Mit dem Becher in der Hand, von dem sie bis jetzt noch nicht gekostet hatte, hörte Valentina Serapio zu, als er ihr von seinem Unglück berichtet. Sie hoffte, es waren nicht ihre Worte, die ihn dazu animiert hatten, denn dies hatte sie nicht vorgehabt. Sie wollte ihn nicht in gewisser Weise dazu verführen über Dinge zu sprechen, die ihm unangenehm waren. Es tat ihr leid zu hören, wie er in Ungnade gefallen war und war umso erleichterter, dass dies nun endlich vorbei zu sein schien. Sie hörte dennoch an der Art, wie er sprach, dass ihn das noch sehr beschäftigte. Aber sie hatte nicht das Recht noch einmal nachzufragen und nippte statt dessen etwas unsicher an ihrem Becher. Es schmeckte hervorragend und sie sah sich zu ihren Nichten um, die scheinbar immer noch mit der Auswahl der Leckereien beschäftigt waren.
Das Thema wurde gewechselt und als Serapio ihr deutlich zeigte, wie er hoch zu Ross aussehen musste, lachte Valentina kurz auf. Es war wirklich ein herrliches Schauspiel. Nur kurz, aber ehrlich war das Lachen, während er ihr sein Abbild demonstrierte. Allerdings war der Schulterklopfer für die junge Quintilia etwas befremdlich, worauf sie nichts zu erwidern wusste und deswegen nur etwas unschlüssig drein blickte. Das musste Serapio ebenfalls bemerkt haben, denn er nahm schnell die Hand wieder zurück. Enttäuscht drehte Valentina ihren Becher in der Hand. Sie hatte nicht mitbekommen, dass es der Blick von Dentata war, die ihn zurückweichen lies. Seine Hand auf ihrer Schulter war zwar ungewohnt, aber warm. Jetzt schien sie fast zu frösteln.
Er wollte wissen wie es ihr seit dem letzten Treffen ergangen war und fast hätte Valentina wieder aufgelacht. Dieses Mal allerdings mit weniger Humor. Gestern hatte ein angesehener Mann um ihre Hand angehalten und sie hatte nicht sofort eingewilligt obwohl sie sehr wohl etwas für diesen Mann empfand. Sie schalt sich seit dem für ihre Unentschlossenheit und Dummheit.
Aber das konnte sie Serapio nicht sagen. Statt dessen nahm sie nochmal einen Schluck aus ihrem Becher nahm um etwas Zeit zu gewinnen.
"Es ist uns nichts schlechtes widerfahren." Soweit die Wahrheit. "Dennoch muss ich eine Entscheidung treffen die meine Zukunft wie auch die meiner Nichten und den Rest meiner kleinen Familie betrifft und das lastet mir schwer auf den Schultern." Sie versuchte sich in einem Lächeln. Und war das Lachen eben wegen seiner Vorstellung echt gewesen, so sah man diesem Lächeln leider schon wieder an, dass es nur vorgeschoben war. Wie so oft...