast.


    Grüß mir Tarraco! Manchmal vermisse ich die Heimat. Ich glaube, letztendlich sind und bleiben wir Decimer doch Provinzler – in einem positiven, bodenständigen, aufrichtigen Sinne, im Gegensatz zur übersättigten und blasierten Degeneriertheit im Herzen des Reiches.
    Auf die Gefahr hin, jetzt furchtbar sentimental zu klingen... ich möchte Dir danken. Für alles! Du hast mir sehr, sehr viel gegeben, und ohne Dich wäre ich nicht der der ich bin. Und es ehrt mich wirklich unheimlich, dass Du mich in Deiner Nachfolge siehst. Aber ich hoffe, dass Du unsere Gens noch sehr lange führen wirst, als gerechter und gütiger Pater Familias, wie bisher.
    Ich verspreche Dir, dass ich mich gut um die Landgüter kümmern werde, und auch sonst alles tun werde, um dem Vertrauen, das Du in mich setzt, gerecht zu werden, und der Gens Ehre zu machen.
    Du hattest ja auch die Frage einer Ehefrau für mich angesprochen. Ich muß gestehen, dass ich nicht gerade versessen aufs Heiraten bin. Aber wenn es Dein Wunsch ist. Ich sehe ja schon ein, dass es notwendig ist, Söhne zu haben. Also, wenn ich vom Feldzug zurück bin, werde ich mich mal nach einer passenden Partie umsehen. Meine Schwester, und Tante Venusia und insbesondere Tante Lucilla sind mir bei der Suche sicher nur zu gerne behilflich.


    Unser Feldzug war bisher noch nicht sonderlich ruhmreich. Die rebellischen Wüstenstämme verstecken sich vor unserer überlegenen Streitmacht, und es ist eine Gedulds- (und Disziplin- und Logistik-) Aufgabe, in dieser endlosen Sandeinöde ihre Spur zu finden. Nur einen größeren Zusammenstoß gab es bisher, da haben sie, auf ihren Kamelen, nachts unser Marschlager angegriffen, heimtückisch mit Brandpfeilen. Ich durfte den Ausfall anführen, und habe so meine Kohorte zum ersten Mal ins Gefecht geführt. Octavius ist ein guter Stratege. Er ließ die Turmae den Feind direkt vor unsere Gladii locken, und wir konnten mit geringen Verlusten an die zweihundert von diesen Halunken niedermachen.
    Kurz darauf sind wir auf eine herumziehende Nubiersippe getroffen, und haben sie überzeugt, uns mit ihrer Ortskenntnis zur Seite zu stehen. Diese Wilden sind sehr interessant - gastfreundlich, ausgesprochen primitiv natürlich, aber doch unverdorben und auf ihre Weise ehrenvoll.
    Zur Zeit befinden wir uns im südlichen Dodekaschoinos, und ziehen weiter gen Südosten, dort soll sich der Feind zusammenrotten. Ich hoffe wir erwischen sie bald und können dem ganzen Spuk endlich mit einem Schlag ein Ende machen.


    Gib auch Du auf Dich acht. Eine gute Reise wünsche ich Dir, und den Segen der Götter!
    Es grüßt Dich von Herzen Dein Sohn

    [Blockierte Grafik: http://img813.imageshack.us/img813/6299/fds5.png]



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