Beiträge von Quintilia Valentina

    Beladen mit einem Tablett auf dem drei Trinkbecher und eine Karaffe Wein stand, kam Valentina wieder zu den Männern zurück. Sie hatte sich eine Decke zum Schutz gegen die Kälte um die Schultern gelegt. "So, da bin ich wieder." Meldete sie sich zurück, stellte das Tablett auf den Tisch und schenkte jedem etwas ein. Als sie sich setzte, sah sie beide entschuldigend an. "Ich würde euch ja gerne reinbitten, aber in meinem Gästezimmer sieht es noch aus, als wäre da eine ganze Armee hindurchmarschiert. Ehrlichgesagt hatte ich nicht so bald mit Besuch gerechnet und deswegen ist dieses Zimmer etwas zu kurz gekommen. Aber ich werde mich gleich morgen darum kümmern." Meinte sie in unbekümmerter Art. Das sie gerade erfahren hat, dass vor ihrer Türe ein Mord geschehen war, schien gar nicht mehr wichtig für sie zu sein.
    "Seht mal, was ich gerade gefunden habe. Hat ein Bote abgegeben." Sie reichte ihrem Bruder das Schriftstück mit der Einladung. "Glaubst du, du könntest da frei nehmen und mich begleiten?" Verstohlen sah sie dabei zu Loki, denn eigentlich wäre es ihr ja ganz recht, wenn er sie begleiten würde, doch das traute sie sich dann doch nicht zu fragen. Vor allem vor ihrem Bruder nicht. Doch sie schnkte Loki ein scheues Lächeln. "Habt ihr euch gut vertragen, während ich weg war?"

    Schweigend stand Valentina da und wartete bis die beiden Männer sich bekannt gemacht hatten. Ihrem Bruder tat sie sogar den Gefallen und lächelte gequält auf seinen Scherz hin. Sie wurde jedoch wieder ernst und schüttelte den Kopf als er ihr sein Geld anbieten wollte. "Nein Valerian! Das Geld brauchst du für dich selber. Ich komme schon klar. Tagsüber habe ich eine Hausangestellte. Und in der Nacht verstecke ich mich eben in meinem Zimmer." Versuchte nun auch sie zu scherzen. Auf die Frage warum Narcissa nicht hier war erzählte sie das Gleiche wie sie Lando schon berichtet hatte. "Der alte Sklave ist krank Valerian. Er war es schon als ich hier herkam. Zwar ist er jeden Tag für ein paar Stunden hier, doch eine Hilfe wäre er wahrlich nicht mehr." Meinte sie traurig.


    Dann jedoch deutete sie in den Innenbereich. "Aber jetzt kommt doch erst einmal rein oder wollt ihr euch hier die Füße platt stehen?" Sie lächelte Lando an und ging bewusst dicht an ihm vorbei. Sie wollte in seiner Nähe sein. Warum wusste sie noch nicht aber das wollte sie noch herausfinden. Valentina führte die Männer in einen kleinen Garten der in der Mitte der Casa lag und bat sie dort auf den Stühlen Platz zu nehmen. "Ich hole uns etwas zu trinken." Und mit diesen Worten ließ sie ihren Bruder mit ihrem Gast alleine um in die Küche zu gehen.

    "Nein nicht hier im Haus!" Beruhigte Valentina ihren Bruder sofort und ging mit ihm ins Haus. "Hier in der Straße. Gerade war ein Soldat hier und hat gefragt ob ich etwas gesehen hätte. Deswegen habe ich dich auch nicht informiert, weil ich es gerade erst erfahren hatte." Sie sah ihren Bruder hocherfreut an. Zum Glück war sie jetzt nicht alleine. Sie hätte zu viel Angst gehabt sonst.


    Als dann das Unvermeitliche eintrat und die beiden Männer sich gegenüberstanden nickte Valentina auf den unausgesprochenen Befehl und stellte einander vor. "Valerian, das ist Tiberius Duccius Lando. Lando, das ist mein Bruder, Lucius Quintilius Valerian."

    Kreidebleich schloß Valentina die Haustüre, nachdem auch sie sich verabschiedet hatte. Das was sie da gerade gehört hatte gefiel ihr überhaupt nicht. Sie hatte jetzt Angst, alleine zu sein. Wenn das hier öfter passierte? Nicht auszudenken. Und da fragte Loki sie auch noch ob sie hier alleine wohnte. Wortlos nickte Valentina und fügte dann leise hinzu. "Nein, sie ist nicht mitgekommen. Leider konnte ich nur einmal mit ihr sprechen und ich fürchte, sie ist nach dem Tod ihres Bruders nicht mehr Dieselbe. Ihr steht es offen jederzeit hier einzuziehen, doch ich weiß nicht ob sie dieses Angebot annimmt." Hilflos zog Valentina die Schultern hoch.


    Dann hob sie den Blick und sah Loki direkt an. "Ich bin froh, dass du jetzt hier bist." Und ohne, dass sie lange darüber nachdachte, griff sie nach seiner Hand. "Tagsüber habe ich eine Hausangestellte. Sie hat mir geholfen. Doch sie geht bei Einbruch der Dunkelheit. So bin ich Abends stets alleine." Dann jedoch lächelte sie scheu. "Aber heute Abend nicht."
    Gerade wollte sie endlich mit Loki ins Haus zutück gehen, als es erneut klopfte. Ob der Soldat nochmal zurück gekommen war? Unwillig löste Valentina ihren Griff und öffnete erneut die Türe. Zuerst nur einen Spalt, doch als sie ihren Bruder davor stehen sah, riss sie diese ganz auf und fiel ihm um den Hals. "Valerian! Ich bin so froh, dass du hier bist. Es ist etwas schreckliches passiert. Hier geschah ein Mord. Letzte Nacht." Sprudelte es einfach aus ihr heraus.

    Der Schrecken spiegelte sich auf Valentinas Gesicht, als sie mitanhören musste, warum der Soldat dort vor ihrer Türe stand. Ein Mord? Hier in dieser Gegend? Erschrocken drehte die junge Frau sich halb um und sah ängstlich zu ihrem Gast. Wie froh sie war, dass Loki jetzt bei ihr war. Doch dann wurde ihr klar, dass der Soldat eine Antwort von ihr erwartete und so meinte sie stockend. "Nein... Nein ich habe nichts gesehen, tut mir leid, Optio." Wieder wanderte ihr Blick hilfesuchend zu Loki. Valentina hatte keine Erfahrung im Umgang mit Soldaten. Das letzte Mal in Rom, als sie Kontakt zu diesen Leuten hatte, wurde sie gefangen genommen und verhört.

    Erst als er jetzt in den Schein der Facklen trat, erkannte Valentina Lokis Verletzungen. Im ersten Moment erkannte sie ihn ja kaum wieder. Erschrocken hielt sie sich eine Hand vor den Mund und konnte nicht anders als ihn anzusehen. Es war unhöflich aber solch schwere Verletzungen sah sie nunmal nicht jeden Tag. "Um Himmels Willen..." flüsterte sie leise. Gerade wollte sie fragen was denn passiert sei, als ihr einfiel, dass er etwas von einer Reise erzählt hatte. Waren sie überfallen worden? Gerne hätte Valentina alles gewusst, was ihm zugestoßen war. Doch es geziemte sich für eine Frau nicht so neugierig zu sein. Sie konnte nur darauf hoffen, dass er es ihr erzählte.
    Sie bat ihn ihm zu folgen und ging schräg vor ihm gehend vorraus. "Danke, es geht mir gut." Hinter einem scheuen Lächeln verbarg sie die Lüge. Denn sie fühlte sich so einsam. Aber das musste sie ihm ja nicht gleich erzählen. "Es ist ein schönes Haus, ja und ich habe versucht es ein bisschen herzurichten. Leider bin ich nicht besonders geschickt und mir sind in vielen Dingen die Hände gebunden aber ein bisschen bewohnter sieht es jetzt schon wieder aus, ja." Sie sah ihren Besuch freundlich an. "Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?"


    Als sie noch auf seine Antwort wartete, klopfte es erneut an der Türe. Verwundert sah sie Loki an. "Hast du jemanden mitgebracht?" Scherzend ging sie zur Türe und öffnete erneut. Das Lachen erstarb aber sofort, als sie den Legionär sah. "Salve, kann ich helfen?" Fragend sah sie den Mann an.

    Hatte es da gerade tatsächlich an der Türe geklopft? Valentina hielt inne und lauschte. Tatsächlich! Dreimal schlug da jemand gegen die Holztüre. Eigentlich hätte sie jetzt einem ihrer Diener rufen müssen. Doch sie hatte niemanden. Sie war alleine hier und so musste sie öffnen.
    So schnell es ging um nicht undamenhaft zu rennen, eilte Valentina zur Türe. Kurz hielt sie noch inne und streifte sich die Haare aus dem Gesicht, bevor sie öffnete.


    Als sie dann Lando davor stehen sah, staunte sie nicht schlecht. Wurde aber auch sofort verlegen. Eine leichte Röte legte sich über ihre Wangen und es war nicht zu erkennen ob das vom Rennen kam oder weil sie sich so über den Besuch freute. Natürlich dufte sie das nicht zeigen und so meinte sie zurückhaltend. "Salve! Es freut mich dich zu sehen. Komm doch rein." Und mit diesen Worten trat sie zurück.

    Es waren nun schon viele Wochen vergangen, seit Valentina in die Casa gezogen war. Viel konnte sie leider nicht verändern, denn es fehlte ihr am Geld. Nur die dringendsten Dinge hatte sie rapieren lassen können. Vieles musste sie selber erledigen oder bleiben lassen. Nun sah man es der Casa äußerlich zwar nicht unbedingt an, dass sie wieder bewohnt war, aber zumindest innen sah man die weibliche Hand im Innenbereich. In mühsamer Arbeit hatte Valentina die Vorhänge gewaschen, die Böden geschrubbt und das Mobbiliar abgestaubt. Während dieser Zeit hatte sie gar nicht daran denken können, wie alleine sie hier eigentlich war. Zwar hatte sie sich ihre Zukunft in diesem Teil der Welt nicht so vorgestellt aber sie freute sich jetzt über ihren kleinen Erfolg.


    Jetzt standen wieder frische Blumen in den Vasen und brannten am Abend wieder die Fackeln in den Gängen. Aber die Abende waren es, die Valentina jedesmal traurig stimmten. Nur mit ihrer Dienerin alleine im Haus war es schon einsam. Regelmäßig schrieb sie im Kerzenschein ihrem Bruder und berichtete ihm jede auch noch so kleine Neuigkeit. Und in jedem einzelnen Brief bat sie ihn sie bei nächster Gelegenheit besuchen zu kommen. Doch leider ergab sich diese Gelegenheit bis heute noch nicht.
    Auch an ihren Gesprächspartner in der Casa Duccia hatte sie vor einigen Tagen einen Brief verfasst in dem sie ihn gebeten hatte sie doch ebenfalls besuchen zu kommen, wenn er die Zeit dazu fand.


    Heute war ein lauer Tag und Valentina schlenderte durch die Gänge der Casa, auf der Suche nach etwas, dass sie noch verbessern konnte.

    Schweigend nippte Valentina an ihrem Weinbecher und stellte fest, dass dieser mittlerweile leer war. Scheu lächelte sie auf seine letzten Worte. Ja, sehen würde sie ihn auch sehr gerne wieder. "Es gibt nur noch meinen Bruder, der auf mich aufpasst." Mit diesem Satz war eigentlich alles gesagt. Zumindest aus ihrer Sicht. Niemand war da, der an den Sitten und Gebräuchen Anstoß nehmen konnte. Sie selber hielt sich auch nicht unebdingt daran.
    Auf seinen fordernden Blick hin fügte Valentina hinzu. "Warum gehen wir miteinander nicht einfach so um, wie wir vom anderen behandelt werden möchten? Dann können wir nichts falsch machen."


    Sie stellte den Becher zurück auf den Tisch. "Es ist schon spät. Die Sitte besagt dass ich mich jetzt besser auf mein Zimmer zurück ziehe." Sie lächelte wieder und zeigte ihm so, dass sie von diesen strengen Regeln nicht viel hielt. Das jedoch als Frau nicht anzweifeln durfte. "Vielen Dank für deine nette Gesellschaft und den Wein." Sie deutet auf den Becher und stand dann auf. "Ich bin mir sicher, dass wir uns wieder sehen. Denn ich möchte dies ebenfalls." Wieder huschte eines ihrer scheuen Lächeln über ihre Lippen. "Eine geruhsame Nacht wünsche ich dir."

    Was sollte denn das nun? Valentina sah ihren Gesprächspartner an als hätte dieser ihr gerade einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht gekippt. So sah er sie also? Als eine verzogene, römische Göre? Sie hatte nur immer in Geschichten und Erzählungen von Germanen gehört. Wirklich zu tun hatte sie mit noch keinem. Aber für sie war ohnehin jeder gleich. Sonst hätte sie sich damals nicht auf dem Sklavenmarkt für diese arme Kreatur eingesetzt.
    Lange sagte sie nichts, denn die junge Römerin wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Dann meinte sie schließlich etwas zurückhaltend. "Ich wüsste nicht, was gegen einen Besuch deinerseits dagegen spricht." Sie sah nun auf und ihn direkt an. "Reicht es dir denn nicht, wenn ich sage, dass ich mich darüber sehr freuen würde?"

    Bildlich versuchte die junge Römerin sich vorzustellen wie das Haus wohl aussehen würde. Bestimmt ganz anders als ihre Casa in Rom. Kein fließendes Wasser? Das müsste schnell geändert werden. Leider hatte sie kein Geld. Die Reise hierher, hatte sie die letzten Ersparnisse gekostet. Ihre Familie war niemals besonders reich gewesen. Man hatte das zwar nach Außen hin nicht gezeigt, aber man war es. Ihre Reise hierher war sicherlich von Vorteil. Denn hier in dieser Provinz musste man nicht immer den neuesten Modetrend haben. Alleine das schonte den Geldbeutel schon ungemein.


    Auf sein Angebot lächelte Valentina scheu. "Das ist sehr nett von dir. Gestern habe ich meinem Bruder geschrieben. Vielleicht findet er ja die Zeit mich hier besuchen zu kommen. Ihn hätte ich auch gebeten mich dorthin zu begleiten." Sie wirkte etwas verlegen. "Aber mit dir als Begleitung wäre es mir natürlich eine viel größere Freude." Kurz wurde sie wieder rot und suchte ihr Heil dann im Zwirbeln einer Haarsträhne. "Und wenn ich dann in die Cassa einziehe. Glaubst du du findest dann auch mal die Zeit und kommst mich besuchen?"

    Traurig nickte Valentina auf die Worte ihres Bruders. Klar, hatte sie jetzt nicht damit gerechnet, dass sie zusammen ziehen können. Aber es war schon traurig zu hören, dass er wirklich nicht bei ihr sein konnte. "Nein, Geld brauche ich nicht. Zwar habe ich noch nicht gefragt, aber ich werde vielleicht als Schreiberin in der hießigen Schule anfangen. Man hat mir schon ein Angebot gemacht. Das werde ich annehmen und dann verdiene ich mein eigenes Geld."


    Sie seuftzte. "Was Narcissa angeht, weiß ich nicht was sie macht. Aber du hast recht, ich werde nicht mehr all zu lange die Gastfreundschaft der Duccier in Anspruch nehmen können. Es wäre wohl mehr als gut, wenn wir dieses Haus so schnell wie möglich anschauen. Und dann werde ich dafür sorgen, dass es wieder auf Vordermann gebracht wird." Sie sah zu ihrem Bruder auf und lächelte.

    Hinter Valerian schloss Valentina die Türe und bot ihm an sich zu setzen. Immer noch aufgeregt, sezte sie sich ihm gegenüber, rutschte aber mit ihrem Stuhl ganz nahe heran. Lange betrachtete sie ihn und meinte schließlich. "Du siehst alt aus, Valerian. Überhaupt nicht mehr hübsch." Sie lächelte ihn frech an und fasste dann nach seiner Hand. "Ich bin so froh, dass du hier bist und es dir gutgeht."


    Dann aber wurde sie wieder ernst und begann seine Frage zu beantworten. "Du wolltest vorhin fragen warum wir hier sind. Narcissas Bruder ist vor einiger Zeit plötzlich verstorben, und seitdem verlässt sie ihr Zimmer kaum. Angeblich haben wir hier eine kleine Casa aber Narcissa hat es noch nie wirklich in Betracht gezogen dort einzuziehen. Man hat mir erzählt, dass ihr Bruder vorher darin lebte." Unwisend zog sie die Schultern hoch und gab das wieder, was Loki ihr erzählt hatte. "Glaubst du wir sollten und dieses Haus mal ansehen?" Fragend sah sie ihren Buder an.

    Aufmerksam hörte Valentina ihrem Gesprächspartner zu. Traurig über dessen Bericht senkte sie schließlich den Kopf. Eigentlich kannte sie Narcissa überhaupt nicht. Gut als Kinder hatten sie zusammen gespielt. Aber dann? Vom Tod ihres Bruders hatte sie bis zu ihrer Ankunft nichts erfahren. Ihre Cousine hatte es in ihren Briefen mit keinem Wort erwähnt.
    Selber so in Gedanken versunken, bemerkte Valentina gar nicht, das Lando abschweifte. Das hieß, sie war mit ihrer Cousine, ihrem Bruder und diesem anderen Cousin die einzigen Quintilier die es noch gab? Schon ein wirklich trauriger Gedanke. Hoffentlich hörte sie bald etwas von ihrem Bruder, dann konnte sie mit ihm darüber reden. Er wusste immer was zu tun war.


    Erst als Loki sie wieder ansprach, hob Valentina den Kopf wieder und verbannte die Traurigkeit aus ihrem Blick. Mit einem scheuen Lächeln winkte sie ab. "Das macht doch nichts. Ich war selber in Gedanken." Dann sah sie ebenfalls in den Hof hinunter. "Das hier ist eine große Casa. Da ist es nur zu verständlich, dass immer viel Arbeit anliegt." Etwas gedankenverloren meinte sie dann. "Wie wohl die Casa der Quintilier aussieht, wenn niemand dort wohnt?" Sie seufzte leise.
    "Vielleicht kann ich ja mal dort hinfahren und sie mir ansehen." Sie sah auf und Loki an. "Was meinst du?"

    Wenn er noch lange so weiterredete, würde Valentina bald kein einziges Wort mehr zustande bringen. Rot wie eine reife Tomate sah sie auf ihre Hände hinab und wusste plötzlich nicht mehr so recht wie sie sich hinsetzen sollte. Auf seine Frage hin, wer sie vermissen sollte schüttelte sie den Kopf und sah erst jetzt wieder hoch. "Wenn mich jemand in Rom vermissen würde, wäre ich ja nicht hier." Sie kam sich langam selber blöd vor mit ihren patzigen Antworten. Aber sie war doch so nervös. Ihr Gegenüber war einfach zu niedlich. Und sie würde ihn jetzt sicherlich verschrecken. Also versuchte Valentina es erneut. "Nein, es gibt in Rom niemanden. Und auch sonst nirgends. Mein Bruder ist der einzige Mann, den ich momentan liebe und der ist hier in Germanien." Sie lächelte unsicher.

    So glücklich wie jetzt, war sie schon lange nicht mehr gewesen. Wie ein kleines Kind freute sie sich über das Wiedersehen mit ihrem Bruder und ließ sich gerne von ihm hochnehmen. Als er sie wieder abstellte, meinte sie frech. "Nunja, es ist nicht mein Haus. Da kann ich dich auch nicht reinbeten." Sie sah ihn an und lächelte. "Ich freu mich so sehr, dass es dir gut geht." Dann trat sie zur Seite und ließ Valerian natürlich eintreten.

    Es war schon komisch, was es manchmal für Zufälle gab. Gerade als Valentina durch die große Eingangshalle stromerte, klopfte es an der Türe. Suchend sah sich die junge Römerin um und da weit und breit niemand zu sehen war, ging sie eben zur Tür und öffente diese.
    Sie staunte nicht schlecht, als sie ihren Bruder davor stehen sah. Überglücklich fiel Valentina Valerian um den Hals. "Wie schön dich wieder zu sehen."

    Vor Freude hätte die junge Römerin fast in die Hände geklatscht, als Loki ihr von der Stelle in der Schola erzählte. "Genau soetwas meinte ich! Danke, ich werde Venusia so schnell wie möglich aufsuchen und sie nach dieser Stelle fragen."
    Glücklich endlich etwas in Aussicht zu haben, dass sie machen könnte, nippte die junge Römerin von ihrem Weinglas und sah mit geröteten Wangen zu ihrem Gesprächspartner. Sie war so euphorisch, dass sie seine nächsten Worte erst nach einer kleinen Pause wirlich verstand. Und da färbten sich ihre Wangen noch röter und verlegen senkte sie den Blick. "Meine Haarfarbe ist selten, ja." Stammelte sie etwas unsicher. Dann aber zwang sie sich, den Blick wieder zu heben und ihren Gegenüber anzusehen. "Mein Geheimnis? Nun, wenn es mein Geheimnis ist, darf ich es dir ja nicht sagen, oder?" Sie lächelte immer noch verlegen.

    Mit fliegenden Fingern öffnete Valentina den Brief ihres Brudesr und überflog die geschriebenen Worte so schnell, dass sie ihn ein zweites mal lesen musste, bevor sie den Sinn verstand.
    Er wollte sie besuchen kommen! Die junge Römerin konnte ihr Glück gar nicht fassen. Mit einem freudigen Seufzer lies sie sich in ihr Bett zurück fallen und drückte den Brief ganz fest an sich.