Beiträge von Quintilia Valentina

    Nun, hier schien es sich um gute Ware zu handeln. Alle Vorzüge die der Händler angepriesen hatte waren sehr ansprechend. Und er hatte ihr Garantie versprochen. Mehr als einmal. Ob nun bewusst oder nicht aber Valentina würde ihn beim Wort nehmen.
    Griechisch konnte er sprechen und würde ihre Nichten sicherlich gut unterrichten. Er wusste in der Gesellschaft bescheid und so sparte man sich ein langwieriges einlernen.
    Dennoch spielte Valentina noch die Zögerliche. Sie sah ihre beiden Nichten an und wiegte ab. Es war ein gutes Angebot, das war außer Frage. Schließlich trennten diesen Sklaven und ihren letzten Welten.
    „Nun, eigentlich waren wir nur auf dem Weg zurück nach Hause und wollten uns nicht noch einen Sklaven kaufen.“
    Sah sie noch einmal zögernd zu Mardonius hinüber.
    „Aber du hast schon recht, er scheint ein fähiger Sklave zu sein. Gut, du sollst dein Geld bekommen.“
    Und damit war der Handel besiegelt. Valentina zahlte dem Händler die 1000 Sesterzen und gab ihrem Sklaven dann ein Zeichen ihnen zu folgen.
    „Nun gehörst du zu uns, Mardonius. Ich bin Quintilia Valentina und das sind meine Nichten, Quintilia Pina und Sila. Du lernst sie besser sehr schnell kennen. Deine Hauptaufgabe wird dann sein die Beiden zu unterrichten und für unsere Sicherheit zu sorgen. Der Händler meinte du bist des Griechischen mächtig. Ich hoffe er hat nicht übertrieben. Dir soll es bei uns an nichts fehlen.“
    Und mit diesen Worten reichte sie Mardonius ihren Einkaufskorb, der mit frischem Gemüse vom Markt befüllt war.

    Passend zu ihrem Ring, der nun seinen Weg aus dem Schmuckkästchen an ihren Finger gefunden hatte, trug Valentina heute eine blassrote Stola. Die Bänder, welche den Stoff zusammen hielten, waren in einem satten Scharlachrot gehalten. Eigentlich eine sehr gewagte Kombination doch heute war es ihr das wert.
    Dafür hatte sie auf Schmuck verzichtet und auch ihre Haare nur mit einem, ebenfalls roten, Band im Nacken etwas zusammen gerafft.
    Serapio kam auf sie zu und Valentina schenkte ihm ein Lächeln. Auch wenn sie wusste, dass ein weiterer Bote heute zu Varus unterwegs war und dieser zu diesem Zeitpunkt nun schon wusste, wie Valentina sich entschieden hatte, war es so richtig. Vor ihr stand ein guter Mann und er würde hervorragend für ihre kleine Familie sorgen.


    „Salve Serapio.“ Erwiderte Valentina die Umarmung, nicht aber ohne ihre Hand so hinzudrehen, dass er den Ring auch wirklich sehen musste. Sie wollte, dass er erkannte wie sehr sie sein Geschenk wertschätzte.
    Ein klein bisschen länger als nötig, hielt sie ihren zukünftigen Mann im Arm. Sie drückte ihn mit einer Kraft, die man ihr nicht zutrauen würde. Fast so als wollte sie sich an ihm festhalten. Sie atmete tief ein, dann löste sie sich von ihm. Ein rosiger Schimmer auf ihren Wangen. Den Kuss genoss sie und sie nahm seine Hand in die Ihre um ihm direkt in die Augen zu sehen. Sie wollte etwas sagen, doch die schwieg einfach. Überwältigt von dem Gefühl nun wieder in der Position zu sein eine Ehefrau zu werden und dieses Mal musste es einfach so kommen. Sie wollte nicht wieder enttäuscht werden.


    Es klopfte an der Türe und der Sklave schickte sich an diese zu öffnen. Als Valentina sich umdrehte trat Borkan ein. Der Dritte im Bunde. Mit ihrer Zusage hatte sie auch ihm zugesagt. Sie heiratete nicht nur Serapio. Diesen offiziell und vor aller Augen aber auch Borkan war ab sofort ein Teil ihres Lebens. Sie würde versuchen ihn als Bruder zu sehen. Ihre eigenen waren alle gestorben und wer konnte schon etwas gegen einen Bruder einwenden?

    Interessiert hörte Valentina dem Händler zu und blickte dabei immer mal wieder zu dem Sklaven hinüber. Sie erfuhr seinen Namen und das er Griechisch lesen und schreiben konnte. Anerkennend nickte Valentina und sah dabei zu ihren beiden Nichten. Das wäre auf jeden Fall kein Fehler, wenn die Beiden das dann auch lernen würden und ein Sklave hatte schließlich alle Zeit um es ihnen ordentlich beizubringen.
    Nachdenklich blickte sie zu dem Sklaven hinüber. Sie wollte ja nicht den Anschein erwecken als bräuchte sie händeringend einen Lehrer für die Mädchen. Denn dann könnte der Händler das zu seinem Vorteil nutzen und wenn es aussah als hätte sie schon drei Lehrer dann konnte sie vielleicht noch etwas am Preis machen.
    Als dann die Damenfreundlichkeit angesprochen wurde war Valentina äußerst angetan. Das hörte man gerne, denn immer wieder mal hörte man von Sklaven die glaubten sich einiges mehr erlauben zu dürfen und Valentina würde nur ungern ihre Nichten einer solchen möglichen Gefahr ausgeliefert sehen. Schließich würde Mardonius viel Zeit mit ihnen verbringen. Ganz davon abgesehen, dass er dann in
    keinem einzigen Haushalt mehr irgendetwas tun würde, weil er dann dem Gras von unten beim Wachsen zusehen konnte.
    „Nun, ich denke eine Überprüfung wird nicht von Nöten sein, denn ich gehe sicherlich richtig in der Annahme, dass du mich diesbezüglich nicht anlügen wirst. Schließlich weiß ich ja von wem ich den Sklaven gekauft habe, sollte es sich herausstellen, dass du lügst.“
    Sah Valentina den Händler dann mit einem gefährlichen Lächeln an.
    „Was willst du für ihn haben?“

    Wieder einmal war Valentina auf dem Sklavenmarkt unterwegs. Sie hatte nicht direkt vor heute noch einen Kauf zu unternehmen, sie wollte sich nur umsehen. Schließlich würde sie demnächst in einer wohlhabenden Familie unterkommen und da sollte sie mehr als nur einen Sklaven vorweisen können. Wie immer an ihrer Seite waren ihren beiden Nichten. Sie hielt sich fern von den Ständen der Marktschreier und schlenderte stattdessen in einem etwas abgelegenen Teil des Sklavenmarktes. Hier wurde bessere Ware angeboten. Auch wenn Valentina das Wort immer noch nicht gefiel in Bezug auf einen Menschen.
    An einem Stand blieb sie stehen und betrachtete sich die Männer, die dort angeboten wurden. Einer von ihnen sah ein bisschen anders aus als die Anderen. Er wirkte nicht ganz so stumpf wie die anderen Sklaven. Sie trat also an den Händler heran. „Salve, der dort drüben. Was kannst du mir über ihn sagen?“ Und ihre Hand deutete in Mardonius´ Richtung.

    Verwundert legte Valentina etwas den Kopf zur Seite, als ihr Gegenüber plötzlich so zu stottern anfing. Was war nur los mit dem sonst so wortgewandten Mann?
    Es freute sie auch, der Freundschaftswegen und auch Borkan war eine angenehme Bekanntschaft geworden. Viel hatte sie ja noch nicht mit ihm gesprochen aber alleine deswegen weil er sie damals, wenn auch unwissentlich, vor Schlimmerem bewahrt hatte, sorgte dafür dass Valentina ihm auf ewig dankbar war.


    Als dann aber das Wort mit H fiel, stockte sie und sah Serapio mit großen Augen an. Hatte er gerade um ihre Hand angehalten?
    Während Valentinas Verstand noch damit beschäftigt war zu verstehen was sie gerade gehört hatte, schenkte Serpaio ein Kompliment nach dem Anderen.
    Gleichzeitig eröffnete er ihr auch ihre Zukunft.
    Er würde sie nicht lieben. Varus tat es. Sie würde sicherlich so etwas wie Liebe für Serapio entwickeln können. Aber sie liebte Varus jetzt schon.
    Oh, wieso taten die Götter ihr das an? Zuerst hatte sie jahrelang keinen Mann an ihrer Seite oder sie verlor ihn relativ schnell wieder und nun das!
    Serapio kam gerade zu dem Teil in dem er erwähnte, dass er vermögend und seine Familie einflussreich war.
    Valentians Blick glitt unbemerkt an Serapio vorbei und streifte für einen kurzen Moment ihre beiden Nichten, die immer noch in einiger Entfernung standen. Die junge Quintilia fing bereits an nachzudenken.
    Vor ihr saß ein Mann, der ihr alles bieten konnte, der sie aber nicht lieben würde. Freundschaft nannte er es und Respekt. Aber keine Liebe. Varus liebte sie war aber nicht so einflussreich wie Serapio.
    Als dann auch noch das reich verziehrte Schmuckkästchen gereicht und geöffnet wurde, verschlug es Valentina beim Anblick des Ringes schlichtweg den Atem. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und betrachtete das Schmuckstück.


    „Der ist ja wunderschön.“ Flüsterte sie und erst langsam wurde ihr klar, dass Serapio ja eigentlich auf eine Antwort von ihr wartete. Sie war froh, dass er selbst, ganz Geschäftsmann, vorgeschlagen hatte eine Nacht darüber zu schlafen. Das würde sie auch tun, denn sie hatte nun eine viel größere Entscheidung zu treffen. Liebe oder Einfluss.
    Schließlich nahm sie das Kästchen an sich, klappte es aber wieder zu. Sie hob den Blick und suchte den von Serapio.
    „Dein Antrag ehrt mich und doch muss ich dir gestehen, dass mir gestern ebenfalls diese Frage gestellt wurde. Ihn bat ich um Bedenkzeit, deswegen muss ich auch dich darum bitten. Wie du selbst gesagt hast, trifft man solch wichtige Entscheidungen nicht von einem Moment auf den Anderen. Morgen wirst du von mir eine Antwort erhalten.“
    Sie lächelte, beugte sich dann vor und hauchte Serapio einen Kuss auf die Wange. Ein zwei Gäste des Marktes hatten vielleicht hergesehen und damit niemand einen falschen Eindruck bekommen sollte, war dies doch die beste Taktik.

    Als ihre beiden Nichten den Raum betraten, richtete Valentina sich etwas auf und betrachtete sich die Beiden. Sie waren nun schon eine Weile bei ihr und sie hatten sich prächtig entwickelt. Sie waren zwei wunderschöne, junge Frauen und wie sie sich die Zwei so ansah, wurde es ihr ein bisschen leichter, den Beiden ihre Entscheidung mitzuteilen.
    Sie hatte auch nach Reweel schicken lassen, doch dieser schien noch mit seinen Arbeiten beschäftigt zu sein. Nun, er würde früh genug erfahren, was der Familie bevorstand.
    „Danke, dass ihr zwei gekommen seid, ihr habt euch wirklich hübsch gemacht, Ihr seid bereits richtige Frauen geworden. Bitte, setzt euch.“
    Sie deutete auf die Klinen und fuhr dann fort.
    „Ohne lange Umschweife möchte ich euch gleich erzählen warum ich euch hergebeten habe. Es ist, weil ich eine Entscheidung getroffen habe. Ihr beide wart zugegen, als mir Tiberius Helvetius Varus einen Heiratsantrag gemacht hat.“
    Valentina hielt kurz inne und atmete tief durch.
    „Bitte denkt nicht schlecht von mir, ich empfinde wirklich etwas für diesen Mann. Er ist ehrenwert und liebevoll. Er war für mich da als ich es dringendsten gebraucht habe. Und doch hat mich etwas davon abgehalten, ihm sofort mein Wort zu geben. Und zwar war dies die Freundschaft zu Faustus Decimus Serapio. Irgendein kindischer Teil in mir hatte wohl auf etwas gehofft von dem ich nicht glaubte, dass es passieren würde und deswegen habe ich gezögert. Nun weiß ich, dass es die Götter waren, die mich haben zögern lassen. Und das alles aus einem guten Grund. Besagter Freund nämlich hat mir auf dem Minervafest ebenfalls einen Antrag gemacht.“


    Valentina langte neben sich auf einen kleinen Beistelltisch und nahm das Schmuckkästchen auf welches dort stand, klappte sie auf und reichte sie an die Nichte weiter, die ihr am nächsten saß, sodass die Beiden den darin befindlichen Ring betrachten konnten.
    Sie lies den beiden einen Moment Zeit, dann fuhr sie fort.
    „Gerade sind zwei Boten unterwegs. Einer ist auf dem Weg zum Varus, der Andere zu Serapio. Der Bote, der auf dem Weg zu Serapio unterwegs ist, wird diesem mitteilen, dass ich seinen Antrag annehmen werde. Denn obwohl meine Gefühle für Varus immer noch da sind und ich diese nicht leugnen kann und will, so ist Serapio dennoch für uns alle eindeutig die bessere Partie. So unromantisch sich das anhört, aber ich muss nicht nur an mich denken sondern auch an euch. Wir haben kein Geld, kein Ansehen und nicht mal einen Patron, der in der Nähe ist. Mein Cousin weilt schon so lange ein Mogontiacum. Wir müssen zusehen, dass der Name Quintilia nicht in Vergessenheit gerät und deswegen habe ich mich so entschieden.“

    *mal reinschleicht*
    Hallo,
    wegen deiner Frage: Nein du brauchst keine PNs verschicken. Das geht meines Wissens ohnehin erst, wenn du freigeschalten bist.
    Du schaust dir die verschiedenen Gens an, liest deren Werbetexte (Link: Siehe unter 2. Deine Gens / Dein Besitzer: a) Als Civis - Werbeseite) und wenn du dann sagst das gefällt mir, dann schreibst du hier:
    Ich möchte der Gens XYZ beitreten.
    Dann wird die Stadtwache den Verwalter der Gens aufrufen sich hier zu melden und man regelt alles weitere.
    Hoffe ich konnte dir ein bisschen weiter helfen.
    *wieder rausschleicht*

    Von den netten und sicherlich als Aufmunterung gedachten Worten von Serapio regelrecht sprachlos geworden, wurden Valentinas Wangen erneut etwas dunkelrot. Er schaffte es mit so gut wie jedem Wort etwas, dass schlimm erschien in etwas nicht mehr ganz so schlimmes zu verwandeln. Sie dankte den Göttern, dass dieser Mann in ihr Leben getreten war, sodass sie wenigstens einen guten Freund an ihrer Seite wusste.
    Die Umarmung kam so unerwartet wie die Bezeichnung, dass sie selten sein sollte. Unfähig sich dagegen zu wehren, ertappe sich die junge Quintilia sogar dabei, wie sie ein klein wenig näher an Serapio heran rückte. Nicht viel, kaum sichtbar und doch für ihn sicherlich merklich. Sie suchte seinen Schutz, wollte ihn und brauchte ihn. War jedoch bisher immer zu zurückhaltend gewesen um darum zu bitten. In diesem Moment war es ihr egal wie es aussehen würde, wenngleich das sicherlich nicht unentdeckt bleiben konnte. Doch Trost war so kostbar und alles was sie im Moment suchte.


    Als Serapio fragte ob sie sich setzen wollte, blickte Valentina zu ihren Nichten. Diese jedoch waren offenbar gut aufgehoben in der Obht von Serapios Begleitung. Zuerst etwas zögerlich doch dann mit großer Zustimmung nickte sie dann und folgte dem stattlichen Mann zu der Sitzgelegenheit.
    Es war ihr etwas unangenehm, dass Serapio ihre Verfehlung in jungen Jahren nochmal erwähnte, doch sie merkte schnell, das er es ihr nicht vorhielt sondern im Gegenteil sogar behauptete etwas ähnliches getan zu haben. Scheinbar hatte die Schicksalsgöttin wirklich ihren Spaß gehabt, als sie die Fäden sponn die ihre Wege schließlich kreuzen ließen. Im Geiste schienen sie sich nicht mal so unähnlich zu sein. Wieder wollte ihr ein Seufzer entgleiten doch im letzten Moment hielt Valentina ihn zurück und hörte statt dessen zu.
    "Mein Bruder war auch sehr gnädig und nahm mich wieder in der Familie auf. Ohne das man noch groß von meiner Verfehlung sprach oder darüber, dass ich einen anderen Mann ihm vorgezogen habe."
    Sie versuchte sich in einem Lächeln als sie an ihren vermutlich toten Bruder glaubte und wie gnädig er damals zu ihr war.
    Gleichzeitig aber war sie froh und auch erleichtert so offen mit Serapio sprechen zu können. Viele andere hätten ihr auf ihrer Ehrlichkeit sicherlich keine eigene Ehrlichkeit entgegen gebracht, wie es der Freund gerate tat.
    Ihren Namen so fragend ausgesprochen, sah sie ihn dann fragend an. Er schien eindeutig etwas auf dem Herzen zu haben.
    "Ja?"

    Stolz auf ihre Nichte, die nun ihren ersten Sklaven ersteigert hatte, regelte Valentina die Geldangelegenheiten mit dem Gehilfen des Sklavenhändlers.
    Als dieser wieder abgeschoben war, wandte sich die neue Besitzerin an den blonden Mann. Sie betrachtete ihn eingehend. Nicht abweisend, aber genau.
    Sila hatte ihm die Fesseln abgenommen, was Valentina begrüßte.
    "Meine Nichte hat dir schon alles richtig erklärt. Reweel. Du gehört mir." An der Art wie Valentina diese Wort aussprach war heraus zu hören, dass es ihr nicht gefiel.
    "Quintilia Valentina und das sind Quintilia Sila und Pina. Du wirst bei uns wohnen und arbeiten und du wirst für unsere Sicherheit zuständig sein. Wie sie schon sagte, hauptsächlich für die Beiden wenn sie unterwegs sind."
    Sie machte einen Wink auf die beiden Mädchen.
    "Nun, dann lasst uns gehen oder wollt ihr noch etwas sehen? Ich denke, wir müssen noch an einem Kleidungsstand vorbei, unser neuer Bewacher soll doch ordentlich gekleidet sein, was meint ihr?"
    Sie sah zwar zu ihren Nichten, aber ein kurzer Blick zu Reweel sollte deutlich machen, dass er gleich anfangen konnte und ihnen voraus gehen um einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen.

    Die Wangen der jungen Quintilia wurden leicht rot, als sie das Lob hörte und schnell sah sie wieder zu den Dichtern hinüber. Von wegen wortgewandt. Gestern hatte sie nicht die richtigen Worte finden können. Sie musste das hier langsam zu einem Ende bringen. Sie überlegte ob sie ein Unwohlsein vorschieben sollte und ihre Nichten in Serapios Obhut lies, damit sie später nachkommen konnten. Sie selber würde sich dann zurückziehen und eine Entscheidung treffen.
    Es war dem Freund gegenüber nicht gut und dennoch war ihr niedergeschlagenes Gemüt auch nichts, das sie ihm zumuten wollte.
    Als er sie dann fragte ob sie aus Rom stammte, nickte Valentina.
    „Ja, ich wurde hier geboren, leider starben meine Eltern als ich noch jung war und mein Bruder Valerian wurde mein Vormund. Ich lebte bei ihm und versuchte stets eine sittsame und schweigende Frau zu werden.“
    Griff sie dann mit einem ebenfalls gut gemeinten Lächeln seine Worte auf.
    „Hat eine Weile ganz gut funktioniert, bis ich mich das erste Mal verliebt habe. Er war nicht das was sich mein Bruder für mich gewünscht hätte. Und als der Widerstand zu groß wurde, bin ich mit ihm abgehauen. So viel zu schweigsam und sittsam.“
    Ihr Blick ging in die Vergangenheit zurück.
    „Leider ist das nicht lange gut gegangen und ich kehrte reumütig wieder zurück. Dann gab es da einen Soldaten, doch die Götter hatten ihn nicht für mich vorgesehen.“
    Sie seufzte leise.


    „Er ertrank, während er versuchte jemand anderen zu retten. Dann hat Valerian geheiratet und ich ging mit ihm nach Mogontiacum in unsere dortige Casa. Als die Götter auch dort keinen guten Willen mit mir hatten und beschlossen hatten, dass ich auch dort alleine sein sollte floh ich erneut. Allerdings dieses Mal vor allem und jedem. Ich reiste mit dem nächsten Schiff nach Ägypten und blieb dort lange. Eigentlich wollte ich mich dort ablenken, das Land erkunden, doch ich saß einfach in einem Zimmer und starrte die Wand an.“
    Valentina seufzte, waren dies doch die bisher dunkelsten Stunden in ihrem Leben.
    „Damals wollte ich einfach, dass es aufhört.“
    Meinte sie dann so leise, dass es fast im Wortgefecht der Dichter unterging. Lange schwieg sie daraufhin und sah ins Leere. Um sie herum wildes Gedränge und lautes Geschrei doch Valentina schien ganz alleine dazustehen.
    Nach einer Weile liesen die Dämonen der Vergangenheit wieder von ihr ab und sie konnte sich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren.


    „Irgendwann kam ich wieder nach Rom zurück um dort unsere Casa zu verwalten. Eines Tages haben die Briefe von Valerian aufgehört und ich habe bis heute nichts mehr von ihm gehört. Ich fürchte…“ Sie sprach es nicht aus. „Silas uns Pinas Vater ist auch gestorben genau wie ihre Mutter. Deswegen sind sie nun bei mir und ich verwalte das was von unserer Familie noch übrig geblieben ist.“
    Sie schwieg und sah dann zu Serapio. Sie wusste selbst nicht warum sie plötzlich so ehrlich war, doch es tat gut darüber zu reden.
    „Muss sich für dich ziemlich ärmlich anhören, nicht? Du, der so einer angesehenen Familie entstammst und sieh dich an, was aus dir geworden ist.“
    In einer fast schon vertrauten Geste strich sie ihm über die Brust als wollte sie dort ein paar der Falten glätten.

    Ein klein wenig lenkt sie das Verhalten ihrer Nichte dem hinzugetretenen Mann von der Auktion ab. Ohne, dass man es ihr groß ansah blickte sie von Avianus zu Sila und wieder zurück. Da schien aber jemand Gefallen an einem Römer gefunden zu haben. Ach, wenn er doch kein Soldat wäre. Alles in Valentina sträubte sich dagegen eine ihrer Nichten an einen Soldaten abgeben zu müssen, mochte er noch so nett sein.
    Sie hätte diese Gelegenheit gerne weiter genutzt um ins Gespräch zu kommen, doch sie waren ja jetzt hier wegen etwas ganz anderem. 500 war das letzte Gebot und das stand im Raum oder besser gesagt auf dem Platz.
    Immer noch war Valentina unschlüssig und sah zum Bekannten ihrer Nichten.
    "Was würdest du sagen? Darf man eine Vestalin überbieten?"
    Sie lies nicht erkennen ob sie Avianus einfach testete oder wirklich eine Antwort auf die Frage brauchte.

    Gerade wollte sich Valentina wieder auf das Gespräch mit dem Mann vor sich konzentrieren, abwartend ob er weiterhin mitbieten würde oder einfach einen weiteren, netten Plausch überging, da hörte sie ein Stück weit neben sich ein Gebot, dass sie für einen Moment die Luft anhalten lies.
    Eben noch wollte sie fragen wie ihre Nichten und Avianus sich kennen gelernt hatten, doch das rückte schlagartig in den Hintergrund.
    "Hm..."
    Wandte sie sich enttäuscht an Sila und Pina.
    "Das ist ein ganz schön großer Sprung. Was meint ihr? Er sieht stark aus aber das ist eine Menge Geld."
    Mal davon abgesehen, dass es ihr grundsätzlich missfiel über den Preis eines Menschen zu sprechen, sie musste auch ein bisschen den Überblick behalten.

    Der Preis für den Sklaven wurde immer höher, was den Händler sicherlich freuen würde. Sila neben ihr gab ein weiteres Gebot ab und Valentina lies sie machen, denn auch sie musste lernen wie es auf einem Sklavenmarkt zuging. Irgendwann vielleicht würde sie sich ihren eigenen Sklaven kaufen.
    Kaum aber hatte sie ihr Angebot gesetzt wurde es schon wieder überboten.
    Mit einer Mischung aus Neugier und wachsendem Unmut beobachtete Valentina den Mann, der sich ihnen näherte. Offenbar kannte er ihre Nichten. Vielleicht von einem ihrer Einkäufe auf dem Markt. Aber genau aus diesem Grund brauchten sie einen Sklaven, denn Valentina machte sich jedes Mal große Sorgen, wenn ihre Nichten alleine loszogen.
    "Quintilia Valentina." Stellte sie sich vor. Zuerst war sie ja nicht gewillt eine Antwort zu geben, denn was ging es den Fremden an? Aber da beide ihrer Nichten keinen abweisenden Eindruck Avianus gegenüber machten, schlussfolgerte Valentina daraus, dass es keine schlechte Begegnung zwischen den Dreien war.
    "Heutzutage kann man nie genug Schutz haben." Gab sie deswegen dann zur Auskunft, geschickt kaschierend, dass dies seit langer Zeit ihr erster Sklave überhaupt werden würde.
    "190!" Rief sie dann an dem Mann vorbei in Richtung des Händlers. Trotz aller Nettigkeit wollte sie deswegen nicht aufgeben.

    Abwartend blickte Valentina zum Sklavenhändler, der jedoch schien noch zu überlegen. Dann hörte sie Pinas Bemerkung über Varus Sklavin und sofort senkte sich ein Schatten über ihren Blick. Sie sah nicht zu ihren Nichten, hielt den Kopf stolz nach oben und hörten nicht auf, den Blickkontakt zum Sklavenhändler aufrecht zu halten. Doch diese Bemerkung tat weh. Zumal Valentinas Herz ihr jeden Tag aufs neue Vorwürfe machte und sie nicht zur Ruhe kommen lies.
    Jetzt und hier aber war es besser wenn sie sich auf das Geschäft konzentrierte. Schließlich war sie kein Stammgast auf dem Sklavenmarkt und deswegen war Wachsamkeit geboten. Auf die Bemerkung hin, dass sie ihre Einkäufe nicht mehr tragen müssten nickte Valentina dann. "Das stimmt, er sieht stark aus und vielleicht ist er wirklich ein Germane. Ich fürchte nur man muss ihm dann noch ein bisschen Benehmen beibringen. Aber Hauptsache er kann für unsere Sicherheit sorgen."


    Sim-Off:

    Reweel: Magst du den Hinweis von Varus mal annehmen? Es wäre wirklich sehr interessant zu erfahren wie Reweel aussieht. Bisher wissen wir nur, dass er groß, stämmig und blond ist. Ist er muskulös und durchtrainiert oder einfach nur ein Baum von einem Mann weil ihn die Natur verwöhnt hat? Hat er irgendwo Narben vom Kampf oder eher raue Hände weil er bisher schwere Arbeit verrichtet hat? Du machst den Eindruck als wäre ihm seine Gefangenschaft egal oder gerade recht. Denkt Reweel wirklich so? Ist er froh ein Sklave zu sein? Du kannst in deinen Posts auch gerne ein bisschen auf ihn eingehen und musst nicht immer auf die Umgebung achten.

    Bereits früh hatten sich die drei Damen aus dem Hause Quintilia heute auf den Markt begeben. Sie wollten heute ihr Glück versuchen. Wenngleich Valentina zugeben musste, dass es ihr immer noch missfiel zu diesem Teil des Marktes zu kommen war ihr in der Vergangenheit mehr als deutlich geworden wie dringend sie einen Sklaven benötigten. Die Geldbörse hatte sie fest unter ihrem Gewand versteckt. Auch das war ein Grund, weswegen sich Schutz benötigten. Ein Sklave konnte sehr wohl auf ihre Geld aufpassen und auf ihre beiden Nichten, die Valentina vor sich herschob. Keine der Beiden hatte es sich nehmen lassen und nun waren sie also alle drei hierher gekommen. Aufmerksam suchte Valentina den Stand des Sklavenhändlers und schnell wurde sie fündig. Musste man doch nur den Rufen folgen.
    Sie betrachtete sich den hochgewachsenen Mann den er gerade angepriesen hatte. Er schien für ihre Zwecke genau richtig zu sein. Er wirkte so als könnte er drei Frauen beschützen. Ein Mann vor ihr fragte den Sklaven gerade ob er die Sprache verstehen konnte und neugierig wartete Valentina auf die Antwort. Als der Blonde dann antwortete nickte sie ihren Nichten zu. "Was meint ihr?" Als sie auch das zustimmende Nicken der beiden jungen Damen sah, war es beschlossen.
    "Ich biete 110 Sesterzen!"

    Auf die Frage ob sie weitergehen wollten, nickte Valentina und trank den letzten Rest aus ihrem Becher leer. Die Leckereien waren verputzt und sie fühlt sich gestärkt genug um sich weiter ins Getümmel zu wagen.
    Nachdem die Becher zurück gebracht wurden, bedankte sich Valentina noch einmal bei Serapio, es war ja nicht vorgesehen gewesen, dass er das alles hätte bezahlen müssen. Dann gab sie den beiden Nichten einen Wink und zusammen zog man dann weiter.
    Sie gingen an den schreienden und tobenden Ungeheuern aus der Unterwelt vorbei. Möglichst zügig, wollte Valentina doch nicht, dass sich Sila und Pina da allzu sehr näherten. Die beiden waren noch zu zart besaitet um sich so etwas ansehen zu müssen. Sie selber war auch nicht unbedingt gewillt dies mitanzusehen.
    Sie zogen an den verschiedenen Ständen vorbei, hin und wieder blieb Valentina stehen und verwickelte entweder Serapio oder ihre Nichten in ein kleines Gespräch über die dargebotenen Waren. An einem Stand bot ein besonders begnadeter Schmuckhersteller zwei Broschen an, die sich vom Aussehen her so gut wie gleich sahen. Valentina bemerkte den Blick, den die beiden Nichten darauf hefteten und schon wechselten diese beiden Schmuckstücke, nach einem etwas herunter gefeilschten Preis, die Besitzerinnen.

    Als sie weiter gingen schenkte sie Serapio immer wieder ein Lächeln.
    „Dein Angebot von vorhin, dass du mir auch bei dieser Angelegenheit helfen möchtest, ehrt dich. Leider fürchte ich, kannst du in diesem Fall überhaupt nichts tun. Außer eine Entscheidung für mich fällen.“ Und das war nicht möglich, schließlich konnte sie Serapio schlecht bitten ihr zu sagen ob sie Varus nun heiraten sollte oder nicht. Sie liebte ihn, ihre Gefühle waren echt und daran war nichts zu rütteln und doch war da dieses Gefühl, welches sie zaudern lies. Und das lastete so schwer auf ihr, Warum konnte sie sich nicht einfach entscheiden?
    Bei einer der kleineren Arenen, in denen sich die Dichter die Worte nur so um die Ohren hauten, blieb Valentina dann stehen. Sie sah und hörte vor allem eine Weile zu und schüttelte dann den Kopf. „Mir würden so viele Worte auf einmal gar nicht einfallen. Aber ich bin auch nicht so wortgewandt.“
    Sie drehte sich zu Serapio und ihren Nichten um. „Euch würde da schon mehr einfallen, stimmts?“ Lachte sie zu Sila und Pina.

    "Vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit, dass ich deine Schwester treffe. Ich würde sie gerne einmal kennenlernen." Meinte Valentina dann als Serapio ihr von ihr erzählt hatte. Das musste eine sehr starke Frau sein und vielleicht konnte sich Valentina etwas von ihr abschauen oder sie gar um Rat fragen. Doch dann müsste sie ziemlich bald auf eben diese Schwester treffen und dies war sicherlich Wunschdenken. Nein, diese Entscheidung musste sie selbst treffen.
    Auch sie hob ihren Becher, als Serapio seinen Trinkspruch verkündete und sah ihn dankbar an.
    "Und mich vor unklugen Entscheidungen bewahren." Murmelte sie leise und nahm dann schnell einen Schluck aus ihrem Becher.
    Die Süßigkeit von angebotenen Palmblatt kostete Valentina dann und schloss genießerisch die Augen. "Du hast recht, es schmeckt vorzüglich."
    Als sie dann den Befehl an einen der Begleiter hörte, schmunzelte Valentina und sah seitlich zu Serapio auf. "Er wird sich bestimmt darüber freuen." Meinte sie dann leise.
    Dann aber sah sie wieder zu ihren Nichten hinüber. "Sieh dir die beiden Naschkatzen an, stehen zusammen und versuchen sogar im gleichen Takt zu kauen, nur damit sogar ich mir heute schwer tue sie auseinander zu kennen." Sie lächelte liebevoll.
    "Obwohl mein Bruder tot ist, sehe ich es als ein Geschenk, dass die Beiden zu mir gekommen sind. Ich bin sehr dankbar dafür und ich hoffe ich kann ihnen zu einer bessere Zukunft mit guten Aussichten verhelfen."
    Wieder ein Seufzen, bevor Valentina von ihrer Süßspeise naschte. Nein, all der Gesang und die ausgelassene Stimmung um sie herum konnten nichts gegen ihren Schwermut tun.