Ein Verwandter und guter Freund... das war nicht unbedingt das was ich hören wollte. Doch ich spürte seinen Atem, als er das sagte, und sein Haar kitzelte meine Wange... dagegen verblasste der Inhalt seiner Worte. Ich erwiderte das Lächeln. Es war angenehm, seine Hand fest um die meine zu spüren.
Als er den Kopf wandte, folgte ich mit den Augen seinen Blick – und sah sie, die Wüstenfrau, die Störenfriedin.
"Was suchst du hier!?" Hastig zog ich meine Hand zurück. Was mochte sie jetzt denken...? Ich war zu unvorsichtig gewesen. Ein Glück dass sie stumm war. Sie kam näher, berührte meinen Arm, was mich schmerzhaft zusammenzucken ließ.
"LASS DAS!" stieß ich gepresst zwischen den Zähnen hervor. Sie kramte irgendwas für mich hervor, und verschwand mit einem heuchlerischen Lächeln. Massa redete mir zu, das Zeug zu kauen, aber ich schüttelte abfällig den Kopf.
"Ja bin ich denn des Wahnsinns, mir hier, in einem römischen Lazarett irgendeinen Barbarendreck andrehen zu lassen?!"
Das Erscheinen der Frau hatte alles verändert. Massa versuchte mir zu erklären, der Tüchertausch habe rein gar nichts zu bedeuten – was mir nur ein ungläubiges Schnauben entlockte – dann, als wolle er sich selbst Lügen strafen, ließ er mich allein und rannte er ihr nach.
In hilflosem Zorn blickte ich ihm hinterher. Der Zelteingang schwang noch einmal zurück, vor, zurück, und hing wieder gerade herunter. Von draussen hörte ich die Geräusche des Feldlagers, marschierende Füße, Kommandos, Scheppern von Metall. Ein Wind ließ die Palmwipfel rauschen. Trotz der Stimmen, trotz der vielen anderen Patienten im Valetudinarium... ich fühlte mich als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt.
Langsam ließ ich den Kopf auf die Liege zurücksinken. Sah das altbekannte Fleckenmuster an der Zeltdecke, sah darin Gesichter, die mich höhnisch angrinsten, mich leise auslachten. Ich grübelte über das eben geschehene.. und über eine ganz ähnliche, bittere alte Kränkung, die mir auf einmal wieder lebhaft vor Augen stand.... und darüber, warum nur ich immer wieder die selben Fehler machte... Ich war all dessen - und meiner selbst - unendlich überdrüssig! Mein Arm pochte, heiße Wellen von Schmerz wogten darin.