Beiträge von Quintus Redivivus Sabinus

    Mittlerweile beherrschte die Truppe den Gleichschritt ziemlich gut. Der Centurio führte sie ins Castellum, wo sie auf dem Intervallum nach rechts abbogen. Sabinus hielt das für eine gute Sache, denn so konnte er gleich das Lager besser "erkunden". Zu ihrer Rechten stand der hohe Wall, während die Probati links von ihnen irgendwelche Unterkünfte passierten.
    Klein wenig später kamen sie an den Ställen vorbei, das roch Sabinus sofort. Ausser für die Reiterei waren hier sicher auch die Pferde für die hohen Tiere untergebracht, dachte Sabinus. Er drehte während dem Marschieren seinen Kopf nach rechts und begutachtete einen Wachturm, wie sie anscheinend auf das ganze vallum verteilt waren. Die Männer, die dort oben standen, sahen gelangweilt aus. Einer von ihnen schaute Sabinus' Contubernium beim Marschieren zu.
    Weiter ging's. Der Centurio führte sie weiterhin auf dem intervallum an, an den Baracken der Centurien vorbei. Selbst die Kohorten waren, wie Sabinus erkannte, durch die Weise wie die Unterkünfte angelegt worden waren, unterteilt.
    Dann hatten sie so ziemlich das Ende des Castellums erreicht, und bogen nach links ab, wieder an Unterkünften vorbei. Diesmal erkannte Sabinus sogar die Baracke seiner eigenen Centurie wieder.
    An der Marschformation sollte der Centurio nichts zu meckern haben, überlegte Sabinus, als er einen Blick auf seine Truppe warf.
    Er schaute sich wieder um, beobachtete die Legionäre beim Verrichten ihrer täglichen Pflichten und Arbeiten. Manche Milites warfen den frischen Probati verächtliche Blicke zu. Eines Tages würde Sabinus einer von ihnen sein, dachte er. Dann würde er auf die neuen Rekruten hinabblicken, stellte er sich vor.
    Nun hatten sie bereits die Baracken von mehreren Kohorten hinter sich gelassen, als sie das andere Ende des Castellums erreichten, machten aber nicht halt, sonder wendeten nach links.
    Puh, das Castellum war gross, ging es Sabinus durch den Kopf.
    Diszipliniert marschierte er in der Reihe weiter.
    Etwas später passierten sie die Thermen. Die Männer, die herauskamen wirkten entspannt. Sabinus nahm sich vor, die Thermen ebenfalls einmal zu besuchen.
    Nachdem sie diese hinter sich gelassen hatten, kam sie wieder an Baracken vorbei, passierten ein Tor, gleich dem sie das Castellum vom Campus her betreten hatten, auf der anderen Seite konnte Sabinus die via principalis hinunterblicken.
    Der domus fiel ihm gleich auf. Etwas verwundert musterte er das Gebäude. Dann wurde ihm klar, dass hier irgendein hohes Tier wohnen musste. Selbst hier musste noch gezeigt werden, wer der reichste war, dachte Sabinus etwas missgünstig.
    Bis die Truppe, die nun ein klein wenig gelangweilt schien, das untere Ende des Legionslagers erreicht hatte, liessen sie weitere Baracken und sogar ein Forum, wie Sabinus feststellte, hinter sich.
    Sie überquerten die via praetoria und die porta, die er ja schon kannte.
    So langsam hatte er nun eine Übersicht über das Castellum gewonnen. Sie passierten noch einige Unterkünfte zur Rechten, wo ein paar Legionäre mit Kochen beschäftigt waren. Beim Geruch der Mahlzeit bekam Sabinus augenblicklich Hunger. Doch er würde nun wohl noch einige Zeit aushalten müssen. Denn der Centurio marschierte unablässig weiter.

    Im Gleichschritt. Ziemlich schnell fanden die Rekruten den richtigen Rythmus, was ja auch nicht schwer war, und liefen hintereinander her. Sabinus achtete drauf, möglichst den gleichen Abstand zum Vordermann zu behalten.
    laevum - laevum - laevum... Der Gleichschritt würde nun bestimmt so lange eingeübt werden, bis er in Fleisch und Blut überging.
    Zumindest hatten so all die Legionäre ausgesehen, die an Paraden und dergleichen durch die Strassen marschiert waren. Stolz, abgebrüht und diszipliniert. Sabinus bewunderte die römischen Soldaten dafür. Und nun war er im Begriff zu einem solchen zu werden.

    Tatsächlich war es mehr eine mittelklassige Reihe als eine schöne Linie. Sabinus beschloss sogleich, die Führung zu ergreifen und signalisierte den Probati mit den Händen, wie weit vorne die Linie sein sollte, sodass alle Männer auf einer Höhe standen. Viele Sachen funktionierten nur, wenn alle mitmachten, überlegte Sabinus. Ein paar Probati veränderten leicht ihre Position und schauten zu den anderen. Gerade rechtzeitig auf die III hatten sie eine ziemlich gute Linie herangebracht und standen sofort wieder in strammer Haltung da.

    Die Rekruten setzten sich in Bewegung und begannen, im Laufschritt zu rennen. Sabinus schätzte die Entfernung ab und rechnete, wie schnell er wohl rennen sollte, um nicht zuviel Energie zu verlieren.
    Einige Probati waren bereits relativ weit vorne. Sabinus hingegen liess sich zurückfallen. Da er noch nicht aufgewärmt war würde er ein kurzes Stück langsam rennen und erst danach aufdrehen.
    Er wusste nicht, und wollte auch gar nicht wissen, mit welchem Blick ihn der Centurio bedachte, dass er der letzte in der Laufreihe war. Er hielt sein Tempo und achtete wie immer am Anfang auf eine gute Atmung.
    Es dauerte nicht lange, so ca. am Ende des Exerzierplatzes, da überholte Sabinus diejenigen Probati, welche zu schnell gestartet waren und sich vor Seitenstechen den Bauch drückten.
    Als er die Hälfte der Strecke hinter sich hatte, rannte er mit gewohntem Tempo zurück, überholte dabei noch einige weitere Probati, die das Laufen offenbar nicht sehr gewohnt waren. Sabinus wollte sich nicht allzu verausgaben, darum überholte er die ersten zwei Rekruten vor ihm nicht, bis sie am Ende ankamen. Sie stellten sich sofort in einer Reihe auf und nahmen eine stramme Haltung ein.
    Hie und da schnaufte ein Probatus, froh, wieder am Ziel zu sein.
    Sabinus atmete mehrmals tief durch un beschloss, sein Gehirn auf Leerlauf zu stellen und von nun an nur noch Befehle auszuführen.

    Sabinus hatte schon mit Liegestütze gerechnet, als der Centurio sich abwandte. Leise stiess er den angehaltenen Atem wieder aus.
    Und nun hatte tatsächlich der eine der beiden Homunculi in seinem Kopf gewonnen; das Strammstehen folgte.
    Noch während Petronius die korrekte Haltung erklärte, probierte es Sabinus aus. Da die meisten Männer schon in einer mehr oder weniger geraden Linie standen, nur ein, zwei stellten sich noch hastig am Ende auf, legten alle auf Befehl die Arme seitlich an und hoben die Brust raus. Ein paar Rekruten blickten stolz geradeaus, einige andere sahen den Centurio an.

    Die Probati verstanden schnell und beinahe gleichzeitig riefen sie ""Salve Centurio Crispus." und klopften sich dabei auf die rechte Brust. Sabinus hatte immer gemeint, dass der Gruss ein wenig anders aussehe, doch da mussten ihn unzuverlässige Quellen getäuscht haben.
    Er überlegte, was wohl als nächstes kam. Mit sich selbst schloss er Wetten ab, ob das wohl das korrekte Strammstehen in Reih und Glied sein würde oder ein kurzer Dauerlauf.
    Er warf zwei kurze Blicke in die Gesichter seiner Nachbarn, ehe er wieder den Optio ansah. Sie schienen ebenso emotionslos wie das seine.

    Sabinus sah sich die Liste durch, war jedoch zu faul, jetzt jeden einzelnen Gegenstand durchzusehen und zu vergleichen. Also zählte er einfach, wieviel auf dem Tisch lag und auf der Liste stand. Da war etwa gleich viel, also vertraute er nun mal dem Optio und unterschrieb mit Quintus Redivivus Sabinus. Danach packte er seinen Kram auf das Scutum, welches er anschliessend mit beiden Händen aufhob. Ein ordentliches Gewicht, wie Sabinus feststellte. Er sprach "Vale" und ging vondannen.

    Sabinus betrat das Officium während er im gleichen Zug kurz an der Türe klopfte.
    Er reichte dem Optio die Wachstafel, welche er vom Medicus erhalten hatte;



    Quintus Redivivus Sabinus wurde untersucht und für Diensttauglich befunden.


    Keine besonderen Krankheiten.
    Keine körperlichen Gebrechen.
    Kondition und Kraft sehr gut.


    Medicus Fonsecus, PRIDIE NON IUL DCCCLVII A.U.C. (6.7.2007/104 n.Chr.)


    "Bitte sehr..."

    "Salve.", erwiderte Sabinus den Gruss. Seltsam, warum mussten ihm alle sagen, dass er morgen zur Ausbildung zu erscheinen hatte? Als ob er an etwas anderes gedacht hätte...


    "Nein Optio, keine Fragen." Hatte er im Moment nicht. Er würde sich hier schnell einleben. Er war sehr anpassungsfähig und würde sicher nicht lange brauchen, um sich hier zurechtzufinden und mit den hiesigen "Sitten" und "Bräuchen" vertraut zu machen.
    Er machte sich davon, suchte die Pritsche von Crassus. Da nur eine einzige bei diesem Contubernium frei war, nahm Sabinus an, dass diese es sein würde. Er wuchtete seine Sachen drauf.
    "Ich nehme an, dies ist die Ex-Pritsche von Crassus?...", fragte er zur Bestätigung einen Legionär, der in der Nähe hing, während er mit dem Einräumen begann. Gleichzeitig, während er die einzelnen Gegenstände in die Hand nahm, überlegte er, wie er diese Dinge wohl anzuziehen und zu nutzen hatte.
    Aber das würde er morgen schon sehen.

    Sabinus trat in den Bau der Unterkünfte, in den Armen seine ganze Ausrüstung. Er wollte das Zeug endlich irgendwo ablegen...
    Er fand schnell einen Optio und ging auf ihn zu.
    "Salve", begann er "Bist du Optio Artorius? Ich bin neuer Probatus und dieser Centurie zugeteilt worden... wo kann ich mein Lager beziehen?", fragte er.

    Das Fahnenheiligtum. Interessiert begutachtete Sabinus die Standarten und Feldzeichen der Legio. Nachdem er hier den Eid gesprochen haben würde, würde er Soldat sein. Soldat des römischen Imperiums. Schon bevor er nach Mogontiacum gereist war, hatte er sich diesen Schritt gut überlegt. Jedes pro und kontra abgewägt. Er hatte den Entschluss gefasst, er würde der Armee beitreten, soviel war klar. Also sprach er auch den Eid.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Eigentlich war gar nicht so viel heroisches an diesem Moment, ging Sabinus durch den Kopf.
    Jetzt konnte er sich Probatus der Legio II Germanica nennen. Bald Legionär, dachte er. Bis dahin würde er tun, was er tun musste.
    Er salutierte und verliess anschliessend das Sacellum.

    Sabinus betrat das Magazin und blickte sich um. Er benötigte eine komplette kampftaugliche Ausrüstung.
    Nach kurzem Suchen entdeckte er den vermutlich diensthabenden Offizier.
    Er sprach ihn an. "Salve, ich bin neuer Probatus und wurde angewiesen, hier meine Ausrüstung abzuholen..."