Beiträge von Quintilia Valentina

    Von der Angestellten wurde Valentina aus ihrem Zimmer geholt. Man hatte sie gebeten mitzukommen und so folgte die blonde Frau der Angestellten. Als sie im Zimmer ankam und dort Valerians Frau erblickte, nickte Valentina ihr respektvoll zu. Blieb dann aber etwas abseits stehen und wartete der Ding die nun kommen würden.

    Von der Casa Terentia aus waren die beiden Frauen losgeschlendert. Valentina zeigte ihrer Freundin einige Orte, die man als Besucher der Stadt niemals finden würde. Hier und da konnte sie ihrer Freundin Stände mit seltenen Stoffen, Gewürzen und sogar Schmuck zeigen, die in Nebenstraßen standen. Weit weg vom eigentlichen Geschehen und doch eine kleine Kostbarkeit für sich. Einer der Händler konnte sich sogar noch an Valentina erinnern und man kam kurz ins Gespräch.


    Gegen Mittag erreichten die beiden Frauen schließlich den großen Markt. Ein scheinbar wildes Durcheinander, Händler die ihre Waren Feilboten und der Duft von Schweiß, vermischt mit kräftigen Duftkräutern und Tieren empfing die beiden Frauen. "Hier gibt es alles was du nur irgendwie brauchst. Oder auch nicht brauchst." Feixend sah Valentina ihre Freundin an und ging dann langsam in eine der Reihen los in denen die Stände aufgebaut waren. "Vieles hat sich hier verändert. Der Markt scheint noch größer geworden zu sein seit ich das Letzte mal hier war." Nachdenklich blickte sich Valentina um.

    "Danke Diomedes." Bedankte sich Valentina, wobei sie etwas weniger zuversichtlich bei den Worten war wie es der Angestellte zu sein schien. Valerian hatte zur Zeit viel um die Ohren. Und der Inhalt seines letzten Briefes ließen Valentina daran zweifeln ob sie überhaupt je wieder so empfangen werden würde wie früher. Mit diesen Gedanken beschäftigt zog sie sich schließlich zurück.

    Kurz zog ein Lächeln über Valentinas Gesicht als sie ihre Freundin amüsiert ansah.
    "Nach was steht dir denn der mehr der Sinn? Möchtest du die Prachtbauwerke und die wichtigen Gebäude des Senates kennen lernen? Oder willst du dich lieber mit neuen Gewändern und Schmuck eindecken?"
    Zwinkernd sah Valentina Tullia an.

    Bis Diomedes wieder zu ihr zurück gekommen war, hatte sich Valentina wieder so gut es eben ging beruhigt. Sie war wieder die ruhige und zurückhaltende Blondine, die selten zu viel redete.
    "Hab Dank Diomedes. Mein Gepäck ist ziemlich übersichtlich." Valentina lächelte kurz entschuldigend. "Darin wirst du gleich fündig werden." Sie machte sich auf in Richtung des Bades voran zu gehen, als sie sich nochmal zu Diomedes umdrehte.
    "Wenn du meinen Bruder das nächste Mal siehst, würdest du ihn bitte fragen ob er nach seiner Hochzeit und den Feierlichkeiten mal ein bisschen Zeit für mich hätte? Es gibt da etwas Wichtiges, dass ich mit ihm bereden muss."

    Schweigend sah Valentina dem Angestellten hinterher und meinte dann als dieser weg war leise zu sich selber. "Natürlich könnte ich ihn fragen. Aber dann werde ich ja nie erwachsen." Traurig senkte sie dann wieder den Blick und drehte sich zu den Rosen um. Mit vorsichtigen Fingern strich sie über die Blätter und versuchte sich innerlich wieder zu beruhigen.

    Nach Valentinas Klopfen wurde die Türe alsbald geöffnet und ein Mann mit einer fremd klingenden Stimme öffnete ihr. Über ihre Verwunderung hinweg schenkte Valentina dem Mann ein Lächeln. "Salve, mein Name ist Quint..." Da hörte sie auch schon Tullias Stimme und gleich darauf erschien sie hinter dem Mann in der Türe. Valentina folgte der Einladung ihrer Freundin und trat ein. "Ich freu mich schon Roma mal wieder etwas genauer kennen zu lernen."

    Niemals hätte Valentina die Hand von Diomedes weggestoßen. Sie sah in ihm nicht den Sklaven. Er war für sie ein Angestellter, mit den gleichen Rechten und Pflichten. Seine tröstenden Worte jedoch fanden nicht die gewünschte Wirkung. "Das sagst du so schön. Aber es war meine Schuld. Ich hätte mich frühzeitig darum bemühen müssen Geld zu verdienen. Erst als es zu spät war, ist mir das gelungen. Und wie es ihm geht? Ich weiß es nicht. Ich habe seit diesem Tag nie wieder von ihm gehört. Ich weiß nicht einmal wo er jetzt ist." Nocheinmal versuchte Valentina einen Schluchtzer zu unterdrücken. "Bitte verzeih, ich wollte dich nicht damit belasten. Das war mein Fehler und nicht deiner." Valentina versuchte ihre Traurigkeit hinter einem Lächeln zu verbergen. "Möchtest du mir immer noch das Bad herrichten?"

    Ein paar Mal hatte Valentina nachfragen müssen, dann hatte sie den Weg zur Casa Terentia endlich gefunden. Den Tag heute wollte sie mit ihrer Freundin Tullia verbringen und gemeinsam wollten sie sich Roma ein bisschen Ansehen. Für Valentina war das sozusagen Heimurlaub.
    Die junge Frau freute sich auf diesen Ausflug, konnten diese Stunden sie wenigstens ein bisschen von ihrer Sehnsucht nach Lupus ablenken.
    An der Türe der Casa angekommen, streckte Valentina sich und klopfte kräftig gegen die Türe, was ihren Fingern zwar nicht gut bekam, doch so würde man sie im Inneren zumindest hören.

    Aufmerksam hörte Valentina dem Bediensteten zu. Sie war sich sicher, dass er die Wahrheit sprach. Valerian würde ihn tatsächlich gut behandeln und nicht so ein Herr sein der von seinen Angestellten verlangte gut zu sprechen obwohl sie nichts anderes als Schläge bekamen.
    Doch je mehr Diomedes erzählte umso trauriger wurde Valentina. Sie musste sich sogar wegdrehen, damit der ihr noch etwas fremde Diomedes ihre Tränen nicht sah. Mit etwas zitternder Stimme begann Valentina dann zu erzählen. "Als ich in Mogontiacum war hatte ich auch einen Angestellten. Nein, er war mehr, er war mein Freund. Sein Name ist Bashir." Valentina schluchzte und musste sich mit den Fingern die Tränen aus den Augen wischen. "Ich hatte kein Geld mehr und musste ihn verkaufen. Bis heute bitte ich ihn jeden Tag um Verzeihung."

    Von dem Brot nahm sich Valentina eines und belegte es mit einer Scheibe Käse. Sie trat wieder zu den Rosen und betrachtete sie. Das war im Moment das Einzige, dass sie von damals noch wusste.
    Als der Bedienstete sich zu entschuldigen versuchte hob Valentina ihre Hand und meinte freundlich. "Aber das macht doch nichts. Deswegen habe ich dich doch gefragt. Es freut mich dich kennen zu lernen, Diomedes. Arbeitest du schon lange für meinen Bruder?"

    Auch Valentina kannte den scheinbar wichtigen Mann nicht, der sich zwischen die Gäste drängte und als sie hörte, was dieser zu ihrem Bruder sagte, blieb ihr für einen Moment tatsächlich die Luft weg. Es kam nicht oft vor, dass Valentina soetwas wie Wut oder Zorn empfand. Doch in diesem Moment war es nur die Hand ihrer Freundin, die sie zurückhielt. Obwohl Tullia sie schützen wollte, bewahrte sie Valentina in diesem Moment vor einer großen Dummheit. Zu gerne wäre sie in einem Anflug von Mut zu diesem unangenehmen Mann hinüber gegangen und hätte ihm ihre Meinung gesagt. Niemand durfte je so mit ihrem Bruder sprechen. Doch leider war das nicht ihre Aufgabe und Valentina sah Tullia von der Seite an. Auf ihrem Gesicht lag eine Mischung aus Entrüstung, Wut und Traurigkeit. Wie konnte jemand die Feier nur so stören? "Wer ist das, dass man ihn nicht von der Feier entfernen lassen kann?" Etwas lauter und vor allem ungewohnt laut für Valentina sprach sie diese Worte aus. Ob das Absicht war?

    Der Hausangestellte entfernte sich und Valentina blieb zurück. Sie hob den Kopf und sah sich in ihrem eigenen Zuhause um. Sie erkannte kaum noch etwas wieder. Ihr Bruder hatte tatsächlich vieles umbauen lassen. Sie ging ein Stück um in den Innenhof zu gelangen. Hier wuchsen immer die schönen Rosen, die Valentina auch in ihrer neuen Heimat versuchte anzupflanzen. Vorsichtig strich sie mit den Fingern über die Blätter und erfreute sich daran in alten Erinnerungen zu schwelgen.
    Wie schön könnte es hier sein, wenn Lupus auch mitkommen hätte können. Aber es war wie so oft. Valentina stand alleine da. Ob das wohl ihr Schicksal zu werden drohte?
    Der Hausangestellte kam zurück und Valentina kam zu ihm zurück. "Verrätst du mir, wie du heißt?" Fragend sah sie ihren Gegenüber an. Sie wollte gerne den Namen des Mannes wissen. Schließlich schien er ja zur Familie zu gehören.

    Es ging Valentina geauso wie Tullia. Außer ihrem Bruder kannte sie hier niemanden. Da war sie froh, ihre Freundin an der Seite zu haben. Fast zeitgleich mit Tullia bemerkte auch Valentina die Unruhe und folgte ihrer Freundin in den angrenzenden Raum. Leider war sie zu klein um irgend etwas sehen zu können. Und im Gegensatz zu Tullia traute sie sich nicht sich auf Zehenspitzen zu stellen um etwas zu sehen. Ein bisschen beneidete sie ihre Freundin für deren Mut.
    Das Opfer wurde angenommen wie Valentina aus dem Gemurmel um sie herum heraushören konnte. Sie freute sich für ihren Bruder und bat die Götter noch zusätzlich über ihren Bruder und seine Frau zu wachen und sie mit Glück und Gesundheit zu beschenken.
    Da sie nichts erkennen konnte, sah Valentina wieder zu Tullia. Doch diese blickte Primus gerade ganz verliebt an und Valentina wurde traurig. Lupus konnte jetzt nicht mit bei ihr sein und in seinem letzten Brief hatte ihr Bruder mit ihr gescholten. Die Sterne standen momentan also noch schlecht für Valentinas Liebe zu Lupus.
    Da Valentina Tullia ihre Momente mit Primus nicht stören wollte, drehte sie sich wieder etwas zur Seite, legte die Hände ineinander und sah sich um. Das Haus war wirklich wundervoll geschmückt.

    Zwischen all den Gesprächen hörte Valentina plötzlich einen vertrauten Namen. Das Gesicht dazu kannte sie nicht, doch es war der Mann dem sie den Brief übergeben sollte. "Entschuldige mich kurz, ich werde Verus Bitte erfüllen und den Brief übergeben." Meinte Valentina dann zu Tullia und schlich sich durch die Anwesenden.


    Bei Sedulus blieb Valentina dann stehen. Entschuldigte sich für die Störung und überreichte dem Mann das Schriftstück. "Dies soll ich dir von Titus Decimus Verus überreichen." Mit einem Kopfnicken entschuldigte sich Valentina wieder und huschte zurück an Tullias Seite. "Nun habe ich meine Pflicht auch erfüllt. Kennst du hier denn eigentlich jemanden?" Fragend blickte sie ihre Freundin von der Seite an.

    Auf die Frage von Tullia ob sie mit ihrem Bruder schon über Lupus gesprochen hatte, schüttelte Valentina den Kopf und wurde etwas traurig. "In seinem letzten Brief war mein Bruder nicht sonderlich erbaut darüber. Er hatte mir vorgeworfen es ihm nur durch einen Brief mitzuteilen. Und Lupus hätte ihn wohl erst um Erlaubnis fragen müssen. Ich wollte dieses heikle Thema nicht vor der Hochzeit ansprechen. Mir scheint dafür würden wir länger brauchen und Valerian benötigt zur Zeit jede Minute für seine Braut."


    Kaum hatte Valentina ausgesprochen, erschien ihr Bruder auch schon hinter ihr und machte sie mit einem Mann und dessen Kind bekannt. Dem Mädchen nickte Valentina freundlich zu und schenkte ihr Aufmerksamkeit dann dem Mann. "Es freut auch mich dich kennen zu lernen. Und ja, ich bin mit Tulia hierher angereist." Scheinbar waren die Fragen soweit beantwortet, denn ihr Gesprächspartner wittmete sich jemand anderem.
    Valentina legte die Hände ineinander und sah Tullia von der Seite an. "So viele fremde Leute hier."

    Tatsächlich war Valentina sehr müde und erschöpft von der Reise. Die Aussage, dass ihre Gemächer bereits hergerichtet sind freute sie sehr. Das hieß, sie musste nicht in einem Gästebett schlafen. Auf die freundliche Einladung hin, folgte Valentina dem Hausangestellten ins Innere. Dort sah sie sich offen um. Vieles hatte sich verändert, das war der Umbau von dem ihr Bruder einmal in einem seiner Briefe geschrieben hatte.
    Obwohl sie müde war und sich am liebsten auf ihrem Lager ausgebreitet hätte, setzte sie sich auf die Bank. Der Gedanken an ein Bad war verlockend. Sie könnte sich noch reinigen, bevor sie sich dann zur Ruhe begab. "Das wäre wirklich sehr nett von dir."
    Als der Hausangestellte allerdings meinte Valereian sofort holen zu müssen schüttelte Valentina den Kopf. "Unterbrich ihn nicht in seiner Arbeit. Ich bin mir sicher er hat wichtigere Dinge zu tun als seine Schwester zu begrüßen."

    Immer noch schweigend, da sie das Gespräch nicht stören wollte, stand Valentina hinter ihrem Bruder. Eine Frau trat hinzu und Valentina entfernte sich einen Schritt. Man nahm Valerian mit und Valentina stand ziemlich verlassen auf ihrem Platz.
    Zum Glück gab es da aber ja noch ihre Freundin Tullia, die sie auch schon zu sich winkte. So schnell es ihre zierlichen Schühchen zuließen, eilte Valentina an die Seite ihrer Freundin. Erleichtert darüber nicht alleine unter all diesen fremden Leuten dazustehen schenkte sie Tullia ein Lächeln. "Du siehst wunderschön aus." Mit einem Seitenblick meinte sie dann dann zu Primus. "Aber das hast du sicherlich heute schon einmal gehört." Scheu lächelnd stellte sie sich dann neben Tullia. Hier schien sie am besten aufgehoben zu sein. "Mein Bruder sieht großartig aus, nicht wahr? Ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen."

    Schon sehr früh war Valentina heute aufgewesen und hatte sich die Haare hochstecken lassen. Die goldblonde Pracht war nun zu kunstvollen Zöpfen geflochten und diese an ihrem Hinterkopf befestigt. Eine goldene Spange ihrer Mutter glänzte mit der Farbe ihrer Haare um die Wette. Ihr erstes Geld, welches sie von Tullia bezahlt bekommen hatte, hatte Valentina gespart und sich ein neues Gewand gekauft. In zartem türkis umhüllte es ihren zierlichen Körper.
    Als sie nun den Raum betrat stellte sie fest, dass schon einige der Gäste anwesend waren. Kurz blieb die junge Frau am Eingang stehen, dann erblickte sie ihren Bruder. Valentina kam näher und nickte Tullia und Primus zu. Ihrer Freundin schenkte sie ein Lächeln. Dann stellte Valentina sich schräg hinter ihren Bruder, denn dieser war gerade in einem Gespräch vertieft, und wartete bis dieser sie bemerkte.