Beiträge von Quintilia Valentina

    Mit dem Becher in der Hand, von dem sie bis jetzt noch nicht gekostet hatte, hörte Valentina Serapio zu, als er ihr von seinem Unglück berichtet. Sie hoffte, es waren nicht ihre Worte, die ihn dazu animiert hatten, denn dies hatte sie nicht vorgehabt. Sie wollte ihn nicht in gewisser Weise dazu verführen über Dinge zu sprechen, die ihm unangenehm waren. Es tat ihr leid zu hören, wie er in Ungnade gefallen war und war umso erleichterter, dass dies nun endlich vorbei zu sein schien. Sie hörte dennoch an der Art, wie er sprach, dass ihn das noch sehr beschäftigte. Aber sie hatte nicht das Recht noch einmal nachzufragen und nippte statt dessen etwas unsicher an ihrem Becher. Es schmeckte hervorragend und sie sah sich zu ihren Nichten um, die scheinbar immer noch mit der Auswahl der Leckereien beschäftigt waren.


    Das Thema wurde gewechselt und als Serapio ihr deutlich zeigte, wie er hoch zu Ross aussehen musste, lachte Valentina kurz auf. Es war wirklich ein herrliches Schauspiel. Nur kurz, aber ehrlich war das Lachen, während er ihr sein Abbild demonstrierte. Allerdings war der Schulterklopfer für die junge Quintilia etwas befremdlich, worauf sie nichts zu erwidern wusste und deswegen nur etwas unschlüssig drein blickte. Das musste Serapio ebenfalls bemerkt haben, denn er nahm schnell die Hand wieder zurück. Enttäuscht drehte Valentina ihren Becher in der Hand. Sie hatte nicht mitbekommen, dass es der Blick von Dentata war, die ihn zurückweichen lies. Seine Hand auf ihrer Schulter war zwar ungewohnt, aber warm. Jetzt schien sie fast zu frösteln.


    Er wollte wissen wie es ihr seit dem letzten Treffen ergangen war und fast hätte Valentina wieder aufgelacht. Dieses Mal allerdings mit weniger Humor. Gestern hatte ein angesehener Mann um ihre Hand angehalten und sie hatte nicht sofort eingewilligt obwohl sie sehr wohl etwas für diesen Mann empfand. Sie schalt sich seit dem für ihre Unentschlossenheit und Dummheit.
    Aber das konnte sie Serapio nicht sagen. Statt dessen nahm sie nochmal einen Schluck aus ihrem Becher nahm um etwas Zeit zu gewinnen.
    "Es ist uns nichts schlechtes widerfahren." Soweit die Wahrheit. "Dennoch muss ich eine Entscheidung treffen die meine Zukunft wie auch die meiner Nichten und den Rest meiner kleinen Familie betrifft und das lastet mir schwer auf den Schultern." Sie versuchte sich in einem Lächeln. Und war das Lachen eben wegen seiner Vorstellung echt gewesen, so sah man diesem Lächeln leider schon wieder an, dass es nur vorgeschoben war. Wie so oft...

    Schweigend stand Valentina neben ihren Nichten und schmunzelte in sich hinein, als Serapio fragte ob sie ihm nicht einen Anhaltspunkt geben könnten wie er die Beiden auseinander kannte. Wenn er sie irgendwann besser erkennen lernen würde, dann bräuchte er das nicht mehr fragen, so grundverschieden waren die Zwei. Wenngleich auch Valentina zugeben musste jetzt, wenn die beiden so ganz still nebeneinander standen, konnte auch sie nicht mit Gewissheit sagen wer wer ist. Dabei ertappte sich die junge Quintilia wieder bei dem Gedanken daran, dass es sicherlich angenehm wäre, wenn Serpaio öfter… Schnell verscheuchte sie das wieder und konzentrierte sich lieber wieder auf das was Serapio ihr sagte. Als er ihr seine Freigelassenen vorstellte, ein Wort bei dem Valentinas Herz gleich höher schlug, bedachte sie jeden Einzelnen davon mit einem freundlichen Blick und nahm sich einen Moment Zeit. Sie versuchte sich die Namen zu merken, sicherlich mit wenig Erfolg, doch der Versuch war immerhin da. Es war schön mal wieder so eine große Gesellschaft um sich zu haben, wenngleich sie nichts mit diesen Männern zu tun hatte.


    Wohin sie gehen sollten? Nun, das war eine gute Frage. Valentina stellte sich etwas auf die Zehenspitzen um über die vielen Köpfe hinwegblicken zu können, doch das war mit mäßigem Erfolg gekrönt, weswegen sie es gleich darauf wieder aufgab. Was wäre für ihre Nichten wohl am interessantesten?
    Während sie noch darüber nachdachte, ließen sie sich vom Strom der vielen Menschen treiben. Etwas Süßes? Als hätte Serapio ihre Gedanken gelesen, sprach er sie auch schon aus. Die junge Quintilia ließ es sich nicht anmerken, doch sie war diesem Süßkram schon lange verfallen.
    Während ihr Begleiter schon nach den Spezialitäten frage glitt Valentinas Blick über die Auslage. Vornehm zurückhaltend natürlich und dennoch lief ihr beim Anblick der Leckereien schon das Wasser im Mund zusammen. „Ein Stück von dem Savillum und Zitronenwasser.“ Gab Valentina dann ihre Bestellung auf und trat einen Schritt zur Seite um ihren Nichten Platz zu machen. Dabei trat sie ganz dicht an Serapio heran. Unbeabsichtigt, doch als sie zu ihm aufsah zeichnete sich auf ihren Wangen eine gesunde Röte ab. „Es ist wirklich ein schönes Fest, nicht wahr? All diese Leute und der Gesang und die Musik, es lenkt einen fast ein bisschen von seinen Sorgen ab.“ Sie lächelte tapfer und nur kurz war in ihrem Blick ein kurzer Schatten zu erkennen. „Übrigens bin ich noch gar nicht dazu gekommen mich für den wunderschönen Blumenstrauß zu bedanken, der mich vor wenigen Tagen zusammen mit deiner erfreulichen Nachricht erreicht hat. Ich gratuliere dir natürlich von ganzem Herzen. Ohne zu wissen was dich damals in Ungnade hat fallen lassen finde ich, dass du dir deinen Titel und Rang sehr wohl verdient hast und somit der Gerechtigkeit nur wieder Gutes getan wurde. Es steht dir ausnehmend gut.“ Sie zwinkerte im zu, hatte sie den letzten Satz doch so leise gesagt, dass er fast im Lärm der Straße untergegangen wäre.

    Immer noch mit den Gedanken bei den Ereignissen des vergangenen Tages streifte Valentina nur mit ihrem Blick über die Auslagen. Nicht wirklich interessiert und noch weniger konnte sie sich von der fröhlichen Stimmung anstecken lassen. Sie tat so als würde sie sich freuen, alleine ihren Nichten zuliebe. Sie sollten nicht zurückstecken müssen nur weil Valentina etwas belastete.


    Als sie dann die vertraute Stimme ihres Freundes hörte drehte sie sich zu ihm um und das Lächeln welches sie ihm schenkte war sogar echt. Wobei sie im nächsten Moment kurz stockte. So imposant hatte sie Serapio noch nie gesehen. Er war nicht alleine und die Gruppe die ihn umgab war sehr eindrucksvoll. Er selber war ein Bild von einem Mann und die junge Quintilia ertappte sich bei einem Gedanken, der ihr nicht zustand. Aber eines konnte man unumwunden zugeben, schlecht anzusehen war Serapio nicht. Zumal er heute in seiner vollen Montur vor ihr stand und mindestens eine von ihnen drei würde spätestens jetzt ausflippen. Schnell sah sie zu ihren beiden Nichten doch die waren schon aufmerksam geworden.


    Der Griff seiner Hände war fest und Valentina wusste, dass er sie festhalten würde. Nicht nur jetzt, er hatte sie schon einmal vor Schlimmerem bewahrt und sie wusste er würde es wieder tun. Er hatte es ihr versprochen. Es war gut, dass er da war und sie fühlte sich in seiner Gegenwart sehr geborgen. Kurz glitt ihr Blick über die Reihen einer Begleitschaft, doch Borkan war nicht dabei. Sie lies darüber kein Wort fallen.
    „Salve Faustus Decimus Serapio. Auch ich freue mich dich wiederzusehen. Dieses Mal endlich bei so einer ausgelassenen Stimmung und fern jeglicher Bedrohung. Ich kann mir gut vorstellen, dass du nicht der Einzige warst, der heute sein Opfer darbringen wollte. Es ist immer gut und wichtig die Götter um Hilfe und Schutz zu bitten.“ Sie lächelte keck, blickte dann aber zu der Dame, die in Serapios Begleitung war und die ihr nun vorgestellt wurde.


    Auch Valentina begrüßte die Dame respektvoll und nickte dankbar ihres Lobes. „Ach, hat er das?“ Kurz sah sie zu Serapio hinüber. Er hatte viel von ihr berichtet? Einen Moment war Valentina verwirrt, doch natürlich schenkte sie Ursania wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Nichts anderes gebot der Respekt.
    „Die Freude ist ganz meinerseits. Und ja, das sind Quintilia Pina und Quintilia Sila.“ Absichtlich deutete sie nicht auf ihre Nichten um die Jeweilige mit Namen vorzustellen, hatten sie es heute doch geschafft sogar ihre Tante zu narren. Und wenn sie nur so ruhig nebeneinander dastanden konnte selbst sie nicht sagen wer wer ist. Sie hoffte aber, dass sie sich zu erkennen geben würden. Absichtlich hatte sie zwischen den beiden Namen eine kleine Pause gelassen.
    „Sie sind heute zum ersten Mal zu Besuch auf dem Minervafest.“

    Obwohl es Valentina momentan nicht zum feiern zumute war, hatte sie sich bereit erklärt zusammen mit ihren Nichten die Feierlichkeiten zu besuchen. Vielleicht tat etwas Ablenkung nach dem gestrigen Tag gut. Außerdem waren ihre Nichten sicherlich noch nie auf einem derartigen Jahrmarkt gewesen und wenn sie hier in Rom leben und bleiben wollten, dann mussten sie auch die verschiedenen Festivitäten kennen lernen.
    So hatte sich die junge Quintilia für eine dunkelblaue Stola entschieden, die mit einem kunstvoll verzierten Band gerafft worden war. Ihre Haare, mal wieder mit der Hilfe ihrer Nichten kunstvoll eingedreht und hochgesteckt, gaben den Blick auf die feine Kette und die Ohrringe frei, die sie trug. Die kleine Familie besaß nicht viel, doch das war noch aus dem Besitz ihrer Mutter. Die Brosche, welche sie mal von ihrer Freundin geschenkt bekommen hatte, zierte wie immer als besonderer Hingucker ihr Gewand. Ihre Augenlider hatte sie mit Ruß betont und auf ihren Lippen lag ein leichter roter Glanz.
    „Ganz schön viel los, findet ihr nicht?“
    Wandte sie sich schließlich an ihre beiden Nichten, die heute wieder einmal wunderschön aussahen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann waren auch sie bald an einen Mann versprochen und es oblag Valentina dafür zu sorgen, dass sie in die bestmöglichsten Hände kamen. Diese Bürde übernahm sie gerne, doch sie lastete schwer auf ihren Schultern.
    Sie deutete auf einen Stand direkt neben ihnen an dem Holzarbeiten verkauft wurden.
    „Ihr könnt euch ruhig umsehen, aber seid bitte vorsichtig.“
    Sie selber blickte sich immer wieder suchend nach dem Hauptgrund ihres Hierseins um. Sie hatte mit Serapio diesen Ort als Treffpunkt ausgemacht.

    Als sie sah was Varus tat, hielt Valentina den Atem an. Ihre Hände fingen leicht an zu zittern und sie schluckte hart. Ihr Blick wanderte an Varus vorbei über dessen Sklavin zu dem Blumenstrauß, der auf einem kleinen Beistelltisch standen. Die Windrosen machten den Eindruck als würden sie sie direkt anzusehen und die Süßwasserperlen schienen im Licht noch heller zu leuchten.
    Vor ihr kniete Varus und bat um ihre Hand und Valentina wusste selbst nicht warum sie ihm nicht freudestrahlend um den Hals fallen konnte. War sie in der Vergangenheit zu oft enttäuscht worden?
    „Bitte lasst und alleine!“
    Kam es dann ungewohnt streng von der jungen Quintilia und sprach damit ihre Nichten sowie die Sklavin an, die sie immer noch umringten.
    Erst als sich alle Schritte entfernt hatten und Valentina sicher sein konnte, dass sie alleine waren, nahm sie Varus Hand und bat ihn damit wieder aufzustehen.
    Sie wirkte seltsam beherrscht. Den Tränen nahe und doch vollkommen ruhig.
    „Deine Bitte ehrt mich, Varus. Und es bedeutet mir sehr viel. Und dennoch kann ich dir jetzt noch keine Antwort darauf geben. Ich kann dir keinen Grund für mein Zögern geben…“ Ungewollt schweifte ihr Blick wieder zu dem Blumenstrauß ab.

    Nun waren sie alle im Vorraum der Casa versammelt. Valentina rang mit ihrer Fassung. Nicht nur, dass sie nun erkennen musste wie unbedacht sie gehandelt hatte, nein sie würde nun auch ein Geheimnis preisgeben müssen, welches sie lieber für sich behalten hätte. In früheren Zeiten war sie immer schon die Rebellin der Familie gewesen. Hatte nur auf ihr Herz gehört und sich deswegen leider auch mit ihrem nun vermutlich toten Bruder überworfen. Er wollte nur das Beste für sie aber Valentina verschenkte zu leichtfertig ihr Herz und das stets an die Falschen. Man hatte ja gesehen wohin sie das geführt hatte. Vielleicht eine Strafe der Götter für ihr ungezogenes Verhalten. Nun aber hätte sie endlich wieder eine Chance und war viel zu unbedacht daran zu denken, dass sie dieses Mal nicht nur ihren eigenen Ruf ruinieren könnte und einen Bruder in den Wahnsinn trieb. Nein, dieses Mal war sie das Familienoberhaupt und für zwei wundervolle Mädchen verantwortlich, die ihre ganze Zukunft noch vor sich hatten.


    Valentina blinzelte ein paar Mal und atmete tief durch.
    „Sie haben recht.“ Wiederholte sie sich erneut. „Erst vor kurzem bin ich, und damit meine Familie, durch üble Nachrede in Verruf gekommen. Es ist nur zwei wundervollen Menschen zu verdanken, dass ich heute überhaupt noch hier stehen kann. Lüge und Niedertracht hätten fast dafür gesorgt, dass dem nicht so ist. Und deswegen muss ich nun einsehen, dass es so nicht gut ist. Tatsächlich wird in Rom viel geredet und so wie du nur ein einfacher Winzer sein möchtest, so bin ich nur eine einfache Frau aus einer nicht einmal reichen Familie. Und gerade deswegen muss ich dafür sorgen, dass ich dem Spott, der diese Stadt durchzieht wie Unkraut, nicht auch noch Nährboden biete.“
    Während sie sprach betrachtete sie die Blumen in der Vase, die schräg hinter Varus auf einem Tisch stand. Sie waren Serapios letztem Brief beigefügt und immer noch so wunderschön anzusehen. Sie suchte Trost in der Schönheit der Blüten. Denn was sollte sie jetzt sagen? Varus bitten ihr vollkommen unvorbereitet zwischen Tür und Angel einen Antrag zu machen nur damit sie dann das Wochenende zusammen verbringen konnten? Valentina war es nicht gewöhnt auf jeden ihrer Schritte achten zu müssen und immer damit zu rechnen einen Fehler zu machen, der ihr auf schlimmste Art zu Buche schlagen könnte. Andererseits konnte auch sie nicht abstreiten, dass sie sich ein Leben an Varus Seite durchaus vorstellen konnte und die gemeinsame Zeit mit ihm, sei sie auch noch so kurz gewesen, sehr genossen hatte.


    „Wir müssen erst dafür Sorge tragen, dass es keinen Grund für üble Nachreden geben kann. Nichts, was den Namen meiner Familie auch nur im geringsten zur Last gelegt werden kann.“ Flüchtig glitt ihr Blick zuerst zu Varus, dann wieder zurück zu den Blumen und dann zu Sila und Pina auf der anderen Seite. Sie stand momentan nicht nur tatsächlich zwischen den beiden Welten, es war auch bildlich so.

    Immer noch schweigend stand Valentina auf ihrem Platz, lächelte nur leicht als Serapio Nähe bei Borkan suchte und nickte dann. Auf was genau sich dieses Nicken bezog konnte man nicht sagen. Immer noch saß der Schock tief, dass sie es nun vielleicht für alle schwerer hätte machen können.
    „Nur eines noch.“ Dabei sah sie ihre Hochzeitsbekanntschaft an. „Meinst du er wird ihr davon erzählen?“ Nicht auszudenken, wenn er das tun würde. Valentina hatte dann nicht nur sich in Gefahr gebracht sondern auch ihre beiden Nichten. Und nichts täte ihr mehr weh als dafür verantwortlich zu sein. „Oder glaubst du sein Stolz ist zu groß, als dass er hierrüber mit ihr sprechen würde?“ Ein kleiner Funken Hoffnung glomm in diesem Satz auf.


    Als Serapio dann vorschlug, dass sie alleine nach Hause gehen sollte, nickte Valentina erneut, dieses Mal aber eindeutig zustimmend. „Ja, das ist wohl eine gute Idee. Bitte melde dich, wenn du neue Erkenntnisse hast. Und ich werde das tun wenn…“ Sie schluckte und versuchte erneut ihre Enttäuschung nieder zu kämpfen. „…sollte ich erneut deine Hilfe benötigen.“ Sie lächelte tapfer und wandte sich dann zur Türe um als Erste zu gehen, damit die beiden Männer noch einige Augenblicke zusammen genießen konnten. Passt auf euch auf, ja?“ War die abschließende Bitte, mit der die junge Quintilia dann aus dem Raum huschte.

    Der Sturm der Entrüstung fegte vollkommen unerwartet über Valentina hinweg und sie konnte nichts tun als sich ihm sprichwörtlich entgegen zu stellen. Sie hatte geahnt, dass es nicht leicht werden würde. Wer hörte schon gerne, dass seine Frau zu solchen Taten fähig sein könnte? Auch war ihr nicht bewusst gewesen, dass ihr damaliger Verlobter noch Zeit gefunden hatte es Dives zu erklären, sonst hätte sie niemals der Dreistigkeit besessen es ihm noch einmal zu sagen und es war gut, dass er die Worte in seinem Kopf nicht aussprach, denn damit hätte er die junge Frau schwer getroffen.
    Nun aber musste sie erst mal mit dem abgeflauten Sturm klar kommen, der in Gestalt des Beschuldigten an ihr vorbei gerauscht war und sie drei nun alleine dastanden.
    Endlose Augenblicke schien Valentina in eine Ecke des Raumes zu blicken in dem Seile und andere Gegenstände fast achtlos hingeworfen waren. Sie wollte nicht glauben was da gerade geschehen war. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schwer, ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr sie gegen die Tränen ankämpfte die sich ihren Weg bahnen wollten. Das alles hier war umsonst gewesen! Er hatte ihnen nicht einmal versucht zuzuhören und Fausta kam wieder einmal mit ihrer Schandtat davon. Schlimmer noch, jetzt hatte sie ihren Mann auch gegen sich aufgebracht und es war Fausta nun sicherlich ein Leichtes ihn um den Finger zu wickeln, wenn ihr das nicht ohnehin schon zur Gänze gelungen war.


    Sie hatte die Anschuldigungen gehört und es war nur vernünftig ihnen auch einen Moment zu gönnen in denen man darüber nachdachte. Valentina konnte nur ahnen, was Serapio und Dives verbunden hatte, doch dass da etwas war, konnte man wohl nur zu deutlich erkennen, damals auf der Hochzeit. Doch sie fand es ungerecht, dass Dives es ankreidete, wenn Serapio bereits jemanden gefunden hatte, der ihn trösten konnte. Nicht ahnend, dass er gerad eben noch ähnlich von ihr selbst gedacht hatte.
    Hätte Serapio sie herein gelegt? Gutmütig und leichtgläubig genug war Valentina ja leider, wie ihr selbst bewusst war. Doch war sie es, die vorgeschlagen hatte, die Beiden zu diesem Treffen zu begleiten. Mit keinem Wort hatte er das erwähnt und auch nur zögerlich zugestimmt. Nein, die junge Quintilia wollte dahinter keinen Vorwand vermuten. Dives Worte waren sicherlich im Zorn gesprochen. Dennoch war es alles umsonst.


    Langsam dreht sie sich zu den beiden verbliebenen Männern. Mutig war Borkan vorgetreten und war ihr zur Seite gestanden als auch Serapio versucht hatte das Gespräch in eine gute Richtung zu lenken. Nein, diese beiden konnten einfach nichts böses im Schilde führen. Weder sie noch Borkan hier konnten Opfer von Serapios Eifersucht sein. Obwohl die junge Quintilia wusste, wie stark auch dieses Gefühl sein konnte, so war das hier nicht der Fall. Er hätte auf der Hochzeit genug Zeit dafür gehabt. Er hätte nicht auf sie hören müssen und hätte sie zur Seite stoßen um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
    Immer noch kämpfte Valentina mit ihrer Beherrschung. Was hieß das jetzt für sie und ihre Familie? „Er hat uns nicht zuhören wollen.“ Stellte sie dann unnötigerweise fest und blickte zuerst zu Borkan. Sie hätte es jetzt nicht ertragen in Serapios sicherlich trauriges Gesicht zu blicken.
    Etwas nervös allerdings ziellos lies sie ihren Blick durch den Raum schweifen. „Vielleicht erpresst sie ihn ja und er kann gar nicht anders als so zu reagieren?“ Hörte sie sich dann plötzlich selber sagen und war fast erschrocken über ihre Worte. Scheinbar war es leichter schlecht über jemanden zu reden, wenn man einmal den Schritt gewagt hatte.
    Nun hob sie doch ihren Blick und schenkte Serpaio ein trauriges Lächeln. Sie kannte ihn zu wenig, um zu wissen wie sie in so einer Situation hätte reagieren dürfen. Wollte er Trost? War es ihm lieber man sah über die Situation hinweg? War er wütend? Nein, wenn dann oblag es ohnehin nur Borkan in diesem Moment zu ihm zu stehen. Dennoch wollte Valentina nicht einfach nur so dastehen und so kam sie ein paar Schritte näher. Einen kleinen Hauch von Nähe schenkend.
    „Es war richtig, dass wir das hier versucht haben.“
    Vielleicht versuchte sie sich damit am meisten selbst aufzumuntern.

    Nun stand die junge Quintilia ganz schön dumm da. Sie sah von Varus zu Sila und dann irgendwo auf einen Punkt hinter ihr.
    Irgendwo hatte ihre Nichte schon recht. Hatte sie sich wirklich von ihren eigenen Gefühlen so blenden lassen? War Valentina einfach so froh gewesen wieder jemanden in ihrem Leben zu wissen, dass sie alle guten Sitten über Bord geworfen hätte? Sie musste wahrlich auch an ihre Nichten denken und ihnen ein Vorbild sein.
    Da hatte sie vor gar nicht langer Zeit wie ein Löwin um die Familienehre gekämpft und nun würde sie alles zunichte machen.
    Ihre Hände ineinandergelegt, rang Valentina um Fassung. Sie wollte Varus nun nicht vor den Kopf stoßen, was Sila indirekt bereits getan hatte. Andererseits hatte sie recht.
    So kam sie also gar nicht dazu eine Entscheidung wegen den weiteren Reisegefährten zu treffen.
    "Sie hat recht."
    Kam es dann etwas tonlos von Seite der jungen Quintilia. Und als sie das aussprach, vermied sie es sowohl Sila anzusehen als auch Varus.

    Immer noch mit etwas gemischten Gefühlen nickte Valentina schließlich auf den Vorschlag.
    Es war komisch die Nichten in die Obhut dieser, sicherlich qualifizierte, dennoch griesgrämig dreinblickenden Frau zu übergeben. Wenn sie so ihre Arbeit verrichtete, würde sie dann gewissenhaft auf die beiden aufpassen?
    Doch weiterhin lag ihr Vertrauen dabei auf Varus. Er hätte sicherlich nicht diese Sklavin ausgewählt, wenn sie sich nicht eignen würde.
    So ging sie also schließlich und holte die beiden Nichten um sie in die Obhut der Sklavin zu übergeben und schloss schließlich die Türe der Casa hinter sich um dann gemeinsam mit Varus aufzubrechen.

    Erstaunt über ihren selbstsicheren Auftritt blieb Valentina erst einmal stehen und war froh ihren Freund Serapio hier zu wissen. Auch dessen Begleitung Borkan gab ihr den Mut hier zu sein, alleine wäre sie wohl nie so weit gekommen. Dives versteifte sich darauf, dass man wohl seine Tochter angreifen wollte. Bewundernd blickte sie zu ihm hinüber, mit welcher Leidenschaft er das tat. Hoffentlich hatte sie auch jemanden gefunden, der sie mit der gleichen Leidenschaft verteidigte, wenn ihr mal solch üble Nachrede geschah.
    Als Dives dann auf sie zu sprechen kam und die lobenden Worte von Acuelo erwähnte, errötete die junge Quintilia und wurde gleichzeitig tieftraurig. Dives schien es nicht zu wissen und nun oblag es ihr dies aufzulösen.
    „Hab dank für deine Fürsprache. Leider scheine ich es nun zu sein, die es dir sagen muss. Unsere Verlobung wurde aufgelöst.“
    War ihre Stimme gerade noch fest, so schien sie jetzt fast flüchtig zu werden. Wie ein Vogel, der versuchte aus der Enge des Raumes zu entkommen.
    „Allerdings nicht aus den hier vorgebrachten Gründen.“ Schob sie fast erschrocken hinterher, nicht dass sie am Ende doch noch jemanden brauchte, der sie verteidigte. „Aculeo sah sich anderen, wichtigeren Verpflichtungen gegenüber und gab mich wieder frei.“


    Kurz atmete sie durch, man das war nicht geplant gewesen. Kurz blickte sie zu Serapio, schien zu überlegen. Dives wollte zu Recht wissen woher sie das mit der Tafel wusste, doch ihren Freund nun in die Mitte der Löwengrube zu werfen wäre das Letzte was Valentina tun würde. Es würde zwangsläufig zur Sprache kommen, daran bestand kein Zweifel. Doch vielleicht lies sich das Ganze etwas umgehen.
    „Deine Soldaten können sie nicht gefunden haben und doch sage ich dir, dass ich sie gesehen habe. Eine Drohung stand darauf, die in meinem Namen an den Händler gerichtet war. Doch lass mich dir versichern, nicht nur, dass ich nichts damit zu tun habe, niemals hätte ich deine Tochter damit in Verbindung gebracht. Auch wenn mir ebenfalls das Gerede zu Ohren gekommen ist. Doch liegt es mir fern derartigem Geschwätz groß Glauben zu schenken. Nein, vielmehr stehe ich heute hier, weil nicht deine Tochter verdächtig wird sondern vielmehr ich Angst um mich und meine Familie haben muss. Denn, wie du mir sicherlich zustimmen wirst, war dies nicht das Werk deiner Tochter. Vielmehr …“ Jetzt kams. Entweder schepperte es jetzt gleich gewaltig im Karton oder … ja eigentlich konnte alles passieren.
    „Vielmehr gibt es da jemand anderen, der zu so einer Tat viel eher in der Lage wäre. Jemand, der mir lei…, der mir vor einer Weile bekannt geworden ist und mit der mich nicht das allerbeste Verhältnis verbindet.“ Sie atmete wieder durch, denn so etwas war leider nicht ihre beste Übung. Kurz noch ein hilfesuchender Blick zu Serapio, dann lies Valentina die Bombe platzen.
    „Nicht deine Tochter, sondern deine Frau Sergia Fausta wäre in der Lage so ein Handeln zu vollbringen. Und ich bin hier, weil mein Name auf dieser Tabula stand. Unter einer Drohung, die ich niemals geschrieben habe und mit der alles mögliche passieren hätte können, wenn die Schicksalsgöttin es nicht gut mit mir gemeint hätte und mir diese beiden hier geschickt hätte.“
    Aufgeregt hatte Valentina ihre Hände ineinander gelegt und versuchte den Blick mit Dives aufrecht zu halten. Sie musste jetzt und hier für ihre kleine Familie kämpfen. Sie war dafür verantwortlich. Kein Patron, kein großer Bruder, kein Mann stand momentan an ihrer Seite. Nur sie auf dieser Seite und Sergia Fausta auf der Anderen.

    Bald darauf wurde das Tür von der Hausherrin persönlich geöffnet und einen Moment blickte sie verwundert die Frau neben Varus an. Dann aber erinnerte sie sich wieder an sein Angebot und hoffte, dass dies das versprochene "Kindermädchen" war. Auch wenn sie gerade eher aussah als würde sie kleine Kinder zum Frühstück essen.
    "Salve Tiberius Helvetius Varus." Schickte sich Valentina an ihn mit seinem ganzen Namen anzusprechen, wusste sie doch nicht, wie sie sich seinen Sklaven gegenüber zu verhalten hatte.
    "Ich bin soweit abreisefertig. Quintilia Sila und Quintilia Pina sind auf ihren Zimmern."
    Hatte sie den Anfang des Satzes noch zu Varus gesagt, schwenkte sie gegen Ende zu der Frau an seiner Seite. Es war immer noch ein komisches Gefühl die Beiden mit einer eigentlich Fremden alleine zu lassen, doch sie vertraute Varus.

    „Nein, werter Marcus Iulius Dives hinter diesem Anschlag stecke ich.“ Mit diesen Worten trat Valentina zu der Männergruppe. Sie war ihnen gefolgt, als sie sich in den hinteren Bereich begeben hatten und war gerade bei den letzten Worten von Dives eingetreten Sie hatte sich leise verhalten und fand, das erst jetzt der passende Moment für ihr Erscheinen war. Sie wollte nicht lauschen aber einem Mann ins Wort fallen wollte sie schon gar nicht. Die junge Quintilia trug eine Stola in dunklem Rosa. Die Brosche ihrer verstorbenen Freundin diente als Zierde und die Haare waren fast schon kunstvoll hochgesteckt. Den beiden Herren, die bereits bei ihr zu Besuch waren kam diese Kleidung bekannt vor, doch leider besaß Valentina nicht all zu viel, was es sich lohnte in ein Theater getragen zu werden. Denn genau dort hatte auch sie die letzte Zeit verbracht. Genau wie die Männer hatte auch sie dem Schauspiel beigewohnt und war nicht mit dem Strom der Anderen wieder aus dem Theater entschwunden, denn sie wusste von diesem Treffen.


    Ihr Blick schweifte kurz zu Serapio und Borkan, schenkt beiden ein Lächeln und wurde dann wieder ernst, als sie Dives ansah. Nicht unhöflich, dennoch distanziert. Sie ließ ein paar Augenblicke vergehen, sodass man ihr plötzliches Erscheinen wie auch das Gesagte erst einmal sacken lassen konnte. Sie mochte kein Mitglied einer einflussreichen Familie sein, dennoch wusste auch Valentina wie man sich gekonnt ins Szene setzte. Und sie wollte heute nicht eher weggehen alsdass sie dem Mann vor sich die Augen geöffnet hatte. Auch wenn alles in ihr dagegen war sich in solche Angelegenheiten einzumischen. Doch sie musste an ihre Familie denken.
    „Zumindest war das auf der Tabula geschrieben, die man bei dem ermordeten Händler fand.“
    Man merkte es ihr nicht an, doch diese Anspielung ließ sie wieder erschaudern. Am liebsten hätte sie Dives ins Gesicht gesagt, wer alleinig dafür verantwortlich sein konnte, aber hier hieß es einen kühlen Kopf zu bewahren.
    „Quintilia Valentina“ Stellte sie sich dann mit absichtlicher Verspätung vor. Sicherlich wusste Dives noch wer sie war, aber er hatte mit so vielen Leuten zu tun, da konnte einem sicherlich schon mal ein Name entfallen. Zumal sie sich auch erst einmal gesehen hatten.

    Zitat

    Original von Tiberia Lucia
    Das liegt meiner Meinung nach zum einen daran, dass man in manchem Posts das Gefühl hat, dass die Aktion nicht mit dem Betroffenen abgestimmt wurde und dieser sich nun in eine grässliche Position gedrängt fühlt.


    Da ich persönlich genau von so einer Situation betroffen bin, kann ich dieser Aussage nur zustimmen. Auch ich bin für Überraschung, Salz in Suppen und dergleichen. Aber ein Handlung mit größeren Nachwirkungen für die ID sollte meiner Meinung nach schon mit einem Piep (per PN) erwähnt werden.

    Bei dem kleinen Ausrutscher der Serapio unterlief, sah Valentina ihn direkt an. Ihr Lächeln war nicht mehr vorhanden, es war aber auch kein direkter Groll in ihrem Blick. Es war eine Art der Zustimmung, die übereinstimmender nicht sein konnte. Sie würde es nur nicht wagen so etwas auszusprechen. Ihre Gedanken aber gingen in die gleiche Richtung ohne weder Fausta noch deren Gatten näher zu kennen. Hatte Valentina bisher nur wenig Kontakt mit diesem gehabt und wusste nur, dass er sehr bei den Pferderennen involviert war. Sie konnte sich noch gut an das Gespräch damals erinnern. Damals als sie noch verlobt war… Schnell schob sie die düsteren Gedanken beiseite, das hatte jetzt keinen Platz.


    Schweigend hatte sie zugesehen wie ihr Name vom Beweisstück verschwand. Sie widersprach nicht mehr. Gleichzeit war es auch ein gutes Gefühl zu wissen, dass sie nicht mehr damit in Verbindung gebracht werden konnte. Ein Alptraum schien sich gerade in Luft auflösen. Ihre Familie wieder ein Stückweit sicherer leben zu können. Ob diese Entscheidung klug war würde sich wohl erst hinterher zeigen.
    Als alle in eine allgemeine Aufbruchsstimmung verfielen, wandte sich die junge Quintilia noch einmal an ihre Hochzeitsbekanntschaft.
    „Meinst du es wäre von Vorteil, wenn ich dich zu diesem Treffen begleite?“
    Sie sah Serapio direkt an, wusste er das doch als Mann besser zu entscheiden.
    „Vielleicht ist er ehrlicher, wenn er derjenigen gegenübersteht, der man das alles anhängen wollte?“

    Die Quintilia Damen suchen einen gehorsamen Mann, der sie auf Händen trägt und gleichzeitig für ihre Sicherheit sorgt.
    8)


    Das heißt, wir suchen einen Sklaven


    Hauptsächliches, gewünschtes Aufgabengebiet: Custos Corporis
    Weitere handwerkliche Geschicke sind natürlich auch gerne gesehen.


    Wir, das sind Quintilia Valentina, Pina und Sila, bieten eine herzliche Aufnahme in die kleine Familie, ein Dach über dem Kopf und regelmäßig etwas zu Essen.
    Wäre toll, wenn du vielleicht ein paar eigene Ideen mit ins Spiel miteinbringst, aber es ist sicherlich auch gewiss, dass dich das Damentrio ganz schön auf Trab halten wird.
    8o


    Bei Interesse entweder hier melden oder vertrauensvoll an eine von uns dreien.


    :wink:

    "Borkan hat recht."
    Fast schon erschrocken hatte die junge Quintilia die Hände gehoben um Serapio im Notfall davon abhalten zu können das Beweisstück zu zerstören.
    "Ihr habt beide recht. Gegen diese Segia Fausta haben wir nichts in der Hand. Sie ist zu mächtig und zu einflussreich und es wäre sicherlich vernünftiger nichts dergleichen zu tun. Dein Ruf mag nicht mehr der Beste sein, aber ich bin eine Frau ohne Patron oder sonstigem männlichen Verwandten in der Nähe. Wer würde mich schon ernst nehmen? Sie würde nur über uns lachen."
    Ihr Blick glitt zu den Blumen und sie seufzte.
    "Andererseits gefällt mir auch dein Ansinnen Iulius Dives die Augen zu öffnen. Mir geht es nicht darum die Ehe der Beiden zu beschmutzen. So etwas würde ich niemals tun. Auch möchte ich eben diesem kein Leid zufügen, wenngleich ich daran zweifeln möchte, dass diese Fausta ihn wegen ihrer Liebe zu ihm geheiratet hat. Vielleicht tue ich ihr unrecht, aber es will mir einfach nicht gelingen dieser Frau so ein Gefühl wie Liebe zuzuschreiben."
    Sie drehte ihren Becher in der Hand. All das gefiel Valentina nicht. Sie war niemand der böse Gedanken anderen gegenüber hatte und sie wollte auch niemanden schaden. Aber sie musste an ihre Lieben denken. Es wer nicht nur sie und ihr Namen der Schaden davontrug, wenn ein weiterer Versuch gelingen könnte.
    "Sagt mir, wenn ich euch irgendwie helfen kann. Denn auch ich finde das alles sehr unangenehm und vielleicht hast du auch recht und wir irren uns, es war nicht Sergia Fausta."

    Einen Sklaven leihen? Valentina schwieg einen Moment. Wie musste sich so ein Mensch wohl fühlen, wenn er von einem zum anderen gereicht wurde? Alles in ihr wollte entschieden den Kopf schütteln und widersprechen. Doch sie war mittlerweile auch umsichtiger geworden. Ihre Nichten und sie brauchten Schutz. Das zeigte sich nach heute besonders.
    Deswegen nickte sie dann mit etwas Verzögerung.
    "Vielleicht wäre das keine so schlechte Idee. Jemand, der auf uns und die Casa acht geben kann."
    War das zu viel verlangt? Varus würde es sicherlich anmerken, wenn dem so wäre.
    "Danke."
    Schenkte sie ihm dann ein Lächeln und wandte sich zur Türe.
    "Jetzt lass uns mal lieber nach meinen Nichten sehen."

    Ad
    Iullus Quintilius Sermo, Ala II Numidia



    Lieber Sermo,


    bitte entschuldige mein langes Versäumen dir einen Brief zukommen zu lassen.
    Bei uns ist alles in Ordnung und es geht uns allen gut. Meine beiden Nichten haben sich mittlerweile gut in das aufregende Leben einer großen Stadt wie Rom eingelebt. Wir haben schon oft die Märkte besucht und wie vermutlich jeder Frau haben sie daran großen Gefallen gefunden. Auch ich bin immer wieder beeindruckt welche Vielfalt es dort zu erstehen gibt. Auch wenn wir meistens die Auslagen nur betrachten, so ist es stets eine schöne Zeit die wir dort verbringen.

    Mach dir um die Casa keine Sorgen, lieber Cousin. Drei Frauen in einem Haus, da kann nur alles schön werden. Selbst mit dem was wir haben wissen wir es uns schön zu machen. Was mich dazu bringt dir für deine Sendung zu danken. Es tut gut zu wissen, dass es da draußen noch jemanden gibt, der für uns sorgt. Mittlerweile nämlich habe ich auch die Hoffnung aufgegeben, einen meiner Bruder je wieder zu sehen. Es ist komisch alleine für die Familie hier in Rom verantwortlich zu sein, doch weiß ich sehr wohl was von mir erwartet wird. Du musst dir diesbezüglich keine Gedanken machen. Auch wenn ich nur eine Frau bin, so kenne ich meine Verantwortung und auch für die Erziehung der Mädchen werde ich bestmöglichst sorgen. Deine Bedenken bezüglich ihrer Vorliebe für Soldaten teile ich und werde auch hier darauf achten, dass sie keine Enttäuschungen erleben müssen.


    Auch freut es mich dir endlich eine weitere gute Neuigkeit mitteilen zu können. Die Götter müssen es endlich wieder etwas gütiger mit mir meinen. Ich habe jemanden kennen gelernt, der dabei ist meine Liebe für sich zu gewinnen. Sein Name ist Tiberius Helvetius Varus. Sein Verhalten mir gegenüber lässt mich auf eine gemeinsame Zukunft hoffen. Unser erster gemeinsamer Auftritt war beim Leichenzug unserer Kaisers. Wenngleich dies sicherlich keine schöne Situation war, so habe ich es dennoch sehr genossen endlich wieder einen Mann an meiner Seite zu haben. Er hat mich auf sein Landgut in den Albaner Bergen eingeladen, was ich mit Freuden angenommen habe. Das hat mich dazu veranlasst dir jetzt noch zu schreiben, damit nicht noch mehr Zeit vergeht und dann kann ich dir in meinem nächsten Brief von diesem Ausflug berichten.


    Wie wird es nun mit dir weitergehen, jetzt da der Kaiser gestorben ist. Meinst du, du kannst wieder nach Hause kommen? Wir alle würden uns sehr darüber freuen.


    Mögen die Götter weiterhin wohlgesonnen deinen Weg begleiten und mit den besten Grüßen, möchte ich verbleiben.


    Quintilia Valentina


    Sim-Off:

    Wertkarte der Gens Quintilia, bitte.